Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur vorbereitenden
Behandlung von Getreidekörnern vor deren Vermahlung zu Backmehl, bei dem die Körner nach
einer Trockenreinigung und einer Netzung der Vermahlung zugeführt werden, sowie auf eine Anordnung zur
vorbereitenden Behandlung von Getreidekörnern vor deren Vermahlung zu Backmehl, die eine Einrichtung
zur Trockenreinigung der Körner und eine Netzeinrichtung aufweist
Frisch geerntete Getreidekörner müssen vor ihrer Anlieferung an die Mühle bis zum eigentlichen Vermahlungsvorgang
verschiedene Arbeitsprozesse durchlaufen, unter denen die Reinigung den wohl bedeutendsten
darstellt Bis vor einiger Zeit wurden häufig Waschmaschinen für die Reinigung von Getreide eingesetzt Beim
Verlassen der Maschine bzw. der jeweils nachgeschalteten Zentrifugaltrockenkolonne weist das Getreide eine
um 2 bis 3% erhöhte Feuchtigkeit auf. Die entsprechende Auffeuchtung durch eine Naßscheuermaschine liegt
bei 1 bis 1,5%. In beiden Fällen ist es nicht möglich, den
genauen Wert der Auffeuchtung im voraus festzulegen. Vor der Getreidevermahlung werden jedoch bestimmte
und in sehr engen Grenzen festgelegte Feuchtigkeitswerte vorausgesetzt Zum Erreichen des gewünschten
Feuchtigkeitsgehaltes wird dem Getreide die fehlende Wassermenge zudosiert Insbesondere bei trocken gereinigtem
Getreide muß die Feuchtigkeit vielfach um 5 bis 6% erhöht werden. Die gleichmäßige Feuchtigkeitsverteilung wird bei bekannten Verfahren dadurch erreicht,
daß der Produktstrom in einem Trog im Durchlauf mit einer langsam laufenden und dadurch äußerst
schonenden Netzschnecke bzw. Palettenwelle mit dem Wasser gleichsam durchmischt wird. Während einer längeren
Abstehzeit in einer Abstehzelle soll sich das Wasser gleichmäßig verteilen und durch die vom Kornaufbau
gegebenen Bahnen in das Korn eindringen, um dadurch den äußeren Kornschichten ein elastisches Verhalten
zu geben.
Die Formen des Kornes unter den einzelnen Getreidesorten sind jedoch sehr unterschiedlich. So weist z. B.
Weizen eine ausgeprägte Furche auf, während Reis und Hirse keine Furche zeigen. Der Anteil der Furche kann
im Verhältnis zur Gesamtoberfläche des Weizenkornes einen beachtlichen Prozentsatz ausmachen. Bei bekannten
Netzverfahren wurde es als Tatsache hingenommen, daß die Feuchtigkeit während der Netzung nur in beschränktem
Maße in die Furche diingen konnte und die s Bart- und Keimpartie des Kornes ebenfalls nur mangelhaft
benetzt wurde, was durch das anschließende Abstehen teilweise nachgeholt werden konnte. Bekannt ist
sogar, daß eine unregelmäßig«: Netzwasserverteilung innerhalb ein und derselben Weizensorte, mehr noch bei
to Mischungen von verschiedenen Getreidesorten, für die
nachträgliche Verarbeitung nachteilig sein kann.
Aus dem Artikel »Die Getreidereinigung gestern und heute« (Zeitschrift »Die Mühle + Mischfuttertechnik«.
Heft 29. 1973. S. 459-461) ist ein Verfahren der ein-
is gangs genannten Art bekannt bei dem die Weizenkörner
nach einer Trockenreinigung der Vermahlung zugeführt werden. Dies ist dort allerdings nur für den sogenannten
»Weichweizen« als geeignet beschrieben, wobei ausdrücklich darauf verwiesen wird, daß die Körner
von Hartweizen (»Auslandsweizen«) nach wie vor einem Waschvorgang unterzogen werden müssen. Da
heute in einer Mühle jedoch in aller Regel in rascher Folge Weizen unterschiedlichster Art und Herkunft sowie
Weizenmischungen, die aus unterschiedlichsten Weizensorten bestehen, verarbeitet werden müssen, ist
es verständlich, daß dieses vorbekannte Trockenreinigungsverfahren wegen seiner auf Weichweizen beschränkten
Anwendung sehr unpraktikabel ist. Es hat sich in der Tat auch gezeigt, daß bei Anwendung eines
solchen Verfahrens auf Weizenmischungen das hergestellte Mehl keine ausreichende Qualität aufwies, was
sich darin äußerte, daß die aus einem solchen Mehl in
automatischen Backöfen gebackenen Brote nicht genügend aufgingen.
