-
Verfahren. zum Konservieren von Rohhäuten, Fellen und Hautblößen Es
ist bekannt, tierische Rohhäute und Halbfabrikate der Lederindustrie durch Trocknen,
Salzen oder Pickeln vor dem Verderben zu schützen. Ferner ist es bekannt, Rohhäute
und Felle durch Desinfektionsmittel oder geeignete Mischungen mit solchen vor Fäulnis
zu schützen und vor dem Verderben durch Kleinlebewesen und Schädlinge zu bewahren.
So hat man beispielsweise vorgeschlagen, zur Konservierung die Oberflächenspannung
des Wassers herabsetzende Stoffe zu verwenden, beispielsweise alkylierte aromatische
Sulfonate. Mineralölsulfonate oder Sulfonate fetter Öle bzw. Mischungen dieser Stoffe
oder ihrer Salze mit oder ohne Zusatz von Desinfektionsmitteln.
-
Es hat sich nun gezeigt, daß bei gleichzeitiger Verwendung von Stoffen,
welche die Oberflächenspannung des Wassers herabsetzen, mit Stoffen von großer Oberfläche
die konservierende Wirkung wesentlich erhöht wird und daß die so gewonnenen konservierten
Rohhäute
und die daraus hergestellten Leder solchen ohne Mitverwendung von die Oberflächenspannung
herabsetzenden konservierten Stoffen qualitativ überlegen sind.
-
Als Stoffe von großer Oberfläche kommen in Betracht: Pflanzliche oder
tierische Fasern von hohem Zerteilungsgrad, wie Baumwolle, Holzstoff, zerfaserte
Lumpen, Holzschliff. Sägespäne, gemahlene ausgelaugte Lolie, Papier oder Tuch, feinverteilte
pulverförmige Stoffe überhaupt, Erden, wie Diatomeenerde u. a. m.
-
Die Wirkung dieser Stoffe ist physikalischer Natur. Sie saugen die
Feuchtigkeit der Haut infolge ihrer Kapillarität auf, halten sie in sich fest oder
bewirken eine raschere Verdampfung der Feuchtigkeit bzw. ein rascheres Auftrocknen.
Außerdem sind diese Stoffe geeignet, infolge ihrer Kapillarität eine gleichmäßige
Durchfeuchtung aufrechtzuerhalten oder vorzunehmen. Treten dennoch lokale Bildungen
von Infektionsherden auf oder sind diese schon vorhanden, so wird eine Ausbreitung
durch einfache Filterwirkung und Adsorptionswirkung gehemmt.
-
Als Konservierungsarten kommen vorwiegend die folgenden in Betracht:
i. Trockenkonservierung a) Die abgezogenen Häute werden mit einer Mischung aus Stoffen
von großer Oberfläche und Konservierungsmitteln, bestehend aus die Oberflächenspannung
des Wassers herabsetzenden Stoffen der genannten Art, evtl. gleichzeitig mit Zusätzen
stärker desinfizierender Stoffe, auf der Fleischseite bedeckt und zweckmäßig, nachdem
die Haut von den zur Desinfektion verwendeten Stoffen durchdrungen ist, an der Luft
getrocknet.
-
b) Die abgezogenen Häute werden mit einer Mischung nach Beispiel a)
und Konservierungssalz in gleicher Weise behandelt und aufgetrocknet. Durch die
Mitverwendung von die Oberflächenspannung des Wassers herabsetzenden Stoffen wird
eine gleichmäßigere Salzaufnahme erreicht.
-
Ein weiterer Vorteil des Verfahrens nach a) und b) besteht darin,
daß durch die Behandlungsart, das Bedecken von der Fleischseite. die Häute von sich
aus sorgfältiger zur Konservierung gelangen und Beschädigungen an umgelegten Stellen
besonders durch die Anwesenheit der kapillaraktiven Stoffe in erhöhtem Maße vermieden
werden, da die konservierenden Stoffe beweglicher gehalten werden und sich rascher
und in stärkerem Maße ausbreiten.
