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Die Erfindung betrifft ein Verfahren
zur Herstellung eines Leder-Halbfabrikates.
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In der Lederindustrie muss die leicht
verderbliche Rohware, die Tierhaut, in einen biologisch und mechanisch
stabilisierten Zustand übergeführt werden,
um lager- und transportfähig
zu werden. Hierfür
werden Leder-Halbfabrikate durch Vorgerbung in der Regel nach den
folgenden zwei, grundsätzlich
verschiedenen Verfahren hergestellt:
Zum einen durch Vorgerbung
mit chromhaltigen Gerbstoffen zum sogenannten wet blue-Halbfabrikat und
zum anderen durch chromfreie Vorgerbung zum sogenannten wet white-Halbfabrikat.
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Leder-Halbfabrikate können in
feuchtem Zustand mit Bioziden versetzt werden und dann, sofern während Transport
und Lagerung eine Maximaltemperatur von 25°C nicht überschritten wird, bis zu ca.
1 Jahr lang gelagert werden.
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Wet blue-Halbfabrikate haben den
Nachteil, dass sie bereits chromhaltig sind, d.h. dass eine Weiterverarbeitung
zu einem chromfreien Leder nicht möglich ist und die Abfälle aus
der Weiterverarbeitung, zum Beispiel dem Falzen, aufwändig aufgearbeitet
bzw. deponiert werden müssen.
Darüber
hinaus kann ihr Wassergehalt nicht unter einen Wert von etwa 40
bis 80 Gew.-% reduziert werden, da sich beim Trocknen auf niedrigere
Wassergehalte das Hautbild irreversibel verändert: Falten werden fixiert,
spätere
Färbeversuche
führen zu
einem unegalen Erscheinungsbild, d.h. die Qualität wird durch Trocknungsversuche
auf niedrigere Wassergehalte irreversibel verschlechtert. Eine Rückweichung
ist ohne Qualitätsminderung
nicht möglich.
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Wet white-Halbfabrikate haben demgegenüber den
Vorteil, dass sie nicht mit dem Schwermetall Chrom belastet sind,
sie sind jedoch überaus
anfällig
auf Befall von Mikroorganismen, insbesondere von Schimmelpilzen,
und gelten daher als praktisch nicht transportierbar.
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Wet white-Halbfabrikate können darüber hinaus
praktisch nicht auf einen Wassergehalt unterhalb von etwa 40 bis
80 Gew.-% getrocknet werden, da sie hornartig auftrocknen unter
Faserverklebung und eine Rückweichung
somit unmöglich
ist.
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Bekannte Leder-Halbfabrikate müssen unter
Zusatz von Bioziden biologisch stabilisiert werden. Der Einsatz
von Bioziden, die zur Stabilisierung der Leder-Halbfabrikate bislang
notwendig waren, ist jedoch abgesehen von ihrem Preis, nicht unproblematisch,
da Biozide zum Teil auch für
den Menschen toxisch, sensibilisierend oder allergen wirken können und/oder
toxikologisch bedenkliche Stoffe, insbesondere Formaldehyd, abspalten.
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Das Hauptproblem in Verbindung mit
bekannten Leder-Halbfabrikaten ist somit, dass ein gewisser Wasseranteil
nicht unterschritten werden darf, wenn die Qualität des in
den nachfolgenden Verfahrensschritten herzustellenden Leders nicht
beeinträchtigt
werden soll. Andererseits führt
jedoch dieser noch relativ hohe Wassergehalt zu entsprechend hohen
Transportkosten und insbesondere zu einer eingeschränkten Transport- und
Lagerfähigkeit,
da derartige Leder-Halbfabrikate ideale Nährböden für Mikroorganismen sind.
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Es hat daher nicht an Versuchen gefehlt,
Verfahren zur Herstellung von Halbfabrikaten zu entwickeln, die
diesen gegenläufigen
Anforderungen gerecht werden, d.h. den Wassergehalt in einen Bereich
senken, in dem kein Befall durch Mikroorganismen mehr droht und
gleichzeitig die Qualität
des Leder-Halbfabrikates nicht beeinträchtigt wird.
