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Gebiet der
Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft multimere Polypeptide, die zwei oder
mehr funktionelle Domänen
in einer Struktur, die mindestens zu einer Selbsttrimerisierung
befähigt
ist, vereinigen und die auf einfache Weise zum Beispiel in rekombinanten
Bakterien hergestellt werden können.
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Hintergrund
der Erfindung
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Multivalenz
ist eine Voraussetzung für
eine Vielzahl von makromolekularen Interaktionen wie die Bindung
von Antikörpern
oder Lektinen an spezifische Ziele, die Erkennung von Liganden,
die Aktivierung oder Hemmung von Rezeptoren ebenso wie die Zelladhäsion.
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Die
Bindung von Kohlenhydraten durch Lektine wie Conglutinin oder IgE
bindendes Protein benötigt
Multivalenz (Hsu et al., 1992, J. Biol. Chem. 267, 14167–14174;
Andersen et al., 1992, J. Struct. Biol. 109, 201–27). Im Vergleich zu einem
monovalenten Liganden bindet das trimere Lektin der Leber (Verrey
und Drickamer, 1993, Biochem. J. 292, 149–155) den trimeren Liganden
mit einer 100- bis 1000-fach höheren
Affinität
(Lee et al., 1992, Arch. Biochem. Biophys. 299, 129–136).
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Die
Multimerisierung von Zelloberflächen-Rezeptoren
ebenso wie von ihren Liganden bestimmt oft die Spezifität und die
Affinität.
Die multivalenten Interaktionen von CD2-Rezeptoren von T-Zellen mit ihren Liganden
LFA-3 auf dem verwandten Partner sind notwendig für den Zell-Zellkontakt
und die Aktivierung der T-Zellen durch stimulierende Zellen (Moingeon
et al., 1989, Immunol. Rev. 111, 111–144).
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Die
multivalente Bindung von Heparin an die Rezeptoren des Fibroblasten-Wachstumsfaktors
induziert die Dimerisierung des Rezeptors und führt zu einer mitogenen Signaltransduktion
(Pantoliano et al., 1994, Biochemistry 33, 10229–10248). Die konzentrationsabhängige Dimerisierung
des Cytokins IL-2 führt
zu einer hochaffinen Bindung an den IL2-Rezeptor und zur Erzeugung
des hochaffinen Komplexes, der die nachfolgende Signaltransduktion reguliert
(Lother et al., 1992, Growth factors 7, 117–129). Die durch multivalente
Liganden induzierte Dimerisierung von CD4 ist notwendig, um die
intrazelluläre
Tyrosinkinase in T-Zellen zu aktivieren (Langedijk et al., 1993,
Thromb.-Res. 71, 47–60).
Die Hemmung der IgE-Synthese bei allergischen Krankheiten erfordert
die Injektion von zumindest bivalenten anti-IgE-Immunglobulinen
(Stämpfli
et al., 1994, Eur. J. Immunol. 24, 2161–2167).
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Die
Erhöhung
schwacher monovalenter Kräfte
durch die Vermehrung der Anzahl der Interaktionen wird in zunehmender
Weise bei der Herstellung von Proteinen und therapeutischen Anwendungen
verwendet. Synthetische Peptide wie die bivalenten Hirudin-Analoga „Hiruloge" hemmen wirksam an
Gerinnsel gebundenes Thrombin (Cannon et al., 1993, Am. J. Cardiol.
71, 778–782),
wobei eine weitere Optimierung verwandter Thrombin-Inhibitoren durch
Trivalenz erreicht wird (Szewczuk et al., 1993, Biochemistry 32,
3396–3404).
Multivalente Glycopeptide hemmen die Bindung von Influenzaviren
an ihre Zielzellen (Unverzagt et al., 1994, Carbohydr. Res. 251,
285–301).
Das multivalente Darbieten von Tyr-Ile-Gly-Ser-Arg-Peptiden hemmt in drastischer Weise
Lungenmetastasen (Nomizu et al., 1993, Cancer Res. 53, 3459–3461).
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Die
synergistische Zunahme der Bindungsstärke (funktionelle Affinität oder Avidität) durch
multivalente Interaktionen ist am besten für die Bindung von Immunglobulinen
an ihre spezifischen Antigene charakterisiert. Die Wirkung der Avidität hängt von der
Affinität
pro Bindungsstelle, der Flexibilität und Anzahl der assoziierten
Bindungsstellen und der Anzahl ebenso wie der Distanz der in Reichweite
befindlichen Antigene ab. Grob geschätzt ist die Avidität das Produkt
der Affinitäten
pro monovalentem Bindungsereignis (Crothers & Metzger, 1972, Immunchemistry 9,
341).
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Immunglobuline
wie monoclonale Antikörper oder
heterolog exprimierte Fragmente gehören zu den viel versprechendsten
Kandidaten von „zielgerichteten
Waffen" zur Durchmusterung
und Bekämpfung
von Tumoren und jeglicher Art von Pathogenen in vivo (Colcher et
al., 1990, J. Natl. Cancer Inst. 82, 1191–1197). Die heterologe Expression
von so genannten scFv-Antikörperfragmenten,
d. h. von durch einen Peptid-Linker verbundenen variablen Domänen von
Antikörpern
(Bird et al., 1988, Science 242, 423; Huston et al., 1988, Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 85, 5879), vereinigt verschiedene Vorteile.
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Die
Deletion aller konstanter Immunglobulindomänen und die kovalente Verküpfung der
zwei variablen Domänen
(Fv) durch einen Peptid-Linker (Huston et al., 1988, Proc. Natl.
Acad. Sci. USA 85, 5879; Bird et al., 1988, Science 242, 423) führt zu einem
stabilen Einzelketten-Immunglobulin minimaler Größe mit einer einzelnen, vollständigen Bindungstasche.
Die geringe Größe des Einzelketten-Fv-Fragmentes
(scFv) ermöglicht
verbesserte Expressionsausbeuten (Skerra und Plückthun, 1991, Protein Eng.
4, 971), proteolytische Stabilität,
Gewebedurchdringung (Colcher et al., 1990, J. Natl. Cancer Inst. 82,
1191) und verringert unspezifische Interaktionen oder Immunogenität im Vergleich
zu vollständigen Antikörpern. Eine
alternative Konstruktion verbindet die zwei variablen Domänen über geschaffene
Disulfidbrücken
an der VL-VH-Grenzfläche
(dsFv; Glockshuber et al., 1990, Biochemistry 29, 1362).
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Der
Nachteil dieser rekombinanten Fragmente ist jedoch ihre kurze Halbwertszeit
in vivo und das Fehlen der Fähigkeit,
bivalente Komplexe wie IgG oder höhere Oligomere wie IgM zu bilden,
wobei die Bindungstaschen zwei oder mehrere entfernte Antigene gleichzeitig
erreichen können.
In medizinischen Anwendungen wie dem Abzielen auf Tumoren jedoch
bedeutet die Notwendigkeit einer wirksamen Durchdringung des Gewebes
und einer starken Bindung, dass eine Immunglobulin basierte Struktur
im Idealfall eine relativ geringe Größe mit einer hohen Affinität/Avidität und einer
ausreichenden Halbwertszeit vereinigen sollte (Thomas et al., 1989,
Cancer Res. 49, 3290–3296).
Um die Avidität
von ganzen Antikörpern
und die längere
Halbwertszeit in vivo wiederzuerlangen, wurden vor kurzem verschiedene Techniken
entwickelt, um auf kleine dimere und daher bivalente Immunglobuline
Zugriff zu haben, obwohl jedes davon grundlegende Nachteile mit
sich bringt.
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Wenn
der Interdomänenlinker
zwischen VH und VL in Einzelketten-Fv-Fragmenten (Bird et al., 1988,
Science 242, 423–426)
ausreichend kurz ist, wird die Bildung von monovalenten scFv-Fragmenten
benachteiligt, was zu einer intramolekularen Assoziation von VH-
und VL-Domänen
von zwei oder mehr Fragmenten führt,
um scFv-Dimere oder höhere
Oligomere zu bilden. Im so genannten Diabody (Holliger et al., 1993,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 90, 6444) erlaubt die starre Struktur
und die unmittelbare Nähe
der Bindungsstellen keine Flexibilität oder Bindung an entfernte
Antigene (Perisic et al., 1994, Structure 2, 1217). Die Bildung
von stabilen Dimeren oder höheren
Oligomeren hängt
in hohem Maße
von der VH-VL-Grenzfläche
eines bestimmten Fragmentes ab, sodass die Umwandlung eines scFv
in einen Diabody nicht für
jede gegebene Sequenz möglich und
der Grad der Oligomerisierung nicht kontrollierbar ist (Whitlow
et al., 1994, Prot. Eng. 7, 1017–1026).
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Die
direkte in vitro-Verbindung von zwei Fragmenten mit C-terminalen
Cysteinen über
Oxidation (Carter et al., 1992, Bio/Technology 10, 163) oder über chemisch
angeheftete Spacer (Kipriyanov et al., 1994, Mol. Immunol. 31, 1047–1085; Cook
und Wood, 1984, J. Immunol. Meth. 171, 227–237) benötigt eine arbeitsaufwendige
Isolierung und Zurückfaltung
des gereinigten Materials mit schwachen Ausbeuten an funktionellen
Immunglobulinen. Da darüber
hinaus eine Bildung von gemischten Disulfidbrücken nicht ausgeschlossen werden
kann, kann eine Aggregation zu unbestimmten Multimeren stattfinden.
Eine nicht-quantitative Bildung von Disulfiden verringert zusätzlich die
Gesamtausbeute.
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Die
Verwendung amphipathischer Helices wie Bündelhelices oder Leucin-Reissverschlüssen, die
für eine
Dimerisierung in E. coli C-terminal an scFv-Fragmente fusioniert
wurden (Pack und Plückthun,
1992, Biochemistry 31, 1579–1584),
verschaffte einen Zugang zu dimeren, bivalenten „Mini-Antikörpern" (PCT/EP93/00082).
Die Antikörperfragmente setzen
sich in vivo ausschließlich
zu funktionellen Dimeren zusammen und können in hohen Ausbeuten in einem
einzigen Affinitätschromatographieschritt
gereinigt werden (Pack et al., 1993, Bio/Technology 11, 1271–1277).
