-
Verfahren zur Herstellung wollähnlicher Acetatkunstseidefäden Die
Herstellung wollartiger künstlicher Fäden hat gegenüber der Herstellung von Zellwollgarnen
den Vorteil, daß das Zerschneiden der Fäden zu kurzen Fasern und das Verspinnen
der Fasern zum Garn fortfällt, während gleichzeitig verschiedene günstige Eigenschaften
der Kunstseidefäden erhalten bleiben, die Fäden aber im übrigen die typischen Eigenschaften
der Wolle zeigen.
-
Es ist bereits bekannt, wollähnliche Kunsts ei idefäden in der Weise
herzustellen, daß die endlosen Fäden unter einer-mindestens vierfach höheren als-
der für ihren Titer normalen. Drehung aufgespult, auf der Spule bei höherer Temperatur
befeuchtet, alsdann getrocknet und über den Nullpunkt hinaus zurückgedreht werden.
Um die Kräuselung des so hergestellten wollähnlichen Fadens waschbeständig zu machen,
.ist es zweiter nicht mehr neu, die zurückgedrehten Fäden in ungespanntem Zustande
noch zu dämpfen.
-
Diese Verfahren machen mehrere zeitraubende Arbeitsgänge notwendig.
Insbesondere nimmt das Zwirnen mit sehr hon Drehungen und das Zurückzwirnen mit
noch höheren Drehungen viel Zeit in Anspruch, außerdem soll der zweimal gezwirnte
und zwischendurch einer Naßbehandlüng unterzogene Faden zweckmäßig nochmals bei
Überdruck gedämpft werden. Ferner läuft man bei Anwendung dieser Verfahren Gefahr,
sehr unterschiedliche Drehungen zu erhalten, denn die normalen Zwirnmaschinen haben
bei derartig hohen Drehungen große Toleranzen, die sich bei dem doppelten Zwirnen
summieren und sich auf die verhältnismäßig geringe Restdrehung so stark auswirken,
daß je nach der Höhe der angewandten Drehungen und der Enddrehung Unterschiede von
mehr als zoo°/o auftreten können.
-
' Demgegenüber besteht das Verfahren zur Herstellung von wollähnlichen
gekräuselten Acetatkunstseidefäden nach der vorliegenden Erfindung darin, daß mit
einer Vordrehung unter aoo auf das Meter versehene Acetatkunsts.eidefadenbündel
in an sich bekannter Weise mechanisch gekräuselt werden, die erhaltene Kräuselung
durch Kochen in ungespanntem Zustande stabilisiert und der gekräuselte Faden nach
dem Trocknen, gegebenenfalls
unter Aufrauhen, auf die seinem Titer
entsprechende normale Drehung gebracht wird.
-
Die Kräuselung des Fadenbündels wird ;in-)end an das Spinnen und das
\" ordrehen s -chlief in einem Arbeitsgang durchgeführt; ein mehrinaliges
-Unispulen sowie das langwierige Zwirnen und Zurückzwirnen mit sehr` hohen Drehungen
fallen fort. Lediglich nach der 1Naß@lieliandltnig zur Festlegung der Kräuselung
wird dem Faden die gewünschte Drehung erteilt, wobei schon eine verhältnismäßig
geringe Drehzahl zur Herstellung eines gut zusammenhaltenden Fadens ausreicht. In
manchen Fällen ist es sogar für die Vergleichsinäßigkeit der Kräuselung vorteilhaft,
eine schwach, v orgedrelite Kunstseide zu v erivenden, wobei die Drehung nicht höher
als ioo auf das Meter zu sein braucht.
-
Selbst bei diesem 'Verfahren braucht man für die beiden Zwirnvorgänge
nur ein Viertel der- Zeit, die nach den bekannten ''erfahren notwendig ist. Das
Fadenbündel wird nach dein kräuseln zweckmäßig möglichst dicht in einen durchlochten
Behälter aus Metall oder einem anderen wasser- und wärmebeständigen Baustoff einfallen
gelassen, so daß das Bündel ohne Spannung darin liegt und nach der -N aßbehandlung
zum Zwirnen gut `nieder herausgezogen werden kann. Der durchlochte Behälter mit
dem gekräuselten Fadenbündel wird einige Minuten lang mit Wasser gekocht oder mit
Wasserdampf, gegebenenfalls unter Druck, behandelt. Wird mit kochendem Wasser gearbeitet,
so können dem Bad noch verschiedene Arten von Testilhilfsmittein. wie Netzmittel,
Farbstoffe, Avivag emittel, Mittel zum Wasserabstoßnndinachen usw., zugesetzt werden.
