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Gebiet der
Erfindung
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Die vorliegende Erfindung betrifft
eine rasch zerfallende pharmazeutische Zusammensetzung zur sublingualen
Verabreichung von Fentanyl, ihre Verwendung zur Behandlung akuter
Schmerzen und ein Verfahren zur Herstellung eines entsprechenden
Arzneimittels.
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Hintergrund
der Erfindung
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Akute und/oder chronische Schmerzen
sind eine gängige
Ursache für
Notfallbehandlung oder Krankenhaus-Einlieferung. Bei Krebspatienten
werden Schmerzen üblicherweise
mit nicht-steroidalen anti-inflammatorisch wirkenden Arzneimitteln
(NSAIDs, non-steroid anti-inflammatory drugs) und Opiaten alleine oder
in Kombination behandelt. Opioide benötigenden Krebs-Schmerzpatienten
gibt man üblicherweise
Opiate mit langsamer Freisetzung (Morphin oder Ketobemidon mit langsamer
Freisetzung oder transdermales Fentanyl). Ein charakteristisches
Merkmal von Krebsschmerzen sind Zeitspannen unzureichender Aufhebung
der Schmerzempfindlichkeit (Durchbruchsschmerzen). Meistens sind
sie durch eine erhöhte
physische Aktivität des
Patienten bedingt. Eine Behandlung von Durchbruchsschmerzen durch
Verabreichung erhöhter
zeitabhängiger
Dosen lang wirkender Schmerzmittel bewirkt jedoch ungünstige Nebenwirkungen
wie eine übermäßige Sedierung, Übelkeit
und Verstopfung. Gegenwärtig
verfügbare
orale, rektale oder sublinguale schmerzstillende Formulierungen
haben relativ lange Einsetz-Zeiten oder ungleichmäßige Absorptionseigenschaften, die
zur Kontrolle akuter Schmerzen oder Durchbruchsschmerzen nicht gut
geeignet sind.
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Zustände akuter operativer/postoperativer
oder traumatischer/posttraumatischer Schmerzen sowie durch eine
schwere Krankheit (z. B. Herzinfarkt, Nie rensteinleiden, etc.) bedingte
Schmerzen werden überlicherweise
mit opioiden Schmerzmitteln behandelt, die parenteral (durch intravenöse oder
intramuskuläre
Verabreichung) verabreicht werden, um ein rasches Einsetzen der
Schmerzunempfindlichkeit zu erreichen. In solchen Fällen sind
schnell einsetzende orale Alternativen von beträchtlichem therapeutischen Interesse.
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Fentanyl, N-(1-Phenethyl-4-piperidyl)-propioanilid,
ist ein Opioid-Agonist und hat mit Opiaten wie Morphin und Meperidin
viele der pharmakodynamischen Wirkungen gemeinsam. Im Vergleich
zu diesen Opiaten zeigt Fentanyl jedoch wenig einschläfernde Aktivität, induziert
selten eine Histamin-Freisetzung, und eine Atemdepression ist kurzlebiger.
Fentanyl ist im Handel zur intravenösen, intrabukkalen (Transmukosa-Pastille) und
transdermalen Verabreichung erhältlich.
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Nach parenteraler Verabreichung von
Fentanyl ist die schmerzstillende Wirkung schneller und weniger lang
andauernd als die von Morphin und Meperidin. Das Einsetzen der Schmerzunempfindlichkeit
nach i. v. Verabreichung ist rasch. Die Spitzen-Schmerzunempfindlichkeit
wird innerhalb weniger Minuten erhalten. Nach transbukkaler Verabreichung
durch eine Pastille ist die Aufnahme der Pastille üblicherweise
innerhalb von 30 min vollständig,
und die Spitzen-Plasmakonzentrationen
treten um 20 min herum auf, wie es z. B. von Farrar et al., J. Natl.
Cancer Inst. 1998, 90(8), p. 611–616, beschrieben wird. Die
Schmerzunempfindlichkeit ist innerhalb von 5 bis 15 min erkennbar
und erreicht ihre Spitze bei etwa 20 bis 50 min. Dies ist zwar eine
Verbesserung gegenüber
oraler Verabreichung zur gastrointestinalen Aufnahme, aber ein schnelleres
Einsetzen der Schmerzunempfindlichkeit wäre für den Patienten von erheblichem
Nutzen. Außerdem
werden wesentliche Mengen von mittels Pastillen verabreichtem Fentanyl
von dem Patienten geschluckt. Dies ist nicht wünschenswert und führt zu Verabreichung übermäßiger Mengen
des Arzneimittels, was Nebenwirkungen hervorrufen kann.
