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Verfahren zur Herstellung von für Kopfbedeckungen geeigneten Ledern
aus Reptil-, Amphibien- oder Fischhäuten Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Herstellung von für Kopfbedeckungen geeigneten Ledern aus Reptil-, Amphibien- oder
Fischhäuten.
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Die bisher bekannten Verfahren dieser Art ergeben zwar ein Leder,
das weich, jedoch bei weitem nicht biegsam und geschmeidig genug ist, um sich runden
Formen, wie sie für die Herstellung von Kopfbedeckungen aus einem Stück Leder in
Frage kommen, ohne weiteres anzupassen sowie die Form beizubehalten und gefällig
zu wirken.
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Fertig zugerichtetes Reptil- bzw. Amphibienleder, wie es die Lederfabriken
bisher liefern, läßt sich durch Weichen und Entappretieren so weit schmiegsam machen,
daß es sich runden Formen anpaßt; es ist jedoch nicht ausreichend schmiegsam, leicht,
gefällig und nadelweich, um insbesondere für die Herstellung von Hüten verwendet
und mit anderen Stoffen (Hutfutter usw.) vernäht werden zu können.
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Für derartige Zwecke kommt nur ein Leder in Frage, bei dessen Zurichtung
die Haut so schmiegsam erhalten wird, wie sie von Natur aus ist, und das während
des Gerbungsprozesses und durch ihn nur so weit erhärtet, wie es gerade für das
Stehenbleiben der Form erforderlich ist.
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Erfindungsgemäß wird nun ein Leder gewonnen, das so schmiegsam, leicht
und nadelweich ist, daß es, insbesondere für die Her-Stellung von Hüten, gestutzt
und vernäht werden kann und seine Form beibehält, ohne daß, wie bei bekannten Verfahren,
eine Vorgerbung oder zwischen den einzelnen Operationen ein mechanisches Recken
oder Stoßen erforderlich ist.
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Das Verfahren nach der Erfindung besteht darin, daß die geweichten
Rohhäute in Gegenwart von Lösungen von Pflanzenschleimstoffen geäschert, nach einer
gegebenenfalls notwendigen Bleiche mit Chrom- oder Aluminiumsalzen oder pflanzlichen
Gerbstoffen, welche einen an sich bekannten Zusatz an Lösungen von Pflanzenschleimstoffen
erhalten haben, gegerbt, dann in feuchtem Zustande auf ein Modell oder eine Form
gezogen und nach dem Trocknen in an sich bekannter Weise fertig zugerichtet werden.
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Eine Weiterbildung des Verfahrens nach der Erfindung besteht darin,
daß die geäscherten Häute vor der Gerbung mit Lösungen von Pflanzenschleimstoffen
behandelt, dann auf ein Modell oder eine Form gezogen und nach dem Trocknen in an
sich bekannter Weise gegerbt und fertig zugerichtet werden.
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Zur Ausführung des Verfahrens eignen sich die Schleimstoffe vieler
Pflanzen, z. B. Laminaria hyperborea Gunn, Laminaria digitata, Laminaria saccharina
usw.; von den Tangarten: Chondrus crispus (L.) Stachh., Gigartina mammilosa, Lichen
islandicus -Cetraria islandica Ach. usw.; von den Rotalgenarten
weiterhin
von den Algen die Gattungen: Gracilaria, Euchuma, Gelidium, Gleiopeltis. Diese Pflanzen
sind besonders schleimstoffreich, sie ergeben 3o bis über 701, Interzellularsubstanzschleime.
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Ferner sind die Schleime von Pflanzensamen verwendbar, z. B. der Samen
von Ceratonia siliqua L., Cydonia vulgaris Pers., Cydonia oblonga, Trigonella foenum
graecum L.; die Samen der Gattung Plantago: Plantago Psyllium L., Plantago ovata
Forsk. usw., die Schleime in Ausbeuten von 2o bis 4o01, liefern. Als weniger reich
ergiebig an Schleimen seien z. B. angeführt die Samen von Linum usitatissimum L.,
die Blüten von Tilia cordata Mill., Tilia platyphylos. Bis zu 400/, Schleim führen
die Knollen der Gattungen: Orchis, Ophrys und Gymnademia, z. B. Orchis militaris
L., Orchis latifolia L., wie auch innere Teile der Rinden,. beispielsweise der Gattung
Ulmus, besonders: Ulmus effusa Willd., Ulmus campestris L., Ulmus fulva Michx. (Schleimrüster).
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Die Anwendung der Pflanzenschleime geschieht folgendermaßen: Die trockenen
oder grünen Felle werden in reinem Wasser geweicht und, falls gesalzen, von Salz
frei gewaschen. Hiernach setzt man die eingeweichten Felle in eine kalte oder mäßig
warme Flotte von Pflanzenschleimstoffen, die in ioo 1 rund o,2 bis 2,o kg Pflanzenschleimstoffe
enthalten kann. Die Pflanzenschleimstofflösungen werden in üblicher Weise durch
Ansetzen der Droge, je nach ihrem Schleimstoffgehalt, mit der io- bis 5oofachen
Menge Wasser gewonnen, wobei man allmählich zusetzt, mit kaltem Wasser anfängt,
jedoch auch bis Siedehitze des Wassers gehen kann. Die kolloidalen, hochviscosen
Lösungen der Schleime befreit man durch Perkolieren in bekannter Weise von den Resten
nicht gelöster Pflanzenteile und auch von Pflanzenzelltrümmern, soweit notwendig.
