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Gebiet der
Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft das Entwerfen und die Synthese eines
Moleküls,
das die Aktivität
eines Ausgangsmoleküls
nachahmt. Solch ein Molekül
wird im Allgemeinen als ein Mimetikum bezeichnet. Beispielsweise
kann das Ausgangsmolekül
ein Protein sein, das dafür
bekannt ist, mit einem bestimmten "Ziel"-Molekül zu wechselwirken,
und die Erfindung kann das Bilden eines Mimetikums betreffen, das
sich vom Ausgangsmolekül
unterscheidet, jedoch auch mit dem Zielmolekül wechselwirkt.
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Insbesondere
betrifft die Erfindung Verfahren zum Entwerfen eines Mimetikums.
Auch beschrieben werden Verfahren zum Identifizieren aktiver Abschnitte
eines Ausgangsmoleküls
zur Einbindung in ein Mimetikum, ein Verfahren zum Screenen von
Mimetika auf die erwünschte
Aktivität,
eine Vorrichtung zur Durchführung
der Verfahren, Verwendung des Mimetikums und pharmazeutische Zusammensetzungen,
die das Mimetikum umfassen.
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Hintergrund
der Erfindung
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Zahlreiche
Reaktionen, die auf dem Gebiet der Biochemie untersucht werden,
können
als die Wechselwirkungen zwischen einem Protein und einem zweiten "Ziel"-Molekül (das häufig selbst ein Protein ist)
bezeichnet werden. Solche Wechselwirkungen umfassen Wechselwirkungen
zwischen Antigen und Antikörper, Enzym
und Substrat und Hormon und Rezeptor. Bei zahlreichen dieser Reaktionen
stellt der Abschnitt des Proteins, der für die Wechselwirkung verantwortlich
ist, nur einen sehr geringen Anteil des gesamten Proteinmoleküls dar,
und dieser Abschnitt wird üblicherweise
als die "aktive
Region" des Proteins
bezeichnet.
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Der
Entwurf eines kleinen Oligopeptids oder Peptid-ähnlicher Mimetika, um die Aktivität großer natürlicher
Proteine, basierend auf der Nachahmung der aktiven Region, zu reproduzieren,
findet sowohl bei Therapeutika als auch bei Diagnostika zahl reiche
Anwendungen. Für
den Fall, dass die aktive Region von Interesse innerhalb einer kontinuierlichen
Sequenz des Proteins angeordnet ist, wurden bereits Verfahren beschrieben,
worin die Erfordernisse in Bezug auf die Konformation solcher Regionen
mittels verschiedener chemischer Vernetzungen oder anderer Synthesestrategien
erfüllt
werden können.
Besteht/Bestehen jedoch die Aktivitätsregion(en) eines Proteins
aus diskontinuierlichen Segmenten der Polypeptidkette, tritt das
Problem, ein Mimetikum zu entwerfen, besonders massiv auf.
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Zahlreiche
Forscher versuchten bereits, ein Molekül zu entwerfen, das ein bekanntes
Protein nachahmt, in dem Sinne, als dass auch das Mimetikum in der
Lage ist, mit dem Zielmolekül
zu wechselwirken. Im Rahmen des Entwerfens eines Mimetikums wird/werden
zuerst die aktive(n) Regionen) des bekannten Proteins identifiziert
(beispielsweise im Fall einer Antikörper-Antigen-Wechselwirkung
wird identifiziert, welche Regionen) des Antikörpers in der Lage sind, ein
Antigen zu binden), wonach nach einem Mimetikum gesucht wird, das
die aktive Region nachahmt. Da die aktive Region des bekannten Proteins
relativ klein ist, wird gehofft, dass ein Mimetikum gefunden wird,
das viel kleiner (z. B. in Bezug auf sein Molekulargewicht) als
das Protein und dementsprechend leichter und billiger zu synthetisieren
ist. Solch ein Mimetikum könnte
als ein zweckmäßiger Ersatz
für das
Protein als ein Mittel zur Wechselwirkung mit dem Zielmolekül verwendet
werden.
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Reineke
et al. ("A synthetic
mimic of a discontinuous binding site on interleukin-10", Nature Biotechnology
17, 271–275
(1999)) schlugen das Entwerfen eines Mimetikum-Moleküls, das
eine Bindungsstelle des Interleukin-10-Proteins nachahmt, durch
die folgenden Schritte vor. In einem ersten Schritt wurde eine große Bibliothek
an kurzen Peptiden synthetisiert, wobei jede einem kurzen Abschnitt
von Interleukin 10 entsprach. Das Binden jedes dieser Peptide an
das Target (in diesem Fall ein Antikörper gegen Interleukin-10)
wurde einzeln durch ein Testverfahren getestet, um potentiell relevante
Peptide zu identifizieren.
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Nächster Schritt
im Mimetikum-Verfahren war, weitere Peptide basierend auf den potentiell
relevanten Peptiden zu synthetisieren. Das heißt, dass Reineke et. al eines
der potentiell relevanten Peptide, die davor abgeleitet worden waren,
auswählten
und alle möglichen
Peptide synthetisierten, worin jede Aminosäure des ausgewählten Peptids
durch eine der anderen 19 L-Aminosäure ersetzt wurde (d.h. dass
die Aminosäuren
auf alle möglichen
Arten durch jede andere mögliche
Aminosäure
ersetzt wurden). Die Bindungsaktivität jedes der resultierenden "Ersatzpeptide" wurde getestet.
Dies verwies darauf, welche der Aminosäuren für die Aktivität des Proteins
wichtig waren.
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Manche
der Aminosäure-Ersetzungen
führten
zu verstärkter
Aktivität
des Ersatzpeptids im Vergleich zum entsprechenden Peptid, auf dem
das Ersatzpeptid basierte. Weitere Peptide wurden hergestellt, in
denen Kombinationen dieser "Enhancer-Ersetzungen" eingebunden wurden.
Peptide mit der besten Bindung an das Target wurden zur Verwendung
als Mimetika ausgewählt.
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Reineke
et. al beschrieben, wie dieses Verfahren noch weiter fortgesetzt
werden könnte.
Sie versuchten hierbei, zwei der durch das obige Verfahren identifizierte
Mimetika zu verbinden, um ein neues, kombiniertes Mimetikum zu schaffen.
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Insbesondere
schlugen sie vor, zwei der abgeleiteten Peptidstränge durch
ein Linkerpeptid zu verbinden. Die Länge der Linkersequenz wurde
so ausgewählt,
dass die Distanz zwischen den zwei nachahmenden Peptiden gleich
lang gehalten wurde wie jene im bekannten Protein. Die Distanz im
bekannten Protein basierte auf einer bereits bestimmten kristallographischen
Struktur.
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Aminosäureersetzungen
wurden auch in diesem kombinierten Peptid durchgeführt. Wie
zuvor erfolgte dies durch das systematische Ersetzen von Aminosäuren. So
wurde ein optimiertes Peptid auf Grundlage des kombinierten Peptids
mit "verstärkenden
Ersetzungen" hergestellt.
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Reineke
et. al stellten auch zyklische Moleküle durch das Einführen von
zwei Cysteinresten in das optimierte Peptid her, um die Bildung
einer Disulfidbrücke
zu ermöglichen.
Tatsächlich
synthetisierten sie systematisch jedes mögliche zyklische Molekül (d. h.
sie probierten jede mögliche
Art und Weise aus, zwei Reste des optimierten Peptids durch zwei
Cysteinreste zu ersetzen). Dies führte zu einer enorm großen Bibliothek zyklischer
Peptide, die anschließend
einzeln gescreent wurden, um ihre Fähigkeit zu bestimmen, sich
an das Target zu binden. Dies war wiederum ein äußerst arbeitsintensiver Vorgang.
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In ähnlichen
Arbeiten verwendeten Falcioni et. al ("Peptidomimetic compounds that inhibit
antigen presentation by autoimmune disease-associated class II major
histocompatibility molecules",
Nature Biotechnology 17, 562–567
(1999)) Peptidbibliotheken, um ein Heptapeptid mit hoher Affinität zu Gelenkrheumatismus-assoziierten
Haupthistokompatibilitäts-
(MHC-) Molekülen
der Klasse II zu identifizieren. Zahlreiche Substitutionen wurden
anschließend
im Hauptheptapeptid vorgenommen, und die Bindungsaffinitäten der
resultierenden Peptide wurden getestet, um Mimetika des Hauptheptapeptids
zu finden, das vergleichbare oder verstärkte Bindungsaffinitäten aufwies.
Die ausgewählten
Mimetika wurden dann auf ihre Fähigkeit
getestet, T-Zell-Reaktionen
auf prozessierte Protein-Antigene zu hemmen, die durch MHC-Moleküle dargeboten
werden.
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Laune
et. al (Systematic Exploration of the Antigen Binding Activity of
Synthetic Peptides Isolated from the Variable Regions of Immunoglobulins,
The Journal of the Biochemistry Society 272, 30937–30944 (1997)) beschreiben
das "Alanin-Scanning-Verfahren" zur Identifizierung
wichtiger Aminosäuren.
In diesem Ansatz wurde eine Peptidbibliothek synthetisiert, worin
jedes Peptid einem kurzen Abschnitt der aktiven Region eines bekannten
Proteins entsprach und die Aktivität mittels eines Bindungstests
getestet wurde. Peptidsequenzen, die das Target binden, wurden auf
diese Weise identifiziert.
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Weiters
wurden Hexapeptide synthetisiert, die den identifizierten Peptid-Bindungssequenzen
entsprachen, und anschließend
wurden weitere Hexapeptide basierend auf diesen Bindungs-Hexapeptiden,
synthetisiert. Jedes weitere Hexapeptid unterschied sich vom entsprechenden
Bindungs-Hexapeptid durch die Ersetzung einer einzelnen Aminosäure durch
eine andere Aminosäure,
in diesem Fall Alanin. Die Aktivität jedes der weiteren Hexapeptide
wurde dann gemessen. Immer wenn die Ersetzung einer Aminosäure durch
Alanin zu einem drastischen Rückgang
der Aktivität
des Peptids führte,
wurde diese Aminosäure
als eine wichtige identifiziert. Laune et. al identifizierten weiters
auch die Anordnung der wichtigen Aminosäuren in der 3D-Röntgen-Kristallstruktur.
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In
Anbetracht der sehr hohen Anzahl an erforderlichen Synthesen und
der Notwendigkeit, dass die Bindungsfähigkeit jedes synthetisierten
Peptids gemessen wird, sind die obigen Verfahren äußerst arbeitsintensiv.
Natürlich
ist es daher sehr wichtig, die gewonnenen Informationen als ein
Resultat solcher Verfahren auf vernünftige und effiziente Weise
zu nutzen.
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Ein
damit verbundener Ansatz ist das "TASP-Verfahren" (Tuchscherer, "Template Assembled Synthetic Proteins:
Condensation of a Multifunctional Peptide to Topological Template
via Chemioselective Ligation", Tetrahedron
Letters, Bd. 34, Nr. 52, 8419–8422
(1993); Tuchscherer et al., "The
Tasp Concept: Mimetics of Peptide Ligands, Protein Surfaces and
Folding units",
Tetrahedron, Bd. 49, Nr. 17, 3559–3575 (1993); Tuchscherer et
al., "Protein design:
On the Threshold of Functional Properties", Bd. 47, 63–73 (1998)). Tuchscherer et.
al ("The Tasp Concept:
Mimetics of Peptide Ligands, Protein Surfaces and Folding units") fusionierten helikale
Peptide aus dem MHC-Molekül
HLA-A2 an eine Peptid-Matrize-Basis, um die Faltungstopologie von HLA-A2
nachzuahmen. Weitere Änderungen
wurden an den Helices vorgenommen, umfassend (i) die Mutation von
Resten, von denen nicht angenommen wurde, dass sie an der Bindung
an den Rezeptor für
Reste, die Helixbildung bevorzugen, beteiligt sind, und (ii) Mutationen,
um die amphiphatische Eigenschaft zu ver bessern. Die Strukturen
wurden mittels Zirkulardichroismus auf Helixbildung getestet. Antikörper gegen
das TASP-Molekül
waren für
das native MHC-Molekül
spezifisch.
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Im
TASP-Ansatz werden einzelne strukturelle Motive durch ihre Enden
an ein externes Gerüst
angebunden, wobei jedoch der strukturelle Kontext aller Motive untereinander
nicht notwendigerweise aufrechterhalten wird. In den nachahmenden
Molekülen
werden Mutationen durchgeführt,
um die Topologie zu verbessern, und die Wirkung dieser Mutationen
wird durch strukturelle Bestimmung oder durch die biologische Aktivität getestet.
Dies ist wiederum ein arbeitsaufwendiges Verfahren. Darüber hinaus
sind TASP-Moleküle
technisch gesehen schwierig herzustellen.
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Grassy
et. al (Nature Biotechnology, Bd. 16, 748–752 (1998)) bilden eine "In-silico-Bibliothek" aus 279.936 Peptiden,
die aus der Schwerkette von HLA, Klasse I, abgeleitet sind. Die
Peptide werden mittels statischer und dynamischer Filter filtriert,
um fünf
Hauptverbindungen zu bilden, die in vivo synthetisiert und getestet
werden.
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Zusammenfassung der Erfindung
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Ziel
der vorliegenden Erfindung ist, Verfahren bereitzustellen, die zum
Entwerfen eines Moleküls,
das die Aktivität
eines Ausgangsmoleküls
nachahmt, nützlich
sind.
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Die
vorliegende Erfindung zielt weiters darauf ab, Moleküldynamik-Computersimulationen
einzusetzen, um die Suche nach Mimetika rationell zu gestalten.
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Wurde
eine Reihe potentiell aktiver chemischer Gruppen (z. B. Aminosäurereste)
in einem Ausgangsmolekül
experimentell bestimmt (z. B. Identifizieren experimentell von aktiven
chemischen Gruppen innerhalb aktiver (Peptid-) Fragmente eines Ausgangsmoleküls wie eines
Antikörpers
durch das Alanin-Scanning-Verfahren), so wird diese Reihe chemischer
Gruppen am Computer gescreent, um im Voraus zu bestimmen, ob sie
im Ausgangsmolekül
zugänglich
sind oder nicht. Eine chemische Gruppe, die zugänglich ist, ist eher mit Aktivität des Ausgangsmolekül verbunden.
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Jene
chemischen Gruppen, für
die vorhergesagt wird, dass sie zugänglich sind, können dann
in ein Mimetikum eingebunden werden. Die Erfindung bringt ein Niveau
an strukturellem Verständnis
zum Einsatz, um die Identifikation der zuvor beschriebenen, aktiven
chemischen Gruppen über
die Trial-and-Error-Methode zu verkürzen.
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Insbesondere
stellt die Erfindung ein Verfahren zum Entwerfen eines Mimetikums
bereit, das mit einem Ausgangsmolekül verbundene Aktivität aufweist,
wobei das Verfahren Folgendes umfasst:
Identifizieren mehrerer
chemischer Gruppen des Ausgangsmoleküls, die mit Aktivität verbunden
sind;
Bilden eines Mimetikums, das die chemischen Gruppen,
die mit Aktivität
verbunden sind, und eine Struktur umfasst, welche die chemischen
Gruppen verbindet;
Durchführen
einer Moleküldynamik-Simulation
des gebildeten Mimetikums am Computer;
Bestimmen aus der Simulation,
ob das Mimetikum einem vorgegebenen Kriterium folgt;
Variieren
der Bindungsstruktur, um ein zweites Mimetikum herzustellen, das
dem vorgegebenen Kriterium besser folgt.
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Die
Erfindung stellt in einem weiteren Aspekt ein Verfahren zum Entwerfen
eines Mimetikums einer Antikörperbindungsregion
bereit, wobei das Verfahren Folgendes umfasst:
Bereitstellen
der dreidimensionalen Struktur zumindest der Zielbindungsregion
der variablen Antikörperdomäne;
Identifizieren
von Aminosäureresten
innerhalb der Region, die möglicherweise
mit der Zielbindung zusammenhängen,
auf Basis von experimentellen Daten;
Bestimmen des jeweiligen
Zugänglichkeitsgrades
der einzelnen identifizierten Aminosäurereste innerhalb der dreidimensionalen
Struktur am Computer;
Auswählen
mehrerer Aminosäurereste,
denen Zielbindungsaktivität
zugeordnet wird, aus den identifizierten Aminosäuren;
Bilden eines Mimetikums,
das die Vielzahl an Aminosäuren
umfasst, wobei die Aminosäuregruppen
innerhalb des Mimetikums eine relative geometrische Anordnung aufweisen,
die ihrer ermittelten relativen geometrischen Anordnung im Ausgangsantikörper entspricht;
Durchführen einer
Moleküldynamik-Simulation
des gebildeten Mimetikums am Computer;
Bestimmen aus der Simulation,
ob das Mimetikum einem vorgegebenen Kriterium folgt;
Variieren
der Bindungsstruktur, um ein zweites Mimetikum herzustellen, das
dem vorgegebenen Kriterium besser folgt.
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Ein
Verfahren zur Identifizierung innerhalb eines Ausgangsmoleküls, das
dafür bekannt
ist, die vorgegebene Aktivität
aufzuweisen, von zumindest einer chemischen Gruppe des Ausgangsmoleküls, das
mit dieser Aktivität
verbunden ist, kann folgende Schritte umfassen:
Bestimmen der
dreidimensionalen Struktur zumindest eines Abschnitts des Ausgangsmoleküls am Computer, wobei
der Abschnitt eine aktive Region des Ausgangsmoleküls umfasst;
Auswählen mehrerer
chemischer Gruppen innerhalb der aktiven Region, die potentiell
mit Aktivität
verbunden ist, auf Basis von experimentellen Daten;
Bestimmen
des jeweiligen Zugänglichkeitsgrades
der einzelnen ausgewählten
chemischen Gruppen innerhalb der dreidimensionalen Struktur am Computer;
und
Identifizieren zumindest einer chemischen Gruppe, die mit
Aktivität
verbunden ist, aus den ausgewählten
chemischen Gruppen, basierend auf ihrem jeweiligen Zugänglichkeitsgrad.
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In
den Anweisungen zu den Verfahren gemäß der Erfindung ist die Reihenfolge
der Schritte nicht als Einschränkung
des Schutzumfangs der Erfindung zu betrachten. Beispielsweise kann
das 3D-Modell gebildet werden, nachdem die chemischen Gruppen ausgewählt wurden.
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Die
experimentelle Auswahl potentiell aktiver chemischer Gruppen kann
die folgenden Schritte umfassen: Auswahl mehrerer Abschnitte der
aktiven Region des Ausgangsmoleküls,
wobei jeder Abschnitt eine Reihe chemischer Gruppen darstellt; experimentelles
Bestimmen von Aktivität,
die mit jeder Reihe verbunden ist; wiederholtes Auswählen einer
chemischen Gruppe innerhalb jeder einzelnen Reihe und Modifizieren
dieser chemischen Gruppe (z. B. durch Entfernen oder Ersetzen dieser
Gruppe, beispielsweise durch chemische oder genetische Verfahren)
und Bestimmen der durch diese Modifikation verursachten Aktivitätsveränderung; und
Auswählen
chemischer Gruppen aus der Reihe auf Grundlage der Aktivitätsveränderung.
