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Verfahren zur Gewinnung in Wasser unlöslicher bzw. wenig löslicher
Stoffe in Form von klaren, wasserigeil Lösungen oder von klar wasserlöslichen Trockenpräparaten.
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Es ist bekannt, Humussäure bei der Herstellung kolloidaler Systeme
zu verwenden.
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So werden Lösungen von Goldchlorid in Gegenwart von Humussäure zu
Goldsolen reduziert. In Alkali gelöstes Humuskolloid hingegen hat sich zu diesen
Kolloidherstellungen als nicht brauchbar erwiesen (s. Kolloid-Zeitschrift Band X,
S. 30 ff.). Ferner ist bekannt, mit Hilfe von Humussubstanzen Tone zu verflüssigen
(s. Dissertation S p a n -g e n b e r g »Zur Erkenntnis des Tngießens«, Darmstadt
1910). Hierbei wird durch die Humussubstanz ein Teil der Tonmasse kollooidalisiert,
während der größte Teil in unverändert grober Teilchengröße erhalten bleibt. Ein
allgemein anwendbares Verfahren, um wasserlösliche Flüssigkeiten oder feste Stoffe
in geschmolzenem Zustande mit Hilfe von ligninsauren oder huminsauren Verbindungen
quantitativ in klare wässerige Lösung von beliebigem Festgehalt zu bringen, und
zwar Lösungen, welche unbegrenzt haltbar, in beliebigem Grade verdünnbar, kochbeständig
und zum Trocknen eindampfbar sind, wobei die Löslichkeit erhalten bleibt, war bisher
nicht bekannt und nach den bisher bekannten Eigenschaften jener Vert) in. lunge
nicht zu erwarten gewesen.
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Es wurde gefunden, daß man diese Ziele in sicherer Weise und mit
quantitativer Ausbeute erreicht, wenn man wasserunlösliche oder wenig lösliche Flüssigkeiten
bzw. Flüssigkeitsgemische mit wässerigen Lösungen der Alkali- oder 4mmonverbilldungen
der Ligninsäuren bzw Huminsäuren innig vermengt. Diese Vermischung kann durch Rühren,
Kneten, Mahlen o. dgl. er folgen, und zwar bei Zimmertemperatur oder bei erhöhter
Temperatur. Handelt es sich jedoch um feste Stoffe, so muß die Vermischung bei Temperaturen
oberhalb des Schmelzpunktes des betreffenden Stoffes erfolgen, alsa gegebenenfalls
im Autoklaven, wenn der Schmelzpunkt des Stoffes oberhalb von 1000 liegt. Statt
in geschmolzenem Zustande kann man feste Stoffe auch in gelöstem Zustande mit gutem
Erfolge dem Verfahren unterwerfen, indem man als Hilfslösungsmittel eine wasserunlösliche
bzw. wenig lösliche Flüssigkeit wählt und nach beendetem Mischprozeß diese Hilfslösungsmittel
in bekannter Weise, z. B. durch Verdampfen, wieder entfernt. Unschmelzbare oder
unlösliche feste Stoffe lassen sich hingegen nach vorliegendem Verfahren nicht in
klar wasserlösliche Form bringen, also weder Metalle, z. B. Gold, Silber, Wolfram,
Kohlenstoff, Silicium, noch Tone u. dgl.
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Die huminsauren Verbindungen kann man in bekannter Weise, z. B. durch
Behandlung von Torf, Humuserde, Braunkohle, Kasselerbraun, Steinkohle u. dgl. mit
Lösungen von Atzalkalien, alkalischen Salzen, z. B. Soda, ferner mit Ammoniak erhalten,
wobei diese Behandlung bei gewöhnlicher oder erhöhter Temperatur gegebenenfalls
auch unter Druck erfolgen kann. In vielen Fällen bewährt sich das Schmelzen mit
Alkalien oder alkalischen Salzen. Die ligninsauren Verbindungen können
durch
analoge Behandlung von Holz, Stroh und anderen ligninhaltigen Materialien erhalten
werden. Sie können auch in Form von Strohkochlauge oder Natronzellstoffablauge zur
Anwendung gelangen oder aus diesen Laugen in der Weise gewonnen werden, daß man
die Ligninsäuren aus ihnen z. B. mittels Kohlensäure oder Mineralsäuren ausfällt
und die ausgewaschenen Nieder- -schläge mit Alkalien oder Ammoniak in Lösung bringt.
Es ist vorteilhaft, die ligninsauren und huminsauren Verbindungen bei vorliegendem
Verfahren als konzentrierte Lösungen zur Anwendung zu bringen. Die wässerigen Lösungen
dieser Verbindungen bewähren sich als Lösungsvermittler sowohl bei alkalischer als
neutraler als schwachsau rer Reaktion. Demgemäß gelingt es, klar wässerige Lösungen
je nach Wunsch von völlig neutraler bzw. alkalischer bzw. schwachsaurer Reaktion
herzustellen. Da manche der erhaltenen klaren Lösungen ähnlich wie übersättigte
Lösungen Neigung zum Auskristallisieren zeigen, so empfiehlt sich in diesen Fällen
ein Überschuß von Alkali oder ein Zusatz von Alkalicarbonaten zu den fertigen Präparaten
oder bereits während des Mischprozesses, wodurch die Kristallisiertingsneigung beseitigt
wird.
