DE1212839B - Verfahren zur Herstellung photographischer Silberhalogenidemulsionen nach der Ausflockungsmethode unter Verwendung von Mischpolymerisaten als Flockungsmittel - Google Patents
Verfahren zur Herstellung photographischer Silberhalogenidemulsionen nach der Ausflockungsmethode unter Verwendung von Mischpolymerisaten als FlockungsmittelInfo
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Description
DEUTSCHES
PATENTAMT
AUSLEGESCHRIFT
Int. α.:
G03c
Deutsche Kl.: 57 b - 8/01
Nummer: 1212 839
Aktenzeichen: C 31574IX a/57 b
Anmeldetag: 3. Dezember 1963
Auslegetag: 17. März 1966
Die Erfindung bezieht sich auf das an sich bekannte Verfahren zur Herstellung photographischer Silberhalogenidemulsionen,
bei dem die löslichen Fremdsalze durch Ausflockung des Halogensilbers entfernt werden.
Bei der Herstellung photographischer Silberhalogenidemulsionen wird im allgemeinen ein wasserlösliches
Silbersalz, meist Silbernitrat, mit wasserlöslichen Halogeniden in einer wäßrigen Gelatinelösung
umgesetzt. Die so gebildete Gelatine-Silberhalogenidemulsion enthält als Nebenprodukte der
doppelten Umsetzung wasserlösliche Salze, die entfernt werden müssen. Die klassische Methode zur Entfernung
dieser Salze besteht darin, daß man die Emulsion durch Abkühlen zur Erstarrung bringt, sie
zerkleinert und mit kaltem Wasser auswäscht.
Eine andere Methode, Ausflockungsmethode genannt, besteht darin, daß man die Silberhalogenidemulsion
ausfällt, von der überstehenden salzhaltigen Lösung abtrennt und erneut in einer Gelatinelösung
oder einem anderen geeigneten Schichtkolloid dispergiert.
Die Methode der Ausflockung bietet verschiedene Vorteile, insbesondere gestattet sie die Herstellung von
konzentrierten Silberhalogenidemulsionen. Es sind schon verschiedene Verfahren zur Ausflockung von
Silberhalogenidemulsionen vorbeschrieben, z. B. die Ausflockung mit anorganischen Salzen wie Natriumsulfat
oder mit bestimmten Mischpolymerisaten. Diese Salze müssen aber in großer Menge angewandt und
durch Auswaschen des Niederschlages wieder entfernt werden. Organische Lösungsmittel können ebenfalls
zur Ausflockung verwendet werden; dieses Verfahren ist jedoch teuer, und zudem sind die damit erhaltenen
Niederschläge sehr voluminös und noch stark wasserhaltig. Auch Schwermetallsalze wurden als Flockmittel
vorgeschlagen; sie haben jedoch den Nachteil, daß sie die Gelatine härten und die Niederschläge nur
sehr schwer wieder zu dispergieren sind. Auch anionaktive Stoffe wie Seifen wurden zur Ausflockung vorgeschlagen;
doch bleiben Reste der Seifen hartnäckig am Koagulat haften und bewirken dann Schleierneigung
der Emulsion.
Andere Verfahren beruhen auf der Anwendung von
Gelatinederivaten, die bei einem pH-Wert von 3,5 ausflocken und das Silberhalogenid mitreißen. Bei der
Herstellung der Gelatinederivate werden jedoch die reaktionsfähigen Aminogruppen der Gelatine und
damit die photographischen und kolloidchemischen Eigenschaften der Gelatine verändert.
Es wurde nun gefunden, daß sich Mischpolymerisate bestimmter heterocyclischer Verbindungen sehr
Verfahren zur Herstellung photographischer
Silberhalogenidemulsionen nach der
Ausflockungsmethode unter Verwendung von
Mischpolymerisaten als Flockungsmittel
Silberhalogenidemulsionen nach der
Ausflockungsmethode unter Verwendung von
Mischpolymerisaten als Flockungsmittel
Anmelder:
CIBA Aktiengesellschaft, Basel (Schweiz)
Vertreter:
Dr. F. Zumstein, Dr. E. Assmann,
Dr. R. Koenigsberger
und Dipl.-Phys. R. Holzbauer, Patentanwälte,
München 2, Bräuhausstr. 4
Als Erfinder benannt:
Dr. Heinrich Schaller, Binningen;
Dr. Paul Schäfer, Riehen (Schweiz)
Beanspruchte Priorität:
Schweiz vom 4. Dezember 1962 (14 200)
gut als Ausflockungsmittel eignen. Gegenstand der Erfindung ist demgemäß ein Verfahren zur Herstellung
photographischer Silberhalogenidemulsionen nach der Ausflockungsmethode, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß man als Ausflockungsmittel solche wasserlöslichen, linear additiven Mischpolymerisate
anwendet, die im wesentlichen aus polymeren Einheiten von
(1) 15 bis 70 Molprozent einer im Ring gesättigten
2-oxo-N-vinylheterocyclischen Verbindung und
(2) 30 bis 85 Molprozent eines wasserlöslichen Salzes der Acrylsäure oder Methacrylsäure
bestehen.
