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Verfahren zur Herstellung alkohollöslicher Kondensationsprodukte.
In der Patentschrift 18o864 werden Kondensationsprodukte bromierter Gerbstoffe mit
Harnstoff und Formaldehyd beschrieben. Man soll mit der Mo nobromverbindung des
Tannins nach Beispiel i ein alkoholunlösliches Produkt erhalten, mit der entsprechenden
Dibromverbindung nach Beispiel a ein alkohollösliches Produkt, wenn man i Mol. der
Bromverbindung mit i Mol. Harnstoff und ,4 Mol. Formaldehyd in Gegenwart von Salzsäure
kondensiert.
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Die Nacharbeitung der betreffenden Patentschrift ergab jedoch, daß
die Angaben nicht ganz zutreffend sind. Man erhält nach beiden Beispielen in Alkohol
unlösliche Produkte.
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Es wurde erkannt, daß die Verwendung des in Beispiel 2 der betreffenden
Patentschrift angegebenen großen Überschusses an Formaldehyd die Ursache der Alkoholunlöslichkeit
des Endproduktes ist; wenn man nur i Mol. Formaldehyd, statt 4. MOI. nach jener
Patentschrift, verwendet, erhält man ein alkohollösliches Produkt. Offenbar erfolgt
die Kondensation in der Art und Weise, daß zunächst i Mol. Dibromtannin mit i Mol.
Harnstoff durch Formaldehyd unter Bildung einer Methylenverbindung verkettet wird.
Ein größerer überschuß an Formaldehyd reagiert wohl mit der zweiten Amidogruppe
des Harnstoffes unter Bildung eines in Alkohol unlöslichen Produktes.
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Die Monobromverbindung liefert auch bei Verwendung von nur i Mol.
Formaldehyd ein in Alkohol unlösliches Produkt. Zu alkohollöslichen Produkten gelangt
man unter Verwendung der Monobromverbindung erst, wenn man Gemische der Monoverbindung
mit Dibromtannin, etwa im Verhältnis i :- q., zur Anwendung bringt. Derartige Gemische
führen zu alkohollöslichen Produkten.
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Weiter wurde gefunden, daß alkohollösliche Produkte auch dann erhalten
werden können, wenn man i Mol. Bromgerbstoffverbindungen in Gegenwart von i Mol.
Formaldehyd mit nur 1/s Mol. Harnstoff in Reaktion bringt. Bei diesem Mengenverhältnis
gibt auch Monobromgerbstoff ein alkohollösliches Produkt. Die Verbindungen entstehen
wahrscheinlich dadurch, daß die zweite Amidogruppe des Carbamids mit dem im überschuß
vorhandenen Bromgerbstoff reagiert, was auch durch den Gehalt an N (3, i Prozent)
bewiesen wird.
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Man kann zu alkohollöslichen Produkten auch in der Weise gelangen,
daß man zunächst i Mol. des nicht bromierten Gerbstoffes mit i Mol. Formaldehyd
und i bzw. i/, Mol. Carbamid kondensiert und dann erst die Bromierung ausführt.
In diesem Falle sind auch die Produkte mit nur einem Atom Brom im Molekül alkohollöslich.
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An Stelle des einen Moleküls Carbamid können auch monosubstituierte
Carbamide, wie Äthosyphenylcarbamid (Dulcin), Bromdiäthylacetylcarbamid (Adalin)
oder Biuret, Verwendung finden wie auch endlich die Ester der Carbaminsäure, z.
B. der Aminokohlensäureester (Urethan), und zwar sowohl bei der Kondensation mit
bromiertem T_ annin als auch mit Tannin selbst, d. h. in dem Verfahren des Beispiels
3 mit der nachträglichen Bromierung, wobei man erst das nicht bromierte Kondensationsprodukt
herstellt und das so
erhaltene alkohollösliche Produkt nachträglich
bromiert. Bei der Verwendung dieser monosubstuierten Harnstoffe, wie der Urethane,
wirkt, was nach den. obigen Ausführungen selbstverständlich ist, auch ein überschuß
an Formaldehyd über das molekulare Verhältnis auf die Alkohollöslichkeit der, erhaltenen
Produkte nicht störend ein, weil hier nicht wie beim primären Harnstoff eine freie
reaktionsfähige Amidogruppe vorhanden ist, die bei vorhandenem überschuß an Formaldehyd
nach erfolgter erster Kondensation zu weiterer Kondensation Veranlassung geben und
dabei zu unlöslichen Produkten führen könnte.
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Es ist nun erkannt worden, daß diese Kondensationsprodukte aus Bromgerbstoffen
durch ihre Alkohollöslichkeit als vorzügliche Präparate in der Dermatologie Verwendun
finden können; sie sind in alkoholischer Lösung vorzügliche Mittel gegen jede Art
von Juckreiz und besonders geeignet zur Bekämpfung von Frostschäden und Hämorrhoiden.
