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Verfahren zur Erzeugung von Kräuseleffekten in Fäden und Fadenbündeln,
insbesondere aus künstlichem Material Es ist bekannt, Kunstseidefäden zwecks Erzielung
einer Kräuselung in gesonderten Arbeitsgängen mit Hilfe einer üblichen Zwirnspindel
hochzudrehen, sie auf Spulen aufzuwickeln, sie in diesem Zustand einer Wärmefixierung
zu unterwerfen und sie hierauf mittels einer zweiten, in entgegengesetztem Drehsinne
umlaufenden Zwirnspindel über den Nullpunkt hinaus zurückzudrehen. Es ist ferner
ein ähnliches Verfahren bekannt, gemäß dessen Kunstseidefäden in ununterbrochenem
Arbeitsgang mittels einer Zwirnspindel hochgedreht, durch eine Imprägnierlösung
geführt, getrocknet und darauf mittels einer zweiten, in entgegengesetztem Drehsinne
umlaufenden Zwirnspindel über den Nullpunkt.hinaus zurückgedreht werden. Für dieses
zwar kontinuierlich arbeitende Verfahren ist jedoch eine verhältnismäßig aufwendige
Spezialmaschine erforderlich, die für jede Arbeitsstelle zwei in entgegengesetzter
Drehrichtung umlaufende Zwirnspindeln aufweisen muß. Es ist außerdem bekannt, Kunstseidefäden
in kontinuierlich fortlaufender Arbeitsweise mittels einer sogenannten Falschzwirnvorrichtung
vorübergehend hochzudrehen und im hochgedrehten Zustand einer Fixierung zu unterwerfen,
wodurch sie gekräuselt werden. Solche Falschzwirnvorrichtungen, wie sie z. B. in
den britischen Patentschriften 424 880, 442 073, 464981 und in der französischen
Patentschrift
88q.965 beschrieben sind, haben den Vorteil, da.ß
für das Hochdrehen und das Zurückdrehen nur eine einzige Falschzwirnspindel benötigt
wird. Wallte man aber bisher mittels einer Falschzwirnvorrichtung zur Erzielung
eines besseren Kräuselungseffektes die Fäden über den Nullpunkt hinaus zurückdrehen,
so bedurfte es hierfür zweier Zwirnoperationen, nämlich einer ersten, mit Hilfe
der Falschzwirnv orrichtung, um die Fäden hochzudrehen und wieder auf die Ausgangsdrehung
zurückzubringen, und einer zweiten, mit einer üblichen Zwirnspindel, um die Fäden
anschließend über den Nullpunkt hinauszudrehen.
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Gegenstand der Erfindung ist nun ein Verfahren zum Erzeugen von Kräuseleffekten
in insbesondere aus künstlichem Material bestehenden vorgedrallten Fäden und Fadenbündeln
in einem kontinuierlich fortlaufenden Arbeitsgang durch Hochdrehen und Zurückdrehen
über den Nullpunkt hinaus unter Wärmefixierung der Kräuselung, z. B. durch Dämpfen,
das dadurch gekennzeichnet ist, daß die Fäden bzw. Fadenbündel mittels Falschdraht
entgegen ihrer ursprünglichen Drallrichtung vorübergehend hochgedreht werden.
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Mittels dieses Verfahrens kann die Kräuselung nach der kontinuierlich
fortlaufenden Arbeitsweise erheblich vereinfacht werden, indem ein Zwirnvorgang
beim Rückdrehen erspart wird, ohne daß man auf die mit dem Zurückdrehen über den
Nullpunkt gemäß den früheren Verfahren verbundene besser Kräuselung verzichten muß.
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Bekanntlich gelangen Garne, Fäden oder Fadenbündel aus künstlichem
Material mit einer gewissen Vordrehung in den Handel, die je nach dem Verwendungszweck
der Garne oder Fäden verschieden hoch sein kann. In der Regel beträgt diese Vordrehung
bei den für die Herstellung von Kräuselgarnen in Betracht kommenden Ausgangsgarnen
etwa zwischen 50 und 5oo T/m. Der Hersteller von Kräuselgarn muß somit dem
Ausgangsgarn diese Vordrehung nicht selbst erteilen, kann sie jedoch dazu ausnutzen,
um in der erfindungsgemäßen Weise unter Einsparung eines Drehvorgangs die Zurückdrehung
über den Nullpunkt hinaus vorzunehmen.
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Gegenüber den bekannten Verfahren, gemäß welchen das Hochdrehen und
das Zurückdrehen mittels separater, in entgegengesetztem Drehsinn umlaufender Zwirnspindeln
erfolgen muß, hat das erfindungsgemäße Verfahren den Vorteil, daß die Drehzahlschwankungen,
die beim Hochdrehen auf eine sehr hohe Drehungszahl und Zurückdrehen auf eine verhältnismäßig
niedrige Drehungszahl in entgegengesetzter Richtung über den Nullpunkt hinaus z.