Basierend auf artifiziellen Bündelhelices oder
nicht-menschlichen Reissverschlusssequenzen ist diese Konstruktion
der C-terminal fusionierten „Assoziationsdomänen" möglicherweise
durch die Immunogenität
solcher Sequenzen erschwert, wenn sie als menschliche Therapeutika
angewendet werden. Darüber
hinaus sind als Assoziationsdomänen verwendete
Bündelhelices
nicht in der Lage, fusionierte Antikörperfragmente zu tetramerisieren,
da die Assoziationskräfte
einzelner Bündelhelices
zu schwach sind, um ein Tetramer zu stabilisieren (Pack und Plückthun,
1992, Biochemistry 31, 1579–1584).
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Modifizierte
und daher „artifizielle" Reissverschlusssequenzen,
die mit Antikörperfragmenten
fusioniert sind, sind in der Lage, eine Tetramerisierung herbeizuführen, aber
Unverträglichkeiten
der modifizierten Reissverschlusssequenz mit der Faltung und der
Sekretion führen
zu einer beträchtlich
verringerten Ausbeute an funktionellem tetramerem Material (Pack
et al., 1995, J. Mol. Biol. 246, 28–34) und der Komplex enthält nur eine
Art Funktion oder funktionelle Domäne, nämlich eine scFv-Spezifität.
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Früher sind
auch die CH2-CH3-CH4-Domänen
der schweren Ketten von Immunglobulin M als Träger einer einzelnen funktionellen
Domäne,
nämlich
von Zelloberflächenrezeptorliganden,
verwendet worden (PCT-Anmeldung WO 92/03569). Die resultierenden
Fusionsproteine wurden in bestimmten Säugerzellen als Multimere exprimiert.
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Aus
verschiedenen Gründen
birgt die Verwendung von CH2-CH3-CH4-Domänen von schweren Ketten von
Immunglobulin M als Multimerisierungsmittel Nachteile.
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Erstens
ist die Expression solcher Fusionsproteine auf bestimmte Expressionswirte
und zelluläre
Kompartimente beschränkt.
Es wird angenommen, dass die spezifische Glycosylierung der konstanten
Domänen
von Immunglobulinen für
die Zusammensetzung, die Struktur (Rademacher und Dwek, 1984, Prog.
Immun. 5, 95–112),
die Funktion (Burton, 1985, Mol. Immunol. 22, 161–206) und
die proteolytische Stabilität
(Leatherbarrow und Dwek, 1983, FEBS Lett. 164, 227–239) der
konstanten Domänen
der Immunglobuline wichtig ist (Matsuda et al., 1990, Mol. Immunol.
27, 571–579;
Dorai et al., 1991, Hybridoma 10, 211–217). Die Veränderung oder
Abwesenheit von Glycosylierungsmustern, zum Beispiel wenn ein muriner
anstelle eines menschlichen Expressionswirtes verwendet wird, führt zu strukturellen
Veränderungen
und einem Verlust der Komplementaktivierung (Lund et al., 1990,
Mol. Immunol. 27, 1145–1153).
Das korrekte menschliche Glycosylierungsmuster in konstanten Domänen von Immunglobulinen
ist nur in bestimmten Säugerzellkulturen,
nämlich
denen menschlichen Ursprungs, erreichbar. Ein unterschiedliches
Glycosylierungsmuster durch eine Expression in anderen als menschlichen
Zellen würde
ebenfalls die Immunogenität
in medizinischen Anwendungen erhöhen.
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Darüber hinaus
leidet die Verwendung von Antikörper
basierten Assoziationsdomänen
des vorgeschlagenen Typs an dem ernsthaften Nachteil seiner enormen
Größe von 343
Resten pro Monomer, was drei verschiedenen Immunglobulin-Faltungsdomänen (CH2,
CH3, CH4) pro monomerem Fusionsprotein entspricht, wobei 6 Disulfidbrücken gebildet werden
(Dorai und Gillies, 1989, Nucleic Acids Res. 17, 6412–6417) oder
60 in dem dekameren IgM-ähnlichen
Komplex. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Konstrukte dieses Typs
in Bakterien hergestellt werden können, und es gibt keinen Bericht über eine funktionelle
Expression eines Immunglobulins mit drei korrekt gefalteten konstanten
Domänen
in Bakterien.
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Es
ist weithin bekannt, dass die Effizienz der Faltung und die Ausbeute
der Expression von rekombinantem löslichem Material von der Länge der
Peptidkette, der Anzahl der einzelnen Faltungsdomänen pro
Kette ebenso wie von der Anzahl von cis-Prolinen und zu bildenden
korrekten Disulfidbrücken
abhängt (Jaenicke,
1987, Prog. Biophys. Mol. Biol. 49, 117–237). In prokaryontischen
Expressionswirten wie E. coli ist die Abnahme der Ausbeute von größeren rekombinanten
Proteinen sogar noch ausgeprägter
als in Hefe oder Zellkultur. Als ein Aspekt dieser Beobachtung steigt
zum Beispiel besonders in Interdomänensequenzen die Proteolyse
von rekombinanten und „fremden" Proteinen mit der
Anzahl der Faltungsdomänen
pro Kette. Die Bildung von korrekten Disulfidbrücken ist ein geschwindigkeitsbegrenzender
Schritt der Faltung (Darby et al., 1992, J. Mol. Biol. 224, 905–911) und
eine Voraussetzung für
eine stabile Immunglobulinfaltung (Creighton, 1988, BioEssays 8,
57–53;
Skerra und Plückthun,
1991, Prot. Eng. 4, 971–979).
In reduzierenden Umgebungen wie cytoplasmatischen Kompartimenten
konnte die Bildung einer Disulfidbrücke nicht gezeigt werden (Glockshuber
et al., 1992, Biochemistry 31, 1270–1279).
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Der
Selbstzusammenbau von relativ kleinen Fusionsproteinen, vorzugsweise
ohne die Notwendigkeit der Glycosylierung oder von Disulfidbrücken in
vivo, würde
jedoch diese vorstehend erwähnten allgemeinen
Probleme bewältigen
und zu neuen, gut exprimierten Komplexen führen.
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Bakterien
wie E. coli liefern schnelle Generationszeiten, billige Fermentationen
und gut etablierte molekularbiologische Protokolle wie zum Beispiel
einen schnellen Zugriff auf ortsgerichtete Mutationen. Vor kurzem
zeigte sich, dass das Darbieten von rekombinanten Proteinen auf
Bakteriophagen (Greenwood et al., 1991, J. Mol. Biol. 220, 821–827) in
Kombination mit einer zufälligen
Mutagenese ein einzigartiges Werkzeug für die Erzeugung von großen Bibliotheken
und für
die Auswahl der wertvollsten Proteinmutanten ist. Nur kleine und
gut exprimierte Multimerisierungsmittel, vorzugsweise peptidische
Multimerisierungsmittel, würden
die effiziente Konstruktion von multimeren Proteinen, die aus der
Bibliothek stammende rekombinante Proteine als funktionelle Domänen enthalten,
erlauben.
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Ein
weiterer Nachteil von WO 92/03569 ist, dass es nicht die Herstellung
von Multimeren mit zwei oder mehr verschiedenen funktionellen Domänen pro Fusionsprotein
lehrt. In der Tat sorgt WO 92/03569 nur für ein Beispiel eines bestimmten
Rezeptorliganden, der in den multimeren Proteinen zusammengesetzt
werden soll, wenn er an die CH2-CH3-CH4-Domänen der schweren Kette von
Immunglobulin M fusioniert und in bestimmten Säugerzellen exprimiert wird.
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Niemand
kann nach dem Stand der Technik Substanzen bereitstellen, die die
Merkmale einer relativ geringen Größe, einer niedrigen Immunogenität und hohe
Ausbeuten an funktionellem Material mit dem Selbstzusammenbau von
stabilen multimeren Komplexen, die größer als Dimere sind und mindestens
zwei verschiedene Funktionen aufweisen, kombinieren.
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Die
zusätzliche
Fusion einer zweiten funktionellen Domäne C-terminal von einem peptidischen, selbst
zusammenbauenden Multimerisierungmittel über einen zweiten flexiblen Linker
erweitert den Anwendungsbereich von multimeren Proteinen bedeutend.
Der Selbstzusammenbau eines bifunktionellen Fusionsproteins mit
Hilfe eines „zentralen" Multimerisierungsmittels
(Domäne1-Linker1-Mittel-Linker2-Domäne2) würde zu einem
völlig
neuen rekombinanten Komplex mit zwei Funktionen vorzugsweise in
vielfachen Kopien in einem Komplex führen.
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Ein
weiter Bereich von Kombinationen von zwei verschiedenen funktionellen
Domänen
ist jetzt in Reichweite. Das Zusammensetzen von zwei oder mehr verschiedenen
Antikörperfragmenten
zu multivalenten Komplexen mit Valenzen identisch zu/oder mehr als
3 pro Spezifität
ebenso wie die Kombination von unverwandten Domänen wie Enzymen, Toxinen, Cytokinen,
Kinasen, Phosphatasen, Lektinen, Peptidhormonen, Zellanheftungsproteinen
wie Integrinen, Metall bindenden Domänen, peptidischen Impfstoffen,
bioaktiven Peptiden oder löslichen
Zelloberflächenproteinen
wie die CD-Moleküle von Leukocyten
oder Teilen davon in einem multimeren Komplex sind von beträchtlichem
Interesse für
diagnostische oder therapeutische Anwendungen.
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Die
mit dem bisherigen Stand der Technik verbundenen Nachteile werden
durch die vorliegende Erfindung überwunden,
die von der Herstellung von multifunktionellen Proteinen handelt,
welche die folgenden Merkmale aufweisen:
- (i)
sie können
unter der Verwendung von rekombinanten Standard-Mikroorganismen hergestellt werden,
auch wenn das Molekulargewicht der zusammengesetzten Proteine das
der üblicherweise
in Bakterien exprimierten Proteine übersteigt,
- (ii) eine niedrige Immunogenität in Menschen
- (iii) sie liegen als Multimere mit einer Valenz identisch zu/oder
größer als
drei vor
- (iv) sie liefern Proteine, die zwei oder mehr funktionelle Domänen in einer
einzelnen multimeren Struktur beinhalten.
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Die
vorliegende Erfindung stellt überraschenderweise
kleine peptidische Multimerisierungsmittel bereit, welche zwei funktionelle
Domänen,
die sich voneinander unterscheiden können, als N- und C-terminale
Fusionen unterstützen,
wobei sich alle drei Untereinheiten in funktionelle Formen falten,
und welche ohne die Notwendigkeit der Zurückfaltung zum Beispiel in rekombinanten
Bakterien produziert werden können.
