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Die
Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer neuen Proteinzusammensetzung,
die einen calciumverbrückten
Komplex aus zwei Polypeptidfragmenten enthält, der eine dem Human-Faktor
VIIIC ähnliche
Koagulationswirkung aufweist, sowie ein Verfahren zu ihrer Herstellung.
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Faktor
VIIIC ist ein Plasmaprotein, das am eigentlichen Stoffwechselweg
der Blutgerinnung teilnimmt. Bei Individuen mit vererbter, an das
X-Chromosom gebundener rezessiver Bluterkrankheit vom Typ der Hämophilie
A fehlt dieses Protein oder weist Defekte auf. Die Isolierung von
Faktor VIIIC war mit großen
Schwierigkeiten verbunden, da dieses Molekül nur in extrem niedriger Konzentration
im Plasma vorliegt, sowie aufgrund des Umstands, daß es ein
Zwischenprodukt oder ein Endprodukt des Abbaus eines größeren Protein-Vorläufermoleküls darzustellen
scheint. Daher führten
Versuche zur Isolierung von Faktor VIIIC zu komplexen Gemischen
von signifikanter Heterogenität
und mit variierenden Molekülmassen.
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Eine
der Möglichkeiten,
die bei der Herstellung physiologisch wirksamer Proteine breite
Anwendung gefunden hat, besteht in der Isolierung des interessierenden
Proteins in gereinigter Form. Das interessierende Protein stellt
dabei ein wertvolles Hilfsmittel bei der Entwicklung geeigneter
Rekombinant-DNA-Systeme zur Herstellung des Proteins dar. Wenn man über das
interessierende Protein verfügt,
können monoklonale
Antikörper
hergestellt werden, die für
das Protein spezifisch sind und zur Produktion des Proteins in Lysaten
verwendet werden können,
und zwar durch Expression von mRNA in Oocyten, oder aus einem cDNA-Gen
in einzelligen Mikroorganismen. Darüber hinaus können durch
Ermittlung der Aminosäuresequenz
durch Sequenzierung Sonden hergestellt werden, wobei Codons, welche
die betreffende Aminosäuresequenz
codieren, zur Hybridisierung mit mRNA, chromosomaler DNA oder cDNA
angewandt werden und entsprechend zur Ermittlung, Isolierung und
Expression des relevanten Gens oder der betreffenden Information
und zur Produktion des angestrebten Produkts in hohen Ausbeuten
in einem oder mehreren Wirtsorganismen geeignet sind.
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US-A-4
361 509 und die darin genannten Druckschriften beschreiben die Reinigung
von Faktor VIIIC (vgl. auch Fulcher und Zimmerman, Proc. Natl. Acad.
Sci. USA (1982) 79, 1648–1652).
Tuddenham et al., J. of Lab. Clinical Medicine (1979) 93, 40–53, beschreiben
die Reinigung von Faktor VIIIC unter Verwendung von polyklonalen
Antikörpern.
Austen, British J. Hematology (1979) 43, 669–674, beschreibt die Verwendung
von Aminohexyl-Sepharose für
die Reinigung von Faktor VIIIC. Weinstein et al., Proc, Natl. Acad.
Sci. USA (1981) 78, 5137–5141,
beschreiben ferner Untersuchungen zur Wirkung von Thrombin auf Faktor
VIIIC, vgl. auch Kuo et al., Abstracts for IX International Congress
of Thrombosis and Hemostasis, (Copenhagen; July 1983).
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Es
war ferner von C. A. Fulcher, J. R. Roberts and T. S. Zimmerman,
Blood (1983) 61, No. 4, 807–811, bekannt,
daß zwei
Polypeptidfragmente von 79/80 kd und 92 kd aus den Thrombinabbauprodukten
von Human-Faktor VIIIC durch SDS-Gelelektrophorese isoliert werden
können.
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Der
vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren
zur Herstellung einer Proteinzusammensetzung anzugeben, die eine
dem Human-Faktor VIIIC ähnliche
Koagulationswirkung aufweist, sow ein Verfahen zu ihrer Herstellung
anzugeben.
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Diese
Aufgabe wird gemäß dem Anspruch
gelöst.
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Die
der Erfindung zugrundeliegende Proteinzusammensetzung ist eine isolierte
Proteinzusammensetzung, die einen Komplex aus einem 77/80 kd-Dublett-Polypeptidfragment,
das mit einem 92,5 kd-Polypeptidfragment calciumverbrückt ist,
und Vorläuferspecies
enthält,
wobei der Komplex eine dem Human-Faktor VIIIC ähnliche Koagulationswirkung
aufweist, der Komplex und die Vorläuferspecies eine Reinheit von
mindestens 90%, bezogen auf Gesamtprotein, aufweisen und der Komplex
eine Reinheit von mindestens 30%, bezogen auf Gesamtprotein, besitzt.
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Das
erfindungsgemäße Verfahren
zur Herstellung dieser Proteinzusammensetzung der vorliegenden Erfindung
umfaßt
folgende Schritte:
- (A) Immunsorptionschromatographie
von Human-Faktor VIIIC unter Verwendung einer Sepharosesäule mit polyklonalen
anti-VIIIR-Antikörpern,
- (B) säulenchromatographische
Trennung des resultierenden Materials an aminohexylsubstituierter
Agarose und
- (C) weitere chromatographische Reinigung.
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Die
Fragmente und Untereinheiten von Human-Faktor VIIIC werden in im
wesentlichen reiner Form erhalten.
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Die
Polypeptidfragmente der oben definierten Proteinzusammensetzung
können
für zahlreiche
Anwendungszwecke herangezogen werden, beispielsweise zur Herstellung
von Human-Faktor VIIIC sowie Varläufern und Untereinheiten davon
durch Expression in einem Mikroorganismus oder in kultivierten Säugergewebezellen.
Im Rahmen der Erfindung wurden gereinigter Faktor VIIIC sowie Untereinheiten
und Fragmente davon isoliert und ihre physiologischen Beziehungen
zueinander ermittelt, insbesondere unter Anwendung des Thrombinabbaus.
Zumindest ein Teil jeder der zugeordneten Reihen von Polypeptiden
kann sequenziert werden, und die Seguenzen können zur Entwicklung komplexer
Sonden herangezogen werden. Darüber
hinaus können
genomische DNA-Fragmente auf homologe Sequenzen hin getestet werden,
und hybridisierende Fragmente können
isoliert und darüber
hinaus manipuliert werden, um ein DNA-Fragment zu erhalten, das eine
vollständige
Untereinheit oder ein Fragment codiert, und/oder zur Isolierung
reifer mRNA Verwendung finden, aus der ds cDNA erhalten werden kann.
Die DNA-Seguenz kann dann ferner zur Insertion in einen Expressionsvektor
manipuliert werden, worauf der Expressionsvektor zur Einführung in
einen verträglichen
Wirtsorganismus zur Expression des Polypeptids verwendet werden
kann.
