DE3818182A1 - Verfahren zum faerben von natuerlichen oder synthetischen polyamiden - Google Patents
Verfahren zum faerben von natuerlichen oder synthetischen polyamidenInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein neues Verfahren zum Färben von
natürlichen oder synthetischen Polyamiden mittels 1 : 1-Chlromkomplexen von
Sulfonsäuregruppen enthaltenden Azo- oder Azomethinfarbstoffen, wobei man
die Farbstoffe in Form ihrer Betaine verwendet.
Das Färben von Wolle mit 1 : 1-Chromkomplexfarbstoffen auf Azo- oder Azomethinbasis
ist allgemein bekannt. Die Behandlung der Wolle mit den Farbstoffen,
die üblicherweise in Form ihrer Natriumsalze vorliegen, erfolgt
dabei in stark saurem Medium. Der pH-Wert der wäßrigen Färbeflotte liegt
im allgemeinen bei ca. 2.
Unter diesen Färbebedingungen tritt aber eine irreparable Schädigung der
Wolle ein. Andererseits müssen diese Bedingungen eingehalten werden, weil
man sonst zu Färbungen gelangt, die eine unzureichende Egalität aufweisen
(Jour. Soc. Dyers Col., Vol. 104, 12, 1988; H. Zollinger "Color
Chemistry", Seite 122, 1987, Verlag Chemie, Weinheim).
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es deshalb, ein Verfahren bereitzustellen,
mittels dessen das zu färbende Gut weitestgehend geschont wird,
wobei aber gleichzeitig eine ausreichende Egalität der Färbung gewährleistet
wird.
Es wurde nun gefunden, daß das Färben von natürlichen oder synthetischen
Polyamiden mit 1 : 1-Chromkomplexen von Sulfonsäuregruppen enthaltenden
Azo- oder Azomethinfarbstoffen in wäßriger Flotte vorteilhaft gelingt,
wenn man die Chromkomplexe der Farbstoffe in Form ihrer Betaine verwendet.
Dies ist überraschend, da die Betaine von 1 : 1-Chromkomplexfarbstoffen,
insbesondere in der textilen Anwendung, bisher für nicht brauchbar galten
(Fortschr. Chem. Forsch., Band 7, S. 684, 1966/67).
Für das erfindungsgemäße Verfahren sind praktisch die Betaine aller
1 : 1-Chromkomplexe von Sulfonsäuregruppen enthaltenen Azo- oder Azomethinfarbstoffe
geeignet. Bevorzugt ist die Verwendung von Betainen, die eine
oder zwei Sulfonsäuregruppen enthalten.
Die Herstellung der Betaine von solchen 1 : 1-Chromkomplexfarbstoffen ist
bekannt und beispielsweise in Ullmanns Enzyklopädie der technischen
Chemie, Band 16, S. 565, 4. Auflage, 1978, beschrieben.
Nach den dort genannten Methoden können im wesentlichen alle Betaine der
genannten Chromkomplexfarbstoffe hergestellt werden.
Geeignete Azo- oder Azomethinfarbstoffe, die den 1 : 1-Chromkomplexen zugrunde
liegen, weisen als Diazo- oder Aminokomponente z. B. Hydroxygruppen
enthaltende Anilin- oder Aminonaphthalinderivate auf, die gegebenenfalls
durch Halogen, C₁-C₄-Alkyl, C₁-C₄-Alkoxy, Nitro, Carboxyl, Sulfamoyl oder
C₁-C₄-Mono- oder Dialkylsulfamoyl substituiert sind.
Als Kupplungskomponenten dienen z. B. Hydroxy- und/oder Aminogruppen enthaltende
Benzol-, Naphthalin- oder Chinolinderivate, die gegebenenfalls
durch Halogen, C₁-C₄-Alkyl, C₁-C₄-Alkoxy, Nitro, Carboxyl, Sulfamoyl oder
C₁-C₄-Mono- oder Dialkylsulfamoyl substituiert sind, gegebenenfalls durch
C₁-C₄-Alkyl, C₁-C₄-Alkoxy, Nitro oder Halogen substituiertes 1-Phenyl-3-
methyl-pyrazol-5-on, Acetoacetamid oder gegebenenfalls durch C₁-C₄-Alkyl,
C₁-C₄-Alkoxy, Nitro oder Halogen substituiertes Acetoacetanilid.