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Die
EP-B 0 281 486 beschreibt ein Verfahren zur
biologischen Stabilisierung von gepickelten Blößen, wonach ein Rest-Wassergehalt
von nur etwa 20 Gew.-% erreicht werden kann, indem Wasser durch
eine Substanz ausgewählt
aus der Gruppe der Polyalkohole, der Kondensate von Fettalkoholen
mit Ethylenoxid und der Kondensate von Alkylphenolen mit Ethylenoxid
ersetzt wird. Dieses Verfahren hat jedoch den wesentlichen Nachteil,
dass zur Stabilisierung des Halbfabrikates Substanzen mit oberflächenaktiven
Eigenschaften eingebracht werden, die den Grundcharakter des Halbfabrikates
festlegen und sich auf nachfolgende Gerbschritte, beispielsweise
durch Beeinflussung der Fettverteilung, negativ auswirken. Darüber hinaus
weisen derartige Halbfabrikate eine relativ niedrige Schrumpftemperatur
im Bereich von etwa 50°C
auf.
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Es war Aufgabe der Erfindung, ein
Verfahren zur Herstellung eines biologisch stabilen Leder-Halbfabrikates
zur Verfügung
zu stellen, das umweltfreundlich ist, die Qualität des Halbfabrikates und daraus
hergestellter Endprodukte nicht beeinträchtigt und keinerlei Einschränkungen
in der weiteren Verarbeitung vorgibt.
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Die Aufgabe wird durch ein Verfahren
zur Herstellung eines Leder-Halbfabrikates aus einer Tierhaut durch
Vorgerbung mit einem chromfreien Gerbstoff gelöst, das dadurch gekennzeichnet
ist, dass man zur Vorgerbung zusätzlich
ein Tonmineral einsetzt, das nach 30-minütigem Rühren in Wasser bei 50°C mit einer
Rotorumlaufgeschwindigkeit im Bereich von 5 bis 25 m/s einen zahlenmittleren
Teilchendurchmesser von weniger als 2 μm oder eine bimodale Größenverteilung
mit einer ersten, feinteiligen Fraktion, deren zahlenmittlerer Teilchendurchmesser
kleiner als 0,5 μm
ist und einer zweiten, gröberen
Fraktion, deren zahlenmittlerer Teilchendurchmesser kleiner als
5 μm ist,
jeweils nach der Bestimmungsmethode gemäß ISO 13320-1, durch kombinierte
Laserlichtbeugung und Lichtstreuung, wobei der Anteil der ersten,
feinteiligen Fraktion zwischen 10 und 90 Gew.-% beträgt, aufweist, und dass man
die vorgegerbte Tierhaut auf einen Wassergehalt von 5 bis 45%, bezogen
auf das Gesamtgewicht des Leder-Halbfabrikates, trocknet.
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Es wurde überraschend gefunden, dass
Leder-Halbfabrikate, die durch Vorgerbung unter Verwendung von feinteiligen
Tonmineralen, mit den oben definierten Teilchendurchmessern, locker,
faserisoliert auftrocknen und nach der Trocknung problemlos mit
reinem Wasser ohne Zusätze
rückweichbar
sind.
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Tonminerale, die nach 30-minütigem Rühren in
Wasser bei 50°C
mit einer Rotorumlaufgeschwindigkeit im Bereich von 5 bis 25 m/s
einen zahlenmittleren Teilchendurchmesser von weniger als 2 μm oder eine bimodale
Größenverteilung
mit einer ersten, feinteiligen Fraktion, deren zahlenmittlerer Teilchendurchmesser kleiner
als 0,5 μm
ist und einer zweiten, gröberen
Fraktion, deren zahlenmittlerer Teilchendurchmesser kleiner als
5 μm, wobei
der Anteil der ersten, feinteiligen Fraktion zwischen 10 und 90
Gew.-% beträgt,
aufweisen, sind als Gerbstoffe oder zur Herstellung von Gerbstoffen
aus der nicht vorveröffentlichten
deutschen Patentanmeldung
DE
102 37 259 bekannt.
