DE74619C - Verfahren zur Darstellung von Pyrazolderivaten aus /5-Diketonen oder /?-Ketoaldehyden der Fettreihe mit Hydrazin - Google Patents

Verfahren zur Darstellung von Pyrazolderivaten aus /5-Diketonen oder /?-Ketoaldehyden der Fettreihe mit Hydrazin

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Description

KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
KLASSE 12: Chemische Apparate und Peocesse.
Dr. L KNORR in JENA.
Fettreihe mit Hydrazin.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 7. September 1893 ab.
Es ist vor längerer Zeit durch Versuche von dem Erfinder dargethan worden, dafs ß-Diketone der allgemeinen Formel
R1-CO-CHR2-CO-R3
mit Phenylhydrazin unter Bildung von Pyrazolen reagiren. So z. B. liefert der Benzoylacetessigester mit Phenylhydrazin den 1 ■ 5-Diphenyl-3-methylpyrazol-4-carbonsäureester:
N = H2 + OC-
CO-CH-CO2C2H5 CH
In ganz derselben Weise vermögen die ß-Diketone auch, wie Erfinder neuerdings festgestellt hat, mit Hydrazinhydrat oder ebensogut mit Hydrazinsulfat und Alkalien unter Bildung von Pyrazolen zu reagiren. So z. B. liefert Acetylaceton mit Hydrazinhydrat oder mit Hydrazinsulfat und Kalilauge das 3 · 5-Dimethylpyrazol:
= 2 H2
N C—CRH
H3C-C-C-CO^C2H5.
NH-N
HC-
^C-CH
Acetonoxalsä'ure condensirt sich in analoger Weise mit dem Hydrazinhydrat oder den Salzen des Hydrazins bei Gegenwart von Alkalien unter Bildung der Methylpyrazolcarbonsäure, Schmelzpunkt 2360:
,NH-N
HC-C 5
CH'
C C O OH oder H3 C — C 4
CH''
5 C-C 0OH.
Formylaceton condensirt sich mit Hydrazinhydrat bezw. Hydrazinsulfat und Alkali zu Methylpyrazol vom Siedepunkt 2020 (uncorrigirt).
Die Methylpyrazolcarbonsäure, Schmelzpunkt 2360, und das Methylpyrazol, Siedepunkt 2020, welche auf solche Weise erhalten werden können, lassen sich leicht nach bekannten Methoden in das Pyrazol überführen.
Erfinder selbst hat früher gemeinschaftlich mit Laubmann an verschiedenen Beispielen gezeigt, däfs sich Homologe des Phenylpyrazols durch Oxydation, insbesondere durch Kaliumpermanganat, leicht zu Carbonsäuren oxydiren
lassen, und dafs solche Carbonsäuren bei der Destillation glatt Kohlensäure abspalten (Berichte d. d. ehem. Ges. 22, S. 172).
In gleicher Weise haben Buchner aus Pyrazoltricarbonsäure durch Erhitzen Pyrazol (Annäl. 237, S. 251) und G. Marchetti (Ber. 25, Ref. S. 744) aus Methylpyrazolcarbonsäure Methylpyrazol erhalten.
Wendet man diese Methoden der Oxydation und der trockenen Destillation auf die Methylpyrazolcarbonsäure, gewonnen aus Acetonoxalsäure, und das Methylpyrazol, gewonnen aus Formylaceton, an, so kann man aus beiden Verbindungen leicht das bisher schwer zugängliche, zuerst von Balbiano (Ber. 23, 1103) aUs Epichlorhydrin und Hydrazinhydrat gegewonnene Pyrazol darstellen. Die Methylpyrazolcarbonsäure liefert destillirt Methylpyrazol (Siedepunkt 202 °), mit Permanganat aber Pyrazoldicarbonsäure (Zersetzungspunkt 2900), welche selbst bei der Destillation in 2 Molecule Kohlensäure und freies Pyrazol zerfällt. Methylpyrazol (Siedepunkt 2020) wird durch Oxydation in Pyrazolmonocarbonsäure (Zersetzungspunkt 213 ° unscharf) verwandelt, die bei der Destillation ebenfalls glatt in Kohlensäure und Pyrazol zerfällt.
I. a) Darstellung der Methylpyrazolcarbonsäure.
180 Theile (1 Molecül) Natriumsalz des Acetonoxalesters (bereitet nach der Vorschrift Claisen's) werden in Kalilauge eingetragen, die 56 Theile (1 Molecül) Kalihydrat in 750 Theilen Wasser enthält. Nach circa Y2 Stunde ist die Verseifung des Esters vollendet, und es werden jetzt unter Wasserkühlung 130 Theile (1 Molecül) fein zerriebenes Hydrazinsulfat unter Umrühren eingetragen. Das Sulfat löst sich auf und die Methylpyrazolcarbonsäure scheidet sich als schwerer, sandiger Niederschlag aus. Sie wird mit Wasser gewaschen und kann aus heifsem Wasser umkrystallisirt werden. Zersetzungspunkt 2360. Sie ist schwer löslich in Wasser, Alkohol und Aether.
Bemerkung: Man kann natürlich auch, aber weniger vortheilhaft, aus dem Natronsalz des Acetonoxalesters mit Hydrazinsulfat den Methylpyrazolcarbonsäureester und aus diesem durch Verseifung die Methylpyrazolcarbonsäure gewinnen.
b) Destillation der Methylpyrazolcarbonsäure.
