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Verfahren zur Gewinnung spezifischer Impfstoffe. Durch das Patent
396663 ist ein Verfahren geschützt, nach welchem es gelingt, iden Zellinhalt
von Bakterien mit Hilfe des elektrischen Gleichstromes in Freiheit zu setzen. Es
wurde nun festgestellt, daß die ;spezifig,chen Antiggene im Zellinhalt der meisten
Bakterien ungemein labile Stoffe sind, die beim Aufhewahren sehr rasch einer Zersetzung
unterliegen, wodurch die betreffenden Extrakte nach kürzerer oder längezer Zeit
ihre Wirksam,keit einbüßen oder doch eine starke Abschwäch-ung erfahren. Demgegenüber
wurde nun -efunden, da3 man diesen #spezifis,chen Antigenen eine dauernde Haltbarkeit
dadurch verleihen kann, daß man ihren Lösungen sc#-,genannte Schutzkolloide, und
zwar am besten "enuine Eiweißkörper hinzufügt. Lösungen von spezifischen #Antigenen
bleiben bei Gegenwart von gelösten genuinen Eiweißkörpern lange Zeit hindurch vollkommen
unverändert haltbar, wenn in den betreffenden Lösungen Ausscheidungen ungelöster
Eiweißkörper vermieden werden. Wollte man beispielsnreise der Lösung eines spezifischen
Antigens zur Konservierung normales Blutsertim. beifügen, so würde bei längerem,
Aufbewahr6n -dieses Gemisches sehr bald ein Niederschlag von Eit-lobulinen entstehen,
mit welcher Abscheidung, auch eine Schäd#igu#%-# des spezifischen Antigens, wie
die Erfahrung gelehrt hat, verbunden ist. Man wird also zur Konservierung der Lösungen
spezifischer Antigene mit Vorteil solche Eiweißistoffe verwenden, bei welchen eine
Abscheidung ungelöster Stoffe aus-'rr S
"e chlossen erscheint. Besonders eigmen
sich hierzu an sich lösliche Eiweißstoffe wie Paragiobulineund Albumine oder deren
Gemische. Die Anwendung von Paraglobulinen und AJ-btiminen für diese Zwecke besitzt
noch den großen Vorteill, daß man die Extraktion der Zellen und die Gewinnung von
Paragglohulinen und, Albuminen aus normalem Serum in einem Arbeitsgang mit Hilfe
des elektrischen Stromes vornehmen kann. Die nachstehenden Beispiele werden die
hier obwaltenden Verhältnisse am besten klarlegen.
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i. Aus einer Bouillonkultur von vir-ulenten Schweinerotlaufbazillen
wenden die Bakterien mit Hilfe der Zentrifuge abgeschleudlert, gewaschen und mit
normalem Pferdeblutserum aufgeschwemmt. Das Gemisch wird in den Mittelraum eines
elektroosmotischen Dreizellenapparates gebracht, der in bekannter Weise aus einem
durch zwei Elektroden und Diaphrag#nen. in (drei Kammern geteilten Behälter -besteht
und in ihm der Einwirkung eines elektrischen Gleichstromes von io bis 12 Amperen
drei Stunden lang ausgesetz::t. Zur Konstanterhaltungg des elektrischen Strome wurde
dem Gemisch, sobald die Stromstärke sank, eine geringe Menge einer ioprozenÜgen
Kochsalzlös,ting beigegeben. Die Temperatur wurde durch einen Strom fließenden Wassers
im Anodein- und Kathodenraum so geregelt,
daß sie 25' niemals
überschritt. Nach Ab-
lauf #dieser Zeit wurde der Zusatz von Kochsalzlösung
unterlassen, die ini Gemisch befindlichen Elektrolyte wurden durch den ei-oktriscben
Strom allmählich beseitigt. Die Stromstärke sank bei zunehmender Spannung bis auf
o,4 Ainperen. In dieseni Stadium, in welch-Lin fast vollkommene Ele#ltrolytfreiheit
erreicht war, entstand ini Geinisch von Seruni und Bakterien eine starke --1#tisseliei-dung
von Eti#lylol-)tili#il. Die EinwirkLin- wurde hierauf unterbrochen, das Geni:isch
aus idem. 'Mittelrauni entfernt und init Hilft der Zentrifuge Z,
die Trennung
ein-er voltkomnien klaren, schwach gelb gefärbten Flüssigkeit und eines ans Englobtilin
und' Bakterienresteii J#e-stehenden Bodensatzes vorgenommen. Bei der Priifung ini,
Tierexperinient zeigte es sich, daß die klare Flüssigkeit hervorragende iiririi#1,ini--
ZD .,iereti#le Eigenschaften besaß. 0,1 cent id-es eiweißreichen Extraktes
schützen weiße Mäuse vor'der Infektion mit dem Vielfachen einer tödlichen Dosis
lebender Rotlatl[fl)a7ii1ilon. Derselhe Impfstoff zeigte nach drei Monaten, wiewohl
er ohne jede besonderen #Torsichtsinlaßregeln aufbewahrt worden war, noch dieselbe
\\'irk-sattil,eit.
