DE3406910A1 - Monofile und borsten aus homo- oder copolymerisaten des acrylnitrils und verfahren zu ihrer herstellung - Google Patents
Monofile und borsten aus homo- oder copolymerisaten des acrylnitrils und verfahren zu ihrer herstellungInfo
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Description
HOECHST AKTIENGESELLSCHAFT 'HOE 84/F 038 Dr.FK/mk
Monofile und Borsten aus Homo- oder Copolymerisaten des
Acrylnitrils und Verfahren zu ihrer Herstellung
Die Erfindung betrifft Monofile und Borsten aus Polyacrylnitril oder Polyaerylnitrllcopolymeren, die zum überwiegenden
Teil aus Acrylnitrilbausteinen aufgebaut sind und deren Titer höher als 2,5 tex, deren Festigkeit größer
als 20 cN/tex und deren Anfangsmodal größer als 700 cN/tex
- bezogen auf 100 % Dehnung - ist.
Bei der vorliegenden Erfindung wurden die geformten Erzeugnisse bei endlosem Material als Monofile und bei kurzgeschnittenem
Material als Borsten bezeichnet, um zu verdeutlichen, daß es sich nicht um textile Fäden oder Fasern
im üblichen Sinne handelt, sondern um Gebilde mit Durchmessern über 0,05 bis ca. 0,2 mm, entsprechend einem
Einzeltiter von mehr als 2,5 tex bis etwa 30 tex. Erfindungsgemäß
ist es nicht erforderlich, daß die Monofile aus Düsen mit nur einem Düsenloch ersponnen worden sind. Herstellungsverfahren
für Borsten und Monofile sind weitgehend gleich, es soll daher nachfolgend zur Vereinfachung
von Filamenten gesprochen werden, sofern sowohl Monofile als auch Borsten gemeint sein können.
In der Deutschen Offenlegungsschrift 3 027 844 werden
Hochmodulfäden und -fasern aus Polyacrylnitril beschrieben, deren Anfangsmodul höher als 1300 cN/tex ist. Die in
den Beispielen dieser Vorliteratur beschriebenen Titer liegen zwischen 1,7 und 3,6 dtex. Der im Text angegebene
Titerbereich von etwa 1,5 bis 15 dtex beschränkt den Titerbereich auf den üblichen Bereich textiler Spinnfäden
und -fasern ein, der üblicherweise bei einem Einzeltiter von 15 dtex in einigen Fällen bis 20 dtex und ausnahmsweise
bis zu 25 dtex reicht. Dieser Vorliteratur kann nichts
entnommen werden, daß den Fachmann veranlaßt hätte, den Titerbereich deutlich zu überschreiten und das Gebiet der
textlien Spinnfasern und -fäden zu verlassen.
Das Auspinnen derartig grobtitrlger Filamente ist mit
einer Reihe von Schwierigkeiten verbunden. So wird beispielsweise in der DE-PS 2 658 179 ein Verfahren beschrieben,
bei dem Filamente mit Einzeltitern von 2 bis 8 tex durch ein spezielles Trockenspinnen erzeugt werden können.
Die dabei erhaltenen Filamente weisen jedoch nur Festigkeiten von 15 bis 17 cN/tex auf. Sie konnten nur 1:2,5-fach
verstreckt werden, die Reißdehnung lag sehr hoch (z.B. 97%)»
Als Einsatzgebiete für derartig geformte Gebilde v/erden die Herstellung von synthetischen Haaren sowie Grannen™
haaren für Pelzimitationen genannt. Dieser Vorliteratur kann nichts entnommen werden, das auf die Herstellung von
Hochmodulfilamenten gerichtet 1st.
Die Herstellung von Filamenten, die natürlichem Menschenhaar
möglichst ähnlich sind, ist auch. Gegenstand der Deutschen Offenlegungsschrift 2 434 488. Nach der Lehre
dieser Vorliteratur werden Filamente im Titerbereich von bis 7 tex durch einen Naßspinnprozeß hergestellt. Die
Gesamtverstreckung von 1 : 6 erfolgt 2-stuflg im nassen
Zustand. Den Beispielen dieser Vorliteratur können keine textilphysikalischen Werte der erzeugten Filamente entnommen
werden. Eine Nacharbeitung hat jedoch ergeben, daß mit dem Verfahren gemäß DE-OS 2 434 488 bestenfalls Filamente
erzeugt werden können, die einen Anfangsmodul unter 600 cN/tex aufweisen. Wie nachstehend in dem Vergleichsbeispiel
noch ausführlich geschildert, war es nicht möglich, den angegebenen Endtiter der Filamente zu erreichen ohne
gleichzeitig einen erheblichen Schrumpf beim Trocknungsvorgang zuzulassen. Durch eine derartige Schrumpfung wird
allgemein die Reißfestigkeit von Filamenten herabgesetzt,
die Reißdehnung erhöht und vorallem der Anfangsmodul erniedrigt.