B. auf einer Ringzwirnmaschine vorkommen, hier wegfallen. Außerdem ermöglicht die
erfindungsgemäße Arbeitsweise eine wesentliche Ersparnis an Raum- und Zeitaufwand.
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Als Ausgangswerkstoff können vorgedrehte, z. B. cellulosehaltige Kunstseidefäden
Verwendung finden, und zwar entweder für sich oder in Verbindung mit Stapelfasergarnen,
z. B. Zellwollgarnen oder Baumwollgarnen. (auch Leinen), die vorteilhaft in derselben
Richtung gesponnen sind. Die Kunstseide gibt in diesem Fall den Stapelfasern genügend
Halt, um sie über den Nullpunkt hinaus hochdrehen zu können. Auch andere gedrehte
Kunstseidefäden oder Stapelfasergarne, z. B. solche aus Kasein, Polyamiden, Polyurethanen
oder Polyvinylchlorid, können verwendet werden, ebenso ist Naturseide verwendbar.
Unter Umständen können auch Stapelfasergarne allein benutzt werden, wenn man mindestens
zwei solcher Garne zusammen verwendet. Der Zwirn, der beim Hochdrehen solcher Garne
über den Nullpunkt hinaus sich bildet, genügt in diesem Fall, um der Lockerung der
Stapelfasern beim Durchgang durch den Nullpunkt entgegenzuwirken. In ähnlicher Weise
kann auch ein endloses Mitläufergebilde, z. B. ein endloses Kunstseidegarn oder
eine endlose Metallsaite, mit dem Ausgangsnut zusammen vorübergehend hochgedreht
werden. Bei Stapelfasergarnen als Ausgangsstoff wird auf diese Weise ebenfalls eine
Lockerung beim Drehen über den Nullpunkt hinweg verhindert. Außerdem wird die Festigkeit
während der Falschzwirnoperation dadurch erhöht; auch sind, um eine gleich starke
Kräuselung zu Erhalten wie ohne das Mitläufergarn, nicht so hohe Drehungszahlen
erforderlich.
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Der hochgedrehte Zustand wird zur Erhöhung der Beständigkeit der Kräuselung
in bekannter Weise mehr oder weniger fixiert, z. B. durch Dämpfen.
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Die folgenden Beispiele dienen zur Erläuterung der Erfindung. Beispiele
i. Viscose-Kunstseidegarn, 3oo den, mit 44 Einzelfäden und ioo T/m S-Drehung wird
auf einer Falschzwirnvorrichtung vorübergehend auf i7oo T/m Z gedreht. Nach dem
Durchgang durch die Falschzwirnvorrichtung sind die Einzelfäden des Garnes typisch
gekräuselt, das Garn ist nun voluminöser und erheblich. weniger glänzend; es zeigt
einen wollähnlichen Charakter.
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2. Zwei Garne spinnmattierter Viscose-Kunstseide zu je 45o den und
6o Einzelfäden sowie einer Drehung von 7o T/m S werden zusammen auf einer Falschzwirnvorrichtung
vorübergehend auf iooo T/m Z verzwirnt. Die aus der Falschzwirnvorrichtung austretenden
Garne zeigen eine starke Kräuselung; sie werden zweckmäßig gesondert aufgehaspelt.
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3: Zwei Viscose-Zellwollgarne der metr.Nr.2o/i, einer Fasereinheit
von 4 den, einer Stapellänge von i 2o tnm und einem Drall von 400 T/m Z werden auf
einer Falschzwirnvorrichtung vorübergehend auf 12oo T/m S verzwirnt. Nach dem Verlassen
der Falschzwirnvorrichtung sind die beiden Garne merklich voluminöser; wird ein
so behandeltes Gespinst aufgedreht, so ist eine starke Kräuselung der Einzelfasern
festzustellen.
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4. Ein Zellwollgarn, 3o/i metr., Faserfeinheit 2,75 den, Stapellänge
5o mm und mit einem Drall von 45o T/m Z, ferner ein Garn aus Viscose-Kunstseide,
3oo den -mit ioo Einzelfäden und eine Drehung von 8o T/m Z, werden auf einer Falschzwirnvorrichtung
zusammen
vorübergehend auf i3oo T/m S verzwirnt und anschließend wieder getrennt aufgehaspelt.
Durch diese Behandlung wird das Viscoseseidegarn in ein stark gekräuseltes, typisch
wollartiges Produkt übergeführt, während das Zellwollgarn merklich voller wird.
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5. Ein aus Acetatkunstseide bestehendes Garn von 36o den mit
70 Einzelfäden und einem Drall von 6o T/m S wird auf einer Falschzwirnvorrichtung
vorübergehend auf i5oo T/m Z gedreht. Das hierbei nun anfallende Garn ist typisch
gekräuselt, es zeigt ein wollähnliches Aussehen.