DE191752C - - Google Patents
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Classifications
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Description
KAISERLICHES
<\ PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
191752 KLASSE 30 Ä. GRUPPE
Verfahren zur Herstellung eines Antistreptokokkenserums.
Es ist eine bekannte Tatsache, daß Streptokokkenkulturen, mögen sie auch von noch so
schweren Infektionen des Menschen herstammen, beim Züchten auf den gebräuchlichen
Nährböden ihre Virulenz für kleinere und größere Versuchstiere in kürzester Zeit einbüßen. Diese
Tatsache hat zu der Annahme geführt, daß die vom Menschen stammenden Streptokokken
überhaupt keine Tierpathogenität besitzen und
ίο daß es nicht gelingt, menschliche Streptokokkenerkrankungen
auf Tiere zu übertragen. Spätere Versuche haben dann gelehrt, daß man eine Methode besitzt, einer a priori avirulenten
Kultur eine hohe Pathogenität für Versuchstiere zu verleihen. Diese Methode besteht
darin, daß man die avirulenten Kulturen dem Tierkörper allmählich anpaßt, indem man die
Tiere anfänglich mit sehr großen Kulturmengen infiziert, die Tiere nach einiger Zeit
a.o tötet und aus ihrem Blute oder aus Peritönealexsudaten
die Streptokokken wiederum auszüchtet und diese neuen Kulturen zur Infektion neuer Versuchstiere verwendet. Durch häufige
Wiederholung dieses Versuchsgangs gelangt man bald zu Kulturen, denen eine hohe Tierpathogenität
eigen ist, d. h. Kulturen, von denen ganz erstaunlich kleine Mengen genügen, um Versuchstiere, wie Mäuse, Meerschweinchen,
oder Kaninchen, zu töten. Man nannte die auf diesem Wege erhaltenen Kulturen »Passagekulturen«,
mußte aber sehr bald erfahren, daß die Kulturen, deren Pathogenität für kleine Versuchstiere auf diesem künstlichen Wege gesteigert
waren, mit den ursprünglichen menschliehen Kulturen, den Originalkulturen, über-40
haupt nur noch äußerliche morphologische Eigenschaften gemein hatten.
Durch die Tierpassage werden die Originalkulturen in ihren biologischen Eigenschaften
modifiziert.
Der strikte Beweis für diese Tatsache wurde auf serumtherapeutischem Wege erbracht:
A ro. η s-o η stellte mit Hilfe von hochvirulenten
Passagekulturen ein Streptokokkenimmunserum her, das bei septischen Erkrankungen
des Menschen vielfach Verwendung fand, sich aber in allem als unwirksam erwies, wiewohl
es im Tierexperiment gegenüber den zu seiner Herstellung benutzten Passagekulturen
einen hohen Schutz und Heilwert besaß.
Anderseits immunisierten Moser.Tavel, D e η y s u. A. Pferde mit avirulenten Originalstämmen,
die wiederum gegen die virulenten Passagestämme bei der Prüfung im Tierexperiment
im Stiche ließen.
Der Hauptmangel der letzten Kategorie der Streptpkokkenimmunsera war der, daß es keine
Möglichkeit gab, sie durch das Tierexperiment bewerten zu können, daß man wirksame von
unwirksamen Seris nicht zu unterscheiden vermochte.
Das Bestreben der Bakteriologen war infolgedessen immer wieder darauf gerichtet, Methoden
ausfindig zu machen, den von menschlichen Erkrankungen stammenden Streptokokken ihre
Pathogenität zu erhalten, ohne ihre biologischen Eigenschaften zu modifizieren.
Die meisten Methoden, die zu diesem Zwecke vorgeschlagen wurden, erwiesen sich bei der
kritischen Nachprüfung als erfolglos. So führt
55
60
weder das Züchten auf reinem Blutserum noch auf Serumbouillon zu dem gewünschten Erfolge,
indem auch hierbei die Virulenz der Kulturen vollkommen verloren geht.
Der einzige Weg, zu nicht modifizierten virulenten Streptokokkenkulturen, also zu virulenten
Originalstämmen zu gelangen, ist die Züchtung der Kokken auf defibriniertem Menschenblut.