Es bestand also immernoch die Aufgabe Monofile und Borsten
aus Acrylnitrilpolymerlsaten zu erzeugen, die sich durch eine gute Reißfestigkeit und insbesondere durch einen hohen
Anfangsmodul auszeichnen. Es mußte ein Herstellungsverfahren gefunden werden, durch das derartige Filamente
erzeugt werden können.
Textile Pasern und Fäden aus Polymeren mit hohem Gehalt an
- Acrylnitrileinheiten werden üblicherweise nach einem Lösungsspinnverfahren hergestellt. Beim Spinnprozeß muß
das Lösungsmittel, das üblicherweise mehr als 70 % des aus der Düse austretenden Fadens ausmacht, entfernt und das
fadenbildende Polymer zu einem kompakten Faden verdichtet werden. Die Entfernung des Lösungsmittels und die Herstellung
eines kompakten Fadens sind umso schwieriger zu lösen, je dicker der Durchmesser des ersponnenen Filaments
ist.
überraschend wurde gefunden, daß es möglich ist, Monofile
und Borsten aus Homo- oder Gopolymerlsaten des Acrylnitrils nach einem Lösungsspinnverfahren und eine anschließende
Verspinnung in ein Koagulationsbad herzustellen, wobei die dabei erhaltenen Filamente sich bei einem groben Titer
über 2,5 tex durch einen hohen Anfangsmodul auszeichnen.
Bekannt ist, daß der Anfangsmodul als Maß für die Kraftaufnahme eines Filaments bei niedriger Verdehnung viel
empfindlicher auf Störstellen in der Filamentstruktur anspricht als beispielsweise die Reißfestigkeit. Trotzdem
gelang es, derartige Filamente mit Anfangsmoduli von z.B.
1500 oder 1700 cN/tex zu erzeugen, überraschend war auch
die hohe Verstreckbarkeit der aus einer Lösung ersponnenen grobtitrlgen Filamente. So konnte beispielsweise ein aus
der Düse abgezogenes Filament mit einem berechneten Titer von 215 tex (bezogen auf die fadenbildende Substanz)
- bzw. 1200 tex, bezogen auf die eingesetzte Spinnmasse Insgesamt auf das 16,7-fache zu einem Endtiter von 12,9 tex
verstreckt werden.
Gegenstand der Erfindung sind daher Monofile und Borsten
aus Homo- oder Copolymerisaten des Acrylnitrils, die zumindest aus 90 Gew.-% Acrylnitrilbausteinen bestehen und
einen Titer von mehr als 2,5 tex aufweisen. Diese FiIamente
sind dadurch charakterisiert, daß sie eine Reißfestigkeit von wenigstens 20 cN/tex vorzugsweise mehr als
23 cN/tex und einen Anfangsmodul, bezogen auf 100 % Dehnung, von mehr als 700 cN/tex aufweisen. Das dafür benö-■
tigte Polymerisat sollte dabei eine relative Viskosität, gemessen als Lösung von 0,5 g in 100 ml Dimethylformamid
bei 200C von 1,7 bis 6,0 aufweisen. Vorzugsweise zeigen
die Filamente gemäß der Erfindung einen Titer von mehr als 2,5 bis etwa 30 tex. Dies entspricht rechnerisch, unter
Annahme eines kreisrunden Querschnittes, Durchmesserwerten von ca. 0,052 bis 0,180 mm. Weitere Merkmale, die Gegenstand
der Unteransprüche sind, sondern nachfolgend im Zusammenhang mit Verwendungsmöglichkeiten derartiger
Monofile und Borsten im einzelnen diskutiert werden.