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Tonminerale mit den oben definierten
Teilchengrößen bilden
stabile Formulierungen für
den Einsatz in der Chromfrei- oder Chromgerbung, die verbesserte
Eigenschaften des damit erhaltenen Leders gewährleisten.
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Für
die Delaminierung zur Bestimmung des zahlenmittleren Teilchendurchmessers
ist eine Behandlung mit einer ausreichenden Menge, in der Regel
etwa 950 ml Wasser bezogen auf 50 g des Tonminerals bei 50°C und kräftigem Rühren, mit
einer Rotorumlaufgeschwindigkeit im Bereich von 5 bis 25 m/s, bevorzugt
von 10 bis 20 m/s, 30 Minuten lang erforderlich, wobei das Tonmineral
im Wasser dispergiert wird. Hierfür kann beispielsweise ein Rotor-Stator-Ultraturrax®-Mischer
der Fa. IKA eingesetzt werden. Durch diese Behandlung soll sichergestellt
werden, dass das Tonmineral solange delaminiert wird, bis sich die
Teilchengröße nicht
mehr verändert.
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Die Bestimmung der Teilchengrößen und
Teilchengrößenverteilung
erfolgte gemäß ISO 13320-1
durch kombinierte Laserlichtbeugung und Lichtstreuung mit einem
Analysegerät
der Firma Malvern, Typ Malvern 2000.
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Es wird angenommen, dass für die Wirkung
der Tonminerale mit den oben definierten Teilchengrößen die
Wechselwirkung derselben mit den Kollagenketten der Haut wesentlich
ist. Diese Wechselwirkung ist beispielsweise über Wasserstoffrücken zwischen
Kollagen und den Oberflächen-Hydroxylgruppen
der Tonminerale möglich.
Es wurde überraschend
gefunden, dass Tonminerale mit den definierten Teilchengrößen irreversibel
in die Haut eingelagert werden.
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Tonminerale sind Verwitterungsprodukte
aus primären
Alumosilikaten, das heißt
aus Verbindungen mit unterschiedlichen Anteilen an Aluminiumoxid
und Siliciumdioxid. Silicium ist tetraedrisch von vier Sauerstoffatomen
umgeben, während
Aluminium in oktaedrischer Koordination vorliegt. Tonminerale gehören weitaus überwiegend
zu den Phyllosilikaten auch als Schichtsilikate oder Blattsilikate
bezeichnet, in einigen Fällen
aber auch zu den Band-Silikaten (vgl. Römpp Chemie Lexikon, 9. Auflage,
1995, Seite 4651 und 4652).
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Für
die erfindungsgemäßen Formulierungen
ist es besonders vorteilhaft, wenn das Tonmineral ein Phyllosilikat
ist. Bevorzugt kann das Phyllosilikat ein Kaolinit, Muscovit, Montmorillonit,
Smektit, Saponit, Vermiculit, Hallosit oder Bentonit, insbesondere
ein Hectorit oder eine organisch modifizierte Variante derselben, sein.
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Besonders gute Ergebnisse werden
erzielt, wenn man die Tonminerale vor oder während des Einsatzes derselben
als Gerbstoffe mit Substanzen versetzt, die aufgrund ihrer chemischen
Struktur in der Lage sind, mit dem Tonmineral starke Wasserstoffrückenbindungen
auszubilden, insbesondere mit Harnstoff oder Harnstoffderivaten,
Alkoholen, Polyolen, Propylencarbonat, organischen Amiden, Urethanen,
Sacchariden oder Derivaten von Sacchariden, insbesondere Nitrozellulose,
Sulfitzellulose oder Ethylhexylzellulose. Durch diese Behandlung
wird unter anderem die Delaminierung des Tonminerals, insbesondere
Schichtsilikats, unterstützt.
