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Verfahren zur Erhöhung der Gießgeschwindigkeit von Gelatinelösungen
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Erhöhung der Gießgeschwindigkeit
von Gelatinelösungen, insbesondere von solchen Gelatinelösungen, die für photographische
Zwecke verwendet werden sollen.
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Das Verfahren besteht darin, daß man den Gelatinegießlösungen wasserlösliche
Polyacrylphthalate oder ihre Salze in der Menge bis zu 60;'o vom Gewicht der gelösten
Gelatine zusetzt.
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In der Emulsionstechnik ist es bekannt, die Gießgesdhwüldigkeit durch
Regeln der Viscosität der Gelatinelösungen mittels Zusatzstoffen zu beeinflussien.
Blei den bekannten Verfahren geht man vor allem davon aus, daß der Gesamtgehalt
der Lösung an festen Substanzen bei einer Steigerung der Viscosität nicht erheblich
erhöht wird, daß ferner die Zusätze praktisch ohne Gerbwirkung sind und daß schließlich
der pH-Wert der Emulsion nicht erheblich be:einflußt wird. Pektin und Zirkoniumsalze
sind als solche Zusätze bekannt. Jedoch wird vom Pektin eine verhältnismäßig hohe
Menge benötigt, um nur eine geringe Steigerung der Viscosität von i o bis i z %
zu erzielen, während durch Zusatz von Zirkoniumsalzen der pH-Wert erniedrigt wird.
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Ferner ist es bekannt, die Viscosität von Gelatinelösungen durch Zusatz
von Kalium bromid und Ammoniumnitrat zu erhöhen, sowie zum Eindicken von starken
Alkalilaugen und Salzlösungen Alkalisalze von Carboxylgruppen enthaltenden Polyvinylverbindungen
zu verwenden. Durch diese Verfahren wird jedoch nicht die Lehre gegeben, Gelatine-Iösungen
solche Stoffe zuzusetzen, die die Gießgeschwindigkeit. der Gielatinelösungenerhöhen.
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Schließlich ist auch schon vorgeschlagen worden, Polyvinylphthalate
zu verwenden, die den Vorteil besitzen, daß sie bei sehr geringen Zusätzen eine
außerordentliche Erhöhung der Viscosität bewirken, den pH-Wert nicht wesentlich
verändern und nicht schädlich gerbend sind. Sie besitzen jedoch den Nachteil,
die
Gießgeschwindigkeit der Emulsionen nicht praktisch verwertbar zu erhöhen.
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Dieser Nachteil wird hingegen erfindungsgemäß durch Verwendung der
Polyacrylphthalate oder insbesondere ihrer Salze vermieden. Diese unvorhergesehene
Eigenschä?@. hängt offenbar damit zusammen, daß diese Stoffe überraschenderweise
schon in geringen Mengen einer Gelatineemulsion, insbesondere einer photographischen
Silberhalogenemulsion, zugesetzt, eine beträchtliche Verkürzung der Erstarrungszeit
bewirken, die insbesondere auch bei Einhaltung der gleichen Viscosität zu beobachten
ist.' Darüber hinaus besitzen die Polyacrylplithalate den Vorteil, daß sie den Schmelzpunkt
der erstarrten Gelatinelösung ohne nachzuhärten in geringem Maße heraufsetzen und
dadurch in manchen Fällen den Fortfall besonderer Härtungsmittel ermöglichen.
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Der Einfloß eines geringen Zusatzes von Polyacrylphthalat zu einer
Gelatinelösung geht aus folgenden Versuchen hervor: Eine 60oige Gelatinelösung wurde
auf einen pH-Wert von annähernd 6,55 eingestellt. Die Lösung wurde mit steigenden
Zusätzen einer i o'oigen Polyacrylphthalatlösung versetzt. Der Zusatz erfolgte bei
3-,7-, einer Temperatur, welche der bevorzugten Gießtemperatur für Emulsionen entspricht.
Die vorbereiteten Gelatinelösungen wurden dann im Meßgefäß innerhalb von .l Minuten
unter Rühren auf 23 - abgekühlt und unter fortgesetztem Rühren der Erstarrungspunkt
bestimmt. Während die unveränderte Gelatinelösung nach g Sekunden Rühren erstarrte,
bewirkte ein Zusatz -von 2 ccm einer 1 obigen Polyacrylphthalatlösung, d-aß das
Erstarren schon nach 2 Sekunden eintrat. Bei einem Zusatz. von a ccm trat die Erstarrung
schon nach kurzer Zeit bei 26- ein, während der Zeitraum der Erstarrung bei einer
Abkühlung auf 23- nicht mehr bestimmt werden konnte. Bei einem Zusatz von 16 ccm
trat die Erstarrung schon bei 35= ein und bei einem Zusatz von 33 ccm trat sie tongehend
bei 37- ein.
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Zur Beeinflussung der Gießgeschwindigkeit kann man sich des Polyacrylphthalats
vorzugsweise in der Weise bedienen, daß man der Gelatineemulsion den durch Versuche
als bestermittelten Zusatz macht und dann die Gelatinelösung wieder verdünnt, bis
die ursprüngliche Viscosität wiederhergestellt ist. ii')ei einem Versuch wurden
beispielsweise ri oo ccm einer Gelatineemulsion @. g festes Polyacrylphthalat zugesetzt.
Die Viscosität wurde dadurch von 68 auf ; 4. Sekunden heraufgesetzt, bestimmt
nach der Ausflußzcitmethode. Nunmehr wurde die Gelatinelösung wiederum verdünnt,
bis die Viscosität wieder auf 68 Sekunden herabgesetzt war.
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Während die unbehandelte Gelatirieemulsion nur mit einer Gießgeschwindigkeit
von i S m je Minute gegossen werden konnte, konnte durch den Zusatz des Polyacrylplitlialats
zur Emulsion die Gießgeschwindigkeit auf 22 m je Minute heraufgesetzt werden. Die
in beiden Fällen je Quadratmeter aufgetragene Halogensilbermenge war dabei vollkommen
gleich. Der Schmelzpunkt der erstarrtest Emulsion war von 3i1;. bei der Emulsion
ohne Polyacrylphthalatzusatz auf 36 mit Zusatz gestiegen. Beteiner längeren Beobachtung
konnte in der behandelten Emulsion keine schädliche Nachhärtung festgestellt werden.
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Die Verwendung von Polyacrylphthalaten als kolloide Trägersubstanz
für lichteinpfindliche Emulsionen ist an sich bekannt: jedoch wird in diesem Fall
im allgemeinen entweder das Polyacrylphthalat als einziges Kolloid verwendet oder
in Verdünnung mit geringen Gelatinezusätzen. Demgegenüber unterscheidet sich das
vorliegende Verfahren dadurch, daß die Gelatine das Trägerkolloid für die lichtempfindliche
Substanz darstellt.