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Verfahren zur Heißzersetzung von künstlichem Carnallit Ein Verfahren,
aus Rohcarnallit Chlorkalium zu gewinnen, ist das sog. Lösen mit Endlauge. Danach
wird der Carnallitgehalt des Rohsalzes -in der Weise rein gewonnen, daß man das
Rohsalz in kaltgesättigter Chlorinagnesiuinlösung, Endlauge, möglichst hoch erhitzt
und so eine an Carnallit heiß gesättigte Lösung erzielt. Diese lä,ßt man nach der
Abtrennung von dem verbleibenden Rückstand abkühlen, wobei der in der Hitze aufgenommene
Carnallit sich als solcher abscheidet und wieder eine Endlauge zurückbleibt, die
zur Vornahme der nächsten Operation geeignet ist.
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Die Heißzersetzung dieses künstlichen Carnallits ist bisher noch nicht
in. technisch .einwandfreier Weise gelöst. Die Heißzersetzung besteht darin, daß
man bei möglichst hoher Temperatur den künstlichen Carnallit mit so viel Wasser
versetzt, daß sich die theoretisch mögliche Menge Chlorkalium abscheidet und eine
an Carnallit gesättigte Mutterlauge !entsteht. Trennt man Chlorkalium und Mutterlauge
in der Hitze, so erhält man nach dem Abkühlen der letzteren den Rest des im künstlichen
Carnallit enthaltenen Chlorkaliums als künstlichen Carnallit und eine Endlauge,
die genügend arm an Chlorkalium ist, um ohne wirtschaftliche Bedenken abgestoßen
werden zu können. Die bisher nicht überwundene Schwierigkeit besteht darin, daß
es mit den zur Verfügung stehenden Hilfsmitteln nicht gelingt, die Trennung des
durch Zersetzung gebildeten Chlorkaliums von der kristallisierenden heißen Mutterlauge
technisch und wirtschaftlich einwandfrei durchzuführen.
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Man hat bereits vorgeschlagen (vgl. Pfeiffers Handbuch der Kaliindustrie,
S. 249 u..ff. sowie .Michels-Przibylla, >.Die Kslirohsalze«, S. 197, Absatz
3), den Reincarnallit statt mit so viel heißem Wasser, daß gerade noch -eine heiß
mit Carnallit gesättigte Lauge entsteht (Heißzersetzung), mit einer Lauge zu zersetzen,
die durch Auslaugung carnallitischer Rollsalze mit den üblichen verdünnten Löselaugen
in der Hitze erhalten wird. Bei diesem Verfahren scheidet sich chlornatriumhaltiges
Chlorkalium beim Abkühlen der Lauge bis auf 5o° aus und setzt sich in schlammigem
Zustande ab, so daß auch bei diesem Verfahren; obwohl es mit Abkühlung arbeitet,
die Trennung des Chlorkaliums von den Mutterlaugen auf Schwierigkeiten stößt. Ganz
abgesehen davon ist das abgeschiedene Chlorkalium starl; verunreinigt, und die Mutterlaugen
enthalten noch so-viel Chlorkalium, daß man sie nicht fortlaufen lassen kann.
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In diesem Zusammentange ist noch auf ein Verfahren hinzuweisen, nach
dem Rohcarnallit, nicht Reincarnallit, mit Carnallitmutterlaugen heiß zersetzt und
die entstandene Lösung bis zur beginnenden Abscheidung von Carnallit abgekühlt wird,
bei welcher Abkühlung sich ein Teil des Chlorkaliums, auch infolge der besonderen
Zusammensetzung der Laugen, in ganz gut abtrennbarer Form abscheidet. Aber bei diesem
Verfahren. handelt -es sich nicht um eine Abscheidung
von Chlorkalium
aus Reincarnallit, sondern aus Rohcarnallit, und nicht um eine Ausscheidung des
Chlorkaliums aus der unabgekühlten Lösung, sondern um eine Gewinnung durch Abkühlungskristallisation.
