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Schleuderverfahren für Schlammassen aus der Zuckerfabrikation Bekanntlich
entsteht in der Zuckerfabrikation bei der Saftreinigung durch Kalk und Kohlensäure
ein Saturationsschlamm, welcher sich aus gefälltem kohlensaurem Kalk und aus gereinigtem
Zuckersaft zusammensetzt. Zur Gewinnung des letzteren wird der Schlamm in Filterpressen
gedrückt, jedoch gelingt es hierbei nicht; durch einfaches Abpressen sämtlichen
Saft zu gewinnen, es bleiben etwa 50°1o Saft im Preßschlamm zurück. Es werden deshalb,
nachdem die Filterpresse gefüllt ist, die gebildeten Schlammkuchen durch Wasser
ausgewaschen. Infolge von ungleichen Ablagerungen des Schlammes oder Rißbildung
im Schlammkuchen findet das Auswaschen nicht gleichmäßig statt; Teile des Kuchens
werden zu stark ausgewaschen, wodurch sich aus dem Schlamm N ichtzuckerstoffe auflösen,
die in den Saft gelangen und diesen wieder verunreinigen, oder aber nicht genügend
ausgewaschene Kuchenteile verursachen Saftverluste.
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Der ausgewaschene Schlamm hat noch einen Wassergehalt von etwa 5o°/0;
er kann deshalb nicht ohne weiteres als Düngemittel Verwendung finden; er bedarf
hierzu unter Umständen einer Lagerung von mehreren Jahren.
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Kalk-, Baryt-, Strontian- usw. -Saccharatschlamm entstehen bei der
Entzuckerung von Sirupen geringer Reinheit bzw. Melassen. Das Kalksaccharät enthält
z. B. den an Kalk gebundenen reinen Zucker der Melasse, während die Nichtzuckerstoffe
.der Melasse sich in der sogenannten Abfallauge vorfinden. Die Trennung des Kalksaccharats
von der Abfallauge erfolgt ebenfalls in Filterpressen. Auch hier ist es erforderlich,
um die Abfalllauge möglichst vollständig von dem Kalksaccharat zu trennen, die sich
in der Filterpresse bildenden Saccharatkuchen auszuwaschen; auch dies gelingt infolge
ungleicher Kuchenbildung nicht vollständig, die zu schlecht ausgewaschenen Stellen
verursachen durch Zurückbleiben von Abfallauge eine Verringerung der Reinheit des
Saccharats; die zu weitgehend getriebene Auswaschung verursacht einen Zuckerverlust,
indem sich Zucker aus dem Saccharat löst und in die Abfallauge gelangt. Das'gewaschene-Saccharat
behält ebenfalls noch einen Wassergehalt von etwa 6o°i0. Bei der Weiterverarbeitung
des Saccharats auf Zucker gelangt dieses Wasser in den Zuckersaft und verdünnt diesen
in unnötiger Weise.
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Man hat bereits -vorgeschlagen, zur Verarbeitung der bei der Zuckerfabrikation
anfallenden Schlämme die in der Zuckerindustrie sonst vielfach verwandten Filterschleudern
heranzuziehen. Die Bestrebungen in dieser Richtung sind aber ohne Erfolg geblieben,
und werden auch in der Fachliteratur (s. Berthold B 1 o_c k , »Die sieblose Schleuder«
192r, S. 12o als aussichtslos bezeichnet. Auch das Verfahren nach der Erfindung
beruht auf der Verwendung der Filterschleuder aber mit dem Unterschied, daß die
Schleuder-
.@xaft so weit gesteigert wird, daß der in der Schleuder
zurückbleibende Schlamm nur noch einen Feuchtigkeitsgehalt von 15 bis 2o0/0 aufweist.
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Mit dem neuen Verfahren wird durch einfache Abschleuderung, also ohne
nachträgliches Auswaschen, eine gleich hohe oder noch höhere Entzuckerung des Saturatio.nsschlammes
bzw- Reinheit des Saccharats erreicht wie bei der Arbeit mit Filterpressen. Diese
Wirkung erklärt sich daraus, daß einerseits bei der Schleuderung jedes Teilchen
des Zuckersaftes bzw. der Abfallauge dem Einflusse der Schleuderkraft unterliegt
und deshalb' von sich selbst aus bestrebt ist, aus allen Teilen des Schlammes, unabhängig
von dessen Beschaffenheit, gleichmäßig zu entweichen, und daß andererseits durch
die Abschleuderung der Feuchtigkeitsgehalt bis auf etwa 15% herabgedrückt wird.