Als 2-oxo-N-vinylheterocyclische Verbindungen eignen
sich aliphatischen Charakter aufweisende Heterocyclen, die einen gesättigten Ring und 6 oder vorzugsweise
5 Ringatome aufweisen. Von diesen ist eines ein vinylsubstituiertes Stickstoffatom, und in «-Stellung
zu diesem befindet sich eine Carbonylgruppe. Die übrigen Ringatome sind Kohlenstoff, Stickstoff oder
Sauerstoff, wobei die Kohlenstoff- und Stickstoffatome auch durch niedere Alkylreste substituiert sein
können. Die erfindungsgemäß verwendeten 2-oxo-
609 538/365
N-vinylheterocyclischen Verbindungen entsprechen
vorzugsweise der Formel
X —
O== C
-CH2
CH2
N
HC = CH2
HC = CH2
worin X eine — CH2- oder — NH-Gruppe bedeutet.
Als Beispiel für N-vinylheterocyclische Verbindungen
seien die Pyrrolidon-, Piperidon-, Pyrazolidon-, Äthylenharnstoff-,
Trimethylenharnstoff- und Oxazolidonverbindungen genannt.
Besonders geeignet sind z. B. N-Vinyloxazolidon,
vor allem aber die Verbindungen der Formel (1), d. h. N-Vinyl-N,N'-äthylenharnstoffund insbesondere N-Vinylpyrrolidon.
Erfindungsgemäß werden Copolymerisate verwendet, die aus 15 bis 70, vorzugsweise 25 bis
50 Molprozent der vinylheterocyclischen Verbindung bestehen.
Als monomere Verbindungen werden 30 bis 85, vorzugsweise 50 bis 75, Molprozent eines wasserlöslichen
Salzes der Acrylsäure bzw. Methacrylsäure verwendet, z. B. ein Calcium-, Ammonium-, Alkalimetall-, wie
Natrium- oder Kaliumsalz, insbesondere das Natriumacrylat. Die Mischpolymerisate bestehen im wesentlichen
aus den Strukturelementen der oben angegebenen Zusammensetzung (1) und (2); sie können
aber noch eine geringe Menge, z. B. bis 10 % des Mischpolymerisates, anders gearteter polymerer Einheiten,
z. B. Vinylester aliphatischer Alkohole, aufweisen.
Die Herstellung von Mischpolymerisaten der erfindungsgemäß
verwendeten Art ist bekannt. Die Polymerisation nach den bekannten Methoden erfolgt
in wäßrigem Medium bei 40 bis 90° C und mit HiKe eines wasserlöslichen, freie Radikale abgebenden,
photographisch nicht schädlichen Katalysators wie beispielsweise Kaliumpersulfat.
Die Verbindungen der eingangs angegebenen Zusammensetzung können in üblicher Weise als Ausflockungsmittel
angewendet werden. Diese Mittel können äußerst wirksam sein und, je nach Konstitution,
bei pH-Werten zwischen 3 und 5, vorzugsweise 4,0 und 4,5, in geringer Menge bei mäßig erhöhter
Temperatur eine sehr gute Ausflockung hervorrufen.