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Erst nach vorliegender Erfindung gelingt es, ohne jede Abkühlung gleich
direkt Chlorkalium aus Reincarnallit in einer solchen Form zu gewinnen, daß die
Abtrennung des Chlorkaliums glatt durchführbar ist. Es hat sich gezeigt, daß man
die Zersetzung des künstlichen Carnallits viel besser beherrschen kann, wenn man
die Zersetzung statt mit den für sie gerade erforderlichen Wassermengen allein mit
einer wäßrigen Lösung durchführt, die durch Zusammenmischen von dieser eben erwähnten
Wassermenge und einer erheblichen Menge der bei dem vorliegenden Prozeß nach Abtrennung
des Chlorkaliums in der Hitze verbleibenden Lauge erhalten ist.
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In diese dicht unter dem Siedepunkt gehaltene Mischung wird der Reincarnallit
langsam, zweckmäßig unter Rühren, eingetragen, wobei die Temperatur möglichst hoch
gehalten wird. Das Chlorkalium scheidet sich bei dieser Arbeitsweise in so grober
Form ab, daß die Trennung von der heißen Mutterlauge ohne Schwierigkeiten mit den
Üblichen Hilfsmitteln durchgeführt werden kann. Die danach abgetrennte Mutterlauge,
also eine heiß für Carnallit gesättigte Lauge, kann man nun bis zu einem beliebigen
Grade herunterkühlen und so den darin enthaltenen Carnallit abscheiden. Da man aber
wieder eine gewisse Menge heiß gesättigter Carnallitlösung für die nächste Operation
braucht, empfiehlt es sich, nur so viel von der zur Verfügung stehenden heißen Lösung
abzukühlen, als zuvor durch Einführung des Wassers neu erzeugt wurde, um den Rest,
also die Kreislaufmenge, gleich wieder für die nächste Operation zu verwenden. Beispiel
i cbm einer Lösung, wie sie durch Sättigung von Endlauge bei 1o5° C mit Carnallit
dargestellt werden kann und im Liter 397,8 g
Mg CIs, 6,5 g Mg S 01,
88,1 g K C1 und 17,09 Na Cl enthält, wird mit 278 kg Reincarnallit und 82,i l kochendem
Wasser' bei io5 bis i i o- C versetzt und eine Viertelstunde lang bei dieser Temperatur
verrührt. Dann läßt man das. Chlorkalium absetzen, hebert die darüberstehende heiße
Lauge, welche die gleiche Zusammensetzung hat wie die Ausgangslauge, ab, und läßt
den Brei von Chlorkalium mit heißer Lauge ohne Abkühlung in eine Zentrifuge ablaufen,
in der das Chlorkalium nach Abschleudern der heißen Lauge mit wenig Wasser heiß
gedeckt wird.
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Man kann auch die erwähnte Lauge in einem mit Salzabscheider versehenen
Rührwerk bei 105 bis i i o° C kontinuierlich mit so viel Wasser und Carnallit versetzen,
daß auf :2781,-g Carnallit 82,1 1 Wasser kommen, und das in dem Salzabsch-eider
abgelagerte Chlorkalium periodisch mit der anhaftenden Lauge der Zentrifuge zuführen.
Da die resultierende heiße Lauge stets die gleiche Zusammensetzung hat, kann der
Prozeß mit ihr beliebig lange fortgeführt werden.
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Kühlt man die heiße Lauge unter i oo° ab, so scheidet sich Reincarnallit
aus unter Hinterlassung einer chlorkaliumarmen Endlauge.
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Vergleichsweise sei angegeben, daß die nach dem Pfeifferschen Verfahren
zu verwendende Lauge ein spezifisches Gewicht von 1,298 und etwa folgende Zusammensetzung
pro Liter Flüssigkeit besitzt: 22ogMgCI" 41 g M9S01, 117 g K Cl und 8, 5 g Na Cl.
Es ist ohne weiteres klar, daß mit dieser magnesiumchloridarmen Lauge nicht das
gleiche Ergebnis erzielt werden kann wie mit der nach vorliegender Erfindung.