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Der
Zugänglichkeitsgrad
einer bestimmten chemischen Gruppe kann ein Maß für das Aussetzen dieser chemischen
Gruppe im Ausgangsmolekül
gegenüber
einem Lösungsmolekül (wie etwa
Wasser mit oder ohne Ionen) oder einem Zielmolekül, an das Ausgangsmolekül bindet,
sein.
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Das
Verfahren kann einen weiteren Schritt zum Entwerten, oder gegebenenfalls
chemischen Synthetisieren, eines Moleküls, einschließlich der
identifizierte(n) chemische(n) Gruppe(n), umfassen, um als Mimetikum
zu agieren.
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Ein
Mimetikum kann durch die vorliegende Erfindung so entworfen werden,
dass es die Faltungsstruktur des Ausgangsmoleküls (d. h. wie die aktive Region
des Moleküls
dreidimensional gefaltet ist) in Betracht zieht. Umfasst das Ausgangsmolekül eine Schleife,
an der zumindest eine erste aktive chemische Gruppe angeordnet ist,
und zumindest eine zweite aktive chemische Gruppe, die nicht auf
der Schleife angeordnet ist, so ist das Mimetikum so beschaffen,
dass es einen zyklischen Abschnitt, der die erste(n) chemische(n)
Gruppe(n) umfasst, und außerhalb
des zyklischen Abschnitts die zweite(n) chemische(n) Gruppe(n) umfasst.
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Vorzugsweise
umfassen im Verfahren zum Entwerfen eines Mimetikums einer Antikörperbindungsregion
die Aminosäurereste,
die mit Zielbindung verbunden sind, zumindest einen ersten Rest,
der auf einer ersten Schleife der variablen Antikörperdomäne angeordnet
ist, und zumindest einen zweiten Rest, der nicht auf der ersten
Schleife der variablen Antikörperdomäne angeordnet
ist; und es wird ein Mimetikum entworfen, das einen ersten zyklischen,
den ersten Rest umfassenden Abschnitt und außerhalb des ersten zyklischen
Abschnitts den zweiten Rest umfasst.
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Vorzugsweise
umfasst zumindest ein bestimmter Teil des inaktiven Teils des Mimetikums
(d. h. zumindest ein bestimmter Teil des Mimetikums, der nicht zu
den aktiven chemischen Gruppen gehört) eine oder mehrere chemische
Gruppen ("chemische
Gerüstgruppen"), die im Ausgangsmolekül proximal
zu den aktiven chemischen Gruppen vorhanden sind, von denen selbst
jedoch nicht bekannt ist, dass sie aktiv sind. Beispielsweise können die
chemischen Gerüstgruppen
chemische Gruppen sein, von denen nicht angenommen wird, dass sie
potentiell aktiv sind (beispielsweise wurden diese Gruppen während des
experimentellen Auswahlvorgangs nicht als aktiv identifiziert),
oder von denen angenommen wird, dass sie für das Target im Ausgangsmolekül nicht
zugänglich
sind, oder sie können
eine Kombination daraus sein.
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Sind
die aktiven chemischen Gruppen im Ausgangsmolekül so angeordnet, dass auf jeder
ersten Schleife und zweiten Schleife des Ausgangsmoleküls eine
oder mehrere aktive chemische Gruppen vorhanden sind, dann kann
das Mimetikum so entworfen sein, dass es zwei zyklische Abschnitte
umfasst, wovon jeder einzelne die aktiven chemischen Gruppen der
jeweiligen Schleife umfasst. Vorzugsweise besteht die Bindungsstruktur
innerhalb des Mimetikums zwischen den zyklischen Abschnitten aus
strukturellen Elementen, die die relative Ausrichtung der zyklischen
Abschnitte aufrechterhalten, um der relative Ausrichtung der Schleifen
innerhalb des Ausgangsmoleküls
zu gleichen.
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Ist
beispielsweise zumindest ein zweiter Rest auf einer zweiten Schleife
der variablen Antikörperdomäne angeordnet,
kann das Mimetikum einen ersten, den Rest einschließenden,
zyklischen Abschnitt und außerhalb
des ersten zyklischen Abschnitts einen zweiten, zumindest den zweiten
Rest einschließenden,
zyklischen Abschnitt umfassen.
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Dieses
Schema kann auf jene Fälle
ausgedehnt werden, in denen die in das Mimetikum einzubindenden,
aktiven chemischen Gruppen chemische Gruppe(n) einbinden, die auf
drei, vier oder sogar mehr Schleifen des Ausgangsmoleküls angeordnet
sind. Das Mimetikum kann zahlreiche zyklische Abschnitte, die der
Anzahl dieser Schleifen entsprechen, enthalten, worin jeder zyklische
Abschnitt die jeweilige(n) aktive(n) Gruppe(n) umfasst.
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Beispielsweise
können
die Verfahren der Erfindung zweimal oder öfter durchgeführt werden,
wobei bei jeder Gelegenheit ein erstes Molekül entworfen wird, das zumindest
einen zyklischen Abschnitt, der (eine) aktive Gruppe(n) enthält, und
(eine) weitere aktive Gruppe(n) außerhalb des zyklischen Abschnitts
aufweist. Anschließend
kann ein zweites Molekül
basierend auf den zwei (oder mehreren) ersten Molekülen abgeleitet
werden, das im Wesentlichen die gesamte Struktur der ersten beiden
Moleküle
enthält.
Ist beispielsweise das Ausgangsmolekül ein Antikörper, so kann das erste Molekül auf den
aktiven Gruppen der CDR3 der Schwerkette und der CDR 3 der Leichtkette
basieren, während
ein anderes erstes Molekül
auf den aktiven Gruppen der CDR2 der Schwerkette und der CDR 2 der
Leichtkette basieren kann. Die zwei ersten Moleküle könnten verbunden werden, um
ein Mimetikum zu bilden, das solche Strukturen aufweist, die sowohl
die CDR2 als auch die CDR3 der Schwer- und der Leichtketten nachahmen
können.
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Das
Verfahren kann einen weiteren Schritt chemischer Synthese umfassen,
in dem ein durch das Verfahren der Erfindung entworfenes Molekül chemisch
synthetisiert wird.
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Während das
Mimetikum in seiner Topologie die Faltungsstruktur des Ausgangsmoleküls nachahmen (wenn
nicht notwendigerweise replizieren) kann, könnte eine Alternative auch
sein, sich auf das Herstellen eines Mimetikum zu konzentrieren,
in dem die aktiven chemischen Gruppen die relative geometrische
Beziehung zueinander aufweisen, die sie im Ausgangsmolekül haben,
wenn sich auch die Struktur, die sie verbindet, topologisch von
jener des Ausgangsmoleküls
unterscheidet.
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Es
kann ein Mimetikum entworfen werden, in dem die geometrische Beziehung
zwischen aktiven chemischen Gruppen der geometrischen Beziehung
zwischen den entsprechenden chemischen Gruppen im Ausgangsmolekül, wie sie
vom Ausgangspunkt des Zielmoleküls
gesehen wird, entspricht, z. B. wie sie von der Vorderseite des
Ausgangsmoleküls
aus, mit dem das Zielmolekül
wechselwirkt, gesehen wird.
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Ein
Verfahren zum Entwerfen einem Mimetikums, das mit einem Ausgangsmolekül verbundene
Aktivität
aufweist, kann Folgendes umfassen:
das Identifizieren zahlreicher
chemischer Gruppen des Ausgangsmoleküls, die mit Aktivität verbunden
sind;
das Bestimmen der relativen geometrischen Beziehung zwischen
den chemischen Gruppen innerhalb des Ausgangsmoleküls, wie
es aus einer Richtung gesehen wird;
das Bilden eines Mimetikums,
umfassend eine Vielzahl an chemischen Gruppen, wobei die chemischen
Gruppen innerhalb des Mimetikums eine relative geometrische Anordnung
aufweisen, die ihrer ermittelten relativen geometrischen Anordnung
im Ausgangsmolekül
entspricht.
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Neben
den aktiven chemischen Gruppen umfasst das Mimetikum eine Bindungsstruktur,
die aus chemischen Bindungsgruppen besteht, die die aktiven Gruppen
so verbinden, dass sie im Wesentlichen der Geometrie jener aktiven
chemischen Gruppen im bekannten Molekül entsprechen. Solche chemischen
Bindungsgruppen können
chemische Gruppen desselben Typs wie jene sein, aus denen das Ausgangsmolekül besteht. Sie
können
sogar Abschnitte des Ausgangsmoleküls sein. Ist das Ausgangsmolekül beispielsweise
ein Protein, so könnten
die chemischen Bindungsgruppen Aminosäuren sein, wobei jedoch auch
eine Bindungsstruktur verwendet werden könnte, die nicht peptidischer
Natur ist.
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Vorzugsweise
werden chemische Bindungsgruppen unter Bezugnahme auf die dreidimensionale Struktur
des Ausgangsmoleküls
oder Abschnitte davon ausgewählt.
Die Bindungsstruktur ist vorzugsweise so entworfen, dass die geometrische
Anordnung der aktiven Gruppen jene dieser Gruppen im Ausgangsmolekül nachahmen,
wenn sie aus einer Richtung betrachtet werden. Die aktiven Gruppen
des Ausgangsmoleküls
weisen, aus einer Richtung betrachtet, eine bestimmte geometrische
Anordnung auf. Wird ein Ausgangsmolekül aus einer Richtung betrachtet,
so kann von den aktiven Gruppen angenommen werden, dass sie in einem
Abschnitt gemäß dieser
Ansicht angeordnet sind.
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Die
Bindungsgruppen werden vorzugsweise so ausgewählt, dass sie die Anordnung
der aktiven Gruppen innerhalb dieses Abschnitts aufrechterhalten.
Es kann weitere chemische Gruppen oder Atome geben, d. h. andere
neben den aktiven Gruppen, die innerhalb dieses Abschnitts im Ausgangsmolekül zu finden
sind. In diesem Fall ist die Bindungsstruktur vorzugsweise so angeordnet,
dass diese weiteren Gruppen oder Atome innerhalb der Bindungsstruktur
gehalten werden und dass die Anordnung der Atome in diesem Abschnitt
aufrechterhalten wird. So kann ein Mimetikum entworfen werden, in
dem aktive Gruppen und weitere chemische Gruppen, die im Abschnitt
liegen, miteinander verbunden sind. Gruppen (oder die Gruppierungen
der Hauptkette, an die diese Gruppen gebunden sind), die im Ausgangsmolekül nicht
zusammenhängend
sind, werden durch die Bindungsstruktur zu einer zusammenhängenden
Struktur zusammengefügt.
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Ist
beispielsweise das Ausgangsmolekül
ein Protein, so können
Aminosäure-Seitenketten vorhanden sein,
die in dieselbe Richtung vorstehen wie die aktiven Aminosäuren. Das
Mimetikum ist vorzugsweise so entworfen, dass diese Seitenketten
im Mimetikum vorhanden sind. So können Aminosäuren-Seitenketten, die in der
Primärsequenz
nicht nebeneinander liegen, im Mimetikum zusammengebracht werden.
Vorzugsweise wird die Bindungsstruktur so ausgewählt, dass diese Seitenketten
im Mimetikum dieselbe Ausrichtung wie im Ausgangsmolekül aufweisen.
Die Bindungsstruktur kann peptidisch oder nicht peptidisch sein,
sodass für
geeignete Ausrichtung der Seitenketten gesorgt werden kann.
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Die
Erfindung schlägt
ganz allgemein vor, dass ein Mimetikum so ausgewählt wird, dass es zahlreiche aktive
chemische Gruppen aufweist, die über
eine Bindungsstruktur verbunden sind, und dass Moleküldynamik-Simulation
zum Einsatz gebracht wird, um die Bindungsstruktur auszuwählen.
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Im
Verfahrensschritt des Veränderns
des ersten Mimetikums, um das zweite Mimetikum herzustellen, kann
die Bindungsstruktur durch Hinzufügen zu oder Ersatz von den
Aminosäuren,
die in die Bindung im ersten Mimetikum eingebunden sind, durch eine
oder mehrere Aminosäuren
variiert werden, wenn das Ausgangsmolekül beispielsweise ein Protein
ist. Beispielsweise könnten
Aminosäuregruppen
unterschiedlicher chemischer Beschaffenheit verwendet werden, beispielsweise
könnten
hydro phile Gruppen durch hydrophobe Gruppen wie Valin oder Leucin
ersetzt werden. Prolin könnte
verwendet werden, um "Knickstellen" bereitzustellen,
die charakteristischerweise durch das Einführen von Prolin in Peptide
hergestellt werden. Auf diese Weise können weitere Mimetika entworfen
werden, in denen die aktiven Gruppen über verschiedene chemische
Verbindungsgruppen verbunden sind. Das Variieren der chemischen
Bindungsgruppen kann zu einer Variation der Geometrie der chemischen
Bindungsgruppen und somit der Geometrie des Mimetikums führen, z.
B. zu einer Form, die der Faltungsstruktur des Ausgangsmoleküls ähnlich ist.
Durch Einführen
chemischer Bindungsgruppen, die im Ausgangsmolekül vorhanden sind, kann beispielsweise
die Stabilität
oder Konformation des Mimetikums verbessert werden.
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Gegebenenfalls
kann das zweite Mimetikum auch selbst variiert werden, um ein drittes
Mimetikum zu bilden, das demselben (oder einem anderen) Kriterium
besser folgt als das zweite Mimetikum. In anderen Worten wäre es möglich, dieses
Verfahren zu wiederholen.
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Obwohl
im Verfahren der Erfindung die Molekülsimulation verwendet wird,
um ein verbessertes zweites Mimetikum herzustellen (d. h. als Teil
des Entwurfverfahrens), hat das Screenen potentieller Mimetika auf Grundlage
eines Kriteriums, das auf Moleküldynamik-Modellierung
basiert, einen breiteren Anwendungsbereich. Beispielsweise kann
es nach einem Schritt des Entwerfens zahlreicher potentieller Mimetika
als Möglichkeit
zur Bestimmung verwendet werden, welche der Molekülserien
wert sind, synthetisiert zu werden.
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Moleküldynamik
wird zur Modellierung verwendet, um potentielle Mimetika zu screenen,
die "virtuelle Moleküle" sind (d. h. die
nicht notwendigerweise physisch existent sind, jedoch als Repräsentationen
innerhalb eines Computers bestehen oder auf einem Aufzeichnungsmedium
gespeichert sind), um zu identifizieren, welche der potentiellen
Mimetika wert sind, synthetisiert zu werden.
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Die
Wahrscheinlichkeit, dass ein Mimetikum die Aktivität eines
Ausgangsmoleküls
aufweist, wird mittels Durchführung
einer Moleküldynamik-Simulation
des gesamten Mimetikums oder eines Teils davon (wie nachstehend
erläutert
wird) und Bewertung durch ein Kriterium, das auf der Moleküldynamik-Simulation
basiert, bewertet. Ein Molekül,
dessen Bewertung zeigt, dass es wahrscheinlich die Aktivität aufweist,
kann dann synthetisiert und seine Aktivität experimentell, in vitro und/oder
in vivo, getestet werden.
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Die
Bewertung eines Mimetikum kann die Durchführung einzelner Moleküldynamik-Simulationen an Teilen
des Mimetikums einbinden. Auf diese Weise kann ein Mimetikum, das
synthetisiert wird, aus einer Serie von Bewertungen von Moleküldynamik-Simulationen von
Teilen des Mimetikums entstehen. Umfasst beispielsweise das Mimetikum
eine oder mehrere Schleife(n), kann es durch Moleküldynamik-Simulationen jeder
einzelnen Schleife bewertet werden.
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Nach
dem Entwerfen eines Mimetikums kann das Mimetikum mittels Verfahren,
die Fachleuten bekannt sind, synthetisiert werden. Solche Verfahren
sind hierin an anderer Stelle erläutert.
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Die
Mimetika weisen vorzugsweise eine Anordnung aktiver chemischer Gruppen
auf, die der Anordnung jener aktiven chemischen Gruppen des Ausgangsmoleküls ähnlich sind.
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Ein
durch die Erfindung bereitgestelltes Mimetikum kann zu einer pharmazeutischen
Zusammensetzung formuliert werden.
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Die
Anwendbarkeit der Erfindung wird nachstehend unter Verweis auf eine
pharmazeutische Anwendung beschrieben, wobei jedoch die Erfindung
prinzipiell in anderen chemischen Bereichen anwendbar ist, beispielsweise
zur Bildung von Pestiziden oder anderer landwirtschaftlich eingesetzter
Chemikalien.
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Beschreibung
der Zeichnungen
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1 zeigt
eine Sequenzanogleichung von ST40. Die CDR-Schleifen sind unterstrichen.
Die wichtigen (fettgedruckt) und weniger wichtigen (fettgedruckt,
kursiv) Aminosäurereste
sind dargestellt. Die Reste, die ausgewählt wurden, um in das Mimetikum
eingebunden zu werden, sind in Kästchen
abgebildet.
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2 ist
eine Banddarstellung der 3D-Struktur von ST40 und eine Lokalisierung
der wichtigen (schwarz) und weniger wichtigen (dunkelgrau) Aminosäurereste,
bestimmt mittels Alanin-Scanning. Der Cut-off für Reste mit oder ohne Zugänglichkeit
zum Antigen ist durch die strichlierte Linie angegeben. Über der Linie
befindet sich die Bindungsoberfläche
der CDR, und unter der Linie befindet sich die Oberfläche, die
mit der konstanten Domäne
des Antikörpers
wechselwirkt. Die Regionen, in denen aktive Aminosäuren ausgewählt und
ausgeschlossen werden, sind also als über bzw. unter der Linie situiert
definiert.
-
3 zeigt
eine Banddarstellung der CDR von ST40 (von oben). Die dafür ausgewählten Aminosäuren, im
Mimetikum eingeschlossen zu sein, sind in Schwarz dargestellt.
-
4 zeigt
eine raumfüllende
Darstellung der Mimetikum-3D-Struktur mit einem Lys, verlängert durch eine
3-Mercaptopropionsäure-
(3MP-) Gruppe. Die Struktur ist die mittlere Struktur der 100 letzten
ps einer Moleküldynamik
von 300 ps (vor Mutation). Die Aminosäure Ile wurde zu einem Lys,
verlängert
durch 3-MP, in Schwarz dargestellt, mutiert.
-
5 zeigt
(A) ein Sensorgramm von CD4 und irrelevante Proteine (8A6, 9E8,
TnC), wenn das Mimetikum auf dem Sensorchip immobilisiert ist; und
(B) ein Sensorgramm der Bindungskonkurrenz durch Injektion von prä-inkubiertem
CD4 + ST40 und CD4 + 9E8, wenn das Mimetikum auf dem Sensorchip
immobilisiert ist.
-
6 zeigt die Fragmente von ST40 (grau),
die für
die Dynamik-Simulation in Wasser eingesetzt werden.