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Innerhalb
eines multimeren Proteins der vorliegenden Erfindung, das als einzelne,
zusammenhängende
monomere Polypeptidkette (Domäne1-Linker1-Multimerisierungsmittel- Linker2-Domäne2) mit
posttranslationalem Selbstzusammenbau codiert und translatiert werden kann,
darf ein solches peptidisches Multimerisierungsmittel jedoch nicht
in starkem Maße
mit der Faltung und der Funktion der N- und C-terminal fusionierten
Domänen
interferieren, und es muss sich in dem sterischen Zusammenhang der
fusionierten Domänen
an beiden Enden selbst assoziieren, auch wenn die funktionellen
Domänen
viel größer als
die peptidischen Multimerisierungsmittel sind. Peptidische Multimerisierungsmittel
der vorliegenden Erfindung weisen diese Eigenschaften auf.
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Es
ist im Fachgebiet gut bekannt, dass nicht alle Arten von Polypeptiden,
d. h. funktionelle Domänen,
in ausreichenden Mengen und in ihrer natürlichen Faltung in jedem Expressionswirt
produziert werden können.
Das beruht auf Unterschieden in der Faltungs- und Sekretionsumgebung und posttranslationalen
Modifikationen wie Glycosylierungsmustern und Proteaseaktivitäten. Jedenfalls
stellt die vorliegende Erfindung auch eine Lösung bereit, um diese Probleme
im Stand der Technik zu beheben. In diesen Fällen muss nämlich eine kombinierte Verwendung
von verschiedenen Expressionswirten und/oder von in vitro-Synthese
angewendet werden, um multimere Proteine mit einem zentralen peptidischen
erfindungsgemäßen Multimerisierungsmittel
zu erzeugen.
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Eine
bestimmte funktionelle Domäne
kann zum Beispiel die Faltung in dem Cytoplasma eines prokaryontischen
Organismus mit anschließender Rückfaltung
benötigen,
während
die zweite funktionelle Domäne,
mit der die erste funktionelle Domäne kombiniert werden soll,
sich in dem Cytoplasma eines prokaryontischen Organismus nicht richtig
faltet, sondern für
eine natürliche
Faltung eine Sekretion in einen Säugerwirt mit anschließender Glycosylierung brauchen
würde.
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Bestimmte
funktionelle Domänen
oder Teile davon können
in vitro in zellfreien Translationssystemen (Nishimura et al., 1995,
J. Fermentation and Bioengineering 80, 403–405) oder als vollständig synthetische
Polypeptide (Fitzgerald et al., 1995, J. American Chemical Society
117, 11075–11080)
hergestellt werden. Polypeptide mit mehr als 100 Aminosäureresten
werden zum Beispiel gegenwärtig
unter der Verwendung von Fmoc-Chemie
auf einer Festphase synthetisiert (Roggero et al., 1995, Molecular Immunology
32, 1301–1309).
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Unter
der Verwendung von in vitro-Synthese kann entweder ein Teil oder
ein vollständiges
multimeres erfindungsgemäßes Protein
synthetisiert und anschließend
z. B. chemisch oder enzymatisch in vitro (z. B. Harris et al., 1973,
FEBS Lett. 29, 189–192) oder
durch Oxidation zusätzlicher
freier Cysteine (Carter et al., 1992, Bio/Technology 10, 163) an die verbleibenden
Teile, die separat in einem unterschiedlichen Expressionssystem
oder Expressionswirt produziert wurden, gekoppelt werden. Zum Beispiel
kann der Multimerisierungskern billig in E. coli synthetisiert werden,
wohingegen die Linker und funktionellen Domänen in unterschiedlichen Expressionssystemen
wie CHO-Zellen oder die bioaktiven Peptide als funktionelle Domänen durch
in vitro-Synthese hergestellt werden können.
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Die
Vorteile eines erfindungsgemäßen peptidischen
Multimerisierungsmittel können
unter der Verwendung des Beispiels der scFv-Fragmente als N- und/oder
C-terminal fusionierte funktionelle Domänen aufgezeigt werden. Das
multimere Protein vereinigt deutlich verbesserte Eigenschaften wie
die multivalente Bindung und die Bispezifität mit verlängerter Halbwertszeit in vivo,
welche es dadurch besonders geeignet für eine Vielzahl von therapeutischen
Anwendungen machen. Während
sie die Notwendigkeit der geringen Größe für die Gewebedurchdringung erfüllen, zeigen
die monomeren scFv-Fragmente keine Aviditätswirkungen und werden rasch, hauptsächlich über die
Nieren, ausgeschieden. Ihre Halbwertszeit t (1/2 alpha) ist etwa
zehnmal kürzer als
die eines ganzen bivalenten Antikörpers und zwei- bis dreimal
kürzer
als die eines dimeren scFv-Fragmentes (Haunschild et al., 1995,
Antibody, Immunoconjugates and Radiopharmaceuticals 8, 111–127), was
die Chance erniedrigt, das spezifische Antigen zu finden und daran
zu binden. Es wird erwartet, dass multimere scFv-Fragmente eine
deutlich höhere
Halbwertszeit und Zirkulationszeit in vivo aufweisen als monomere
oder dimere scFv-Fragmente. Darüber
hinaus können
sie multivalent binden und zwei Spezifitäten in einem multimeren Komplex
vereinigen (das N-terminale
scFv-Fragment als funktionelle Domäne kann eine unterschiedliche
Spezifität als
die C-terminale funktionelle Domäne
aufweisen).
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Die
vorliegende Erfindung sorgt für
multimere Proteine, die scFv-Fragmente als N- und C-terminale funktionelle Domänen enthalten
und die zum Beispiel zwei verschiedene scFv-Fragmente (scFv1-Linker1-Mittel-Linker2-scFv2)>2 vereinigen. Diese
vollständig
neue Konstruktion von multivalenten und bispezifischen Immunglobulinen
ist für
diagnostische und therapeutische Zwecke von enormem Interesse, da
sie zum Beispiel das multivalente Abzielen auf Tumorgewebe (Spezifität scFv1)
und die Rekrutierung von cytotoxischen T-Zellen (Spezifität scFv2) gegen den Tumor ermöglicht (Perez
et al., 1985, Science 316, 354–356).
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Überdies
sorgt die vorliegende Erfindung im Allgemeinen für Heterotetramere, die eine
Vielzahl von Funktionen in einem Molekül vereinigen. Heterotetramerisierung
kann zum Beispiel die Folge der Assoziation von strukturell unterschiedlichen
Multimerisierungsmittel sein. In einer anderen Ausführungsform
können
sie das Resultat von unterschiedlichen funktionellen Domänen sein,
die, wie hier nachstehend aufgeführt,
N- oder C-terminal (über
die gleichen oder unterschiedliche Linker) an die Mittel fusioniert
wurden. Die erfindungsgemäße peptidische Multimerisierungsdomäne kann
also auf Teilen natürlicher
Proteine mit der Fähigkeit
zu heteromultimerisieren, wie das Histon (H3/H4)2-Heterotetramer
oder das (TAFII42/TAFII62)2-Heterotetramer (Xie et al., 1996, Nature
380, 316–322),
die beide weniger als 80 Reste pro Untereinheit benötigen, um
zu heterotetramerisieren, basieren. Als erfindungsgemäße Multimerisierungsmittel
verwendet können
sich vier verschiedene funktionelle Domänen (zwei Domänen N-terminal
und zwei C-terminal über
flexible Linker an das Multimerisierungsmittel fusioniert) im Prinzip selbst
zu einem multimeren Protein zusammenbauen, in dem vier unterschiedliche
funktionelle Domänen
zweimal vorkommen.
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Überraschenderweise
wurde gezeigt, dass das Multimerisierungsmittel, wenn es, wie in Übereinstimmung
mit der vorliegenden Erfindung beschrieben, an die Linkersequenzen
und die Sequenzen einer funktionellen Domäne fusioniert ist, eine unabhängige Faltung
erlaubt (Mack et al., 1995, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 92, 7021–7025) und
im Wesentlichen gegen einen proteolytischen Angriff resistent ist,
was für
Konstrukte nach dem Stand der Technik, die eine bestimmte Linkerlänge aufweisen,
nicht der Fall ist. Die in Übereinstimmung
mit der vorliegenden Erfindung verwendeten Linker sind vorzugsweise nicht
länger
als 15 Aminosäuren.
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Die
vorliegende Erfindung sorgt ebenfalls für ein multimeres Protein, in
dem die ersten funktionellen Domänen
für jedes
Monomer und/oder die zweiten funktionellen Domänen für jedes Monomer unterschiedlich
sind. In dieser Ausführungsform
sorgt die vorliegende Erfindung auch für die Möglichkeiten, dass die erste(n)
und zweite(n) funktionelle(n) Domäne(n) gleich oder unterschiedlich
ist (sind).
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Außerdem sorgt
die vorliegende Anmeldung für
die Möglichkeit,
dass die erste(n) und/oder zweite(n) funktionelle(n) Domäne(n) mit
mindestens einer weiteren (funktionellen) Domäne fusioniert ist (sind). Solche
Konstrukte können
in vorteilhafter Weise Marker als funktionelle Domänen an ihren
N- oder C-Termini enthalten, die zum Zweck der Reinigung verwendet
werden können.
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Die
vorliegende Erfidung sorgt im Allgemeinen auch für multimere Proteine synthetischen,
semisynthetischen oder rekombinanten Ursprungs, in die an geeigneten
Stellen Cysteinreste plaziert wurden, die Cysteinbrücken innerhalb
der Multimerisierungsmittel bilden können. Solche Cystinbrücken verleihen solchen
multimeren Proteinen eine verbesserte Stabilität. Einem Fachmann ist wohl
bewusst, wie solche Cysteine in das Multimerisierungsmittel eingeführt werden
und wo sie plaziert werden sollen. Indem zum Beispiel die erfindungsgemäße DNA-Sequenz
in geeigneter Weise manipuliert wird, können bestimmte Aminosäurecodons
in Cysteincodons verändert
werden. Dementsprechend sind auch auf diese Weise veränderte DNA-Sequenzen
in der vorliegenden Erfindung enthalten.
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Die
vorliegende Erfindung sorgt ebenfalls für multimere Proteine bzw. für die die
monomeren Teile davon codierenden DNA-Sequenzen, die passend gestaltete,
zusätzliche
Cysteine als Teil der Multimerisierungsmittel oder des (der) Linker(s)
enthalten, um eine intermolekulare kovalente Bindung an zusätzliche
funktionelle Domänen
zu erlauben, die separat in vivo oder in vitro hergestellt und zum
Beispiel über
Oxidation eines freien Cysteins, was zu einer kovalenten Disulfidbrücke führt, an
das multimere Protein gekoppelt werden.