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Zur Darlegung der durch das neue Verfahren erzielbaren Ergebnisse
diene folgendes, den Saturationsschlamm betreffendes Zahlenbeispiel: Auf ioo kg
verarbeitete Rüben entfallen erfahrungsgemäß etwa i 10/, Saturationsschlamm
mit 5o0/, Wassergehalt, also bei nicht ausgewaschenem Schlamm auch 50% Saftgehalt.
Der Saft hat einen Zuckergehalt von etwa 130/0. Erfolgt die Abschleuderung bis auf
15% Saftgehalt, so ergibt sich folgende Rechnung: Es . entfallen auf ioo kg Rüben
i i kg Schlamm mit 50% - 5,5 kg trockener Schlamm oder auf ioo kg Rüben 6,5 kg Schlamm
mit 85 0/u = 5,5 kg trockener Schlamm und i kg Saft.
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i kg Saft mit i30/, Zucker enthält o,13 kg Zucker, demnach beträgt
der Zuckerverlust 0,z30/, auf verarbeitete Rüben. Dieses ist eine Verlustzahl, welche
nur in Ausnahmefällen bei der Arbeit in Filterpressen mit nachfolgendem Auswaschen
erreicht wird; in der Regel sind die Verluste höher, z. B. 0,i5 bis 0,20% und noch
darüber, je nachdem das Auswaschen gewissenhaft ausgeführt wird.
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Ganz ähnlich liegen die Verhältnisse bei der Saccharatarbeit, wie
folgende Rechnung zeigt: Da Saccharatschlamm 600J" Lauge hat, das trockene Saccharat
50% Zucker und die Lauge erfahrungsgemäß 51/, Nichtzucker, so bestehen ioo kg Saccharatschlamm
aus 3 kg
Nichtzucker, 57 kg Wasser = 6o0/, Lauge; 2o kg Zucker und 2o kg Kalk
= 40 % trockenes. Saccharat. Nach der Abschleuderung auf 15 0/, Laugengehalt
ergibt sich die Zusammensetzung 47,1 kg Saccharat, 0,36 kg Nichtzucker, 6,74
kg Wasser = 15 0/, Lauge; 2o kg Zucker und 2o kg Kalk - 85 % trockenes
Saccharat.
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Bei der Weiterverarbeitung (Aussaturieren durch Kohlensäure) gehen
Zucker und Nichtzucker in Lösung über. Der Saft enthält dann 2o kg Zucker und
0,36 kg Nichtzucker oder 20,36 kg unreinen Zucker. Der Gehalt desselben
an reinem Zucker ist demnach
Bei der Filterpressenarbeit wird je nach der Sorgfalt, mit welcher das Auswaschen
geschieht, erfahrungsgemäß nur eine Reinheit von 93% erzielt.
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Es besteht demnach kein Zweifel, daß die Arbeit mit Schleudern von
hoher Schleuderkraft bessere Resultate ergibt als die bisherige Arbeit in Filterpressen
mit Auswaschung, und daß sie ferner die Nachteile der letzteren Arbeit, z. B. hohen
Wasserverbrauch und Verdünnen des Saftes und des Saccharats durch das Auswaschwasser,
vollständig vermeidet. In Anwendung auf Saturationsschlamm erzielt das neue Verfahren
noch den weiteren Vorteil, daß der geschleuderte Saturationskalk bei einem Feuchtigkeitsgehalt
von etwa 15% so trocken und von einer solch gleichmäßigen, Beschaffenheit ist, daß
er aus der Schleuder direkt in Säcke gefüllt werden kann und auch ohne weiteres
als Düngemittel verwendbar ist.
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Nach den Versuchen des Erfinders ist zur Erreichung des Resultats,
je nachdem es sich um mehr oder weniger schleimige Beschaffenheit des Schlammes
oder des Saccharats handelt, eine. i5oo- bis 6ooofache Schleuderkraft und darüber
des eigenen Gewichts erforderlich, während bisher gebräuchliche Schleudern eine
Schleuderkraft von höchstens der 8oofachen des Eigengewichts aufweisen.