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Zusätzlich zum Tonmineral wird
für die
Vorgerbung ein chromfreier Gerbstoff eingesetzt, bevorzugt ein Aldehydgerbstoff
ein Isocyanat, ein Aluminiumsalz, ein Oxazolidin oder Tetrakishydroxymethylphosphoniumchlorid.
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Bevorzugt werden Tonminerale eingesetzt,
die einen zahlenmittleren Teilchendurchmesser von weniger als 1 μm aufweisen.
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Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
werden die unter Verwendung eines feinteiligen Tonminerals vorgegerbten
Tierhäute
auf einen Wassergehalt von 5 bis 45%, bezogen auf das Gesamtgewicht
des Leder-Halbfabrikates, getrocknet, bevorzugt auf einen Wassergehalt
im Bereich von 15 bis 35 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des
Leder-Halbfabrikates.
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Indem der Wassergehalt auf einen
Wert unterhalb von 45 Gew.-%, vorzugsweise unterhalb von 35 Gew.-%,
eingestellt wird, wird ein Zustand der vorgegerbten Tierhaut erreicht,
der biologisch weitgehend stabil ist und dennoch problemlos rückgeweicht
werden kann, ohne Beeinträchtigung
der Qualität
der daraus hergestellten Endprodukte.
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Der Trocknungsschritt ist bezüglich der
Verfahrensbedingungen grundsätzlich
nicht eingeschränkt:
getrocknet werden kann bei Umgebungstemperatur und -druck, unter
Vakuum und/oder erhöhter
Temperatur, bevorzugt durch Spanntrocknung. Durch Spanntrocknung
werden weitgehend ebene, somit gut stapelbare Halbfabrikate erhalten.
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Bevorzugt weist das erfindungsgemäße Verfahren
den weiteren Bearbeitungsschritt auf, das man das getrocknete Leder-Halbfabrikat
durch Behandeln mit Wasser oder der wässrigen Lösung eines Gerberei-Hilfsmittels,
insbesondere einem amphoteren bzw. kationischen Polymer, bevorzugt
durch Besprühen,
auf einen Wassergehalt im Bereich von 50 bis 80 Gew.-%, bezogen
auf das Gesamtgewicht des Leder-Halbfabrikates, rückweicht.
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Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens
ist durch die Saugfähigkeit
des weitgehend getrockneten Leder-Halbfabrikates bedingt: so werden
wässrige
Lösungen
schwach Haut-affiner Gerberei-Hilfsmittel physikalisch aufgenommen
und gleichmäßig in innere
Hautbereiche transportiert und verteilt, was bislang aufgrund des
vergleichsweise geringen chemischen Potentials beim Arbeiten in
einer wässrigen Flotte
zu unbefriedigenden Ergebnissen geführt hat. Das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
hergestellte Leder-Halbfabrikat kann somit in einem weiteren Bearbeitungsschritt
mit der wässrigen
Lösung
eines Gerberei-Hilfsmittels befeuchtet werden, das über physikalische
Kräfte,
insbesondere Osmose, in das Leder-Halbfabrikat aufgenommen wird,
bevorzugt meist wässrigen
Lösungen
von Proteinen, insbesondere Protein-Hydrolysaten oder Polymeren.
Dies kann vorteilhaft gleichzeitig mit dem Schritt der Rückweichung
durch Aufsprühen oder
Tauchen erfolgen.
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Erfindungsgemäß wird somit ein Leder-Halbfabrikat
zur Verfügung
gestellt, das in Bezug auf die weitere Verarbeitung zu Endprodukten
völlig
offen ist. Bis zur Stufe des Leder-Halbfabrikates kann chromfrei gearbeitet
werden, wobei die weitere Bearbeitung sowohl chromfrei als auch
durch Chromgerbung möglich
ist. Das Leder-Halbfabrikat kann sowohl vor dem Trocknen als auch
nach dem Rückweichen
gefalzt werden, wobei stets chromfreie Falzspäne anfallen. Der Abfall beim
Falzen, der bis zu 30% des dem Falzen zugeführten Materials betragen kann,
ist unproblematisch, weil chromfrei, muss also nicht als Sondermüll entsorgt
werden, sondern kann im Gegenteil als Dünger einer stofflichen Verwertung
zugeführt
werden.
