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Durch Streckenanschlag bewegtes Ventil für Luftbremsen an Eisenbahnfahrzeugen.
Der Gegenstand der- Erfindung betrifft ein Ventil für Luftbremsen an Eisenbahnfahrzeugen,
das an der Lokomotive befestigt ist und in bekannter Weise durch einen Streckenanschlag
in Wirksamkeit gesetzt wird, der in Stellung gelangt, wenn die Signale auf »Halt«
stehen. Die bisher bekannt gewordenen Ventile dieser Art wurden durch Kolben oder
Schieber bewegt; welche zur Überwindung der Reibung sorgfältig geschmiert und beaufsichtigt
werden
mußten. Durch den unvermeidlichen Staub und durch das Gefrieren des im Winter bei
Temperaturwechsel eindringenden Niederschlagwassers setzten sich die Ventile sehr
oft fest, so daß sie im Gefahrenfalle versagten. Ferner werden zu ihrer Inbetriebsetzung
Federn verwendet, welche infolge der unvermeidlichen Stöße leicht brechen, so daß
die Ventile ebenfalls nicht in Wirksamkeit treten.
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Alle diese Übelstände sind bei der vorliegenden Erfindung dadurch
vermieden, daß das durch einen Streckenanschlag bewegte Ventil in allen seinen Teilen
reibungslos und ohne Federn arbeitet. Erreicht wird dies dadurch, daß das Ventilgehäuse
durch eine wagerechte Querwand in eine obere, mit dem Druckluftbremsrohr verbundene
und in eine untere, mit einer regelbaren Austrittsöffnung versehene, in die Atmosphäre
mündende Ventilkammer geteilt ist, welche letztere ihrerseits aus zwei durch einen
Kanal verbundenen Abteilungen besteht. Innerhalb der oberen und unteren Kammer bewegt
sich eine Ventilspindel mit einem auf einen Ventilsitz in der wagerechten Querwand
reibungslos arbeitenden oberen Ventil und mit einer in einer kreisringförmigen Gehäuseöffnung
ebenfalls reibungslos arbeitenden unteren Ventilscheibe; diese Ventilspindel ist
als Ganzes aus dem Gehäuse herausziehbar und hat etwa in der Mitte einen Schlitz,
in welchen ein gekröpfter, starrer Winkelhebel eingreift, dessen unterer kürzerer
Arm zu einem scheibenförmigen Ende ausgebildet ist, vermittels dessen das Ventil
vom Führerstand aus zwangläufig bewegt werden kann. Das Ventil kann auch unter Ersatz
der oberen Ventilkammer durch ein an eine Luftleer-Bremsleitung angeschlossenes
Rohrstück und Verlegung des oberen Ventils in die untere Ventilkammer für Luftleer-Luftbremsen
verwendet werden.
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Die Erfindung ist auf der Zeichnung in einem Ausführungsbeispiel dargestellt,
und zwar zeigt Abb. i einen Längsschnitt durch ein der Erfindung gemäß konstruiertes
Ventil mit seinen Zubehörteilen in geschlossenem Zustande, aber unter Fortlassung
des Hebedaumens oder anderer Hubmechanismen zur Bewegung der Ventilspindel, Abb.
a eine entsprechende Endansicht des Ventils.
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Abb. 3 ist ein wagerechter Querschnitt durch das Ventil.
