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Verfahren zur Herstellung von Vierfarbenbildern auf dem Wege des Dreifarbenverfahrens
Um zu Vierfarbenbildern, sei :es auf pliotographischem, sei es auf photomechanisichem
Wege, zu .gelangen, stellte man bisher außer den drei Teilaufnahmenbzw. Teildruckplatten,,
die die gelben, roten und blauen Farbanteile eines farbigen Gegenstandes wiederzugebten
hatten, noch eine vierte sogenannte panchromatische Teilaufnahme oder Druckplatte
her, die nur für die Vertiefung der allen Farben eines Gegenstandes entsprechenden
Schatten bestimmt war. Diese vierte Teilaufnahme oder Druckplatte wurde in schwarzer
oder grauer Farbe mit den den übrigen Teilaufnahmen entsprechenden reinen Farbenbildern
mit Hilfe photographischer Kopierverfahren zu einem Gesamtbilde vereinigt oder durch
Pressendruck genau passend zusammengedruckt.
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Im Gegensatz zu den Vierfarbenbildern gestaltet sich die .Herstellung
gewöhnlicher Dreifarbenbilder einfacher, weil die vierte panchromatische Teilaufnahme
oder Druckplatte in Fortfall kommt. Das Dreifarbenverfahren hat aber den Nachteil,
daß schwarze Töne und tiefere Schatten sich im Bilde nicht genügend kontrastresch
abheben, da sie nur durch die Zusammenwirkung der drei Farben Gelb, Blau und Rot
erzeugt werden, und daß sich neutral schwarze oder graue Farbtöne auf diesem Wege
überhaupt nur schwierig erzielen lassen.
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Es ist nun bereits vorgeschlagen worden, je nach den Eigentümlichkeiten
.des abzubildenden. Originals für ein oder auch zwei Teilbilder eines Dneifarbenbildes
Farben auszuwählen, die von Natur schon schwärzlich sind. Auf diese Weisse war @es
leichter möglich, tiefe Schatten und schwarze Töne im Bilde zu erhalten, aber man
mußte dabei auf die gleichzeitige annähernd richtige Wiedergabe gewisser reinerer
Farbtöne verzichten, da die verwendbaren schwärzlichen Farbstoffe meist schon einen
recht beträchtlichen, schwer kontrollierbaren und in den verschiedenen Farbtönen
noch dazu ganz verschieden großen Schwarzgehalt aufweisen. Ein solches Verfahren
konnte daher niemals als Ersatz des Vierfarbenverfahrens mit @seiner viel strengeren
Gesetzmäßigkeit und Zwangläufgkeit angesehen werden.
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Die photographische Farbenzerlegung mit Hilfe von Lichtfiltern und
farbenempfindlichen Plattren liefert stets Negative, die ganz oder sehr angenähert
dem Aufbau eines Farbenbildes aus den theoretisch richtigen Grundfarben entsprechen,
die ja auch bei den meisten rein photographischen Dreifarbenkopierveifahren, soweit
sie einigermaßen zwangläufig verlaufen, angenähert Verwendung finden. Beim Vierfarbenverfahren
soll bekanntlich ebenfalls vorzugsweise das theoretisch richtige Grundfarbensystem
oder wenigstens ein System von ihm möglichst nahestehenden reinen Farben zur Anwendung
gelangen. Die schwarzen Töne und tiefen Schatten des Bildes werden dann, wie erwähnt,
dadurch sicherer und kraftvoller .hervorgebracht, daß noch eine vierte Aufnahme
des Gegenstandes auf panchromatischer Platter mit Kompensationsfilter
erfolgt,
die in schwarzer oder grauer Farbe kopiert bzw. gedruckt und mit den drei anderen
Teilbildern passend vereinigt wird. Dabei hielt man @es noch für .erforderlich,
den in den i gelben, blauen und roten Teilbildern vorhandenen Schwarzgehalt durch
manuelle Retusche oder auf photographischem Wege in den Aufnahmeplatten zu eliminieren,
um im fertigen Bilde keine zu schweren tntigen Schatten und zu trübe Farben zu ,erhalten..
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Es wurde nun erkannt, daß es auf -einem wesentlich einfacheren Wege
möglich ist, farbenphotographische Bilder, wie sie bisher nur durch das Vierfarbenverfahren
zu erhalten waren, auf dem Wege des Dreifarbenverfahrens herzustellen. Hierbei konnte
die vierte panchromatische Aufnahme für den Schwarzdruck vollständig fortfallen
und die nachträgliche Eliminierung der Schwarzanteile in den drei übrigen Teilaufnahmen
ebenfalls unterlassen werden, wenn tunlichst reine, dem theoretisch richtigen Farbensystem
nahestehende Farben für den- Druck der drei Teilbilder zur Anwendung gelangten und
diesen reinen Farben absichtlich eine geringe Schwarzbeimischung gegeben wurde.
Dabei, hat es sich als praktisch herausgestellt, wenn für alle drei Teilbilder eine
annähernd gleiche Schwarzbeimischung gewählt wird. Auf diese Weise ,enthält jedes
einfarbige Teilbild gewissermaßen noch .ein sehr zartes Schwarzbild. Diese drei
zarten Schwarzbilder in den Einzelteilbildern summieren sich nun im fertigen Gesamtbilde
zu einem der panchromatis.chen Aufnahme oder Druckplatte entsprechenden Schwarzbild,
das aber hauptsächlich in den Schatten des Gesamtbildes wirksam ist. In den mittleren
und hellen Tönen ist dagegen die verdunkelnde Kraft der Schwarzbeimischung zu #
den Einzelteilbildern für das Auge schon so wenig wirksam, :daß biei richtig bemesaener
Schwarzbeimischung alle Farben noch eine genügende Leuchtkraft besitzen, ohne unnatürlich
grell und unwahr zu erscheinen, wie häufig bei, gewöhnlichen Dreifarbenbildern.