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2. Eine Schweinerotlaufkultur in Nährbouillon wurde ni,it dein gleichen
Volumen von nuriniale.in Pfordeblutserum versetzt, drurch Schütteln h(,mogenisiert
und ingleicberWeise uie unter i ;dargestellt, der Einwirkung eines kunstanten elektrischen
Stromes unterworfen. l's zeigte sieh hierbei, daß die in der Nähr-1)011iJ#,loti
vorhandenen Albuniosen und Peptone ,las kathodi sehe Di-#iplira"-ii).i durchdringen
und aus dein Gciiii,sch abwandern, so daß man zum Schluß nach der Abscheidung von
Eu-und Bakterienresten eine klare Lö--,nug v(xi Extraktivstoffen und gelösten Eiweißkörperii
erhält. A.uch d.iese zeigten die gieichen ininnti,nisatorischen Eiggenschaften wie
der unter i -vschi.I!derte Impfstoff. Seine \#7ir"aiiik-eit erfuhr beini Aufbewahren
keinerlei Abschwächung.
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Gleich günstige Resultate wurden #mit. einer großen Anzahl anderer
pathogener Bakterien erha.1ten.
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Für die HerstelluTg spezifischer Impfstoffe mußte es als ein großer
Vorteil angesehen werdün, wenn diese imstande waren, nicht nur aktive, sondern gleichzeitig
auch passive Inznunität zu erzeugen. Der Nachteil aller bisher zur passiven Imniunisierung
benutzten Impfstoffe liegt darin, daß die von ihnen erzeugte Iiiiiniunität erst
nach Ablauf einer geratunen Zeit (8 bis 14 Tage) in die Erscheinung tritt.* Die
schutzgeimpften Individuen waren in der Zeit, die zwischen Impfung und Eintritt
der Immunität verstrich, der Gefahr der Infektion ausgesetzt, die nach Urteil vie-ZD
ler Fachleute sogar durch die Impfung eine Stei,gerung erfahren soll (negative Phase).
Um diesem Übelstand abzuhelfen, wurde so verfahren, diaß an Stelle :des normalen
Serunis bei der Herstellung g von spezifischen Impfstoffen mit H-ilf-e des elektrischen
Stromesspezifisches Immunserum, gewählt wurde. Beispielsweise wurde also zur Herstellung
eines linpfstoffes gegen Schweinerotlauf das Gemisch einer Bouillonkultur virtilenter
Schweinerotlaufb,azillen mit dein gleichen Volumen eines gut wirksamen Schweinerotlaufsertims
in dein Dreizellenapparat der Einwirkung des elektrischen Stromes untervorfen. Die
Reaktion verlief in allen ihren Teilen (Miau wie vorher -eschil(dert, jedoch untersieh
der erhaltene 1,mpfstx>ff von dern früheren dadurch, -daß er Versuchstieren sofort
nach der Impfung einen starken passiven Schutz verlieh, so daß man die Tiere bereits
wenige Stunden später mit viruleiiten Kulturen infizieren konnte, ohne sie in irgendeiner
Weise zu schädigen.
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,Ein -leich Resultat witirde, bei Z, ZD zn Geflügelcholera,
bei Streptokokken, Pneuniok# kokken, Meningokokken usw. erzielt.
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In dein Hauptpatent wurde dargelegt, daß bei bestkumten Bakterienarten
#die ilnmitinisatorische Wirkung nicht auf fdie gelösten Stofie aus clem Bakterien-inhalt
lyesebränkt ist, sondern entweder den Bakterienhüllen allein anhaftet oder sich
auf gelöste und unlösliche Bestandteile verteilt. In diesem Falle wird man so verfahren
müssen, daß mm nicht die klare L5suing vonEiweißstoffen, undBakteriviiinlialt, sondern
den be-i dem elektrischen Verfahren erhaltenen Rückstand, welcher ans Euglobulinen
und Bakterienhüllen besteht, zur Herstellung der spezifischen Impfstoffe verwendet.
Dieses Gemisch wird dann mit Hilfe von elelztrülytlialt,igein schwach alkalische,ii
Wasser in Lösung -ebracht und. durch , 2n geeignete Verdünnung auf spezifische
Impfstoffe verarbeitet.