Gewebe für Fallschirme. Die Erfindung betrifft Gewebe, die sich in Sonderheit zur Herstellung von Fallschir men, jedoch auch für noch andere Zwecke eignen.
Der Hauptzweck der Erfindung ist, ein Gewebe zu schaffen, das all die von einem Fallschirme verlangten Eigenschaften besitzt, des weiteren aber noch andere Eigenheiten oder Eigenschaften in verbesserter Form auf weist, und zwar Eigenschaften, wie sie die besten bisher zur Herstellung von Fall schirmen gebräuchlichen Gewebe nicht be sitzen.
Den Gegenstand vorliegender Erfindung bildet nun ein Gewebe für Fallschirme, wel ches aus in einigem Abstand voneinander an geordneten Gruppen von Kett- und Schuss- fäden gebildet ist, zum Zwecke, dem Fall schirme -eine selbsttätige Ventilwirkung zu verleihen.
Auf beiliegender Zeichnung wird die Er findung durch einige in ziemlich grossem Masssta'be aufgezeichnete Ausführungsbei spiele von Gewebestücken dargestellt.
Die 'besten bisher zur Herstellung von Fallschirmen gebräuchlichen Gewebe sind nicht nur teuer, sondern besitzen auch ver schiedene der praktischen Brauchbarkeit des Fallschirmes nachteilige Mängel. Wie be kannt, wird der Fallschirm praktisch in eine möglichst gedrängte, flache Form so zu- samnmengefaltet, dass er sich beim Absprung schnell öffnet und hierbei die Falten über einander schlüpfen. Dadurch entsteht zwi schen den übereinandergefalteten Flächen eine gewisse Reibung, die das Gewebe ver brennen, versengen wie überhaupt schwächen wird.
Da das Gewebe eng zusammengefaltet wird, müssen an den Faltstellen scharfe Knicke entstehen, durch welche die Fasern längs der Faltlinien geschwächt oder zer stört werden und später die Ursache zur Entstehung von Rissen geben. Dies insbe sondere dann, wenn sich der Fallschirm beim Absprunge öffnet und ganz plötzlich eine gewisse Beanspruchung aufzunehmen hat.
Um festzustellen., ob etwaige Risse im Ent stehen begriffen oder gar schon vorhanCen sind, ist es notwendig, den Fallscb!irrn des öfteren zu untersuchen und zu diesem Zwecke oftmals auf- und wieder zusammenzufalten und die etwaigen Reparaturen werden den allgemeinen Etat für Ausgaben an Fall schirme und .deren Unterhaltung verhältnis mässig hoch stellen.
Die gegenwärtig zur Herstellung von Fallschirmen gebräuchlichen Gewebe sind glatt und dicht, so dass die für einen ord nungsgemässen und sicheren Absprung not wendige Luftdurchlässigkeit dermassen be schränkt ist, -dass sich bei gewissen Fall schirmtypen die Anordnung besonderer Luft klappen oder Ventile notwendig macht. Eine ungenügende Luftdurchlässigkeit des Ge webes mtass die plötzliche Beanspruchung des Fallschirmes im Augenblicke des Offnens ziemlich gross werden lassen.
Abgesehen hiervon muss ein Fallschirm gewebe entsprechend amtlichen Vorschriften noch einige ganz bestimmte Eigenschaften besitzen. Es wird verlangt"dass .das Gewebe leicht und fest ist. Das Gewicht soll für gewöhnlich nicht mehr als<B>60</B> gr!m' betragen.
Ferner muss das Gewebe ausgeglichen sein, das heisst, es muss nach allen Richtungen hin ungefähr gleiche Zugfestigkeit aufweisen; mit andern Worten, es muss eine Faden gruppe in ider einen Richtung im Stande sein, bis zu -der Grenze, bei welcher der Faden, ohne zu zerreissen, eine Veränderung seiner Beschaffenheit erfährt, ein gleiches Gewicht zu tragen, wie eine Fadengruppe in der an dern Richtung. Auch muss es eine ge wisse Elastizität besitzen, um der Bean spruchung speziell in jenem Augenblicke zu widerstehen,
in welchem sich der Fallschirm öffnet und den freien Fall des Aeronauten abfängt. Mit andern Worten, die einzelnen .Fadengruppen müssen im Stande sein, bei einer bestimmten Belastung ihre Länge ge nügend zu vergrössern, so @dass sie erst nach einer gewissen Verlängerung an jene Grenze gelangen, bei welcher der Faden Schaden er leidet. Diese Elastizität soll in Richtung von Kette und Schuss im wesentlichen die gleiche sein und schliesslich muss auch ein genügen der Reisswiderstand vorhanden sein.
