DE3344173C2 - Verwendung von alkanoyl-l-carnitin zur behandlung von myopathien oder muskulaeren dystrophien - Google Patents
Verwendung von alkanoyl-l-carnitin zur behandlung von myopathien oder muskulaeren dystrophienInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine neue therapeutische
Verwendung von einigen Alkanoyl-L-carnitinen. Genauer
bezeichnet bezieht sie sich auf die Verwendung von Alkanoyl-L-carnitinen
der allgemeinen Formel I
worin R aus der Gruppe bestehend aus Acetyl, Propionyl, Butyryl,
Hydroxybutyryl, Valyl und iso-Leucyl ausgewählt ist, und deren
pharmazeutisch zulässigen Salzen für die therapeutische Behandlung
von Myopathien und muskulären Dystrophien, beide angeboren
(z. B. Duchenne muskuläre Dystrophie) und als sekundäre Erkrankung
(z. B. toxische Dystrophie und Athropie durch Nichtgebraucht). Die
Erfindung bezieht sich auch auf die Verwendung der Alkanoyl-L-carnitine
der allgemeinen Formel I als aktive Wirkstoffe in oral
oder parenteral verabreichbaren pharmazeutischen Zubereitungen
für die therapeutische Behandlung der schon genannten pathologischen
Erkrankungen. In der folgenden Beschreibung wird zur Vereinfachung
das Acetyl-L-carnitin genannt, jedoch sei bemerkt, daß
anstelle von Acetyl-L-carnitin ebenso die Alkanoyl-L-carnitine
der allgemeinen Formel I Verwendung finden können.
Vorübergehende therapeutische Verwendungen von Acetyl-L-carnitin
und anderen Alkanoylderivaten des Carnitins sind bereits bekannt.
Beispielsweise wird in der US-PS 4 194 006 die Verwendung von
Acetylcarnitin für die therapeutische Behandlung myocardialer
Arrhythmien und Ischämien beschrieben. In der US-PS 4 343 816
ist die Verwendung von Acetylcarnitin für die therapeutische
Behandlung von funktionellen peripheren vasculären Erkrankungen
der Arterien, wie Reynaud-Erkrankungen und Acrocyanose, angegeben.
In der US-PS 4 346 107 ist die therapeutische Wirksamkeit von
Acetylcarnitin bei der Behandlung von Patienten nachgewiesen
worden, die an einer Schädigung des cerebralen Metabolismus
leiden, wie dies im senilen und vorsenilen Altersschwachsinn
auftritt.
ist strukturell verwandt mit
Ein Defizit an Carnitin in Muskelgeweben ist lange mit einer
übermäßigen Lipidansammlung in den Muskelfasern verbunden und als
ein äthiologischer Faktor in verschiedenen Fällen von Myopathien
identifiziert worden.
So berichten bereits 1973 Engel und Angelini (Science, 173, 899-902,
1973) von einem ersten Fall von Myopathie, der auf einem
Carnitin-Defizit im Muskel beruhte und eine übermäßige Triglycerid-Ablagerung
im Muskel bewirkte, dabei jedoch parallel
normale Carnitin-Spiegel im Plasma und in der Leber auftreten;
dieses Syndrom wurde von den Autoren mit "Typ 1 Lipid-Ablagerungs-Myopathie"
bezeichnet.
Darauffolgend hat Karpati (in Neurology, 25, 16-24, 1975) den
ersten bekannten Fall von Myopathie beschrieben, der durch
systemisches Carnitin-Defizit bei einem 11jährigen Knaben hervorgerufen
wurde. Der Patient wies übermäßige Lipid-Ablagerungen
in den Muskelzellen auf, und die Carnitin-Spiegelwerte waren in
Plasma, Leber und Skelettmuskulatur unterhalb der normalen Werte.
In der vergangenen Dekade, seitdem Engel und Angelini über den
ersten Humanfall eines Carnitin-Defizits berichtet haben, sind
eine ziemlich große Anzahl von Myopathie- und muskulären Dystrophie-Fällen
identifiziert worden, die entweder dem Carintin-Defizit
in der Skelettmuskulatur (Typ 1 Lipid-Ablagerungs-Myopathie)
oder dem systemischen Carnitin-Defizit zuzuordnen sind.
Das Studium der in der wissenschaftlichen Literatur beschriebenen
klinischen Fälle zeigt, daß in nicht behandelten Fällen der Tod
der Patienten die unausweichliche Folge ist, während bei den
mit Carnitin behandelten Patienten eindrucksvolle günstige
Effekte in den meisten Fällen erhalten wurden.