Farbige Lösungen macht man erforderlichenfalls durch geringe Zusätze geeigneter
Bleichmittel farblos. Ausführungsbeispiel i Etwa i25 kg feuchte, geweichte Felle
(etwa iooo Stück Agra-Eidechsen) läßt man in etwa 5oo 1 Flotte, die 2,5 kg Schleim
(auf Trockengewicht bei ioo° bezogen) von Plantago Psyllium L. enthalten, im Faß
bei wiederholtem langsamen Walken etwa 2 Tage liegen. Die Felle werden nach Abspülen
in üblicher Weise zur Ablösung der Schuppenhaut in Flotte von etwa 25o 1 Wasser
von Betriebstemperatur behandelt unter allmählichem Zusatz von 12 kg Schwefelnatrium
(konzentriert), 3 kg Natronlauge (4o° Be) und 14 kg Kochsalz. Nach etwa 4- bis 5stündigem
Walken läßt sich die Schuppenhaut glatt und leicht vom Fell ablösen. Die Felle werden
dann sofort mit Wasser unter Kochsalzzusatz und reinem Wasser abgewalkt, bis sie
salzfrei sind, und dann rein in die o,5°`oige Flotte von Schleim aus dem Samen von
Plantago Psyllium eingesetzt. Nach etwa 24stündigem Stehen der Felle in der Schleimflotte
werden sie kurz abgespült.
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Die Blößen sind dann fertig zum Pickeln oder Bleichen und können chromgar,
alaungar oder, wie sie sind, vegetabilisch gegerbt werden. Falls erforderlich, werden
die geschleimten Blößen einer vorherigen Beize nach dem üblichen Verfahren mit Enzympräparaten,
Kleie usw. unterworfen. Ausführungsbeispiel 2 In bekannter Weise geweichte, geäscherte,
enthäutete und gebeizte brasilianische Tejus (Feuchtgewicht 132 kg) werden
vor dem Einsetzen in z. B. Sumachextraktflotte a4 Stunden oder länger in einer Flotte
in Bewegung gehalten, die in 3001 Wasser von Betriebstemperatur etwa 2,1 kg Pflanzenschleimstoffe
(Trockengewicht bei ioo°) von Chondrus crispus (L.) Stachh. enthält. Die so geschleimten
Blößen werden, erforderlichenfalls nach Abspülen mit reinem Wasser, in Sumachextraktbrühe
gegerbt, wobei man in schwacher Brühe angerbt und stärker ausgerbt oder auch von
vornherein in starke Brühe setzt.
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Statt der Sumachextraktbrühe lassen sich auch Kombinationen von Sumachextrakt
mit anderen Extrakten, z. B. Ouebrachoextrakt, Mimosaxindenextrakt usw., verwenden.
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Will man die Leder in Kopf- oder andere Form bringen, so zieht man
sie nach Abschleifen überschüssigen Fleisches auf entsprechendem Holzmodell einfach
von Hand straff, bringt Schwänze, Klauen in die der Mode gerechten Lage, spannt
mit Bändern die Formen fest und läßt trocknen.
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Sind die Leder für die weitere Verarbeitung zu Hüten nicht hinlänglich
nadelweich, so kann man sie nach der Gerbung nochmals in Pflanzenschleimflotte legen.
Man kann das Schleimen auch nach dem Fetten, mit beispielsweise sulfoniertem Klauenöl,
wiederholen.
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Man kann auch so verfahren, daß man die nach bekanntem Verfahren geweichten,
geäscherten, gegebenenfalls gebeizten, reinen Blößen in Flotte setzt, welche z.
B. äuf i 32 kg feuchte Blößen in 3001 Wasser etwa 2, i kg Pflanzenschleim (Trockengewicht)
enthält, der man die notwendige Menge Extrakt, z. B. Sumachextrakt, zusetzt oder
auch umgekehrt, indem man dem Extrakt oder Extraktgemisch den Pflanzenschleim beimischt.
Ausführung
sbeispiel 3 ioo kg feuchte Fischhäute werden nach dein Spülen und Weichen in Wasser
in 25o 1 Flotte mit 2o kg Schleim von den Samen der Cvdonia vulgaris Pers. mehrere
Tage unter Bewegung behandelt. Hiernach spült man die Häute ab und setzt sie in
Flotte mit bekannten Anschärfmitteln, wie im Ausführungsbeispiel i beschrieben.
Hierbei kann man auch so verfahren, daß man nach einigem Stehen in der Schleimflotte
selbst die Anschärfmittel zusetzt.
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Nach Ablösen der Schuppenhaut, Ausspülen der Anschärfmittel verfährt
man wie in den Beispielen i und 2 beschrieben.
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Entsprechend der Vielzahl der Pflanzenschleimstoffe lassen sich weitere
Ausführungsbeispiele gewinnen. Die Vorzüge der Behandlung der Felle mit Pflanzenschleimstoffen
liegen darin, daß die Enthäutung in kürzester Zeit vor sich geht, gegenüber den
bisherigen Verfahren, bei denen eine tagelange Einwirkung der Anschärfmittel notwendig
ist; im vorliegenden Falle sind es nur Stunden. Die Felle werden auch durch die
Schleimbehandlung stark geschont und können für den Fall ihrer Verwendung bei der
Herstellung von Hüten aus einem Stück einfach und leicht in Form gelegt werden.
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Das auf diese Weise erhaltene Leder läßt sich in üblicher Weise färben
und fetten. Bei richtiger Auswahl der Breite und der Länge der Rohhaut erhält man
wenig oder gar keinen Verschnitt; Klauen und Schwänze kann man von vornherein vor
dem Trocknen des Leders als Zierat falten sowie festlegen und dadurch alle beliebigen
Hutformen herstellen.