Ausgehend hiervon liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, das Verfahren und die Anordnung gemäß
Gattungsteil des Patentanspruchs 1 bzw. 2 derart zu verbessern, daß — auch bei Einsatz von Hartweizen —
die nach dem Vermählen gewonnenen Backmehle hinsichtlich ihrer Backeigenschaften den mit einem Naßreinigungsverfahren
erzielbaren Backmehlen gleichkommen.
Erfindungsgemäß wird dies bei einem Verfahren der eingangs genannten Art dadurch erreicht, daß die Netzung
als lntensivnetzung ausgeführt wird, der ein Trokkenscheuern
vorgeschaltet ist. Bei einer Anordnung der eingangs genannten Art wird diese Aufgabe dadurch
gelöst, daß die Netzeinrichtung als Intensivnetzeinrichtung ausgeführt ist, der eine Tockenscheuermaschine
so vorgeschaltet ist
Unter »lntensivnetzung« wird hierbei ein Verfahren zum Netzen der Körnerfrüchte in einem rohrförmigen,
liegend angeordneten Gehäuse mit glatter, geschlossener Innenwand verstanden, wie dies in der DE-PS
25 03 383 im einzelnen beschrieben ist und bei dem die Körnerfrüchte an einem Gehäuseende unter dosierter
Zugabe von Wasser eingespeist, sodann mit einem um die Gehäuselängsachse umlaufend angetriebenen, mit
einer großen Anzahl von radial abstehenden Flügeln bestückten Rotor bewegt und schließlich am anderen
Gehäuseende abgezogen werden. Der Rotor wird dabei mit einer solchen Drehzahl angetrieben, daß die von den
als Schlagelemente ausgebildeten Rotorflügeln beaufschlagten Körnerfrüchte einen vom Einlaß bis zum Auslaß
reichenden ringförmigen Körnerschleier bilden, dessen Umlaufgeschwindigkeit annähernd so groß ist wie
die Umlaufgeschwindigkeit des Rotors. Unter »Intensivnetzeinrichtung« wird eine Netzvorrichtung zur
Durchführung eines solchen Intensivnetzverfahrens
verstanden, wie auch diese in der DE-PS 25 03 383 im einzelnen beschrieben ist und die einen rohrförmigen,
liegend angeordneten Netzmantel mit glatter Innenwand und einen Ein- und einen Auslaß an »einen Enden
sowie einen mit Radialspiel im Netzmittel angeordneten, eine große Anzahl von radial abstehenden Rotorflügeln aufweisenden und um die Mantellängsachse umlaufend angetriebenen Rotor und eine im Bereich des Einlasses einmündende Wasserdosiervorrichtung aufweist, to
wobei die Rotorflügel als Schlagleisten ausgebildet sind, mit einer an ihren äußeren Enden gemessenen Umlaufgeschwindigkeit von 6 m/s bis maximal 30 m/s rotieren
und mit einer Dichte von nicht weniger als 20 Schlagleisten pro m2 Oberfläche des Netzmantels angeordnet
sind.
Bei Einsatz des erfindungsgemäßen Verfahrens für die Mahlvorbereitung von Getreidekörnern hat sich gezeigt daß hierbei unter Anwendung eines vollständigen
Trockenreinigungsverfahrens tatsächlich ei.i Mehl von gleicher Backqualität wie das Mehl erzielt werden kann,
das aus naß gereinigten Körnern erzeugt wird. Hierdurch zeigl sich, daß mit dem erfindungsgemäßen Verfahren tatsächlich die letzte Verfahrenslücke auf Seiten
der Trockenreinigung geschlossen werden konnte. Durch die erfindungsgemäße Kombination des Trokkenscheuerns mit nachfolgender Intensivnetzung kann
auch bei stark kleberhaltigen Weizensorten (Hartweizen) eine wirklich befriedigende Qualität gewonnen
werden. Mithin ermöglicht es die Erfindung, den Mühlenbetrieb für alle Weizensorten auf vollständige Trokkenreinigung umzustellen. Die besonders guten Erfolge
des erfindungsgemäßen Verfahrens lassen sich wohl weitgehend auf die durch die Intensivnetzung erreichte
dosierte und besonders gezielte Aufnetzung der Körner zurückführen, bei der das Wasser gleichmäßig auf alle
Körner und gleichmäßig auf der Oberfläche eines Kornes, selbst in dessen schlecht zugänglichen Teilen, verteilt wird und die Kornfeuchtigkeit trotz der Trockenreinigung auf den gewünschten vorbestimmten Wert
gebracht werden kann.