Die erfindungsgemäßen Monofile und Borsten eignen sich
insbesondere zur Herstellung fllamentverstärkter Verbundwerkstoffe.
Gegenüber dem Einsatz von Pasern und Fäden aus dem textlien Bereich, d.h. mit Titern unter 25 im allgemeinen
unter 15 dtex, können die erfindungsgemäßen FiIamente
und insbesondere die erfindungsgemäßen Borsten viel einfacher, homogener und in höherer Konzentration den zu
verstärkenden Materialien eingemischt werden. Die so hergestellten Mischungen zeichnen sich beispielsweise durch
niedrigere Viskositäten und besseres Fließverhalten aus.
Die bevorzugten Titer und Schnittlängen der erfindungsgernäßen
Filamente hängen sehr stark von dem geplanten Einsatzgebiet und der benötigten Einsatzmenge im Verbundwerkstoff
ab. So führt beispielsweise der Einsatz von Borsten mit Titern von 8 bis 20 tex in Betonrnischungen zu
einer erheblichen Verminderung der Rißbildung der ausge-
härteten Betonteile, er erhöht die Elastizität, reduziert
die Sprödigkeit und steigert die Bruchenergie beträchtlich. Ähnliche Vorteile können bei mit erfindungsgemäßen
Borsten verstärkten Spritzbeton, Mörtel sowie den verschiedensten Putzsorten beobachtet werden.
Bei Kunststoffen (z.B. Polypropylen) erbringen Borsten im Titerbereich von 3 bis 10 tex besonders gute Verstärkungsergebnisse. So bleibt beispielsweise eine erhöhte Schlag-Zähigkeitim
Gegensatz zu den Ergebnissen bei Einsatz von Glasfasern- auch bei tiefen Temperaturen erhalten. Der
gleiche Titerbereich führt z.B. bei Einsatz in Dichtungsmassen auf Basis Polymerbitumen zu besonders hoher Formbeständigkeit.
Der optimale Titer der Borsten wird von der eingesetzten Borstenmenge, der Beimischtechnik und bei Peststoffen von
der Korngrößenverteilung des zu verstärkenden Guts ganz wesentlich beeinflußt. Die Festigkeiten der erfindungsgemäßen
Filamente liegen dabei in jedem Fall über 20 cN/tex und bevorzugt im Bereich von 25 bis 60 cN/tex. Die Anfangs
moduli der erfindungsgemäßen Filamente müssen über 700,
vorzugsweise über 800, bevorzugt zwischen 1000 und 1800 cN/tex liegen. Bewährt haben sich Schnittlängen von z.B.
0,5 bis 30 mm, in anderen Einsatzgebieten der Borsten Schnittlängen von 100 bis 150 mm. Die geringen Schnittlängen
der Borsten in der Gegend von 1 bis 2 mm oder darunter sollten vorzugsweise in Mischung mit Filamenten mit längerer
Schnittlänge eingesetzt werden. Durch die kurzen Schnittlängen kann jedoch das rheologlsche Verhalten beispielsweise
von Bauklebern und Fliesenklebern grundlegend verbessert werden.
Werden die Monofile bzw. Borsten gemäß der Erfindung in alkalischen oder aggressiven Medien eingesetzt, die eine
mögliche Beeinflussung des Filamentrohstoffes erwarten
lassen, 1st der* Einsatz eines höhermolekularen Polymerisats,
das vorzugsweise über 99 Gew.-JS aus Acrylnitrilbausteinen
aufgebaut ist, von Vorteil, da die daraus hergestellten Filamente wesentliche resistenter gegen aggressive
Medien sind als entsprechende Filamente aus Rohstoffen mit höherem Copolymeranteil.
Der Erfindung liegt ebenfalls ein Verfahren zur Herstellung der Monofile bzw. Borsten durch einen Naßspinnprozeß
zugrunde, bei dem neben einer Naßverstreckung eine Heißverstreckung nach dem Trocknen vorgenommen werden
muß. Das erfindungsgemäße Verfahren ist dadurch charakterisiert,
daß die Filamente vor, während oder nach der Wäsche wenigstens im Verhältnis 1:4 verstreckt werden,
unter Spannung, gegebenenfalls jedoch unter Zulassung
von geringem Schrumpf, getrocknet und anschließend wenigsten einer Heißverstreckung bei Temperaturen von wenigstens
1200C und einem Streckverhältnis von wenigstens 1:2 unterworfen werden. Die effektive Gesamtverstreckung
der Fäden soll wenigstens 1:8 vorzugsweise 1:10 bis 1:20 betragen. Die Heifaverstreckung 1st bevorzugt eine Verstreckung
im trockenheißen Zustand, wobei die benötigte Wärmemenge durch Kontakt von Flächenheizkörpern oder
heißen Walzen übertragen wird.
