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Verfahren zur Behandlung von Kohlepapierblättern Die zu Durchschriften
mit der Maschine und von Hand benutzten sogenannten Kohlepapiere in kopierender
oder nichtkopierender Ausführung können infolge des Verfahrens. das zu ihrer Herstellung
benutzt wird, praktisch nur so ausgeführt werden, daß die gesamte Fläche des Papiers
gleichmäßig die Eigenschaft, die zu seiner Benutzung notwendig ist, zeigt. In der
Praxis zeigen nun solche Papiere einen gewissen Mangel, weil es nicht gut möglich
ist, bei der Ausführung mehrerer Durchschriften die Entstehung der Kopie an bestimmten
Stellen des Schreibens oder der Zeichnung ausfallen zu lassen.
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Würde nur eine einzelne Kopie zu machen sein, so ist es natürlich
ohne weiteres möglich, durch Unterhrechung des Schriftsatzes oder der Zeichnung
selbst eine Kopie zu erhalten, in der gewisse Lücken vorhanden sind. Aber selbst
in diesem einfachsten Fall. zeigt dann schon das Original selbst die der Kopie zugedachte
Ausführung.
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Die Anforderungen der Praxis sind jedoch viel komplizierter. Es wird
nämlich verlangt, daß bei der Herstellung vieler Durchschriften die Durchschriften
an unter sich verschiedenen Stellen Aussparungen zeigen, in die gegebenenfalls nachträglich
Ergänzungen zum Text oder zur Zeichnung eingefügt werden sollen. 'Wie schon oben
erwähnt, erlaubt das gewöhnliche Herstellungsverfahren für Kohlepapiere nicht, Papiere
herzustellen, die an gewissen Stellen ihrer farbabgebenden Ober. fläche so behandelt
sind, daß sie an diesen die Fähigkeit, einen Abdruck zu geben, verlieren. Man kann
sich in der Praxis natürlich so helfen, daß man entweder Ausschnitte im Kohlepapier
anbringt oder durch Zwischenlegen dünner Schichten, z. B. von Papier, das Entstehen
der Durchschrift verhindert.
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Das erste Verfahren ist zeitraubend und führt zu großem Verbrauch
von Kohlepapier und ist daher in der Praxis undurchführbar. Das zweite Verfahren
ist bei Erzielung einiger weniger Durchschläge zwar umständlich, aber immerhin noch
durchführbar. Bei Erzielung von mehr Durchschlägen verbietet es sich schon einfach
dadurch, weil das zu beschreibende Blätterpaket erstens ungleichförmig dick wird
und zweitens die Zahl der zu erzielenden Durchschriften durch die dacwischengele,gten
Schichten auf ein praktisch unbrauchbares Maß gebracht wird.
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Es liegt nun nahe, durch überdrucken mit normalen Druckfarben oder
durch Überziehen mit einer Lackschicht nach beliebigem Verfahren diejenigen Stellen,
die ihre Du rchschreibefähigkeit verlieren sollen, zu überdecken. Der Versuch zeigt
aber bald, daß diese Lösungen unbefriedigend sind, da einmal das Aufdrucken normaler
Druckfarben durch die Oberflächenbeschaffenheit des Papiers sehr schwierig ist und
daß die Schutzwirkung dieser aufgedruckten Schicht, selbst wenn sie hält, die Beanspruchung
während
des Durchschreib.ens nur kurze Zeit auszuhalten imstande
ist, so "daß die gewünschte Wirkung verlorengeht. Die Lösung liegt tatsächlich darin,
daß Lackschichten benutzt werden, aber auch hier zeigt sich, daß man nicht einfach
irgendeinen Lack auftragen kann. Die Lackschicht muß nämlich, wenn sie nur oberflächlich
auf der durchschreibenden Schicht aufgetragen wird und auch nur oberflächlich haftet,
reichlich dick sein, wenn sie die außerordentliche Beanspruchung, z. B. bei Maschinenschrift,
ertragen soll. Es nützt nämlich gar nichts, wenn man etwa eine einzige Kopie gewünschter
Art mit einem derartig präparierten Kohlepapier herstellen kann, weil dann das Verfahren
aus finanziellen Gründen unbrauchbar wird. Dazu kommt, daß derartige Lackschichten,
selbst wenn sie die genügende Festigkeit haben, dadurch unbrauchbar werden, daß
sie sich nach einiger Zeit von der Oberfläche ablösen.