Gefun den wurde, dass die oben bezeichneten Mängel beseitigt und die verlangten Eigenschaften in erhöhtem Masse erzielt werden können, wenn das Gewebe auf eine ganz spezielle Art gewoben wird. Bisher waren die Ge webe -für Fallschirme "glatt" bezw. leinwand artig, und zwar so, dass sich jeder Faden mit seinem nächstliegenden Faden in der Rich tung abwechselt. Gemäss der Erfindung werden jedoch Fadengruppen, zum Beispiel bestehend aus zwei, drei, vier, fünf und mehr Fäden, verwendet. Sowohl Kette, als auch ,Schuss werden durch derartige Fadengruppen gebildet. Diese Fadengruppen werden als Gruppen in beiden Richtungen miteinander verwoben.
In Abb. 1 wird,die eine Ausfüh rung eines Gewebes gemäss Erfindung dar gestellt. Jede Gruppe setzt sich aus fünf Fäden zusammen. Die mit 1 bezeichneten Gruppen sind Kettenfadengruppen, von denen, wie erwähnt, eine jede aus fünf Fäden besteht. Jede dieser Gruppen bildet also ge wissermassen einen platten, fünfsträhnigen Kettenfaden.
Die Gruppen 2, welche die Schussfadengruppen bilden, sind ebenfalls je aus fünf Fäden zusammengesetzt und bilden also gewissermassen auch platte, fünfsträh nige Schussfäden. Die Ketten- und Schuss- fadengruppen werden miteinander verwoben, und zwar so, @dass die Kettenfadengruppen abwechselnd über und unter die einzelnen Schussfadengruppen laufen.
Auf diese Weise wird ein Gewebe erhalten, das in beiden Richtungen grosse Festigkeit und grosse Elastizität, neben .den Kreuzungen der Fa dengruppen frei- Räume 'ss und demzufolge auch eine grössere Luftdurchlässigkeit be sitzt als ein glattes, leinwandartiges Gewebe. Es ist wohl selbstverständlich, dass die Zahl der Fäden in einer Fadengruppe geringer ge wählt werden kann.
In Fig. 2 wird .ein Gewebe etwas anderer Ausführung dargestellt. Die Ketten- und ,Schussfadengruppen bestehen hier aus je zwei Fäden. Die Kettenfadengruppen sind mit 1, 1 und die Schussfadengruppen mit 2, 2 bezeichnet.
Des weiteren erhält hier jede Kettenfaden- und Schussfadengruppe einen Bindungsfaden 4, der willkürlich mit den andern Fäden seiner Gruppe und .denen der Schussfadengruppe verwoben wird. Nach der Zeichnung laufen diese Bindungsfäden ab wechselnd über und unter den Fäden ein- schliesslich .der Bindungs@fä.den der sich kreu zenden Fadengruppen.
Wie ersichtlich, wer den auch bei dieser Form des Gewebes nächst den Kreuzungen der Fadengruppen freie Räume 3 für eine bestimmte Luft durchlässigkeit belassen. Die Bindungsfäden geben -dem Gewebe (grosse D-auerh,aftigkeit und Festigkeit; ferner halten sie .die Fäden innerha4b des Gewebes gehörig fest an Ort und Stelle.