-
Das Verfahren kann auch so ausgeführt werden, daß man in einem geeigneten
Gefäß die konservierende 'Masse und die Häute einlegt oder bewegt und die Häute
nach einigen Stunden oder Tagen zum Trocknen aufhängt oder ausbreitet.
-
2. N aßkonserc ierung Die Häute «-erden im Stapel oder in einem Gefäß
der Einwirkung eines Konservierungsgemisches aus Stoffen von großer Oberfläche und
desinfizierenden, kapillarakticen Konservierungsmitteln ausgesetzt und nach erfolgter
Konservierung gebündelt.
-
Eine zusätzliche Verwendung von Salz ist vorteilhaft.
-
3. Blößenkonservierung Enthaarte Blößen werden nach dem Abtropfen
in eine Mischung aus Stoffen von großer Oberfläche und desinfizierenden, kapillaraktiven
Stoffen eingebettet bis zur Wiederverarbeitung oder sie werden zwischendurch aufgetrocknet.
-
Das Verfahren eignet sich auch zur Konservierung halbgarer Leder beliebiger
Gerbart. Bei allen Ausführungsformen des Verfahrens kann die Mischung jeweils vor
Bedarf hergestellt werden. Die Zugabe der kapillaraktiven Stoffe kann auch in Lösung
nachträglich ec tl. zusammen mit stärkeren Desinfektionsmitteln erfolgen. Die Aufbringung
der konservierenden Mischung kann auch derart vor sich gehen, daß diese aufgespritzt
wird. Schließlich kann durch geeignete Bearbeitung und geeignete Bindemittel die
Konservierungsmasse gebrauchsfertig in Form von Papier oder Tuch oder in loser Mischung,
die z. B. durch Faserstoffe zusammengehalten wird, in Anwendung gebracht werden.
-
Anscheinend üben die die Oberflächenspannung des Wassers herabsetzenden
Stoffe eine besondere Wirkung auf Hautfasern und Hautfett aus. So scheint ein besonderer
Einfluß auf die Struktur und Wasserbindung der Hautfaser stattzufinden.
-
Nicht nur Trockenhäute, sondern auch Salzhäute, die wie oben beschrieben
behandelt sind, weichen außerordentlich rasch und gleichmäßig durch und die durch
die chemische Produktwirkung zurückgehaltenen Eiweißstoffe wirken zusammen mit jenen
Stoffen als Ascherschutzstoffe.
-
Zugesetzte Desinfektionsmittel wirken auch intensiver auf die Bakterien
und weniger schädigend auf die Hautstruktur ein, sie wir-. en gleichzeitig
verbessernd in bezug auf Hautqualität und Fertigleder.
-
Gegenüber der bekannten Anwendung kapillaraktiver Stoffe allein tritt
eine Vereinfachung des Arbeitsverfahrens und eine Erhöhung der Gleichmäßigkeit der
Verteilung der Produkte ein. Außerdem sind auch günstigere osmotische Verhältnisse
bei der Feuchtlialtung gegeben.
Unter Konservierungssalz im Sinne
der Erfindung ist Natriumchlorid als Stein-, See-oder Siedesalz, welchem zum Zwecke
der Denaturierung oder der besseren Konservierung geringe Mengen von Fremdstoffen
zugesetzt sind, zu verstehen; auch Glaubersalz und Mischungen von Glaubersalz mit
Kochsalz u. dgl. sind darunter zu verstehen.
-
Man hat zwar bereits vorgeschlagen, zur Konservierung .von Fleisch,
Fische und anderen Nahrungsmitteln eine in der Fläche zusammenhängende Masse von
großer Oberfläche, wie Tuch oder Papier, als Träger für Salz und andere Konservierungsmittel
zu verwenden. Diesem Verfahren gegenüber unterscheidet sich das vorliegende dadurch,
daß Trägerstoffe von großer Oberfläche verwendet werden, die mit kapillaraktiven
Konservierungsmitteln behandelt sind. Gerade durch diese bestimmte Arbeitsweise
werden die oben angegebenen besonderen technischen Vorteile beim Konservieren von
Rohhäuten, Fellen und Hautblößen erreicht.