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Verfahren zur Trennung von Follikelhormon in peroral hochwirksame
und in peroral wenig wirksame Präparate Für die therapeutische Verwendung der Follikelhormonpräparate
hat sich die perorale Verabreichung als außerordentlich vorteilhaft erwiesen. Man
hat deshalb dauernd Versuche unternommen, möglichst hochwirksame peroral zu verabreichende
Präparate der Follikelhormone herzustellen, da die unmittelbar aus den üblichen
Ausgangsmaterialien erhaltenen Präparate peroral nur verhältnismäßig schlechte Wirksamkeit
aufweisen.
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Durch die Arbeit von S c h o e 11 e r, D o hi r n und Hohlweg (Med.
Journ. and Record 1930, S. 487) ist gezeigt worden, daß die perorale
Wirksamkeit von Follikelhormonpräparaten abhängig ist von Art und Menge bestimmter
natürlicher Begleitstoffe. Dementsprechend hat man durch Versuche nachweisen können,
daß von Präparaten, die aus Harn schwangerer Frauen gewonnen wurden, etwa die 5fache
Menge der subcutan wirksamen Dosis, in peroraler Form verabreicht, volle Wirkung
entfaltet. Von ähnlich hergestellten Präparaten aus Harn trächtiger Stuten ist aber
die 3ofache Menge notwendig, um bei peroraler Verabreichung die gleiche Wirkung
wie bei subcutaner zu erzielen.
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Es wurde nun gefunden, daß man zu peroral hochwirksamen Präparaten
aus dem Harn gravider Individuen (schwangerer Frauen und trächtiger Tiere) kommt,
wenn man die Rohpräparate einer Extraktion mit Wasser oder mit sehr verdünnten,
mit Wasser mischbaren organischen Lösungsmitteln unterwirft. In den Extrakt geht
dann ein Follikelhormonpräparat über, das sich bei der peroralen Prüfung höher wirksam
zeigt als das Ausgangsmaterial. Man erhält auf diesem Wege eine Trennung der gesamten
Mäuseeinheiten an Follikelhormon, die im Ausgangsmaterial vorhanden waren, in einen
peroral hochwirksamen Anteil und einen im Extraktionsrückstand verbleibenden Anteil,
der zwar subcutan die restliche Wirksamkeit besitzt, peroral aber eine bedeutend
schlechtere Wirkung als der erste Extrakt aufweist. Aus diesem Anteil läßt sich
das kristallisierte Follikelhormon in der gleichen Weise gewinnen wie aus dem Ausgangsmaterial,
so daß es für andere als peroral wirksame Präparate noch volle Brauchbarkeit besitzt.
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Man kann auch so verfahren, wenn man das Rohpräparat in mit Wasser
mischbaren organischen Lösungsmitteln löst und nunmehr diese Lösung, gegebenenfalls
nach vorheriger Filtration, in eine solche Menge Wasser unter gutem Rühren einbringt
bzw. damit versetzt, daß eine starke Verdünnung des benutzten Lösungsmittels erreicht
wird (etwa
5 bis io °/o). Hierbei scheidet sich der in der Flüssigkeit
unlösliche Teil in öliger Form ab, der durch geeignete technische Maßnahmen, beispielsweise
Filtrieren, gegebenenfalls unter Zuhilfenahme von Kieselgur, oder durch Abschleudern
von der Auflösung getrennt werden kann. Dampft man diese Lösung sodann zur Trockne
ein, so erhält man als Rückstand ein Präparat mit hoher peroraler Wirksamkeit.