Als Polymerrohstoffe können die nach dem üblichen Verfahren
hergestellten Fällungs- oder Lösungspolymerisate eingesetzt werden. Je nach den Anforderungen für die
Einsatzgebiete könen sowohl Homo- als auch Copolymerisate des Acrylnltrils Verwendung finden. Bei den eingesetzten
Monomeren sollte auf eine möglichst hohe Reinheit geachtet werden. Als Comonomere eignen sich alle mit Acrylnitril
copolymerisierbaren ungesättigten Verbindungen, von denen hier beispielsweise die folgenden genannt werden
sollen:
Acrylamid, Acrylsäure und deren Ester, Methacrylnitril, Methacrylamid, Methacrylsäure und deren Ester und entsprechende
an der Methylgruppe substituierte Verbindungen, Vinylester und -äther wie Vinylacetat, Vinylstearat, Vinylbutyläther,
Halogenessigsäurevinylester wie Bromessigsäurevinylester, Dichloressigsäurevinylester, Trichloressigsäurevinylester,
Styrol, Maleinimid, Vinylhalogenide wie z.B. Vinylchlorid, Vinylylidenchlorid, Vinylbromid
sowie Sulfonatgruppen tragende ungesättigte Verbindüngen usw.
Einsetzbar sind Polymere, deren relative Lösungsviskositäten gemessen als 0,5%ige Dirnethylformamidlösungen bei
20 0C im Bereich von 1,7 bis 6,0 liegen. In der Regel
führen Polymere mit höherem Molekulargewicht zu Filamenten mit besseren physikalischen Eigenschaften. Zu ihrer Herstellung
muß aber eine erheblich größere Lösungsmittelmenge eingesetzt und zurückgewonnen werden, wodurch die Herstellkosten
derartiger Filamente erheblich erhöht werden.
Gute Ergebnisse unter wirtschaftlichen Bedingungen werden
mit Polymeren erzielt, die in einem Viskositätsbereich von etwa 1,85 bis 3,5 liegen, besonders gute Ergebnisse liefern
Polymere im Viskositätsbereich zwischen 2,5 und 3,5·
Bei der Herstellung der Spinnlösungen sind die Lösebedingungen so zu wählen, daß möglichst homogene, geltellchenfreie
Spinnlösungen erhalten werden. Zur überprüfung der Spinnlösungsqualität sind insbesondere Streulichtmessungen
unter Einsatz eines Lasers als Lichtquelle geeignet. Nur einwandfreie Spinnlösungen, die sehr geringe Streulichtwerte
zeigen, ermöglichen die erfindungsgemäß benötigten hohen Verstreckungen. Die Spinnlösungen könne sowohl kontinuierlich
als auch diskontinuierlich angesetzt werden. In die Spinnlösungen können anorganische oder organische
Zusätze eingearbeitet werden, wie z.B. Mattierungsmittel, Stabilisatoren, Flammschutzadditive usw. Auch Zusätze wie
z.B. CaCO3 oder SiÜ2 in Konzentration von 1 bis 20 %, die
die Oberflächenstruktur beeinflussen, sind geeignet.
Das erfindungsgemäße Spinnverfahren zeichnet sich durch eine hohe effektive Gesamtverstreckung von mindestens 1:8
aus. Bei der Bestimmung der effektiven Gesamtverstreckung werden nur die Naßverstreckung vor, während oder nach des
Waschprozesses und die Heißverstreckung berücksichtigt, dagegen ein Schrumpfen der Filamente in Abzug gebracht.
