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Verfahren zum Weichen von trockenen Häuten und Fellen aller Art Die
in der Gerberei und in Pelzzurichtereien zur Verarbeitung kommenden Häute, Felle
und Pelzfelle. kommen meistens in ge-
trocknetem, oder gesalzenem Zustand
zur Weiterbehandlung und müssen deshalb vor ihrer Verarbeitung wieder in eine dem
ursprünglichen Zustand nahekommende Verfassung ;gebracht werden. Zu diesem Zweck
werden die Häute und Felle in Wasser geweicht, um sie möglichst in den ursprüng=
lichen Zustand zu versetzen, d. h. insbesondere bei Trockenhäuten diese auf den
Wassergehalt der Frischhaut zu bringen.
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Das Weichen von getrockneten Fellen und Häuten bereitet deshalb Schwiea-igkeiten,
weil das getrocknete Kollagen nur langsam wieder Wasser aufnimmt. Lange Weichzeiten
bringen jedoch die Gefahr mit sich, daß infolge des anhaftenden Schmutzes, insbesondere
in der wärmeren Jahreszeit, sehr bald Fäulnis einsetzt, wodurch Verluste an Hautsubstanz
entstehen und auch sonst die Güte der Felle erheblich leidet.
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Da sich mit Wasser allein der Weichvorgang in vielen Fällen nicht
befriedigend durchführen läßt, so hat man zur Beschleunigung dem Weichwasser bereits
Säuren oder Alkalien zugesetzt, welche die Haut zum Quellen bringen und dadurch
die Wasseraufnahme erleichtern. Als besonders wirksam hat sich vor :allem die ,alkalische
Weiche, erwiesen, weil sie durch ihre fettverseifende Wirkung den Netzvorgang zu
fördern vermag. So ist z. B. bekannt, als Weichmittel eine
3@`üige
Lösung eines Gemisches aus 7oTeil.en Trinatriumph osphat, 2o Teilen Natriumcarbonat
und ioTeilen Marsedler Seife zu verwenden. Der p11-Weit der Lösung liegt über 12.
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Nach einem anderen bekannten Verfahren wird die Weiche mit -der Losung
einer Mischung von Phosphaten und Natriumbicarbon.at und bei einer pH-Einstellung
&i: Lösung von 8 bis 11,8 durchgefühlt.
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Für die Verarbeitung der Haut ist jedoch nicht nur der richtige Wassergehalt
von wesentlicher Bedeutung, sondern auch ihr Quellungszustan:d. Die richtig geweichte
Haut soll in dem verfallenen Zustand vorliegen, den sie nach dem Abziehen vom Tier
aufweist. Die saure sowie die.alkalische Weiche stellen keine idta1c Lösung des
Weichvorganges dar, zumal ihnen auch folgende Nachteile anhaften. Säuren und Alkalien
greifen nämlich die Haut an und führen zu einem unerwünschten Hautsubstanzabbau.
Bes.ondels augenscheinlich tritt die hautsubs:tanzschädigende Wirkt= beim Weichen
von Fellen in Erscheinung. Weicht man diese beispielsweise mit einer Mischung von
Trinatriumphosphat, Soda und Marseiller Seife auf, so verliert das Fell den größten
Teil seiner Haare bei der nachfolgenden Streckung. Die besonders empfindlichen Haare
werden auch hei Anwendung der alkalischen Weiche in ihrer Qualität beeinträchtigt,
wenn die Haare für sich gewonnen werden sollen. Das Haar von so behandelten Häuten
und Fellen ist wesentlich spröder als dasjenige, das von mit nicht alkalischen Mitteln
geweichtem Gut gewonnen ist. Man hat deshalb bereits nach Mitteln gesucht, die bei
neutraler Reaktion den Weichvorgang begünstigen. Solche Mittel sind neutral reagierende
Netzmittel, wie z. B. Salze aromatischer Sulfonsäuren, Ammonium-Rhodanat us,v. Schließlich
ist es auch bereits bekannt, Enzymlösungen in schiwach alkalischer Einstellung zum
Weichen von Pelzfellen zu verwenden. Die Beschleunigungswirkung dieser Mittel ist
jedoch sehr beschränkt.
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Es wurde nun gefunden, daß man unter Vermeidung der Hautquelluing
eine unerwartet schnelle und gleichmäßige @Vasseraufnahine getrockneter Häute und
Felle unter Vet-tvendung von phosphorsauren Salzen erzielen kann, wenn man die Weiche
mit solchen Lösungen dieser Salze vornimmt, die eine pH-Einstellung von 5 bis 8,
insbesondere eine solche von etwa 6, aufweisen. Die dabei auftretende Beschleunigung
der Weiche ist überraschend groß. Sie kommt auch schon in sehr geringen Konzentrationen,
wie z. B. in o,o5- bis o,io,`oigen Bädern, deutlich zur Geltung. In konzentrierten
Lösungen ist sie entsprechend stärker. So beträgt z. B. die Wasseraufnahme von stark
getrockneter flaut m einer 2%igen Natriumhexametaphosphatlösung (pH-Wert= 6) nach
2 Tagen 26601o gegenüber iä5@`o in reinem Wasser. Nach 8 Tagen ist in der Metaphosphatl.ösung
mit 4o60'o das Maximum der Wasseraufnahme erreicht, während die flaut in reinem
Wasser ..im gleichen Zeitraum nur 1310,0 Wasser auf-,-genommen hat. Der besondere
Vorteil des :,erfindungsgemäßen Verfahrens liegt somit ,!darin, daß die optimale
Wirksamkeit der Phosphate m einem pH-Bereich von 6 bis 7 zur Anwendung gelangt und
daß somit die Weiche in neutraler Lösung durchgeführt wird. Es tritt daher keinerlei
unnormale Schwellung bei dem Weichvorganig auf, sondern die getrocknete Haut nimmt
sehr bald die Beschaffenheit einer vom Tier frisch abgezogenen Haut an. Die erfindungsgemäße
Arbeitsweise wirkt auch außerordentlich schonend, da die Menge der gelösten Eiweißsubstanz
gering "fr ist als bei einer Weiche in reinem Wasser in gleichem Zeitraum selbst
unter sterilen Bedingungen, obwohl die Wasseraufnahme sehr viel schneller vonstatten
geht.
