Verfahren zur Herstellung eines Garnes. Das die vorliegende Enfindung bildende Verfahren bezieht sich auf die Herstellung eines Garnes aus verschiedenen Garnteilen, und zwar vorzugsweise auf ein Verfahren, bei welchem die Garnteile aus verschiedenen Materialien bestehen, wie Baumwolle, Wolle, Leinen, Kunstseide und dergleichen.
Es sind bereits Verfahren zur Herstellung von Garnen aus verschiedenen Materialien bekannt, wobei die Verwendung verschiedener Materialien den Zweck haben kann, das Garn aus einem Material durch Zugabe eines andern Materials zu verstärken, oder auch um durch die Mischung verschiedener Ma terialien einen besonderen Effekt zu errei chen.
Es ist erstens das Zwirnverfahren bekannt, wobei zum Beispiel ein in bekannter Weise gesponnenes Baumwollgarn mit einem eben falls in bekannter Weise hergestellten Kunst seidegarn zu einem Zwirn zusammengedreht werden. Dieser Zwirn ist im Griff hart, da jeder Teil des zusammengezwirnten Produktes ausser der beim Zwirnen entstandenen Drehung .roch seine eigene Drehung, die beim Spinnen entstanden ist, besitzt. Irr. ferneren sind die Herstellungskosten hoch, da zur Herstellung des Zwirnes zuerst das Spinnen der einzelnen Garne und dann das Zwirnen der beiden Garne zum fertigen Produkt erforderlich ist.
Es ist zweitens bekannt, verschiedene Fasermaterialien, zum Beispiel Baumwolle und Kunstseidestapelfaser in irgend einer Phase des Spinnprozesses miteinander zu mischen. Sofern dieses Mischen auf der Spinnmaschine erfolgt durch Zusammenführen von Vorgarn aus verschiedenen Materialien, zum Beispiel aus Baumwolle und aus Kunst seidestapelfaser, so erhält das Produkt eben falls ein zwirnartiges Aussehen. Beispielsweise hat aber die Verwendung von Kunstseide stapelfaser, das heisst geschnittener Kunst seidefäden-oder kurzgerissenen Kunstseideab- fälleu den bekannten Nachteil, dass das Produkt infolge der abstehenden Faserenden ein rauhes Aussehen besitzt.
Ferner besitzen die aus zwei Fasermaterialien gesponnenen Garne den Nachteil, dass sie hinsichtlich des Querschnittes ungleichmässiger sind, als ein Produkt, bei dem ein ungeschnittener Kunst seidefaden zur Verwendung gelangt.
Drittens ist es auch möglich, entsprechend dem soeben beschriebenen Verfahren, die verschiedenen Materialien in einem, dem Prozess an der Spinnmaschine vorangehenden Arbeitsgange miteinander zu mischen. Je mehr Vorbereitungsprozesse die zusammen gebrachten verschiedenen Materialien noch durchzumachen haben, um so vollständiger werden sie miteinander vermischt, und um so weniger treten die verschiedenen Materia lien im fertigen Produkte hervor.
Es ist ferner bekannt, auf Wagenspinnern ein Garn aus einem Vorgarn herzustellen, dem nach dem Verstrecken ein oder mehrere Fäden beigefügt werden. Zur Durchführung des Verfahrens bedarf der Wagenspinner aber einer besonderen komplizierten Vor richtung.
Das Verfahren gemäss vorliegender Erfin dung wird auf einer Ringspinnmaschine durchgeführt und besteht darin, dass man der Spindel einer Ringzwirnmaschine das durch das Streckwerk auseinander gezogene Vorgarn und mindestens einen gesponnenen Faden, deren Vereinigung zwischen Streck werk und Spindel erfolgt, zuführt, wobei man vorteilhafterweise den oder die gespon nenen Fäden ebenfalls durch das Streckwerk durchführt. Dabei können das Vorgarn und der Faden oder die Fäden aus verschiedenen Materialien sein.