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Fentanyl teilt das toxische Potenzial
von Opiat-Agonisten, und die üblichen
Vorsichtsmaßnahmen
auf diesem Gebiet müssen
beachtet werden. Atemdepression ist das ernsteste nachteilige Vorkommnis,
das nach bukkaler, paren teraler sowie transdermaler Verabreichung
auftritt. Bei Patienten, die Fentanyl durch die Schleimhaut erhalten,
sind Gesichtsröte
und Juckreiz relativ üblich. Übelkeit
und Erbrechen sind nach bukkaler Therapie ebenfalls häufig.
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Aufgaben der
Erfindung
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Es ist eine Aufgabe der Erfindung,
für die
Behandlung akuter Schmerzen oder Durchbruchsschmerzen durch perorales
Verabreichen von Fentanyl in einer Weise, die pharmakologisch wirksame
Plasmaspiegel von Fentanyl innerhalb einer kurzen Zeit nach Verabreichung
bewirkt, zu sorgen.
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Es ist eine andere Aufgabe der Erfindung,
eine pharmazeutische Zusammensetzung bereitzustellen, die für jenen
Zweck geeignet ist.
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Es ist eine weitere Aufgabe der Erfindung,
ein Verfahren zur Herstellung einer derartigen Zusammensetzung bereitzustellen.
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Es ist eine zusätzliche Aufgabe der Erfindung,
ein Verfahren zur Herstellung eines Arzneimittels zur sublingualen
Verabreichung, das eine physiologisch wirksame Dosis von Fentanyl
enthält,
das zur Behandlung akuter Schmerzen brauchbar ist, bereitzustellen.
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Beschreibung
der Zeichnung
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Die einzige Figur der Zeichnung zeigt
das Ergebnis eines Tests der Bioverfügbarkeit des Wirkstoffs in einer
Zusammensetzung gemäß der Erfindung.
Sie ist ein Diagramm, das die Plasmakonzentration des Mittels gegen
die Zeit nach der Verabreichung zeigt.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Erfindungsgemäß umfasst die perorale Behandlung
von akuten Schmerzen oder von Durchbruchsschmerzen eine sublinguale
Verabreichung eines geordneten Gemisches, das eine pharmakologisch
wirksame Menge von Fentanyl oder eines oder mehrerer seiner pharmazeutisch
annehmbaren Salze aufweist. Bei einer bevorzugten Ausführungsform
wird Fentanyl oder eines oder mehrere seiner pharmazeutisch annehmbaren
Salze sublingual in Kombination mit einer Bioadhäsion und/oder Mukosa-Adhäsion-fördernden
Verbindung verabreicht.
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Erfindungsgemäß wird auch eine pharmazeutische
Einzeldosis-Zusammensetzung zur sublingualen Verabreichung bereitgestellt,
die eine pharmakologisch wirksame Menge von Fentanyl oder eines
oder mehrerer seiner pharmazeutisch annehmbaren Salze aufweist.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform
enthält
die Zusammensetzung auch eine Bioadhäsion oder Mukosa-Adhäsion-fördernde
Verbindung. Diese Zusammensetzung verringert eine ungleichmäßige Arzneimittel-Absorption
durch geschluckten Speichel und ermöglicht die Verabreichung kleiner
Mengen von Fentanyl. Daher verringert sie wesentlich das Risiko
von Nebenwirkungen und von einer Schwankung des therapeutischen
Ansprechens bei einem Patienten sowie zwischen Patienten. Dadurch
wird das Risiko einer Ansammlung von Arzneimittel verringert, was
das pharmazeutische Präparat
für eine
wiederholte Dosierung bei Krebspatienten, die unter akuten Schmerzen
leiden, gut geeignet macht.
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Die Zusammensetzung der Erfindung
sollte von 0,05 bis 20 Gew.-% Fentanyl enthalten. Am meisten bevorzugt
enthält
die Zusammensetzung von 0,05 bis 5 Gew.-% Fentanyl, und insbesondere
von 0,1 bis 1 Gew.-%. Die Gehalte können auch als die Menge an
Fentanyl in einer Dosiseinheit der Zusammensetzung wie einer Tablette
ausgedrückt
werden. In diesem Fall sollte eine Dosiseinheit von 0,05 bis 20
mg, und bevorzugt 0,1 bis 5 mg, Fentanyl enthalten. Wenn das Fentanyl
in Form eines Salzes verwendet wird, sollten diese Prozentsätze und
Mengen entsprechend umgerechnet werden.