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Die
vorliegende Erfindung sorgt ebenfalls für Multimerisierungsmittel,
die von Bibliotheken zufälliger
DNA-Sequenzen stammen (
EP
95 11 3021.0-2110 und EP-A 0 614 989). Solche teilweise oder
vollständig
zufälligen
DNA-Sequenzen können zum
Beispiel mit einem Teil des Gens III (gIII) eines filamentösen Phagen
in einem geeigneten Phagemid fusioniert werden. Nach der Transformation
des Phagemids in E. coli können
gIII-Proteine als Fusion mit einem Peptid, das durch einen Bestandteil
der Bibliothek codiert wird, hergestellt werden. Nach der Infektion
mit einem Helferphagen werden neue Phagen produziert, die das relevante
Peptid darbieten und das das gezeigte Peptid codierende Phagemid
tragen. Neue Multimerisierungsmittel können durch die Interaktion
des dargebotenen Peptides mit einem Zielpeptid identifiziert werden,
das zum Beispiel auf einer festen Oberfläche immobilisiert oder mit
einem Infektion vermittelnden Teilchen („IMP") fusioniert wurde.
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Genaue Beschreibung der
Erfindung
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Gegenstand
dieser Erfindung ist eine Familie multimerer Proteine, die zwei
oder mehr funktionelle Domänen
vereinigen. Die multifunktionellen Proteine der vorliegenden Erfindung
basieren auf kleinen, vorzugsweise peptidischen Multimerisierungsmitteln, welche
mindestens trimerisieren und welche N- und C-terminal mit funktionellen
Domänen
fusioniert sein können,
um neuartige multimere und multifunktionelle Polypeptidkomplexe
zu bilden. Die Erfindung stellt ebenfalls DNA-Sequenzen, Vektoren,
die die multifunktionellen Proteine codieren, ebenso wie Verfahren
für ihre
Produktion in vitro und in vivo bereit. Die Erfindung betrifft weiterhin
Genkassetten ebenso wie pharmazeutische und diagnostische Zusammensetzungen,
die das erfindungsgemäße Protein
enthalten.
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Im
Speziellen stellt die vorliegende Erfindung DNA-Sequenzen bereit,
die codieren:
- (i) eine erste funktionelle Domäne,
- (ii) eine erste Linkersequenz,
- (iii) ein Multimerisierungsmittel mit einer Länge von
vorzugsweise 30–80
und nicht mehr als 110 Aminosäuren,
das sich bis zu einem Trimer oder einem Oligomer höherer Ordnung
zusammenbauen kann und das vorzugsweise von menschlicher Zusammensetzung
ist,
- (iv) eine zweite Linkersequenz und
- (v) eine zweite funktionelle Domäne.
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In
diesem Zusammenhang bezeichnet der Ausdruck „funktionelle Domäne" ein Oligo- oder Polypeptid,
das eine oder mehr Funktionen hat wie die Bindung an eine definierte
Zielsequenz, das Katalysieren der Reaktion eines definierten Substrates,
die Hemmung der Aktivität
eines Enzyms, die Bindung an oder das Blockieren einer Rezeptorbindungsstelle oder
die Bindung an ein Metallion.
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Die
vorstehend erwähnten
Bestandteile (i) bis (v) sind vorzugsweise zusammenhängend und umfassen
einen einzelnen offenen Leserahmen, was die kontrollierbare Expression
eines einzelnen multifunktionellen Proteins von einem geeigneten
Vektor erlaubt. Die Darstellung des Prinzips der Fusion einer solchen
ein bifunktionelles, selbstassoziierendes Protein codierenden DNA-Sequenz
ist in 1A gezeigt.
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Der
Ausdruck „Linkersequenz" ist im Fachgebiet
gut bekannt. Der verwendete Linker ist für die vorliegende Erfindung
nicht entscheidend. Somit kann in einem Konstrukt ein und die gleiche
oder unterschiedliche Sequenzen für die erste und die zweite Linkersequenz
verwendet werden.
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Eine
besonders bevorzugte Ausführungsform
dieser Erfindung ist die Verwendung eines peptidischen Multimerisierungsmittels,
das auf einem modifizierten C-Terminus des menschlichen p53-Proteins
basiert (Clore et al., 1994, Science 265, 386–391; Sakamoto et al., 1994,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 91, 8974–8978; Soussi et al., 1990,
Oncogene 5, 945–952).
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Das
Genprodukt des menschlichen p53-Tumorsuppressorgens (Hollstein et
al., 1991, Science 253, 49–53)
enthält
einzelne modulare Sequenzen für
trans-Aktivierung (Unger et al., 1992, EMBO J. 11, 1383–1386),
DNA-Bindung (Erlandson und Verdine, 1994, Chemistry & Biology 1, 79–84) und
Tetramerisierung (Clore et al., 1994, Science 265, 386–391; Sakamoto
et al., 1994, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 91, 8974–8978).
Die für
die Tetramerisierung verantwortliche Sequenz von p53 (Reste 319–360; 2)
kann in E. coli getrennt exprimiert werden (Studier et al., 1990,
Methods Enzymol. 185, 60–64),
was zu einem stabilen, symmetrischen 20 kD-Tetramer führt, das sowohl
helikale, als auch beta-Strang-Sekundärstrukturen
enthält
(Jeffrey et al., 1995, Science 267, 1498–1502).
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Das
besonders bevorzugte p53 basierte Multimerisierungsmittel erlaubt überraschenderweise den
Selbstzusammenbau zu einem tetrameren Komplex mit zwei unterschiedlichen
an seine Enden fusionierten funktionellen Domänen (Beispiel 1–3), wobei
jede der fusionierten funktionellen Domänen mehr als achtmal größer als
das Mittel sein kann (Beispiel 2). Überraschenderweise und im Gegensatz
zu dem, was Fachleute erwartet hätten,
hat das auf menschlichem p53 basierende peptidische Multimerisierungsmittel
in einigen Fällen
die Sekretion, die unabhängige
Faltung und die Funktion der über flexible
Linker fusionierten Domänen
nicht stark oder bedeutend beeinflusst, da die Eigenschaften beider funktioneller
Domänen
in dem direkt aus dem Zellextrakt isolierten tetrameren Komplex
nachgewiesen werden können
(Beispiel 1). Die geringe Größe und der
menschliche Ursprung des p53 basierten peptidischen Multimerisierungsmittels
ermöglicht
eine deutlich verringerte Immunogenität in Menschen im Vergleich
zu künstlichen
oder nicht-menschlichen selbstassoziierenden Sequenzen.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
umfasst das gebildete peptidische Multimerisierungsmittel den selbstassoziierenden
modifizierten menschlichen Plättchenfaktor
4 (PF4; Zhang et al., 1994, Biochemistry 33, 8361–8366).
PF4 (4) ist ein häufiges
menschliches Serumprotein mit einer Länge von 101 Resten, das von
Plättchen
sekretiert wird. Es kann heterolog in E. coli exprimiert werden und
baut sich selbst zu Tetrameren mit antiparallelen beta-Faltblatt-ähnlichen
Strukturen zusammen (Zhang et al., 1994, Biochemistry 33, 8361–8366).
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Das
extrazelluläre
menschliche Protein TSP4, das die Basis einer weiteren bevorzugten
Ausführungsform
dieser Erfindung bildet, ist ein Mitglied der Thrombospondinfamilie,
das die Anheftung einer Vielzahl von Zellen moduliert (Lawler et
al., 1993, J. Cell. Biol. 120, 1059–1067). Die Reste 209 bis 273 des
menschlichen TSP4 (21) zeigen einen hohen Grad
an Homologie zu den Resten 20 bis 83 des oligomeren Knorpelproteins
(CMP oder CMOP). Dieser homologe Bereich ist verantwortlich für die Pentamerisierung
von COMP und TSP4 (Efimov et al., 1994, FEBS Letters 341, 54–58; Jenkins
et al., 1990, J. Biol. Chem. 265, 19624–19631). Die Pentamerisierung
von funktionellen Domänen
kann entsprechend den Beispielen 1 und 2 durch die C- oder N-terminale Fusion
mit einem TSP4 basierten peptidischen Multimerisierungsmittel erreicht
werden.
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In
einer bevorzugten erfindungsgemäßen Ausführungsform
stammt das Multimerisierungsmittel aus einer Zufalls-DNA-Bibliothek
in einem geeigneten Wirt, aus der DNA-Mitglieder durch ihre Fähigkeit,
multimerisierende Peptide zu codieren, identifiziert werden. Mittel
und Verfahren für
eine solche Identifizierung sind Fachleuten gut bekannt; vgl. z.
B.
EP 95 11 3021.0 oder
EP-A 0 614 989, welche hier durch Bezugnahme eingeschlossen sind.
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Die
vorliegende Erfindung sorgt ebenfalls für Proteine, vorzugsweise Fusionsproteine,
multimere Proteine, die z. B. aus solchen Fusionsproteinen bestehen,
ebenso wie für
Verfahren zur Produktion der erfindungsgemäßen multimeren Proteine. Ein
solches Verfahren betrifft die Produktion eines Proteins umfassend:
- a) eine erste funktionelle Domäne,
- b) eine erste Linkersequenz,
- c) ein vorzugsweise peptidisches Multimerisierungsmittel mit
einer Länge
von nicht mehr als 110 und vorzugsweise 30–80 Aminosäureresten, das zum Selbstzusammenbau
zu einem Trimer oder einem Oligomer höherer Ordnung befähigt ist
und das vorherrschend menschlicher Zusammensetzung ist,
- d) eine zweite Linkersequenz und
- e) eine zweite funktionelle Domäne,
wobei mindestens
ein Bestandteil von a) bis e) - i) rekombinant
hergestellt wird und, wenn alle von a) bis e) rekombinant hergestellt
werden, mindestens zwei der Bestandteile von unterschiedlichen Wirtszellen
hergestellt werden; und/oder
- ii) synthetisch hergestellt wird; und/oder
- iii) halbsynthetisch hergestellt wird; und/oder
- iv) durch in vitro-Translation hergestellt wird; und
wobei
mindestens zwei von a) bis e) durch enzymatische und/oder chemische
Kopplung kombiniert werden, wodurch das vollständige Protein und vorzugsweise
das vollständige
multimere Protein entsteht.