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7 ist
eine Darstellung von H3-, L1- und L3-CDR während der MD-Simulation von
ST40, wenn alle Aminosäuren
außer
H3, L1 und L3 fixiert sind (schwarz: anfängliches Konformer, grau: Konformer
bei 50, 100, 150, 200, 250 und 300 ps der MD-Simulation).
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8 ist
eine Darstellung von H3-, L1- und L3-CDR während der MD-Simulation von
ST40 mit Ionen (schwarz. anfängliches
Konformer, grau: Konformer bei 50, 100, 150, 200, 250 und 300 ps).
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9 zeigt
eine PCA-Darstellung (cp1, cp2) der zwei MD-Simulationen von ST40.
Das Autokorrelogramm wurde nur für
die Hauptkette der Aminosäuren
berechnet, die sich während
der MD bewegen durften (grau: ohne Ionen; schwarz: mit Ionen).
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10 ist
eine Darstellung der H3-Mimetika R und E. Die anfänglichen
Konformationen sind in Grau und die Konformationen nach 100 ps in
Schwarz dargestellt.
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11 ist
eine Darstellung des H3L1-Mimetikums RM. Die anfängliche Konformation ist in
Grau und die Konformation nach 100 ps MD in Schwarz dargestellt.
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12 ist
eine Darstellung des H3L1-Mimetikums EC. Die anfängliche Konformation ist in
Grau und die Konformation nach 100 ps MD in Schwarz dargestellt.
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13 ist
eine Darstellung von Cα-Atomen
von EC2. Die anfängliche
Konformation ist in Schwarz und die Konformationen bei 50, 80, 100,
120 und 150 ps sind in Grau dargestellt.
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14 zeigt
die PCA-Darstellung (cp1, cp2) der MD-Simulation von ST40 (schwarz)
und EC2 (grau).
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15 ist
eine Darstellung des H3L1 L3-Mimetikums E[WFK]2.
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16 ist
eine Darstellung der H3L1 L3-Mimetika a) E[WFK]2 und b) E[WFK]3.
Die anfänglichen
Konformationen sind in Schwarz und die Konformationen nach 300 ps
in Grau dargestellt.
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17 zeigt
eine PCA-Darstellung (cp1, cp2) der MD-Simulation von ST40 (schwarz),
E[WFK]2 (dunkelgrau) und E[WFK]3 (hellgrau).
-
Detaillierte Beschreibung
der Erfindung
-
Molekül
-
Die
Bezeichnung "Molekül" wird hierin verwendet,
um chemische Verbindung mit hohem Molekulargewicht (sogar bis hin
zu "Makromolekülen"), umfassend Proteine,
einzubinden. Bei sehr großen
Proteinen, z. B. Faktor XIII (Molekulargewicht etwa 300 kDa) oder
große
Proteine, z. B. Antikörper
(Molekulargwicht 100–200 kDa),
kann ein geringer Anteil des Proteins modelliert werden, wenn geeignet.
Beispielsweise kann die variable Region eines Antikörpers modelliert
werden, in diesem Fall würde
das Modell von einer Region mit etwa 50–400 Aminosäuren sein. Für ein mittelgroßes Protein,
z. B. Lysozym (Molekulargewicht 15 kDa), kann das Modell auf der
gesamten Struktur aufbauen, könnte
jedoch auch auf einem Teil der Struktur basieren, z. B. auf aktiven
Stellen. Kleine Moleküle
können
auch modelliert werden, beispielsweise könnten Epitope modelliert werden
(kleine Regionen von Antigenen, die bekannt sind, Antikörper zu
binden), die eine Größe im Bereich von
5 bis 10 Aminosäuren
aufweisen.
-
Dreidimensionale Modelle
-
In
dieser Anmeldung ist unter der Bezeichnung 3D-Modell eine dreidimensionale
Struktur zu verstehen, die mittels eines Computers dargestellt wird.
Die Darstellung kann von ersten Grundlagen unter Verwendung von
Molekülmodellierungsverfahren
abgeleitet sein oder können,
alternativ dazu, jegliche erhältliche
Daten aus Kristallo graphie oder magnetischer Kernresonanz oder strukturellen
Vorhersagen basierend auf Homologie-Datenbanken einbauen.
-
Faltungsstrukturen
-
Die
Faltungsstrukturen eines Moleküls
beziehen sich auf die dreidimensionale Anordnung der chemischen
Gruppen dieses Moleküls.
Ist das Molekül
ein Protein, umfasst die Faltungsstruktur die Sekundär-, Tertiär- und Quartärstruktur
der Peptidketten. Ähnliche
RNA-Faltungsstrukturen sind entweder ein Ergebnis von RNA-Sekundärstruktur,
z. B. T-RNA-ähnliche
Strukturen, die in die Replikation mancher RNA-Viren eingebunden
sind, oder von Tertiärstrukturen,
z. B. Pseudoknoten, oder einer Kombination daraus.
-
Bilden eines Mimetikums
-
Das
Bilden eines Mimetikums bezieht sich sowohl auf das Bilden im Sinne
physischer Synthese des Moleküls
als auch auf das Bilden eines virtuellen Moleküls am Computer.
-
Aminosäuren
-
Aminosäuren können jegliche
natürlich
vorkommende oder nicht natürlich
vorkommende Aminosäuren
sein, umfassend saure, basische, hydrophobe, hydrophile, polare,
große,
kleine oder exotische α-Aminosäuren und
jegliche andere Aminosäurenverbindungen.
Dies umfasst D-Aminosäuren,
und Aminosäurederivate,
wie alkylierte (z. B. methylierte oder acetylierte), hydroxylierte,
phosphorylierte oder glykosylierte Aminosäuren, sind auch inbegriffen.
-
Ausgangsmolekül
-
Ein
Ausgangsmolekül
ist ein Molekül,
das nachgeahmt werden soll. Das Ausgangsmolekül hat eine Funktion, die nachgeahmt
werden soll, und das Mimetikum soll diese Funktion übernehmen. Üblicherweise weist
das Ausgangsmolekül
eine Aktivität
auf, die es nachzuahmen gilt, und kann als ein "aktives Ausgangsmolekül" bekannt sein. Typischerweise
Wechselwirken Ausgangsmoleküle
mit einem zweiten Molekül, das
als das "Zielmolekül" bezeichnet wird,
und die Aktivität
oder Funktion des Ausgangsmolekül
kann sich auf das Binden an das Target oder eine nachgeordnete Wirkung
dieser Bindung, z. B. biologische Aktivität, beziehen. Die Erfindung
ist allenfalls nicht auf den Fall eingeschränkt, in dem das Ausgangsmolekül mit einem
Target wechselwirkt.
-
Die
Erfindung ist besonders gut an oligomeren oder polymeren Molekülen anwendbar,
die eine inhärente
dreidimensionale Struktur aufweisen.
-
Das
Ausgangsmolekül
kann ein Protein sein, beispielsweise ein Antikörper, wobei jedoch die Bezeichnung "Ausgangsmolekül" in dieser Hinsicht
nicht eingeschränkt
ist (wie nachstehend erläutert
wird) und auch andere Proteinmoleküle (umfassend Glykoproteine),
z. B. Enzyme, Rezeptoren, Antigene und Hormone, umfasst. Andere
bioaktive Moleküle,
die nachgeahmt werden könnten,
umfassen Kohlenhydrate und Nucleinsäuren (z. B. das Nachahmen von
RNA-Sekundär-
und/oder -Tertiärstrukturen).
Die Erfindung umfasst das Nachahmen der aktiven Oberflächen anorganischer
Moleküle,
wie anorganische polymere Moleküle
oder die aktiven Stellen von Katalysatoren.
-
Die
Ausgangsmoleküle
der Erfindung können
ein natürlich
vorkommendes Molekül,
z. B. natürlich
vorkommende Antikörper,
oder Teile von Molekülen
sein. Sie können
auch synthetische Ausgangsmoleküle,
z. B. synthetische Antikörperfragmente
(siehe unten), sein. Die Erfindung kann verwendet werden, um Mimetikum-Peptide
aus Peptiddisplay-Bibliotheken, z. B. Peptide, die aus einer Phagendisplay-Bibliothek
aufgrund ihrer Bindung an ein bestimmtes Target ausgewählt wurden,
nachzuahmen, in diesem Fall wäre
es möglich, ein
Peptid mit einer bestimmten Bindungsaktivität, aus der Bibliothek ausgewählt, nachzuahmen.
-
Die
Ausgangsmoleküle
bestehen aus zahlreichen chemischen Gruppen, z. B. sind in einem
Protein die konstituierenden, chemischen Gruppen Aminosäuren, in
einer Nucleinsäure
sind die Konstituenten Nucleotide.
-
Bindungsmoleküle
-
Die
Erfindung ist besonders relevant für Moleküle, die ein Target binden (Bindungsmolekül). Auf
diese Weise könnten
Mimetika des Bindungsmoleküls
das Target binden; ist das Target beispielsweise ein Zelloberflächenrezeptor,
so könnten
Mimetika für
Antikörper
gegen die Zelloberflächenrezeptoren
hergestellt werden, und diese Mimetika könnten den Rezeptor hemmen.
-
Mimetika
können
entweder für
das Ausgangsmolekül
oder sein Target hergestellt werden, in anderen Worten kann ein
Mimetikum für
jedes Element einer Bindungswechselwirkung hergestellt werden. Mimetika könnten entweder
für den
Antikörper
oder das Antigen in einer Antigen-Antikörper-Wechselwirkung hergestellt werden.
Daher könnten
antigene Epitope nachgeahmt werden, wobei dies die Epitope in Schleifen,
die üblicherweise
auf viralen Oberflächen
zu finden sind, z. B. bestimmte Epitope von Rhinoviren, menschliches
Immunschwächevirus
und Polioviren, einbinden würde.
-
Mitglieder der Immunglobulin-Oberfamilie
-
Die
vorliegende Erfindung ist zur Herstellung von Mimetika für die Mitglieder
der Immunglobulin-Oberfamilie, umfassend Antikörper, T-Zell-Rezeptoren, MHC-Moleküle (HLA
bei Menschen) und andere Zelloberflächen-Rezeptoren wie insbesondere
N-CAM-Antikörpermoleküle, geeignet.
Die Erfindung ist für
das Nachahmen von Antikörpern
besonders relevant.
-
Die
Bezeichnung "Antikörper" sollte so verstanden
werden, dass sie jegliche Bindungssubstanz umfasst, die eine Bindungsdomäne mit der
erforderlichen Spezifität
aufweist. So umfassen die Ausgangsmoleküle der Erfindung Antikörperfragmente,
Derivate, funktionelle Äquivalente
und Homologe von Antikörpern,
umfassend synthetische Moleküle
und Moleküle,
deren Form jene eines Antikörpers
nachahmt, was sie in die Lage versetzt, ein Antigen oder Epitop
zu binden.
-
Beispiele
für Antikörperfragmente,
die in der Lage sind, ein Antigen oder einen anderen Bindungspartner
zu binden, sind die Fab-Fragmente, bestehend aus VL-, VH-, C1- und
CH1-Domänen;
die Fd-Fragmente, bestehend aus den VH- und CH1-Domänen;
die Fv-Fragmente, bestehend aus den VL- und VH-Domänen eines
einzelnen Arms eines Antikörpers;
die dAb-Fragmente, die aus einer VH-Domäne bestehen; isolierte CDR-Regionen
und F(ab')2-Fragmente,
ein zweiwertiges Fragment, umfassend zwei Fab-Fragmente, die über eine
Disulfidbrücke
an der Gelenkregion verbunden sind. Einkettige Fv-Fragmente sind
ebenfalls eingebunden.
-
Zelloberflächenrezeptoren
-
Wie
zuvor erwähnt
umfasst die Erfindung Mimetika für
Zelloberflächenrezeptoren
der Immunglobulin-Oberfamilie, z. B. T-Zell-Rezeptoren und N-CAM.
Die Erfindung umfasst auch andere Zelloberflächenrezeptoren, z. B. die Mitglieder
der Familie der Integrine von Zelloberflächenrezeptoren.
-
Andere Ausgangsmoleküle
-
Ausgangsmolekül kann jegliches
Molekül
sein, für
welches ein 3D-Modell von zumindest einem Teil des Moleküls besteht
oder angefertigt werden kann. Beispielsweise kann das Ausgangsmolekül ein Enzym sein.
Dies umfasst Proteasen, wie die Serin-Proteasen (z. B. Chymotrypsin),
Polymerasen, Replikasen, Telomerasen, Transkriptasen, Ribonucleasen
und zahlreiche andere Enzyme, die Fachleuten bekannt sind. Andere
mögliche
Ausgangsmoleküle
umfassen Insulin, Tumornekrose-Faktor,
Gewebe-Plasminogen aktivierender Faktor.
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Zielmolekül
-
Das
Zielmolekül
ist ein Molekül,
das mit dem Ausgangsmolekül über Wechselwirkung
mit den aktiven chemischen Gruppen der aktiven Region dieses Ausgangsmoleküls wechselwirkt.
Ist das Molekül
ein Katalysator, könnte
das Target der Reaktant oder das Produkt oder das Zwischenprodukt
Reaktant-Produkt-Komplex sein. Ist das Molekül ein Enzym, könnte das
Target das Substrat oder die Substrat-Produkt-Intermediate oder das Produkt sein.
Ist das Molekül
ein Antikörper,
würde das
Target das Antigen oder Epitope dieses Antigens sein. Wie zuvor
erwähnt
könnten
Moleküle,
die herkömmlich
als Targets angenommen wurden, z. B. Epitope, auch durch die Verfahren
dieser Erfindung nachgeahmt werden, wobei hierbei ein Epitop das "Ausgangsmolekül" wäre.
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Aktive Region
-
Im
Allgemeinen ist eine aktive Region jene Region des Ausgangsmoleküls, die
für die
Aktivität
des Moleküls
verantwortlich ist. Oft stellt die aktive Region nur einen geringen
Anteil des gesamten Moleküls
dar. Aktive Regionen umfassen die aktiven Stellen katalytischer
Moleküle
und Enzyme und Bindungsstellen von Antikörpern usw. Typischerweise ist
die aktive Region in die Wechselwirkung mit einem Zielmolekül eingebunden.
-
Sofern
das Ausgangsmolekül
ein Protein ist, kann die aktive Region einen oder mehrere Schleifenabschnitte
("Schleifen") einschließen, und
jede Schleife kann mehrere Dutzend Aminosäurereste enthalten. Diese Schleifen
entstehen durch die Faltungsstruktur des Proteins. Schleifen können auch
in Nucleinsäure-Ausgangsmolekülen, umfassend
Nucleoproteine, gefunden werden.
-
Aktive chemische Gruppen
-
Aktive
chemische Gruppen sind jene chemischen Gruppen des Ausgangsmoleküls, die
mit der Aktivität
dieses Moleküls
verbunden sind. Diese aktiven chemischen Gruppen stellen typischerweise
einen relativ geringen Anteil der Gesamtzahl chemischer Gruppen
in der aktiven Region dar.
-
Ist
das Ausgangsmolekül
beispielsweise ein Protein, so würden
diese aktiven chemischen Gruppen individuelle Aminosäuren innerhalb
der aktiven Region sein, die eine direkte Rolle bei der Aktivität dieses
Proteins spielen. Ist das Protein ein Enzym, würden die aktiven chemischen
Gruppen jenen Aminosäureresten
aus der aktiven Region entsprechen, die direkt in die mit dem Enzym
verbundenen Reaktionen eingebunden sind, z. B. in die Wechselwirkung
mit dem Substrat oder den Atomtransfer innerhalb des Enzym-Substrat-Komplexes.
Ist das Protein ein Antikörper,
würden
die aktiven chemischen Gruppen die Aminosäuren sein, die in Antigenbindung
eingebunden sind.
-
In
dem Fall, in dem das bekannte Molekül ein Protein ist, kann dieser
Aspekt der aktiven chemischen Gruppen (Aminosäuren) getrennt in der Primärsequenz
des Ausgangsproteins angeordnet sein. Beispielsweise können eine
oder mehrere für
die Simulation identifizierte Aminosäuren an verschiedenen Strängen des Ausgangsproteins
gemäß der bekannten
Struktur angeordnet sein.
-
Insbesondere
wenn das Ausgangsmolekül
ein Antikörper
ist, ist es wünschenswert,
dass das Mimetikum aktive chemische Gruppen umfasst, die sich sowohl
von den Leicht- als auch der Schwerketten dieses Antikörpers ableiten,
insbesondere von den komplementaritätsbestimmenden Regionen sowohl
der Leicht- als auch der Schwerketten des Antikörpers. Vorzugsweise umfasst
das Mimetikum die aktivste aller CDR, üblicherweise ist dies CDR 3
der Schwerkette. Aktive chemische Gruppen können auch in der Gerüstregion
des Antikörpers
gefunden werden. Sofern Gruppen als "aktiv" identifiziert werden, werden sie in
das Mimetikum eingebunden.
-
Chemische Gerüstgruppen
-
Wie
bereits zuvor erwähnt
stellen die aktiven chemischen Gruppen üblicherweise nur einen geringen Anteil
der aktiven Region dar. Die aktive Region umfasst auch chemische
Gruppen, von denen der Großteil nicht
direkt in die Wechselwirkung mit einem Target eingebunden sind.
Diese Gruppen werden hierin als nicht aktive chemische Gerüstgruppen
bezeichnet. Chemische Gerüstgruppen
halten im Allgemeinen die aktiven chemischen Gruppen in korrekter
Ausrichtung, um die Aktivität
des Moleküls
auszuführen.
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Identifikation chemischer
Gruppen, die mit Aktivität
verbunden sind
-
Gemäß diesem
Aspekt der Erfindung werden aktive chemische Gruppen mittels einer
Kombination aus i) experimenteller Auswahl potentiell aktiver chemischer
Grup pen und ii) Bestimmung der Zugänglichkeit der potentiell aktiven
chemischen Gruppen in ihren Anordnungen im Ausgangsmolekül am Computer
identifiziert. Ein dreidimensionales Modell oder eine Röntgenstruktur
des Ausgangsmoleküls
ist erforderlich, um die Zugänglichkeit
der chemischen Gruppen zu bestimmen.
-
i) Auswahl potentiell
aktiver chemischer Gruppen auf Basis von experimentellen Daten
-
Die
Auswahl aktiver Gruppen auf Basis von experimentellen Daten kann
das Hervorbringen experimenteller Daten oder die Verwendung bekannter
experimenteller Daten einbinden. Im ersten Fall kann dies die Schritte
der Auswahl einer Region des Ausgangsmoleküls, des Änderns der chemischen Gruppen
dieser Region und der Untersuchung der Auswirkungen dieser Änderungen
auf die Aktivität
des Moleküls
umfassen. Insbesondere kann dies das Herstellen einer Bibliothek,
die sich aus Abschnitten der aktiven Region zusammensetzt, umfassen,
wobei jede Sektion eine Reihe chemischer Gruppen umfasst. Weiters
werden die einzelnen chemischen Gruppen entweder durch Ersetzung,
Deletion oder Modifikation geändert.
Dies kann durch Herstellen einer weiteren Bibliothek von Abschnitten
der aktiven Region erreicht werden, in der einzelne chemische Gruppen
geändert
worden sind.