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Gemäß einem bevorzugten Aspekt
der Erfindung weist die sublinguale Zusammensetzung ein geordnetes
Gemisch einer oder mehrerer bioadhäsiver und/oder Mukosa-adhäsiver Trägersubstanzen
auf, die mit Fentanyl oder einem seiner pharmazeutisch annehmbaren
Salze beschichtet sind.
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Es ist bevorzugt, die erfindungsgemäße Zusammensetzung
durch Verwendung der Technologie zur Formulierung sich rasch auflösender Zusammensetzungen
geordneter Gemische, die in dem europäischen Patent
EP 0 324 725 offenbart ist, zu formulieren.
In diesen Zusammensetzungen bedeckt das Arzneimittel in einem fein
verteilten Zustand die Oberfläche
von wesentlich größeren Trägerpartikeln.
Derartige Zusammensetzungen zerfallen rasch in Wasser, wodurch sie
ihren Gehalt an mikroskopischen Arzneimittelpartikeln verteilen.
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Von diesem Stand der Technik, ein
geordnetes Gemisch zur raschen Arzneimittelauflösung zu verwenden, wurde bisher
jedoch nur berichtet, dass er für
eine konventionelle orale Arzneimittel-Therapie geeignet ist, d.
h. für
feste Dosierungsformen, die geschluckt werden müssen. Bei derartigen Präparaten
findet die Auflösung
der Arzneimittelpartikel im Magen statt, d. h. in einer Umgebung,
wo es ein relativ großes
Flüssigkeitsvolumen
gibt, das die Arzneimittelpartikel auflösen kann. In der gesamten Literatur
des Stands der Technik wurden Auflösungs-Tests geordneter Gemische
mit einem großen
Wasservolumen, typischerweise 1 l, durchgeführt. Die Möglichkeit, geordnete Gemische
zur sublingualen Verabreichung, wo das Volumen an Flüssigkeit,
die als ein Lösungsmittel
zur Verfügung
steht, auf wenige Milliliter beschränkt ist, zu verwenden, wurde nicht
als ein gangbarer Weg betrachtet. Es war daher unerwartet, dass
die vorliegende Form eines Präparats in
fester Dosierungsform und der Verabreichungsweg positive und brauchbare
Ergebnisse ergibt.
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In einem derartigen geordneten Gemisch
hat das Fentanyl oder das Salz davon bevorzugt eine mittlere Teilchengröße unter
10 μm. Diese
Größe wird
auf Gewichtsbasis, wie unmittelbar durch z. B. Trockensiebanalyse
erhalten, bestimmt, wie es Fachleuten bekannt ist.
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Bevorzugt wird erfindungsgemäß den Trägerpartikeln
zusätzlich
ein Bioadhäsion
und/oder Mukosa-Adhäsion-förderndes
Mittel zugegeben. Das Bioadhäsion
und/oder Mukosa-Adhäsion-fördernde
Mittel ist dahingehend wirksam, dass es das Fentanyl an der Mundschleimhaut
anhaften lässt,
und es kann zusätzlich die
Eigenschaften besitzen, bei Kontakt mit Wasser zu quellen und sich
auszudehnen und kann so die Tablette oder die Trägerteilchen zerfallen lassen,
wenn sie mit Speichel benetzt werden. Das Bio/Mukosa-Adhäsionfördernde
Mittel muss dann an der Oberfläche
der Trägerteilchen
vorhanden sein, aber es kann gewünschtenfalls auch
in diesen Teilchen vorhanden sein, wie unten beschrieben.
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Der Ausdruck "Mukosa-Adhäsion" soll eine Anhaftung an Schleimhäuten, die
von Schleim bedeckt sind, wie jene in der Mundhöhle, bezeichnen, während der
Ausdruck "Bioadhäsion" eine Anhaftung an
biologischen Oberflächen
im Allgemeineren, einschließlich
Schleimhäuten,
die nicht von Schleim bedeckt sind, bezeichnen soll. Diese Ausdrücke überlappen
sich im allgemeinen als Definitionen und können überlicherweise austauschbar
verwendet werden, wenn auch der Ausdruck "bioadhäsiv" einen etwas breiteren Umfang hat. In der
vorliegenden Beschreibung und den vorliegenden Ansprüchen dienen
die zwei Ausdrücke,
was die Aufgabe der Erfindung betrifft, demselben Zweck, und dies
wurde durch die Verwendung des allgemeinen Begriffs "Bio/Mukosa-Adhäsion" ausgedrückt.
