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Verfahren zur Herstellung von aktiven,: insbesondere katalytisch wirkenden
Massen Bei der Herstellung von Katalysatoren unter Verwendung kolloider Träger ist
man bis jetzt so verfahren, daß man entweder den fertigen porösen Träger, z. B.
ein Kieselgel, das durch Trocknen einer auf dem Wege über ein Sol der Kieselsäure
verhaltenen Kieselsäuregallerte hergestellt ist, mit den Kontaktsubstanzen oder
deren Ausgangsmaterialien behandelte oder aber daß man den Träger durch gemeinsame
Fällung mit den Kontaktsubstanzen in kolloider Form darstellte. So erhält man beispielsweise
durch Vermischen einer Wasserglaslösung mit einer zweckmalig leicht angesäuerten
Kupfersulfa.tlösung ein Gemisch aus Kupferhydroxyd und Kieselsäure, rund zwar je
nach den Arbeitsbedingungen entweder in Form eines zur Gallerte erstarrbaren Sols
oder eines mehr oder minder gallertigen Niederschlags. Bei dem oben zuerst erwähnten
Verfahren werden die Poren des fertigen kolloiden Trägers leicht durch Nachbehandlung
teilweise verstopft oder zerstört; außerdem ist die Menge des einzuverleibenden
katalytischen Materials bdschränkt, da diese von deni Gesamtvolumen der fertig gebildeten
Poren bzw. der Menge des darin vorhandenen Wassers abhängig ist. Das zweiterwähnte
Verfahren besitzt den Nachteil, daß es meist sehr schwierig ist, das Gemisch als
homogenes Sol zu erhalten, namentlich dann, wenn aus wirtschaftlichen Gründen unter
Vermeidung großer Flüssigkeitsmengen gearbeitet werden bzw. . wenn die herzustellende
Gallerte einen hohen Gehalt an Trägermaterial, z. B. Kieselsäure, aufweisen soll.
Inhomogene Massen führen aber meist zu pulverigen Trockenprodukten oder zu körnigen
Massen nur geringer Härte, so daß sie für manche Zwecke, bei denen sie beispielsweise
einer Behandlung mit strömenden Flüssigkeiten oder Gasen ausgesetzt sind, nicht
in Frage kommen, ganz abgesehen davon, daß derartige Massren im Falle ihrer Verwendung
als Katalysatoren meist nur geringe Wirksamkeit besitzen.
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Es hat sich nun gezeigt, daß man aktive Massen, bestehend aus kolloiden
Trägern von hoher Adsorptionskraft und insbesondere katalytisch wirkenden Zusatzstoffen,
in einfacher Weise erhalten kann, wenn man den kolloiden Träger in Form eines Sols
mit den Zusatzstoffen zu einer homogenen Masse vermischt und diese alsdann trocknet.
Eme etwaige Reinigung des Gemisches kann vor oder nach völliger. oder teilweiser
Trocknung erfolgen, worauf sich eine Endtrocknung bzw. eine Calcination anschließen
kann. Als kolloide Träger kommen irreversible Kolloide
zweiter Art,
wie z. B. Kieselsäure, Tonerde, Eisenhydroxyd, Oxyde des 'Wolframs, Titans usw.,
in Frage; als Kontaktsubstanzen werden zweckmäßig Acetate, Carbonate, Formierte,
Nitrate, Chloride, Ammoniumverbindungen oder andere Stoffe miteinem in der Hitze
flüchtigen Bestandteil oder kolloide Substanzen verwendet.
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Zwecks Erzielung ausreichender Homogenität verwendet man den kolloiden
Träger in Form eines je nach dem Zweck der Masse sauren, neufinalen oder alkalischen
Sols, dem man ohne vorhergehende zeitraubende Reinigung die Zusatzstoffe, z. B.
Kontaktsubstanzen oder deren Ausgangsmaterial, einzeln oder gemeinsam, in flüssigem
oder fein verteiltem, vorzugsweise kolloidem Zustand beimischt.