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Für therapeutische
Zwecke ist es oft wünschenswert,
dass proteinhaltige Substanzen die geringst mögliche Immunogenität zeigen.
Dementsprechend sorgt die vorliegende Erfindung, wie vorstehend
beschrieben, für
multimere Polypeptide, in denen mindestens eine der Aminosäuresequenzen, funktionellen
Domänen
oder weiteren (Poly-)Peptide menschlichen Ursprungs ist. Zum Beispiel
wird erwartet, dass der extrazelluläre Ursprung des auf Teilen
des menschlichen PF4 oder COMP basierenden peptidischen Multimerisierungsmittels
für eine
niedrige Immunogenität
in Menschen sorgt.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
dieser Erfindung umfasst das peptidische Multimerisierungsmittel
Teile der TATA-Boxbindeprotein assoziierten Faktoren (TAFIIs), vorzugsweise menschlichen
Ursprungs. dTAFII42 und dTAFII62 von Drosophila können heterotetramere
Komplexe bilden, die dem (H3/H4)2-heterotetrameren
Kern des Hühnerhiston-Octamers ähneln (Xie
et al., 1996, Nature 380, 316–322).
Die menschlichen Homologe von dTAFII42 und dTAFII62 sind hTAFII31
(Hisatake et al., 1995, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 92, 8195–8199) und
hTAFII80 (Hisatake et al., 1995, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 92,
8195–8199;
Weinzierl et al., 1993, EMBO J. 12, 5303–5309). Die Reste 13–87 des menschlichen
hTAFII31 und die Reste 10 bis 82 des menschlichen hTAFII80 können als
erfindungsgemäßes Heterotetramerisierungsmittel
verwendet werden. Für
identische hTAFII-Proteine
kann eine unterschiedliche Nomenklatur existieren, hTAFII80 ist
zum Beispiel auch bekannt als hTAFII70 (Hisatake et al., 1995, Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 92, 8195–8199).
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
dieser Erfindung umfasst das peptidische Multimerisierungsmittel
Teile der Histon H3- und H4-Proteine, vorzugsweise die Reste 67
bis 134 des menschlichen Histons 3 (H3) und die Reste 29 bis 95 des
menschlichen Histons 4 (H4) (12a, b). Die menschlichen H3 und H4 sind in
hohem Maße
homolog zu H3 und H4 von Huhn, welche dem strukturell ähnlichen
dTAFII42/dTAFII62-Heterotetramer ähneln (Xie et al., 1996, Nature
380, 316–322).
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Um
ausreichenden Abstand und Flexibilität zwischen dem peptidischen
Multimerisierungsmittel und den fusionierten funktionellen Domänen zu schaffen,
wird das peptidische Multimerisierungsmittel über vorzugsweise hydrophile,
vorzugsweise flexible, aber Protease-resistente Polypeptidlinker
mit den funktionellen Domänen
verknüpft.
In einer bevorzugten Ausführungsform
dieser Erfindung umfassen einer oder beide Linker Proteasestabile
Interdomänenlinker
von menschlichen Proteinen (Argos, 1990, J. Mol. Biol. 211, 943–958), welche
ausreichend Flexibilität
und Hydrophilie bereitstellen. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
ist die Linkersequenz reich an den Aminosäuren Serin, Threonin, Glycin
und Prolin, welche eine geweitete Struktur, Rotationsfreiheit, Hydrophilie
ebenso wie Stabilität gegen
Proteasen bereitstellen (Argos, 1990, J. Mol. Biol. 211, 943–958). In
einer besonders bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung ist der Linker die Gelenksequenz eines menschlichen
Antikörpers,
im Besonderen die von dem oberen Gelenkbereich des menschlichen
IgG3-Antikörpers
stammende TPLGTTTHT-Sequenz (4). In diesem
Zusammenhang bezeichnet der Ausdruck Antikörpergelenksequenz ein Oligopeptid,
das CH1- und CH2-Domänen
verbindet und verantwortlich ist für die Flexibilität, Rotationsfreiheit
und die große
Reichweite des Fab-Arms, um gleichzeitig entfernte Antigene zu binden
(Dangl et al., 1988, EMBO J. 7, 1989–1994).
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Die
vorliegende Erfindung sorgt für
viele verschiedene Arten von zu multimerisierenden funktionellen
Domänen.
Sie können
also
- a) an eine definierte Zielsubstanz binden
oder
- b) die Umsetzung eines definierten Substrates katalysieren oder
- c) die Wirkung eines Enzyms hemmen oder
- d) eine Rezeptorbindungsstelle binden oder blockieren oder
- e) an ein Metallion binden.
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Ebenfalls
bevorzugt sind Fälle,
in denen die Sequenzen von mindestens einer der mit dem Multimerisierungsmittel
fusionierten C- oder N-terminalen funktionellen Domänen zumindest
einen Teil eines Mitglieds der Immunglobulin-Superfamilie umfasst.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist die funktionelle
Domäne
ein Antikörper-scFv-Fragment. Dieser
erfindungsgemäße Aspekt
stellt multivalente Antikörper-ähnliche
Moleküle
bereit, was von Nutzen sein kann, wenn eine gleichzeitige multivalente
Interaktion mit dem Antigen die Voraussetzung für die Erkennung und die stabile
Bindung an das spezifische Antigen ist. Dies ist zum Beispiel bei
Kohlenhydrat-Antigenen auf einer Zelloberfläche der Fall, denen gegenüber einzelne
Antikörperbindungsstellen
eine schwache Affinität
zeigen.
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Ebenfalls
bevorzugt sind Fälle,
in denen eine oder mehrere mit dem peptidischen Multimerisierungsmittel
fusionierte funktionelle Domänen
eine andere biologische Aktivität
besitzen als die eines Mitgliedes der Immunglobulin-Superfamilie.
Als Beispiel sorgt die vorliegende Erfindung für die zielgerichtete Multimerisierung
von Enzymen, Toxinen, Cytokinen, Kinasen, Phosphatasen, Lektinen,
Peptidhormonen, Zelladhäsionsproteinen
wie Integrinen, Metall bindenden Domänen, Peptidimpfstoffen, bioaktiven
Peptiden oder löslichen
Zelloberflächenproteinen
wie die CD-Moleküle
von Leukocyten oder Teilen davon in einem multimeren Komplex.
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
dieser Erfindung betrifft Konstrukte, in denen die funktionellen Domänen bioaktive
Peptide sind. Bestimmte von amphipathischen Schleifenstrukturen
von LPS bindenden Proteinen stammende Peptide (Hoess et al., 1993,
EMBO J. 12, 3351–3356)
können
Endotoxin neutralisieren. LPS kommt oft in multimeren Formen vor
und es ist daher wünschenswert,
Zugang zu multivalenten Formen von kurzen (10–15 Reste) LPS bindenden Peptiden
zu haben, um eine wirksame Bindung und Neutralisierung von Endotoxin
sicherzustellen. Die vorliegende Erfindung stellt ein Verfahren bereit,
um einige mit dem Multimerisierungsmittel fusionierte, kurze Peptide
(16) zu exprimieren und zu multimerisieren. Die
Peptide können über Peptidlinker
entweder mit dem N- oder mit dem C-Terminus (17, 18)
der Zusammensetzungsdomäne fusioniert
werden. Eine Fusion mit beiden Enden z. B. eines p53 basierten Multimerisierungsmittels
führt zu einem
sich selbst zusammenbauenden octavalenten Komplex bioaktiver Peptide.
In einer anderen Ausführungsform
kann eine Kombination mit anderen funktionellen Domänen durch
ihre Fusion mit dem gegenüber
liegenden Terminus des peptidischen Multimerisierungsmittels erreicht
werden, was in einem sich selbst zusammenbauenden Komplex resultiert,
der vier bioaktive Peptide und vier weitere funktionelle Domänen darbietet.
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Die
Erfindung ermöglicht
die Konstruktion von komplexen multimeren und multifunktionellen Polypeptiden.
Als Beispiel kann die zweite mit dem peptidischen Multimerisierungsmittel
fusionierte funktionelle Domäne
aus der Liste der Cytokine, Toxine, Enzyme, Kinasen, Phosphatasen,
Lektine, Peptidhormone, Zelladhäsionsproteine
wie Integrine, Metall bindenden Domänen, Reinigungsvorrichtungen,
im besonderen Peptide, die an eine unabhängige Bindungseinheit binden
können,
Peptidimpfstoffe, bioaktiven Peptide, vorzugsweise mit einer Länge von
5 bis 15 Aminosäurereste,
löslichen
Zelloberflächenproteine
wie die CD-Moleküle
von Leukocyten, DNA bindenden Domänen, Transkriptionsfaktoren und
Wachstumsfaktoren oder Teile davon ausgewählt werden.
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Eine
bevorzugte Ausführungsform
dieser Erfindung ist die Verwendung von Decorsin als funktionelle
Domäne.
Decorsin ist ein Protein von 39 Resten aus dem Blutegel Macrobdella
decora (13). Es wirkt als ein starker
Antagonist des Plättchen-Glycoproteins IIb–IIIa (Seymour
et al., 1990, J. Biol. Chem. 265, 10143–10147). Gemäß Beispiel
2 kann das Decorsin C- oder N-terminal mit dem peptidischen Multimerisierungsmittel
fusioniert (3, 11, 12, 20, 22)
und in einem geeigneten Wirt exprimiert werden. Bei arteriellen
thrombotischen Erkrankungen kann der translatierte sich selbst zusammenbauende multivalente
Decorsin-Komplex als starkes antithrombotisches Mittel wirken. Gegebenenfalls
kann die N-terminale Fusion des anti-Fibrin-Antikörperfragmentes mit einem peptidischen
Multimerisierungsmittel, das ein C-terminal fusioniertes Decorsin trägt, zu einem
Lenken des multimeren Komplexes zu Blutgerinnsel führen.
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Die
vorliegende Erfindung sorgt für
ein standardisiertes System von Genkassetten, die funktionelle Domänen, Linker
und peptidische Multimerisierungsmittel codieren. Modulare Genkassetten
können
auf einfache Weise über
einmalige Restriktionsenzyme zu einem Cistron vereinigt werden (1A). Das
Cistron codiert ein sich selbst zusammenbauendes Protein, in dem
jede monomere Untereinheit aus einer optionalen Signalsequenz für die Sekretion,
einer ersten funktionellen Domäne,
einer ersten Linkersequenz, einer Zusammensetzungssequenz mit einer
Länge von
30–110
Aminosäuren,
einer zweiten Linkersequenz und einer zweiten funktionellen Domäne besteht.