Jedoch in einigen Fällen, selbst bei Carnitin- oder hauptsächlich
L-Carnitin-Verabreichung, zeigte sich diese als unwirksam, um das
pathologische Gesamtbild zu bessern bzw. zu beseitigen. Es ist
auch schon über einige klinische Fälle berichtet worden, bei
denen die Carnitin-Verabreichung keinerlei zufriedenstellende
therapeutische Ergebnisse von dem tatsächlichen Beginn der Behandlung
an lieferte. In einer Anzahl anderer Fälle konnte nach
einer sehr schwachen Besserung in der Initialphase der Therapie
kein weiterer nachweisbarer Fortschritt festgestellt werden,
während in einigen anderen Fällen ein stetiger Rückfall zu den
Initialbedingungen festgestellt wurde.
Die bereits aufgezeigte strukturelle Verwandtschaft zwischen
Carnitin und Acetylcarnitin und die Tatsache, daß Acetylcarnitin
häufig das Vorhandensein von pharmakologischen Aktivitäten, die
zumindest von einem qualitativen Standpunkt aus mit jenen von
L-Carnitin vergleichbar sind (vgl. z. B. die Aktivität gegen
cardiale Arrhythmien), konnten nicht dazu führen, die deutlichen
substantiellen Differenzen in der therapeutischen Wirksamkeit und
Aktivität der beiden Verbindungen vorauszusehen, die bei jenen
Fällen von Myopathien und muskulären Dystrophien auftreten und
die sich als auf L-Carnitin-Behandlung nicht ansprechend erwiesen
haben.
In überraschender Weise ist nun gefunden worden, daß Acetyl-L-carnitin
überzeugend wirksam bei der Behandlung von Myopathien
und muskulären Dystrophien ist, und zwar sowohl bei der angeborenen
Krankheit als auch bei der sekundären Erkrankung und auch in
jenen Fällen, die auf eine L-Carnitin-Behandlung nicht ansprechen,
das heißt, wenn L-Carnitin versagt, um dann den erwarteten therapeutischen
Erfolg zu erreichen.
In der DE 28 46 335 A1 sind Arzneimittel, enthaltend Derivate
des d,l- bzw. l-Carnitins der allgemeinen Formel
oder Acetyl-l-carnitin, beschrieben, in der R ein Rest einer
gesättigten aliphatischen Fettsäure mit einer geraden Zahl von
2 bis 30 Kohlenstoffatomen ist, die in der Therapie von cardialen
Störungen vom Typ der Anoxie, Ischämie oder Cerdiotoxie
sowie von arrhythmischen Syndromen verwendet werden sollen.
Ferner ist dort auf Seite 2 im vorletzten Absatz angegeben, daß
Verwendung von d,l-Carnitin in der Pädiatrie, für die Therapie
von Störungen des Lipidmetabolismus und bei Muskelstörungen vom
Typ Dystrophie bekannt ist und daß kürzlich cardiotrope Eigenschaften
des d,l-Carnitins gefunden wurden, durch die auch
pathologische Zustände in Form von Herzrhythmusstörungen beseitigt
werden können. Schließlich wird dort auf Seite 5 im letzten
Absatz bis Seite 6, Absatz 1, offenbart, daß das acetylierte
Derivat des l-Carnitins, d. h. Acetyl-l-carnitin, cardiotrope
Eigenschaften aufweist. Vergleichsversuche mit d,l-Carnitin haben
ergeben, daß die Verbindungen der vorstehend genannten Derivate
und insbesondere Acetyl-l-carnitin ausgeprägtere cardiotrope
Eigenschaften und eine verbesserte Verträglichkeit aufweisen.