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Ein weiterer Vorteil ist, dass Hautfehler
bzw. qualitätsbeeinträchtigende
Abnormitäten
der Haut auf den getrockneten Halbfabrikaten im Sinne der Fehlererkennung
besser beobachtbar sind und somit die Sortierung hinsichtlich der
Hautqualität
einfacher, schneller und mit verbesserter Reproduzierbarkeit durchgeführt werden kann.
Ein weiterer Vorteil ist der reduzierte Wasseranteil, der zu offensichtlichen ökonomischen
Vorteilen bezüglich
des Transports und der Lagerung führt.
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Die Erfindung wird im Folgenden anhand
von Beispielen näher
erläutert.
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Vergleichsbeispiel V0
und Beispiele B1 bis B5
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Die im Folgenden unter ihren Markennamen
aufgeführten
Handelstypen sind Produkte der BASF AG, Ludwigshafen.
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Vergleichsbeispiel V0:
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Auf eine Stärke von 3 mm gespaltene Kernstücke gepickelter
Rinderhälften
wurden bei einem pH-Wert von 2,8 – 3,0 und Raumtemperatur nacheinander
mit 3% Relugan® GT
24, eine Glutardialdehyd-Lösung,
60 Minuten lang und anschließend
mit 3% eines 50%igen, flüssigen
Sulfongerbstoffes behandelt. Nach einer Walkzeit von 90 Minuten
wurde mit einer 2:1-Mischung aus Tamol® NA
und Natriumformiat auf pH 3,8 bis 4,0 abgestumpft.
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Beispiele B1 bis B5:
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Abweichend von der unter V0 beschriebenen
Vorgerbung wurden den Flotten zusammen mit der Glutardialdehyd-Lösung bzw.
unmittelbar nach der Zudosierung jeweils 2 Gew.-%, bezogen auf das
Pickelgewicht, die nachfolgend aufgeführten Tonminerale zugesetzt.
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Die morphologischen Kenngrößen sind
in der nachfolgenden Tabelle 1 aufgeführt. Die mittlere Teilchengröße der Tonminerale
wurde durch Laserbeugung/Lichtstreuung an frisch bereiteten Suspensionen
mit einem Feststoffgehalt von jeweils 5% nach ISO 13320-1 bestimmt.
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Flottenauszehrung und Falzbarkeit
wurden visuell nach einer Notenskala von 1 bis 5 beurteilt. Die Schrumpftemperatur
wurde nach DIN 53336 bestimmt, die in folgenden Punkten, wie nachstehend
aufgeführt, modifiziert
wurde:
Punkt 4.1: Die Probestücke hatten die Abmessungen
3 cm·1
cm, die Dicke wurde nicht bestimmt;
Punkt 4.2: es wurde nur
eine anstelle von 2 Proben pro Ledermuster geprüft;
Punkt 6: entfiel;
Punkt
7: die Trocknung im Vakuum-Exsikkator entfiel und
Punkt 8:
bei Rückgang
des Zeigers wurde die Schrumpfungstemperatur abgelesen.
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Die Tabelle zeigt überwiegend
verbesserte Werte in der Flottenauszehrung, Falzbarkeit und Schrumpftemperatur
für die
Beispiele B1 bis B5, bezogen auf das Vergleichsbeispiel V0.
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Die nach V0 bzw. B1 bis B5 erhaltenen
Halbfabrikate wurden getrocknet und anschließend nachgegerbt. Hierzu wurden
die nach dem Vergleichsbeispiel V0 und den Beispielen B1 bis B5
erhaltenen Häute
abgewalkt, auf 1,5 bis 1,7 mm gefalzt und in je vier gleichgroße Streifen
zu je etwa 1 kg geschnitten.