In vorteilhafter Ausgestaltung der erfindungsgemäßen Anordnung ist zwischen Trockenscheuermaschine
und Intensivnetzeinrichtung ein Tarar angeordnet
Die Erfindung wird nachfolgend anhand der Zeichnungen beispielshalber im Prinzip noch näher erläutert.
Es zeigt
F i g. 1 einen schematischen Überblick über den Aufbau einer erfinduugsgemäßen Anordnung, und
F i g. 2 eine Gesamtansicht einer Intensivnetzeinrichtung, wie sie bei der Erfindung eingesetzt und durch das
Patent 25 03 383 geschützt ist
F i g. 1 zeigt das Aufbauschema einer erfindungsgemäßen Vorrichtung zur Ausführung des erfirxiungsgemäßen Verfahrens:
Hierbei sind schematisch nacheinander, ein Getreideseparator 100, ein Trockensteinausleser 101, ein
Rundkorntrieur 1OZ eine Trockenscheuermaschine 103. ein Tarar 104, eine Intensivnetzeinrichtung 105 und, am
Ende, eine Abstehzelle 106 vorgesehen.
Der Getreideseparator 100 entfernt große Verunreinigungen wie Schnüre. Stroh, Steine usw. sowie Kornbruch und Sand. Der Steinausleser 101 entfernt alle Steine und eventuell vorhandene andere schwere Teile. Der
Rundkorntrieur 102 hat die Aufgabe, aus Getreide Raden. Wicken und Querbruch auszulesen. Die Scheuermaschine 103 reinigt das Korn selbst von Schmutz und
losen Schalenteilen. Aus Sicherheitsgründen ist der
Scheuermaschine 103 noch ein Tarar nachgeschaltet
der mit Luft Staub und Schalenteile wegnimmt
Der vollständig gereinigte Weizen gelangt in die Intensivnetzeinrichtung 105 (die in F i g. 2 näher dargestellt ist), welche die genaue Wassermenge dem Getreide zugibt es mit einem intensiven Schlag- und Schleudervorgang aufnetzt und das Gut in die Abstehzelle 106
übergibt von der aus es direkt der Vermahlung zugeführt wird.
Die zu behandelnden Körner werden somit einer vollständigen trockenen Reinigung unterworfen, der dann
die Intensivnetzung nachgeschaltet ist
Die in Fig.2 dargestellte Intensivnetzeinrichtung
weist ein Netzgehäuse 1. einen rohrförmigen Netzmantel 2. einen Rotor 3 sowie Antreibsmittel 4 auf. Links im
Bild ist ein Materialeinlaß 5 und rechts im Bild ein Materialauslaß 6 fest mit dem Netzgehäuse 1 verbunden.
Eine Wasserdosiervorrichtung 7 mündet in das Netzgehäuse 1 im Bereich des Materialeinlasses 5 ein, der nach
oben erweitert ist wo ein an sich bekanntes Materialdurchfluß-Überwachungsgerät 9 angebaut ist. Eine
schiefe Stoßplatte 10 ist an einem Hebel 11 kippbar befestigt dessen Bewegung über (nicht dargestellte)
pneumatische oder andere Schaltmittel Steuerimpulse über Steuerverbindungeii 12 an ein Ventil 13 weitergibt
Ein Dosierhahn 19 regelt den Wasserverbrauch, indem der Durchgangs-Querschnitt dieses Dosierhahns 19 entweder von Hand oder ferngesteuert eingestellt wird.
Die augenblickliche Durchflußmenge ist von einem Durchflußmeßgerät 15 ablesbar, von dessen Austritt eine Wasserleitung 16 bis zum Netzgehäuse 1 bzw. dem
Materialeinlaß 5 führt Ein Verteilrohr 17, an dem mehrere Düsen 18 angeordnet sind, ragt in den Materialeinlaß 5 hinein. Ober der Stoßplatte 10 ist ein Lenkblech 20
direkt unter einem Einlaß-Stutzen 21 angeordnet
Der Rotor 3 weist eine große Anzahl Schlagleisten 30 auf, die von Längsträgern 31 radial abstehen. Der Rotor
3 wird dabei durch zwei aus dem Gehäuse herausragenden Wellenenden 32 bzw. 33 auf Lagern 34 bzw. 35
gehalten, die ihrerseits über einen Ständer 36 mit dem Netzgehäuse 1 sowie mit dem Boden verbunden sind.