In Fig.3 wird eine noch andere Aus führungsform der Erfindung dargestellt. In dieser Form ähnelt :das Gewebe dem unter Fig. 1 dargestellten. Die Fäden einer jeden Gruppe 1 und 2 sind indes so verwoben, dass sie sich selbst mit denen der andern Gruppe binden. Gemäss dieser .Ausführungs form .des Gewebes soll ein Faden 5 einer Kettenfadengruppe unter (oder über) einigen Fäden 6 der Schussfade bgruppe und über die übrigen: Fäden dieser Gruppe laufen.
Der nächste Kettenfaden 5a derselben Ketten- fa:dengruppe soll ebenfalls unter (oder über) einige Fäden dieser Gruppe und über die übrigen, nicht aber über dieselben Schuss- fäden wie der ersterwähnte Kettenfaden laufen. Diese Art der Bindung kann will kürlich bezw. verschieden in Form .der hier beschriebenen vorgenommen werden, zum Beispiel, dass man die Binder je nach Wunsch über zwei oder.
mehr Querfäden und ,dann unter .den übrigen Fäden der Gruppe verlaufen dässt. Auch bei dieser Form des Gewebes werden freie Räume 3 für den Luftdur.chlass gebildet.
Dadurch, dass die Fäden in Gruppen @an- geordnet werden, wird ,das Gewebe wesent lich fester, sowie auch um vieles eiastischer als das bisher zur Herstellung von Fall schirmen gebräuchliche Gewebe. Auch der Reisswiderstand wird erheblich grösser aus fallen, -da jener Widerstand nicht mehr wie bei dem gegenwärtig gebräuchlichen Gewebe von einem einzigen Faden abhängt, sondern durch die übrigen Fäden der Gruppe noch verstärkt wird. Risse oder Löcher, wie zum Beispiel Durchschüsse, bleiben lokalisiert und werden sich nicht ausdehnen bezw. erwei tern.
Ein Gewebe gemäss dieser Erfindung besitzt des weiteren eine viel grössere Luft- ,durPhlässi:gkeit als die bisher gebräuch lichen Gewebe, .da an den Kreuzungsstellen der Fadengruppen Öffnungen .bezw. freie Räume 3 gebildet werden, also eine grosse Zahl von Luftdurchlässen vorhanden ist, auf Grund deren -die Notwendigkeit besonderer Luftklappen oder Ventile entfällt. Auch iSicherheitsventile für den Fall, dass die üb lichen Luftklappen bezw. Luftventile ver sagen sollten, wären jetzt nicht .mehr erfor derlich.
Die Luftdurchlässe, also die freien Räume 3 sind im Gewebe gleichmässig ver teilt und werden ihre Grösse stets beibe halten, das heisst, sie werden sich unter den Beanspruchungen des Gewebes nicht ver zerren bezw. nicht zusammenziehen oder schliessen. Dies eigens der besonderen An ordnung der Fäden in Gruppen und insbe sondere bei Verwendung von Bindungsfäden, welche die andern Fäden im Gewebe .gehörig festlegen.
Werden die Fäden so wie beschrieben an geordnet und miteinander verwoben, so er gibt sich ein Gewebe, welches viele Erhö hungen überall da., wo sich die Faden- gruppen kreuzen, aufweist. Es entsteht also eine xauhere, weniger glatte Oberfläche als bei glatten, leinwandartigen Geweben. Wird das Gewebe zusammengefaltet, so müssen also auch weniger grosse Flächen aufeinander zu liegen kommen. Folgerichtig wird die Reibung geringer ausfallen und des weiteren wird schliesslich auch die Möglichkeit, das Gewebe durch die Reibung beim Aufgehen .des Fallschirmes zur verbrennen, geringer ausfallen. Ein gemäss der Erfindung Uerge- stelltes Gewebe erwies sich nach den im U. S.