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In
einer bevorzugten Ausführungsform
werden die Genkassetten als Cistron direkt in Standard-Expressionsvektoren
cloniert, was die Replikation unter einem regulierbaren Promotor,
die Translation und gegebenenfalls die Sekretion des Cistron codierten
Proteins ermöglicht.
Wirtszellen, die mit mindestens einem erfindungsgemäßen Vektor
oder einer erfindungsgemäßen Vektorkassette
transfomiert wurden, können
für die
Herstellung des multimeren Polypeptides verwendet werden.
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In
einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
ist die Wirtszelle eine Säuger-,
vorzugsweise eine menschliche, eine Hefe-, eine Pflanzen- oder eine
bakterielle, vorzugsweise eine E. coli-Zelle.
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Die
Erfindung sorgt weiterhin für
Verfahren zur Produktion des multifunktionellen Proteins, wobei die
Verfahren das Züchten
einer erfindungsgemäßen Wirtszelle
in einem geeigneten Medium und die Gewinnung des durch die Wirtszelle
produzierten multimeren Polypeptides umfassen.
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Die
Erfindung sorgt weiterhin für
Verfahren für
die separate Produktion von Teilen des multimeren Proteins wie von
der peptidischen Multimerisierungsdomäne oder/und von einer oder
von beiden funktionellen Domänen
und von multimeren Proteinen und von durch das Verfahren produzierten
Monomeren davon, wobei die Verfahren mindestens eines aus der Liste
Peptidsynthese, in vitro-Translation, Expression in anderen Wirten
als denen, in denen der restliche Teil des multimeren Proteins produziert
wird (z. B. durch Art-, Zell-, ionische oder Stamm-Unterschiede),
und Zurückfaltung
mit chemischer Kopplung, z. B. nachfolgend oder enzymatisch, an
den separat produzierten restlichen Teil des funktionellen Proteins,
um zu einem Polypeptid zu kommen, dass sich zu einem erfindungsgemäßen multimeren
Protein zusammenbaut.
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Die
Erfindung sorgt weiterhin für
die Einführung
von in geeigneter Weise plazierten zusätzlichen Cysteinen, um eine
kovalente intermolekulare Bindung des Multimerisierungsmittels während oder nach
dem Selbstzusammenbau zu erlauben.
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Die
Erfindung sorgt weiterhin für
die Einführung
von in geeigneter Weise platzierten zusätzlichen Cysteinen, um die
Bindung weiterer funktioneller Domänen zum Beispiel durch die
Oxidierung zu intermolekularen Disulfidbrücken zu erlauben.
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In
weiteren bevorzugten Ausführungsformen sorgt
die vorliegende Erfindung für
Arzneimittel und diagnostische Zusammensetzungen, die die vorstehend
beschriebenen multimeren Polypeptide umfassen, und Arzneimittel,
die möglicherweise
einen pharmazeutisch verträglichen
Träger
umfassen.
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Letztlich
sorgt die Erfindung für
einen Kit, der eine oder mehrere Vektorkassetten, die bei der Herstellung
der multimeren Polypeptide von Nutzen sind, umfasst.
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Die
Erfindung wird nun durch den Bezug auf die folgenden Beispiele dargestellt,
welche nur zum Zweck der Darstellung bereitgestellt werden und den Rahmen
der Erfindung nicht beschränken
sollen.
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BEISPIELE
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Beispiel 1
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Erzeugung
eines tetrameren Komplexes, der vier Kopien anti-LeY-scFv-Antikörperfragmente
und vier Kopien einer Metall bindenden Domäne durch die Fusion der zwei
unterschiedlichen funktionellen Domänen über flexible Linker mit den
5'- und 3'-Termini eines kleinen, auf dem menschlichen
p53 basierenden Tetramerisierungsmittels enthält.
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Das
peptidische Multimerisierungsmittel dieses Beispiels basiert auf
einem modifizierten C-Terminus des menschlichen p53 (Soussi et al.,
1990, Oncogene 5, 945–952;
Clore et al., 1994, Science 265, 386–391; 2). Eine
durch rekursive PCR (Prodromou und Pearl, 1992, Protein Eng. 5, 827–829) synthetisierte
Genkassette (3) codiert die Reste 319–360 des
menschlichen p53, flankiert durch ein SG-Peptid, das eine im Leserahmen
befindliche, einmalige 5'-Restriktionsstelle
(MroI) einführt,
und einen kurzen C-terminalen GGSGGAP-Linker, der eine im Leserahmen
befindliche AscI-Restriktionsstelle am 3'-Terminus
der Genkassette, die das peptidische Multimerisierungsmittel codiert,
einführt.
Die synthetische modulare MroI-AscI-Genkassette wird 5'-seitig an eine EcoRI-MroI-Kassette,
die das obere Gelenk des menschlichen IgG3 codiert, ligiert (Dangl
et al., 1988, EMBO J. 7, 1989–1994; 4).
Das Ligierungsprodukt, eine das Tetramerisierungsmittel codierende
EcoRI-HindIII-Genkassette, kann für 5'-(N-terminal) ebenso wie für 3'-(C-terminal) Fusionen
mit Genen verwendet werden, die rekombinante Proteine oder funktionelle Domänen wie
Cytokine, Toxine, Immunglobuline, Enzyme, Kinasen, Phosphatasen,
Lektine, Peptidhormone, Zelladhäsionsproteine
wie Integrine, Metall bindende Domänen, Reinigungsvorrichtungen,
im besonderen Peptide, die an eine unabhängige Bindungseinheit binden
können,
Peptidimpfstoffe, bioaktive Peptide, vorzugsweise mit einer Länge von
5 bis 15 Aminosäurereste,
lösliche
Zelloberflächenproteine
wie die CD-Moleküle
von Leukocyten, DNA bindende Domänen,
Transkriptionsfaktoren und Wachstumsfaktoren (vgl. weitere Beispiele)
codieren.
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Ein
Cistron des Fusionsproteins dieses Beispiels wird durch die Ligierung
der folgenden modularen Genkassetten (5' -> 3') an ein Cistron
unter einem lac-Promotor/Operator-System
in einem geeignetem E. coli-Expressionsplasmid konstruiert (6a;
Ge et al., 1995, Antibody Engineering 2. Ausgabe, C. A. K. Borrebaeck,
Hrsg. Oxford University Press, S. 229–266; Glockshuber et al., 1990,
Biochemistry 29, 1362–1367;
Skerra et al., 1991, Bio/Technology 9, 273–278):
- – eine XbaI-EcoRV-Kassette,
die eine ompA-Signalsequenz codiert
- – eine
EcoRV-EcoRI-Kassette, die ein LeY-Kohlenhydrat bindendes scFv-Antikörperfragment
codiert
- – eine
EcoRI-MroI-Genkassette, die ein flexibles oberes Gelenk des menschlichen
IgG3 codiert (4)
- – eine
MroI-AscI-Kassette, die ein von menschlichen IgG3-Resten von menschlichem
p53 stammendes peptidisches Multimerisierungsmittel und einen flexiblen
GGSGGAP-Linker codiert, der die im Leserahmen befindliche AscI-Stelle einführt (3)
- – eine
AscI-HindIII-Genkassette, die für
Reinigungszwecke eine funktionelle Domäne codiert, die Metallionen
komplexiert.
-
Die
EcoRV-EcoRI-Kassette, die das LeY-Kohlenhydrat bindende scFv-Antikörperfragment
MSL-5 codiert, wurde durch eine PCR-Amplifikation der cDNA einer
V-Region eines Hybridoms konstruiert
(Bradbury et al., 1995, Antibody Engineering 2. Ausgabe, C. A. K.
Borrebaeck, Hrsg. Oxford University Press, S. 295–361), das
anti-LeY-Antikörper sekretiert.
Geeignete PCR-Primer wurden verwendet, um die EcoRV- und EcoRI-Restriktionsstellen
einzuführen
und das scFv-Fragment mit einem 15 Reste (Gly4Ser)3-Interdomänenlinker
in einer VL zu VH-Polarität
zu verbinden (Ge et al., 1995, Antibody Engineering 2. Ausgabe;
C. A. K. Borrebaeck, Hrsg. Oxford University Press, S. 229–266).
-
Nach
der Transformation des exprimierten Plasmids in einen JM83-Stamm
von E. coli und der Induktion des lac-Promotors mit IPTG bei Raumtemperatur
in Schüttelkulturen
wird das translatierte Fusionsprotein (MSLS-P53-His) in das Periplasma
sekretiert und setzt sich zu einem tetrameren Protein dieser Erfindung
mit vier scFv-Fragmenten und vier Metall bindenden Domänen in einem
Komplex („Vielfachkörperchen") zusammen. Zusätzlich zu
Anwendungen wie dem Einbau von radioaktiven Metallionen in einen
tetravalenten anti-Tumor-Komplex,
kann die Metall bindende Funktion der C-terminalen Domäne auch
für Reinigungszwecke
verwendet werden. Der Komplex wir zum Beispiel durch immobilisierte
Metallionenchromatographie IMAC isoliert (Lindner et al., 1992,
Methods: a companion to Methods in Enzymology 4, 41–56; 5).
Die Metall bindende Eigenschaft des tetrameren Komplexes wird durch
den Erfolg der Reinigungsprozedur demonstriert.
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Das
peptidische Multimerisierungsmittel ist mit der Sekretion und Faltung
des anti- LeY bindenden scFv-Fragments kompatibel, sodass
keine Reduktion der funktionellen Ausbeute (im Vergleich zu dem
monovalenten scFv) zu beobachten ist. Unerwarteterweise zeigte das
tetramere und somit tetravalente Fusionsprotein in diesem Beispiel
im Vergleich zu dem monomeren scFv ein verbessertes Expressionsverhalten,
was wahrscheinlich auf einer verringerten Toxizität beruht.
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Die
Tetramerisierung des bifunktionellen Fusionsproteins zu einem stabilen
Komplex wird durch Größenausschluss
bei einer Konzentration von 0,5 mikromolar gezeigt (6B).
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Die
Charakterisierung der Bindungskinetik zu einer LeY beschichteten
Biosensoroberfläche
wurde durch Oberflächen-Plasmonresonanz
auf einem BIAcore durchgeführt
(Pharmacia; Pack et al., 1995, J. Mol. Biol. 246, 28–34). Alle
Messungen wurden in HBS-Puffer (Pharmacia) mit einer Fliessgeschwindigkeit
von 5 μl/min
bei 25°C
unter der Verwendung einer CMS-Sensorzelle einer Biosensormaschine (BIAcore,
Pharmacia) durchgeführt.
