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Verfahren zur Herstellung von Dichloressigsäure In der deutschen Patentschrift
362 748 ist ein Verfahren zur Herstellung von Dichloracetylchlorid durch Einwirkung
von anhydridreicher Schwefelsäure auf Penta-Chloräthan bei Temperaturen -unter zoo°
beschrieben: ,
C C13 - C H Ch -E- H., S., 07 --> C H CI, - C 0 Cl -[- 2 H
S 03 Cl . |
Nun hat sich gezeigt, daß man, wenn man in diesem Vorgang das Oleum durch wäßrige
Schwefelsäure ersetzt, deren Konzentrationsgrenzen weiter unten festgelegt sind
und auf etwas höhere Temperatur ,erhitzt, Dichloressigsäüre mit nahezu theoretischen
Ausbeuten erhält gemäß der Gleichung:
CC13-CHCI,+2H.,0 >CHCI,-CO,H+3HC1. |
Abgesehen von dem technischen Vorteil, den die Verwendung von mehr oder weniger
wäßriger Schwefelsäure gegenüber der Verwendung von Oleum bietet, ist hervorzuheben,
daß bei dem neuen Verfahren die Schwefelsäure nur als Katalysator beteiligt ist,
also beliebig lange gebraucht werden kann, während bei dem Verfahren mit Oleurn
das S.chwefelsäureanhydrid verbraucht wird und sich in dem Maße, wie sich Dichloracetylchlorid
bildet, in Chlorsulfonsäure verwandelt.
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Allerdings muß man bei dem hier beanspruchten Verfahren mit einer
Schwefelsäure arbeiten, deren Konzentration innerhalb bestimmter Grenzen liegt;
mit einer zu verdünnten Säure tritt keine Reaktion ein. und mit einer zu konzentrierten
Säure findet Entwicklung von Kohlendioxyd, Kohlenmonoxyd und Schwefeldioxyd statt
und die Ausbeuten verringern sich stark.
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Die Konzentration der Schwefelsäure soll nicht geringer sein als ungefähr
88 % und nicht wesentlich über 99%; insbesondere eignet sich gut eine Schwefelsäure
mit einer Konzentration von 97 % H2 S O4 (der Rest ist Wasser).
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Da Wasser durch den Reaktionsmechanismus selbst verbraucht wird, würde
die Konzentration der Schwefelsäure dauernd steigen, und man würde bald eine Gasentwicklung
unter Verminderung der Ausbeute beobachten, wenn, man nicht von Zeit zu Zeit
für
den Zusatz von Wasser Sorge tragen würde in dem Maße, wie dieses verbraucht wird,
wie dies aus dem weiter unten folgenden Beispiel hervorgeht.
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Die Reaktionstemperatur wechselt mit der Konzentration der angewendeten
Säure. Im allgemeinen liegt sie zwischen 130 und 17o°.
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Um die Berührung der Säure und des chlorierten Kohlenwasserstoffs
zu erleichtern, .ist es gut, während der ganzen Dauer des Vorganges kräftig zu rühren.
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Um die gebildete Dichloressigsäure zu isolieren, genügt es, das Reaktionsprodukt
auf Eis zu gießen, das nicht in Reaktion getretene Pentachloräthan durch Abgießen
abzutrennen und die wäßrige Lösung mit Äther oder einem anderen-Lösungsmittel erschöpfend
auszuziehen.
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Man kann auch, noch einfacher, das rohe Reaktionsprodukt der Destillation
im luftleeren Raum unterwerfen. Es geht zuerst das unverbrauchte Pentachloräthmi
über, dann die Dichloressigsäure von hohem Reinheitsgrad. Die im Destillationsgefäß
zurückbleibende Schwefelsäure enthält noch eine sehr geringe Menge Dichloressigsäure
und kann ohne Reinigung für eine neue Operation verwendet werden, so lange ihre
Konzentration noch über 88 % liegt.
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Das folgende Beispiel soll keine Einschränkung bedeuten. Beispiel
In einen Kessel, der mit :einem mechanischen Rührer, einem Rüekflußkühler, .einer
Thermometerhülse und geeigneten Rohrstutzen versehen ist, führt man ein 1q.oo Teile
P:entachloräthan und 1 ooo Teile Schwefelsäure von 66° Baum6.
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Der Rührer wird in Gang gesetzt und der Kesselinhalt auf ungefähr
168° gebracht und erhalten.
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Man beobachtet eine regelmäßige Entwicklung von Chlorwasserstoff,
die zuerst ziemlich langsam ist und dann stärker und stärker wird. Dieser Chlorwasserstoff
wird dadurch äbsorbiert, daß man ihn durch eine am Ausgang des Rückfiußkühlers angebrachte,
mit Wasser berieselte Kolonne streichen lläßt.
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Nach Absorption der Salzsäure darf im normalen Betriebe keine nennenswerte
Gasentwicklung mehr bemerkbar sein, die, wie oben erklärt, einen Mangel an Wasser
anzeigen würde. Jedoch würde wegen des Wasserverbrauchs im Verlauf der Reaktion
ein Augenblick kom-Inen, wo man, wenn die Säurekonzentration zu hoch gestiegen wäre,
eine Gasentwicklung beobachten würde. Es ist daher notwendig, die Säurekonzentration
auf einer geeigneten Höhe zu halten, und zwar durch Zusatz von Wasser oder wä.ßriger
Schwefelsäure in solcher Menge, daß zwei Moleküle Wasser auf drei Moleküle frei
werdender Salzsäure zugesetzt werden. Dieser Zusatz kann entweder von Zeit zu Zeit
oder, besser, ununterbrochen geschehen. Wenn einmal Wasser im überschuß zugegeben
wird, so hat dies nur die Wirkung, daß die Reaktion augenblicklich verlangsamt wird;
sie nimmt aber von selbst die alte Geschwindigkeit wieder an, sobald dieser
überschuß verbraucht ist. Um das Verfahren kontinuierlich zu gestalten, genügt es,
von Zeit zu Zeit eine gewisse Menge der Reaktionsflüssigkeit abzulassen, so daß
ein bestimmter Flüssigkeitsstand im Kessel aufrechterhalten wird, und so viel Pentachloräthan
hinzuzufügen, wie dem in Reaktion getretenen entspricht.
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Wenn die .abgezogene Flüssigkeit der Vakuumdestillation unterworfen
wird, liefert sie sofort 98 %ige Dichlores@sigsäure mit einer Ausbeute von 9o %,
bezogen auf das verwendete Pentachloräthan.