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Darüber hinaus
können
die Zusammensetzungen zur Expression von Untereinheiten und Fragmenten von
Faktor VIIIC zur Herstellung von Faktor VIIIC als Vorläufermolekül oder in
seiner aktiven Form oder zur Erzeugung individueller Untereinheiten
zur Verwendung in Kombination mit natürlich erhältlichen Untereinheiten Verwendung
finden. Die Untereinheiten und Fragmente weisen eine oder mehrere
biologische Eigenschaften auf, die mit Faktor VIIIC in Zusammenhang
stehen, beispielsweise Epitopstellen, Koagulations wirkung und Immunogenität, so daß sie zur
Herstellung von Antikörpern
herangezogen werden können,
die ihrerseits als Reagentien verwendbar sind, insbesondere als
markierte Reagentien in Immunoassays.
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Human-Faktor
VIIIC stellt ein komplexes Protein dar, das in im wesentlichen reiner
Form isoliert werden kann und eine apparente Molekülmasse von
etwa 460 kd aufweist. Nach Elektrophorese unter denaturierenden
Bedingungen resultiert eine große
Anzahl von Fragmenten mit unterschiedlichen Molekülmassen:
240, 160, 140, 115, 92,5, 80 und 77 kd, wobei festgestellt wurde,
daß die
beiden letztgenannten als Dublett wandern. Die Analyse der Fragmente
durch chemische Spaltung sowie Spaltung mit Proteasen einschließlich Thrombin,
die Verwendung von Antikörpern
zur Verfolgung der immunogenen Beziehungen und der Spaltungsmuster
zur Verfolgung der strukturellen Beziehungen zeigt, daß das 92,5
kd-Polypeptid mit den Polypeptiden mit 240, 160, 140 und 115 kd
in Beziehung steht, während
das 77/80 kd-Dublett keine identifizierbaren Eigenschaften aufweist,
die es mit den übrigen
Peptiden gemeinsam hat, mit Ausnahme des 240 kd-Polypeptids. Es
wird ferner festgestellt, daß das
77/80 kd-Dublett durch Thrombin in ein 67/70 kd-Dublett umgewandelt wird,
während
das 92,5 kd-Polypeptid,
das in mit Thrombin behandeltem gereinigtem Faktor VIIIC-Material
vorliegt, durch Thrombin, direkt oder indirekt, in zwei Polypeptide
von etwa 40 und etwa 52,5 kd aufgespalten wird. Darüber hinaus
wird festgestellt, daß die
elektrophoretisch isolierten Polypeptide des 77/80 kd-Dubletts blockierte
N-Termini aufweisen, während
die Polypeptide des 67/70 kd-Dubletts an ihren N-Termini nicht blockiert sind.
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Ferner
wird festgestellt, daß der
Genlocus für
Faktor VIIIC Exons mit großen
Introns aufweist, wobei die Exons verschiedene Faktor VIIIC zugeordnete
Domänen
enthalten. So können
individuelle Exons isoliert werden, die mit bestimmten Polypeptiden
oder Fragmenten davon korreliert sind, die wiederum mit dem Faktor VIIIC-Komplex
in Beziehung stehen. Durch Identifizierung der speziellen Aminosäureseguenzen
für Untereinheiten
und Fragmente von Faktor VIIIC können
die Exons aus genomischer DNA selektiv isoliert werden, die dann
als solche, in Kombination oder in Verbindung mit synthetischer
DNA verwendet werden können,
um Sequenzen zu erzeugen, welche Polypeptiduntereinheiten von Faktor
VIIIC oder Fragmente davon codieren und die zu deren Herstellung
verwendet werden können.
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Die
genomischen DNA-Seguenzen von Faktor VIIIC, die sowohl Exons als
auch Introns enthalten, können
günstigerweise
in einen Expressionsvektor eingefügt werden, der für die Transkription
und Translation in Säugerzellen
geeignet ist, um sowohl wesentliche Mengen geeignet aufgespaltener
mRNA, die sich sowohl zur cDNA-Klonierung, als auch zur Herstellung
von Faktor VIIIC oder dessen Untereinheiten oder Fragmenten eignet.
Darüber
hinaus können
die aus dem Genom isolierten DNA-Sequenzen zur Hybridisierung mit
natürlicher
mRNA herangezogen werden, die Faktor VIIIC codiert. Die mRNA kann
dann zur Herstellung der ds cDNA Verwendung finden, welche die Untereinheiten
von Faktor VIIIC codiert. Die DNA-Sequenzen können zur Expression durch Insertion
in einen geeigneten Expressionsvektor mit den erforderlichen Regulationssignalen
zur Transkription und Translation verwendet werden. Der Expressionsvektor
des Faktor VIIIC-Gens (Expressionsvektor, der ein oder mehrere Gene
aufweist, die den gesamten Faktor VIIIC oder einen Teil davon, Vorläufer, Untereinheiten
oder Fragmente davon codieren) kann in einen verträglichen
Wirtsorganismus eingefügt
werden, der dann zur Expression des Faktors VIIIC kultiviert werden
kann. Durch geeignete Wahl der Wirtsorganismen kann die DNA für Faktor
VIIIC stromab der sekretorischen Leader- und Processing-Signale eingefügt werden,
so daß das
Produkt vom Wirtsorganismus ausgeschieden und weiterverarbeitet
wird, um so das vollständige
Polypeptid zu erhalten. Gewünschtenfalls
kann das Polypeptid dann zur Einführung von Funktionalitäten oder
Substituenten, die beim natürlich
vorkommenden Polypeptid vorliegen, weiterverarbeitet werden.
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Die
Teilanmeldung
EP 91113267.8 bezieht
sich auf ein Verfahren zur Synthese von Polypeptidfragmenten von
Human-Faktor VIIIC,
insbesondere eines Fragments mit einer Molekülmasse von 77/80 kd, DNA-Sequenzen,
die Teile dieses Polypeptidfragments codieren, extrachromosomale
Elemente, welche diese DNA-Fragmente enthalten, eine komplexe Sonde
zum Screening von DNA-Sequenzen, entsprechende DNA-Konstrukte sowie
monoklonale Antikörper,
die mit einem Immunogen erhalten wurden, das die genannten Polypeptidfragmente
umfaßt.