In die Werte der Gesamtverstreckung wird der sogenannte Düsenverzug nicht mit aufgenommen; die frischen Spinnfila-•
mente, die nach einem Naßspinnprozeß anfallen, werden vielmehr als unverstrecktes Material gewertet. Die effektive
Gesamtverstreckung soll nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wenigstens 1:8 betragen. Bevorzugt sind effektive
Gesarntverstreckverhältnisse von 1:10 bis 1:20. Das erfindungsgemäße Verfahren kann auf herkömmlichen Filamentspinnanlagen
durchgeführt werden. Die geforderte effektive Gesamtverstreckung erfolgt in mehreren Stufen, zunächst
werden die Spinnfilamente vor, während oder nach dem
Auswaschen den Restgehaltes an Lösungsmittel in einem oder stufenweise in mehreren heißen Bädern wenigstens im
Verhältnis 1:4 naßverstreckt. Die Temperatur der Streckbadmedien,
die in der Regel aus Mischungen aus Wasser und dem eingesetzten aprotlschen Lösungsmittel bestehen,
sollte möglichst hoch gehalten werden. Bevorzugt werden Temperaturen wenig unterhalb des Siedepunktes der Badflüssigkeit.
Möglich sind aber auch Bäder, die andere Streckbadmedien enthalten, z.B. Glykol oder Glycerin gegebenenfalls
auch in Mischungen mit dem Polymerlösungsmittel, bei denen auch Strecktemperaturen oberhalb von 1000C
gewählt werden können.
Nach dem Strecken und Auswaschen des Restlösungsmittelgehaltes werden die Filamente in einem Präparationsbad
präpariert und in üblicher Weise danach durch die Einwirkung von rotierenden Preßwalzenpaaren möglichst
weltgehend von anhaftendem Wasser befreit. Die im Präparationsbad aufgebrachte Präparation kann das Streckverhalten
der Filamente beeinflussen. Es sollte daher aus bekannten Präparationsmischungen diejenige ausgewählt werden, die
eine möglichst geringe Paden-Reibung zeigt.
Im Anschluß an die Präparationen werden die erhaltenen
Filamente unter Spannung auf heißen Walzen getrocknet. Beim Trocknen kann ein geringer Schrumpf, der sich oft für
die nachfolgende Verstreckung als günstig erweist, zugelassen werden; bei der Einstellung des Schrumpfes muß aber
darauf geachtet werden, daß die Kabel immer unter Spannung über die Trockenwalzen laufen. Die Temperaturen der Walzen
sollten so gewählt werden, daß das Kabel den Trockner mit einer sehr geringen Restfeuchte von möglichst weniger als
1 % verläßt. Besonders günstig haben sich Temperaturen der Trockenwalzen von 140 bis 24O0C herausgestellt, dies
schließt jedoch nicht die Anwendung höherer oder niedrigerer Temperaturen aus. Ebenso kann auf den Walzen mit abgestuften
Temperaturen getrocknet werden.
Nach dem Trocknen wird das Spinnkabel unter Anwendung von trockener Hitze noch einmal mindestens auf das 2-fache seiner
Länge verstreckt. Diese Verstreckung kann ebenfalls in einer oder mehreren Stufen erfolgen. Das Aufheizen des
Kabels kann nach den In der Technik üblichen Verfahren
z.B. durch das Umlaufen heißer Walzen, durch Kontakt über heiße Platten, in einem Heißluftkanal oder auch durch
Strahlung, insbesondere Infrarotstrahlung, erfolgen. Auch eine stufenweise Verstreckung, bei der verschiedene Aufheizverfahren
Anwendung finden, kann angewandt werden· Besonders vorteilhaft sind solche Kombinationen immer
dann, wenn bei der ersten Streckstufe von oder zwischen heißen Walzen verstreckt und in der zweiten Stufe eins der
drei anderen beschriebenen Verfahren angewandt wird. Die Verstrecktemperaturen werden von der Art des eingesetzten
Polymers und zum Teil von der vorhergehenden Verstreckung und den Trocknungsbedingungen beeinflußt. Geeignet sind im
allgemeinen Trocknungstemperaturen im Bereich von etwa 120 bis 2500C.
Nach der· Verstreckung werden die Filamente in üblicher
Weise abgekühlt und nach bekannten Verfahren entweder zu Endlosmaterial aufgespult oder zu Borsten mit der gewünschten
Schnittlänge geschnitten. Falls es das Einsatzgebiet erfordert, kann vor oder nach dem Schneiden noch eine spezielle
Präparation, die z.B. die Verteilbarkeit oder die Haftung in einem Verbundwerkstoff verbessert, auf die
Monofilamente bzw. Borsten aufgebracht werden.