Die Ausflockung wird zweckmäßig im allgemeinen so durchgeführt, daß man eine wäßrige Lösung des
Flockmittels der Emulsion zugibt und dann den erforderlichen pH-Wert einstellt. Man kann aber auch
zuerst die pH-Einstellung vornehmen und dann erst das Flockmittel zugeben. Im allgemeinen werden nur
geringe Mengen Flockmittel benötigt. Diese Mengen richten sich im übrigen nach dem Gelatinegehalt, der
Salzkonzentration, ferner auch dem pH-Wert. Wie groß die Menge im Einzelfall sein soil, läßt sich leicht
durch Vorversuche ermitteln. Das Silberhalogenid fällt zusammen mit der Gelatine in feinkörniger, grießartiger
Form aus und setzt sich rasch ab. Die Niederschläge enthalten nur wenig Wasser, so daß es im
allgemeinen nicht nötig- ist, sie noch weiter auszuwaschen. Falls es jedoch erforderlich erscheint, können
die Niederschläge auch noch einmal oder mehrere
ίο Male mit kaltem Wasser gewaschen werden, gegebenenfalls
unter Einstellung eines geeigneten pH-Wertes. Der für die Flockung günstigste pH-Wert und die
erforderliche Menge an Flockmittel sind nicht nur vom Flockmittel selbst, sondern auch von der Gelatinekonzentration
der Emulsion, dem Salzgehalt und anderen Faktoren abhängig. Die Temperatur, bei der
die Flockung ausgeführt wird, ist ohne wesentlichen Einfluß, sie liegt im allgemeinen mit Vorteil zwischen
30 und 500C.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren können photographische Halogensilberemulsionen jeglicher
Art, insbesondere auch Farbmaterialien, die entweder Farbkomponenten für die chromogene Entwicklung
oder Bildfarbstoffe für das Silberfarbbleichverfahren enthalten, hergestellt werden.
Ein wesentlicher Vorteil der erfindungsgemäß anzuwendenden Flockmittel besteht darin, daß die geringen
Mengen an Flockmittel, die in dem Flockulat enthalten sind, einen stabilisierenden Einfluß auf die Emulsion
ausüben, so daß Emulsionen höchster Empfindlichkeit, die frei von Schleier sind, erhalten werden können.
Außerdem wirken diese geringen Mengen als Weichmacher, wodurch elastische Schichten von erhöhter
Bruchfestigkeit, wie sie beispielsweise für Kino-Positivfilme
benötigt werden, erhältlich sind. Durch Einstellung eines pH-Wertes zwischen 6,5 und 7,5 können
die Koagulate in Wasser oder in Gelatinelösung bei Temperaturen von 35 bis 50°C leicht wieder dispergiert
werden. Auch andere Kolloide können zur Redispersion verwendet werden.
In der deutschen Auslegeschrift 1 094 099 ist ein Verfahren zur Ausflockung von Silberhalogenidemulsionen
mit Mischpolymerisaten einer heterocyclischen Vinylverbindung, wie 4-Vinylpyridin. beschrieben.
Gegenüber diesem Ausflockverfahren besitzt das neue Verfahren den Vorteil, daß wesentlich kleinere Mengen
an Flockmittel benötigt werden und das Volumen des Flockulates viel kleiner ist.
Bei der Anwendung von Mischpolymerisaten nach der deutschen Auslegeschrift 1 094 099 und den hier
behandelten Mischpolymerisaten bei sonst in gleicher Weise ausgeführten Flockungen einer photographischen
Silberhalogenid-Emulsion geben die experimentell ermittelten Werte der beiden Flockungsmittel auf
der nachfolgenden Tabelle gut den technischen Fortschritt des neuen Verfahrens gegenüber dem Verfahren
nach der deutschen Auslegeschrift 1094 099 wieder:
Verfahren | Mit 1 Teil Mischpolymerisat koagulierbare Gewichtsteile Emulsion |
14 1 |
Mit gleicher Menge Ausgangs emulsion erhaltene Volumteile Flockulat |
1. f- «a 7,5 |
Mit gleicher Menge Ausgangs emulsion gefundenen Wasser-Prozentgehalt der Flockulate |
1 ■ PW 3 |
Erfindungsgemäß Deutsche Auslegeschrift 1 094 099 |
.660 bis 1100 Teile ■ 66 Teile |
130 Teile 990 Teile |
27% 83% |
Zu einer Lösung von 5 g Gelatine, 42 g Kaliumbromid und 2,2 g Kaliumiodid in 450 ml Wasser gibt
man bei 650C innerhalb von 20 Minuten eine Lösung
von 50 g Silbernitrat in 450 ml Wasser. Man läßt 10 Minuten bei 65 0C reifen und kühlt dann auf 35° C
ab. Dann fügt man 20 ml einer 10°/0igen wäßrigen Lösung eines Mischpolymerisates aus 25 Molprozent
N-Vinylpyrrolidon und 75 Molprozent Natriumacrylat zu und bringt den pH-Wert durch Zusatz von
1 η-Schwefelsäure auf 4,0. Das Silberhalogenid flockt zusammen mit der Gelatine und dem Polymerisat aus
und setzt sich schnell ab. Die überstehende klare Flüssigkeit wird abdekantiert und der körnige Niederschlag
mit 11 kaltem Wasser gewaschen, dem so viel Schwefelsäure zugesetzt worden ist, daß der pH-Wert4,0
beträgt. Dann fügt man eine Lösung von 70 g Gelatine in 800 ml Wasser zu und stellt den pH-Wert durch
Zusatz von O,ln-Natriumhydroxydlösung auf 7,0 ein.