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In
der ersten Stufe des Verfahrens, das bei der vorliegenden Erfindung
Anwendung findet, wird hochgereinigter Faktor VIIIC erhalten und
charakterisiert. Gereinigter Faktor VIIIC kann aus im Handel erhältlichem menschlichem
antihämophilem
Faktor (AHF) hergestellt werden, der aus frischem, normalem menschlichem Plasma
als Kryopräzipitat
hergestellt wird und eine etwa 40-fache Anreicherung aufweist. Der
Faktor VIIIC wird dann weiter aufkonzentriert und gereinigt, indem
der antihämophile
Faktor in einem geeigneten Puffer, z. B. kochsalzhaltigem Imidazol – Lysin-HCl – Puffer
mit pH 7,4, gelöst
und anschließend
an einer Affinitätssäule chroma tographiert
wird, die entweder polyklonale oder monoklonale Antikörper gegen
Faktor VIIIC oder den daran gebundenen Faktor VIIIR aufweist. Die
Antikörper
werden günstigerweise
kovalent an einen Sepharoseträger
gebunden. Der Faktor VIIIC kann unter Anwendung einer Kombination
einer relativ hohen Konzentration an Calciumionen mit Glycerin von
der Säule
eluiert werden. Die von der Säule
erhaltenen Fraktionen können
dann mit einem geeigneten Puffer, wie oben erläutert, dialysiert werden, der
eine niedere Konzentration an Calciumionen aufweist, und werden
dann durch Verwendung einer Aminohexylsapharosesäule unter Elution mit einem
Puffer mit hoher Konzentration an Calciumchlorid oder Natriumchlorid
weiter gereinigt. Durch zusätzliche
chromatographische Schritte läßt sich
eine weitere Reinigung erreichen, beispielsweise durch Chromatographie
an Sepharosegel, HPLC, Ionenaustauschchromatographie an Dextransulfat
oder Mono-Q oder Chromatographie an Affinitätssäulen unter Verwendung von Lektinen
oder Antikörpern
gegen Faktor VIIIC. Insbesondere durch Verwendung von Dextransulfat
lassen sich Spurenverunreinigungen, beispielsweise Fibrinogen, Fibronectin
und IgG, aus der Präparation
abtrennen, so daß ein
Produkt erhalten wird, das im wesentlichen frei von Fremdproteinen
ist. Die Aktivität
der aus den Säulen
erhaltenen Fraktionen kann hinsichtlich der biologischen Wirksamkeit
und/oder hinsichtlich der antigenen Wirksamkeit unter Anwendung
eines Koagulationstests (im Handel erhältliche Testkits) und Verwendung
für Faktor
VIIIC spezifischer Antikörper überwacht
werden. Bezogen auf die Konzentration von Faktor VIII im Plasma
können
nach dem oben beschriebenen Verfahren etwa dem Faktor 200.000 entsprechende
Reinheitsgrade bzw. Anreicherungsgrade erzielt werden.
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Charakterisierung
des Faktors VIIIC
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Die
Gelfiltration zeigt, daß sich
Faktor VIIIC als ein Komplex mit einer apparenten Molekülmasse von etwa
460 kd verhält.
Durch Anwendung der SDS-Gelelektrophorese (denaturierende Bedingungen)
können sieben
individuelle Polypeptide unterschiedlicher Molekülmasse isoliert werden. Diese
Fragmente besitzen Molekülmassen
von 240, 160, 140, 115, 92,5, 80 bzw. 77 kd. Diese Fragmente wurden
in der nachstehend erläuterten
Weise charakterisiert.
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Bei
der ersten Untersuchung, die angewandt wurde, fanden Inhibitor-Antikörper Verwendung,
die von hämophilen
Patienten isoliert worden waren; diese Antikörper sind als Z bzw. E bezeichnet.
Beide Antikörper reagierten
mit dem 77/80 kd-Dublett. Der E-Antikörper reagierte stark mit dem
240 kd-Polypeptid und schwach mit verschiedenen Banden zwischen
dem Dublett und dem 240 kd-Polypetid. Der Z-Antikörper reagierte
ferner schwach mit dem 240 kd-Polypeptid.
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In
Immunpräzipitationsversuchen
ergab sich, daß der
E-Antikörper das
77/30 kd-Dublett sowie die hochmolekularen Species mit 160, 140,
115 und 92,5 kd fällt,
wobei das Dublett zu den stärkeren
Banden gehört.
Die Mitverwendung von EGTA führt
zum Verschwinden der Banden außer
dem Dublett, woraus hervorgeht, daß die Species mit 92,5 kd mit
den Species mit 77 und/oder 80 kd in einem Komplex verbunden ist,
der durch eine Ca++-Brücke vermittelt wird.
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Bei
der nächsten
Untersuchung worden monoklonale Antikörper hergestellt, die sowohl
die durch Faktor VIIIC vermittelte Koagulationsaktivität inhibieren
als auch mit Komponenten des Komplexes reagieren: Antikörper der
Klasse I, die mit dem 77/80 kd-Dublett und dem 240 kd-Polypeptid reagieren,
sowie Antikörper
der Klasse II, die mit den Polypeptiden mit 160, 140, 115 und 92,5
kd reagieren. Die Immunpräzipitation
von mit Thrombin abgebautem Faktor VIIIC mit Antikörpern der
Klasse I zeigt, daß sich
das resultierende 70/67 kd-Dublett vom 77/80-kd Dublett ableitet,
das im Faktor VIIIC vorliegt. Die Ergebnisse mit den monoklonalen
Antikörpern
der Klasse II zeigten, daß die
Polypeptide mit 160, 140 und 115 kd Vorläufer des 52,5 kd-Polypeptids
sind. Ein Peptidspaltungsprodukt des 92,5 kd-Polypeptids mit 40
kd wurde ebenfalls von den Antikörpern
der Klasse II gebunden. Durch ELISA-Assay unter Verwendung monoklonaler
Antikörper
in Gegenwart sowie in Abwesenheit von EGTA wurde die Ca++-Brückenassoziation
zwischen den Komponenten 92,5 kd und 77 kd und/oder 80 kd des Faktor
VIIIC-Kompleses bestätigt.
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Sowohl
die Human-Inhibitorantikörper
als auch die monoklonalen Antikörper
können
bei den Verfahren zur Gewinnung von Faktor VIIIC durch Immunsorptions-Säulenchromatographie
oder unter Verwendung von EGTA herangezogen werden, um die darin
enthaltenen Komponenten, nämlich
die Species mit 92,5 kd und 77/80 kd, aufzulösen.
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Die
nächste
Untersuchung betraf den Thrombinabbau von gereinigtem Faktor VIIIC-Material
bei pH 6,8 oder 7,4. Aliguote Mengen wurden auf ihre Koagulationsaktivität getestet
und zur Gelanalyse mit TCA gefällt.
Es ergab sich, daß die
Koagulationsaktivität
in Übereinstimmung
mit einem Anstieg und einem Abfall in der Menge der 92,5 kd-Species
ansteigt bzw. abfällt.
Die Thrombinbehandlung des gereinigten Faktor VIIIC-Materials während kurzer
Reaktionszeiten (5–15
min) erhöht
die Menge an 92,5 kd-Species, während
das 77/80 kd-Dublett teilweise in ein 67/70 kd-Dublett umgewandelt wird. Bei Anwendung
langer Throm binabbauzeiten, beispielsweise von 1 h, wird das 92,5
kd-Protein abgebaut,
und zwei neue Proteine mit 40 und 52,5 kd erscheinen, wobei das
40 kd-Polypeptid noch die immunogenen Eigenschaften der 92,5 kd-Species
aufweist. Das 52,5 kd-Polypeptid erwies sich als Spaltungsprodukt
im Schema des chemischen und enzymatischen Abbaus und als Analogon
zur 92,5 kd-Species.