-
Ist
das Ausgangsmolekül
ein Protein, kann dieser Ansatz die Herstellung einer Peptidbibliothek
einbinden, die zumindest die aktive Region des Proteins umfasst.
Diese Bibliothek kann mittels herkömmlicher chemischer Synthese
oder durch rekombinante Mittel hergestellt werden. Die Modifikationen
der Aminosäuren könnten entweder
mittels chemischer Modifikation an den Aminosäureseitenketten oder mittels
Substitution, Ersetzung oder Deletion der Aminosäuren durch chemische oder genetische
Mittel erfolgen.
-
Substitutionen
können
konservative Substitutionen, worin Aminosäuren durch Aminosäuren ähnlicher chemischer
Beschaffenheit ersetzt werden, und nicht konservative Substitutionen
umfassen, worin Aminosäuren
durch Aminosäuren
unterschiedli cher Beschaffenheit ersetzt werden, wie es Fachleuten
bekannt sein wird (nachstehend auch erläutert}. Alternativ dazu kann
jede Aminosäure
durch eine kleine aliphatische Aminosäure ersetzt werden, vorzugsweise
Glycin oder Alanin. Beispielsweise kann das Alanin-Scanning-Verfahren
zur experimentellen Bestimmung der potentiell aktiven chemischen
Gruppen verwendet werden, worin Aminosäuren durch Alanin ersetzt werden.
-
Wie
bereits erwähnt
können
die aktiven Gruppen, die in ein Mimetikum einzubinden sind, entweder durch
die zuvor beschriebenen Selektionsverfahren oder auf Basis bestehender
Daten ausgewählt
werden. Tatsächlich
kann ein Mimetikum Reste umfassen, die mittels beider der zwei Ansätze ausgewählt werden.
-
Beispiele
für bestehende
Daten, auf Grundlage derer die aktiven Gruppen ausgewählt werden
können, umfassen
Folgendes: aktive Gruppen können
zur Einbindung in ein Mimetikum auf Basis struktureller Daten ausgewählt werden,
z. B. Röntgenkristallographie
oder NMR; Reste können
gemäß Informationen
aus genetischen Datenbanken ausgewählt werden, z. B. in Bezug
auf den grundlegenden Konservierungsgrad chemischer Gruppen.
-
Bei
bestimmten Enzymen ist beispielsweise (aus struktureller oder genetischer
Analyse) bekannt, welche Aminosäuren
bei der Bindung des Substrats eingebunden sind. Diese Reste können in
ein Mimetikum eingebunden werden.
-
ii) Bestimmung der Zugänglichkeit
potentiell aktiver chemischer Gruppen im Ausgangsmolekül mittels
eines Computers
-
Der
Zugänglichkeitsgrad
kann ein numerisches Maß der
Zugänglichkeit
der chemischen Gruppe innerhalb des Ausgangsmoleküls sein.
In diesem Fall kann/können
die mit Aktivität
verbundene(n) chemische(n) Gruppe(n) als jene unter den ausgewählten, potentiell
aktiven chemischen Gruppen identifiziert werden, für die das
numerische Maß über einem
vorgegebenen Wert liegt.
-
Beispielsweise
ist ein geeignetes numerisches Maß für den Zugänglichkeitsgrad die Oberfläche der chemischen
Gruppe, die für
das Lösungsmittel
zugänglich
ist.
-
Alternativ
dazu kann der Zugänglichkeitsgrad
als eine "Oberfläche" der aktiven Region
des Ausgangsmoleküls
definiert werden. Beispielsweise kann diese Oberfläche als
eine Hülle
der Molekülbewegungen
der aktiven Region (bestimmt durch eine Moleküldynamik-Simulation) oder als
ein Schnitt definiert sein, der durch die dreidimensionale Struktur
des Ausgangsmoleküls
gezogen wird, um die am besten zugänglichen Abschnitte des Ausgangsmoleküls vom Rest
zu trennen. Der Zugänglichkeitsgrad
einer chemischen Gruppen kann dann in Bezug auf diese Oberfläche bemessen
werden, z. B. als eine Distanz zu dieser Oberfläche, oder hinsichtlich der
Tatsache, ob die chemische Gruppe (z. B. hauptsächlich) auf der einen oder
der anderen Seite der Oberfläche
liegt.
-
Kriterien der Moleküldynamik
-
Kriterien
der Moleküldynamik
können
verwendet werden, um zu bestimmen, welche aus einer Reihe virtueller
Mimetika (d. h. Mimetika, die durch Computer hergestellt und nicht
physisch synthetisiert wurden) eine Anordnung aktiver Gruppen aufweisen,
die den aktiven chemischen Gruppen im Ausgangsmolekül am ähnlichsten
sind.
-
Um
die Faltungsstruktur der Mimetika mit der Struktur des Ausgangsmoleküls zu vergleichen,
können Moleküldynamik-Simulationen
von Regionen des Ausgangsmoleküls
durchgeführt
werden. Diese Moleküldynamik-Simulationen
können
dann zum Vergleich mit den Moleküldynamik-Simulationen
der Mimetika verwendet werden. Beispielsweise können Simulationen von ausgewählten Schleifen
durchgeführt
werden, die aktive chemische Gruppen enthalten.
-
Mimetika
können
auf Basis eines vorgegebenen Kriteriums bestimmt und verändert werden,
um das Ausmaß zu
verbessern, mit dem das vorgegebene Kriterium befolgt wird.
-
Für ein vorgegebenes
Kriterium ist eine erste Möglichkeit,
dass das Kriterium die Flexibilität des Mimetikums (oder eines
Teils von ihm) angibt, wie sie durch die Moleküldynamik-Simulation bestimmt
ist. Vorzugsweise sollten die Mimetika Flexibilitätseigenschaften
aufweisen, die den Flexibilitätseigenschaften
der entsprechenden Region im Ausgangsmolekül ähnlich sind.
-
Alternativ,
oder zusätzlich,
dazu kann das Kriterium sein, dass die Ähnlichkeit zwischen der Zeitänderung
der Konformation des potentiellen Mimetikums und jener des Ausgangsmoleküls über einem
vorgegebenen Niveau liegt. Beispielsweise kann eine Analyse der
grundlegenden Komponente der Bewegung in Bezug auf Zeit eines Abschnitts
des Ausgangsmoleküls
(erhalten durch eine Moleküldynamik-Simulation)
und zumindest eines Teils des Mimetikums durchgeführt werden. Ähnlichkeit
zwischen diesen beiden Zeitänderungen (die
die Analyse der grundlegenden Komponente aufzeigt) würde darauf
schließen
lassen, dass die Anordnung der chemischen Gruppen im Mimetikum-
der Anordnung der entsprechenden aktiven chemischen Gruppen im bekannten
Molekül ähnlich ist
und/oder würden
darauf schließen
lassen, dass das Mimetikum sehr wahrscheinlich die Aktivität des Ausgangsmoleküls aufweist.
-
In
beiden Fällen
ist es möglich,
dass die potentiellen Mimetika zur Gänze simuliert werden. Alternativ dazu
kann die Dynamik-Simulation für
einen Teil des Mimetikums, umfassend zahlreiche Reste, die als Teil
der aktiven Region identifiziert wurden, erfolgen.
-
Mimetikum
-
Die
hierin verwendete Bezeichnung Mimetikum umfasst sowohl physisch
bestehende Mimetika (z. B. synthetische Mimetika) und Mimetika,
die nur virtuell in einer Computersimulation bestehen.
-
In
diesem Dokument wird die Bezeichnung "Mimetikum" verwendet, um die Möglichkeit einzubinden, in der
das Mimetikum die Aktivität
des Ausgangsmoleküls,
jedoch nur zu einem geringeren Ausmaß, aufweist (sofern beispielsweise
der Aktivitätsgrad
durch einen numerischen Index dargestellt ist, würde sich der Indexwert für das Mimetikum
nur auf 50% des Indexwertes für
das Ausgangsmolekül
belaufen). Darüber
hinaus würde
die Bezeichnung "Mimetikum" sogar den Fall umfassen,
in dem das Mimetikum tatsächlich
höhere
Aktivität als
das Ausgangsmolekül
aufweist.
-
Die
Mimetika dieser Erfindung können
jeglicher chemischer Beschaffenheit sein, die geeignet ist, die Aktivität des Ausgangsmoleküls nachzuahmen.
Ist das Ausgangsmolekül
ein Protein, dann könnte
das Mimetikum aktive Aminosäuregruppen
umfassen. Peptidmimetika werden nachstehend ausführlicher besprochen. Vorzugsweise
ist das Mimetikum im Vergleich zum Ausgangsmolekül kurz oder klein. Es wird
bevorzugt, dass die Mimetika der Erfindung 5 bis 50 Aminosäuren, noch
bevorzugter 8 bis 40, und noch bevorzugter 10 bis 30 Aminosäuren, aufweisen.
-
Bei
Nicht-Peptidmimetika kann die Größe (z. B.
als eine Anzahl an Atomen definiert) ähnlich sein. Beispielsweise
kann sie im Bereich von 5 bis 60 oder 8 bis 50 oder 10 bis 40 Aminosäuren liegen.
Der Bereich kann sich von 500 bis 6.000 Da, vorzugsweise 800 bis
5.000 Da, noch bevorzugter 1.000 bis 4.000 Da, erstrecken.
-
Ein
Mimetikum kann die Form einer oder mehrerer Schleifen, aktive chemische
Gruppen umfassend, annehmen. Umfasst die Struktur des Mimetikums
eine Schleife, wird bevorzugt, dass das Mimetikum mit einer chemischen
Bindung, die innerhalb des Mimetikums gebildet wird, beispielsweise
eine chemische Bindung, die von den chemischen Gruppen innerhalb
des Mimetikums ausgehen, versehen ist und keine externen Matrizen benötigt. Vorzugsweise
gehen solche Bindungen von chemischen Gerüstgruppen innerhalb des Mimetikums aus
und nicht von den aktiven chemischen Gruppen. Ist das Mimetikum
ein Peptid, umfassen solche Bindungen Amidbindungen und Disulfidbrücken oder
andere Bindungen wie Ester-, Thio-Ester-, Ether- oder Thio-Ether-Bindungen.
-
Ein
Mimetikum kann zwei oder mehrere Schleifen umfassen, die aktive
chemische Gruppen einbinden. Dies kann bedeuten, dass, sofern das
Ausgangsmolekül
ein Protein ist, die Aminosäuregruppen,
die in der primären
Aminosäuresequenz
weit voneinander entfernt sind, durch geeignete Bindungen in räumlich nahe
Beziehungen gestellt werden. Andere Beispiele von Mimetikum-Strukturen
umfassen eine Schleife, die mit einem linearen Peptid verbunden
ist, zwei Schleifen, die miteinander verbunden sind, zahlreiche
Schleifen, die miteinander verbunden sind, oder eine Kombination
aus Schleifen und verbundenen linearen Peptiden.
-
Bindungsstruktur
-
Oft
ist eine Art Bindungsstruktur erforderlich, um das Mimetikum in
einer geeigneten Anordnung zu halten. Ist ein Schleifenmimetikum
geeignet, kann die Bindungsstruktur eine einfache chemische Bindung
sein, die von den chemischen Gruppen des Mimetikums ausgeht. Die
Bindung kann von jeder der aktiven chemischen Gruppen oder der chemischen
Gerüstgruppen
des Mimetikums ausgehen. Dennoch wird bevorzugt, dass die Bindung
von den chemischen Gerüstgruppen
ausgeht. Ist das Mimetikum ein Peptid, kann eine chemische Bindung
von den Aminosäuregruppen
des Mimetikums ausgehen, z. B. von den Seitenketten dieser Aminosäuren.
-
Sind
zahlreiche aktive chemische Gruppen verbunden, um die Geometrie
dieser aktiven chemischen Gruppen mit einer Struktur, die sich topologisch
vom Ausgangsmolekül
unterscheidet, aufrechtzuerhalten, so kann die Bindungsstruktur
mehr als einfache chemische Bindungen darstellen. In diesem Fall
kann die Bindungsstruktur zusätzliche
chemische Gruppen (chemische Bindungsgruppen) enthalten, von denen
chemische Bindung ausgehen. Die Bindungsstruktur ist daher eine
Kombination aus den chemischen Bindungsgruppen und den chemischen
Bindungen, die von ihnen ausgehen.
-
Im
Allgemeinen wird in beiden der zuvor beschriebenen Situationen die
Bindungsstruktur verändert, um
für die
passende Anordnung der aktiven chemischen Gruppen im Mimetikum zu
sorgen. Die Variation könnte
durch Ersetzung, Deletion oder Ände rung
der Bindungen oder chemischen Gruppen in der Bindungsstruktur durchgeführt werden.
-
Arten des Mimetikums
-
Folgend
werden Peptidmimetika erläutert.
Peptoide sind ein Beispiel für
nichtpeptidische Mimetika. Anders als Peptide sind in Peptoidmolekülen die
Seitenkettengruppen an Stickstoff und nicht an Kohlenstoff gebunden.
Peptoide können
durch die Polymerisation von N-substituierten Glycinresten synthetisiert
werden. Die N-Substitutionen
können
an jeder geeigneten Seitenkette vorhanden sein, die in Aminosäuren gefunden werden,
sodass N-Ala Glycin wäre,
das mit CH2 am N substituiert ist (siehe
R.J. Simon et al., Peptoids: A Modular Approach to Drug Discovery,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 89, 9367–71 (1992)).
-
Nachstehend
ist eine Peptoid-Hauptkette dargestellt:
-
Zusätzlich zu
Peptoiden umfassen andere Mimetika z. B. Pseudopeptide, in die eine
modifizierte Amidbindung eingeführt
ist, z. B. Retro-inverso-Peptide, in denen die Amidbindung umgekehrt
ist, und Peptidbindungsmimetika. Diese Mimetika sind in den folgenden
Artikeln beschrieben: Emmons et al., Current Opinion in Biotechnology
8, 435–441
(1997); Olson et al., Journal of Medicinal Chemistry 8 (21), 3039–3049 (1993}; Fletcher
und Campbell, Chem. Rev. 98, 763–795 (1998); Marraud et al.,
Biopolymers 33, 1135–1148
(1993); Gante, Angew. Chem. Int. Ed. Engl. 33, 1699–1720 (1994).
-
Aminosäuren können auch
durch eine Kohlenhydrat-Hauptkette oder jegliche definierte Gerüst- und Matrizenmoleküle verbunden
sein.
-
Tatsächlich kann
jede geeignete Bindungsstruktur verwendet werden, vorausgesetzt,
dass die Anordnung aktiver Gruppen geeignet ist, um die Funktion
des Ausgangsmoleküls
nachzuahmen.
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Peptidmimetika
-
Außer wenn
anders angegeben sind die hierin beschriebenen Peptidsequenzen in
herkömmlichem 1-Buchstaben-Code
und in der N-terminalen zu C-terminalen Ausrichtung dargestellt.
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Die
Bezeichnung "umfassend" bedeutet "einschließlich" und ermöglicht die
Gegenwart weiterer Aminosäuresequenzen
oder anderer chemischer Gruppierungen an den N- und/oder C-Termini,
vorausgesetzt, dass das Peptid in seiner Gesamtheit die, Aktivität des Ausgangsmoleküls beibehält. Mimetika
der Erfindung umfassen die Sequenzen, Fragmente davon und Varianten
dieser Sequenzen und Fragmente, wie zuvor definiert.
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Die
Erfindung betrifft auch Fusionspeptide, umfassend die zuvor beschriebenen
Mimetika, die am N- oder C-Terminus oder beiden an weitere Peptid-Sequenzen}
gebunden sind. Diese weitere(n) Sequenzen) können ausgewählt werden, um das resultierende
Fusionspeptid mit zusätzlichen
Funktionen auszustatten. Solche weiteren Sequenzen können unter
Berücksichtigung
des beabsichtigten Zwecks der Funktion von Fachleuten ausgewählt werden.
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Die
weitere Peptidsequenz kann eine Membran-Translokationssequenz sein,
die in der Lage ist, das Fusionspeptid durch die Membran einer eukaryotischen
Zelle zu leiten. Beispiele für
solche Peptide umfassen das HSV-1-VP22-Protein, das HIV-Tat-Protein oder Teile
davon oder eine Sequenz, die vom Drosophila-melanogaster-Antennapedia-Protein
abgeleitet ist. Letzteres ist ein Peptid, das 16 Aminosäurereste
aus der dritten Helix des Antennapedia-Homeodomänen-Proteins enthält, das
sich über
die biologischen Membranen transloziert. Andere Membran-Translokations sequenzen,
die auf dem Gebiet der Erfindung bekannt sind, können auf analoge Weise verwendet
werden.
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Eine
weitere Sequenzklasse sind Markierungen, die die Detektion des Peptids
oder seine Gewinnung durch beispielsweise Affinitätschromatographie
ermöglichen.
Zahlreiche solcher Markierungen sind erhältlich und umfassen die T7-Markierung,
die HA-Markierung und eine myc-Markierung.
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Eine
weitere Sequenzklasse kann Effektorfunktionen bereitstellen oder
kann ein Teil der konstanten Region eines Antikörpers sein und kann Antikörper-Effektorfunktionen
bereitstellen.
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Im
Allgemeinen wird/werden die weitere(n) Sequenzen) nicht mehr als
500 Aminosäuren
insgesamt umfassen, die gegebenenfalls zwischen N- und C-Termini
in jedem beliebigen Verhältnis
aufgeteilt werden können.
Noch wünschenswerter
sind die Sequenzen viel kürzer,
beispielsweise nicht länger
als 200, vorzugsweise nicht länger
als 100, beispielsweise nicht länger
als 50 oder sogar nicht länger
als 20 Aminosäuren
insgesamt.
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Herstellung von Peptidmimetikum
-
Peptidmimetika
können
synthetisch oder rekombinant unter Verwendung von Verfahren hergestellt werden,
die auf dem Gebiet der Erfindung weithin erhältlich sind. Synthetische Herstellung
bindet im Allgemeinen schrittweises Zusetzen einzelner Aminosäurereste
in ein Reaktionsgefäß ein, in
dem ein Peptid einer erwünschten
Sequenz hergestellt wird. Beispiele für rekombinante Verfahren sind
nachstehend beschrieben.
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Um
ein Peptidmimetikum durch rekombinante Mittel herzustellen, können Polynucleotide,
die für
das Peptid kodieren, in einen rekombinanten replikablen Vektor inkorporiert
werden. Der Vektor kann verwendet werden, um die Nucleinsäure in einer
kompatiblen Wirtszelle zu replizieren. Geeignete Wirtszellen werden nachste hend
in Verbindung mit Expressionsvektoren beschrieben. Vorzugsweise
ist ein Polynucleotid, das für ein
unter Verwendung der Erfindung entworfenes Peptid kodiert, in einem
Vektor operabel an eine Kontrollsequenz gebunden, die in der Lage
ist, für
die Expression der kodierenden Sequenz durch die Wirtszelle zu sorgen,
d.h. der Vektor ist ein Expressionsvektor.
