Photographiseher Entwickler. Versuche, den Einfluss von Substituenten im Kern bei den bekannten Amidophenol- bezw. Amidokresol-Entwicklern auf ihre Ent- wicklereigenschaften festzustellen, haben zu der überraschenden Erkenntnis geführt, dass der Eintritt der Carboxy lgruppe und der Sulfo- s:
inregruppe das Entwicklungsvermögen der Stammsubstanzen vollständig aufhebt, sofern man nach den alten Rezepten mit Sulfit und Soda oder Pottasche arbeitet. Durch Auflösen des Entwicklers in Wasser unter Zusatz von Pottasche wird wohl die Carboxylgruppe bezw. die Sulfosäuregruppe in ihr Alkalisalz über geführt,
aber damit erhält man noch keine Entwicklerlösung. Um den carboxyl- bezw. sulfosäurehaltigen Entwicklern wieder ihre ursprüngliche Entwicklungsfähigkeit zu ver leihen, müssen auch die Hydroxylgruppen mehr oder weniger vollständig in ihr All@ali- salz übergeführt werden, was nur durch An wendung von freiem Ätzalkali inüglich ist.
Erst jetzt treten die durch die Gegenwart der Carboxyl- bezw. der Sulfosäuregruppe aufgehoben gewesenen EntwicklereIgenschaf- ten wieder in die Erscheinung, wenn auch in einer völlig abgeänderten, gleichsam veredelten Weise, wie weiter gezeigt werden soll.
Neu tralisiert man nur einen Teil, zum Beispiel 25 'o der vorhandenen Hy droxylgruppen durch freies Alkali, so erhält man einen langsam arbeitenden Entwickler, neutralisiert man die Hälfte, also 50'/o der vorhandenen Hy droxyl- gruppen, so erhält man einen normal arbei tenden Entwickler; eine vollständige Neu tralisation der Hydroxylgruppen stempelt den Entwickler zu einem ausgesprochenen Rapid entwickler.
Die Carboxyl- bezw. Sulfosäure- gruppe bildet also gewissermassen einen Regu lator der Entwicklereigenschafteri im weitesten Sinn, was die (Teschwindigkeit der Entwick lung anbelangt.
Aber auch in Hinsicht auf die übrigen phototechnischen Qualitäten bedeutet der Ein tritt der Carboxyl- bezw. Sulfosäuregruppen eine grol.')e Verbesserung im Vergleich zu den bisher gebräuchlichen Entwicklern. Dies gilt in erster Linie bezüglich des Ausgleichsver mögens bei den verschiedenen Belichtungs- fehlern, namentlich bei grossen Überbelich tungen, die sich auf ein Mehrhundertfaches der normalen Belichtung steigern können.
Es sind dies Vorzüge, die sowohl dem An fänger, als auch dem geübten Amateur und dem Fachphotographen zugute kommen, in sofern als der erstere immer noch brauchbare Resultate erhält bei Belichtungsfehlern, die mit andern Entwicklern unfehlbar zu Fehl resultaten führen mühten ; die letzteren aber photographischen Problemen gewachsen sind, welche mit den bisherigen Hilfsmitteln in keiner Weise erreicht werden konnten.
Gegenstand vorliegender Erfindung ist demnach ein photographischer Eritwicl@ler, welcher durch eine ätzalkalische Lösung eines Alkalisalzes eines durch mindestens eine saure Gruppe, wie Carboxyl- oder Sulfosäuregruppe, substituierten Amidophenols gekennzeichnet ist.
Als solche Alkalisalze kommen zum Bei spiel diejenigen von Amidosalicylsäure, Amido- kresotinsäure, Diamidosalicylsäure, Diarriido- kresotinsäure, Amidophenolsulfosäure; Amido- kresolsulfosäure, Diamidophensulfosäure. Dia midokresolsulfosäure in Betracht.
Die .neuen Entwickler zeigen keinerlei Neigung zur Schleierbildung, auch nicht zu dem bei längerer Entwicklung sonst auftretenden Gelbschleier. Die Negative können in normaler Weise mit Ammonpersulfat abgeschwächt werden. Der Silberniederschlag zeigt je nach Verdünnung der Entwicklerlösung eine schwarze bis braune Farbe, was namentlich für Diapositive und Giaslichtaufnahrnen eine besonders geschätzte Eigenschaft ist. Die neuen Entwickler lassen sich durch Zusatz von Bromkalium in weit gehender Weise abstimmen.