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Insbesondere machen die kopierenden Schichten sehr große Schwierigkeiten
bei dem Versuch, sie mit Lackschichten zu überziehen. Wie schon aus dem oben Gesagten
hervorgeht, ist es aber noch weiter notwendig, daß die Veränderung, die das Kohlepapier
durch die Aufbringung der Lackschicht erhält, so gering wie möglich ist, d. h. daß
sich weder seine Schmiegsamkeit noch seine Dicke merklich verändert. Wenn man sich
das Verfahren, welches notwendig ist, genauer besieht, kommt es gar nicht darauf
an, mit einer deckenden Schicht die Durchschreibefähigkeit zu verhindern, sondern
vielmehr darauf, daß nachträglich, nach Fertigstellung des Papiers, das abfärbende
Material durch Einbringung eines Klebemittels so verändert wird, daß es seine Eigenschaft
verliert, durch Druck auf Unterlagen abzufärben.
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Das neue Verfahren zur Lösung der gestellten Aufgabe besteht darin,
daß man einen klebenden Stoff, den man in einem Lösungsmittel, welches die Eigenschaft
hat, in die Farbträgerschicht des Kohlepapiers einzudringen, löst, seine klebenden
Eigenschaften innerhalb der Farbschicht und zwischen der Farbschicht und dem Papier
ausüben läßt. Es handelt sich also bei diesem Verfahren eigentlich überhaupt nicht
um ein Lackieren, sondern um ein Durchtränken der Farbschicht des Kohlepapiers mit
einer in bestimmten Lösungsmitteln gelösten Substanz, welche die Eigenschaft hat,
die Farbkörperchen des Kohlepapiers untereinander zu binden.
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Für nichtkopierende Papiere ist das beste Bindemittel infolge der
hohen Festigkeit eine niedrig nitrierte Nitrocellulose, der zweckmäßig noch gewisse
Dehnungs- und Weichmachungsmittel zugesetzt sind. Die Schicht des nichtkopierenden
Kohlepapiers ist für eine große Reihe von Lösungsmitteln durchdringbar, und man
kann daher fast alle für Nitrocellulose üblichen Lösungsmittel benutzen. Zu empfehlen
sind Gemische, die neben dem üblichen Amylacetat größere Mengen Benzol, Aceton und
Alkohol enthalten. Auch gelöste Harze sind für die nichtkopierenden Schichten ohne
weiteres zu verwenden, doch zeigen die Ester der Cellulose insbesondere wegen der
schon erwähnten hohen Festigkeit besondere Vorteile.
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Die kopierenden Schichten bieten für das Verfahren erheblich größere
Schwierigkeiten. Gelöste Celluloseester lassen sich nicht ohne weiteres verwenden,
weil bei Veränderung des Lösungsmittels nach der Richtung, daß es leicht von der
Schicht aufgesaugt wird, entweder Schrumpfung der getränkten Stellen eintritt oder
aber die im Lösungsmittel noch unterzubringende Menge des Bindemittels zu gering
wird. Das beste Lösungsmittel, welches bei kopierenden Schichten infolge der Art
der bei seiner Herstellung benutzten Substanzen angewendet werden kann, ist Alkohol,
so daß an sich alle alkohollöslichen Harze oder ähnliche Bindemittel Verwendung
finden können. Derartige mit einer Lösung von z. B. Schellack in Alkohol getränkte
Schichten zeigen schon recht gute Eigenschaften, doch ist es wünschenswert, auch
bei diesen Schichten von den günstigen Eigenschaften des Celluloseesters Gebrauch
zu machen. Man verwendet daher zur Tränkung der kopierenden Schichten für diejenigen
Stellen, die ihre Durchschreibefähigkeit verlieren sollen, Gemenge von Spirituosen,
Harzlösungen mit Nitrocelluloselösungen. Man erhält auf diese Weise bei einer Durchdringungsfähigkeit
des Lösungsmittelgemisches eine ausreichende Menge Bindemittel für die Farbschicht.
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Die getränkten Stellen der Kohlepapiere sind kaum von der übrigen
Oberfläche des Kohlepapiers zu unterscheiden. Es ist auch keine merkliche Dickenzunahme
festzustellen, was ja leicht dadurch zu erklären ist, daß die aufgetragene nicht
flüchtige Substanz sich zwischen die Farbkörperchen der Schicht eingelagert hat.
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Wenn auch bei einiger Aufmerksamkeit zu erkennen ist, an welchen Stellen.
das Kohlepapier seine ihm sonst eigentümliche Eigenschaft verloren hat, so ist es
doch, für viele Zwecke ,gut, die getränkten Stellen deutlicher sichtbar zu machen.
Man kann das sehr _ einfach und zweckmäßig dadurch erreichen, daß man den Lösungen
eine geringe Menge irgendeines Farbkörpers zugibt. Diese geringe Menge Farbkörper
ist für das Verfahren, nicht schädlich.