-
Nach denn Trocknen wird (las gekräuselte Fadenbündel auf die gewünschte
normale Drehung gebracht. lain einen besonders weichen Griff und große Fülle des
Fadengutes zu erzielen, wird :mit dein Zwirnprozeß zweckmäßig noch eine Aufrauhung
des Fadenbündels verbunden, indem es beispielsweise während des Zwirnens durch eine
scharfkantige Vorrichtung geführt wird.
-
Die gemäß dein ''erfahren nach der Erfindung hergestellten Fäden zeigen
die giinstige Eigenschaft, daß die aus ihnen gestrickten Stücke bei einer Naßbehandlung
in der Länge und in der Breite eingehen, wobei die Kräusel:ting der Einzelfäden
vollkommen erhalten bleibt. Wollgarne zeigen bekanntlich ein ähnliches .Schrumpfen,
besonders bei Stücken in der Breite. Reine Zellivollgarne weiten sich im Gegensatz
hierzu bei einer liaß 3ehandlung der gestrickten Stücke und sind aus diesem Grunde
zur Herstellung von gestrickten Waren nicht besonders geeignet. Verstrickt man die
nach den bekannten ''erfahren hergestellten wollähnlichen KunstseideiIden in der
gleichen Weise, so tritt bei der 1Ta?behan dlung wohl ein Schrumpfen der Stücke
in der Länge auf. Dafür gehen die Stücke aber in der Breite deutlich auseinander.
so daß es praktisch vnin;#lich ist, eine bestimmte Form beim Waschen' und Tragen
der Stücke beizubehalten. Diese Übelstunde sind bei .Fäden, die nach dein torliegenden
Verfahren hergestellt sind, nicht vorhanden, da die gestrickten Stücke jetzt in
beiden Richtungen einen elastischen Einsprung zeihen und beim Tragen gut anliegen,
auch wenn sie eine Naßhehandlung, z. B. Naschen oder Färben, durchgemacht haben.
-
Die erfindungsgemäß erzeugten @ädfai können für alle Zwecke der Garnverarbeitung
Verwendung finden, z. h. in der Strickerei, U'eberei, Wirkerei, Flechterei usw.
Die atis ihnen hergestellten Waren zeichnen sich durch «eichen Griff aus und tragen
sich auf der Haut angeneliiner als Wolle.
-
111e bei dem vorliegenden ''erfahren zur Anwendung kommenden Arbeitsgänge
sind an sich in der Textiltechnik bekannt. Erst ihre lückenlose Anwendung in der
angegebenen Reihenfolge führt zu dem gewünschten Ergebnis. Fehlt einer der angegebenen
Arl)eitsg änge, kon imt man nie zli denn Faden mit den beschriebenen Eigenschaften.
Beispiel z Ein Fadenbündel aus Acetatkunstseide mit dein Gesatnttiter Nin .l. #
5, bestehend aus d.oo Einzelfäden, wird nach dein 'zerlassen des Spinnschachtes
der Trockenspinnmaschine und nach schwacher Vordrehung in bekannter `'reise durch
Stauchen oder mittels Riffelwalzen gekräuselt. Das gekräuselte Fadenbündel läßt
man in ein gelochtes, a\-lindrisclies Gefäß fallen. Das mit dem Bündel möglichst
dicht gefüllte Gefäß wird in heißes Wasser getaucht und das Bündel darin io Minuten
laug gekocht. Die Lunte wird getrocknet und anschließend mit 300 Drehlungen
auf das Meter unter Aufrauhung durch eine scharfkantige Vorrichtung gezwirnt. Eine
Strähne des so hergestellten Garnes schrumpft beim Eintauchen in Wasser um i-I%
seiner Länge. Die Krätiselttng ist voll-koinnien waschbeständig. Beispiel Acetatlittnstseide
mit dem Gesanittiter Nin ?o und mit einer Vordrehung von ioo s wird in bekannter
''eise- bei einer Geschwindigkeit von ; 5 in/Min. fortlaufend mechanisch gekräuselt
und wie in Beispiel i weiterbehandelt. Der Faden erhält eine Drehung, von Zoo z
auf das Meter. Das so gewonnene Fadenbündel zeichnet sich durch ein großes Volumen
bei
intensiver Kräuselung, durch weichen Griff und hohe elastische
Eigenschaften aus. ° Beim Tauchen,in Wasser schrumpft eine Strähne .aus diesem Garn
um2o°/o. DieKräüselung ist vollkommen waschbeständig.