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Das Verfahren erläutert sich durch folgende Beispiele Beispiel 1.
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32 Teile Tannin (i Mol.) werden in 6o Teilen 95prozentigem Alkohol
gelöst. Es werden unter Schütteln und gutem Kühlen 32 Teile Brom (4 Atome) eingetragen.
Beim Stehenlassen über Nacht wird das Brom vollständig absorbiert. Zu der so erhaltenen
rotbraunen Lösung gibt man so viel konzentrierte Salzsäure hinzu, bis auch beim
Schütteln etwas Dibromtannin ungelöst bleibt. Zu diesem Reaktionsgemisch werden
dann 6 Teile Carbamid (1 Mol.) und nach erfolgter Lösung 8 Teile einer 4oprozentigen
Formaldehydlösung (enthaltend 1 Mol. Formaldehyd) zugefügt. Nach wenigen Minuten
scheidet sich eine amorphe, feinflockige gelbe Masse ab. Man läßt 12. Stunden
stehen, fügt dann Wasser hinzu, bis sich die Masse gut absetzt und filtriert. .
Bei gelinder Temperatur getrocknet, erhält man so ein amorphes; gelbes Pulver, das
sich leicht in Alkohol löst.
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Beispiel 2.
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Werden in Beispiel i für 32 Teile Brom nur 16 Teile (2 Atome) angewendet
und für Carbamid nur 3 Teile (1/2 Mol.), so erhält man die Dimethylenverbindung
mit zwei Monobromgerbstoffgruppen im Molekül. Diese Verbindung ist violettbraun
gefärbt, leicht in Alkohol löslich.
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Beispiel 3.
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32 Teile Tannin und 6 Teile Harnstoff werden in wenig Wasser gelöst
und mit 6 Teilen einer 4oprozentigen Formaldehydlösung unter Zusatz weniger Tropfen
Schwefelsäure kondensiert. Das abgeschiedene Kondensationsprodukt wird in 8o Teilen
goprozentigen Alkohol gelöst und unter gutem Schütteln und Kühlen durch langsamen
Zusatz von 16 Teilen Brom (2 Atome) in eine Monobromverbindung übergeführt, die,
nach 12stündigem Stehen mit Wasser gefällt, abfiltriert und getrocknet, ein lockeres
feines gelbbraunes, in Alkohol leicht lösliches Pulver darstellt, mit einem Bromgehalt
von etwa 12 Prozent. Beispiel 4. Ersetzt man in Beispiel i die 32 Teile Brom durch
16 Teile und die 6 Teile Harnstoff durch 18 Teile Äthoxyphenyllrarnstoff (Dulcin,
1 Mol), so erhält man ein sehr schönes, in Alkohol leicht lösliches braunviolettes
Pulver. Beispiel 5. Ersetzt man in Beispiel 4 die 18 Teile Äthoxyphenylcarbamid
durch 1 o Teile Carbaminsäureäthylester, so scheidet sich zunächst eine harzige
dunkelrot gefärbte Masse ab, die nach längerem Stehen fest wird und mit Wasser verrieben,
ein lockeres fleischfarbenes Pulver von guter Alkohollöslichkeit ergibt.
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In dem vorliegenden Verfahren können die Brommengen beliebig weiter
erhöht. werden. Die erhaltenen,Präparate erhalten eine tiefere Färbung, im übrigen
bleiben die Eigenschaften, Alkohollöslichkeit und therapeutische Verwertbarkeit,
die gleichen.
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Es ist bei obigen Beispielen auch nicht nötig, isoliertes Tannin zu
verarbeiten; es können Auskochungen beliebiger gerbstoffhaltiger Substanzen verwendet
werden. In diesem Falle wird zuvor durch Vorversuch der Gerbistoffgehalt der Lösung
bestimmt und dann mit Harnstoff oder Urethan und der entsprechenden Menge Formaldehyd
in Gegenwart von Säure kondensiert. Die sich in Wasser unlöslich anscheidenden Kondensationsprodukte
werden dann nach Beispiel 3 nachträglich bromiert.
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Man kann auch die käuflichen Gerbstoffextrakte, wie Quebrachoextrakt,
Katechuextrakt; Rhatangiagerbsäure, mit . Alkohol unter Zusatz von etwas Säure extrahieren
und die alkoholischen, filtrierten Lösungen dieser Gerbstoffe direkt bromieren,
worauf die bromierten Gerbstoffe im Sinne des Beispiels 1 weiter verarbeitet werden.
Man kommt so zu den in obigen Beispielen beschriebenen alkohollöslichen, bxom- und
N-haltigen Kondensationsprodukten ähnlichen Erzeugnissen.
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Für Formaldehyd eignen sich auch Formaldehyd abgebende Substanzen,
z. B. Methylal oder Paraformaldehyd.