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Durch die erhebliche Abkürzung der Weichdauer ist es im allgemeinen
nicht erforderlich, den erfindungsgemäßen Behandlungsflotten noch konservierende
Stoffe zuzusetzen. Selbstverständlich läßt sich aber auch das neue Verfahren in
der Weise durchführen, daß man den Weichbädern außerdem noch andere übliche Zusätze,
wie Netz- und bzw. oder konservierende Stoffe, beifügt.
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Eine besonders wirksame Ausführungsform des beanspruchten Verfahrens
besteht darin, daß man Lösungen in dem erfindungsgemäßen p11-Bereich von Salzen
solcher Phosphorsäuren verwendet, die wasserärmer sind als Orthophosphorsäure. Solche
Salze zeichnen sich vor anderen Phosphaten dadurch aus, daß sie auf Blut und sonstige
Verschmutzungen stark lösend wirken. Mit Salzen dieser Säuren geweichte Häute und
Felle neigen infolge der Entfernung der leicht zersetzlichen Verschmutzungen weniger
zur Fäulnis -und ergeben auch bei der nachträglichen Färbung des Leders einen klareren
und reineren Farbton. Besonders überraschend ist, da.ß diese überlegene Wirkung
auch gegenüber den bekannten Weichverfahren mit alkalisch reagierenden phosphorsauren
Salzen zutage tritt, obwohl im allgemeinen die Erfahrung gilt, daP# die Reinigungswirkung
durch Erhöhung der Alkalität verbessert wird.
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Das Verfahren kann nicht nur mit Alkali-, sondern auch mit Ammonium-,
Amin- oder mittels komplexen Erdalkali- bzw. Erdsalzen der Phospfio-rsäuren durchgeführt
werden. Soweit die Phosphate nicht die gewünschte neutrale Reaktion besitzen, sind
sie durch entsprechende
Zusätze so reinzustellen, daß ihre Lösungen
die gewünschten PH-Werte ergeben.
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Bei der Weiche innerhalb des erfindungsgemäßen PH-Bereiches handelt
@es sich nicht um eine ausgesprochene Netzwirkung, sondern um eine spezifische Einwirkung
auf das getrocknete Kollagen.
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Es ist ferner bereits bekannt, zum Weichmacher von Wässer, d. h. zur
Entfernung bzw. zum Unschädlichmachen der in den meisten Gebrauchswässern enthaltenen
löslichen Erdalkalisalze, die wasserlöslichen Alkalsalze von Pyro-, Poly- und Metapho,sphorsäure
zu verwenden, um die Härtebildner durch Komplexbildung unschädlich zu machen. Im
Gegensatz dazu wird mit dem rfindungsgemäßen Weichen von Häuten und Fellen das Ziel
verfolgt, die getrockneten, d. h. ihres natürlichen Wassergehaltes beraubten Häute
in den ursprünglichen Zustand zurückzuführen und die Haut durch Wasseraufnahme wieder
geschmeidig zu machen, also auch bei Verwendung von an sich weichem Wasser (Regenwasser,
Kondenswasser, Fließwasser usw.) hat ein Zusatz der erfindungsgemäßen Mittel zu
erfolgen, während :er sich nach dem bekannten Verfahren :erübri,-t . , Beispiel
i In i cbm Wasser wird i kg polymeres Natriummetaphosphat (pH= 5,8) gelöst und darin
etwa 3oo bis ¢0o kg gesalzene Kalbfelle behandelt. Nach 24 Stunden sind die Felle
gut aufgegangen und sehr rein. -Man erhält ein volles und glattes Leder.
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Beispiel 2 Getrocknete Ziegenfelle werden in einer Flüssigkeit geweicht,
die j e Liter 2 Beines Natriumpolyphosphats von pH etwa 6 und o, i g Natriumfluorid
oder Zinkchlorid enthält. Die Wasseraufnahme erfolgt in wesentlich kürzerer Zeit
als in. reinem Wasser, ohne daß die Beschaffenheit der Felle dadurch nachteilig
b.eeinflußt wird.
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Beispiel 3 Trockene Javakipse werden in einer Lösung von
5009 polymerem Natriummetaphosphat, Sog Ricinolsäurebutylester-Sch@v-efels,äureester
und Sog je Kubikmeter bei einem pH-Wert von ungefähr 6 gewalkt. Die Weiche ist nach
verhältnismäßig kurzer Zeit beendet. Man erhält Leder von guter Reißfestigkeit und
einem glatten, elastischen Narben.