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Geeigneterweise enthalten die Trägerpartikel
von 0,1 bis zu 25 Gew.-%, auf der Basis der Gesamtzusammensetzung,
einer Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernden
Verbindung. In der Praxis wurde gefunden, dass Gehalte unterhalb
1 Gew.-% eine unzureichende Bio/Mukosa-adhäsive Wirkung ergeben. Der bevorzugte
Bereich des Gehalts an Bio/Mukosa-Adhäsion-förderndem Mittel ist von 1 bis
15 Gew.-%.
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Es ist bevorzugt, dass das Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernde
Mittel eine polymere Substanz ist, bevorzugt eine Substanz mit einem
mittleren Molekulargewicht über
5000 (Gewichtsmittel). Der Hydratationsgrad der Begrenzungsfläche des
die Mukosa-Adhäsion-fördernden
Mittels ist von Wichtigkeit bei der Entwicklung von Bio/Mukosa-adhäsiven Kräften. Daher
ist der Beginn der Bio/Mukosa-Adhäsion umso schneller, je schneller
das Quellen des Polymers ist. Die Hydratation von bioadhäsiven Mitteln
macht sie erfindungsgemäß auch als
Absorptions-Steigerungsmittel brauchbar.
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Bevorzugt beträgt die Größe der Trägerpartikel von 50 bis 750 μm, bevorzugter
von 100 bis 600 μm. Partikelgrößen außerhalb
des angegebenen Bereichs können
zwar verwendet werden, aber bei der Formulierung von pharmazeutischen
Präparaten
aus Partikeln mit derartigen Größen stößt man auf
praktische Schwierigkeiten. Der verwendete Träger kann irgendeine Substanz
aufweisen, die pharmazeutisch annehmbar ist, in Wasser hochgradig
löslich
ist, und die zu Partikeln formuliert werden kann, die zum Inkorporieren
eines Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernden
Mittels geeignet sind. Fachleuten ist eine Anzahl derartiger Substanzen
bekannt. Als geeignete Beispiele können Kohlehydrate wie Zucker,
Mannitol und Lactose, oder pharmazeutisch annehmbare anorganische
Salze wie Natriumchlorid oder Calciumphosphat erwähnt werden.
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Gemäß einem besonders bevorzugten
Aspekt der Erfindung weist der Träger auch ein Bruch förderndes
Mittel auf. Mit einem Bruch fördernden
Mittel ist ein brüchiges
Material gemeint, das leicht zerdrückt oder zerbrochen wird, wenn
eine pharmazeutische Zusammensetzung, von der es einen Teil bildet,
zu Tabletten gepresst wird. Wenn ein Bio/Mukosa-Adhäsion-förderndes
Mittel auch in den Träger
inkorporiert wird, wie es auch der Trägeroberfläche zugegeben wird, dann können weitere
Oberflächen
des Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernden
Mittels zur Hydratation exponiert werden. Diese Wirkung ist besonders
ausgeprägt,
wenn das Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernde
Mittel auch als ein Zerfallsmittel dient. Es wurde gefunden, dass
Mannitol und Lactose als Bruch fördernde
Mittel besonders brauchbar sind.
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Der Zusatz eines pharmazeutisch annehmbaren
grenzflächenaktiven
Mittels zu der Zusammensetzung ist auch ein bevorzugtes Merkmal
der Erfindung. Die gesteigerte Benetzungswirkung des grenzflächenaktiven
Mittels erhöht
die Hydratation der Trägerpartikel,
was zu einem schnelleren Beginn der Bio/Mukosa-Adhäsion führt. Das
grenzflächenaktive
Mittel sollte sich in einer fein verteilten Form befinden und mit
dem Fentanyl innig gemischt sein. Die Menge an grenzflächenaktivem
Mittel sollte von 0,5 bis 5 Gew.-% der Zusammensetzung und bevorzugt
dann von 0,5 bis 3 Gew.-% betragen.
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Als Beispiele für geeignete grenzflächenaktive
Mittel können
Natrium-laurylsulfat, Polysorbate, Gallensäuresalze und Gemische von diesen
erwähnt
werden.
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Eine Vielzahl von in der Technik
bekannten Polymeren kann als Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernde
Mittel verwendet werden. Zusätzlich
zu ihrer polymeren Natur ist ihre Fähigkeit zur Quellung wichtig.