Die Züchtung von Kulturen auf
ίο defibriniertem Blute wurde schon von Gilbert
und Fournier (Compt. rend, de la soc. de
biol. 1896, Serie X, Bd. 3, S. 2 ff.) empfohlen, und schon diese Autoren wiesen darauf hin,
daß die Züchtung auf Blut für verschiedene Mikroorganismen eine. Methode sei, um a priori
tierpathogenen Kulturen ihre Virulenz konstant zu erhalten.
Bei der Züchtung von Streptokokken, die von schweren septischen Erkrankungen des
Menschen herrühren, auf defibriniertem Menschenblute erhält man ohne jede Tierpassage
virulente Originalstämme.
Mit der. Auffindung dieser virulenten Originalstämme
war für die Herstellung wirksamer Streptokokkenimmunsera bereits viel gewonnen. Zunächst war man imstande, die vorhandenen
Streptokokkensera auf ihre Wirksamkeit gegenüber den neuen Kulturen zu prüfen.
.Sowohl das Serum Aronsons wie auch die von Moser, Tavel, Denys und anderen erwiesen sich aber im Tierexperimente den virulenten Blutkulturen gegenüber als vollkommen unwirksam.
Es war hiermit eine Erklärung dafür gefunden, warum bei Anwendung der betreffenden Sera zur Therapie von Streptokokkenerkrankungen des Menschen so ungünstige Erfolge erzielt worden waren.
.Sowohl das Serum Aronsons wie auch die von Moser, Tavel, Denys und anderen erwiesen sich aber im Tierexperimente den virulenten Blutkulturen gegenüber als vollkommen unwirksam.
Es war hiermit eine Erklärung dafür gefunden, warum bei Anwendung der betreffenden Sera zur Therapie von Streptokokkenerkrankungen des Menschen so ungünstige Erfolge erzielt worden waren.
Man konnte natürlich nicht daran denken, die auf Menschenblut gezüchteten Streptokokken
zur Immunisierung von Pferden oder anderen Tieren zu verwenden; denn einmal wäre es unmöglich, die für diesen Zweck erforderlichen
Kultürmengen auf Menschenblut zu beschaffen, dann aber würden durch die Behandlung
mit Menschenblut im Blute der immunisierten Tiere Toxine (Hämolysine) erzeugt werden, welche die Anwendung eines so
gewonnenen Serums beim erkrankten Menschen illusorisch machen würden.
Man konnte nun zunächst daran denken, die auf Menschenblut gezüchteten Streptokokken
auf Tierblut zu übertragen. Es gelingt tatsächlich leicht, auf tierischem Blute, z. B. auf
Pferdeblut, Massenkulturen solcher Streptokokkenoriginalstämme anzulegen. Diesen Blutkulturen
haften ebenfalls die Eigenschaften der Originalstämme, nämlich eine hohe Tierpathogenität,
an. Bei der Behandlung von Pferden aber zeigte es sich, daß diese Blutkulturen die
Tiere nicht zu immunisieren vermochten. Es wurde bei den Versuchstieren keine Immunität,
sondern im Gegenteile eine hohe Uberempfindlichkeit erzeugt, so daß die Pferde schon nach
wenigen Einspritzungen der virulenten Pferdeblutkulturen an bösartigen septischen Prozessen
zugrunde gingen. <
Aus diesen Fehlresultaten mußte der -Schluß gezogen werden, daß es notwendig ist, die
Originalkulturen erst dem Tierkörper anzupassen, bevor sie zur Immunisierung von Tieren
brauchbar sind.
Die Anpassung der Kulturen geschieht durch eine kurze Tierpassage. Durch eine solche werden
die virulenten Originalkulturen nur insofern modifiziert, als sie nunmehr ihre Virulenz
auch beim Weiterzüchten auf den gewöhnlichen Nährböden, wie Bouillon oder besser Serumbouillon,
konstant beibehalten, dagegen büßen sie durch die kürzeren Passagen an ihren sonstigen biologischen und namentlich immunisatorischen
Eigenschaften nicht das Mindeste ein.
Pferde, die mit diesen neuen Passagekulturen behandelt wurden, lieferten schon nach einigen
Einspritzungen ein' Immunserum, .das nicht allein gegenüber den zur Behandlung benutzten
Passagekulturen, sondern auch gegenüber den virulenten Blutkulturen einen hervorragenden
Schutz- und Heilwert besaß.