Man rührt 10 bis 15 Minuten bei 4O0C, bis das Silberhalogenid
wieder dispergiert ist, und läßt dann in der üblichen Weise bis zur optimalen Empfindlichkeit
reifen. Man erhält je nach der Art der verwendeten Gelatine eine mittel- bis hochempfindliche Emulsion.
Mit ähnlichem Ergebnis kann man der nitrathaltigen Silberhalogenidemulsion an Stelle der 20 ml der
10°/0igen Lösung des Mischpolymerisates aus 25 Molprozent
N-Vinylpyrrolidon und 75 Molprozent Natriumacrylat eine der folgenden wäßrigen Mischpolymerisatlösungen
zufügen:
a) 30 ml 10°/„ige Lösung eines Mischpolymerisates
aus 50 Molprozent N-Vinylpyrrolidon und 50 Molprozent Natriumacrylat;
b) 40 ml 10%ige Lösung eines Mischpolymerisates aus 66 Molprozent N-Vinylpyrrolidon und 34 Molprozent
Natriumacrylat;
c) 30 ml 10°/0ige Lösung eines Mischpolymerisates
aus 70 Molprozent N-Vinylpyrrolidon und 30 Molprozent Calciumacrylat;
d) 30 ml 10°/0ige Lösung eines Mischpolymerisates
aus 25 Molprozent N-Vinylpyrrolidon, 70 Molprozent Natriumacrylat und 5 Molprozent Vinylacetat;
e) 60 ml 10°/0ige Lösung eines Mischpolymerisates
aus 66 Molprozent N-Vinylpyrrolidon und 34 Molprozent Natriummethacrylat;
f) 30 ml 10°/„ige Lösung eines Mischpolymerisates
aus 15 Molprozent N-Vinylpyrrolidon und 85 Mol prozent Ammoniummethacrylat;
g) 60 ml 10°/0ige Lösung eines Mischpolymerisates
aus 40 Molprozent N-Vinylpyrrolidon und 60 Molprozent Kaliummethacrylat;
h) 20 ml 10°/0ige Lösung eines Mischpolymerisates
aus 25 Molprozent N-Vinyläthylenharnstoff und
75 Molprozent Natriumacrylat;
i) 20 ml 10°/0ige Lösung eines Mischpolymerisates
aus 25 Molprozent N-Vinyloxazolidon und 75 Molprozent
Natriumacrylat.
Claims (6)
1. Verfahren zur Herstellung photographischer Silberhalogenidemulsionen nach der Ausflockungsmethode unter Verwendung von Mischpolymerisaten
als Flockungsmittel, dadurch gekennzeichnet,
daß man als Ausflockungsmittel linear additive Mischpolymerisate anwendet, die im wesentlichen aus polymeren Einheiten von
(1) 15 bis 70 Molprozent einer im Ring gesättigten 2-oxo-N-vinylheterocyclischen Verbindung und
(2) 30 bis 85 Molprozent eines wasserlöslichen Salzes der Acrylsäure oder Methacrylsäure
bestehen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man Mischpolymerisate anwendet,
die polymere Einheiten von Verbindungen der Formel
χ CH2
O=C
CHo
HC = CH2
enthalten, worin X eine — CH2- oder — NH-Gruppe
bedeutet.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man Mischpolymerisate anwendet, die
polymere Einheiten des Vinyloxazolidons enthalten.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß man Mischpolymerisate anwendet,
die polymere Einheiten des Vinylpyrrolidons enthalten.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man Mischpolymerisate
anwendet, die polymere Einheiten eines Alkalimetallsalzes, vorzugsweise des Natriumsalzes, der
Acrylsäure enthalten.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man Mischpolymerisate
anwendet, die aus 25 bis 50 Molprozent der vinylheterocyclischen Verbindung und 50 bis
75 Molprozent der wasserlöslichen Acryl- oder Methacrylsäuresalze bestehen.
In Betracht gezogene Druckschriften:
Deutsche Auslegeschrift Nr. 1 094 099.
Deutsche Auslegeschrift Nr. 1 094 099.
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