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Es kann auch ein Teil des Zusatzes in an sich bekannter Weise schon
den zur Bildung des Sols erforderlichen Komponenten beigemischt und der Rest dann
gemäß vorliegendem Verfahren zum fertigen Sol gegeben werden. Durch geeignete Dosierung
der Zusatzmengen kann auf diese Weise Herreicht wetrden, daß das Sol nach Beendigung
des Zusatzes oder erst nach längerem Stehen, gegebenenfalls beim Erwärmen, zu einer
homogenen Gallerte @erstaxrt.
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Im allgemeinen genügt schon ein einfaches Verrühren des Sols mit den
Zusatzstoffen, namentlich dann, wenn diese als Flüssigkeit oder Suspension zur Anwendung
gelangen, doch kann es unter Umständen von Vorteil sein, die Vermischung in der
Kugelmühle vorzunehmen, wodurch die sichere Erzielung einer homogenen Masse stets
gewährleistet ist.
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Man kann aber auch in der Weise ver, fahren, daß man das Sol nach
Einverleibung von Zusatzstoffen erst zur Gallerte erstarren läßt und diese dann
einer starken mechamischen Behandlung, wie Mahlen, Walzen, Schlagen, Kneten, Stoßen
u. dgl., bis zur Erzielung einer homogenen Paste unterwirft, wobei der Masse weitere
Mengen Zusatzstoffe einverleibt werden können. Der etwaigen mechanischen Behandlung
der Gallerte kann ein Abpressen von Flüssigkeit vorangehen oder folgen, wobei im
letzten Fall auch eine Formung der Masse erfolgen kann. Ist vor der mechanischen
Behalidlung zu viel Flüssigkeit entfernt worden, so muß diese, z. B. Wasser, bei
der mechanischen Behandlung in ausreichendem Maße wieder zugefügt werden, damit
eine homogene -Paste erzielt werden kann.
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Ein Vorteil des vorliegenden gegenüber den bekannten Verfahren besteht
darin, daß ohne Schwierigkeit dem Träger wesentlich größere Mengen Zusatzstoffe
einverleibt werden können und trotzdem nach dem Trocknen harte poröse Kontakte oder
Massen von hohem Adsorptionsvermögen für Gase und Dämpfe erhalten werden, die auch
als Raffinationsmittel für Flüssigkeiten, z. B. Kohlenwasserstoffe und Öle, oder
als Basenaustauscher dienen können.
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Die Adsorptionskraft der erhaltenen Masse läßt sich vielfach noch
dadurch erhöhen, daß man aus der trockenen oder teilweise getrockneten Masse, zweckmäßig
nach Sättigung derselben mit Wasserdampf, die geingeschlossenen Zusatzsubstanzen
bzw. ' deren Umsetzungsprodukte, z. B. Metalloxyde, durch Behandlung mit Säuren
in flüssigem oder gasförmigem Zustand, z. B. mit nitrosen Gasen und Wasserdampf,
oder durch andere lösende Mittel ganz oder teilweise entfernt. Auch kann eine weitere
Einverleibung von Zusatzsubstanzen in das trockene oder teilweise, getrocknete Endprodukt
auf übliche Weise erfolgen, oder es können, falls in diesem Oxyde vorhanden sind,
-diese durch Behandlung mit Reduktionsmitteln reduziert werden. Beispiel i Zu 235
ccm 31 %iger Schwefelsäure läßt man 1 1 Natronwasserglas vom spezifischen Gewicht
1,164 unter gutem Rühren einlaufen. Es entsteht ein klares Kieselsäuresol, zu dem
man sofort, noch ehe es erstarrt, unter gutem Rühren eine i 3 %ige Kupfersulfatlösung
laufen läßt, wobei ohne Niederschlagbildung das Sol erhalten bleibt. Man kann auch
das Sol der Kupfersulfatlösung zusetzen. Das Sol erstarrt erst nach längerem Stehen,
rasch durch Erwärmen oder durch Zusatz von Alkalien, wie Wasserglas, Natronlauge,
Ammoniak, zur homogenen klaren Gallerte. Diese wird zerstückelt und gegebenenfalls,
sofern das Kupfer nicht als Sulfat, sondern als Hydroxyd oder Oxyd auf dem Träger
vorhanden sein soll, zwecks restloser Umsetzung des Kupfersalzes mit verdünnter
Wasserglaslösung oder mit Ammoniak dekantiert, gewaschen und nach teilweiser Reinigung
bei etwa ioo° getrocknet, mit Wasserdampf gesättigt und gewaschen, hierauf erneut
bei 15o bis 3oo° getrocknet. Durch eine Behandlung mit Säure, die zweckmäßig nach
der Sättigung mit Wasserdampf durchgeführt wird, was die Korngröße günstig beeinflußt,
kann das Kupferoxyd ganz oder teilweise aus dem Träger -entfernt werden.