Zur Verdeutlichung der Erfindung sollen die nachfolgenden
Beispiele dienen. Sofern nicht anders angegeben beziehen sich Angaben über Prozente und Teile auf Gewichtseinheiten.
Eine 19 #ige Lösung eines Polymeren aus 99,3 % Acrylnitril
und 0,7 % Acrylsäuremethylester der relativen Viskosität (gemessen als Lösung von 0,5 g in 100 ml Dimethylformamid
bei 2O0C), von 3,0 wurde durch eine Düse mit
1000 Loch, Lochdurchmesser 0,12 mm in ein Fällbad mit 43,8 % Dimethylformamid (DMF) und 56,2 % Wasser bei 40°C
gedrückt, mit 6,3 m/min senkrecht nach oben von der Düse abgezogen, anschließend in zwei Bädern mit 33 % DMF und 67 %
Wasser bei Siedetemperatur auf 29 m/min verstreckt, mit heißem V/asser im Gegenstrom gewaschen, wobei ein Schrumpf
auf 27 m/min zugelassen wurde, anschließend aviviert und auf heißen Trommeln bei 170°, 190° und kurzzeitig bei 23O0C
getrocknet, auf l80°C abgekühlt und über beheizten Platten bei 18O0C auf 74 m/min verstreckt. Die effektive Gesamtverstreckung
betrug 1:11,7· Die erhaltenen Filamente wiesen folgende Eigenschaften auf:
Einzeltiter: 2,6 tex
Reißfestigkeit: 45 cN/tex
Reißdehnung: 7,5 %
Reißfestigkeit: 45 cN/tex
Reißdehnung: 7,5 %
Anfangsmodul: 1515 cN/tex
χί -
Die Meßwerte wurden mit einem Instron - Zugprüfgerät, Modell 1122 aufgenommen. Die Einspannlänge betrug 200 mm,
die Verdehnung erfolgte mit einer Geschwindigkeit von 100 % der Einspannlänge pro Minute. Der Anfangsmodul wurde im
Verdehnungsbereich 0,1 - 0,3 % bestimmt.
Eine Spinnmasse, wie in Beispiel 1 beschrieben, wurde durch
eine Düse mit 500 Loch, Lochdurchmesser 0,15 mm, in ein Fällbad aus 43 % DMP und 57 % Wasser bei 34°C gedruckt.
Die erhaltene Fadenschar wurde mit 6,3 m/mln senkrecht
von der Düse abgezogen, in zwei hintereinanderliegenden Wannen, die mit einer Mischung aus 40 % DMF und 60 %
Wasser gefüllt waren, bei Siedetemperatur auf 27 m/rnin verstreckt,
in heißem Wasser im Gegenstrom gewaschen, aviviert, bei 170, 190 und kurszeitig 2300C getrocknet um
dann zunächst bei l80°C auf 40 m/mln und anschließend über heiße Platten bei l80°C auf 78 m/min verstreckt zu werden.
Die effektive Gesamtverstreckung betrug 1:12,4. Die erhaltenen Filamente zeigten folgende Eigenschaften:
Titer: 4,96 tex
Reißfestigkeit: 41 cN/tex
Reißdehnung: 7,0 %
Anfangsmodul: 1445 cN/tex
Eine 18 #ige Spinnmasse eine's Polymers entsprechend
Beispiel 1 wurde durch eine Düse mit 10 Loch, Lochdurchmesser 0,3 mm in ein Fällbad aus 40 % DMF und 60 % Wasser
bei 390C gedrückt. Die Filamente wurden mit 4,5 m/min von
der Düse abgezogen, in zwei Bädern mit 60 % DMF und 40 % Wasser bei 95°C auf 22,5 m/min verstreckt, in heißem
Wasser gewaschen und nach Durchlaufen eines Avivagebades auf 2 Duos bei Temperaturen von 150 und 1900C unter
Spannung getrocknet. Mit einem dritten Duo, das auf 1900C
aufgeheizt war, wurden die Filamente auf 42 m/mln verstreckt und von diesem Duo dann mit 67,0 m/min abgezogen.