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In
der nächsten
Untersuchung wurden individuelle Untereinheiten und Vorläufer von
Faktor VIIIC (z. B. die Species mit 240, 17/80 und 92,5 kd) durch
präparative
SDS-Gelelektrophorese isoliert, worauf ein zeitabhängiger Thrombinabbau
der isolierten Polypeptide vorgenommen wurde. Das von einem präparativen
Gel isolierte 240 kd-Fragment ergab 160, 140, 115 und 92,5 kd zugeordnete
Banden. Die Fragmente mit 80 kd und 77 kd ergaben ein Fragment mit
70 bzw. 67 kd.
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Es
wird ein Faktor VIIIC-Komplex abgeleitet, der die Species mit 77
und/oder 80 kd und das Polypeptid mit 92,5 kd als calciumverbrückten Komplex
in hochgereinigter Form enthält.
Die Reinheit des Faktor VIIIC-Materials (Komplex und Vorläuferspecies)
ist üblicherweise
höher als
80% und in vielen Fällen
größer als
90% und kann 98% oder höhere
Werte erreichen, jeweils bezogen auf den gesamten Proteingehalt;
die Reinheit des Komplexes beträgt
mindestens 20% und noch üblicher
30%, jeweils bezogen auf den gesamten Proteingehalt, nach Säulen-Immunsorptionschromatographie
mit anti-Faktor-VIIIR-Antikörpern
und Säulenchromatographie
an Aminohexylsepharose. Die Anwendung zusätzlicher chromatographischer
Schritte, z. B. unter Verwendung von Dextransulfat, erhöht das Reinheitsniveau
auf mindestens 90% und üblicherweise
noch höhere Werte,
bezogen auf das Faktor VIIIC-Material (Komplex Vorläufer). Die
Reinheit der Faktor VIIIC-Komponenten, d. h. der 92,5 kd-Species
und des 77/80 kd-Dubletts, die durch präparative SDS-Gelelektrophorese
isoliert wurden, beträgt üblicherweise
mindestens 98%. Wie oben angegeben, kann der Komplex unter Verwendung monoklonaler
Antikörper
erhalten werden, die für
eine Komponente des Dubletts oder für das 92,5 kd-Polypeptid spezifisch
sind. Der Komplex kann dann unter Verwendung einer denaturierenden
oder chaotropen Lösung vom
Antikörper
abgetrennt werden, beispielsweise unter Verwendung von wäßriger Harnstoff-
bzw. Thiocyanatlösung.
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Sequenzen
dieser Peptide sind im nachstehenden experimentellen Teil im einzelnen
beschrieben.
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Gemäß der vorliegenden
Erfindung kann die gereinigte Zusammensetzung von Untereinheiten/Fragmenten
von Faktor VIIIC zur Erhöhung
der Blutgerinnungsfähigkeit
bei Personen verwendet werden, welche diese speziellen Untereinheiten
benötigen.
Die Zusammensetzung kann auch in der Therapie verwendet werden.
Darüber
hinaus kann die gemäß der Erfindung
hergestellte Zusammensetzung zur Erzeugung monnklonaler Antikörper gegen
Faktor VIIIC sowie seine Untereinheiten und Fragmente herangezogen
werden. Die Untereinheiten und Fragmente können ferner auch als Reagentien
Verwendung finden, die markiert und, in Kombination mit den Antikörpern, in
diagnostischen Tests auf das Vorliegen von einem oder mehreren Untereinheiten
oder Abbaufragmenten davon in physiologischen Flüssigkeiten, beispielsweise
Blut oder Serum, verwendet werden können.
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Die
nachstehenden Beispiele dienen lediglich der Erläuterung und sind nicht einschränkend.
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Die
Abkürzung
Ab bedeutet Antikörper,
die Abkürzung
Ag Antigen.
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Experimenteller Teil
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I. Reinigung von Faktor
VIIIC
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Human-Faktor
VIIIC wurde aus handelsüblichen
Kryopräzipitat-Präparationen
isoliert, und zwar durch a) Immunsorptionschromatographie unter
Verwendung einer Sepharosesäule
mit polyklonalen anti-VIIIR-Antikörpern nach einem Verfahren,
das zuerst von Tuddenham et al., loc. cit., beschrieben wurde, sowie
b) chromatographische Trennung an aminohexylsubstituierter Agarose,
wie ursprünglich
von Austen, loc. cit., beschrieben wurde.
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Im
folgenden sind Details der Verfahren erläutert.
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Von
der Firma Atlantic Antibody (Katalog Nr. 040-01) bezogenes Ziegenserum
mit Antikörpern
geben Human-Faktor VIII-Related Antigen (VIII:R) wurde entweder
mit einem Standardschnitt mit 0 bis 50% Ammoniumsulfat und anschließende Säulenchromatographie
an DEAE-Cellulose oder einem ähnlichen
0 bis 33%-Schnitt ohne nachgeschaltete Chromatographie behandelt.
Diese Materialien wurden dann an CNBr-aktivierte Sepharose CL2B
bzw. 4B gebunden (Pharmacia, 17-0140-01 oder 17-0430-01) und zu
einer Säule
gegossen (anti-VIII:R-Sepharosesäule).
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"HEMOFIL", eine stabile, getrocknete
Präparation
von Antihämophilem
Faktor (Faktor VIII, AHF, AHG) in konzentrierter Form, die aus frischem,
normalem menschlichem Plasma gewonnen war und bezüglich Faktor
VIIIC etwa 40-fach angereichert war, wurde in folgendem Puffer gelöst: 0,02
M Imidazol, 0,15 M NaCl, 0,1 M Lysin-HCl, 0,02% NaN3,
pH 7,4.
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Nach
dem Auflösen
wurde das Produkt HEMOFIL auf die oben erläuterte anti-VIIIR-Sepharosesäule aufgegeben.
Nichtspezifisch gebundenes Protein wurde mit dem obigen Puffer,
der auf 0,5 M NaCl modifiziert war, eluiert. Danach wurde Faktor
VIIIC mit dem obigen Puffer eluiert, der 0,35 M CaCl2 enthielt
und mit 10% Glycerin versetzt war, das die Faktor VIIIC-Aktivität stabilisiert.