Bureau of Standards angestellten Ver suchen unter -den bis jetzt gebräuchlichen Geweben als bestgeeignet zur Herstellung von Fallschirmen. Das Gewicht des Ge webes bleibt unter der gegenwärtigen Grenze von 60 gr/m' und bewegt sich zwischen 40 bis etwas unter 60 gr/m2. Die Elastizität des Gewebes ist grösser ,
als .die des besten vor dem bekannten zur Herstellung von Fall- schirmen gebräuchlichen Gewebes und be trägt zum Beispiel bei 9 kg 8 % für die Nette und 8 /a für den Schuss. Ebenso ist bei andern Belastungen die Elastizität, das heisst die Längenvergrösserung sowohl in :
der Nette, als auch im Schuss nahezu die gleiche, während bei den andern Geweben die pro zentuale Längenzunahme in der Kette und im @Schuss bei demselben Gewichte ganz er heblich .differieren. -Also ist das neue Ge webe demgegenüber weit besser #tusgeglichen. Die Luftdurchlässigkeit des neuen Gewebes ist ebenfalls erheblich grösser .als die der bis jetzt gebräuchlichen, besten Gewebe und be- trägt -bei einem Drucke von 0,5 kg/m@; 3,4 mg pro Minute;
dies zum Vergleich zu der Luftdurchlässigkeit, die bei den besten bis jetzt bekannten und gebräuchlichen Ge weben 1,7 m3 beträgt, das heisst mit andern Worten, @dass das neue Gewebe eine unge fähr 100 % grössere Luftdurchlässigkeit als die besten bisher bekannten und gebräuch lichen Gewebe besitzt.
Die Zugfestigkeit des Gewebes; also .die Belastung eines Gewebes von vorhandenem Querschnitt bis zu der Grenze, bei welcher der Faden dauernden Schaden erleidet, ohne jedoch zu zerreissen, beträgt 2,1 kg -in der Kette und<B>26</B> kg im Schuss und dies im Vergleich zu einem Zug festigkeit von 17,5 kg für die Kette und 30 kg für den Schuss in den bisher ge- bräucblichen besten Geweben.
Die mittlere Reissfestigkeit des neuen Gewebes, das heisst idie Belastung des Gewebes für einen be stimmten Einheitsquerschnitt, die zum Zer reissen führt, beträgt 2,8 kg in Richtung der Kette und 2,94 kg in Richtung des Schusses.
Demgegenüber stehen die besten bisher ge- bräuchlichen Gewebe mit einer Reissfestig keit von 0,82 kg für die Kette und 1,82 kg für den Schuss. Die Reissfestigkeit .des neuen Gewebes im Kg/cm beträgt 3,3 kg in Rich tung- der Kette und 2,7 kg in Richtung des iSchusses. Demgegenüber stehen die besten bisher gebräuchlichen Gewebe mit einer Reissfestigkeit von 1,4 kg in der Kette und 2 kg im ,Schuss.
Es gilt als sclbstverständlich, dass die obigen, durch Vergleichs.pTüfungen gefun denen Daten nur einen ungefähren Über blick geben sollen, und dass der Erfindung durch jene Daten keineswegs Grenzen ge setzt sind.
Wenn die Erfindung hier speziell in be zug auf Fallschirme dargestellt wurde, so bleibt es trotzdem wohl ganz selbstverständ- lich, dass ein Gewebe gemäss dieser Erfin dung auch noch für andere Zwecke, zum Beispiel für Bekleidungen und .dergleichen, wie überhaupt ganz allgemein da verwendet werden kann, wo neben gehöriger Festig keit und Elastizität eine gewisse Ventilation erwünscht.
Für die hier erwähnten hauptsäch- lichsten Zwecke wird das Gewebe im all gemeinen aus Seide hergestellt. Ein beson deres Kennzeichen der Erfindung liegt in der Tatsache, dass zur Herstellung des Ge webes billigere Rohseide Verwendung fin den kann, -so zum Beispiel -die für Fall schirmgewebe bisher nicht übliche oder nicht brauchbare Tamayoka-, Doppicni, Tsatlee-, Rereels- und Tussah-Seide. Die besondere Amt der Zusammensetzung !der Gewebe gibt schliesslich die Möglichkeit,
allein nur billigere Fäden als Seide oder dieselben mit Seide vermischt zu verarbeiten.
Im übrigen lässt die Erfindung noch die Möglichkeit, Einzelheiten im Gewebe abzu ändern, insbesondere Änderungen in der spe ziell hier dargestellten und beschriebenen Anordnung der Fäden vorzunehmen.