In diesen bekannten Angaben ist jedoch die im Patentanspruch 1
der vorliegenden Erfindung beanspruchte Verwendung von Alkanoyl-L-carnitin
der allgemeinen Formel (I) für den angegebenen Zweck
weder vorbeschrieben noch nahegelegt worden, zumal Engel und
Angelini (a.a.O.) jeweils ein Carnitin-Defizit festgestellt haben
(vgl. DE 33 44 173 A1, Seite 4, Absatz 4, bis Seite 5, Absatz
4). Es ist ferner bekannt (vgl. Biochemistry, Geoffrey Zubay,
second Edition, 1988, Mac Millan Publishing Company, New York,
Seiten 602 bis 604), daß Carnitin und Coenzym A (CoA) eine wesentliche
Rolle beim Transport von Fettsäuren aus dem Zellcytoplasma
in die Mitochondrien ausüben. Nach diesem Transport folgt
eine β-Oxidation, an die sich der Krebs-Zyklus (Tricarbonsäurezyklus)
anschließt. Im Krebs-Zyklus werden Fettsäuren, die wichtigste
Energiequelle für Mensch und Tier, in Kohlendioxyd und
Wasser oxydiert, wobei der Energieumsatz zur Synthese des energiereichen
Adenosintriphosphats dient. Nachdem durch das Zusammenwirken
von Carnitin und Coenzym A die Fettsäuren in die
Mitochondrien transportiert worden sind, übt das Coenzym A eine
bedeutende Rolle in der Aktivierung von Fettsäure für die
β-Oxydation, die eine wichtige Zwischenstufe für den Eintritt
in den Krebs-Zyklus ist, aus. J. J. Jato-Rodriguez, C. H. Lin,
A. J. Hudson und K. P. Strickland berichten im Canadian Journal
of Biochemistry, 50 (1972), Seiten 749 bis 754, daß in den
Mitochondrien von dystrophischen Mäusen der Gehalt an Coenzym
A ganz wesentlich mit 55% im Vergleich zu Normalwerten herabgesetzt
vorliegt. Durch diesen niedrigen Coenzym-A-Gehalt bedingt,
würde kein Fachmann auf die Idee kommen, zur Behandlung
der Dystrophie Carnitin oder ein Acylderivat desselben,
z. B. Acetylcarnitin, zu verabreichen. Denn das verabreichte
Carnitin bzw. Acetylcarnitin würde für den Fettsäuretransport
die erforderliche Menge an Coenzym A nicht vorfinden. Zusammenfassend
läßt sich feststellen, daß die beanspruchte Verwendung
gemäß Anspruch 1 eine überraschende und nicht zu erwartende
Wirksamkeit beinhaltet.
Aufgrund dieser Feststellungen ist es das Ziel der vorliegenden
Erfindung, eine neue therapeutische Verwendung von Acetyl-L-carnitin
zur Verfügung zu stellen, die das orale oder parenterale
Verabreichen an einen Menschen umfaßt, der von Myopathie oder
muskulärer Dystrophie befallen ist, mit einer ausreichenden
Menge von Acetyl-L-carnitin zu behandeln, um am Patienten einen
anti-myopathischen oder anti-dystrophischen Effekt zu bewirken.
So hängt die zu verabreichende tägliche Dosis vom Alter, Gewicht
und dem Allgemeinzustand des Patienten unter Abwägung gründlicher
beruflicher Erfahrung ab. Es ist hierbei gefunden worden, daß im
allgemeinen von etwa 10 bis etwa 30 mg Acetyl-L-carnitin/kg Körpergewicht
pro Tag oder eine äquivalente Menge eines pharmazeutisch
und pharmakologisch zulässigen Salzes desselben, eine
geeignete Dosis für die therapeutische Behandlung darstellen.
Jedoch können größere Dosen sicher verabreicht werden aufgrund
der niedrigen Toxizität der Verbindung.
Acetyl-L-carnitin wird in pharmazeutischen Zubereitungen unter
Verwendung der üblichen Trägerstoffe, Bindemittel, Verdünnungsmittel
und Zusatzmittel eingearbeitet, die in der pharmazeutischen
Technologie für die Herstellung von oral und parenteral verabreichbaren
Zubereitungen gut bekannt sind. Eine ausführliche
Liste von solchen Bindemitteln, Trägerstoffen und Zusatzmitteln
wie auch die Verfahren zur Herstellung fester und flüssiger
oraler Einheitsdosierungsformen, wie Tabletten, Kapseln, Lösungen,
Sirupen und dergleichen, und flüssigen injizierbaren Formen, wie
in Form von sterilen Lösungen, ist in der US-PS 3 030 931 angegeben.
Es ist auch gefunden worden, daß eine pharmazeutische Einheitsdosierungsformulierung,
die für die vorstehend genannten therapeutischen
Verwendungen bestimmt ist, etwa 500 bis etwa 1000 mg
Acetyl-L-carnitin umfaßt.
Einige nicht beschränkend wirkende Beispiele von pharmazeutischen
Zubereitungen, die für orale und parenterale Verabreichungen
geeignet sind, werden nachstehend verdeutlicht.