Aktive Fraktionen von der Immunsorptionssäule wurden gepoolt und gegen
Puffer dialysiert (0,02 M Imidazol, 0,15 M NaCl, 0,1 M Lysin-HCl,
0,025 M CaCl2, 0,02% NaN3,
10% Glycerin, pH 7,4). Ein Aliguot der dialysierten Fraktionen,
das 1100 Einheiten Faktor VIIIC enthielt, wurde auf eine Aminohexylsepharosesäule auf
der Basis von Sepharose 4B (1 × 6
cm) aufgegeben, die mit dem oben beschriebenen Dialysepuffer äquilibriert
war. Die Faktor-VIIIC-Aktivität
wurde mit dem gleichen Puffer eluiert, der entweder 0,35 M CaCl2 oder 2 M NaCl enthielt. Es wurde festgestellt,
daß sich
die Aktivität
in einem Volumen von 2 ml befand und 500 Einheiten Faktor VIIIC
pro ml betrug. Die anschließenden Versuche,
die in gleicher Weise durchgeführt
wurden, ergaben eine Rückgewinnungsrate
von 25% von der anti-VIII:R-Säule
und eine Rückgewinnungsrate
von etwa 90% von der Aminohexylsepharosesäule. Alternativ zu der obigen
Verfahrensweise wurde gepooltes, dialysiertes Material, das von
der Immunsorptionssäule
eluiert worden war, zunächst
auf eine Säule
mit Dextransulfat (Pharmacia) (1,5 ×6 cm) aufgegeben, die mit
dem obigen Dialysepuffer äguilibriert
worden war, und mit dem gleichen Puffer eluiert. Einige Verunreinigungen
in geringerer Menge, z. B. Fibrinogen, Fibronectin, IgG, werden
auf der Säule
zurückbehalten,
während
Faktor VIIIC in das Eluat austritt, das gesammelt und auf die oben angegebene
Aminohexylsepharosesäule
aufgegeben wird.
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Es
wurde festgestellt, daß bei
dem gereinigten Faktor VIIIC sowohl die biologische Wirksamkeit,
d. h. die Gerinnungswirksamkeit, als auch die antigene Wirksamkeit
(cAg) vorlagen, wie in anschließenden
Tests nachgewiesen wurde, aufgrund deren sich ein Anreicherungsgrad
von 5000 gegenüber
dem Anreicherungsgrad von 40 beim Ausgangsmaterial HEMOFIL ergab.
Unter Verwendung eines im Handel erhältlichen Dreikomponenten-Standardtestkits
von General Diagnostics (APTT, Plasma ohne Faktor VIII, Normalcitrat
zum Nachweis) wurde ein Koagulationstest durchgeführt, der
hohe biologische Faktor-VIIIC-Aktivität ergab.
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Die
verwendeten Antikörper
stammten von Inhibitorpatienten, wobei einer, der einen niederen
Titer besaß (LZ),
als Beschichtungsantikörper
(coating Ab) und einer, der einen hohen Titer besaß (HZ),
als markierter Antikörper
(labeled Ab) verwendet wurde. Die Antikörper wurden bei zwei unterschiedlichen
Tests eingesetzt. In einem RIA-Test wurde der Antikörper HZ
Ab mit 125I markiert, während er in einem ELISA-Test
an Meerrettich-Peroxidase gebunden wurde. Die Markierung des Antikörpers HZ
mit 125I für den RIA-Test wurde nach Hunter,
W. M., in: Radioimmunoassay, Weir, D. M., Hrsg. Handbonk off Experimental
Immunology, 3. Auflage, Band 1, Blackwell Scientific Publications,
Oxford, 1978, durchgeführt.
Die HRP-HZ-Konjugation erfolgte gemäß Wilson und Nakane in: Immunofluorescence
and Related Staining Techniques, Knapp et al., Hrsg., Elsevier,
North-Holland Biomedical Press, Amsterdam, 1978, S. 215–224. Die
LZ-Antikörper
besaßen
eine Aktivität von
700 Bethesda-Einheiten/ml, während
die HZ-Antikörper
eine Aktivität
von 1.500 Bethesda-Einheiten/ml aufwiesen. Die Beschichtungs-Antikörper (LZ
Ab) wurden in 0,1 M NaHCO3, pH 9,8, auf 3,5 μg/mt (RIA)
oder 0,05 M Imidazol, 0,1 M NaCl, 0,01% Thimerosal, 0,05% Tween
20, 5% BSA (ELISA) verdünnt,
oder es wurde für
beide Verfahren PBS-CMF-Lösung
angewandt (für
1 l: 200 mg KCl, 200 mg KH2PO4,
8,0 g NaCl, 1,15 g wasserfreies Na2HPO4, pH 7,4); 1 ml wurde zu jedem Röhrchen (Polystyrol)
zugegeben, worauf über
Nacht bei Raumtemperatur inkubiert wurde. Diese Lösung wurde
dann durch Absaugen entfernt, worauf die Röhrchen dreimal mit 3 bis 3,5
ml 0,15 M NaCl oder PBS-CMF mit einem Gehalt von 0,05% Tween 20
gewaschen wurden. Die Proben oder Standardproben (General Diagnostics,
Normalcitrat zum Test, Verify Normal Citrate, Katalog Nr. 34112)
wurden verdünnt
und in die Röhrchen
gegeben, wobei ein Gesamtvolumen von 0,9 ml pro Röhrchen eingestellt
wurde, und über
Nacht bei Raumtemperatur inkubiert (die Verdünnungen wurden in 0,02 M Tris,
0,15 M NaCl, 5% BSA, 0,05% Tween 20, 0,01 Thimerosal, pH 6,5, für RIA oder
in 0,05 M Imidazol, 0,1 M NaCl, 0,01% Thimerosal, 0,05% Tween 20,
5% BSA für
ELISA oder in PBS-CMF für
beide Verfahren vorgenommen). Die Lösungen wurden durch Absaugen
entfernt, wonach die Röhrchen
wie oben angegeben gewaschen wurden. Für den RIA-Test wurde eine 5 × 105 cpm entsprechende Menge des 125I
markierten Antikörpers
gegen Faktor VIIIC (HZ) in 600 μl
RIA-Verdünnungspuffer
in jedes Röhrchen
gegeben, das dann 16 bis 18 h bei 37°C inkubiert wurde; die Lösungen wurden
dann entfernt, wonach die Röhrchen
wie oben angegeben, gewaschen und dann in einem Gammazähler vermessen
wurden. Für
den ELISA-Test wurden 0,9 ml mit Peroxidase konjugierter anti-Faktor-VIIIC-Antikörper (HZ)
in jedes Röhrchen
gegeben, das dann bei Raumtemperatur über Nacht inkubiert wurde;
die Lösungen
wurden dann entfernt, wonach die Röhrchen wie oben angegeben gewaschen
wurden; danach wurden 0,9 ml OPD-Lösung (auf 100 ml: 0,73 g Citronensäure, 1,19 g
Dinatriumhydrogenphosphat, 0,15 g o-Phenylendiamin, pH 5,0, unmittelbar
vor Gebrauch mit 250 μl
10% H2O2 versetzt)
versetzt, wonach 30 min im Dunkeln bei Raumtemperatur inkubiert
wurde. Zum Abstoppen dieser Reaktion wurde 0,5 ml 6 N HCl (oder
0,9 ml 1 M H2SO4)
zu jedem Röhrchen
gegeben, worauf die optische Dichte OD492 gemessen
wurde.