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Beispiel 2 iooo Raumteile einer Natriumsilicatlösung vom spezifischen
Gewicht 1,164 läßt man langsam unter gutem Rühren in 3o8 Raumteile einer 31 %igen
Schwefelsäure fließen. Es entsteht ein klares saures Kieselsäuresah
das
man mit etwa iooo Raumteilen einer 2o%igen Lösung von. kristallisiertem Natriumwolfrämat
mischt. Zweckmäßig verfährt man dabei in der Weise, daß man Sol und Lösung in einem
Guß unter starkem Rühren zusammengibt, oder daß man einen Teil der Lösung erst langsam
in das Sol fließen läßt und dann noch vor beendeter Neutralisation die Restmenge
der Lösung unter weiterem starkem Rühren rasch m einem Guß hinzugibt. Das Sol erstarrt
alsdann zu einer Gallerte. Diese wird in Stücke gebrochen> mit 2-, besser 3- oder
höhernormaler Salzsäure dekantiert, so daß möglichst das gesamte noch nicht umgesetzte,
in den Poren der Gallerte vorhandene Natriumwolframat in W03 übergeführt wird und
dann bei etwa i2o bis i5o° getrocknet und gegebenenfalls vor oder nach dem Trocknen
mit zweckmäßig destilliertem Wasser gewaschen, worauf sich ein Erhitzen auf q.oo
bis 5oo° anschließt.
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Beispiel 3 In 165 Raumteile einer 3 i %igen Schwefelsäure, der .etwas
Methylorange zugesetzt wird, läßt man langsam unter starkem Rühren so viel :einer
Wasserglaslösung vom sp.ez. Gewicht 1,134 fließen,-- daß der Umschlag des Indikators
eben reintritt, wozu etwa iooo Raumteile Wasserglaslösung erforderlich sind. In
dieses Sol werden 13, i Gewichtsteile Aluminiumbronze, die man zuvor zwecks
besserer Benetzung mit etwas wasserglashaltigem oder alkalischem Wasser anteigt,
gut eingerührt, bis das Sol erstarrt. Das Erstarren kann durch Erhitzen beschleunigt
werden, wobei die Gallerte meist inhomogen und das fertige Produkt daher leicht
pulverisierbar wird; oder man führt das Erstarren durch Zusatz von Alkali oder Wasserglas
herbei und hat es dann in der Hand, enge oder weite Poren zu erzeugen. Im letzten
Falle wählt man den Alkaligehalt etwas größer. Wird nun das mit Aluminium versetzte
Sol in einem Guß zu iio ccm n[io-Natronlauge gegossen und.gerührt, so tritt das
Erstarren nach io bis 12 Sekunden ein. Die harte Gallerte wird in Stücke gebrochen
und auf der Nutsche oder unter Djekant'eren mit destilliertem Wasser gewaschen,
bei 12o° getrocknet und dann auf q.00° erhitzt. Das sehr harte, homogene, hochaktive,
engporige Produkt enthält S'02 und metallisches Aluminium im Verhältnis 9o : i o
und ist z. B. zur Adsorption von Benzoldämpfen geeignet. Durch geeignete Behandlung,
z. B. mit wasserfreier oder gasförmiger -Salzsäure, kann man das Aluminium in Aluminiumchlorid
überführen und das so erhaltene Produkt als Katalysator zum Kracken. von Kohlenwasserstoffen
u. dgl. verwenden. Will man 3o bis 5o ojo Aluminium auf den Träger bringen, so ist
es zweckmäßig, die aluminiumhaltige Gallerte in feuchtem Zustand zu pressen oder
durch Mahlen weitgehend zu homogenisieren, damit harte Körner entstehen. In ähnlicher
Weise kann man auch andere fein verteilte oder kolloide Metalle oder Oxyde, z. B.