Berücksichtigt ,man, .daß alle Farben der umgebenden Natur schwarzhaltig sind und
.daß selbst die grellsten Anilinfarben schon einen nachweisharen Schwarzgehalt aufweisen,
so wird ges klar, daß bei der Anwendun#7 möglichst reiner Grundfarben für die' Einzelbilder
:einer Dreifarbenaufnahme eine Eliminierung des Schwarzgehaltes in den Einzelaufnahmen
praktisch ,gar nicht mehr erforderlich ist. Denn ;es kann nicht nur der geringe
Eigengehalt an Schwarz bei diesen reinen Farbren vernachlässigt werden, sondern
es wird vielmehr noch Beine geringe absichtliche Schwarzbeimischung zu denselben
vom Auge als angenehm und naturwahr empfunden, weil sie nach dem Fechn:erachen Gesetz
und infolge der durch das Nebeneinanderstellen von Farben bewirkten Kontrastwirkurig
als solche gar nicht störend wahrgenommen wird. Anderseits wirkt aber die Summierung
der drei in den Einzelteilbildern enthaltenen zarten Schwarzbilder für die Mischtöne
und die Schwärzen des Gesamtbildes so wesentlich bildaufbauend, daß die richtige
Abstimmung neutral schwarzer und dunkler Mischfarben ganz erheblich erleichtert
wird im Gegensatz zur alleinigen Anwendung der reinen Grundfarben ohne geringe Schwarzbeimischung.
Schließlich kommt noch bei der photographischen Herstellung der drei Teilbilder
mit Hilfe des Pigmentverfahrens als besonderer Vorteil in Betracht, daß sich chromierte
Pigmentgelatineschichten in den drei Grundfarben mit geringer Schwarzbeimischung
erheblich weicher und leichter entwickeln lassen als ohne diese Beimischung, weil.
die Entstehung eines zu hohen Reliefs oder ein vorzeitiges Durchkopieren der Schatten
bis auf den Papierfilz, ehe noch die Lichter des Bildes genügend auskopiert sind,
hierdurch viel leichter vermieden wird, als wenn die ungetrübten transparenten Farben
allein angewendet werden.
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Das gleiche Verfahren läßt sich auch zum nachträglichen Anfärben -,entwickelter
ungefärbter Chromatgelatinebilder auf wasserundurchlässigen Unterlagen, die nacli
den drei Teilnegativen .einer Dreifarbenaufnahme kopiert wurden, verwenden, indem
man den den Teilaufnahmen entsprechenden Farbstoffen einen Zusatz eines schwarzen
Farbstoffes. gibt. In gleicher Weise läßt sich bei den Imbiberungsverfahren (Pinatypie,
Hydrotypie u. dgl.) die Anfärbung 'der aufnahmefähig gebliebenen Teile der Einzelkopmen
anstatt mit den Lösungen der entsprechenden reinen Farben mit den einen Schwarzzusatz
enthaltenden Lösungen dieser Farben hervorrufen. Ebenso kann auch 'bei. der Diachromi;e,
Uvachromie verfahren werden, indem man, anstatt Lösungen reiner Farbstoffe zu verwenden,
die Anfärbung der Metallverbindung mittels Lösungen der reinen Farbstoffe, denen
ein geeigneter schwarzer Farbstoff zugesetzt ist, bewirkt.
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Der gleiche der Erfindung zugrunde liegende Gedanke laßt sich aber
auch in abge-.änderter Form in der Weise durchführen, indem man 'das jedem Einzelbilde
,einer _ Teilaufnahme oder Teilplatte eines Dreifarbenbildes inkorporierte 'Schwarzbild
nicht gleichzeitig mit den entsprechenden reinen Farben kopiert, irnbibiert, färbt
oder tont, sondern in einer von :der Fertigstellung der reinen Farbeinzelbilder
getrennten 'Operation. Man wird also Von jeder Teilaufnahme sowohl einen Abzug in
reinen Farben als auch eineu
solchen mit einer dünnen schwarzen
Farbe herstellen, so daß jedes Reinfarbenteilbild mit seinem zugehörigen Schwarzbild
den gleichen Effekt erzielt, als wenn der reinen Farbe die schwarze Farbe vorher
zugemischt wäre.
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Eine ein 'für allemal feststehende Norm für die Menge der Schwarzbeimischung
aufzustellen, erscheint nicht zweckmäßig, da sie sich nach dein Charakter des abzubildenden
Objekts und der Ausgiebigkeit der zu verwendenden schwarzen 'Farbe richtet. Jedenfalls
wird 'die Schwarzbeimischung immer so zu 'bemessen sein, daß zu schwere, tintige
Schatten und au trübe Farben vermieden werden. Auch ist es selbstverständlich, daß
anstatt eines 'einheitlichen schwarzen Farbstoffes auch 'ein solcher verwendet werden
kann, der durch Mischung verschiedener anderer Farben sich bilden läßt.