Wenn der Faden oder die Fäden durch das Streckwerk hindurchgeführt werden, muss dafür gesorgt werden, dass sie durch das Streckwerk nicht auseinander gezogen, oder wenigstens nicht wesentlich verändert werden.
Die Vorteile des nach dem erfindungsge mässen Verfahren hergestellten Produktes im Vergleich zu einem nach dem ersterwähnten Verfahren hergestellten Zwirne gleicher Num mer, liegen darin, dass die Herstellungskosten wesentlich kleiner sind. Einerseits setzen sich die Herstellungskosten eines Zwirnes zum Beispiel aus Kunstseide und Baumwolle zu sammen aus 1. Den Herstellungskosten des Kunst seidefadens, 2. Den Herstellungskosten des Baumwoll- vorgarnes, 3. Den Herstellungskosten des Baumwoll garnes aus Vorgarn, 4. Den Herstellungskosten des Zwirns (Fachten und Zwirnen).
Anderseits setzen sich die Herstellungs kosten des Produktes gemäss dem vorliegen den Verfahren zusammen aus 1. Den Herstellungskosten des Kunst seidefadens, 2. Den Herstellungskosten des Baumwoll- vorgarnes, 3. Den Herstellungskosten des Produktes aus Baumwollvorgarn und Kunstseidefaden. Dabei ist die Produktion der Spinnma schine beim zuletzt genannten Arbeitsgang grösser als diejenige des unter 3. beim ersten Verfahren erwähnten Arbeitsgang. Die Pro duktion ist grösser entsprechend der gröberen Nummer des von der Spinnmaschine gelie ferten Produktes.
Wenn nach dem Zwirnverfahren ein Zwirn hergestellt werden sollte, der dem nach vor liegendem Verfahren hergestellten Garn in bezug auf Drehung gleich ist, so müssten die einzelnen Zwirnteile sehr stark zusammen gedreht werden, so dass das fertige Produkt äusserst harten Griff aufweisen würde.
Im Vergleich zu dem Produkt nach dem zweiten Verfahren hat das Produkt nach dem vorliegenden Verfahren den Vorteil des glatteren Aussehens, da weniger abstehende Faserenden vorhanden sind, was daher rührt, dass einerseits durch den in Form eines Fadens zugeführten Garnbestandteil ein grosser Teil der abstehenden Faserenden des aus Fasermaterial entstehenden Garnteiles einge dreht werden, und dass anderseits der faden- förmige Bestandteil des Garnes an sich glatt sein kann, wie zum Beispiel ein Kunstseide faden.
Ferner kann der in Form eines Fadens zugeführte Garnteil von absoluter Regel- mässigkeit des Querschnittes sein, zum Bei spiel Kunstseide, so dass auch das nach dem vorliegenden Verfahren hergestellte Garn in dieser Beziehung eine grössere Regelmässig keit aufweist, als nach dem erwähnten bisher bekannten Verfahren.
Das Produkt nach dem vorliegenden Ver fahren zeichnet sich aus den gleichen Grün den auch gegenüber dem Produkte nach dem dritten Verfahren aus und unterscheidet sich von diesem im besonderen dadurch, dass clie beiden Materialien sich ohne weiteres erkennen lassen, so dass ein besonderer Effekt erreicht wird, der zum Beispiel durch Färben des Garnes, bei dem bekanntermassen die ver schiedenen Materialien die Farbe ungleich annehmen können, (zum Beispiel Azetatseide und Baumwolle), noch verstärkt werden kann.
Das nach dem beschriebenen Verfahren hergestellte Garn- ist in seiner Verwendung keiner Beschränkung unterworfen. Das Haupt anwendungsgebiet wird aber des Effektes, des weichen Griffes und seiner Stärke wegen in der Wirkerei, Tricotage und Weberei zu finden sein. Ferner kann das Garn mit Vor- teil überall dort verwendet werden, wo ein Garn aus nur einem Material (zum Beispiel Kunstseidefaden) zu schwach ist.