-
II. Struktur des Faktor
VIIIC-Komplexes
-
A. Immunpräzipitationsversuche
-
Die
Gelfiltrationsversuche des gereinigten Faktor VIIIC-Materials wurden
mit einer AcA 44-Säule
unter folgenden Bedingungen durchgeführt: 0,1% Insulin (als Trägerprotein
zur Stabilisierung), 0,25 M CaCl2, 0,01% Thiomerosal,
0,05 M Imidazol, pH 7,2. Die Koagulationsaktivität sowie die Antigenwirksamkeit
des Faktor VIIIC wurden im Eluat überwacht. Dabei wurden zwei
Antigenpeaks festgestellt. Einer davon mit Faktor VIIIC-Koagulationswirksamkeit
verhielt sich als Komplex mit einer apparenten Molekülmasse von
etwa 460.000 unter diesen Bedingungen (nativ). Der andere Peak (ohne
Koagulationsaktivität)
wurde bei einer beobachteten Molekülmasse etwas unter 67 kd eluiert.
-
Bei
der Analyse mit der analytischen Standard-SDS-Gelelektrophorese
nach Laemmli, (Laemmli, Nature (1970) 227, 680–685) wurden verschiedene Proteinspecies
mit 240, 160, 140, 115, 92,5, 80 und 77 kd erhalten. Die Beziehung
dieser Proteine zu Faktor VIIIC wurde nach Standard-Immunpräzipitationsverfahren ermittelt.
Beim Immunpräzipitationsverfahren
wurden Sepharose CL4B mit S. aureus-Protein A oder Polystyrolkügelchen
(Durchmesser 0,32 mm, 1/8 in, Precision Plastic Ball Co.), die mit
einem durch Affini tätschromatographie
gereinigten zweiten Antikörper
(Ziegen-anti-Aaus-IgG oder -anti-Human-IgG) beschichtet waren, zur Trennung
der Antigen-Antikörper-Komplexe
vom freien, 125I-markierten Faktor VIIIC
verwendet.
-
Die
von der Affinitätssäule eluierten
Proteine wurden jodiert und dann mit für Faktor VIIIC spezifischen Antikörpern umgesetzt.
Die Antikörper
waren menschliche Inhibitorantikörper,
die von hämophilen
Patienten isoliert worden waren; sie sind als anti-Faktor VIIIC-Antikörper (Z)
und (E) oder Inhibitor-Antikörper
(Z) und (E) bezeichnet.
-
Die
Ergebnisse zeigten, daß beide
Antikörper
mit dem 77/88 kd-Dublett reagierten. Der Antikörper "E" reagierte
ferner stark mit der 240 kd-Bande und ergab eine schwache Fällung mit
verschiedenen Banden (160, 140, 115, 92,5 kd) zwischen dem Dublett
und der Species mit 240 kd. Der Antikörper "Z" ergab
ferner Fällung mit
den Proteinen mit 92,5 kd und 240 kd. Die starke Reaktion des Antikörpers "E" mit der 240 kd-Species legt nahe, daß diese
Species ein Vorläufer
des Faktors VIIIC ist.
-
Die
mit der Antikörpersäule gereinigte
Faktor VIIIC-Fraktion wurde jodiert und mit Human-Inhibitorantikörper sowohl
in Gegenwart als auch in Abwesenheit von EGTA (Ethylenglycol-bis(β-aminoethyl-ether)-N,N,N',N'-tetraessigsäure) umgesetzt.
Hierdurch ist es möglich,
die Rolle zweiwertiger Kationen und insbesondere von Ca++ bei
der Assoziation der Faktor VIIIC-Polypeptide zu untersuchen. Dabei
wurde festgestellt, daß der
Inhibitorantikörper
(E) sowohl mit dem 77/80 kd-Dublett als auch mit den Species höherer Molekülmasse mit
160, 140, 115 und 92,5 kd Fällung
ergibt. Das Dublett befindet sich stets unter den stärkeren Banden.
Dieser Immunpräzipitationsversuch
wurde mit den Polystyrolkügelchen
durchgeführt.
Diese Verfahrensweise führt
zu einem niedrigeren Untergrund, und das markierte IgG in der Faktor
VIIIC-Präparation
wird nicht gefällt.
Die Mitverwendung von EGTA führt
zum Verlust der Banden mit höherer
Molekülmasse
(92,5–160 kd),
hat jedoch keinen Effekt auf die Menge des ausgefällten Dubletts.
-
Bei
einem ähnlichen
Versuch, bei dem an Sepharose als Immunsorbens gebundener Antikörper Z verwendet
wurde, wurde gereinigter Faktor VIIIC auf die Säule auf gegeben; nach der Bindung über das
77/80 kd-Dublett wurde das 92,5 kd-Polypeptid mit EDTA (Ethylendiamintetraessigsäure) selektiv
eluiert. Das Verfahren wird zur Fraktionierung der 92,5 kd-Species
präparativ
angewandt. Diese Immunsorbens-Säule
oder eine ähnliche
Säule wird
mit polyklonalen Antikörpern
gegen Faktor VIIIC hergestellt. Bei der Elution mit chaotropen oder
denatutrierenden Lösungsmitteln,
z. B. Thiocyanatlösung
bzw. wäßriger Harnstofflösung anstelle von
EGTA, wird der Faktor VIIIC weiter gereinigt. Diese Ergebnisse zeigen
an, daß das
92,5 kd-Polypeptid nicht kovalent über eine Ca++-Brücke mit
dem 77/80 kd-Dublett assoziiert sein kann. Der Inhibitorantikörper scheint
lediglich mit dem Dublett direkt wechselzuwirken. Die Banden mit
höherer
Molekülmasse
(115 kd, 140 kd, 160 kd) gehören
wahrscheinlich zu Vorläufern
des 92,5 kd-Polypeptids, da sich ergab, daß der monoklonale, gegen das
92,5 kd-Polypeptid gerichtete Antikörper zur Kreuzreaktion mit
den Polypeptiden mit 115 kd, 140 kd und 160 kd befähigt ist.
-
Die
Beziehung der verschiedenen Proteinspecies von der Affinitätssäule wurde
durch Immunpräzipitation
von jodiortem, gereinigtem Faktor VIIIC mit monoklonalen Antikörpern nachgewiesen,
die nach dem Verfahren von G. Kohler und C. Milstein (Eur. J. of
Immunol. 6 (1975) 511) hergestellt worden waren. Balb/c-Mäuse wurden
mit in flüssiger
Phase immunadsorbiertem Faktor VIIIC immunisiert. Milzzellen (108) wurden mit 107 NSO-
oder NSI-Mäusemyelomzellen
verschmolzen. Die Fusionsprodukte wurden dann in zwei Mikrotiterplatten
mit je 96 Vertiefungen eingebracht. Eine Feeder-Schicht der Milzzellen
mit 104-Zellen/Vertiefung wurde verwendet.