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Das Mengenverhältnis zwischen der zu lösenden Substanz und dem Lösungsvermittler
kann in weiten Grenzen wechseln, je nach der Natur des aufzulösenden Stoffes bzw.
des I, ösungsvermittlers. Die erhaltenen Präparate sind ganz klar wasserlöslich,
können mit einem Festgehalt von 50 Prozent und mehr hergestellt werden, lassen sich
beliebig verdünnen, ohne daß Trübungen oder Flockungen auftreten, sind unbegrenzt
haltbar, ohne zu sedimentieren. zu koagulieren oder zu kri stallisieren. Die mit
Hilfe von Allrali- bzw.
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Ammonhumaten, ferner mit ligninsauren Alkalien hergestellten Präparate
lassen sich durch Entwässerung in Trockenpräparate verwandeln, welche in Wasser
wieder löslich sind. Die mit Hilfe von ligninsaurem Ammon hergestellten und anschließend
entwässerten Präparate sind in Wasser nicht wieder löslich. Die Entwässerung kann
in beliebiger Weise z. B. auch durch einfaches Abdampfen am Wasserbade erfolgen.
Die erhaltenen pulverisierbaren Trockenpräparate lösen sich leicht und vollständig
wieder zu Lösungen mit allen früheren Eigenschaften.
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Das Verfahren kann Anwendung finden, um z. B. Substanzen, wie Menthol,
Naphthalin, Salol, Guajakol, ChliorkresolJ Kresole u. a., für pharmazeutische Zwecke
und für Desinfektionszwecke in wasserlösliche Form zu bringen. Nun ist unter anderem
auch die Herstellung eines Carbolineumpräparates mit Hilfe von alkalischen Humusextrabten
beschrieben. Selbst falls dieses Carbolineumpräparat reversibel eintreckenbar sein
sollte wie die Präparate gemäß vorliegendem Verfahren, so handelt es sich bei diesem
Carbolineumpräparat um einen Einzelfall, während erst durch vorliegende Erfindung
die allgemeine Regel und Anweisung, Lösungen und wiederlösliche Trockenpräparate
aus verschiedensten unlöslichen oder schwerlöslichen Stoffen herzustellen, erkannt
wurde.
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Ausführungsbeispiele : I. 1 kg Huminsäure wird in, 3 1 Was ser verteilt
und durch Zugabe von Natronlauge zur Auflösung gebracht. Die Menge der Natronlauge
wird so bemessen, daß die erhaltene Lösung gegen Lackmus neutral reagiert. Mit dieser
Lösung wird 1 kg flüssiges oder festes Guajakol in einer Mischmaschine bei 50 bis
go0 so lange vermengt bzw. verknetet, bis eine entnommene Probe sich völlig klar
in Wasser auflöst. Die erhaltene Auflösung wird sodann bei 90 bis I00° am Wasserbade
entwässert. Das erhaltene Trockenpräparat löst sich in Wasser zu beliebig konzentrierten,
klaren Lösungen leicht auf.
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2. I kg Kasselerbraun wird iii 8 1 I- bis 3prozentiger Natronlauge
gleichmäßig verteilt und sodann auf 70 bis I00° envärmt, bis die Auflösung der Humussubstanz
beendet ist. Die Lösung wird hierauf von ungelösten Teilen durch Filtrieren oder
Zentrifugieren getrennt. Die erhaltene schwadalkalische Humatlösung wird sodann
bis zu einem Gehalt von 20 bis 40 Prozent Humat in der Wärme eingeengt und Kresol
und Chlorkresol eingetragen, und zwar auf 100 g wasserfreies Natriumhumat berechnet
50 g Kresol und 50 g Chlorkresol. Diese Mischung wird bei 700 gründlich vermischt,
in dünner Schicht bei Zimmertemperatur getrocknet, hierauf gepulvert und zu Pastillen
gepreßt.
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Zwecks schnellerer Löslichkeit der Pastillen können dem gepulverten
Präparat gasentwikkelnde Substanzen, z. B. Gemische von Natriumcarbonat und Weinsäure,
beigemengt werden, und zwar auf I00 g wasserfreies Natriumhumat 50 g Weinsäure oder
Zitronensäure und 50 g Natriumbicarbonat.
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3. Die Abfallaugen der Natronzellstofffabriken, sogenannte Schwarzlaugen,
werden durch Mineralsäuren, z. B. Salzsäure, in der Wärme zersetzt, die abgeschiedenen
Ligninsäuren abfiltriert, gewaschen und in I- bis 2prozentiger Natronlauge gelöst.
Auf 1 kg wasserfreie Ligninsäure werden 50 bis 200 g festes Ätznatron angewendet.
Die erhaltenen Lösungen werden in der Wärme bis zu dickflüssiger Beschaffenheit
eingeengt, entsprechend
einem Gehalte an ligninsauren Salzen von
I5 bis 25 Prozent, und in diesen konzentrierten Lösungen Guajakol, Kresol, Chlorkresol
in Äther oder Benzol gelöst, eingetragen und gemäß Ausführungsbeispiel I und 2 weiterverarbeitet.