Beliebige Quantitäten der Methylpyrazolcarbonsäure werden in einem Destillirgefäfs über freier Flamme erhitzt. Die Säure schmilzt unter lebhaftem Aufschäumen zusammen und Methylpyrazol destillirt über. Man erhält von dem reinen, bei 2020 (uncorrigirt) siedenden Methylpyrazol circa 80 pCt. der nach der Gleichung
C1H5K2 ■ COOH= C4H6N2 + CO.,
berechneten Menge, wenn man Sorge trägt, dafs die Zersetzung der Säure langsam vor sich geht. Erhitzt man zu schnell, so sublimirt ein kleiner Theil der Säure in die Vorlage.
Das Methylpyrazol vom Siedepunkt 202° ist leicht löslich in Wasser, Alkohol, Aether und den übrigen gebräuchlichen Lösungsmitteln. Es hat einen charakteristischen süfslichen Geruch, mit Wasserdämpfen verflüchtigt es sich aber ziemlich langsam.
Das Pikrat krystallisirt aus Wasser in Blättchen vom Siedepunkt 141 bis 1420. Das Chloroplatina t besitzt die Zusammensetzung (C4H6N2 H Cl)2 PtCl6 + 2 aq.
Mit ammoniakalischer Silberlösung und mit Sublimatlösung liefert die wässerige Lösung der Base amorphe weifse, unlösliche Niederschläge. Silbernitrat fällt aus der wässerigen Lösung eine in Lamellen hübsch krystallisirende Verbindung von der Zusammensetzung (C4H6N2J2AgNO3 (Siedepunkt 121 °). Sublimat fällt aus der wässerigen Lösung des salzsauren Methylpyrazols eine in Nadeln krystallisirende Verbindung von der Formel (C4 H6 N2J23 Hg Cl2 und dem Schmelzpunkt 165 bis i68°.
c) Oxydation des Methylpyrazols zifr Pyrazolcarbonsäure.
82 Theile der Base werden in Wasser gelöst und unter stetigem Umrühren und Einleiten von Kohlensäure 316 Theile fein gepulvertes Kaliumpermanganat (2 Molecule) allmälig eingetragen. Nach einigen Stunden ist die Oxydation beendet, der Braunstein wird abfiltrirt, das Filtrat stark eingeengt und die Pyrazolcarbonsäure aus der Salzlösung durch Mineralsäuren in Freiheit gesetzt.
Sie krystallisirt aus Wasser in Prismen vom Zersetzungspunkte 2130 (unscharf). Die Säure ist in Wasser und Alkohol ziemlich leicht löslich, löslich auch in Aether und Eisessig, unlöslich in Benzol, Chloroform und Ligroin. Beim langsamen Destilliren zerfällt die Säure glatt in C O2 und Pyrazol.
II. Oxydation derMethylpyrazolcarb.onsäure zur Pyrazoldicarbonsäure. 126 Theile der Methylpyrazolcarbonsäure werden in Kalilauge, enthaltend 56 Theile Kalihydrat in 250 Theilen Wasser, gelöst, und in die auf dem Wasserbad erhitzte Lösung werden unter stetem Umrühren und Einleiten von Kohlensäure 350 Theile fein gepulvertes Kaliumpermanganat allmälig eingetragen. Nach einigen Stunden ist die Oxydation beendet, der Braunstein wird abfiltrirt und die Pyrazoldicarbonsäure kann zum gröfsten Theil
zweckmäfsig in Form des sauren Kalisalzes durch Zufügen von überschüssigem Eisessig (130 g) ausgefällt werden.
Dieses saure Kalisalz von der Zusammensetzung C5H3N2O4K ist sehr schwer löslich in kaltem Wasser. Es wird durch heifse Salzsäure leicht in die Dicarbonsäure verwandelt.
Je loo g des Kalisalzes werden in Y2 1 kochender 5 procentiger Salzsäure gelöst. Beim Erkalten krystallisirt die Dicarbonsäure in langen haarfeinen Nadeln aus. Sie krystallisirt aus heifsem Wasser mit 1 Molecül Krystallwasser. Die getrocknete Säure schmilzt unter Zersetzung bei 289 bis 2900 (sie ist auf anderem Wege bereits von Buchner, Ann.273, S. 248, erhalten worden).
Wird die scharf getrocknete Pyrazoldicarbonsäure langsam destilirt, so zerfällt sie glatt in 2 Molecule C O2 und Pyrazol, das im Destillat sofort erstarrt und in nahezu theoretischer Ausbeute erhalten wird.
III. Darstellung des Methylpyrazols aus
Formylaceton.
108 Theile Natriumformylaceton (bereitet nach Claisen und Stylos, Ber. 21, 1144) werden in wenig Wasser gelöst. In diese Lösung werden 130 Theile fein gepulvertes Hydrazinsulfat und 40 Theile Natronhydrat, gelöst in wenig Wasser, eingetragen. Die Reaction giebt sich durch Erwärmung kund und das Methylpyrazol scheidet sich als Oelschicht auf der Mutterlauge ab. Nach Zusatz von sehr starker Natronlauge wird die Abscheidung ziemlich vollständig, und es kann das Methylpyrazol direct abgehoben und fractionirt werden. Den Rest kann man der Mutterlauge durch Aether entziehen. Die getrocknete Base geht bei der ersten Destillation zwischen 198 und 2100 über. Nach kurzem Fractioniren siedet sie bei 2020 (uncorrigirt).
Die genannten Condensationsproducte sollen zu medicinischen Zwecken und zur Herstellung des freien Pyrazols nach dem bekannten Verfahren der Oxydation und Destillation Verwendung finden. -