Andererseits ist es auch wichtig; dass sie in Wasser im wesentlichen
unlöslich
sind. Ihr Volumen-Quellfaktor, wenn sie mit Wasser oder Speichel
in Kontakt gebracht werden, sollte bevorzugt mindestens 10 betragen,
während
ein Faktor von mindestens 20 bevorzugter ist. Zu Beispielen derartiger
Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernder
Mittel gehören
Cellulose-Derivate wie Hydroxypropylmethyl-cellulose (HPMC), Hydroxyethyl-cellulose
(HEC), Hydroxypropyl-cellulose (HPC), Methylcellulose, Ethyl-hydroxyethyl-cellulose,
Carboxymethyl-cellulose und Natriumcarboxymethyl-cellulose (NaCMC);
Stärke-Derivate
wie mäßig vernetzte
Stärke;
Acryl-Polymere wie Carbomer und seine Derivate (Polycarbophyl, Carbopol® etc.);
Polyethylenoxid (PEO); Chitosan (Poly-(D-glucosamin)); natürliche Polymere
wie Gelatine, Natriumalginat, Pectin; Skleroglucan; Xanthangum;
Guar-gum; Poly-co-(methylvinylether/maleinsäure-anhydrid); mikrokristalline
Cellulose (Avicel®) und Crosscaramellose. Kombinationen
von zwei oder mehreren Bio/Mukosa-adhäsiven Polymeren können ebenfalls
verwendet werden. Allgemeiner kann irgendein physiologisch annehmbares
Mittel, das Bio/Mukosa-adhäsive
Eigenschaften zeigt, erfolgreich verwendet werden, um in den Träger inkorporiert
zu werden. Bio/Mukosa-Adhäsivität kann in vitro
bestimmt werden, z. B. gemäß G. Sala
et al., Proceed. Int. Symp. Contr. Release. Bioact. Mat. 16: 420, 1989.
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Einige geeignete handelsübliche Quellen
für typische
Bio/Mukosa-adhäsive
Polymere sind:
Acryl-Copolymer Carbopol® – BF Goodrich
Chemical Co., Cleveland, 08, USA;
HPMC – Dow Chemical Co., Midland,
MI, USA
NEC (Natrosol)-Hercules Inc., Wilmington, DE, USA;
HPC
(Klucel® – Dow Chemical
Co., Midland, MI, USA;
NaCMC – Hercules Inc., Wilmington,
DE, USA;
PEO – Aldrich
Chemicals, USA;
Natrium-alginat- Edward Mandell Co., Inc.,
Carmel, NY, USA;
Pectin – BF
Goodrich Chemical Co., Cleveland, OH, USA;
Ac-Di-Sol® (modifiziertes
Cellulose-gum mit hoher Quellbarkeit) – FMC Corp., USA;
Actigum – Mero-Rousselot-Satia,
Baupte, Frankreich;
Satiaxan – Sanofi Biolndustries, Paris,
Frankreich;
Gantrez® – ISP, Mailand, Italien;
Chitosan – Sigma,
St. Louis, MS, USA.
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Abhängig von der Art und dem Anteil
des verwendeten Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernden
Mittels kann die Geschwindigkeit und Intensität der Bio/Mukosa-Adhäsion verändert werden.
Gemäß einem
der bevorzugten Aspekte der Erfindung sind Substanzen mit hoher
und rascher Quellfähigkeit
bevorzugt.
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Damit die pharmazeutische Zusammensetzung
der Erfindung richtig funktioniert, wenn ihr ein Bio/Mukosa-Adhäsion-förderndes
Mittel zugegeben wird, muss dieses Mittel an den Oberflächen der
Trägerpartikel angebracht
werden. Das Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernde
Mittel kann den Trägerpartikeln
auf mehrere Arten beigemischt werden. Bei einer bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung wird eine feinkörnige
Qualität
des Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernden
Mittels für
eine ausreichende Zeit mit dem groben Träger zusammengemischt, um ein
geordnetes Gemisch herzustellen, in dem die feineren Partikel als
diskrete Primärpartikel
vorliegen, die an den Oberflächen
der Trägerpartikel
haften. So wird das Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernde Mittel in derselben
Weise wie der Wirkstoff beigemischt, beschrieben in dem europäischen Patent
Nr. 0 324 725.
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Bei noch einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung kann das Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernde Mittel
neben seiner randständigen
räumlichen
Ausrichtung auf den Oberflächen
der Trägerpartikel
auch auf verschiedenen Wegen in die Trägerpartikel inkorporiert werden.