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In den nachfolgend mit dem Buchstaben
a gekennzeichneten Vergleichsversuchen wurde je ein Streifen in
feuchtem Zustand belassen, d.h. über
Nacht auf Bock gelegt und anschließend mit den anderen Streifen der
entsprechenden Versuchsreihe weiter verarbeitet.
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In den mit dem Buchstaben b gekennzeichneten
Versuchen wurde je ein Streifen an der Luft bei 25°C getrocknet,
in den mit dem Buchstaben c gekennzeichneten Versuchen wurde je
ein Streifen mit Klammern auf einem Rahmen fixiert bzw. gespannt
und bei 45°C
im Luftstrom getrocknet. Schließlich
wurde in den mit dem Buchstaben d gekennzeichneten Beispielen je
ein Streifen in einem Vakuumtrockner 10 Minuten lang bei 45°C und 80
mbar getrocknet. Das Restwasser wurde mit einem Feuchtigkeitsmeßgerät Typ Aqua-Boy® LMIII
der Fa. Schröder
Prüfmaschinen
KG, Weinheim bestimmt.
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Zur Beurteilung der Qualität der getrockneten
Halbfabrikate wurden dieselben einer Nachgerbung in Richtung Möbelleder
unterworfen.
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Die vorgegerbten und getrockneten
Hautstreifen wurden 3 Minuten lang in einem Faß zusammen mit, bezogen auf
das Trockengewicht, 300% Wasser, gewalkt. Das Rückweichverhalten wurde durch
eine Notenskala von 1 bis 5 beurteilt, wobei eine gute Benotung
anzeigt, dass eine geschmeidige, saugfähige Haut ohne weitere mechanische
Behandlung erhalten wurde. Note 5 zeigt eine irreversible Verhornung
des Gewebes an.
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Das Faserbild der Fleischseite wurde
nach einer Notenskala von 1 bis 5 bewertet. Note 5 steht auch hier
für eine
inhomogene Fasermorphologie mit einem hohen Anteil an Faserverklebungen.
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Für
die Nachgerbung wurden 20% Relugan® SI
dosiert und bei 30°C
10 Minuten lang gewalkt, anschließend 20% Densodrin® PS,
das man über
weitere 90 Minuten einwirken ließ. Des Weiteren wurden 8% Basyntan® SW
und 4% Luganil® Braun
NGB verwendet. Es folgte eine Absäuerung auf pH 3,6 mit 3% Ameisensäure über 30 Minuten.
Die Versuchsstreifen der a-Serien wurden mit auf etwa 50% reduzierten
Mengen an Chemikalien in Gerberei-Hilfsmitteln versetzt.
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Die Leder wurden 2 × mit 500%
Wasser gewaschen, abgewelkt, an der Luft getrocknet und gestollt. Die
Bewertung der Leder hinsichtlich der Qualitätseigenschaften Fülle, Egalität und Narbenfestigkeit
erfolgte nach einer Notenskala von 1 bis 5. Die Zugfestigkeit wurde
nach DIN 53328 bestimmt.
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Die Ergebnisse in Tabelle 2 zeigen,
dass in den Vergleichsversuchen V0b bis V0d die Trocknung zu einer
extremen Qualitätsverschlechterung
im Faserbild der Fleischseite und zur Faserverklebung bei der Rückweichung
führte.
Aus den getrockneten Versuchsstreifen der Serie V0 konnten keine
Leder-Endprodukte erhalten werden.
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Der Vergleich der a-Serien (ohne
Trocknung) mit den getrockneten Versuchsstreifen der Serien b bis d
zeigt überwiegend
eine Verbesserung der Qualitätsmerkmale
Fülle,
Egalität,
Narbenfestigkeit und Zugfestigkeit der nachgegerbten Endprodukte.