Claims (3)

Patent-Ansprüche:
1. Verfahren zur Darstellung von Pyrazolderivaten, darin bestehend, dafs man ß-Diketone bezw. ß-Ketoaldehyde der Fettreihe mit Hydrazinhydrat oder Hydrazinsalzen condensirt. ■
2. Verfahren zur Darstellung von 5-Methylpyrazol unter Benutzung von Formylaceton bei dem nach Anspruch 1. geschützten Verfahren.
3. Verfahren zur Darstellung von 5-Methylpyrazol-3-carbonsäure unter Benutzung von Acetonoxalsäure bei dem durch Anspruch 1. geschützten Verfahren.
DENDAT74619D Verfahren zur Darstellung von Pyrazolderivaten aus /5-Diketonen oder /?-Ketoaldehyden der Fettreihe mit Hydrazin Expired - Lifetime DE74619C (de)

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Cited By (1)

* Cited by examiner, † Cited by third party
Publication number Priority date Publication date Assignee Title
DE1143515B (de) * 1960-04-14 1963-02-14 Bayer Ag Verfahren zur Herstellung von Arylaminopyrazolen

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* Cited by examiner, † Cited by third party
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DE1143515B (de) * 1960-04-14 1963-02-14 Bayer Ag Verfahren zur Herstellung von Arylaminopyrazolen

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