Die Gesamtverstreckung betrug 1:14,9· Die Filamente zeigten folgende Eigenschaften:
Titer: 6,5 tex
Reißfestigkeit: 49 cN/tex
Reißdehnung: 6,1 %
Anfangsmodul: I656 cN/tex
Eine Spinnmasse, wie in Beispiel 3 beschrieben, wurde durch eine Düse mit 10 Loch, Lochdurchmesser 0,5 mm in ein
Fällbad, bestehend aus 38 % DMF und 62 % Wasser bei 300C
gedrückt, mit 4,5 m/mln abgezogen und nachfolgend in zwei Wannen mit 58 % DMF und 42 % Wasser bei 95°C auf 22,5
m/min verstreckt, mit heißem Wasser gewaschen, aviviert, auf 3 Duos bei 150, I60 und 18O0C getrocknet, mit einem
vierten Duo, das auf 19O0C aufgeheizt war, auf 32,2 m/min
verstreckt und von diesem Duo mit 75 m/min abgezogen. Die Gesamtverstreckung betrug 1:16,7· Die so erhaltenen Fäden
zeigten folgende Eigenschaften:
Titer: 12,9 tex
Reißfestigkeit: 38 cN/tex
Reißdehnung: 6,8 %
Anfangsmodul: 1304 cN/tex
Reißdehnung: 6,8 %
Anfangsmodul: 1304 cN/tex
Eine Spinnmasse, wie in Beispiel 3 beschrieben, wurde unter den Bedingungen des Beispiels 4 versponnen, naßverstreckt,
gewaschen und aviviert. Die Trocknung erfolgte auf 3 Duos von 150, I60 und l80°C Oberflächentemperatur. Das Kabel wurde
mit einem auf 2050C aufgeheizten Duo auf 42 m/min verstreckt
und von diesem Duo mit 59 m/min abgezogen (Gesamtverstreckung 1:13,1). Die erhaltenen Filamente
wiesen folgende Werte auf:
Titer: 16,2 tex
Reißfestigkeit: 34 cN/tex
Reißdehnung: 8,3 %
Anfangsmodul: 1162 cN/tex
Eine 26$Sige Spinnmasse eines Polymers aus 93,5 Gew.-#
Acrylnitril, 6 % Acrylsäuremethylester und 0,5 % Natriummethallylsulfonat,
das eine relative Viskosität von 1,92 aufwies, wurde durch eine Düse mit 10 Loch, Lochdurchmesser
0,5 mm in ein Fällbad gedrückt, das aus 30 % DMF und 70 % Wasser bei 32°C bestand. Die Fäden wurden mit
3,5 m/min von der Düse abgezogen, in zwei nachfolgenden Bädern aus 60 % DMF und 40 % Wasser bei 95°C auf 22,6
m/mln verstreckt, in heißem Wasser von 80°C gewaschen, aviviert und auf 4 Duos bei 135, 150, 165 und 1700C getrocknet.
Die Geschwindigkeiten der einzelnen Duos betrugen: 22,5; 24,8; 24,5 und 22,5 m/min. Vom letzten Duo
wurden die Fäden mit 48,0 m/min abgezogen, das bedeutet, daß die effektive Gesamtverstreckung 1:13,7 betrug. Die
erhaltenen Filamente wiesen folgende Eigenschaften auf:
Titer: 19,1 tex
Reißfestigkeit: 24 cN/tex
Reißdehnung: 7,3 %
Anfangsmodul: 879 cN/tex
Beispiel 7 (Vergleich)
Dieses Beispiel stellt eine Nacharbeitung der wesentlichen Angaben des Beispiels 1 der DE-OS 2 434 483 dar. Eine
22 %ige Lösung eines Polymers aus 93,6 Gew.-55 Acrylnitril,
5,8 Gew.-£ Acrylsäuremethylester und 0,6 % Natriummethallylsulfonat
in DMF wurde durch eine Düse mit 10 Loch, Lochdurchmesser 0,3 mm, Düsendurchmesser 20 ram in ein
Fällbad aus 55 % DMF und 45 % Wasser bei 200C gesponnen.