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Die
Bezeichnung "operabel
gebunden" bezieht
sich auf eine Nebeneinanderstellung, worin die beschriebenen Komponenten
in einer Beziehung stehen, die ihnen ermöglicht, auf ihre beabsichtigte
Weise zu funktionieren. Eine Kontrollsequenz, die an eine kodierende
Sequenz "operabel
gebunden" ist, ist
auf solch eine Weise ligiert, dass Expression der kodierenden Sequenz
unter Bedingungen erreicht wird, die mit den Kontrollsequenzen kompatibel
sind.
-
Solche
Vektoren können
zu einer geeigneten Wirtszelle transformiert werden, um für Expression
eines Peptids zu sorgen, das gemäß der Erfindung
entworfen ist. Ein Verfahren zur Herstellung von Peptiden, die gemäß der Erfindung
entworfen sind, umfasst das Kultivieren einer mit einem Expressionsvektor
transformierten oder transfizierten Wirtszelle, wie zuvor beschrieben,
unter solchen Bedingungen, dass für Expression durch den Vektor
einer kodierenden Sequenz, die für
die Peptide kodiert, und das Gewinnen der exprimierten Peptide gesorgt
ist.
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Die
Vektoren können
beispielsweise Plasmid-, Virus- oder Phagenvektoren sein, die mit
einem Replikationsstartpunkt, gegebenenfalls einem Promotor für die Expression
des Polynucleotids und gegebenenfalls einem Regulator des Promotors
versehen sind. Die Vektoren können
ein oder mehrere auswählbare
Markergene enthalten, beispielsweise ein Ampicillin-Resistenzgen
im Fall eines bakteriellen Plasmids oder ein Neomycin-Resistenzgen
für einen
Säugetier-Vektor.
Vektoren können
in vitro verwendet werden, beispielsweise zur Herstellung von RNA,
oder sie können
verwendet werden, um eine Wirtszelle zu transfizieren oder transformieren.
-
Wirtszellen
können
mit den Vektoren zur Replikation und Expression von Polynucleotiden,
die gemäß der Erfindung
entworfen wurden, transformiert oder transfiziert werden. Die Zellen
werden so ausgewählt,
dass sie mit dem Vektor kompatibel sind und können beispielsweise Bakterien-,
Hefe-, Insekten- oder Säugetierzellen
sein.
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Promotoren
und andere Expressions-Regulierungssignale können so ausgewählt werden,
dass sie mit der Wirtszelle, für
die der Expressionsvektor entworfen ist, kompatibel sind. Beispielsweise
umfassen Hefepromotoren S.-cerevisiae-GAL4- und -ADH-Promotoren,
S.-pombe-nmt1- und -adh-Promotoren. Säugetier-Promotoren umfassen
den Metallothionein-Promotor, der als Reaktion auf Schwermetalle
wie Cadmium eingebunden werden kann. Virale Promotoren umfassen
den SV40-large-T-Antigen-Promotor,
retrovirale LTR-Promotoren und Adenovirus-Promotoren. Alle diese
Promotoren sind auf dem Gebiet der Erfindung leicht erhältlich.
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Modifikationen von Peptiden
-
Wie
bereits zuvor erwähnt
kann die Aminosäuresequenz
von Peptiden, die gemäß der Erfindung
entworfen sind, nicht natürlich
vorkommende Aminosäuren
umfassen. Werden die Peptide auf synthetischem Weg hergestellt,
können
solche Aminosäuren
während
der Herstellung eingeführt
werden.
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Das
Peptid kann auch entweder gemäß synthetischer
oder rekombinanter Produktion modifiziert werden, z. B. um Stabilität oder Aktivität des Peptids
zu verbessern. Beispielsweise können
Seitenketten-Modifikationen für
Aminosäuren
an den Seitenketten von Peptiden, die gemäß der vorliegenden Erfindung
entworfen sind, unter Verwendung von Verfahren, die Fachleuten bekannt
sind, vorgenommen werden. Solche Modifikationen umfassen beispielsweise
Modifikationen von Aminogruppen durch reduktive Alkylierung durch
Reaktion mit einem Aldehyd, gefolgt von Reduktion mit NaBH4, Amidinierung mit Methylacetimidat oder
Acylierung mit Essigsäureanhydrid.
Die Guanidin-Gruppen von Argininresten können durch die Bildung von
heterozyklischen Kondensationsprodukten mit Reagenzien wie 2,3-Butandion
oder Glyoxal modifiziert werden. Sulfhydrylgruppen können durch
Verfahren wie Carboxymethylierung modifiziert werden. Der Carboxy-Terminus
und andere Carboxy-Seitenketten
können
in Form einer Estergruppe, z. B. eines C1_6-Alkylesters, eines Biotin-Fluoreszenzfarbstoffs,
Fluorescein und Rhodamin blockiert sein.
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Formulierungen
-
Peptide,
die gemäß der Erfindung
entworfen sind, können
in Form eines Salzes formuliert werden. Salze von Peptiden, die
gemäß der Erfindung
entworfen sind, die gut in Therapien eingesetzt werden können, umfassen
physiologisch annehmbare Basensalze, z. B. von einer geeigneten
Base abgeleitet, wie Alkalimetall- (z. B. Natrium-, Kalium-), Erdalkalimetall-
(z. B. Magnesium-) Salze, Ammoniumsalze und NR4-Salze
(worin R ein C1_4-Alkyl
ist). Salze umfassen auch physiologisch annehmbare Säureadditionssalze,
umfassend die Trifluoracetat-, Hydrochlorid- und Acetatsalze.
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Peptide,
die gemäß der Erfindung
entworfen sind, können
in einer im Wesentlichen isolierten Form vorliegen. Es ist verständlich,
dass das Peptid mit Trägern
oder Verdünnern
vermischt werden kann, die den beabsichtigten Zweck des Peptids
nicht stören,
das immer noch als im Wesentlichen isoliert betrachtet wird. Ein
Peptid, das gemäß der Erfindung
entworfen ist, kann auch in einer im Wesentlichen gereinigten Form
vorliegen, wobei es hier im Allgemeinen das Peptid in einem Präparat umfasst,
in dem mehr als 90%, z. B. 95%, 98% oder 99% des Peptids im Präparat ein
Peptid gemäß der Erfindung
ist.
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Ein
Peptid, das gemäß der Erfindung
entworfen ist, kann mit einer Hinweismarkierung markiert sein. Die
Hinweismarkierung kann jede geeignete Markierung sein, die es ermöglicht,
das Peptid nachzuweisen. Geeignete Markierungen umfassen Radioisotope,
z. B.125|, Enzyme, Antikörper, Polynucleotide und Linker
wie Biotin. Markierte Peptide können
für Diagnoseverfahren
wie Immuntests verwendet werden, um die Menge eines Peptidmimetikums
in einer Probe zu bestimmen.
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Ein
Peptid oder markiertes Peptid, das gemäß der Erfindung entworfen ist,
oder ein Fragment davon kann auch an eine feste Phase gebunden werden,
beispielsweise an die Oberfläche
eines Immuntest-Wells oder -Messstabs.
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Solche
markierten und/oder immobilisierten Peptide können in einem geeigneten Gefäß zusammen mit
geeigneten Reagenzien, Kontrollen, Anweisungen und dergleichen in
Sets verpackt werden.
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Pharmazeutische Zusammensetzungen
-
Peptide,
die gemäß der Erfindung
entworfen sind, können
zu pharmazeutischen Zusammensetzungen formuliert werden. Die Zusammensetzungen
umfassen das Peptid zusammen mit einem pharmazeutisch annehmbaren
Träger
oder Verdünner.
Pharmazeutisch annehmbare Träger
oder Verdünner
umfassen jene, die in Formulierungen verwendet werden, die zur oralen,
topischen oder parenteralen (z. B. intramuskulären oder intravenösen) Verabreichung
geeignet sind. Die Formulierungen können aus praktischen Gründen in
Einheitsdosierungsform vorhanden sein und können mittels jedes auf dem
Gebiet der Pharmazie bekannten Verfahrens hergestellt werden. Solche
Verfahren umfassen den Schritt, den aktiven Bestandteil mit dem
Träger,
der einen oder mehrere zusätzliche
Bestandteile darstellt, in Verbindung zu bringen. Im Allgemeinen
werden die Formulierungen durch einheitliches und nahes In-Verbindunge-Bringen
des aktiven Bestandteils mit flüssigen Trägern oder
fein verteilten, festen Trägern
oder beiden und anschließendes
Formen des Produkts, sofern erforderlich, hergestellt.
-
Beispielsweise
umfassen Formulierungen, die zur parenteralen Verabreichung geeignet
sind, wässrige
und nicht wässrige
sterile Injektionslösungen,
die Antioxidantien, Puffer, Bakteriostatika und Gelöststoffe enthalten
können,
die die Formulierung mit dem Blut des beabsichtigten Rezipienten
isotonisch machen; und wässrige
und nicht wässrige
sterile Suspensionen, die Suspensionsmittel und Verdickungsmittel
umfassen können,
sowie Liposomen oder andere Mikropartikel-Systeme, die dafür bestimmt
sind, das Peptid auf Blutkomponenten oder ein oder mehrere Organe
zu richten.
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Geeignete
Liposomen umfassen beispielsweise jene, die positiv geladenes Lipid
(N[1-(2,3-Dioleyloxy)propyl]-N,N,N-triethylammonium (DOTMA)) umfassen,
jene, die Dioleoylphosphatidylethanolamin (DOPE) umfassen, und jene,
die 3β[N-(N',N'-Dimethylaminoethan)carbamoyl]cholesterin
(DC-Chol) umfassen.
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Zusammensetzungen
können
jede beliebige Menge eines Peptids, das gemäß der Erfindung entworfen ist,
umfassen. Teilweise hängt
dies von der beabsichtigten Formulierung und ihrer beabsichtigten
Verwendung ab. Gemäß allgemeinen
Anhaltspunkten kann die Zusammensetzung von etwa 1% bis etwa 99%,
beispielsweise von 10% bis 90%, eines Peptids, das gemäß der Erfindung
entworfen ist, umfassen.
-
Die
Zusammensetzung kann ein Gemisch aus mehr als einem, beispielsweise
zwei oder drei, Peptiden, die gemäß der Erfindung entworfen sind,
umfassen.
-
Die
Erfindung wird nun unter Verweis auf ein bestimmtes Beispiel, das
sich auf die Herstellung eines Peptidmimetikums eines Antikörpers bezieht,
im Detail beschrieben. Die verwendeten Verfahren sind auf das Entwerten
von Mimetika von Antikörpern
im Allgemeinen, basierend auf der hierin beschriebenen Methodik, anwendbar.
-
In
manchen Antikörpern
ist die VH-Kette alleine ausreichend, um für Bindung an ein Antigen zu
sorgen, und manche Spezies (z. B. Kamele) produzieren auf natürliche Weise
einkettige Antikörper
dieses Typs. Die vorliegende Erfindung kann eingesetzt werden, um
Mimetika von VH-Einketten-Antikörpern
oder die Bindungsregion eines Antikörpers basierend auf der Wechselwirkung
einer VH- und einer VL-Kette bereitzustellen, und der Verweis auf
die Herstellung eines Mimetikums eines Antikörpers zielt darauf ab, beide
Möglichkeiten
abzudecken.
-
Um
ein Mimetikum eines Antikörpers
zu erhalten, ist, um dies kurz darzustellen, der Ausgangspunkt, eine
dreidimensionale Struktur des Zielantikörpers bereitzustellen. Ist
keine Röntgenstruktur
erhältlich,
ist ein Strukturvorhersageverfahren erforderlich. Das Vorhersagen
der Struktur einer variablen Antikörper-Region ausgehend von der
Sequenz war Gegenstand beträchtlicher
Tätigkeiten,
ausgehend von den Arbeiten von Kabat und Wu (Proc. Natl. Acad. Sci.
USA 69, 960–964
(1972); Vorhersage einer Kappa-Leichtkette), Padlan et. al (Cold.
Spring. Harb. Symp. Quant. Biol. 41, 627–637 (1977)), Stanford und
Wu (J. Theor. Biol. 88, 421–439 (1981))
und Feldmann et. al (J. Mol. Immunol. 18, 683–698 (1981)).
-
Nach
den im Wesentlichen "Homologie"-basierten Vorhersagen
dieser frühen
Ansätze
wurden Verfahren entwickelt, die mehr regelbasierte Verfahren einführten, wie
beispielsweise die Arbeiten von Rees und Mitarbeitern (Darsley und
Rees, EMBO J. 4, 383–392
(1985); de la Paz et al., EMBO J. 5, 415–425 (1986); Martin et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 68, 9268–9272 (1989) & Methods Enzymol.
203, 121–153
(1991); Pederson et al., Immunomethods 1, 126–136 (1992); Rees et al., in "Protein Structure
Prediction", Oxford
University Press, herausgegeben von Sternberg MJE (1996)) und jenen
von Chothia, Lesk und Kollegen (Chothia et al., J. Mol. Biol. 196,
901–917
(1987); Nature 342, 877–883
(1989); J. Mol. Biol. 227, 799–817
(1992); Tomlinson et al., EMBO J. 18, 4628–4638 (1995); Al-Lazikani et
al., J. Mol. Biol. 273(4), 927–948
(1997)), die aufbauend auf den Beobachtungen von Kabat et. al (Ann.
N.Y. Acad. Sci. 169, 43–54
(1970); J. Biol. Chem 252, 6609–6616
(1977)) und Padlan und Davies (Proc. Natl. Acad. Sci. USA 72, 819–823 (1975))
das Konzept von kanonischen Klassen für bestimmte Variable-Regionen-CDR
entwickelten. Seither konzentrierte sich die Aufmerksamkeit auf
das schwierigere Problem nichtkanonischer CDR, von denen die Antikörper-Schwerketten-CDR3
(im Folgenden als H3 bezeichnet) die am am stärksten nicht-konformistische
ist.
-
Das
Modellieren von Antikörpern
hat gegenüber
dem Modellieren von Proteinen im Allgemeinen den Vorteil, dass nur
das Fv modelliert werden muss und die konstante Region konserviert
bleibt. Weiters ist die Mehrheit der Fv selbst, das Gerüst, in der Struktur
zwischen verschiedenen Antikörpern
hoch konserviert und kann unter Verwendung des Gerüsts, das
für die
höchste
Sequenz-Homologie bekannt ist, modelliert werden (Pedersen et. al
(1992), s. o.). Zum CDR-Modellieren fallen 5 der 6 CDR (alle außer H3)
häufig
in eine von zwischen 1 und 10 kanonischen Klassen, ein Satz für jede CDR.
Mitglieder einer kanonischen Klasse haben alle etwa dieselbe Hauptkettenkonformation.
Diese ist durch die Schleifenlänge
und die Gegenwart zahlreicher Hauptreste, sowohl in der CDR als
auch im Gerüst,
das die CDR in einer bestimmten Konformation durch Wasserstoffbindung,
elektrostatische und/oder hydrophobe Wechselwirkungen hält, bestimmt.
Um also eine unbekannte CDR zu modellieren, wird die Sequenz untersucht,
die geeignete kanonische Klasse zugeordnet und die CDR mit der höchsten Sequenzhomologie
verwendet. Für
jede Schleife außer
L2 fallen einige wenige Beispiele aus der Reihe der bestehenden
kanonischen Klassen und müssen,
gemeinsam mit der H3-Schleife, auf andere Weise modelliert werden
(siehe http://antibody.bath.ac.uk). Es ist wahrscheinlich, dass
weitere kanonische Klassen zu Tage treten, wenn mehr Kristallstrukturen
gelöst
werden, obwohl bis heute keine exakte "kanonische" Klassifizierung für H3 möglich gewesen ist.
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Die
Schwierigkeit des Modellierens der H3-Schleife ist auf die weitreichende
Variabilität
sowohl hinsichtlich der Sequenz als auch der Struktur zwischen den
verschiedenen Antikörpern
zurückzuführen. Im
Wesentlichen gibt es drei Ansätze:
wissensbasierte Verfahren wie Datenbankrecherche, worin die hinsichtlich
der Sequenz und der Länge
am besten passende Datenbankschleife entweder aus Antikörpern oder
aus der gesamten Brookhaven Protein Data Bank (PDB; Bernstein et
al., Eur. J. Biochem. 80, 319–324
(1977)) als Modell verwendet wird, oder Ab-initio-Verfahren, wie
die CONGEN-Konformationssuche (Bruccoleri und Karplus, Biopolymers
26, 137–168
(1987)), oder eine Kombination aus beiden (Martin et. al (1991),
s. o.). Jüngere
Analysen schlagen vor, dass schließlich wissensbasierte Verfahren
den für
die meisten Modellierungsanwendungen, wie Antikörper-Humanisierung, erforderlichen
Genauigkeitsgrad bereitstellen (Reichmann et al., Nature 332, 323–327 (1988);
Roguska et al., Protein. Eng. 9, 895–904 (1996)). Zu dieser Zeit
ist jedoch wahrscheinlich eine Kombination aus empirischen und Ab-initio-Verfahren
notwendig, sofern eine Genauigkeit erforderlich ist, die einer Röntgenstruktur
mittlerer Auflösung
nahekommt.
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Nachdem
eine dreidimensionale Struktur eines Ausgangsantikörpers bereitgestellt
wurde, werden zwei weitere Komponenten in beliebiger Reihenfolge
bereitgestellt. Ein Abschnitt des Antikörpers, der das Zielantigen
bindet, wird definiert. Beispielsweise ist dies im Allgemeinen ein
Teil der Oberfläche
des Antikörpers,
in dem zahlreiche Reste angeordnet sind, die für ein Lösungsmittel und/oder das Target
zugänglich
sind.
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Weiters
werden die Reste des Ausgangsmoleküls, die mit Zielbindungsaktivität verbunden
sind, identifiziert. Am einfachsten kann dies auf empirische Weise
erreicht werden, z. B. durch Alanin-Scanning, wie zuvor erläutert wurde.
Sind jedoch Modelle der Antikörper,
die an das Target oder Strukturen von diesem gebunden sind, erhältlich – z. B.
eine Röntgenkristallstruktur
des gebundenen Antikörpers
-, so können
diese verwendet werden, um diese Aminosäuren zu bestimmen. Aufgrund
der vorliegenden Beschreibung und des beiliegenden Beispiels versteht
sich, dass Reste im Ausgangsmolekül, die mit Zielbindungsaktivität verbunden und
tatsächlich
von grundlegender Bedeutung für
die Struktur und Funktion des Ausgangsmoleküls sind, Reste sind, die für das Antigen
nicht direkt zugänglich
und für
die Einbindung in ein Mimetikum nicht essentiell sind.
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Die
Aminosäuren,
die mit Zielbindungsaktivität
verbunden sind, können
dann in das Antikörpermodell aufgenommen
werden, und jene Aminosäuren,
die in der Zielbindungsregion angeordnet sind, können identifiziert werden (wie
beispielsweise in 2 dargestellt).
-
Nach
Identifikation von Aminosäuren,
die sich auch in einer Zielbindungsregion befinden, können diese
extrahiert werden, um ein Modell bereitzustellen (siehe beispielsweise 3),
das die dreidimensionale Beziehung zwischen den einzelnen extrahierten
Aminosäuren
definiert.