Tabletten | |
Acetyl-L-carnitin · HCl (entspricht 500 mg des inneren Salzes)|586 mg | |
Polyvinylpyrrolidon | 60 mg |
Avicel PH 101 (mikrokristalline Cellulose zur Verwendung als Füll-, Binde-, Fließ-, Dispersions-, Sprengmittel- und Trägerstoff) | 17 mg |
Magnesiumstearat | 20 mg |
Celluloseacetophthalat | 18 mg |
Äthylphthalat | 7,5 mg |
Siliconöl AK 100 | 3 mg |
Kapseln | |
Acetyl-L-carnitin (entspricht 500 mg des inneren Salzes)|586 mg | |
Aerosil 200 | 6 mg |
Magnesiumstearat | 25 mg |
5-g-Pulver-Abpackung in Beutelchen | |
Acetyl-L-carnitin (entspricht 1000 mg des inneren Salzes)|1172 mg | |
Natriumcitrat | 300 mg |
Methocel E5 (Methylcellulose) | 100 mg |
Lävulose | 1500 mg |
Aerosil 200 (hochdisperse "pyrogene" Kieselsäure von über 99,8% SiO₂-Gehalt) | 25 mg |
Saccharose, aufgefüllt auf | 5000 mg |
5-ml-Injektions-Fläschchen | ||
Gefriergetrocknete Bestandteile: | ||
Acetyl-L-carnitin (entspricht 500 mg des inneren Salzes) | 586 mg | |
Glycokoll | 750 mg | |
Lösungsmittel: @ | Wasser für Injektionen | 5 ml |
Es ist nicht beabsichtigt noch ist es notwendig, an eine theoretische
Interpretation des biochemischen Mechanismus gebunden
zu sein, welcher eine Basis der niedrigen Aktivität oder der
Abwesenheit jeglicher Aktivität insgesamt für L-Carnitin im
Hinblick auf Acetyl-L-carnitin bei der Behandlung von einigen
Fällen von Myopathien und muskulären Dystrophien darstellen
könnte. Es kann unterstellt werden, daß diese Aktivitäts-Widersprüche
in Beziehung zu einer Schädigung im Enzymsystem (spezifisch
ein Defizit an Carnitinacetyl-Transferase) stehen, die den
Transfer der Acetylgruppen vom Coenzym A zu Carnitin steuern und
die damit zugehörige Acetylverwendung für Energiegewinnung.
Vermutlich benötigt Acetyl-L-carnitin keine Carnitinacetyl-Transferase,
um zu den Verwendungsplätzen zu gelangen.
Einige klinische Fälle verdeutlichen den neuen therapeutischen
Gebrauch von Acetyl-L-carnitin gemäß der vorliegenden Erfindung;
sie werden nachstehend beschrieben. Es sei noch bemerkt, daß in
allen diesen verdeutlichten klinischen Fällen der Patient für
eine gewisse Zeitperiode mit L-Carnitin behandelt worden ist,
ohne dadurch günstige Behandlungserfolge zu erzielen.
G. S., männlich, 42 Jahre alt, mit altem Komplex von Familien-Myodystrophie-Syndrom,
bestehend aus Augenlid-Ptosis, Augenbewegungen
behindert durch Akinese von allen äußeren Augenmuskeln.
Moderate Hypokinese der mimischen Muskulator, Hyposthenie und
Hypotrophie der Muskulatur des Schultergürtels verschlechterte
sich mit Beginn des 30. Lebensjahres. Mit 41 Jahren mußte der
Patient seine Arbeit einstellen, da er nicht in der Lage war,
seine Arme - selbst für kurze Zeit - hochzuheben. Zusätzlich litt
er an einer profunden generalisierten Asthenie und hatte myocardiale
Beschwerden. Das EKG zeigte einen Block im rechten Zweig.
Der Patient wurde einer Therapie ohne Erfolg unterzogen, hauptsächlich
mit Cortisonen und Aminosäure-Getränken. Schließlich
wurde er nach gründlichen neurologischen Untersuchungen einer
L-Carnitin-Behandlung unterworfen. Diese Behandlung dauerte etwa
ein Jahr, aber am Patienten zeigte sich im Gegensatz zu den Erwartungen
keinerlei Erfolg. Es wurde entschieden, die Behandlung
abzubrechen und eine Behandlung mit der Verordnung von Acetyl-L-carnitin
durchzuführen.
Der Effekt der neuen Therapie war überraschend. Bereits nach zwei
Wochen zeigte der Patient eine bemerkenswerte Besserung der
Asthenie, und graduell begann er in den folgenden Tagen, in seinen
Armen die Muskelkraft wieder zu erhalten.