Als Aldehydkomponenten dienen z. B. Hydroxygruppen aufweisende Benz- oder
Naphthaldehydderivate, die gegebenenfalls durch Halogen, C₁-C₄-Alkyl, C₁-
C₄-Alkoxy oder Nitro substituiert sind, oder gegebenenfalls durch C₁-C₄-
Alkyl, C₁-C₄-Alkoxy, Nitro oder Halogen substituiertes 1-Phenyl-3-methyl-
4-formylpyrazol-5-on.
Es versteht sich, daß dabei im Falle der Azofarbstoffe die Diazokomponente
oder die Kupplungskomponente mindestens eine Sulfonsäuregruppe aufweisen
müssen. Im Fall der Azomethinfarbstoffe muß die Aminokomponente oder die
Aldehydkomponente mindestens eine Sulfonsäuregruppe enthalten.
Wichtige 1 : 1-Chromkomplex-Farbstoffe von Sulfonsäuregruppen aufweisenden
Azo- oder Azomethinfarbstoffen, die in Form ihrer Betaine im neuen Verfahren
zur Anwendung kommen können sind z. B. C. I. Acid Yellow 99,
C. I. Acid Yellow 104, C. I. Acid Yellow 176, C. I. Acid Organge 72, C. I. Acid
Orange 74, C. I. Acid Red 179, C. I. Acid Red 183, C. I. Acid Red 186,
C. I. Acid Red 214, C. I. Acid Violet 58, C. I. Acid Blue 158, C. I. Acid
Blue 158, C. I. Acid Blue 161, C. I. Acid Green 12, C. I. Acid Green 35 oder
C. I. Acid Black 54.
Als natürliche Polyamide die mittels des erfindungsgemäßen Verfahrens gefärbt
werden können, kommen z. B. Leder oder textiles Fasermaterial in Betracht.
Textiles Fasermaterial ist vor allem Wolle. Aber auch Mischungen
aus Wolle/Polyamid, Wolle/Polyester, Wolle/Cellulose oder Wolle/Polyacrylnitril
oder Seide sind zu erwähnen. Das Fasermaterial kann dabei in den
verschiedensten Aufmachungsformen vorliegen, z. B. als loses Material,
Kammzug, Garn, Stückware oder Teppich.
Als Fasermaterial aus synthetischen Polyamiden, das erfindungsgemäß gefärbt
werden kann, kommt solches aus allen bekannten, dafür geeigneten
synthetischen Polymiden in Betracht. Das Fasermaterial kann dabei ebenfalls
in den verschiedensten Aufmachungsformen vorliegen, z. B. als loses
Material, Kammzug, Garn, Stückware oder Teppich.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird zweckmäßig so durchgeführt, daß man
das Betain, z. B. in fester Form oder in Form einer wäßrigen Suspension zur
Färbeflotte gibt. Bezogen auf das Gewicht der Färbeflotte beträgt der
Anteil an Chrom-Komplexfarbstoff z. B. 0,0004 bis 0,5%, vorzugsweise 0,001
bis 0,15%.
Der pH-Wert der Färbeflotte sollte dabei im allgemeinen 3 bis 7, vorzugsweise
3 bis 6 und insbesondere 3,5 bis 5 betragen. Dieser pH-Wert wird
durch die Zugabe von entsprechenden Mengen von anorganischen oder organischen
Säuren eingestellt. Geeignete Säuren sind z. B. Schwefelsäure,
Ameisensäure oder Essigsäure. Die Verwendung von Ameisensäure ist bevorzugt.
Die Färbeflotte kann weiterhin in der Praxis übliche und bekannte Hilfsmittel
und Zusätze enthalten, z. B. Entschäumer, Netzmittel oder Faltenverhinderungsmittel.
Das zu färbende Gut wird dann, z. B. in einer Menge von 2 bis 20%, vorzugsweise
5 bis 10%, bezogen auf das Gewicht der Färbeflotte, in die
Färbeflotte gegeben und bei einer Temperatur von 80 bis 100°C gefärbt.
Nachdem der Färbevorgang, der im allgemeinen 1 bis 3 Stunden in Anspruch
nimmt, beendet ist, wird das gefärbte Gut dem Färbebad entnommen, gespült
und getrocknet.