Vom 5. Tag an waren Kolonien mikroskopisch sichtbar; der Überstand
wurde jeweils nach ein paar Tagen durch ELISA-Test untersucht. Folgende
Schichten wurden verwendet: 1. Schicht: Von der Aminohexylsepharose-4B-Säule eluierter
Faktor VIIIC, wie oben in Abschnitt I beschrieben; 2. Schicht: Hybridomzellen-Überstand,
3. Schicht: Mit Meerrettich-Peroxidase (HRP) markiertes Ziegen-anti-Maus-IgG;
4. Schicht: HRP-Substrat.
-
Es
wurden verschiedene Klassen monoklonaler Antikörper identifiziert, von denen
zwei die Koagulationsaktivität
von Faktor VIIIC inhibierten: Antikörper der Klasse I reagierten
mit dem 80/77 kd-Dublett und dem 240 kd-Polypeptid; die Antikörper der
Klasse II reagierten mit den Proteinen mit 240, 160, 140, 115 und
92,5 kd. Die Immunpräzipitation
von mit Thrombin abgebautem Faktor VIII mit monoklonalen Antikörpern der
Klasse I zeigt, daß sich
das entstandene 70/67 kd-Dublett vom 77/80 kd-Dublett ableitet (vgl.
unten). Die Immunpräripitation
mit monoklonalen Antikörpern
der Klasse III zeigt wiederum an, daß die Polypeptide mit 160,
140 und 115 kd Vorläufer
des 92,5 kd-Polypeptids
sind. Die monoklonalen Antikörper
der Klasse III reagierten ferner mit einem 40 kd-Polypeptid, das
durch Thrombinabbau des gereinigten Faktor VIIIC-Materials erzeugt
wvorden war.
-
Es
wurde ferner ein ähnlicher
Versuch wie oben beschrieben unter Verwendung von EGTA durchgeführt, um
die Rolle von Ca++-Ionen im Faktor VIIIC-Komplex
zu untersuchen, wobei ein ELISA-Assay auf der Basis monoklonaler
Antikörper
mit folgenden Schichten verwendet wurde: 1. Schicht: Monospezifischer
anti-Maus-IgG-Antikörper;
2. Schicht: Monoklonale Antikörper
der Klasse III (anti-92,5 kd); 3. Schicht: Gereinigtes Faktor VIIIC-Material,
4. Schicht: HRP-Human-Inhibitorantikörper gegen
77/80 kd. Bei Zusatz von EGTA verschwand die im Kontrollversuch
ohne Chelatbildner vorliegende gebundene HRP-Aktivität. Der Umstand,
daß die
monoklonalen Antikörper
der Klasse I und III, die gegen die Proteine des 77/80 kd-Dubletts
bzw. des 92,5 kd-Fragments berichtet sind, jeweils die Koagulationsaktivität des Faktors
VIIIC inhibieren, erweist, daß beide wesentliche
Komponenten des Faktor VIIIC-Komplexes sind.
-
B. Thrombin-Aktivierung
von Faktor VIIIC
-
Aminohexylkonzentrierter,
affinitätsgereinigter
Faktor VIIIC wurde mit Thrombin aktiviert (Boehringer, Charge Nr.
1072302), wobei zwei unterschiedliche pH-Bedingungen (6,8 und 7,4)
angewandt wurden.
-
Aliquote
Mengen wurden auf ihre Koagulationsaktivität getestet; zusätzlich wurden
Proben (jeweils etwa 2,5 Einheiten) zur Gelanalyse mit TCA gefällt. Bei
den ersten Versuchen betrug die VIIIC-Aktivität anfänglich 46 Einheiten/ml. Das
Material wurde auf eine Endkonzentration von 11,5 Einheiten/ml in
Faktor VIIIC-Puffer (20 mM Imidazot, pH 6,8, 150 mM NaCl, 100 mM
Lysin, 25 mM CaCl2 und 10 Glycerin) verdünnt. Die
Endkonzentration an Thrombin betrug 0,12 Einheiten/ml (etwa 1 Einheit
Thrombin pro 100 Koagulationseinheiten VIIIC). Die Ergebnisse zeigten,
daß die
Koagulationsaktivität
auf etwa 180 Einheiten/ml ansteigt und dann auf etwa 40 Einheiten/ml
(im wesentlichen der Ausgangswert) abfällt, und zwar übereinstimmend
mit einem ähnlichen
Anstieg und Abfall der Menge an 92,5 kd-Species. Die 92,5 kd-Species
stellt folglich einen Teil des aktiven Faktor VIIIC-Komplexes dar.
-
Zusätzliche
Versuche mit höherkonzentrierten
Faktor VIIIC-Präparationen
wurden vorgenommen, um die Thrombinaktivierung in einem präparativen
Maßstab
durchzuführen.
Zur Erzeugung des 92,5 kd-Polypeptids wurde Thrombin zu dem gereinigten
Faktor VIIIC-Material (pH 7,4) in einem Verhältnis von etwa 1000 bis 2000
Koagulationseinheiten Faktor VIIIC auf eine Einheit Thrombinaktivität zugegeben,
worauf lediglich eine kurze Zeit (5–15 min, je nach der Hemofil-Probe) reagierengelassen
wurde. Das resultierende Produkt wurde dann auf ein 7,5%iges präparatives
Gel aufgebracht, und die Peptide wurden durch Elektrophorese getrennt; die
Gelbanden wurden ausgeschnitten und elektroeluiert.
-
Wenn
der Thrombinabbau lediglich während
einer kurzen Zeitdauer vorgenommen wird, kann die Menge an 92,5
kd-Species verdoppelt oder verdreifacht werden; zugleich wird das
77/80 kd-Dublett lediglich teilweise in die 67/70 kd-Species umgewandelt.
Zur Optimierung der Bedingungen für die Isolierung des 67/70 kd-Dubletts
wird der Thrombinabbau während
einer längeren
Zeitdauer (mehr als 1 h) durchgeführt. In diesem Fall wird die
92,5 kd-Species weiter gespalten, wobei kleinere Fragmente entstehen.
Nach der Thrombinbehandlung erscheinen zwei neue Peptide mit 52,5
kd und 40 kd. Das 40 kd-Polypeptid reagiert mit dem gegen die 92,5
kd-Species gerichteten monoklonaten Antikörper und muß folglich ein Spaltungsprodukt
davon sein. Das 52,5 kd-Polypeptid leitet sich ebenfalls vom 92,5
kd-Protein ab, wie aus einem Vergleich des chemischen mit dem enzymatischen
Spatungsmuster nachzuweisen ist, d. h., sowohl die 92,5 kd-Species
als auch die 52,5 kd-Species zeigen bei Spaltung mit CNBr oder mit
Endoproteinase LysC eine Anzahl gemeinsamer Fragmente (aufgrund
von SDS-PAGE).
-
Zum
Abbau mit Endoproteinase LysC wird ein Massenverhältnis von
LysC zu Protein von etwa 1 : 1–100
und üblicherweise
1 : 10 angewandt. Bei dem hier angewandten Abbau wurden 20 pmol
(4,8 μg)
LysC mit 20 pmol (14 μg)
70 kd-Polypeptid in etwa 100 μl
0,025 M Tris-HCl, pH 7,7, 0,001 M EDTA und 0,08% SDS kombiniert;
das Gemisch wurde zum vollständigen
Abbau während
einer Zeitdauer von 6 h bis über
Nacht bei 37°C
inkubiert. Native Polyacrylamidgele gemäß Orstein, Ann. N.Y. Acad.
