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Verfahren zum Enthaaren von Häuten und Fällen Das Schwitzen der Häute
zum Zlvecke der Haarlockerung ist trotz gewisser Vorteile, die es mit sich bringt,
mehr und mehr aufgegeben worden. Der Grund hierfür liegt offenbar darin, daß das
Verfahren die Haut stark gefährdet, weil der erforderliche bakterielle Abbau nicht
immer auf die Oberhaut und die Haarwurzel beschränkt bleibt, sondern auch leicht
auf die. eigentliche Lederhaut übergreift. Ein weiterer Nachbeil des Schwitzverfahrens
ist es, daß der Zeitpunkt der Haarreife sich nicht genau voraussehen läßt, weil
unvorhergesehene Einflüsse ..(Witterungsumschläge u. dgl.) das Schwitzen beschleunigen
bzw. verzögern können. Endlich ist es ein Nachteil des bisher üblichen Schwitzverfahrens,
daß die Häute in der Schwitzkammer frei aufgehängt werden müssen, weil im gebündelten
Zustand die Fäulnis sich auf der Fleischseite der Haut mindestens-eben'so stark
wie auf der Haarseite, in den meisten Fällen sogar noch stärker, entwickelt. Man
hat zwar bereits solche Rohhäute einem Schwitzprozeß unterworfen, die vorher mit
Salz oder einem ähnlichen Konservierungsmittel behandelt waren. Nun kann man jedoch
mit Salz allein keine genügende Desinfektionswirkung erzielen. Salz hindert bekanntlich
die Entwicklung halophiler Bakteizen nicht. Derartige Bakterien haben nicht so sehr
die Wirkung, die Haare zu lockern, sondern schädigen die eigentliche Hautsubstanz
und geben zu sog. Salzflecken Anlaß.
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Es wurde gefunden, daß Rohhäute, deren Fleischseite mit einem Träger,
-wie- saugfähigem Papier, der mit Konservierungs- und Desinfektionsmitteln imprägniert
ist, behandelt worden ist, ohne jegliche Gefahr einem Schwitzvorgang, auch im gebündelten
Zustand, unterworfen werden können, ohne daß die genannten Nachteile auftreten.
Da die Konservierungs- und Desinfektionsmittel dabei
in die Lederhaut
von der Fleischseite her eindringen, wird der eigentliche Schwitzvorgang allein
auf die Haarseite der Haut beschränkt. Die konservierende Wirkung des Papiers auf
der Fleischseite verhindert weiterhin, daß der Schwitzvorgang der Haarseite auf
die Lederhaut übergreift, der Schwitzvorgang kommt vielmehr infolge der regulierenden
Gegenwirkung der Papierkonservierung nach einiger Zeit von selbst zur Ruhe. Da die
Lederhautsubstanz ausreichend geschützt ist, können die Häute auch unbedenklich
denjenigen Temperaturen und Feuchtigkeitsbedingungen ausgesetzt -werden, die für
die Entwicklung der Schwitzbakterien die günstigsten sind, nämlich bei 3o bis 35'
und Sättigung der Luft mit Feuchtigkeit. Bei weniger günstigen Wachstumsbedingungen
kann die Schwitze so langsam geleitet werden, daß sie während der Aufbewahrung der
Häute vor sich geht. So zeigen mit Konservierungspapier behandelte Schaffelle nach
längerer Aufbewahrung Haarlockerung, ohne daß die Gesundheit der Haut in konservierungstechnischem
Sinne irgendwie beeinträchtigt war. In diesem Zustand läßt sich diese Haut beliebig
lange aufbewahren.