Ein Antriebsmotor 37 ist direkt am Ständer 36 befestigt und treibt mit einer Riemenscheibe 38 über Riemen 39
eine fest auf dem Wellenende 31 angeordnete Riemenscheibe 40 und damit den Rotor 3 an.
Die Arbeitsweise der gezeigten Netzeinrichtung ist wie folgt: die zu behandelnden Getreidekörner speist
man durch den Einlaß-Stutzen 21 ein, unter dem direkt
der Getreidestrom durch eine Ablenkplatte 20 auf die schwenkbar befestigte Stoßplatte 10 gerichtet wird. Der
fallende Getreidestrom drückt die Stoßplatte 10 sofort nach unten und öffnet über (nicht dargestellte) Schaltmittel das Ventil 13. Am Dosierhahn wird gleichzeitig
oder zuvor die genaue für die Aufnetzung erforderliche Wassermenge eingestellt die nun mit kleiner Verzögerung für die Wasserleitung 16 mit den Düsen 18 in den
fallenden Getreidestrom eingespritzt wird.
Sobald der Getreidestrom im Netzmante! 2 in den Bereich der Schlagleisten 30 gelangt wird er durch den
Rotor auf eine hohe Geschwindigkeit beschleunigt. Der Netzmantel 2 weist eine geschlossene runde Form auf.
Der Getreidestrom breitet sich deshalb in einem schleierförmigen Ring in Wandnähe des Netzmantels 2 aus
und rotiert mit der annähernd gleichen Geschwindigkeit wie der Rotor 3. Letzterer gibt mit der großen Anzahl
Schlagleisten 30 dem Schleier selbst eine starke Führung. Der Netzmantel 2 steht still und weist eine relativ
glatte innere Oberfläche auf. Der Schleier wird deshalb
nur geringfügig abgebremst. Die einzelnen Getreidekörner werden mit hoher Frequenz geschlagen, sie können
aber nach jedem Aufprall in beliebiger Richtung ausweichen. Die Schlagwirkung ist durch die Relativgeschwindigkeit
zwischen Schlagleiste und Korn sowie s der Masse des Kornes gegeben. Das ständig frisch eintretende
Getreide schiebt den Schleier gegen den Materialauslaß. Unter der Voraussetzung einer konstanten
Speisung von Getreide im Einlaufstulzen 21 ergibt sich damit eine konstante Verweilzeit der Getreidekölner κι
im Netzgehäuse 1. Die Körner verschieben sich während des Umlaufs im Netzmantel 2 schnell und ununterbrochen
gegeneinander. Dies hat eine maximale Durchwirbelung und Vermischung der Körner zur Folge. Unterschiede
in der Benetzung der Körner untereinander werden auf diese Weise schon nach einigen Umläufen
ausgeglichen. Das Ganze spielt sich in einem hohen Geschwindigkeitsbereich von wenigstens 5 m/s bis zu
30 m/s ab. Es ist anzunehmen, daß die Oberflächenteile der Körner, bedingt durch Eigenrotation der Körner,
noch wesentlich höhere momentane absolute Geschwindigkeitswerte erreichen können. Auf diese Weise
wird das Wasser durch Schleuderwirkungen, sei es in Form winziger Tröpfchen oder als Film, auf dem Korn
auf dessen gesamter Oberfläche gleichmäßig verteilt. Es kann deshalb auch im Spalt der Getreidekörner eine
bisher nie erreichte gleichmäßige Netzung festgestellt werden. Die Schlagwirkung auf die Körner trägt weiter
sehr stark zur Intensivierung der Netzung bei. Das Korn wird bei der Schlagstelle leicht verformt. Ein Teil des jo
Netzwassers wird in die äußeren Schichten »einmassiert«, wodurch sehr anschaulich die intensivere Netzbarkeit
der Netzeinrichtung erklärbar ist. Die daraus resultierende Mürbung der äußeren Kornschichten
wirkt sich vorteilhaft auf die Vermahlung. Sichtung und letztlich auf die Backqualität aus.
Hierzu 2 Blatt Zeichnungen
40
45
50
55
60
65