Zwei Monate nach Beginn der Therapie war er in der Lage, zu seinem
Arbeitsplatz als Bedienung einer Photokopiemaschine in einer
Fabrik zurückzukehren und bei dem gelegentlichen Besuch einer anderen
Stadt trug er selbst zwei Koffer während der Reise. Nach
8 Monaten befand sich der Patient in einem ausgezeichneten mobilen
Zustand, und seine Muskeln waren voll gebrauchsfähig. Er arbeitet
jetzt als Bedienung an einer Schaltungszentrale, eine Arbeit, die
eine gewisse Mobilität in den Armen voraussetzt.
Die palpebrale Ptosis und Akinesis der Augenmuskeln zeigten keine
Verbesserung, da sie auf einem nervösen Transmissionsdefekt beruhen
und nicht auf einer primären Myopathie. Bei der Kompensation
der elektrocardialen Aufzeichnungen waren die myocardialen Beschwerden
verschwunden.
M. P., männlich, 64 Jahre alt. Seit seiner Kindheit konnte er schwer
jegliche körperliche Belastung ertragen. Seine Beine waren besonders
schwach ausgebildet, und die Oberschenkel ließen Anzeichen
einer Hypotrophie erkennen. Trotzdem war der Patient bis zu seinem
50. Lebensjahr in der Lage, ein normales Leben zu führen, dann
jedoch wurde er gezwungen, seine Arbeit als Direktor einer Farm
aufzugeben, da seine Krankheit, bestehend aus einer generalen
Asthenie und der Tendenz zu einer sehr schnellen Erschöpfung der
Muskulatur, die sich rapide verschlechterte, dies erforderlich
machte. Mit 60 Jahren war er kaum noch in der Lage zu gehen oder
sein Auto zu fahren, da seine Armmuskulatur begonnen hatte,
schlaff zu werden. Als er einen Neurologen zur Untersuchung konsultierte,
wurde moderate Hypotrophie und Hyposthenie der Muskulatur
des Schultergürtels und eine deutlich ausgeprägte Hypotrophie
und Hyposthenie der Oberschenkel- und Beinmuskulatur
festgestellt, die auf einer primären Myopathie beruhten, denn die
Weiterleitung in den Nervenbahnen schien nicht normal vor sich zu
gehen.
Trotz des Ratschlags seines Neurologen lehnte der Patient jegliche
Therapie ab, denn er mißtraute Arzneimitteln, und von Zeit
zu Zeit mußte er dann schon in einen Rollstuhl gesetzt werden, um
Arbeiten erledigen zu können.
Da er jedoch gezwungen war, seine Farm wie in der Vergangenheit
in Betrieb zu halten, war er schließlich bereit, eine L-Carnitin-Behandlung
mit 2 g täglicher Dosis durchzuführen.
Nach 2 Monaten dieser Behandlung war eine leichte Besserung im
Allgemeinzustand und eine Gewichtszunahme festgestellt worden.
Aber die Arbeitsfähigkeit seiner Beine und Arme zeigte keine
Besserung. Zu dieser Zeit wurde dem Patienten täglich oral 1,5 g
Acetyl-L-carnitin verabreicht. Die günstigen Effekte des Arzneimittels
waren sofort auffällig, so daß der Patient ermuntert war,
die Therapie fortzusetzen. Nach einigen Tagen verschwand die
allgemeine Asthenie, und seine Bein- und Armmuskulatur erhielt
wieder ihre Gebrauchsfähigkeit.
Nach vier Monaten durchgeführter Therapie war der Patient mit
sich selbst zufrieden und war bis zu einem gewissen Ausmaß auch
belastungsfähig.
Nach acht Monaten durchgeführter Therapie beschloß der Patient,
sein Auto zu fahren und seine Arbeit wieder auszuüben. Nach 18
Monaten wurden die Effekte der Acetyl-L-carnitin-Behandlung konstant,
und der Patient ist nun wieder in der Lage, insgesamt ein
normales Leben zu führen. Er fühlt noch eine gewisse Tendenz zur
Ermüdbarkeit, aber ist in der Lage, am Morgen und am Nachmittag
einige Stunden zu arbeiten. Seine Hypotrophie der Muskulatur hat
sich bemerkenswert gebessert.
M. M., weiblich, 16 Jahre alt, normale psychomotorische Entwicklung
bis zum 7. Lebensjahr. Von dieser Zeit an begann eine Muskelschwäche
in den Beinen und Armen aufzutreten, die sich graduell
mit Erreichen des 10. Lebensjahres so verschlechterte, daß die
Patienten nicht mehr gehen und ihre Arme nicht mehr heben konnte.