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Das vorliegende Verfahren ist von großer technischer Bedeutung, da
es ermöglicht, aus Harn trächtiger Stuten, der wesentlich leichter und billiger
zu beschaffen ist als Harn schwangerer Frauen, peroral gut wirksame Präparate zu
gewinnen,. Beispiel i i kg eines rohen Follikelhormonpräparats aus 70o kg Harn trächtiger
Stuten, das noch sämtliche wirksamen Bestandteile des Ausgangsmaterials enthält
und etwa 6o Millionen M. E. entspricht, wird mit der iofachen Menge Wasser bei gewöhnlicher
Temperatur mehrmals gründlich durchgerührt und jedesmal von dem ungelöst gebliebenen
Anteil abgetrennt. Diese Prozedur wird mindestens dreimal wiederholt, die erhaltenen
wäßrigen Extrakte hierauf vereinigt und zur Trockne gedampft. Man erhält 480 g eines
Präparates, von welchem i g 12ooo M. E. entspricht. Von diesem Präparat benötigt
man bei peroraler Verabreichung nur die q.- bis 5fache Menge derjenigen, die in
subcutaner Form gegeben werden muß, um die gleiche Wirkung, beispielsweise Brunst
an der kastrierten weiblichen Maus, zu erreichen. Der zurückbleibende Anteil von
5:2o g zeigt pro Gramm etwa ioo ooo M. E. Jedoch benötigt man von diesem Präparat
die etwa 5ofache Menge, um bei peroraler Verabreichung den gleichen Effekt zu erzielen
wie bei subcutaner.
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Um die Extraktion mit Wasser zu erleichtern, empfiehlt es sich, das
Ausgangsmaterial vor Beginn der Extraktion mit etwa der 2- bis 3fachen Menge eines
indifferenten, möglichst porösen Materials, wie. beispielsweise Kieselgur oder Silicagel,
zu vermischen und erst dann die Extraktion mit Wasser bei gewöhnlicher Temperatur
vorzunehmen. In diesem Fall muß man den Rückstand 'des Extraktes nach dem Verdampfen
nochmals mit einem organischen Lösungsmittel aufnehmen, wozu sich am besten Alkohol
oder Aceton eignet, um mitgerissene Anteile des indifferenten Hilfskörpers zu entfernen.
Dieselben Lösungsmittel können auch zur Extraktion des in dem indifferenten Material
verbleibenden Extraktionsrückstandes dienen, so daß kein Verlust an wirksamem Material
eintritt.
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An Stelle des Wassers kann zur Extraktion ein etwa 5- bis ioprozentiger
wäßriger Alkohol oder eine ebensolche Acetonlösung verwendet werden. Man kommt dann
mit geringeren Mengen an Extraktionsmitteln aus. Beispiel 2-i kg eines rohen Follikelhormonpräparates
aus Harn gravider Frauen, das etwa qo Millionen M. E. enthält, wird mit 2 bis 3
kg Kieselgur angerührt und dann mit der 5- bis iofachen Menge Wasser mehrmals extrahiert.
Die wäßrigen Extrakte werden zur Trockne gedampft und sodann mit Aceton aufgenommen,
vom Ungelösten filtriert und das Lösungsmittel wieder verdampft. Vom Rückstand wird
bei peroraler Verabreichung zur Erreichung der Vollbrunst beim kastrierten Nagerweibchen
etwa die doppelte Menge gebraucht, wie bei subcutaner Verabreichung benötigt, während
man vom Ausgangsmaterial die 5- bis iofache Menge braucht. Beispiel 3 Man löst ein
aus Harn trächtiger Stuten gewonnenes Rohhormonpräparat, das pro Gramm 6o ooo bis
8o ooo M. E. aufweist, in der i o- bis i 5fachen Menge Äthylalkohol auf und .schüttet
die Lösung unter Rühren in die ioo- bis Zoofache Menge Wasser ein. Nach einigem
Stehen hat sich das Ungelöste in öliger Form abgeschieden. Die überstehende Lösung
kann nun durch Dekantation oder durch Filtration von dem Ungelösten abgetrennt werden,
worauf sie eingedampft wird. Es hinterbleiben 5 bis io °/o vom Gewicht des Ausgangsmaterials.
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An Stelle des Äthylalkohols kann man andere mit Wasser mischbare organische
Lösungsmittel, wie beispielsweise Methylalkohol, Aceton usw., zur Anwendung bringen.