-
Fachleuten
wird verständlich
sein, dass es nicht notwendig ist, die gesamten Aminosäuren, die
mit Zielbindungsaktivität
des Ausgangsmoleküls
verbunden und dem Target zugänglich
sind (z. B. die an der Bindungsoberfläche des Moleküls liegen),
zu extrahieren. Die Bindungsoberfläche kann beispielsweise zwei
Subregionen umfassen, die das Target binden, wobei die Aminosäuren nur
aus einer Region extrahiert werden können.
-
Zur
Erleichterung des Experiments kann es auch möglich sein, dass nur einige
wenige Zielbindungs-Aminosäuren
verworfen werden, um die Herstellung eines Mimetikums mit einer
geeigneteren Größe zu ermöglichen.
Beispielsweise kann auch experimentell bestimmt werden, dass manche
Aminosäuren
zu einem wesentlich höheren
Grad zur Bindung beitragen als andere. So ist es möglich, ein "energetisches Paratop" der Antikörper-Bindungsregion
zu definieren, aus der eine ausgewählte Selektion an Aminosäuren zur
Extraktion bereitgestellt wird.
-
Beispielsweise
ist die VH-CDR3- (H3-) Schleife eines Antikörpers oft mit stärkster Bindungsaktivität an ein
Target verbunden, und es kann wünschenswert
sein, die zielbindenden Reste dieser Schleife im Mimetikum zu behalten.
Aus dem beiliegenden Beispiel ist ersichtlich, dass vier solcher
Reste in der H3-Schleife vorhanden sind, was mehr ist als in allen
anderen Schleifen. Bei der Auswahl der Aminosäuren wurde diese Schleife zentral
in der Gruppe der auszuwählenden
Aminosäuren
angeordnet, und die zusammen ausgewählten Aminosäuren sind
rund um die H3-Aminosäuren angeordnet.
Allgemeiner gesagt kann die Selektion rund um eine Schleife oder
um Schleifen, die die höchste
Anzahl an Zielbindungs-Aminosäuren
aufweisen, basiert sein, was ermöglicht,
dass eine oder mehrere der weiter entfernten Zielbindungs-Aminosäuren verworfen
werden. Es ist wünschenswert,
dass aus etwa 4 bis 15, beispielsweise von 6 bis 12, Aminosäuren ausgewählt wird.
-
Wünschenswerterweise
werden die Aminosäuren
aus zumindest 2, vorzugsweise zumindest 3, und im Falle eines Zweiketten-
(VH+VL-) Antikörpers
noch bevorzugter zumindest 4, Schleifen des Antikörpers ausgewählt.
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Nachdem
die ausgewählten
Aminosäuren
definiert wurden, kann ein Mimetikum, das diese Aminosäuren inkorporiert,
entworfen werden.
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Wünschenswerterweise
kann das Mimetikum zumindest teilweise zylindrisch sein, d. h. dass
die Mehrheit der ausgewählten
Aminosäuren
in einem zyklischen Abschnitt des Mimetikums liegen, beispielsweise
sollen nicht mehr als 1, 2 oder 3 der ausgewählten Aminosäuren in
einem nicht-zyklischen Abschnitt liegen.
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Linker
zwischen den ausgewählten
Aminosäuren
werden so ausgewählt,
dass sie die geometrische Beziehung zwischen den ausgewählten Aminosäuren aufrechterhalten.
Die Linker können
Peptidlinker sein.
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In
einer Ausführungsform
können
die Linker durch ein iteratives Verfahren neu definiert werden,
worin eine MD-Simulation eines ersten Mimetikums laufen gelassen
wird, das Flexibilitätsprofil
des Mimetikums im Vergleich mit dem Ausgangsantikörper bestimmt
wird, beispielsweise unter Verwendung der im beiliegenden Beispiel
dargestellten Kriterien, ein oder mehrere Linkermoleküle ersetzt
werden und bestimmt wird, ob die MD-Simulation ein Mimetikum bereitstellt,
das verbesserte Flexibilitätseigenschaften
aufweist (d. h, das dem Ausgangsantikörper ähnlicher ist).
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Im
ersten Beispiel kann das erste Mimetikum durch Modellieren von Linkergruppen
zwischen den ausgewählten
Resten entworfen werden, die bis zu einem durchführbaren Ausmaß die Struktur
oder Packung des Raums zwischen den extrahierten Resten aus dem
Ausgangsmolekül
reflektieren. Kann der Raum zwischen zwei ausgewählten Resten auf diese Weise
nicht nachgeahmt werden, können
Glycinreste eingeführt
werden, um Abstand oder Flexibilität aufrechtzuerhalten. Prolinreste
können
bereitgestellt werden, um Wendungen einzuführen oder um Flexibilität zu kontrollieren.
Dieses Verfahren wird üblicherweise
manuell oder semi-manuell mit Modellierungs-Software am Computer
durchgeführt;
um ein Ausgangsmimetikum bereitzustellen. Das Ausgangsmimetikum
wird anschließend
durch das iterative Verfahren des vorangehenden Absatzes neu definiert.
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Dieses
iterative Verfahren kann wiederholt werden, bis ein Linker mit Eigenschaften,
die für
Fachleute akzeptabel sind, erhalten wird. Was akzeptabel ist, wird
letztlich experimentell bestimmt, wobei jedoch das Verfahren den
Entwurf von potentiellen Mimetika ermöglicht, die sehr wahrscheinlich
Aktivität
aufweisen. Für
eine MD von 100–500
ps auf einer Standard-Modellierungspackung wie AMBER beispielsweise
ist eine RMSD des Mimetikums aus der originalen Antikörperstruktur
von 10 Å oder
weniger, wie beispielsweise 5 Å oder
weniger, ein günstiger
Hinweis auf Aktivität,
die biologisch relevant sein könnte
und so die Grundlage für
die tatsächliche Synthese
und das Testen des Moleküls
bilden könnte.
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Günstigerweise
sind die Linker andere Aminosäuren,
obwohl andere Arten an Linkern, wie zuvor erwähnt, auch möglich sind.
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Ein
Vorteil des vorliegenden Ansatzes ist, dass das Mimetikum den Bindungsabschnitt
des Ausgangsmoleküls
in einer kompakten Struktur reproduziert, die nicht von einer Base
getragen werden muss, wie es hinsichtlich des TASP-Ansatzes zuvor
besprochen wurde. Besonders im Peptidformat des Mimetikums stellt
die vorliegende Erfindung ein Mimetikum bereit, in dem die Zielbindungsreste
in einem Polypeptidmolekül
angeordnet sind, das (abgesehen von der zyklischen Bindung) unverzweigt
ist.
-
Ein
weiterer Vorteil ist, dass die relative Reihenfolge der ausgewählten Aminosäuren im
Mimetikum durch die natürliche
Reihenfolge im Antikörpermolekül unbeschränkt ist.
Beispielsweise treten im hierin beschriebenen ST40-Mimetikum die
aus der H2-Kette
ausgewählten
Aminosäuren
in umgekehrter Reihenfolge auf. Dies sorgt dafür, dass das Mimetikum kleiner
ist, als dies der Fall sein würde,
wenn die Aminosäuren
in linearer Reihenfolge verbunden wären, selbst wenn Deletionen
zwischen den ausgewählten
Resten möglich wären.
-
Wie
zuvor angegeben kann das zweite Mimetikum weiteren Durchgängen der
Veränderung
der Bindungsstruktur und der MD-Analyse unterzogen werden, um weitere Mimetika
bereitzustellen, die vorgegebenen Kriterien besser folgen. Das zweite
oder folgende Mimetikum kann dann synthetisiert und wie hierin beschrieben
verwendet werden.
-
Wie
zuvor angegeben kann die Auswahl auf der Identifikation der CDR-Schleife
mit der größten Anzahl an
Resten (oder der größten gleichen
Anzahl an Resten), die dem Antigen zugänglich und als mit Zielbindungsaktivität im Ausgangsmolekül verbunden
identifiziert sind, und der Auswahl jener zusammen mit Resten aus
zumindest einer anderen CDR basieren. Vorzugsweise stellt die CDR-Schleife
mit der höchsten
Anzahl an Resten (oder je nachdem mit einer gleichen Anzahl) die
zumindest eine andere Quelle der Reste dar.
-
So
stellt die Erfindung ein Verfahren zum Entwerfen und zur Synthese
eines Peptids bereit, das die Aktivität eines Antikörpers nachahmt,
und insbesondere stellt die Erfindung ein Verfahren zum Entwerfen
und zur Synthese eines Peptids bereit, das den CD4-Rezeptor bindet,
z. B. den CDR3-Rezeptor des CD4-Proteins. Fachleute wären in der
Lage, diesen Ansatz auf andere Antikörper umzulegen, um Peptide
zu entwerfen und zu synthetisieren, die die Targets dieser Antikörper binden
würden.
Beispiele umfassen Mimetika von Antikörpern gegen andere Rezeptoren,
die in HIV-Infektion
eingebunden sind, wie beispielsweise CCR5, und Mimetika von Antikörpern gegen
Tumornekrose-Faktor.
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Wie
bereits erklärt
wurde, müssen
diese Mimetika nicht auf Grundlage eines natürlich vorkommenden Antikörpers oder
sogar eines synthetischen Antikörpers
entworfen sein. Tatsächlich
könnten
die Mimetika auf Grundlage einer Struktur eines Peptids entworfen
sein, das aus einer Peptidbibliothek (z. B. einer Phagendisplay-Bibliothek) ausgewählt wurde;
beispielsweise kann ein Peptid aus einer Phagendisplay-Bibliothek
auf Grundlage seiner Fähigkeit,
ein Target, z. B. CD4, zu binden, ausgewählt werden. Ein Mimetikum könnte auf Grundlage
dieses Peptids hergestellt werden, und das resultierende Mimetikum
würde CD4
binden.
-
Demgemäß stellt
die Erfindung ein Verfahren zum Entwerfen und zur Synthese eines
Peptids bereit, das CD4 bindet.
-
Die
Mimetikum-Peptide, die gemäß der Erfindung
entworfen sind, können
in Diagnoseverfahren, z. B. zur Detektion von Zellen, die das CD4
auf ihrer Oberfläche
tragen, eingesetzt werden.
-
Das
CD4-bindende Peptid kann in pharmazeutischen Zusammensetzungen mit
einem pharmazeutisch relevanten Träger eingebunden sein.
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Die
Peptide können
zur Herstellung von Pharmazeutika zur Behandlung von Leiden verwendet
werden, bei denen CD4 eine Rolle spielt. Ein Beispiel solcher Leiden
ist HIV.
-
Beispiele
für das
Entwerfen und die Synthese von Peptid-Mimetika von ST40-Antikörper werden
nun im Detail beschrieben.
-
In
diesem Beispiel wurde der Teil eines Antikörpers untersucht, der ein Antigen
(das Paratop) erkennt, und Mimetika dieses Paratops wurden entworfen.
Die Mimetika sollten im Vergleich mit dem Antikörper ein geringes Molekulargewicht
aufweisen und sollten leicht zu synthetisieren sein.
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Biologische
Tests, die überlappende,
synthetische Peptide verwenden, gefolgt von Alanin-Scanning definieren
die Aminosäuren,
die in der Bindung eine Rolle spielen können.
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ST40,
ein Antikörper,
der CD4 erkennt und ein neutralisierender Antikörper in einem zellbasierten HIV-Infektionsmodell
ist, wurde ausgewählt,
um das Projekt zu starten und das Verfahren zu bestätigen. Dieser Antikörper wurde
ausgewählt,
da er bereits gut erforscht war. Die dreidimensionale Struktur von
ST40 wurde mit der AbM-Software
(Forschungsversion) modelliert. Die durch den Alascan vorgegebenen Aminosäuren wurden
in den CDR lokalisiert (wo es zur Bindung kommt), und jene mit guter
Zugänglichkeit
wurden ausgewählt,
um in das Mimetikum eingebunden zu werden. Während des Aufbaus des Mimetikums
wurden die Anordnung im Raum, die Ausrichtung und die Konformation
aller wichtiger Aminosäuren,
insbesondere ihre Seitenketten, so gut wie möglich konserviert. Eine Moleküldynamik-
(MD-) Simulation in Wasser der CDR des Mimetikums und des Ausgangsanitkörpers wurde
durchgeführt,
um ihre Flexibilität
zu definieren.
-
Zwei
Verfahren zur Vorhersage und Bereitstellung von Mimetika wurden
verwendet.
-
1)
Die dreidimensionale Struktur von ST40 wurde unter Verwendung der
Forschungsversion der AbM-Software (Oxford Molecular, UK) modelliert.
Die Aminosäuren,
von denen mittels Alanin-Scanning vorhergesagt wurde, dass sie aktiv
sind (Monnet et al., J. Biol. Chem. 274, 3789–3796 (1999}), und die in den CDR
mit guter Zugänglichkeit
angeordnet waren, wurden ausgewählt,
um in das Mimetikum eingebunden zu werden. Während des Aufbaus des Mimetikums
wurden die Anordnung im Raum, die Ausrichtung und die Konformation
aller "aktiven" Aminosäuren, insbesondere
der Seitenketten, so gut wie möglich
konserviert. Ein Oligopeptid-Mimetikum,
das nur jene CDR-Reste enthielt, die als maßgeblich für die Bindung identifiziert
worden waren, wurde entworfen. Diese maßgeblichen Aminosäuren wurden
miteinander über
andere Aminosäuren verbunden
und anschließend
an einer sorgfältig
ausgewählten
Position in der Sequenz zyklisiert. Da dieser Mimetikum-Entwurf eine zusammenhängende Sequenz
darstellte, weist er keine exakte strukturelle Ähnlichkeit mit den nicht-kontinuierlichen
CDR-Schleifen des Paratops auf. Die Flexibilität und Konformation verschiedener
Versionen dieses Mimetikum-Entwurfs wurden mittels Analyse von Moleküldynamik-Simulationen
in Wasser bewertet. Das Peptid-Mimetikum von ST40, das als aktiv
ausgewählt
wurde, wurde synthetisiert und auf seine Bindungsaffinität und seine
biologische Aktivität
getestet (retrovirale HIV-Hemmung). Ein zyklisches Peptid mit derselben
Anzahl an Aminosäuren
wie das Mimetikum, das die wichtigen Aminosäurereste enthielt, die jedoch
an unter schiedlichen Positionen im Peptid angeordnet waren, wurde
als negative Kontrolle verwendet.
-
2)
Drei Mimetika-Typen wurden simuliert, die zahlreiche, an verschiedenen
Punkten miteinander verbundene CDR-Schleifen enthielten, um pseudo-zyklische
Strukturen zu bilden. Die Anzahl an CDR variierte von 1 bis 3, um
die Anzahl an Aminosäureresten
in den Mimetika zu reduzieren. Die Mimetika enthalten nur Aminosäuren (wobei
es jedoch in Zukunft auch andere Molekülarten sein könnten) mit
spezifischen Vernetzungen, die über
die Seitenketten von Lys, Glu oder Cys erfolgten. Deren Flexibilität und globale
Konformationen werden durch Moleküldynamik-Simulationen, mit oder ohne Ionen, in
Wasser definiert, worauf eine Analyse mittels Principal Components
Analysis (PCA) folgte. Die PCA basiert auf den MD-Bahnen der relevanten
Moleküle
und wird mit der PCA, die aus dem MD-Verhalten der intakten Fv-Region
des Antikörpers
berechnet wurde, verglichen.
-
Material-
und Analysemethoden
-
(A) Modellieren von Antikörpern
-
Das
Klonieren von MAb ST40 und sein Alanin-Scanning werden in Monnet
et. al (1999), s. o., beschrieben.
-
Molekulares
Modellieren der Leicht- und Schwerketten des Antikörpers, besonders
der 6 CDR (L1, L2, L3 (für
die Leichtkette), H1, H2, H3 (für
die Schwerkette)), die in das Antigen (CD4) eingebunden sind, und Erkennung
wurden mit der Forschungsversion der Antikörper-Modellierungs-Software
AbM (Rees et al., University of Bath, UK), die an einem O2-R5000-Silicon-Graphics-Computer
laufen gelassen wurde, durchgeführt. Die
AbM-Software wurde spezifisch entwickelt, um Antikörper durch
eine Kombination aus Homologie-Regeln und Konformationssuche zu
modellieren, wobei mit den primären
Aminosäuresequenzen
begonnen wird (Martin et. al (1989), s. o.; Pedersen et. al (1992),
s. o.). Die letzte Version von AbM, die in dieser Studie verwendet wurde,
wurde an der University of Bath entwickelt und enthält eine
Daten bank von etwa 80 Röntgenstrukturen von
Antikörpern.
Die L2-, L3- und H1-Schleifen, die eine Standardgröße aufweisen,
wurden unter Verwendung der Gerüste
der kanonischen Klasse 1 und kanonischen Klasse 2 für H2, wie
sie in AbM definiert sind, konstruiert. Eine neue kanonische Klasse
musste für
die unüblich
lange L1-CDR-Schleife
von ST40, die 15 Aminosäuren
enthielt, definiert werden. Vier Röntgenstrukturen von Antikörpern (libg,
1 mf2, lacy und 1 ggc) mit L1 aus 15 Resten wurden identifiziert
und übereinander
gelegt. Jede dieser L1 wies eine ähnliche Konformation auf. Auf
Grundlage dessen wurde die folgende kanonische Klasse für L1 definiert,
und die in der Datenbank fehlenden Röntgenstrukturen wurden hinzugefügt: [TI]x(2β)-C(1)-x(1)-A-x(3)-V-x(7)-S-x(1)-[MLI]-x(1)-W(1)-x(35)-F
(Searle et al., Antibody structure and function. Antibody engineering,
herausgegeben von C.A.K. Borrebaeck, Oxford University press, 3–51 (1995)).
Die N3-Schleife aus 13 Aminosäuren,
die zu lange ist, um in eine der bestehenden H3-Klassifikationen
zu passen (Shirai et al., FEBS Lett 399, 1–8 (1996); Shirai et al., J.
Mol. Biol. 278, 481–496
(1998)) wurde unter Verwendung des Konformationssuchprogramms CONGEN
(Bruccoleri und Karplus (1987), s. o.), kombiniert mit einer 3D-Struktur-Datenbanksuche,
in AbM implementiert. Die Definition der Bausteine zur Herstellung
von H3 mit CONGEN wurde mehrere Male modifiziert, um schließlich 4
verschiedene Modelle zu erhalten, da die "geknickte" Eigenschaft nicht sehr gut definiert
war. Die Röntgenstruktur
des Antikörpers
libg, der eine L1- und eine H3-Schleife mit 15 und 13 Resten enthielt,
wurde dann verwendet, um H3 von ST40 mit derselben Konformation
zu modellieren. Dieses Modell von H3 weist einen Knick und eine
verlängerte
Form auf. Das Modellieren wurde durch einfache Mutationen erreicht,
und die Struktur wurde unter Verwendung des Tripos-Kraftfelds zur
Gänze minimiert.