In der Herstellung eines Streptokokkenserums, das gegenüber virulenten Originalstämmen
wirksam ist, von dessen Wirksamkeit man sich überdies jederzeit durch das Tierexperiment überzeugen kann, liegt ein neuer
und überraschender Effekt, der bisher auf keinem anderen Wege erreicht ist.
Das nachstehende Beispiel soll zur Erläuterung des Verfahrens dienen:
Beispiel : Bei einer schweren septischen Peritonitis fanden sich im Blute eines Patienten
Streptokokken. Diese wurden zunächst auf normales defibriniertes. Menschenblut übertragen
und auf diesem Medium längere Zeit weiter gezüchtet. Die Virulenz der auf diesem
Wege erhaltenen Kultur war so groß, daß 1AoOOo ccm davon genügte, um eine weiße
Maus, 1Z10OO ecm, um ein schweres Kaninchen
innerhalb 24 Stunden zu töten. In dem Herzblute der getöteten Tiere fanden sich reichlich
Streptokokken, die wiederum auf defibriniertes Blut übertragen wurden. Es wurden nun von
neuem Tiere infiziert, aus deren Herzblut wiederum Streptokokken erhalten wurden.
Nach vier bis fünf derartigen Passagen wurde die zuletzt erhaltene Blutkultur auf Bouillon
übertragen. Auch von der auf diesem Nährsubstrat erhaltenen Kultur genügte V10ooo ecm,
um eine Maus und 1Z1000 ecm, um ein schweres
Kaninchen in 24 Stunden zu töten.
Mit der zuletzt erhaltenen Bouillonkultur wurde ein Pferd immunisiert. Nach einiger
Zeit wurde Blut entnommen und auf die übliche Weise zur Gewinnung von Serum verarbeitet.
1ZiOO ccm des auf diesem Wege erhaltenen Serums
genügte, um eine Maus gegen die Infektion mit 1Z100 ecm der Originalblutkultur zu
schützen, also gegen das Hundertfache der tötlichen Minimaldosis. Um den gleichen Zweck
bei einem Kaninchen zu erreichen, mußte man 1Z5 ecm verwenden.
Um ein Kaninchen, das mit der hundertfachen tötlichen Dosis der virulenten Blutkultur
infiziert war, vor dem sicheren Tode zu retten, genügte es, dem Tiere 12 Stunden nach
erfolgter Infektion 2 ecm Serum subkutan einzuspritzen.
iS
Claims (1)
- Patent-Anspruch:Verfahren zur Herstellung eines Antistreptokokkenserums, dadurch gekennzeichnet, daß man auf defibriniertem Menschenblut gezüchtete Kulturen virulenter Streptokokken mehreremale durch Tiere sendet, auf Nährbouillon weiterzüchtet und dann mit diesen virulenten Kulturen größere Tiere zwecks Serumgewinnung behandelt.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE191752C true DE191752C (de) |
Family
ID=455132
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DENDAT191752D Active DE191752C (de) |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE191752C (de) |
Cited By (4)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE1003917B (de) * | 1955-12-23 | 1957-03-07 | Dr Miguel Liberio Gratacos | Verfahren zur Herstellung eines durch bakterielle Zersetzung erzeugten Komplexkonzentrats zur Behandlung von allergischen Krankheiten im allgemeinen, Asthma und Rheumatismus |
EP0008969A2 (de) * | 1978-08-16 | 1980-03-19 | The President And Fellows Of Harvard College | Impfstoff und Herstellungsverfahren |
US4324887A (en) * | 1978-08-16 | 1982-04-13 | President And Fellows Of Harvard College | Type II group B Streptococci polysaccharide |
US6907887B2 (en) | 2001-06-08 | 2005-06-21 | Vector Tobacco Ltd. | Modifying nicotine and nitrosamine levels in tobacco |
-
0
- DE DENDAT191752D patent/DE191752C/de active Active
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EP0008969A3 (en) * | 1978-08-16 | 1980-08-06 | President And Fellows Of Harvard College | Vaccine and method of making |
US4324887A (en) * | 1978-08-16 | 1982-04-13 | President And Fellows Of Harvard College | Type II group B Streptococci polysaccharide |
US6907887B2 (en) | 2001-06-08 | 2005-06-21 | Vector Tobacco Ltd. | Modifying nicotine and nitrosamine levels in tobacco |
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