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Verfahren und Vorrichtung zur gleichzeitigen Gewinnung verspinnharer
Fasern und verwertbarer Stengel aus Ginster Die Erfindung betrifft ein Verfahren
zur gleichzeitigen Gewinnung verspinnbarer Fasern und verwertbarer Stengel aus Ginster.
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Es ist bereits ein Verfahren bekannt, bei dein Ginster durch Dämpfen
vorgeweicht, anschließend hart gequetscht, hierauf weiter gedämpft und endlich gebrochen
und getrocknet wird. Hierbei wird das Holz der Stengel durch Brechen ausgeschieden
und ist infolgedessen nicht weiter verwertbar,; abgesehen davon leidet auch die
Faser durch ein solches Vorgehen.
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Andererseits ist es bekannt, Stengel und Textilfasern aus chemisch
aufgeschlossenem Ginster zu gewinnen. Hierbei werden die bündelweise zusammengefaßten
und in senkrechter Lage an einem Ende gehaltenen Stengel in fließendem Wasser hin
und her bewegt. Dieses Verfahren benötigt verhältnismäßig viel Zeit, so daß es für
den, praktischen fortlaufenden 'Betrieb nicht geeignet erscheint.
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Die gleichen Nachteile weisen andere bekannte Verfahren auf, bei denen
die Entfaserung des Ginsters durch besondere Bürstwalzen erfolgt. Dabei wird das-
Gut zwecks Lösung der Fasern von den Stengeln zweimal in entgegengesetzter Richtung
durch die Bürstvorrichtung hindurchgeführt.
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Durch solche Behandlung vorgekochten Ginsters werden Ginsterstengel
und mit Leim u. dgl. versehene Fasern gewonnen. Diese Fasern müssen, um sie rein
und verspinnbar zu machen, einer Röstung in der Weise unterworfen werden, daß sie
mehrere Tage lang in saures Wasser gelegt werden. Demgegenüber soll durch das Verfahren
gemäß der Erfindung erreicht werden, allein durch Dämpfen und Auswaschen de§ Gutes;
also mit der geringsten Zahl von Arbeitsgängen, neben unversehrten Kernstengeln
reine verspinnbare Fasern zu gewinnen. Dies erfolgt erfindungsgemäß dadurch, daß
das Gut bis zur vollständigen Lösung der Inkrusten zwischen den Fasern bei vorteilhaft
iao° C gedämpft, hierauf zur Trennung der Fasern von den Stengeln durch Quetschwalzen
mit gummielastischer Oberfläche geführt wird, worauf sowohl die freigelegten Fasern
mit heißem Wasser behandelt und nach Trocknung gehechelt, gegebenenfalls in an sich
bekannter Weise durch Zusatz von Glycerin o. dgl. weichgemacht und zweckmäßig gebleicht
oder gefärbt werden, während die Stengel ebenfalls gebleicht oder gefärbt sowie
gegebenenfalls durch Zusatz von Glycerin o. dgl. weichgemacht werden.
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Die Verwendung der so behandelten Stengel erfolgt vorteilhaft in der
Bürstenindustrie zum Ersatz von Roßhaar, Fibre-oder Kokosfasern sowie zur Herstellung
von künstlichen Haarfellen, künstlichen Blumen
u. dgl. Ebenfalls
können die Stengel zur Herstellung von vielerlei Artikeln, z. B. Körbchen o. dgl.,
in der Spielwarenindustrie verwendet werden.
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Die gewonnenen Fasern sind in üblicher Weise verspinnbar.
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Zur Ausübung des Verfahrens dient eine Vorrichtung, die aus zwei Quetschwalzen
besteht, die zur schonenden Behandlung des Gutes mit einer gummielastischen Oberfläche
versehen sind.
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Vor und hinter den Quetschwalzen sind vorteilhaft je zwei zur Auflockerung
bestimmte, an sich bekannte Bürstenwalzen angebracht, von denen gegebenenfalls das
vordere und/oder hintere Walzenpaar feststehend angeordnet ist. Im Gegensatz zu
den bekannten Vorrichtungen, bei denen die Bürstenwalzenpaare die Entfaserung des
Gutes vornehmen, haben hier die Bürstenwalzen lediglich die Aufgabe, die ununterbrochene
mechanische Behandlung des Gutes zu erleichtern sowie das in die Quetschwalzen einzuführende
und austretende Gut zu lockern.
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Der Abstand der beiden Quetschwalzen voneinander ist in an sich bekannter
Weise einstellbar, so daß er der Stärke der jeweils durchgeführten Ginsterbündel
angepaßt werden kann.
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Die Zeichnung veranschaulicht ein Ausführungsbeispiel der Vorrichtung
zur Ausführung des Verfahrens in schematischer Darstellung.
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Die beiden Quetschwalzen i und z sind mit einem Gummibelag 3 oder
4 versehen, der die Holzkerne der Stengel vor Druck und Spaltung bewahren soll.
Vor und hinter den Quetschwalzen i und 2 ist je ein Bürstenwalzenpaar 5, 6 und 7,
8 angeordnet, das zur Lockerung des durchgeführten Bündels dient. Die Wirkungsweise
ist folgende: Der Ginster wird in frischem oder getrocknetem Zustand zunächst in
einem Kessel bei etwa i2o° C gedämpft, bis sich die für die Gewinnung der Fasern
entbehrlichen Teile, wie Baumbast, Wachs, Gummi, Kieselsäure sowie die die Fasern
umgebende Hülle, gelöst haben. Das gedämpfte Gut wird dann zweckmäßig bündelweise
in Richtung des Pfeiles 9 in die Vorrichtung eingeführt, durch das vordere Bürstenpaar
5, 6 gelockert und von den sich im Sinne der Pfeile drehenden Quetschwalzen i und
2 erfaßt. Beim Durchgang durch diese Walzen trennen sich die Fasern vom Holz der
Stengel, wobei der Gummibelag eine Beschädigung der Stengel verhütet. Die austretenden
Teile werden nochmals durch das hintere Bürstenpaar 7, 8 aufgelockert; die Fasern
fallen in der durch den Pfeil io angedeuteten Richtung in den Behälter i i, während
die langen Stengel gemäß Pfeil 12 dahinter abgeworfen werden.
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Im Behälter ii wird die Faser mit heißem Wasser und/oder gegebenenfalls
einer Lauge gewaschen, wobei die Abfälle abgehen und die reine Faser übrigbleibt.
Diese wird dann getrocknet, und zwar je nach Umständen durch Lufttrocknung oder
künstliche Erwärmung, anschließend gehechelt, gegebenenfalls durch Zusatz von Glycerin
oder ähnlichen Stoffen weichgemacht, zweckmäßig gebleicht oder gefärbt und dann
versponnen.
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Die in Richtung des Pfeiles 12 aus der Abscheidevorrichtung austretenden
Stengel werden zusammengebunden, gebleicht oder gefärbt. Um das an sich spröde Gut
gegen Splittern oder Brechen zu sichern, werden die Stengel zweckmäßig während des
Färbvorganges durch einen Zusatz von Glycerin, Alkohol o. dgl. weich und biegsam
gemacht, so daß sie zu allen in Frage kommenden Zwecken verwendet werden können.