Wasserstoffatome wurden allen Modellen von ST40 unter Verwendung
der Sybyl-Software (Tripos, Inc.) zugesetzt, und die Modelle wurden
im Laufe von 100 Iterationen mittels des Konjugat-Gradientenverfahrens
minimiert, um sämtliche
geringen sterischen Konflikte zu eliminieren.
-
(B) Modellieren der Mimetika
-
Alle
Moleküle
wurden sichtbar gemacht und mittels der Sybyl-Software, die auf
einem O2-R5000-Silicon-Graphics-Computer laufen gelassen wurde,
modifiziert. Zum Modellieren der Mimetika wurden CDR aus dem Antikörper ausgewählt, ihre
ursprünglichen
Konformationen wurden aufrechterhalten, und anschließend wurden
sie mit chemischen Linkern über
geeignete Seitenketten miteinander verbunden und minimiert. Moleküldynamik-
(MD-) Simulationen der Mimetika wurden in Wasser mit dem AMBER-Kraftfeld
unter Verwendung der AMBER-Software (Oxford Molecular), die auf
einem 0200-R10000-Silicon-Graphics-Computer mit 4 Prozessoren laufen
gelassen wurde, durchgeführt.
Die Eingabedateien für
AMBER wurden mit dem XLEAP-Modul hergestellt. Die Vernetzungsbrücke, -CO-NH-,
zwischen den Seitenketten wurde als eine Amidbindung definiert.
Die Wasserbox wurde mit dem Modul SolvateBox mit einer Boxengröße von 8 Å berechnet.
Die Wasserboxen enthielten zwischen 2.500 und 3.500 Wassermoleküle für alle Simulationen
und wurden mit dem WATBOX216-Modul generiert. Dies entspricht einer
Monte-Carlo-Verteilung von Wasser bei periodischen Bedingungen und
konstantem Druck. Die Temperatur wurde bei 300 K fixiert, der Cut-off
wurde auf 10 Å festgelegt,
die Dielektrizitätskonstante
wurde auf 1 festgelegt, und die Abtastfrequenz belief sich auf 1
ps. Bevor die Dynamik durchgeführt
wurde, wurden die Lösungsmittelmoleküle und anschließend die
Gelöststoffe
minimiert. Die MD-Simulationen wurden 100 oder 300 ps lang durchgeführt. Die
ersten 20 ps der Dynamik entsprachen der Wärmephase, während der das System von 10
K auf 300 k gebracht wurde, und es wurde dann um 15 K pro 1 ps erhöht.
-
Für die MD-Simulation
des Antikörpers
ST40 wurden nur die CDR plus manche Gerüst-Aminosäuren simuliert, während der
Rest der Fv deletiert wurde (siehe 5). Wiederum
wurden nur die H3-, L1- und L3-Schleifen während der Simulation bewegen
gelassen, wobei diese die ausgewählten
CDR für
das Mimetikum waren. Zwei MD-Simulationen wurden, eine ohne Ionen
und eine mit 3 Na+-Ionen, die rund um die
H1-, L1- und H3-Schleifen zugesetzt wurden, laufen gelassen. Alle
anderen geladenen Reste außer
jenen von H3L1L3 wurden während
der Simulation mit Ionen neutralisiert. Die Simulationszeit betrug
300 ps.
-
(C) Analyse der MD-Simulation
-
Die
ersten 50 ps der Dynamik-Simulation wurden in der Analyse nicht
mit einberechnet, da sie als Äquilibrierungszeit
genommen wurden.
-
Die
Flexibilität
der Mimetika wurde mit dem Ausgangsantikörper mittels verschiedener
Verfahren verglichen:
Zuerst wurden die Mimetika zu verschiedenen
Zeiten während
der Dynamik-Simulation
auf das Ausgangskonformer übereinander
gelegt, das der Konformation des Antikörpers sehr ähnlich war. Dies spiegelt die
Deformation der Mimetika während
der MD-Simulation sehr gut wider und wurde mittels der SYBYL-Software
durchgeführt.
-
Anschließend wurden
die RMSD unter Verwendung der Ausgangskonformere als Bezug für jede ps der
MD-Simulation mit dem CARNAL-Modul aus der AMBER-Packung (Oxford molecular) berechnet.
Diese wurden mit denselben Daten verglichen, die für die MD-Simulation
der Antikörper
berechnet worden waren.
-
Schließlich, um
die MD-Simulation des Mimetikums im Vergleich mit dem Antikörper effizienter
zu beschreiben, wurde die Principal Component Analysis (PCA) des
Autokorrelogramms (Abstandsmatrix) der Hauptkette des Mimetikums
bei jeder ps berechnet. Das Autokorrelogramm der entsprechenden
Schleifen im Antikörper
wurde als Bezugswert verwendet. Das Programm Anadyn, entwickelt
von Synt:em, ermöglicht
die Berechnung des Autokorrelogramms für spezifische Aminosäuren und
auch für
Fragmente der Hauptkette des Moleküls. Für diese Untersuchung wurden
nur die Hauptketten der spezifischen Aminosäuren in Betracht gezogen, um
die Problematik mutierter Aminosäuren
zu umgehen. Die PCA-Analyse wurde mit dem Programm TSAR (Oxford
molecular) durchgeführt.
-
(D) Modellieren von ST40
-
Der
Abgleich der Aminosäuresequenz
von ST40 und die Definition der CDR in AbM sind in 1 dargestellt.
ST40 enthält
zwei unüblich
lange CDR-Schleifen, L1 (15 Reste) und H3 (13 Reste).
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Die
CDR L1, L2, L3, H1 und H2 wurden alle mittels kanonischer Klassen
unter Verwendung des Homologie-Modellierens mit AbM definiert. Dahingegen
wurde H3, das flexibler ist, unter Verwendung von Congen, einem
Konformationssuchverfahren, modelliert. Die Definition der Bausteine,
um H3 mit Congen herzustellen, wurde mehrmals modifiziert, um 4
verschiedene Modelle zu erhalten. Unglücklicherweise war der Knick
in diesen 4 Modellen nicht gut definiert. Die Röntgenstruktur des Antikörpers libg,
der eine L1- und eine H3-Schleife aus 15 und 13 Resten enthielt,
wurde anschließend
verwendet, um H3 von ST40 mit derselben Konformation zu modellieren.
Dieses Modell von H3 weist einen Knick und eine verlängerte Form
auf. Das Modellieren wurde mittels einfacher Mutationen erreicht,
und die Struktur wurde durch das Tripos-Kraftfeld zur Gänze minimiert.
Wasserstoffatome wurden allen Modellen von ST40 unter Verwendung
der Sybyl-Software zugesetzt, und die Modelle wurden im Laufe von
100 Iterationen mittels des Konjugat-Gradientenverfahrens und des
Tripos-Kraftfeldes minimiert, um sämtliche sterische Konflikte
zu eliminieren.
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Die
seitens der Erfinder für
L1 neu identifizierte kanonische Klasse ermöglichte die Konstruktion dieser Schleife
in einer spezifischen Konformation, während für die H3-Schleife mehrere mögliche Konformationen identifiziert
wurden. Nur vier Röntgenstrukturen
von Antikörpern,
die H3-Schleifen mit 13 Resten enthielten, wurden beschrieben, wobei
jeder eine unterschiedliche Konformation aufwies. Es wurde ein Vergleich
der 3D-Strukturen von H3-Schleifen, die 11, 12, 13, 14, 15 und 16
Reste enthielten, durchgeführt,
der zeigte, dass die höchste
Variabilität
am Scheitelpunkt der Schleife auftritt. Enthält die Sequenz jedoch ein Arg
an Position N-1 von H3 und Asp-x-Trp am C-Terminus, wie in ST40,
so kann am C-terminalen Ende der Schleife eine geknickte Form beobachtet
werden (Shirai et. al (1996), s. o.; Shirai et. al (1998), s. o.).
Dies wurde im Antikörper libg
beobachtet, der eine L1- und eine H3- Schleife mit 15 bzw. 13 Resten enthält. Die
ausgewählte
3D-Struktur von H3 in ST40, die einen verlängerten terminalen Teil der
Schleife und einen Knick in der Nähe des C-Terminus aufweist,
ist in 2 dargestellt. Diese Struktur wurde als Bezugsmodell
für den
Entwurf von ST40-Mimetika ausgewählt.
Dennoch ließ die
inhärente
Flexibilität
dieser längeren
H3-Schleifen darauf schließen,
dass während
der Mimetikumkonstruktion Sorge getragen werden sollte, diese Region
von H3 nicht zu stark einzuzwängen.
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(E) Dynamik-Simulation
von ST40 in Wasser
-
Die
Fragmente von ST40, die für
die MD-Simulation ausgewählt
worden waren, sind in 6 in Grau dargestellt.
-
Die Überlagerung
der Schleifen, die sich frei bewegen konnten, ist in 7 für die Simulation
ohne Ionen und in 8 für die Simulation mit Ionen
dargestellt.
-
Der
Scheitelpunkt von L1 erfuhr starke Bewegungen, wie auch für das Mimetikum
beobachtet wurde, während
L3 sich nur zu Beginn bewegte und dann während der Simulation stabil
blieb. Wechselwirkungen zwischen H3 und L3 wurden beobachtet.
-
Die
Schleife L1 bewegte sich anderes im Vergleich zur Beobachtung während der
MD-Simulation ohne Ionen und schien stabiler zu sein. H3 wies weniger
Wechselwirkung mit L3 auf. Der Vergleich zwischen den zwei Dynamik-Simulationen
unter Verwendung von PCA ist in 8 dargestellt.
-
Die
MD-Simulation ohne Ionen ist kompakter als die MD mit Ionen. Dies
ist möglicherweise
auf die Wechselwirkung zwischen H3 und L1 zurückzuführen, die in der MD-Simulation
mit Ionen weniger stark ausgedrückt
ist. Die Gegenwart von Ionen induzierte Streuung. Es gilt anzumerken,
dass sowohl H3 als auch L1 bestimmte Flexibilität aufwiesen, die während des
Entwerfens der Mimetika in Betracht gezogen werden sollte.
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(F) CD4
-
Das
menschliche rekombinante CD4, die für die kinetische Analyse und
die biologischen Tests verwendet wurde, wurde von RepliGen (USA)
erhalten.
-
(G) BIAcore-Analyse
-
Die
kinetischen Parameter, Assoziationsgeschwindigkeitskonstante (ka) und Dissoziationsgeschwindigkeitskonstante
(kd), wurden durch Oberflächen-Plasmonresonanz-
(SPR = surface plasmon resonance) Analyse unter Verwendung von BIACORE
2000 (BIAcore AB, Uppsala, Schweden) bestimmt. ka und
kd wurden unter Verwendung von BIAevaluation-3.0-Software
(BIAcore AB) bestimmt. Die Gleichgewichtskonstante Kp stellt das
Verhältnis
von kd/ka dar. Alle
Experimente wurden bei 25°C
durchgeführt.
-
Die
freie SH-Gruppe der Lysin-Seitenkette, die durch einen 3-Mercaptopropionsäure-Linker des Mimetikums
verlängert
wurde, wurde eingesetzt, um Moleküle chemisch auf einen B1-Sensorchip
zu fixieren (BIAcore AB), worauf ein Standard-PDEA/EDC/NHS-Verfahren von BIAcore folgte.
-
Für die SPR-Signale
für immobilisierte
Peptidmimetika wurde ein Wert von 280–500 Resnonanzeinheiten (RU)
nach Abschluss des Chip-Regenerationszyklus nachgewiesen, was 280–500 pg/mm2 entspricht. Die Bindungskinetik von CD4
zu immobilisiertem Mimetikum wurde durch Injizieren von CD4 (1–20 μg/ml, 16–330 nM)
in HBS-Puffer (Elektrophoresepuffer)
bei einer Durchflussgeschwindigkeit von 30 μl/min bestimmt.
-
Für die Untersuchung
zur Selektivität
des Mimetikums wurde die Bindungskinetik von immobilisiertem Mimetikum
durch Injizieren irrelevanter Proteine: 8A6 (Anti-Lyphozyt MAb),
9E8 (Anti-Traponin i MAb), Troponin C und Thyroglobulin (Tg), jedes
mit 50 μg/ml
in HBS-Puffer bei einer Durchflussgeschwindigkeit von 30 μl/min, bestimmt.
-
Für die Konkurrenz-Studie
wurden ST40 mAb (50 μg/ml – 330 nM)
und CD4 (20 μg/ml – 330 nM)
vorgemischt, dann auf den Sensorchip co-injiziert. Dasselbe Experiment
wurde für
das irrelevante Protein 9E8 (50 μg/ml)
durchgeführt.
-
(H) Anti-retrovirale Aktivitätstests
-
(i):
Isolierung und Kultivierung einkerniger Zellen aus periphärem Blut
Einkernige Zellen wurden aus periphärem Blut eines gesunden Spenders
(und seronegative für
HIV und Hepatitis-Viren) mit einem Gradienten von Ficoll-Hypaque
isoliert. Die PBMC wurden durch 1 mg/ml Phytohemaglutinin-P (PHA-P,
Difco Laboratories, Detroit, USA) drei Tage lang aktiviert, anschließend mit
200.000 Zellen pro Well in einer 96-Well-Platte in einem Kulturmedium
A, das mit 20 IU/ml rekombinantem lnterleukin-2 (rHulL-2, Roche
Products, Mannheim, Deutschland) ergänzt war, kultiviert. Medium
A besteht aus: RPMI-Zellkultur (RPMI 1640, Roche Products), 10%
fötales
Kälberserum
(FCS, Roche Products}, komplementinaktiviert durch Erhitzen auf
56°C 45
min lang, 2 mM L-Glutamin (Roche Products) und einer Lösung aus
drei Antibiotika (Penicillin, Streptomycin und Neomycin (PSN, LifeTechnologies,
Grand Island, USA). Während
des Kultivierens wurden die Zellen bei +37°C in gesättigter feuchter Atmosphäre unter
5% CO2 gehalten.
-
(ii): HIV-Virus
-
PBMC
wurden eine Stunde lang bei 37°C
mit einer 10.000 Gewebekultur-Infektionsdosis
50% (TCID50} des lymphozytären
Tropismus-Bezugsstamms HIV-1-LAI
infiziert. Am Ende der Inkubation würden die Zellen zweimal mit
Medium A gewaschen. Der HIV-1-Stamm wurde im Neurovirology Service
ausschließlich
mit umbilikalen mononuklearen Blutzellen (UBMC), aktiviert mit PHA-P,
amplifiziert, und die TCID50 wurde unter Verwendung der Kärber-Formel
berechnet.
-
(iii): Mimetikum und Kontrollmoleküle
-
Das
Mimetikum und das ungeordnete Peptid wurden in ultrareinem sterilem
Wasser aufgelöst.
Fünf Konzentrationen
wurden getestet (50 μM,
10 μM, 5 μM, 1 μM und 0,5 μM). Antikörper ST40
und 9E8 (zur Verfügung
gestellt vom CNRS UMR 9921, Montpellier) wurden bei den folgenden
Konzentrationen getestet: 100 μg/ml,
10 μg/ml,
1 μg/ml,
100 ng/ml und 10 ng/ml.
-
Die
Aktivitäten
dieser Verbindungen wurden mit dem Q4120-Bezugs-Antikörper und
mit AZT verglichen. Diese zwei letzten Verbindungen wurden von SpiBio
(Paris, Frankreich) zur Verfügung
gestellt. Der Q4120-Antikörper
wurde bei den folgenden Konzentrationen getestet: 5 μg/ml, 500
ng/ml, 250 ng/ml, 50 ng/ml und 25 ng/ml. Die Anti-HIV-Aktivität von AZT
wurde bei den folgenden Konzentrationen gemessen: 10 μM, 1 μM, 100 nM,
10 nM und 1 nM. Alle Verdünnungen
wurden in Medium A durchgeführt.
-
(iv): Antiviraler Aktivitätstest von
PBMC, infiziert durch HIV-Isolate
-
Alle
Experimente wurden in dreifacher Ausführung durchgeführt. PBMC
wurden eine Stunde lang bei +4°C
mit dem relevanten Molekül
vorbehandelt und anschließend
4 Stunden lang bei 37°C
mit 10.000 TCID50 des HIV-1-LAI-Stamms infiziert. Die Zellen wurden
zweimal mit 100 ml A-Medium gewaschen. Die Zellen wurden in Medium
A, ergänzt
mit 20 IU/ml von rHulL-2, kultiviert, und die Hälfte des Kulturmediums wurde
am 7. Tagen der Kultur erneuert. An den Tagen 7 und 10 der Kultur
wurde der Überstand
entfernt und bei –20°C eingefroren.
Die virale Replikation wurde durch Dosieren der inversen Transkriptaseaktivierung
im Überstand
des 7. Tages der Kultur unter Verwendung eines Dosierungs-Sets Retrosys(r),
geliefert von Innovagen (Lund, Schweden), gemessen.
-
Parallel
zu diesem Test der antiviralen Aktivität wurde die zelluläre Lebensfähigkeit
durch Mikroskopbeobachtung bewertet. Jeglicher Rückgang der zellulären Konzentration
und die Gegenwart zellulärer
Fragmente oder einer Modifikation der zellulären Morphologie wurden aufgezeichnet.
Der Rückgang
der zellulären Lebensfähigkeit
wurde mit dem Exklusionsfarbstoff Trypanblau quantifiziert.
-
Beispiel 1: Kontinuierliches
zyklisches Mymetikum
-
Um
ein kontinuierliches zyklisches Mymetikum zu erhalten, das leicht
zu synthetisieren ist, wurden die ausgewählten Aminosäuren aus
den CDR (dargestellt in 3) extrahiert. Die wichtigen
Aminosäurereste
von ST40, definiert durch Peptid-Scanning,
gefolgt von Alanin-Scanning nach Monnet et al. (1999, s. o.), sind
in den 1 und 2 dargestellt. Es wurde beobachtet,
dass bestimmte wichtige Aminosäuren
nicht innerhalb, oder in manchen Fällen nicht einmal in der Nähe, der
CDR-Regionen, wo
das Paratop angeordnet ist, angeordnet waren (2).
Um die Aminosäuren
auszuwählen,
die in das Mimetikum eingebunden werden sollten, wurden die bioaktiven
Reste auf der 3D-Struktur von ST40 dargestellt (2),
und deren Zugänglichkeit
für Wasser
wurde berechnet (Tabelle 1). Manche Reste wurden in beträchtlicher
Entfernung von der Paratopbindungsoberfläche angeordnet gefunden (oberer
Teil von 2), wie Lys152 und Lys43, während andere
im Protein mit geringer Zugänglichkeit
für das
Antigen regelrecht vergraben waren. Zahlreiche aromatische Reste wie
beispielsweise Tyr40, Phe102 oder Trp149, die oft eine strukturelle
Rolle in allen variablen Antikörperregionen
spielten, wurden beispielsweise unter den vergrabenen Resten mittels
des Kartierungsverfahrens als "aktiv" identifiziert. Im
Gegensatz dazu waren geladene Reste wie Arg218 und Arg219, die eher
direkt in die Bindung eingebunden waren, konserviert. Zusätzlich zu
diesen hydrophilen Resten waren Aminosäuren, für die vorhergesagt wurde, dass
sie wesentlich an der Aufrechterhaltung der hydrophoben Stabilisierung
des Mimetikums beteiligt wären
und die dazu tendierten, erhöhte
Zugänglichkeit
im Mimetikum aufgrund der Flexibilität der H3-Schleife (z. B. Phe222,
Trp163 und Tyr36) aufzuweisen, konserviert, obwohl ihre gemessenen
Zugänglichkeitswerte
am statischen Modell gering gewesen sein können.