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Es ist nicht notwendig, daß bei dem erfindungsgemäßen Schwitzverfahren
die Häute mit dem Papier auf der Fleischseite bedeckt bleiben. Es genügt, daß die
Haut während der Papierkonservierung die im Papier enthaltenen fäulnishemmenden
Mittel aufnimmt, um genügend gegen einen Übergriff der Fäulnis auf die Lederhaut
geschützt zu sein. Naturgemäß darf diese Aufnahme nur auf der Fleischseite vor sich
gehen, was am zweckmäßigsten durch die Papierkonservierung geschieht. Wenn z. B.
papierkonservierte Häute nach Entfernung des Papiers auf der Fleischseite nachgesalzen
sind, so lassen sie sich trotzdem noch in der beschriebenen Weise schwitzen, vorausgesetzt,
daß die Häute noch genügend Wasser enthalten bzw. genügend feucht gelagert -werden,
so daß sie die erforderliche Feuchtigkeit anziehen.
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Andererseits besteht auch die Möglichkeit, Papierkonservierung von
vornherein mit dem Schwitzen zu verbinden, indem man zunächst die Häute mit Papier
belegt, sie daraufhin sofort schwitzen läßt und nach der Enthaarung im Blößenzustand
weiter aufhebt. Die durch die erfindungsgemäße Papierbehandlung der Haut übermittelten
Konservierungs-und Desinfektionsmittel erlauben ein weiteres Aufbewahren der entwollten
Häute in feuchtem gebündeltem Zustande, gegebenenfalls, nach einer geringen Nachsalzung
bzw. ein Auftrocknen der Blößen und Aufbewahren bzw. Versenden in getrocknetem Zustand.
Das Einverleiben der Konservierungsmittel hat nämlich den -weiteren Vorteil, daß
die Häute nach einer evtl. Trocknung besonders leicht und wirksam bei der Weiche
in dergrünen Zustand zurückverwandelt werden können.
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Die Erfindung gestattet die Antiendung des an sich brauchbaren, jedoch
infolge seiner Nacheile wenig angewendeten Schwitzverfahrens auch im Großbetrieb.
Sie spart Zeit und Raum, weil die Felle und Häute bereits bei dem Verschicken zu
Ballen oder Bündeln zusammengelegt dem Verfahren unterworfen werden können. Beispiel
r Frisch abgezogene Felle, z. B. Schaffelle, werd-en mit saugfähigem Papier belebt,
das mit Salz oder einem Desinfektionsmittel imprägniert ist. Geeignet sind alle
diejenigen Desinfektionsmittel, die aus wässeriger Lösung durch die Papierfaser
aufgenommen werden, z. B. bekannte organische Desinfektionsmittel. Die Häute werden
mit der Papierauflage zusammengebündelt bnv. aufeinandergeschichtet und in den Schwitzraum
gebracht. In diesem werden sie bei gleichbleibender Temperatur, vorzugsweise bei
30 bis 35°, und bei einer mit Feuchtigkeit gesättigten Luft gehalten. Nach 3 bis
6 Tagen, je nach Art der Haut und gewählten Temperatur, ist die Lockerung der Haare
so weit fortgeschritten, daß nach öffnen des Bündels auf dem üblichen Wege, d. h.
von Hand oder mittels mechanischen Vorrichtungen, mühelos enthaart werden kann.
Die Zeitdauer, wie auch die Temperatur schwanken nach den atmosphärischen Verhältnissen,
nach der Art des Rohmaterials und nach anderen Einflüssen.
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Beispiel 2 Mit Papier behandelte und sodann aufgetrocknete Häute,
von denen das Papier entfernt ist, deren Fleischseite jedoch noch mit einer leichten
Salzschicht, herrührend von einer Nachsalzung, bedeckt ist, werden in Bündeln aufeinandergeschichtet
und in den Schwitzraum gebracht. Sie ziehen aus der feuchten Luft infolge der Hygroskopizität
des Konservierungsmittels so viel Feuchtigkeit an, daß die Bakterien für die Lockerung
der Haare sich entwickeln können. Nach entsprechender Zeit -werden die Felle aus
dem Schwitzraum entfernt und enthaart.
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Beispiel 3 Getrocknete Häute, wie sie. häufig von Übersee eiptreffen,
werden wie üblich geweicht, sodann mit konservierendem Papier belegt. Nach etwa
24. bis 48stündiger Einwirkung
des Papiers werden die Häute in
der bereits geschilderten Weisse einem Schwitzvorgang unterworfen.