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Verfahren zur Herstellung von Lymphe gegen Schweinepest
Die Erfindung
bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von Lymphe zur Verhinderung und Behandlung
der Schweinepest (Schweineciholera).
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Das erste erfolgreiche Verfahren, Schweine gegen die Schweinepest
zu immunisieren, wurde von D o r set u. a. entwickelt tind beruhte auf der gleichzeitigen
Verwendung von lebenden Schweinepestvitren, d.ie von. einem an Schweinepest erkranktem
Tier gewonnen waren, und einem Antiserum gegen Schweinepestviren. Dieses Verfahren
benutzt veränderliche Mengen Serum und eine mehr oder weniger lronstante Menge Virus.
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Die Menge des Serums hängt von dem Gewicht des zu immunisierenden
Tieres ab. Obwohl das Verfahren einen sofortigen Schutz gegen Schweinepest bietet,
liegt doch keine aktive Immunität ,während etwa zweier Wochen vor. Dies wird jedoch
nicht deutlich, da die passive Immunität das Tier über die kritische Zeit hinwegbringt,
bis die aktive Immunität sich bilden kann.
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Ein bedeutender Nachteil dieses Verfahrens liegt darin, daß sich
dauernd lebende Viren in der Umgebung verbreiten, die für empfängliche Tiere eine
potentielle Infektionsquelle für Schweinepest darstelzen. Weiterhin stellte sich
nach der Impfung bisweilen bei dem Tiereigentümer ein falsches
Sicherheitsgefühl
ein, wenn Viren mit geringer Wirksamkeit verwendet wurden und die sich ergebende
Immunität lediglich eine passive Immunität ist, die bereits nach 3 Wochen verschwunden
sein kann. Gleichwohl wurde dieses Verfahren seit seiner ersten Anwendung.irl..den
ersten Jahren dieses Jahrhunderts allgemein anerkannt und wird auch heute noch angewendet.
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In Erkenntnis der Mängel dieses Verfahrens wurden neue Verfahren
entwickelt, um Lymphen durch sogenannte Virulienzabschwächung zu erhatten. Dle von
Bo-yflton, Til4.-ey u.a. vorgeschlagenen Verfahren unter Verwen,dung von Chemikalien.
und Wärme führen zu einer Abschwächung des Virus, bei dem dieser einem empfänglichen
Schwein injizierte Virus wachsunfähig gemacht wird oder der Schweinepestvirus tatsächlich
vernichtet wird. So ,hatte man keinen wirklich abgeschwächten Virus, der. sich unter
Sicherstellung einer lebenslangen Immunität reproduzieren konnte, sondern die früheren
Lymphen teruhten auf der.IlDmunis'ierung des Schweines gegen die Schweinepest auf
der Basis der Antigeneigenschaften des getöteten Virus. Diese Lymphen geben keinen
sofortigen Schutz, sondern brauchen mindestens 7 Tage, um eine aktive Immunität
zu erzeugen. Die so erzeugte Immunität 'hat sich bis zu einem gewissen Grade als
vorübergehend' erwiesen. Sie dauert offenbar nicht an, und häufig müssen die Schweine
nach 6 Monaten und in weiteren Zeiträumen danach erneut geimpft werden, um Immunität
zu gewährleisten. Dieses Verfahren kann in Verbindung mit Antischweinepestserum
nicht mit Sicherheit verwendet werden. Es wurde auch nicht zur Verwendung innerhalb
zweier' Wochen nach Anwendung des Antischweinepestserums empfdhlen. Wie weiterhin
gefunden wurde, sind derartige geimpfte Schweine häufig gegenüber Infektionen überempfindlich
und können während der Immunisierungsperiode an anderen Krank-&eiten als Schweinepest
erkranken.
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Man hat auch bereits vorgeschlagen, einen viren lenten Schweinepestvirus
durch mindestens zwar, zig Kaninchenpassagen abzuschwächlen, nachdem man ihn zunächst
durch abwechselnd an Kaninchen und Schwein mehrfach ausgeführte Passagen sich dem
Kaninchen hat anpassen lassen. Das bei den Kaninchenpassagen benutzte letzte Kaninchen
wurde' getötet und dieses Kaninchenmaterial zur Herstellung einer Vaccine verwendet.
Die bei diesem Verfahren gewonnene Kaninchensubstanz ist nur beschränkt zur Immunisierung
von Schweinen verwendbar, kann die durch Verwendung artfremden Eiweißes bedingten
unerwünschten Reaktionen auslösen und ist insbesondere nicht gleichzeitig mit Antischweinepestserum
anwendbar.