Sci. 121 (1964) 321–349,
wurden zur Isolierung der LysC-Abbauprodukte herangezogen.
-
C. Thrombinabbau von durch
Gelelektrophorese isolierten VIII C-korrelierten Proteinen
-
Zur
Bestätigung
der Vorläufer-Produkt-Beziehung
dieser Polypeptide wurde eine Anzahl der Banden durch präparative
SDS-Gelelektrophorese isoliert, elektroeluiert und anschließend dem
Thrombinabbau unterzogen. Es wurden folgende Ergebnisse erhalten:
- 1. Das 240 kd-Protein ergab eine Vielzahl von
Banden einschließlich
160, 140, 115 und 92,5 kd, wobei jedoch kein Produkt mit einer Molekülmasse unter
92, 5 kd auftrat, d. h., kein 77/80 kd- oder 67/70 kd-Dublett. Ferner
wurde die Zeitabhängigkeit
des Thrombinabbaus am 240 kd-Fragment untersucht, wobei die Produkte
hinsichtlich des Gelelektrophoresemusters, der Koagulationsaktivität und der Faktor
VIIIC-Antigenaktivität
(cAg-Aktivität)
analysiert wurden. Die Ergebnisse der Gelchromatographie waren die
gleichen wie oben, und es wurde im wesentlichen kein cAg bzw. keine
Koagulationsaktivität
erhalten.
- 2. Die gelisolierten 160 kd- und 92,5 kd-Polypeptide scheinen
keine Substrate für
Thrombin nach der Isolierung vom Gel zu sein.
- 3. Thrombin spaltet spezifisch die gelisolierten 77 kd- und 80 kd-Species,
wobei neue Polypeptide von 61 kd bzw. 70 kd entstehen. Nach der
Thrombinbehandlung fällen
monoklonale Antikörper
der Klasse I nicht nur das 77/80 kd-Dublett, sondern auch diese
67- und 70 kd-Species.
-
D. Analyse der Aminosäuresequenz
-
Eine
partielle Aminosäureseguenzinformation
wurde nach Standardverfahren für
die 67/70 kd-Peptide, die 77/80 kd-Peptide und das 52,5 kd-Peptid
erhalten, die durch präparative
SDS-Elektrophorese isoliert worden waren. Die elektrophoretische
Analyse ergab, zusammen mit den Ergebnissen hinsichtlich der Aminosäureseguenz,
daß die
gelisolierten Polypeptide mit 77/80 kd, 67/70 kd, 92,5 kd und 52,5
kd in einer Reinheit von > 95%
und üblicherweise
98% erhalten wurden. Die gelisolierten Polypeptide wurden auf. einen
Gasphasen-Proteinseguenator (Applied Biosystems) aufgegeben. Die
PTH-Aminosäuren
wurden auf eine HPLC-Säule
(IBM Cyano, 25 cm) aufgegeben, und die Aminosäureseguenz wurde aus den resultierenden
Chromatogrammen ermittelt.
-
Die
folgende Sequenz wurde für
das 67/70 kd-Dublett am aminoterminalen Ende ermittelt:
-
-
Für das 52,5
kd-Protein, das sich, wie im folgenden gezeigt wird, vom 92,5 kd-Protein
ableitet, wurde folgende N-terminale Aminosäureseguenz ermittelt:
-
-
Die
Aminosäureseguenzen
der beiden durch Abbau des 77/40 kd-Dubletts mit Endoproteinase
LysC (Boehringer-Mannheim)
erhaltenen zwei. Polypeptide wurden bestimmt. Der Abbau wurde wie
folgt durchgeführt.
Das 77/80 kd-Dublett wurde elektrophoretisch an einem Acrylamid-Proteingel
aufgetrennt, worauf die dem Dublett entsprechenden Banden elektroeluiert
wurden. Das aufgetrennte Material wurde gereinigt und mit Endoproteinase
LysC abgebaut; die resultierenden Polypeptide wurden durch Reversphasen-HPLC
aufgetrennt. Die Peaks mit Absorption bei 280 nm entsprechenden
Fraktionen wurden unter Verwendung eines automatischen Sequenators
(Applied Biosystems, Foster City, CA, Modell A70A) sequenziert.
Die erste Sequenz war wie folgt:
-
-
Das
zweite Peptid besaß folgende
Sequenz:
-
-
Das
77/90 kd-Dublett wurde ebenfalls mit Trypsin abgebaut. Das Dublett-Material
wurde wie oben für den
Abbau mit Endoproteinase LysC beschrieben gereinigt. Die Lysinanteile
wurden durch Citraconylierung blockiert, um lediglich einen Abbau
bei den Argininresten zu erhalten. Die Citraconylierung wurde durch
Suspendieren der Proteine in einem denaturierenden Puffer, Reduktion
und Carboxymethylierung der suspendierten Proteine und Behandlung
mit Citraconsäureanhydrid
durchgeführt,
wobei der pH-Wert zwischen 9,5 und 9,0 gehalten wurde. Nach der
Citraconylierung wurden die Proteine mit Trypsin abgebaut, und die
resultierenden Polypeptide wurden durch Reversphasen HPLC aufgetrennt.
Die Peaks mit Absorption bei 290 nm entsprechenden Fraktionen wurden
wie oben seguenziert. Die Seguenz war wie folgt:
-
-
Bei
Untersuchungen zur Bestimmung der N-terminalen Sequenzen der 80
kd- und 77 kd-Species wurde festgestellt, daß ihre aminnterminalen Enden
blockiert waren. Die N-terminale Sequenz wurde daher an einem Material
bestimmt, das nach einem alternativen Reinigungsverfahren erhalten
wor den war, das Immunoaffinitätschromatographie
und Ionenaustauschchromatographie umfaßte und bei dem keine präparative SDS-Polyacrylamid-Gelelektrophorese
angewandt wurde. Die Reinigung des 80/77 kd-Dubletts umfaßte das Aufgeben
des Faktor VIIIC-Konzentrats auf eine Säule mit monoklonalen Antikörpern und
anschließende Chromatographie
an einem Mono-S-Kationenaustauscher. Dieses Material besaß nichtblockierte
N-Termini, woraus ersichtlich ist, daß die bei dem gelgereinigten
80/77 kd-Material festgestellte Blockierung ein Artefakt war, das
von der Gelelektrophorese herrührte.
Die für
die 80 kd-Species sowie die 77 kd-Species bestimmte aminoterminale
Sequenz ist folgende:
-
-
E. Aminosäurezusammensetzung
-
Die
Aminosäurezusammensetzung
der 77/80 kd-Dublett-Polypeptide wurde nach Standardverfahren ermittelt
und ist wie folgt:
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