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Das Ventil besteht der Hauptsache nach aus einem zylindrischen Gehäuse
a mit einer Schraubenverschlußkappe b an seinem oberen Ende und einer unteren, mit
Stopfbüchse cl für die Ventilspindel versehenen Verschlu.ßplatte c, welche durch
Schraubenbolzen d o. dgl. an dem Gehäuse abnehmbar befestigt ist. Ein Einlaßstutzen
c2 mit Gewinde dient zur Verbindung mit dem Bremsrohr f. Der zylindrische Gehäusekörper
a ist durch eine wagerechte Querwand g in eine obere, mit dem Bremsrohr f in Verbindung
stehende Ventilkammer h und eine zweiteilige, durch Kanal k verbundene Unterkammer
i, j geteilt. Diese zweiteilige Unterkammer i, j ist durch eine zweite wagerechte
Wand L hergestellt, welche zentral durchbohrt ist und eine Stopfbuchse m trägt,
in welcher die zentrale Spindel t. des Ventils o gleitet. Diese Ventilspindel n
trägt an ihref oberen Ende das Anlaßven.til o mit Leder- o. dgl. Dichtung p, welches
auf dem durch die Querwand g gebildeten Ventilsitz g aufsitzt. Dieses Ventil o und
seine Dichtung p werden auf dem oberen abgesetzten Ende der Ventilspindel n durch
eine metallische Unterlagscheibe r und ein Paar Gegenmuttern s festgehalten. Ungefähr
in der Mitte ihrer Länge trägt die Ventilspindel n eine zweite Ventilscheibe t,
welche bei geschlossenem Ventil o die in der Abb. i dargestellte Lage einnimmt,
dabei die zweiteilige Kammer i, j in geeigneter Weise abschließend; aber
wenn das Ventil o angehoben ist, strömt die Luft aus dem Bremsrohr f an dem Ventil
o vorbei in die Kammer i, j und hebt, indem sie durch den Kanal k streicht,
die Ventilscheibe t, um durch die Austrittsöffnung u und die Kammer v ins Freie
zu entweichen. Die untere Ventilscheibe t ist ebenso auf einem nach unten abgesetzten
Teil der Ventilspindel n durch eine geeignete Sicherheitsmutter w befestigt. Da
nun zwischen der unteren Ventilscheibe t und dem sie umgebenden Kreisringansatz
keinerlei Reibung stattfindet, so kann diese Ventilscheibe aus Metall oder einem
anderen starren Material hergestellt werden und braucht nicht besonders sorgfältig
bearbeitet oder hergerichtet zu werden. In Verbindung mit dem Anlaßhahn ist ein
glockenhammerartig gekröpfter Winkelhebel y angeordnet, der bei. z an dem Ventilgehäusekörper
a derart abgestützt ist, daß sein unterer, kurzer Arm durch die öffnung u in die
Ausblaskammer v hineinragt, wo sein scheibenförmig ausgestaltetes Ende io in einen
in die Ventilspindel n eingearbeiteten Schlitz i i eingreift. Das obere Ende des
gekröpften Hebels y ist mit einem Auge i a versehen, mittels dessen eine geeignete
Verbindung hergestellt werden kann, durch die das Ventil o leicht wieder auf seinen
Sitz gebracht werden kann, nachdem es ;in Wirksamkeit getreten war. Der gekröpfte
Hebely wird in seiner Lage in geeigneter Weise auf seinem wagerechten Stützpunkt
oder Bolzen Z zwischen einer Dichtungsunterlagscheibe 13 und einer Spiralfeder i
¢ gehalten, welche zwischon
dem Lagerauge des Hebels und den den
Stützbolzen z tragenden Knaggen 15, 16 angeordnet sind.
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Aus der vorstehend beschriebenen und in der Zeichnung dargestellten
Konstruktion ist zu ersehen, daß sämtliche Teile des Ventils leicht zugänglich sind,
und daß- die Ventilspindel als Ganzes von dem unteren Ende des Gehäuses herausgezogen
werden kann, nachdem zunächst die Schraubkappe b, dann das Ventil o und schließlich
die Verschlußplatte c entfernt worden sind.
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Es ist auch zu ersehen, daß durch die vorliegende Erfindung keine
Stopfbüchsendichtung für die Ventilspindel auf der Druckseite des Apparates nötig
ist, so daß die Reibung und die Luftundichtigkeit am Spindelumfang auf das geringste
Maß herabgemindert werden.
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Die Ventilspindel selbst kann zweckmäßig mittels eines Daumenhebels
bewegt werden, der so aufgehängt ist, daß er um seinen Bolzen durch einen Zapfen
oder Arm gedreht werden kann, der durch das Signal gestellt wird. Der Daumenhebel
kann entweder so angeordnet werden, daß er das Ventil, wie auch immer die Fahrtrichtung
des Fahrzeuges sein mag, in Tätigkeit versetzt, oder er kann so angeordnet werden,
daß das Ventil nur in Tätigkeit tritt, wenn das Fahrzeug sich in einer bestimmten
Richtung bewegt, nicht aber bei entgegengesetzter Fahrtrichtung.
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Es ist augenscheinlich, daß das vorstehend beschriebene Ventil sowohl
für Vakuumbremsen als auch für Luftbremsen nach dem Westinghouse-System benutzt
werden kann. In dem letzteren Falle müßten das Scheibenventil an dem oberen Ende
der Ventilstange und ebenso das zweite Scheibenventil an der Ventilstange in geeigneter
Weise angeordnet werden; d. h. das Ventil am oberen Ende der Ventilstange müßte
mit einem in der unteren Ventilkammer angeordneten Ventilsitz zusammenarbeiten,
und die Ventilstange selbst müßte sich nach abwärts anstatt nach aufwärts bewegen.
Bei dieser Anordnung könnte die obere Kammer fortgelassen werden, und ihr Platz
könnte durch ein Rohrstück ersetzt werden, das in geeigneter Weise mit dem Bremsrohr
unmittelbar verbunden wäre.