LeY-BSA wurde auf der Dextran-Matrix eines CMS-Sensorchips unter der
Verwendung des Standard-Aminimmobilisierungsverfahrens kovalent
immobilisiert. Nach der Aktivierung der Chipoberfläche mit
50 mM N-Hydroxysuccinimid und 200 mM N-(Dimethylaminopropyl)-N'-ethylcarbadiimid
wurde eine LeY-BSA-Stammlösung (155 μg/ml) in
PBS mit dem gleichen Volumen Natriumacetat (1 M, pH 3,0) verdünnt und
zwei Mal injiziert, um eine Oberfläche mit hoher Dichte (7000
RU) von immobilisiertem LeY-BSA zu erhalten. Für die Analyse des MSLS-Proteins
wurden 20 μl
jeder Probe in verschiedenen Konzentrationen injiziert (IgM: 0,3–14 nM; scFv:
0,37–3,75 μM; dimerer
Mini-Antikörper: 0,12–2,4 μM und multimeres
MSLS-p53-His: 0,08–1,07 μM). Die Dissoziation
wurde durch die Injektion des HBS-Puffers induziert. Nach jeder
Messung wurde die Chipoberfläche
mit 10 μl
2 M Guanidinium-HCl, verdünnt
mit dem gleichen Volumen HBS-Puffer, regeneriert.
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Die Überlagerungszeichnung
der Dissoziationskurven (6c) lässt die
zweite Funktion des tetrameren Komplexes erkennen, nämlich die
Bindung an ein spezifisches Ziel, und verdeutlicht den Zugewinn
an Avidität
(funktionelle Affinität)
durch die Tetramerisierung des scFv-Antikörperfragmentes. Im Vergleich
zu einem monovalenten scFv-Fragment und zu dem dimeren Konstrukt
scdHLX (PCT/EP93/00082) zeigt das tetramere und somit tetravalente
Protein dieser Erfindung (MSLS-p53-His oder „Vielfachkörperchen") eine deutliche Verbesserung der Bindungsaffinität zu einer
mit LeY-Antigenen bedeckten
Oberfläche.
Dieser Zugewinn an Avidität kann
deutlich an der Verlängerung
der Dissoziationsgeschwindigkeit von Millisekunden (scFv) zu einigen Minuten
(MSLS-P53-His, 6C) gesehen werden.
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Das
modulare System von Genkassetten, die die verschiedenen Assoziationsdomänen codieren,
erlaubt die einfache Erzeugung von multivalenten und bifunktionellen
Proteinen mit definierter Valenz und sterischen Eigenschaften. Das
multimere Protein aus Beispiel 1 mit vier Immunglobulin-Bindungsstellen
kann die ideale Konstruktion für
Anwendungen sein, bei denen eine schnelle Exkretion und eine schwache
funktionelle Affinität
eines monovalenten Fragmentes nicht zu einer bedeutsamen, lang andauernden
Anreicherung am Ziel führt.
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Außerdem wird
die Abhängigkeit
der Avidität (oder „funktionellen
Affinität") von der tatsächlichen Antigendichte
(Pack et al., J. Molecular Biology 246, 28–34) eine Unterscheidung zwischen
unterschiedlichen Geweben mit unterschiedlichen Antigendichten erlauben.
LeY wird in hohen Dichten auf Dickdarm- und Brustkrebszellen gefunden,
aber in niedrigen Dichten auf einer Vielzahl normaler Zellen (Sakamoto et
al., 1986, Cancer Res. 46, 1553–1559).
Da Antikörper
oder Immuntoxine mit höherer
intrinsischer Affinität
gegenüber
LeY und verwandten Antigenen auch an Zelloberflächen mit niedriger Antigendichte binden,
wird eine signifikante Bindung an normale Gewebe beobachtet (Trail
et al., 1993, Science 261, 212–215).
Im Prinzip sind erfindungsgemäße Proteine
mit hoher Avidität
(durch die Vielzahl der Bindungsereignisse pro Molekül an eine
ausreichende Antigendichte), aber vergleichsweise niedrigen intrinsischen
Affinitäten
(Affinität
pro monovalente Interaktion, die auch an niedrigen Dichten stattfinden)
nicht in der Lage, an Zellen mit niedrigen Dichten zu binden. Daher
werden sie ein selektiveres Ansteuern von Zellen mit überexprimiertem
Antigen, die multivalentes Binden begünstigen, zur Folge haben und
werden keine unerwünschten
Nebeneffekte durch die Bindung an normale Zellen mit niedriger Antigendichte
verursachen.
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Beispiel 2
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Erzeugung
eines tetrameren Komplexes, der vier Kopien anti-Phosphocholin-scFv-Antikörperfragmente
und vier Kopien eines menschlichen IL2 durch die Fusion der zwei
unterschiedlichen funktionellen Domänen über flexible Linker mit den
Termini eines auf dem menschlichen p53 basierenden Tetramerisierungsmittels
enthält.
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Beispiel
1 entsprechend wird ein multimeres Fusionsprotein durch ein Cistron
codiert, das modulare Genkassetten umfasst, die eine Signalsequenz, ein
scFv-Antikörperfragment
als N-terminale funktionelle Domäne,
einen ersten auf dem menschlichen IgG3-Gelenk basierenden flexiblen
Linker, eine auf dem menschlichen p53 basierende Tetramerisierungsdomäne, einen
zweiten Linker und menschliches IL2 als C-terminale funktionelle
Domäne
codieren (8, 9).
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Nach
der Translation und Sekretion in einem geeigneten Wirt gemäß Beispiel
1 wird das multimere Protein H11-p53-huIL2 durch die Fähigkeit
seiner N-terminalen funktionellen Domäne, spezifisch an das Antigen
Phosphocholin auf einer Affinitätssäule zu binden,
gereinigt (Glockshuber et al., 1990, Biochemistry 29, 1362–1367).
Nach diesem Reinigungsschritt wurde die Funktion seiner C-terminalen
Domäne,
des menschlichen IL2, in einem Proliferationstest von cytotoxischen
T-Lymphocyten (CTLL-A) getestet.
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3 × 106 gezüchtete
CTLL-A-Zellen, die nur in der Gegenwart von funktionellem IL2 wachsen
können,
werden intensiv mit IL2-freiem Phosphatpuffer (20 mM NaH2PO4, 100 mM NaCl,
pH 7,4) mit 2,5% FCS gewaschen, zentrifugiert und in IL2-freiem
Standardmedium mit 10% FCS resuspendiert. Aliquots von ungefähr 1,5 × 104 Zellen in einem Volumen von 50 Mikroliter
werden in jede Vertiefung einer Mikrotiterplatte mit 96 Vertiefungen
pipettiert. Ansteigende Mengen von rekombinantem menschlichem IL2
für die
Eichung (0,5–40
U, Sigma) und eine Verdünnungsreihe
des Phosphocholinaffinitätsgereinigten H11-p53-huIL2-Proteins (10 ng–150 ng)
wurden in Duplikaten für
jede Konzentration gemeinsam inkubiert. Nach 24 Stunden bei 37°C wird die
Aktivität
der aktiven mitochondriellen Dehydrogenase (als Anzeige für die Anzahl
der lebenden Zellen) entsprechend Mossmann mit MTT bestimmt (1983,
J. Immunological Methods 65, 55–57).
Die IL2-Aktivität
der C-terminalen funktionellen Domäne des multimeren Proteins (9)
wird unter der Verwendung der Eichkurve berechnet.
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Die
Proliferation der CTLL-A-Zellen in der Anwesenheit des multimeren
Proteins, das mit Hilfe des anti-Phosphocholin-scFv als der N-terminalen funktionellen
Domäne
gereinigt wurde, demonstrierte deutlich die Aktivität des huIL2
als die C-terminale funktionelle Domäne.
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Das überraschende
Ergebnis, dass die zentrale Multimerisierungsdomäne eine unabhängige natürliche Faltung
der einzelnen Domänen
mit einem nachfolgenden Selbstzusammenbau erlaubt, verdeutlicht
das Potential dieser Erfindung.
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Der
zentrale Teil (-Linker1-Mittel-Linker2-) des multimeren Proteins
dient, abgesehen von seiner Multimerisierungsfunktion, als sehr
langer und Protease-stabiler „Spacer", was eine unabhängige Faltung der
deutlich (bis zu sechsmal) größeren fusionierten Domänen zulässt. Ein
herkömmlicher,
extrem langer Linker mit der gleichen Länge wie der zentrale Teil (-Linker1-Mittel-Linker2-),
aber ohne dessen Sekundärstruktur
ist wahrscheinlich sehr viel sensitiver gegenüber Proteasen, wie es für unstrukturierte
Peptide typisch ist, die für
die katalytische Tasche der Proteasen gut zugänglich sind (Argos, 1990, J.
Mol. Biol. 211, 943–958).
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Beispiel 3
-
Bildung
eines tetrameren und bifunktionellen Komplexes, der vier Kopien
von anti-ESL-1-scFv-Antikörperfragmenten
und vier Kopien eines Nachweis-Markers, der zusätzlich als Metall bindende
Domäne
verwendet wird, durch die Fusion der zwei unterschiedlichen funktionellen
Domänen über flexible Linker
mit den Termini eines kleinen, auf dem menschlichen p53 basierenden
Tetramerisierungsmittels enthält.
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Das
Multimerisierungsmittel dieses Beispiels ist in Beispiel 1 beschrieben.
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Ein
Cistron dieses Fusionsproteins wird durch die Ligierung der folgenden
modularen Genkassetten (5' -> 3') an ein Cistron unter einem lac-Promotor/Operator-System
in einem E. coli-Expressionsplasmid gemäß Beispiel 1 konstruiert:
- – eine
XbaI-EcoRV-Kassette, die eine ompA-Signalsequenz codiert
- – eine
EcoRV-EcoRI-Kassette, die ESL-1 bindende scFv-Antikörperfragmente
codiert
- – eine
EcoRI-MroI-AscI-Genkassette, die ein flexibles oberes Gelenk des
menschlichen IgG3 codiert (4)
- – eine
MroI-AscI-Kassette, die ein von menschlichen IgG3-Resten von menschlichem
p53 stammendes Multimerisierungsmittel und einen flexiblen GGSGGAP-Linker
codiert, der die im Leserahmen befindliche AscI-Stelle einführt (3)
- – eine
AscI-HindIII-Genkassette, die für
Reinigungszwecke eine funktionelle Domäne codiert, die Metallionen
komplexiert, und zum Zwecke des Nachweises spezifisch durch einen
Antikörper
erkannt wird (5).