-
Schließlich wurde
eine Grenze für
jene Aminosäurereste
fixiert, die in das Mimetikum auf Grundlage ihrer Bedeutung, wie
sie durch das Alanin-Scanning-Protokoll definiert wurde, und ihrer
wahrscheinlichen Zugänglichkeit
für das
Antigen eingebunden werden sollten. Die ausgewählten Aminosäuren sind
in 1 in Kästchen
und auf den Schleifen in 3 dargestellt. Alle CDR außer L2 sind
im Mimetikum durch zumindest einen Rest vertreten.
-
Um
ein kontinuierliches Peptidmimetikum, das der Synthese zugänglich ist,
zu erhalten, wurden die ausgewählten
Aminosäuren
aus den CDR (in
3 dargestellt) extrahiert. Die
relativen Anordnungen und Ausrichtungen im Raum der ausgewählten Aminosäurereste,
insbesondere der Seitenketten, wurden konserviert, und die Aminosäuren wurden
unter Verwendung von Glycinresten miteinander verbunden, um ein
zyklisches Peptid zu erhalten. Die Zyklisierung wird durch eine
kovalente Bindung zwischen dem NH2 einer inneren Lysin-Seitenkette
und dem C-terminalen Carboxy des Peptids durchgeführt. Diese
Position wurde ausgewählt, um
eine gewisse Flexibilität
innerhalb des N-terminalen Segments des Mimetikums, das die zwei
von der flexiblen H3-Schleife von ST40 abgeleiteten Arginine enthält, sicherzustellen.
Um das Mimetikum zu stabilisieren, wurden die Glycinreste anschließend systematisch
durch hydrophobe Reste oder Prolinreste für die Biegungen ersetzt, um
das stabilste Mimetikum zu erhalten, in dem wichtige Aminosäuren dieselben
(oder sehr ähnliche)
Ausrichtungen, wie sie am intakten Ausgangsantikörper ST40 beobachtet worden
waren, aufwiesen. Nach Minimierung und kurzen MD-Simulationen (100
ps) wurden die Positionen und Ausrichtungen der Seitenketten der
wichtigen Reste überprüft. Die
kurze MD-Simulation ermöglicht
es, eine "starke" Verformung des Mimetikums
zu beobachten. Das aus den MD-Simulationen zur Synthese ausgewählte, stabilste
Mimetikum wies die geringste RMSD (5Å) nach 100 ps auf. Dieses
Mimetikum, MK3Tyr genannt, weist die folgende Aminosäuresequenz
auf:
-
In
diesem Mimetikum erhalten die meisten Seitenketten der wichtigen
Aminosäuren
korrekte Konformationen während
der 100 ps der MD-Simulation aufrecht. Wird die Simulation auf 300
ps verlängert,
erhöht sich
die RMSD auf 5,49 (Mittelwert für
die letzten 100 ps) aufgrund der inhärenten Flexibilität des Peptids.
-
Um
die Bedeutung der Anordnung der Aminosäurereste, die in die Bindung
eingebunden sind, zu beweisen, wurde ein ähnliches zyklisches Peptid
mit den wichtigen Resten an unterschiedlichen Positionen und an
anderen Aminosäuren
für die
Bindung als im Mimetikum synthetisiert. Diese "ungeordneten" Peptide wiesen die folgende Aminosäuresequenz
auf:
-
Die
Synthesen der Mimetika und der ungeordneten Peptide wurden schrittweise
in einer Automated Multiple Peptide Synthesis (AMS 422, ABIMED)
durchgeführt.
HPLC-Analysen wurden an einem Beckman-LC126-System unter Verwendung
der Waters SymetryShield-Säule
RP18, 5 Mimetikum, 100 Å (150 × 4,6 mm)
mit Puffern A: 0,1% TFA in Wasser, und B: 0,08% TFA in Acetonitril;
Gradient von 95% Å bis
100% B in 12,5 min mit einer Durchflussgeschwindigkeit von 1,5 ml/min
durchgeführt.
HPLC-Reinigungen wurden an einem Waters-Prep-LC-4000-System unter
Verwendung der Waters PrepPak-Cartridge C18, 6 mm, 60 Å (40 × 100 mm);
Gradient von A bis 60% B in 60 min mit einer Durchflussgeschwindigkeit
von 20 ml/min durchgeführt. Die
Massenanalyse wurde unter Verwendung eines Maldi-tof-Spektrometers (Voyager
DE Elite, PE Applied Biosystems) mit Dihydroxybenzoesäure als
Matrix durchgeführt.
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Die
Peptidsynthese erfolgte mittels eines klassischen Fmoc-Festträger-Protokolls.
Die Synthese wurde unter Verwendung eines Polyethylenglykol-Pfropf-Polystyrol-Trägers (Fmoc-PAL-PEG-PS-Harz,
Substitution: 0,41 mmol/g) durchgeführt. Die Fmoc-Aminosäuren wurden
in situ durch die Aktivierungsreagenzien DIPCDI (Diisopropylcarbodiimid)
und HOBt (1-Hydroxybenzotriazol) in DMF (N,N-Dimethylformamid) mit einem standardmäßigen vierfachen Überschuss
aktiviert. Ein Acetylierungsschritt wurde nach jeder Aminosäureeinbindung
zur Verkappung möglicher
verbleibender Aminogruppen und zur Sicherstellung der Abwesenheit
von Deletionspeptiden durchgeführt.
Die Fmoc-Schutzgruppen wurden durch eine Lösung von Piperidin in DMF (20%)
vor jedem Verbinden entfernt.
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Nach
Spalten des Trägers
und Entfernen der Seitenketten-Schutzgruppen durch Reagens B, ein TFA-basiertes
Standardgemisch (88% TFA, 5% Phenol, 5% H2O,
4% TIPS [Vol.-%]), und eine nach der Spaltung durchgeführte Aufarbeitung
durch Etherausfällung
wurde die Reinheit von linearem Rohpeptid durch analytische HPLC
und Massenspektroskopie geprüft.
Lag die Reinheit über
85%, wurde lineares Rohpeptid bei Raumtemperatur unter Verwendung
von 1 Äquivalente
PyBop und 5 Äquivalenten
von NaHCO3 in DMF zyklisiert. Das Reaktionsgemisch
wurde durch präparatives
HPLC gereinigt, und das reine Produkt wurde lyophilisiert, um ein
weißes
Pulver mit einer Gesamtausbeute von 5 bis 20% zu erhalten.
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Lag
die Reinheit des linearen Peptids unter 85%, so wurde vor der Zyklisierung
eine Zwischenreinigung durch präparative
HPLC, gefolgt von Lyophilisierung, durchgeführt.
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Im
Fall des mutierten Mimetikums mit einem durch einen 3-Mercaptopropionsäure-Linker verlängerten Lysin
statt eine Isoleucin war die anfängliche
NH2-Funktion der Seitenkette dieses Rests besonders durch die Alloc-
(Allyloxycarbonyl-) Schutzgruppe geschützt, die nach dem Zyklisierungsschritt
gemäß den folgenden Bedingungen
spezifisch entfernt wurde: Pd[PPh3]4 (3 Äquivalente), CHCl3/AcOH/NMM
(37/2/ 1), r.t., 3 H. Die 3-(Tritylthio)propionsäure wurde dann an die freie
NH2-Funktion unter Verwendung von Standard-PyBOP-Aktivierung in
DMF gebunden. Das Spalten des Trägers
und das Entfernen der Seitenketten-Schutzgruppen wurde wie zuvor
beschrieben durchgeführt.
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Die
reinen Produkte wurden mittels analytischer HPLC und Maldi-Tof-Massenspektrometrie
analysiert.
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Kinetische Parameter
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Das
Mimetikum MK3Tyr wurde kovalent an den Sensorchip gebunden, und
das CD4 wurde in Lösung gehalten.
Das Binden des Mimetikums an den Sensorchip erforderte eine freie
Amin- oder Sulfidgruppe am Mimetikum. Aufgabe einer Lösung war,
ei ne Aminosäure
des Mimetikums, die nicht in die Bindung an ein Lys, verlängert durch
eine 3-Mercaptopropionsäuregruppe
(3MP = COCH2CH3SH),
eingebunden war, zu mutieren, um einen langen Linker zu erhalten.
Diese Mutation wurde sorgfältig
ausgewählt,
da die Oberfläche
des Mimetikums, die mit dem CD4 wechselwirkte, zugänglich sein
musste, wenn das Mimetikum an den Sensorchip fixiert war. Auf Basis
der mittleren Struktur der letzten 100 ps der 300 ps der Dynamik-Simulation
wurde das Ile zwischen Tyr140 und Asn144 als die beste Stelle für Mutation
identifiziert. Es wurde beobachtet, dass an dieser Position die
Lys-Seitenkette, verlängert
durch 3MP, von der Oberfläche
hervorstand, von der vorhergesagt wurde, dass sie für die CD4-Wechselwirkung
wichtig wäre.
Dieser Entwurf ist in 4 dargestellt, und das Mimetikum
ist als Mk3Tyr-long1SH bezeichnet.
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Die
kinetischen Parameter, ka und kd, des immobilisierten Mimetikums
Mk3Tyrlong1SH und löslichen CD4
wurden gemessen und ergaben Werte von ka 8,26 × 104 s–1m–1 und kd 2,64 × 10–4s–1.
Der berechnete KD beträgt 3,2 nM.
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Die
Wechselwirkung verschiedener, nicht relevanter Proteine (8A6, ein
Antilyphozyt MAb, 9E8, ein Anti-Troponin I MAb, Troponin C und Tyroglobulin)
mit dem immobilisierten Mimetikum wurden auch getestet, und die
Ergebnisse sind in 5A gezeigt. Für keines
dieser Proteine wurde eine Bindung beobachtet.
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Für die Vergleichsstudie
wurden ST40 MAb (50 μg/ml)
und CD4 (20 μg/ml)
vorgemischt und anschließend
auf den Sensorchip ko-injiziert (5B).
Dasselbe Experiment wurde mit dem irrelevanten MAb 9E8 durchgeführt. Das
Binden von CD4 an das Mimetikum wurde durch ST40 gehemmt, während das
irrelevante MAb 9E8 keine Wirkung auf die Bindung hatte. Dies zeigt
eindeutig, dass sich das Mimetikum an derselben Stelle oder einer
Stelle, die dieser sehr nah war, band wie ST40 an CD4.
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Anti-retrovirale Aktivitätstests
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Die
anti-retrovirale Aktivität
des Mimetikums wurde in einem Zelltest, wie im Abschnitt der Verfahren beschrieben
wurde, getestet. Der irrelevante Antikörper 9E8 wurde als eine negative
Kontrolle und ST40 als positive Kontrollen verwendet. Der Anti-HIV-Reverse-Transkriptase-Inhibitor
AZT und der Antikörper
Q4120 wurden als der positive Bezugspunkt herangezogen. Die Daten
sind in Tabelle 2 dargestellt.
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Der
Antikörper
der negativen Kontrolle 9E8 zeigt eine dosisunabhängige Aktivität zwischen –5% und +13%
Hemmung, ein Wert, der als innerhalb des Bereichs des Hintergrundtestrauschens
liegt. Der Antikörper der
positiven Kontrolle Q4120 und der Mimetikum-Ausgangsantikörper ST40
zeigen ähnliche
dosisabhängige Aktivität, die zu
96% maximaler Hemmung führt.
Das Mimetikum zeigt eine dosisabhängige Hemmung mit einem Maximum
von 70% viraler Hemmung bei 50 μM.
Während
sämtlicher
Tests wurde kein Zellsterben beobachtet. Dahingegen zeigt das ungeordnete
Peptid ein dosisunabhängiges,
nicht lineares Verhalten und wird, wie 9E8, als innerhalb des Bereichs
des Hintergrundrauschens erachtet.
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Beispiel 2: Entwurf eines
Mimetikums von ST40 mit CDR-Schleifen
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Der
erste Schritt im Entwurf war die Auswahl der Aminosäuren der
Fv, die eingebunden werden sollten. Die 5 ausgewählten Fragmente, die insgesamt
36 Reste enthielten, sind in Kästchen
in 6 dargestellt. Das schwierigste
Problem ist es, diese Fragmente von Aminosäuren miteinander zu verbinden
und die Konformationen der CDR in Bezug zueinander zu bewahren.
Sind alle 5 Schleifen in das Mimetikum eingebunden, so würde die
Anzahl der Reste nach der Bindung höher als 60 sein, was im Rahmen
der Synthese nicht annehmbar ist. Aus diesem Grund wurde beschlossen,
dass Mimetika von H3 zuerst alleine modelliert, synthetisiert und
getestet werden würden,
dann in einem zweiten Schritt Mimetika von H3-L1 und schließlich Mimetika, die
alle drei Schleifen H3-L1-L3 enthielten. Die Schleifen wurden unter
Verwendung der Seitenketten geeignet angeordneter Reste verbunden.
Es wurden zahlreiche Mimetika modelliert, wobei hierin jedoch nur
einige wenige Beispiele dargebracht werden.
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A) H3-Mimetikum
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Alle
H3-Mimetika wurden an jedem Ende der Schleife durch eine Amidbindung
oder durch eine Disulfidbrücke,
umfassend die Seitenketten von Cys, Glu, Lys, Arg oder Orn, verbunden.
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Eine
MD-Simulation wurde an sechs Mimetika von H3 durchgeführt. Die
Ergebnisse zeigen, dass das Mimetikum mit einer Disulfidbrücke seine
Ausgangskonformation nicht beibehält. Die stabilsten Mimetika
von H3 sind R und E, die in 10 gezeigt
sind. Diese 2 Mimetika wurden für
den Zusatz von L1 ausgewählt.
Das Mimetikum E wird bevorzugt, da die Bindung keine wichtige Aminosäure umfasst.
Das Mimetikum E wurde synthetisiert.
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B) H3L1-Mimetikum
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Das
zweite Fragment, das L1 darstellt (siehe 1), wurde über die
Seitenketten von Asp221 und ein Lys, das L1 durch Mutation von Asn38
hinzugefügt
worden war, an H3 gebunden. Die H3-Mimetika R und E wurden beide
zum Modellieren von H3L1 verwendet.
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Das
erste Mimetikum RM wies ein sehr kurzes Fragment von L1 auf (siehe 11),
das sehr flexibel war und mit H3 wechselwirkte, was zu einer Verformung
dieser Schleife während
der MD-Simulation führte. Anschließend wurde
ein Fragment von L1 verwendet (Val29 bis Met37), und eine Disulfidbrücke wurde
durch Mutation von Val29 und Met 37 zu Cys eingebunden, um die Konformation
von L1 zu stabilisieren. Trp39 wurde L1 hinzugefügt, um die Anzahl der aromatischen
Reste am unteren Ende des Mimetikums wie im Ausgangs-ST40 zu erhöhen. Das
Mimetikum EC war nach 100 ps Dynamik-Simulation stabiler als RM,
sogar wenn L1, im Gegensatz zu ST40, eine zyklische Konformation
am Scheitelpunkt der Schleife einnahm (12). Dies wurde
nicht als relevant erachtet, da dieser Teil des Moleküls während der
MD-Simulation von
ST40 selbst flexibel ist, und in jedem Fall sollte das Fragment
L1 stabiler in Gegenwart von L3 sein. Somit wurde keine weitere Version
des H3L1-Mimetikums
modelliert.
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Schließlich wurde
die Bindung zwischen E und C modifiziert, um die Synthese zu erleichtern.
Asp221 der E-Schleife (H3) wurde zu Cys mutiert, um eine Bindung
S-CH2-CO-NN mit
dem Lys der C-Schleife (L1) durch die Addition von 1-CH2-CO-(N1-CO-CH2-CH2-C10) zu
bilden. Eine MD-Simulation von 300 ps dieses Mimetikums in Wasser
mit einem Na+-Ion wurde für dieses
Mimetikum durchgeführt.
Die Überlagerung
der Strukturen ist in 13 und die PCA-Ergebnisse sind
in 14 dargestellt.
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Die
Schleife H3 wird während
der Dynamik relativ stark verformt, doch die 2 Schleifen befinden
sich stets in korrektem Abstand voneinander, und die PCA an der
Hauptkette ist nicht allzu unterschiedlich. Die einzelne Schleife
C (L1) von EC2 wurde synthetisiert und weist
eine geringe biologische Aktivität
auf. Die Synthese von EC ist in Bearbeitung, wobei vorhergesagt
wird, dass durch Hinzufügen
der 2 Schleifen die biologische Aktivität im Vergleich zu Schleife
C (L1) alleine steigt.
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C) H3L1L3-Mimetikum
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Nach
dem Testen verschiedener Bindungsarten zwischen L1 und L3, um H3L1L3
zu entwerfen, scheint es, dass die stabilsten Mimetika gefunden
werden, wenn L3 länger
als die anfängliche
Auswahl ist und wenn L3 sowohl mit L1 als auch mit H3 verbunden
ist.
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Schließlich wurde
das Mimetikum E[WFK]2 (15) oder E[WFK]3, worin ein
Orn anstelle eines Lys verwendet wurde, um H3 und L1 zu verbinden,
zur Synthese ausgewählt.
Die MD-Simulationen dieser 2 Mimetika wurden durchgeführt, und
die Ergebnisse sind in den 16 und 17 dargestellt.
Ist Orn vorhanden, so ist das Modell kompakter als mit Lys und weist
eine bessere RMSD aufgrund der Deformation von L3 mit dem Lys auf.
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Natürlich wird
es aufgrund der Abwesenheit mehrerer Schleifen schwer sein, ein
Mimetikum zu erhalten, das exakt dieselbe Konformation wie ST40
aufweist, doch wenn zumindest das Mimetikum H3L1L3 während der
Dynamik-Simulation stabil bleibt, wie beispielsweise mit E[WFk]3 beobachtet wurde, so weist es wahrscheinlich
auch in Lösung
gewisse Stabilität
auf. Die Synthese von E[WFk]3 kann schwierig
sein, und in diesem Fall kann die Verbindung zwischen H3 und L3
entfernt werden müssen.
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Tabelle
1. Die für
das Lösungsmittel
zugänglichen
Oberflächenabschnitte
der wichtigen (rot) und weniger wichtigen Reste für das 3D-Modell
von ST40 wurden mit dem SALVOL-Programm, entwickelt von R.S. Pearlman
et al., in Sybyl implementiert berechnet. Die Aminosäuren im
Fettdruck sind jene, die ausgewählt wurden,
um Teile des Mimetikums darzustellen.
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Tabelle
2 Antiviraler
Aktivitätstest
an PBMC, infiziert durch HIV-Isolate. Die Ergebnisse sind in % der
Hemmung angegeben