<Desc/Clms Page number 1>
Verfahren zur Herstellung von avirulenten Heil- und Schutzstoffen für Tuberkulose.
EMI1.1
Blut gezüchtet sind, mehreren Tierpassagen unterzogen, auf Nährboden gebracht und sodann Tieren eingespritzt wurden, aus deren Blut dann ein Serum gewonnen wurde.
Demgegenüber handelt es sich bei dem Verfahren gemäss vorliegender Erfindung in erster Linie nicht um die Herstellung eines Serums, sondern vielmehr um die Gewinnung eines ars lebenden Bazillen bestehenden Sehutzstoffes. Das Verfahren gemäss vorliegender Erfindung ist demgemäss ein rein bakteriologisches. Es beruht darauf. dass lebende Kulturen solcher Tuberkelbazillen, die für Menschen und Sänge- tiere avirulent sind oder avirulent gemacht sind. ständig und in kurzen Intervallen während sehr langer Zeit auf geeigneten künstliehen Nährboden umgezüchtet werden.
Die ständig zu wiederholenden Überimpfungen auf frische Nährböden werden in kurzen Intervallen, beispielsweise von etwa 5-10 Tagen. vorgenommen, während als Zeiträume der Behandlung etwa 2-4 Jahre, je nach der Wachstumsenergie der Kulturen, in Betracht kommen.
Geeignete künstliche Nährböden sind beispielsweise Glyzeirn-Agar-Nährböden.
Die Umzüehtung gemäss der Erfindung erfolgt im allgemeinen auf Nährboden gleicher Zusammensetzung, es kann jedoch auch ein Wechsel im Kulturmedium vorgenommen werden. Die Temperatur
EMI1.2
notwendigen Temperatur.
Durch die während sehr langer Zeit in ungewöhnlich kurzen Intervallen durchgeführte rmziiehtung wird nämlich der jeweilige Bazillenstamm dauernd seinem ursprünglichen ratiirlichen Nährboden entzogen und entfremdet und gezwungen, sich immer wieder schnell künstlichen Nährsubstraten und Lebens- bedingungen anzupassen. Auf diese Weise wird der höchste Grad von Avirulenz und Unschädlichkeit
EMI1.3
beraubten Bazillenstämmen werden infolgedessen so grosse Mengen schadlos vertragen und vom Organis- mns glatt verarbeitet, wie dies auf andere Weise bisher nicht möglich gewesen ist.
Beispiel : Eine Platinöse einer avirulenten Schildkrötentuberkelkultur wird auf einen GlyzerinAgar-Nährboden, der etwa 3% Glyzerin enthält, gebracht. Nach fünftägigem Verbleiben auf diesem Nährboden wird die Kultur auf einen Nährboden gleicher Art übertiagen. Dieses Übertragungsverfahren wird sodann in etwa gleichen Zeiträumen drei Jahre hindurch fortgeführt. Das auf diese Weise erhaltene
EMI1.4
Man gelangt ferrer gemäss der Erfindung dadurch zu Heil- und Schutzstoffen, dass man die in der eben beschriebenen Weise gewonnenen Produkte, d. h. die nunmehr absolut avirulenten Kulturen, wiederholten Passagen durch den Körper des Menschen bzw. dem Menschen nahestehender Tierspezies, z. B.
Affen, aussetzt, sie längere Zeit in jenen Körpern belässt und die durch diese Massnahme veränderten Bazillen auf geeigneten Nährböden züchtet. Wie sich gezeigt hat, kann man bei derartigen Passagen durch geeignete Säugetiere ausserordentlich grosse Mengen, beispielsweise ein oder mehrere Gramm der nach obigem Verfahren hergestellten Kulturen erfolgreich verwenden. Sind nämlich dann nach längerem Verweilen, beispielsweise nach 8-12 Monaten, im tierischen bzw. menschlichen Organismus noch nicht alle Bazillen einem körnigen Zerfall und allmählicher völliger Resorption oder Auflösung anheimgefallen. so gewinnt man aus den lebend gebliebenen Bazillen Kulturstoffe, die dann noch eine bedeutende Steigerung an Immunitäts- und Heilungsert aufweisen.
Als Ausgangsmaterial für das vorliegende Verfahren eignen sich unter anderem beispielsweise die vom Erfinder entdeckten und im #Centralblatt für Bakteriologie, Parasitenkunde und Infektionskrankheiten, 1903, 1. Abt., XXXIV. Band Originale, Seite 647-658 und Seite 793-804"beschriebenen Schildkrötentuberkelbazillen.
Die nach den verschiedenen Ausführungsformen des vorliegenden Verfahrens hergestellten Heilund Schutzstoffe gelangen entweder trocken oder in bzw. zusammen mit geeigneten Emulsions- bzw.