Beispielsweise kann der fein verteilte Träger zusammen mit fein verteiltem
Bio/Mukosa-adhäsiven
Mittel in einer Flüssigkeit,
die das Bio/Mukosa-adhäsive Mittel
nicht löst
oder es zum Quellen veranlasst, granuliert werden. In diesem Fall
werden zuerst die trockenen Bestandteile gemischt, und das sich
ergebende Gemisch wird dann mit einer nicht-lösenden/nicht-aufquellenden
Flüssigkeit
wie absolutem Ethanol befeuchtet. Die sich ergebende Masse wird
granuliert, beispielsweise indem man sie durch einen Filter drückt. Dann
wird sie getrocknet und fein zerkleinert. Alternativ kann die feuchte
Masse getrocknet und dann granuliert werden. Ein weiterer Weg zur
Herstellung der Trägerpartikel
gemäß der Erfindung
ist durch Auflösen
des Trägermittels
in einem Lösungsmittel,
das das Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernde
Mittel nicht auflöst
oder es zur Quellung veranlasst, gefolgt von der Zugabe des Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernden
Mittels zu der Lösung,
Verdampfung des Lösungsmittels
und Granulierung des Rückstands. Andere
Verfahren sind für
einen Fachmann auf diesem Gebiet ebenfalls denkbar. Unabhängig von
dem angewandten Verfahren wird in einer Endstufe eine geeignete
Korngrößenfraktion
des das Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernde
Mittel enthaltenden Trägermittels
hergestellt, z. B. indem man die teilchenförmigen Gemische durch ein Gitter
oder Sieb einer passenden Maschengröße, beispielsweise einer US-Maschengröße von 35 bis
170, hindurchgehen lässt.
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Das Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernde
Mittel hat bevorzugt eine Teilchengröße zwischen 1 und 100 μm. Wenn die
Partikel dieses Mittels mit den Trägerpartikeln gemischt werden
sollen, um ein geordnetes Gemisch zu bilden, liegt ihre Größe innerhalb
des unteren Teils des Größenintervalls,
und geeigneterweise ist ihre Größe dann
unterhalb 10 μm.
Wenn das Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernde
Mittel in die Trägerpartikel
inkorporiert werden soll, kann seine Teilchengröße innerhalb des oberen Teils
des Größenintervalls
liegen.
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Die Erfindung ist insbesondere auf
die Verabreichung von Fentanyl und seiner pharmakologisch annehmbaren
Salze wie des Citrats oder des Maleats, die in Wasser nicht leicht
löslich
sind, gerichtet. Die Partikel von Fentanyl oder des Salzes davon
haben geeigneterweise eine maximale Partikelgröße von etwa 24 μm, aber bevorzugt
sind sie nicht größer als
etwa 10 μm.
Durch Trockenmischen der Bestandteile während einer Zeitdauer ausreichender
Länge wird
bewirkt, dass Fentanyl an den Trägerpartikeln
anhaftet. Diese Zeitdauer kann entsprechend der verwendeten Mischapparatur
variieren. Ein Fachmann wird keine Schwierigkeiten haben, durch
Experimentieren eine geeignete Mischzeit für eine gegebene Kombination
von Wirkstoff, Bio/Mukosa-Adhäsion-förderndem
Mittel und Träger
zu bestimmen, wobei eine bestimmte Mischapparatur verwendet wird.
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Ein weiterer bevorzugter Aspekt der
Erfindung umfasst das Inkorporieren eines Zerfallsmittels in die Zusammensetzung
der Erfindung. Ein derartiges Mittel beschleunigt die Verteilung
der Trägerpartikel.
Zu Beispielen für
Zerfallsmittel gemäß der Erfindung
gehören
vernetztes Polyvinylpyrrolidon, Carboxymethylstärke, natürliche Stärke, mikrokristalline Cellulose,
Cellulose-gum und Gemische von diesen. Ein bevorzugter Gehalt an
Zerfallsmittel ist von 1% bis 10% der Zusammensetzung. Wie ersichtlich, überlappen
sich die Definitionen des Zerfallsmittels und des Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernden
Mittels etwas, und es kann bevorzugt sein, dass beide Funktionen
von derselben Substanz erfüllt
werden. Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass diese beiden Kategorien
von Trägern
nicht äquivalent
sind, und es gibt wirkungsvoll funktionierende Zerfallsmittel, die
keine Bio/Mukosa-adhäsiven
Eigenschaften besitzen, und umgekehrt.
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Die gemäß der vorliegenden Erfindung
hergestellten geordneten Gemische können in verschiedene Arten
pharmazeutischer Präparate,
die für
sublinguale Verabreichung gedacht sind, inkorporiert werden. Unabhängig von
der Gestalt, die dem Präparat
gegeben wird, ist es wichtig, dass das Präparat im wesentlichen wasserfrei
ist, da sich sein Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernder
Charakter aus seiner praktisch augenblicklichen Hydratation, wenn
es mit Wasser oder Speichel in Kontakt gebracht wird, ergibt. Eine
vorzeitige Hydratation würde
die Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernden
Eigenschaften drastisch verringern und zu einem vorzeitigen Auflösen des
Wirkstoffs führen.