Sie färben die Hände nicht, zeigen alle Vorteile des so be liebten Pyrogallolentwicklers, ohne seine Nach teile, und verdienen so mit Recht die Bezeich nung von Universalentwicklern. <I>Beispiel</I> Man stellt sich eine doppelt bis dreifach konzentrierte Vorratslösung von salzsaurer Amidosalicylsäure nach folgenden Mengen- verhältnissen her Salzsaure Par-atnidosalicylsäure 100 gr Sulfit,
wasserfrei 500 gr# Fünffache Normallauge 210 ccm Wasser 4790 ccm und erhält auf diese Weise 5 Liter einer un begrenzt haltbaren Vorratslösung. Zur Ent wicklung wird diese Vorratslösung mit dem gleichen bis doppelten V olumerr Wasser ver dünnt und je nach Bedarf mit folgenden Mengen Normalnatronlauge versetzt: 1.
Für reichliche Belichtung, sehr langsam arbeitend: Vorratslösung:<B>50</B> ccm; Wasser: 50 ccm; ';; Normalnatronlauge. 3 ccm \?. Für normale Belichtung, rascher arbei tend: Vorratslösung: 50 ccm; Wasser: 50 ccrn: Normalnatronlauge: 5 ccm; 3. Für normale Belichtung, rasch arbei tend: Vorratslösung: 50 ccm; Wasser: 50 ecnr: 1 Normalnatronlauge: 7 ccm; 4.
Für knappe Belichtung, rasch arbeitend: Vorratslösung: 50 ccrn; Wasser: 50 ccm: 1 Norrnalrratronlauge: 8 ccm; ä. Für Vergröfierungen, normal arbeitend Vorratslösung: 50 ccm; Wasser: 50 ccm: '/r Normalnatronlauge: 10 ccm; 6. Für Vergrösserungen, rasch arbeitend: Vorratslösung: 50 ccm; Wasser: 50 ccm; Nor-malrratronlauge: 1'' ccrn.
Je nach Bedarf können die Mengenver hältnisse noch weiter geändert und besonderen Zwecken angepasst werden. So erhält rnan bei stärkerer Verdünnung langsamere Ent wicklung und braune Töne. Da sich bei öfterer Entwicklung die Lauge durch allmäh liche Neutralisation in ihrer Wirkung er schöpft, so muss sie von Zeit zu Zeit erneuert zugesetzt werden, wodurch die Entwickler lösung wieder ihre alte Kraft erhält.
An Stelle von 100 gr salzsaurer Para- amidosalicylsäure und an Stelle von 210 ecrn fünffach normaler Natronlauge können für die Herstellung der Vorratslösung genommen werden:
Salzsaure Amidosalicylsä ure 100 gr und 215 ccm fünffach Normalnatronlauge oder salzsaure Diamidosalicylsäure 127 gr und 315 ccm fünffach Normalnatronlauge, oder salzsaure Amidokresotinsäure 108 gr und 210 ccm fünffach Normalnatronlauge, oder salzsaure Diainidokresotinsäure;
1135 gr und 815 ccm fünffach Normalnatronlauge, wobei zu bemerken ist, dass man zur salzsaure Diamidosalicylsäure bezw. zur salzsauren Diamidokresotinsäure die Hälfte mehr fünf facher Normallauge nehmen mulä als zu den entsprechenden Monoarnidoverbindungen.
Bei Verwendung vorn Amidopheriol- und Ditt- niidoplierrolsiilfosäurerr bezw. Amidokresol- und Diamidokresolsulfosäurerr stellt man sich die doppelt bis dreifach konzentrierteV orratslösung nach folgenden Mengenverhältnissen her:
Aniidophenolsulfosäure 100 gr oder Diamidoplieriolsulfosäure 108 gr oder Amidokresolsulfosi:iure 108 gr- oder Diamidolzresolsulfosä trre 116 gr Stilfit, wasserfrei 500 oern Fünffach ,Normallauge 105 ccm Wasser 4800 ccm Es ist züi bemerken,
dass zum Ansatz der Vorratslösung aus den Amidophenol- bezw. Arnidolzresolsulfos#iur-err, wie aus obiger An gabe ersichtlich, nur die Hälfte der Menge fünf facher Normallauge, die zum Ansatz der salz- s "auren Arniclosalicvlsziure bezw. Amidokreso- tinsäure erforderlich ist, genommen werden darf.