-
Die
ESL-1 bindenden scFv-Antikörper stammten
von einer menschlichen kombinatorischen Antikörper-Bibliothek unter der Verwendung
von Phagen-Display. Nach drei Runden des Panning-Verfahrens wurden
12 Clone mit unterschiedlicher Sequenz der schweren Kette von CDR3
ausgewählt und über XbaI
und EcoRI in einen geeigneten Expressionsvektor cloniert (6a).
Die Konstruktion der menschlichen kombinatorischen Antikörper-Bibliothek
und das Panning der ESL-1 bindenden Antikörper sind in den EP-Anmeldung 9511 3021.0-2110 „Protein
libraries" beschrieben,
deren Lehren hiermit durch Bezugnahme eingeschlossen werden. Nach der
Transformation des Expressionsplasmides in den E. coli-Stamm JM83
und der Induktion des lac-Promotors durch IPTG in Schüttelkulturen
für 4 Stunden bei
30°C wurden
die translatierten Fusionsproteine als selbstassoziierende Tetramere
(scFv-Linker1-Mittel-Linker2-Reinigungsdomäne) ohne die Notwendigkeit
einer Zurückfaltung
oder einer chemischen Quervernetzung in das Periplasma sekretiert.
Für die
Lyse wurden die Zellen (4 ml) durch Zentrifugation gewonnen, wieder
in 800 μl
PBS pH 7,4 gelöst
und für
90 sec mit Ultraschall behandelt. Nach einem weiteren Zentrifugationsschritt
wurde der Überstand
für Western
Blot-Analysen und Bindungsexperimente (ELISA) verwendet. Parallel
dazu wurden herkömmliche monomere
Fusionsproteine, die aus direkt mit der Reinigungsdomäne fusionierten
scFvs bestehen, in entsprechender Weise hergestellt.
-
Zur
Charakterisierung der Mengen an löslichem, sekretiertem Protein
wurde eine Western-Blot-Analyse durchgeführt. 20 μl lysierter bakterieller Überstand
wurde auf ein 12,5%-Polyacrylamidgel aufgetragen. Nach Ausführung des
Blot-Verfahrens bei dem Gel wurde der Nitrocellulosefilter mit 3%
Milchpulver blockiert. Zusätzlich
zu der Verwendung der Metall bindenden Funktion der C-terminalen
Domäne
zu Zwecken der Reinigung wurde die C-terminale Domäne als Nachweis-Marker
verwendet, der spezifisch durch einen anti-His-Antikörper erkannt wird (Dianova).
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Es
wird demonstriert, dass, ähnlich
wie in dem Fall mit dem LeY bindenden Antikörper (Beispiel 1), das Multimerisierungsmittel
zu der Sekretion und Faltung der anti-ESL-1 bindenden scFv-Fragmente kompatibel
ist, sodass in diesem Beispiel keine signifikante Reduktion der
funktionellen Ausbeuten zu sehen ist, wie nach den im Western Blot
nachgewiesenen Mengen an löslichem
Protein abgeschätzt.
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Die
Charakterisierung der Bindungsaktivität an Oberflächen-gebundenes ESL-1 zeigt
die zweite Funktion des tetrameren Komplexes, nämlich die Bindung an ein spezifisches
Ziel. In einem ELISA-Experiment wurde zum Beispiel über Nacht
bei Raumtemperatur eine Mikrotiterplatte mit dem Antigen (ESL-1,
5 μg/ml)
beschichtet. Nach einem Blockieren mit 3% Milchpulver wurde das
Antigen für
2 Stunden bei Raumtemperatur mit 200 μl Zelllysat inkubiert, das entweder
monomere oder tetramere, an den His-Nachweismarker fusionierte ESL-1
bindende Antikörperfragmente
exprimiert. Nach dem Waschen mit PBS pH 7,4 (5 ×) wurde der Nachweis der ESL-1-Bindung
geführt,
indem mit einem ersten anti-His-Antikörper (Dianova) und einem zweiten
mit alkalischer Phosphatase verknüpften und gegen den ersten
Antikörper
gerichteten Antikörper
inkubiert wurde. Jede Messung wurde in Doppelbestimmungen durchgeführt (10).
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Die
Bindungsexperimente der ESL-1 bindenden Antikörperfragmente zeigen beide
Funktionen des tetrameren Komplexes, nämlich die Bindung an ein spezifisches
Ziel und den Nachweis des gebundenen Komplexes, und verdeutlicht
den Zugewinn an Avidität
durch die Tetramerisierung der N-terminalen funktionellen Domäne, nämlich des
scFv-Fragment-Antikörperfragmentes.
Im Vergleich zu einem monovalenten scFv-Fragment zeigen die erfindungsgemäßen tetravalenten
und bifunktionellen Proteine (jedes vier Kopien von anti-ESL-1-scFv-Fragmenten enthaltend)
eine signifikante Erhöhung
messbarer Bindungsaktivität
an eine mit ESL-1-Antigenen bedeckte Oberfläche von bis zu zehn- oder mehrfach (9D5,
9D11, 9D31). In einigen Fällen
ist nur die Bindung des erfindungsgemäßen multimeren und bifunktionellen
Komplexes nachweisbar (9D7, 9D9, 9D19), was auf der synergistischen
Wirkung mehrfach vorhandener Bindungsstellen beruht (Aviditätseffekt).
-
Beispiel 4
-
Auf
Teilen der menschlichen Histone H3 und H4 basierendes Heterotetramerisierungsmittel.
-
Ein
synthetisches Gen, das die genetische Information für den für die Heterotetramerisierung verantwortlichen
Teil der menschlichen Histone H3 (12a)
und H4 (12b) enthält, wurde entsprechend der 3, 20 und 22 mit
geeigneten Restriktionsstellen für
die 5'- und 3'-Ligierungen konstruiert.
Die H3- und H4 basierten Mittel können für die Heterotetramerisierung
von multimeren Proteinen verwendet werden, die bis zu vier verschiedene
funktionelle Domänen
wie Cytokine, Toxine, Immunglobuline, Enzyme, Kinasen, Phosphatasen,
Lektine, Peptidhormone, Zelladhäsionsproteine
wie Integrine, Metall bindende Domänen, Reinigungsvorrichtungen,
insbesondere Peptide, die an eine unabhängige Bindungseinheit binden
können,
Peptidimpfstoffe, bioaktive Peptide, vorzugsweise mit einer Länge von
5 bis 15 Aminosäureresten,
lösliche
Zelloberflächenproteine
wie die CD-Moleküle
von Leukocyten, DNA bindende Domänen,
Transkriptionsfaktoren und Wachstumsfaktoren enthalten. Die Heterotetramerisierung
benötigt
entweder die gleichzeitige Expression der zwei Fusionsproteine (Domäne1-Linker1-Mittel1 (z. B. H3)-Linker2-Mittel2 und
Domäne3-Linker3-Mittel2
(z. B. H4)-Linker4-Mittel4) unter der Verwendung eines geeigneten
dicistronischen Expressionssystems (Ge et al., 1995, Antibody Engineering
2. Ausgabe, C. A. K. Borrebaeck, Hrsg. Oxford University Press,
S. 229–266)
oder eine separate Expression mit anschließendem Vermischen und Zusammenbau
in vitro. Anstelle der menschlichen Histone H3 und H4 kann das Heterotetramerisierungsmittel
auf Sequenzen basieren, die von den menschlichen hTAFII31 und
hTAFII80 stammen (11a, b).
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Beispiel 5
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Als
funktionelle Domäne
wird der Plättchenaggregations-Inhibitor
Decorsin (13) entweder durch eine N-terminale
EcoRV-EcoRI- (14) oder eine C-terminale AscI-HindIII-Genkassette
(15) codiert und entsprechend der Beispiele 1,
2 und 3 über
flexible Linker mit einem erfindungsgemäßen peptidischen Multimerisierungsmittel
fusioniert.
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Beispiel 6
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Erzeugung
von octavalenten anti-LPS-Peptiden (16) durch
die Fusion mit einem auf dem menschlichen p53 basierenden Tetramerisierungsmittel.
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Die
bioaktiven Peptide können
entsprechend der Beispiele 1, 2 und 3 über Peptidlinker als Genkassette
mit geeigneten Restriktionsstellen entweder mit dem N-Terminus (17)
oder mit dem C-Terminus (18) der
Zusammensetzungs-Domäne
fusioniert werden.
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Beispiel 7
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Auf
dem menschlichen Serumprotein PF4 basierende Tetramerisierungsmittel.
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Ein
synthetisches Gen, das die genetische Information für PF4 (19)
und geeignete Restriktionsstellen für die 5'- und 3'-Ligierungen enthält (20) kann
entsprechend der Beispiele 1 bis 3 für die Tetramerisierung von
multimeren Proteinen verwendet werden, die funktionelle Domänen wie
Cytokine, Toxine, Immunglobuline, Enzyme, Kinasen, Phosphatasen,
Lektine, Peptidhormone, Zelladhäsionsproteine
wie Integrine, Metall bindende Domänen, Reinigungsvorrichtungen,
insbesondere Peptide, die an eine unabhängige Bindungseinheit binden können, Peptidimpfstoffe,
bioaktive Peptide, vorzugsweise mit einer Länge von 5 bis 15 Aminosäureresten,
lösliche
Zelloberflächenproteine
wie die CD-Moleküle
von Leukocyten, DNA bindende Domänen,
Transkriptionsfaktoren und Wachstumsfaktoren beinhalten.
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Beispiel 8
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Auf
menschlichem TSP4 (21) basierendes Pentamerisierungsmittel,
das entsprechend der Beispiele 1, 2 und 3 für die Pentamerisierung von multimeren
Proteinen verwendet werden kann, die funktionelle Domänen wie
Cytokine, Toxine, Immunglobuline, Enzyme, Kinasen, Phosphatasen,
Lektine, Peptidhormone, Zelladhäsionsproteine
wie Integrine, Metall bindende Domänen, Reinigungsvorrichtungen,
insbesondere Peptide, die an eine unabhängige Bindungseinheit binden
können,
Peptidimpfstoffe, bioaktive Peptide, vorzugsweise mit einer Länge von
5 bis 15 Aminosäureresten,
lösliche
Zelloberflächenproteine
wie die CD-Moleküle
von Leukocyten, DNA bindende Domänen,
Transkriptionsfaktoren und Wachstumsfaktoren beinhalten.