Suspensionsmedien zur Verwendung. Die Verarbeitung der nach vorliegender Erfindung hergestellten Heil- und Schutzstoffe zu Emulsionen oder Suspensionen geschieht in üblicher Weise (siehe u. a. die deutschen Patentschriften 229131, 229335 und 231055). z. B. durch Wasser, Kochsalzlösung, Bouillon, Öle, Fette oder irgendwelche sonstigen geeigneten Medien.
Ferner zeigte sich, dass auch die von den so gewonnenen Bazillenkulturen abgetrennten Nährboden an sieh Heil- und Schutzqtoffe enthalten. Es können also auch mit gutem Erfolge statt der vorstehend
<Desc/Clms Page number 2>
beispielsweise aufgeführten Emulsions-oder Suspensionsmediell die festen oder flüssigen Nährboden. auf denen die Kulturen gewachsen sind, allein oder mit geeigneten Zusätzen verwendet werden. Es können somit auch die festen oder flüssigen Nährboden (Kulturmedien) allein oder zusammen mit den Bazillen. die auf ihnen gezüchtet sind, als Heil-und Schutzstoffe verwendet werden.
Ausser zur Verwendung für Injektionen können die beschriebenen Emulsionen bzw. Suspensionen auch zu Einreibungen, Kataplasmen, Salben, Pflastern usw. für lokale Verwendung auf tuberkulös erkrankten Körperstellen verarbeitet werden. Schliesslich können auch die von den Bazillen abgetrennten festen oder flüssigen Nährboden in der einen oder andern Art und Weise verwandt werden.
Hat man nun zu Heilzwecken in bzw. auf den Körper derartige lebende Bazillen enthaltende Heil- stoffe gebracht, so ist es möglich, aus dem so behandelten Körper entnommenen Substanzen, beispielsweise aus Sekreten oder aber auch aus gemäss vorliegender Erfindung hergestellten Heil-und Sehutzpräparaten. sofern diese Substanzen oder Präparate noch lebende Bazillen enthalten. Kulturen herzustellen. Man kann dann die so gewonnenen Kulturen entweder direkt zu Heilzwecken verwenden oder sie wiederum aufs neue gemäss vorliegender Erfindung weiterverarbeiten.
Zur Darstellung von Heil-und Schutzstoffen gelangt man gem1. iss vorliegender Erfindung auch dadurch, dass man die nach den verschiedenen vorstehend beschriebenen Verfahren gewonnenen voll- sttindig avirulenten Bazillen abtötet. Das Abtoten kann beispielsweise durch Hämmern vorgenommen werden.
EMI2.1
dadurch herstellen, dass man an Stelle je einer der gemäss den vorliegenden Verfahren hergestellten, lebenden avirulenten Kulturen Gemische verschiedenartiger, lebender wirulen1. er Kulturen oder auch Gemische lebender und abgetöteter avirulenter Bazillen verwendet.
Ja, es hat sich sogar gezeigt, dass sich auch Heil-und Sehutzstoffe dadurch herstellen lassen, dass man auf ein und demselben Nährboden virulente Tuberkelbazillen und virulente Tuberkelbazillen oder überhaupt säurefeste Bazillen züchtet. In diesem Fall überwuchern nämlich die avirulenten Kulturbestandteile, d. h. die avirulenten Bazillen die virulenten und hemmen schliesslich die weitere Vermehrung derselben. Es wurde durch Versuche nachgewiesen, dass die so hergestellten Mischkulturen keine Trber- kulose mehr erzeugen, d. h. dann vollständig virulente Kulturen ergeben.
Es fällt demnach auch diese Art der Herstellung von Heil-und Schutzstoffen, bei welcher man virulente Kulturen durch Verwendung avirulenter und virulenter Bazillen erhält, unter den Gegenstand vorliegender Erfindung.
Schliesslich wurde auch gefunden, dass. die Resorptionsfähigkeit der gemäss der Erfindung hergestellten Produkte noch weiter erhöht werden kann, wenn man den Bazillen ein Serum zufügt, welches bereits spezifische Antikörper enthält ; dieses Serum lässt sich dadurch gewinnen, dass man Tiere mit den nach vorliegender Erfindung hergestellten Produkten oder ähnlichen Bazillenpräparaten behandelt.
Nach den im vorstehenden beschriebenen Verfahren erhält man Heil- und Srhutzstoffe. welche die Fähigkeit besitzen, bei Menschen sowie bei Säugetieren einen hohen Grad von Heilung und Immunität zu erzeugen.
PATENT-ANSPRUCHE :
1. Verfahren zur Herstellung von avirulenten Heil-und Schutzstoffen für Tuberkulose, dadurch gekennzeichnet, dass man lebende, für Menschen und Säugetiere avirulente oder a, irulent gemachte Tuberkelbazillen oder Gemische verschiedenartiger avirulenter Bazillen in kurzen Intervallen von z. B.
5-10 Tagen auf Nährböden während sehr langer Zeit, d. h. mehrere Jahre hindurch, nmzüchtet.