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Verfahren zum Färben von mineralisch gegerbtem Leder Beim Färben von
mineralisch gegerbtem Leder mit sauren oder substantiven Farbstoffen ist es erwiinscht,
claß die Farbstoffe das Leder nicht nur oberflächlich färben, sondern auch in die
Innenschichten eindringen. Ein derart gefärbtes Leder verhält sich beispielsweise
als Schuhoberleder vorteilhaft, da bei Verletzungen nicht die ungefärbte Innenschicht
sichtbar wird.
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Eine Durchfärbung läßt sich zwar mit gewissen Farbstoffen erreichen.
Da solche aber nicht in allen gewünschten Farbtönen, vor allem nicht in der Reihe
der schwarzen Farbstoffe, und mit jedem Grad des Ein- oder Durchfärbevermögens zur
Verfügung stehen, sind Hilfsmittel enviinscht, die es ermöglichen, beispielsweise
durch Zugabe zum Färbebad, den Grad des Eindringens eines sauren oder substantiven
Farbstoffes in mineralisch gegerbtes Leder beliebig zu steigern. Eine derartige
Wirkung kann man z.13. durch Zusatz von Alkali erzielen; (lies führt jedoch zu einschneidenden
Veränderungen der Eigenschaften des Leders. Es verliert z. B. seine Standfestigkeit,
erhält ein grobes Narbenbild oder wird losnarbig und bekommt einen strohigen, leeren
Griff, so daß es z. B. nicht mehr als Schuhoberleder verwendet werden kann.
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Es ist auch bekannt, mit Hilfe der neutralen Salze gerbender Sulfonsäuren,
z. B. des Natriumsalzes eines Kondensationsproduktes von @-Naphthalinsulfonsäüre
mit
Formaldehyd, saure Farbstoffe auf mineralisch gegerbtem Leder zum Durchfärben zu
bringen. Hierbei werden die gerbenden Sulfonsäuren an das Leder gebunden, d. h.
es wird eine Nachgerbung des mineralisch gegerbten Leders bewirkt. Dadurch ändern
sich aber, was man gerade nicht will, die Eigenschaften des Leders; es wird beispielsweise
voller, saugfähiger und weniger elastisch.
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Es wurde nun gefunden, daß man mineralisch gegerbtes Leder mit sauren
oder substantiven Farbstoffen ohne unerwünschte Änderungen seiner Eigenschaften
weitgehend ein- oder durchfärben kann, wenn man als Hilfsmittel neutral oder schwach
sauer reagierende Salze organischer Säuren anwendet, die mindestens drei polare
Gruppen enthalten, jedoch nicht gerbend oder entgerbend wirken.. Derartige Salze
sind beispielsweise die neutralen oder schwach sauer reagierenden Salze der :"lsparaginsäure,
der Glutaminsäure, auch auf PH = 5 eingestellte Hydrolysate von Polypeptiden, die
diese Aminosäuren in größeren Mengen enthalten, weiter die neutral oder schwach
sauer reagierenden Salze der Nitrilotriessigsäure, der Anthranilodiessigsäure, der
Aminobenzoldisulfonsäuren, der 4-Aminophenöl-2, 6-disulfonsäure, der Aminophetiolmotiosulfonsäuren,
der o-Aminosalicylsäure, der Sulfoanthranilsäure, der Nitranilinsulfonsäuren, der
6-Nitro-2-aminophenol-4-Sulfonsäure, der Resorcvlsäuren, der Pyrrogallol-5-sulfonsäure,
der FZesorcinsulfonsäure, der Sulfophthalsäure, der Phenylglycin-o-carbonsäure,
der Naphtholdisulfonsäuren, der Naphtholcarbonsulfonsäuren, der 7-Sulfo-3, 5-dioxynaphthoesäure-(2)
und i, 8-Dioxytiaphthalindisulfonsäure-(3, 6).
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Die Behandlung des Leders mit den genannten Salzen kann vor oder nach
der Färbung oder auch gleichzeitig mit ihr vorgenommen werden. Sie bewirkt eine
Steigerung des Durchdringens des Farbstoffs, so daß man jede gewünschte Tiefenfärbung
erzielen kann, ohne daß sich die Eigenschaften des Leders ändern.
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Beispiel i ioo kg gefalztes und entsäuertes Chromkalbleder werden
im Walkfaß mit 15o l Wasser von 30°, worin i kg eines neutral reagierenden Natriumsalzes
der Asparaginsäure.gelöst ist, i Stunde lang bewegt, anschließend in einem neuen
Bad aus 150 1 Wasser von Goa, das i kg Chicagoblau 6 B (Schultz, Farbstofftabellen
1931, Nr. 51o) gelöst enthält, wieder i Stunde lang bewegt und dann wie üblich gefettet
und fertiggestellt. Das Leder ist zu etwa 5o% seines Querschnittes eingefärbt, während
eine Färbung ohne das genannte Salz nur in die oberste Lederschicht eindringt.
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Beispiele ioo kg gefalztes und entsäuertes Chromziegenleder werden
im Walkfaß mit 15o 1 Wasser von 6o°, worin i kg Amidogelb E (S c h u 1 t x , Farbstofftabellen
1931, Nr. 16) gelöst ist, 4o %litiuten lang bewegt. Hierauf setzt man dem
Färbebad i kg des neutral eingestellten Natriumsalzes der ß-Sulfophthalsäure zusammen
mit den üblichen Fettstoffen zu, walkt noch i Stunde weiter und stellt das Leder
wie üblich fertig. Es ist völlig durchgefärbt, im Gegensatz zu dem ohne das Hilfsmittel
gefärbten Leder, das nur zu etwa 30 bis 40% seines Querschnittes eingefärbt ist.
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Beispiel 3 ioo kg gefalztes und entsäuertes Schafleder, das mit einer
Kombination vom Chrom- und Aluminiumsalzen gegerbt ist, werden im Walkfaß mit 2001
Wasser von 6o°, worin i kg Diaminschwarz B H (Schultz, Farbstofftabellen 1931, Nr.
393) sowie 2 kg des neutral reagierenden Salzes der 2, 4-Sulfoanthranilsäure gelöst
sind, i Stunde lang bewegt und danach wie üblich fertiggestellt. Das Leder ist vollständig
durchgefärbt, während man ohne Zusatz des genannten Salzes nur eine oberflächliche
Färbung erzielt.
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Beispiel 4 ioo kg mit Eisensalzen gegerbtes, gefalztes und entsäuertes
Rindsleder werden im Walkfaß mit Zoo kg Wasser von 6o°, das i kg Direkttiefschwarz
E extra (S c 1i u 1 t z, Farbstoff tabellen 1931; Nr. 671) sowie 2 kg des mit Ammoniak
auf pH = 5 eingestellten Salzes der Nitrilotriessigsäure gelöst enthält, i Stunde
lang bewegt. Das erhaltene Leder ist zur Hälfte seines Querschnittes eingefärbt,
während ohne den beschriebenen Zusatz nur die Oberfläche des Leders angefärbt wird.