Während dieser Zeit wurde sie mit Polyvitamin-Präparaten behandelt.
Sie wurde in einem neurologischen Zentrum aufgenommen, und
als Diagnose wurde angeborene Muskel-Dystrophie und Lipidablagerung
in der Muskulatur festgestellt. Sie wurde einer L-Carnitin-Behandlung
mit 3 g oraler täglicher Gabe unterzogen. Hierdurch
wurde ihr Zustand graduell verbessert, bis sie im 8. Monat ihrer
Behandlung von selbst begann, zu gehen und ihre Arme normal zu
benutzen. Jedoch war die Patientin sehr leicht erschöpfbar, und
so mußte sie jegliche Art von Anstrengung vermeiden und war gezwungen,
mehrere Stunden am Tage liegend zu ruhen.
Unter Berücksichtigung der Schwere der Erkrankung und dem Ausmaß
der Krankheit wurde das Ergebnis der Therapie als zufriedenstellend
angesehen, und so erreichte die Patientin das 14. Lebensjahr
in weitgehend normaler Lebensweise.
Darauffolgend erlitt die Patientin temporäre Krisen mit Muskelschwäche,
so daß sie keine Arm- und Beinbewegungen ausführen
konnte und zur absoluten Ruhigstellung gezwungen war.
Derartige Krisen dauerten ein oder zwei Tagen, nach welchen die
Patientin sich ziemlich gut erholte und ihre Kräfte wiedergewann,
so daß sie in der Lage war, sich zu bewegen, wobei sie jedoch
jegliche Art von Belastungen, wie Turnen oder lange Spaziergänge,
vermied, aber in die Schule ging.
Sie verbrachte auf diese Weise ungefähr ein Jahr mit den vorstehend
geschilderten Krisen, die jedoch länger als üblich andauerten
und sie dadurch auf einen Zustand zurückwarfen, wie er im 10.
Lebensjahr herrschte, als sie buchstäblich nicht auf ihren Füßen
stehen und ihre Arme nicht anheben konnte.
Die L-Carnitin-Behandlung wurde dann durch eine täglich oral
verabreichte 2-g-Acetyl-L-carnitin-Behandlung ersetzt.
Die neue Therapie führte die Patientin sehr schnell aus der
akuten Krise. Bereits nach 10 Tagen konnte sie wieder Spaziergänge
ausführen und ihre Arme gebrauchen. Sie war noch wie üblich
leicht ermüdbar. Die Behandlung wurde unter Reduzierung der täglichen
Dosis auf 1,6 g Acetyl-L-carnitin fortgesetzt. Die Patientin
erhielt sichtlich ihre Körperkraft wieder und bemerkte selbst,
daß sie sich besser bewegen konnte; sie begann ihre tägliche,
liegend verbrachte Ruhepause abzukürzen und eine kleine Extraanstrengung
auszuführen, die bis dahin für sie undenkbar gewesen
war. Während der Ferien konnte sie längere Spaziergänge ausführen
und konnte sogar wagen zu schwimmen.
Bei dem Besuch der Schule nach Beendigung der Ferien war sie in
der Lage, am Turnunterricht teilzunehmen. Die neurologische Untersuchung
ergab eine objektive Besserung im trophischen System
der Muskulatur, die einerseits auf die Therapie und andererseits
auf Übungen beruhte, die die Therapie erlaubte.
Nach 2 Monaten - vom Beginn der neuen Therapie an - setzte die
Patientin ein vollständig normales Leben fort und bedurfte keinerlei
liegender Ruhepausen mehr, und ihr nächtlicher Schlaf war
ausreichend, um ihre Kräfte wieder zu gewinnen.
Claims (2)
1. Verwendung von Alkanoyl-L-carnitin der allgemeinen Formel
worin R Acetyl, Propionyl, Butyryl, Hydroxybutyryl, Valyl und
Isoleucyl oder deren pharmakologisch zulässiges Salz bedeutet,
zur Behandlung von Myopathien oder muskulären Dystrophien
für Patienten, die auf eine L-Carnitin-Behandlung nicht
ansprechen.
2. Verwendung von Alkanoyl-L-carnitin nach Anspruch 1 mit Gehalten
von 500 bis 1000 mg der genannten Alkanoyl-L-carnitine
oder einer äquivalenten Menge eines ihrer pharmakologisch
zulässigen Salze.
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