Ein Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt darin, daß bei der Färbung
von Wolle unter den erfindungsgemäßen Bedingungen nur eine geringe
Wollschädigung auftritt, da die Wolle nahe ihrem isoelektrischen Punkt behandelt
wird. Ein weiterer Vorteil besteht darin, daß vor dem eigentlichen
Färbeprozeß die bei den bekannten Verfahren notwendige Auflösung der
Natriumsalze der 1 : 1-Chromkomplexfarbstoffe in Wasser nicht durchgeführt
werden muß. Dieser Schritt ist im allgemeinen langwierig. Außerdem tritt
dabei häufig eine Verklumpung des Farbstoffs auf, die unegale Färbungen
verursachen kann.
Schließlich muß, da bei höherem pH-Wert gefärbt werden kann, der Färbeflotte
wesentlich weniger Säure zugesetzt werden.
Überraschend ist, daß beim Färben der natürlichen oder synthetischen Polyamide
Färbungen mit hoher Egalität erhalten werden. Dies konnte aufgrund
der geringen Wasserlöslichkeit der Betaine nicht erwartet werden. Weiterhin
überraschend ist, daß man im neuen Färbeverfahren eine wesentlich höhere
Baderschöpfung erreicht, d. h. nach beendetem Färbevorgang befindet
sich viel weniger Farbstoff in der Färbeflotte als bei herkömmlichen
Verfahren.
Die folgenden Beispiele sollen die Erfindung weiter erläutern.
3000 ml Wasser und 120 g Natriumhydroxid wurden auf 60°C erwärmt. In diese
Lösung wurden 320 g 2-Naphthol eingetragen und gelöst. Anschließend wurden
90 g Ammoniumsulfat zugegeben. Dann trug man bei 60°C und pH 11 500 g
1-Diazo-2-naphthol-4-sulfonsäure in 45 Minuten ein. Durch Zugabe von
insgesamt 100 g Natriumhydroxid wurde der pH-Wert bei 10,5 bis 11 gehalten,
wobei die Kupplung in 30 Minuten beendet war. Mit 500 ml halbverdünnter
Salzsäure wurde ein pH-Wert von 1,0 eingestellt. Nun wurde eine Chromformiatlösung
(enthaltend 100 g Chrom) zulaufen gelassen. Danach wurde in
einem Druckapparat vier bis fünf Stunden bei 130°C gerührt. Nach dem Abkühlen
wurde abgesaugt und getrocknet.
In eine wäßrige Färbeflotte, die 2 Gew.-% eines Hilfsmittels auf Basis
eines oxethylierten Oleylamins, 5 Gew.-% Natriumsulfat · 10 H₂O und 5 Gew.-%
Ameisensäure (85 gew.-%ig) enthielt, wurden 0,6 Gew.-% des Betains von
C. I. Acid Blue 161 (C. I. Nr. 15 706) gegeben (vgl. Beispiel 1). In dieser
Färbeflotte wurde Wollgewebe 1 Stunde lang bei 98 bis 100°C behandelt. Der
pH-Wert der Flotte betrug 3,2. Danach wurde das Gewebe aus der Flotte
entnommen, gespült und getrocknet. Es resultierte eine egale Färbung.
Wollgewebe wurde analog Beispiel 2 gefärbt. Als Farbstoff wurden
0,35 Gew.-% des Betains von C. I. Acid Red 183 (C. I. Nr. 18 800) verwendet.
Auch hier resultierte eine egale Färbung.
Die in der folgenden Tabelle aufgeführten Farbstoffe können analog
Beispiel 1 in die Betaine ihres 1 : 1-Chromkomplexes übergeführt und analog
Beispiel 2 im Färbeprozeß verwendet werden.
Claims (3)
1. Verfahren zum Färben von natürlichen oder synthetischen Polyamiden mit
1 : 1-Chromkomplexen von Sulfonsäuregruppen enthaltenden Azo- oder Azomethinfarbstoffen
in wäßriger Flotte, dadurch gekennzeichnet, daß man
die Chromkomplexe der Farbstoffe in Form ihrer Betaine verwendet.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Polyamide
bei einem pH-Wert von 3 bis 7 färbt.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als natürliches
Polyamid Wolle verwendet.
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