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Eine pharmazeutische Zusammensetzung
für den
bevorzugten sublingualen Verabreichungsweg kann durch Kombinieren
eines vorgenannten geordneten Gemisches mit konventionellen pharmazeutischen Zusätzen und
Trägern,
die in der Technik für
sublinguale Präparate
verwendet werden, erhalten werden. Geeignete Formulierungsverfahren
sind dem Fachmann wohl bekannt; siehe beispielsweise Pharmaceutical
Dosage Forms: Tablets. Volume 1, 2nd Edition,
Lieberman H A et al.; Eds.; Marcel Dekker, New York and Basel 1989,
p. 354– 356,
und darin zitierte Literatur. Geeignete Zusätze umfassen zusätzliche
Trägermittel,
Konservierungsmittel, Schmiermittel, Gleitmittel, Zerfallsmittel,
Aromastoffe und Farbstoffe.
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So stellt die Erfindung eine Dosierungsform
bereit, die leicht und preiswert herzustellen ist, eine rasche Wirkstoff-Freisetzung
ermöglicht
und die Fentanyl-Aufnahme durch die Mundschleimhaut fördert. Die
Verwendung einer niedrigen Dosis von Fentanyl ist dazu geschaffen,
eine kurze Wirkungsdauer zu unterhalten, während sie für Patienten, die eine Behandlung
wiederkehrender akuter Schmerzen oder Durchbruchsschmerzen brauchen,
ein Programm mit wiederholter Dosierung ermöglicht.
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Die Erfindung wird nun unter Bezugnahme
auf Beispiele, die bevorzugte Ausführungsformen zeigen, genauer
veranschaulicht.
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Beispiel 1: Herstellung
einer rasch zerfallenden Tablette mit Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernden
Eigenschaften
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Eine Charge von 1000 Tabletten wurde
aus den folgenden Zusammensetzungen hergestellt: 81,5 g Mannitol
und 2,0 g Ac-Di-Sol® (Zerfallsmittel und Bio/Mukosa-Adhäsion-förderndes
Mittel) wurden mit etwa 170 ml absolutem Ethanol gemischt. Das getrocknete
Gemisch wurde durch ein Metallsieb mit 1 mm Maschenweite gedrückt, und
die sich ergebende Fraktion, die eine Teilchengröße von etwa 250 bis 450 μm hatte,
wurde über eine
Zeitdauer von 50 h mit 500 mg mikronisiertem Fentanyl und mit 1,0
g fein zerkleinertem Natrium laurylsulfat (grenzflächenaktives
Mittel) gemischt. Das sich ergebende Gemisch wurde während einer
Dauer von 60 min mit 5,0 g Avicel® Ph101
und 10,0 g Natriumalginat (Bio/Mukosa-Adhäsion-förderndes Mittel und Zerfallsmittel)
vermischt. Das sich ergebende Gemisch wurde bei einem Pressdruck
von 200 MPa zu Tabletten gepresst, wobei jede Tablette ein Gewicht
von 100 mg hatte und 0,5 Fentanyl enthielt.
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Die Auflösungsgeschwindigkeit der so
hergestellten Tabletten wurde gemäß USP XXIII (Paddelverfahren)
bei zwei unterschiedlichen Rührgeschwindigkeiten,
25 und 100 Upm, untersucht.
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Beispiel 2: Herstellung
einer rasch zerfallenden Tablette mit Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernden
Eigenschaften
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Eine Charge von 1000 Tabletten wurde
aus der folgenden Zusammensetzung hergestellt: 91,0 g Mannitol (Kornqualität einer
Teilchengröße von 250
bis 450 μm)
und 1,0 g Natrium-laurylsulfat und 500 mg mikronisiertes Fentanyl
wurden während
einer Dauer von 24 h in einem V-Mischer gemischt. Danach wurden
5,0 g Avicel® PH101
und 2,0 g Ac-Di-Sol® (hier sowohl als ein
Zerfallsmittel als auch ein Bio/Mukosa-Adhäsion-förderndes Mittel verwendet)
während
zusätzlicher
2 h zugemischt. Schließlich
wurden 0,5 g Magnesiumstearat 2 min lang zugemischt. Die sich ergebende
Tablettenmasse wurde bei einem Pressdruck von 130 MPa zu Tabletten
gepresst, wobei jede Tablette 0,5 mg Fentanyl enthielt.
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Die Zerfallszeit wurde unter Verwendung
der Vorrichtung, die in Ph. Eur. (jüngste Ausgabe) beschrieben
ist, getestet.