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Beispiele 6 bis 9: Nachgerbung
mit chromhaltigen Gerbstoffen in Richtung Schuhleder
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Vier gepickelte Rinderhälften mit
der Spaltstärke
3,0 mm wurden nach dem vorstehend unter Vergleichsbeispiel V0 beschriebenen
wet white-Standardverfahren in das entsprechende Halbfabrikat übergeführt.
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In Vergleichsbeispiel V6 enthielt
die Gerbflotte kein Tonmineral, wogegen in den Beispielen 7 bis
9 je 2,5% Montmorillonit-Pulver, entsprechend Beispiel B5, eingesetzt
wurde.
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Die vorgegerbten Häute wurden
nach dem Abwelken auf 1,6 bis 1,8 mm gefalzt. Die Häute aus
Beispiel B8 und B9 wurden über
Nacht auf einem Spannrahmen bei 45°C getrocknet und die Häute aus
dem Vergleichsbeispiel V6 und dem Beispiel B7 wurden dagegen bis
zur Weiterverarbeitung vor der Austrocknung geschützt.
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Die Rückweichung erfolgte in Beispiel
B8 durch Tauchen mit Wasser (150%) in einer entsprechenden Wanne.
In Beispiel B9 wurde die Haut durch Besprühen mit einer 20%igen Lösung eines
aus Lederabfällen gewonnenen
Proteinhydrolysates geweicht und anschließend 2 Stunden über Bock
gelegt.
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Die Weiterverarbeitung der Hälften erfolgte
anschließend
in je einem Faß zusammen
mit 150% Wasser, bezogen auf das Falzgewicht, ca. 0,3% Ameisensäure, auf
einen pH von 3,2 bis 3,5 und 5% Chromitan® B,
wobei die Leder bei 30°C
90 Minuten lang im Faß gewalkt
wurden. Anschließend
wurde mit Natriumbicarbonat auf pH 3,9 bis 4,1 abgestumpft, nach
dem Wechsel der Flotte (100%) bei 25 bis 35°C 1% des Farbstoffes Luganil® Braun
zudosiert und 10 Minuten lang gewalkt.
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Danach wurden 3% Polymergerbstoff
Relugan® RV,
5% Sulfongerbstoff Basyntan® DLX und 2% Harzgerbstoff
Relugan® DLF
zugegeben und erneut 20 Minuten bei 10 Umdrehungen pro Minute im
Faß gewalkt. Des
Weiteren wurde die Haut über
40 Minuten mit 3% Vegetabilgerbstoff Mimosa®, gefolgt
von weiteren 2% des Farbstoffes Mimosa® über 40 Minuten
behandelt.
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Es wurde mit Ameisensäure auf
pH 3,6 bis 3,8 abgesäuert.
Nach 20 Minuten wurde die Flotte abgelassen und mit 200% Wasser
gewaschen. Zuletzt wurden in 100% Wasser bei 50°C 5% Lipodermlicker® CMG und
2% Lipodermlicker® PN dosiert. Nach einer
Walkzeit von 45 Minuten wurde mit 1 % Ameisensäure abgesäuert.
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Die gewaschenen Leder wurden abgewelkt,
getrocknet und gestollt und nach den in der nachfolgenden Tabelle
3 aufgeführten
Qualitätsmerkmalen
beurteilt.
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Die Chrom-Auszehrung (in %) bezieht
sich auf die jeweils angebotene Chrommenge. Die Chromkonzentration
der Flotten wurde titrimetisch bestimmt. Die Flotten-Auszehrung
bezieht sich auf Stoffe, die in weiteren Schritten der Nachgerbung
eingesetzt werden, insbesondere Harzgerbstoffe, Fettungsmittel oder
Farbstoffe, wobei jeweils nach der Färbung und Fettung Proben gezogen
und visuell beurteilt wurden.
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Die Tabelle zeigt, dass in den Beispielen
B7 bis B9 sämtliche
Ledereigenschaften gegenüber
dem Vergleichsbeispiel V6 verbessert sind und darüber hinaus
die Flottenauszehrung ebenfalls verbessert ist.