Kupferbronze, oder durch Zersetzung der Carbonyle des Eisens, Kobalts oder Nickels
erhaltenes Eisen, Eisenoxyd, Kobalt, Nickel u. dgl., oder fein verteiltes Silicium,
Bor, Molybdän und Wolfram oder die Sulfide der beiden letztgenannten Elemente dem
Träger @einverleiben.
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Die Herstellung der aktiven Massen kann auch z. B. in- der Weise erfolgen,
daß man das aus Schwefelsäure und Wasserglasiösung bereitete Sol zur Gallerte erstarren
läßt, diese zerstückelt, gründlich auswäscht, durch Peptisation in der Hitze mit
wenig Ammoniak verflüssigt und gegebenenfalls filtriert. Das so hergestellte klare,
nunmehr reine Sol, das im Liter etwa ioo bis i2o g Si02 enthält, wird gegebenenfalls
durch Evakuieren oder Durchleiten von Luft vom Ammoniak weitgehend befreit und sodann
mit Aluminiumpulver oder mit ,einem durch Peptisationerhaltenen reinen Tonerdesol
versetzt und gegebenenfalls durch Zusatz von Kochsalz, Alkali, Ammoniumcarbonat
oder -nitrat oder anderen Elektrolyten oder durch Erwärmen oder durch beide Maßnahmen
zum Erstarren gebracht und die erstarrte Masse wie oben behandelt.
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Beispiel q.
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1235 Raumteile :eines wie in Beispiel i hergestellten Kieselsäuresols
werden mit io bis Zoo Raumteilen i n-Bariumchloridlösung versetzt und unter Rühren
erhitzt. Bei 95° erstarrt das Sol zur Gallerte; die das gebildete Bariumsulfat in
feinster homogener Verteilung enthält. Nach dem Auswaschen und Erhitzen resultiert
ein Bariumsulfat enthaltendes Kieselsäur@egel von hoher Adsorptionskraft für Gase
und Dämpfe, das u. a. auch des Basenaustausches fähig ist. Beispiel _5 Ein durchMischen
von i Raumteil Wasserglas vom spez. Gewicht i,--o und 2,1 Raumteilen einer etwa
n/i-S alzsäure erhaltenes homogenes saures Kieselsol mit etwa 6o g S'02 im Liter
wird unter gutem Rühren mit dem gleichen Volumen eines homogenen, leicht sauren
Tonerdesols gemischt, das im Liter etwa sog A1203 enthält und durch intensives Mischen
von _5,2 Rauanteilen 12%iger
wäßriger Ammoniaklösung bei - 6,5°
mit 7,5 Rauanteilen einer konzentrierten Läsung von Alumi" iunrnitrat, die 5 Gewichtsteile
kd.-ställisiertes Aluminiumnitrat enthalten, gewonnen wurde. Das homogene Gemisch
er=. starrt bald zu einer harten, homogenen, weiß-» lichen, aber noch durchscheinenden
Gallerte, die nach längerem Stehen an der Luft mittels destillierten 'Wassers gründlich
gewaschen und durch schonendes Trocknen. in lein hartes, durchsichtiges Gel übergeführt
wird, das'auf 3 Gewichtsteilen A1203 etwa .5 Gewichtsteile Si02 enthält. Das so
gewonnene Gel ist u. a. als Basenaustauscher insbesondere dann geeignet, wenn dem
Waschen der Gallerte eine Behandlung mit an-Ammoniak oder Natronlauge vorausgegangen
ist.