Die Spritzgeschwindigkeit der Spinnmasse wurde auf 6,0
m/min eingestellt und die Fäden mit 4,8 m/min (Verzug: 0,8) von der Düse abgezogen. In einem Bad mit 50 DMP und
50 % Wasser bei 9O0C wurden die Filamente auf 24 m/min
verstreckt, mit heißem Wasser im Gegenstrom gewaschen, in Wasser bei Kochtemperatur auf 28,8 m/min nachverstreckt,
aviviert und ohne Zulassung von Schrumpf getrocknet. Die effektive Gesamtverstreckung betrug, wie in dem zitierten
Beispiel der Vorliteratur 1:6. Unter diesen Bedingungen wurden Filamente mit folgenden Eigenschaften gefunden:
Titer: 3,46 tex
Reißfestigkeit: 23 cN/tex
Reifödehnung: 13 %
Anfangsraodul: 583 cN/tex
Der Anfangsraodul wurde im Bereich von 0,3 bis 0,5 % Dehnung bestimmt, da die Werte im Bereich 0,1 bis 0,3 %
niedriger lagen. Der Titerwert ergab sich aus den Einzelkapillarwerten gemittelt aus allen 10 Kapillaren.
Es war auf diese Weise nicht möglich, einen Titer von 4 tex
zu erreichen. Aus diesem Grunde wurde der Spinnversuch des Beispiels 7 wiederholt, jetzt aber die Fäden nach dem
Trocknen bei l80°C mit 27,0 m/min aufgewickelt. Unter diesen Bedingungen ergaben sich die folgenden physikalischen
Werte:
Titer: 3,65 tex
Reißfestigkeit: 22 cN/tex
Reißdehnung: 17 %
Anfangsrnodul: 509 cN/tex
Auch hier wurde wieder der Anfangsmodul aus dem Bereich
0,3 bis 0,5 % Dehnung ermittelt.
Auch bei dieser Variante war es noch nicht möglich, einen Titer von 4,0 tex au erreichen, Es ist zu vermuten, daß
in dem Verfahren gemäß Beispiel 1 der DE-OS 2 134 488
noch ein größerer Schrumpf zugelassen wurde als oben angeführt. Das bedeutet aber, daß die Fäden dieses
Beispiels 1 sicherlich auch eine noch niedrigere Reißfestigkeit aufwiesen und insbesondere der Anfangsmodul
deutlich unter 500 cN/tex gelegen haben muß.
Claims (6)
1. Monofile und Borsten aus Homo- oder Copolymerisaten
des Acrylnitrils, die zumindest aus 90 Gew.-5& Acrylnitrilbausteinen
bestehen und einen Titer von mehr als 2,5 tex aufweisen, dadurch gekennzeichnet, daß das
Polymerisat eine relative Viskosität, gemessen als «β ti, JU-^c
Lösung von 0,5 g in 100 ml Dimethylformamid bei 3^.0C,
von 1,7 bis 6,0 und die Monofile und Borsten eine Reißfestigkeit von wenigstens 20 cN/tex und einen
Anfangsmodul, bezogen auf 100 % Dehnung, von mehr als 700 cN/tex aufweisen.
2. Monofile und Borsten nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Titer der Monofile und Borsten bei
Werten über 2,5 bis etwa 30 tex liegt.
3. Monofile und Borsten nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die relative Viskosität des Acrylnitrilpolymerisats
zwischen 2,5 und 3,5 liegt.
4. Monofile Und Borsten nach einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Anfangsmodul 800 bis 1800, vorzugsweise 1000 bis 1800 cN/tex
beträgt.
5. Monofile und Borsten nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die fadenbildende
Substanz wenigstens zu 99 Gew.-% aus Acrylnitrilbausteinen besteht.
6. Verfahren zur Herstellung von Monofilen und Borsten
nach einem der vorhergehenden Ansprüche durch Herstellen einer Spinnlösung des Polymers in einem
aprotischen Lösungsmittel, Verspinnen in ein Fällbad, Naßverstrecken der erhaltenen Filamente und
anschließende Trocknung, dadurch gekennzeichnet, daß
V :
Η0Ε 84/F °38 3406910
die Filamente vor, während oder nach der Wäsche wenigstens im Verhältnis 1:4 verstreckt werden, unter
Spannung, gegebenenfalls jedoch unter Zulassung von geringem Schrumpf getrocknet und anschließend wenigstens
einer Heißverstreckung bei Temperaturen über 12O0C bei einem Verstreckverhältnis von wenigstens
1:2 unterworfen werden, wobei die effektive Gesamtverstreckung wenigstens 1:8, vorzugsweise 1:10 bis 1:20
beträgt.
10
10
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