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Es wurde gefunden, dass die Zerfallszeit
weniger als 15 s betrug.
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Zum Vergleich wurden auch konventionelle,
sich rasch auflösende
Tabletten hergestellt. Trockenes Mannitol mit einer Teilchengröße von 250
bis 450 μm
wurde ohne irgendeinen weiteren Zusatz von Trägern mit mikronisiertem Fen tanyl
trocken gemischt. Die Mischzeit war 50 h. Das sich ergebende Gemisch
wurde bei einem Pressdruck von 200 MPa zu Tabletten gepresst, wobei
jede Tablette 0,5 mg Fentanyl enthielt.
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Die Ergebnisse dieser Untersuchung
zeigten, dass das geordnete Gemisch mit Bio/Mukosa-adhäsiven Eigenschaften
gemäß der Erfindung
(Beispiel 1) eine Auflösungsgeschwindigkeit
hat, die derjenigen einer konventionellen, sich rasch auflösenden Tabletten-Formulierung
gleich ist. Die gesamte Tablette war innerhalb von 2 min aufgelöst. Darüber hinaus
war der rasche Zerfall, der für
die Tabletten von Beispiel 2 gefunden wurde, gleich oder besser
als der für
die konventionellen Tabletten.
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Beispiel 3: Beurteilung
der Aufnahme bei sublingualer Verabreichung
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Einem aufgrund von Krebs unter Durchbruchsschmerzen
leidenden Patienten wurden 400 μg
Fentanyl als eine sublinguale Tablette, die formuliert war wie in
Beispiel 1 beschrieben, verabreicht. Die Plasmakonzentration von
Fentanyl wurde für
eine Zeit von 240 min nach der Verabreichung überwacht, und die Ergebnisse sind
in der begleitenden Figur gezeigt. Es ist ersichtlich, dass die
Aufnahme von Fentanyl rasch war, wobei der Maximalwert bereits nach
5 min erreicht wurde. Dies zeigt, dass ein sublinguales Präparat gemäß der Erfindung
eine rasche Aufnahme des Wirkstoffs ergibt, obwohl bei diesem Verabreichungsweg
ein sehr kleines Flüssigkeitsvolumen
zur Auflösung
verfügbar
ist.
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Beispiel 4: Beurteilung
der Bio/Mukosa-adhäsiven
Eigenschaften.
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Für
die In-vitro-Beurteilung der Bio/Mukosa-adhäsiven Eigenschaften der Formulierung
gemäß der vorliegenden
Erfindung wurde ein Verfahren verwendet, das die Beurteilung der
Bio/Mukosa-Adhäsion-fördernden
Eigenschaften direkt an fertigen Dosierungsformen erlaubt (Sala,
G. E. et al., Proc. Int. Symp. Contr. Release Bioact. Mat. 16: 420,
1989). Die Beurteilung basierte auf Messungen des Wasserstroms,
der erforderlich war, um den Wirkstoff von ei ner Kaninchendarm-Membran
zu entfernen. Ein Streifen Kaninchen-Schleimhaut wurde horizontal in einer
geeigneten Kammer mit Temperaturregelung, die auf 37°C eingestellt
war, angeordnet. Das Gewebe wurde zuerst mittels einer peristaltischen
Pumpe mit vorbestimmten Volumina an Wasser gewaschen. Dann wurden
vorgepresste Zusammensetzungen gemäß Beispiel 1 (5 bis 15 mg)
auf dem Gewebe angeordnet und dort zwei Minuten lang belassen, um
eine richtige Auflösung
sicherzustellen. Darauf folgte ein Eluieren mit Wasser, das 10 min
lang von einer peristaltischen Pumpe zugeführt wurde. Weggespültes Fentanyl
wurde gesammelt und seine Menge mittels Radioimmuntest (RIA) bestimmt,
um den Prozentsatz von entferntem Fentanyl festzustellen. Nachfolgende
Tests wurden unter Verwendung steigender Eluierungs-Strömungsgeschwindigkeiten
durchgeführt.
Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 gezeigt; Prozentsätze der Entfernung
bei einer hohen Strömungsgeschwindigkeit
sind aufgelistet für:
- A Bio/Mukosa-adhäsives Gemisch gemäß der Erfindung
(Beispiel 1);
- B Bio/Mukosa-adhäsives
Gemisch gemäß der Erfindung
(Beispiel 2);
- C konventionelles Gemisch für
rasche Auflösung,
das kein Bio/Mukosa-Adhäsion-förderndes
Mittel enthält.
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