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Daher ist mit dieser Vaccine ein sofortiger Schutz für Schweine,.
wie er bei Aufkommen von Schweinepest erforderlich ist, nicht erzielbar, weil die
Vaccine erst nach etwa 7 Tagen zum Aufbau der erforderlichen Antikörper führt; ein
Zeitraum, den man in der Praxis deshalb nicht überbrücken kann, weil bei diesem
Verfahren eine gleichzeitige Mitverwendung von Antischweinepestserum, das sofort,
jedoch zeitlich nur beschränkt wirken wurde, nicht möglich ist.
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Durch die Erfindung werden die Mängel, die den oben beschriebenen
früheren Verfahren anhaften, erfolgreich beseitigt. Nach dem später beschriebenen
Verfahren wird ein lediglich durch Kaninchenpassagen abgeschwäehtes, im Schwein
fortgepflanztes Schweinepestvirusprodukt erhalten, das im Gegensatz zu den früheren
Lymphen in verhältnismäßig kleinen Dosen dem Schwein eine Dauerimmunisierung gegenüber
der Schweinepest zu geben vermag, ohne daß virulente- Schweinepestviren für den
vollen Schutz nötig sind, wie dies bei dem früheren Schutzverfahren mit Antischweinepestserum
erforderlich war. Gemäß vorliegender Erfindung wird daher ein voller Schutz gegen
die Schweiriepest erzielt. Außerdem wird die zur Zeit noch bestehende Gefahr, daß
die Schweinepest durch Verbreitung des virulenten Virus in der Umgebung verewigt
wird, vollständig beseitigt.
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Gegenüber der bekannten, nach Kaninchen-Schweine-Wec!h6el-Passagen
erh-al'tenein Vaccine bietet das neue Produkt den Vorteil, die Anwesenheit artfremden
Eiweißes zu vermeiden und zum sammen mit Antischweinepestserum anwendbar zu sein,
wodurch eine sofort einsetzende, dauernde Immunisierung gewährleistet wird.
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Die Vifulenzschwächung des Schweinepestvirus kann bekanntlich so
durchgeführt werden, daß man eine Reihe von Kaninchenpassagen anwendet. Die Abschwächung
wird so bewirkt, daß man den Schweinepestvirus intravenös in Kaninchen injiziert.
Die Temperatur der Tiere wird täglich gemessen. Wenn sich eine Temperaturerhöhung
einstellt, werden die Kaninchen getötet. Ihr Blut oder auch die Milz und andere
Eingeweideteile werden zusammengetan und fein gemahlen, wenn feste Bestandteile
verwendet- wurden. Ein Teil dieses Materials wird zu einer Suspension in Kochsalzlösung
verarbeitet und in eine zweite Gruppe Kaninchen intravenös injiziert. Diese werden
ebenfalls - getötet, wenn sich eine Temperaturerhöhung einstellt, worauf sich das
angegebene Aufarbeitungsverfahren wiederholt. Dieses Verfahren wird so lange durchgeführt,
bis der Virus eine Abschwächung erfahren hat. Im allgemein sind dreizehn bis fünfzehn
Passagen erforderlich, um die gewünschte Virulenzschwächung zu erhalten.
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Um festzustellen, wann die Virulenzschwächung eingetreten ist, muß
man einen Teil der Suspension der macerierten Gewebeteile (falls diese verwendet
wurden) aus jeder einzelnen Kaninchenpassage in das schweinepestempfängliche Schweiri
injizieren. Wenn die Abschwächung erreicht ist, kann das Schwein erhöhte Temperatur
zeigen, jedoch bleibt dies das einzige Krankheitszeichen. Dieser Virus kann nur
als durch Kaninchenpassagen abgeschwächter Schweinepestvirus bezeichnet werden.
Offenbar ist der virulente Schweinepestvirus durch die reihenweisen Kaninchenp assagen
aus einem krankheitserzeugenden Virus in einen Virus verändert worden, der keine
Krankheit mehr ver-
ursachen kann. Der Virus ist jedoch lebensfähig
und behält noch einen Antigenfaktor. Bei der Injektion in ein empfängliches Schwein
stimuliert er diesen unter Erzeugung einer aktiven Immunität gegen Schweinepest.
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Es wurde nun aber gefunden, daß eine Suspension aus defibriniertem
Kaninchenblut oder -gewebeteilen, die durch Kaninchenpassagen abgeschwächten Schweinepestvirus
enthält, wesentliche Mängel aufweist. Für die allgemeine Schweineimmunisierung hat
dieses Material bestimmte Nachteile. Zunächst können Kaninchenblut oder -gewebetei,le
bei der Injektion des Schweines' eine Schockwirkung auf Grund ihrer Unverträglichkeit
hervorrufen. Weiterhin zeigte sich, daß die Konzentration des abgeschwächten Virus
im Blut und in den Gewebeteilen des Kaninchens unerwünscht gering ist und daß deshalb
verhältnismäßig große Mengen erforderlich sind, um eine genügende Immunisierung
zu erhalten. Schließlich ist es auch nachteilig, daß die Ausbeute an Immunisierungsmaterial
gering ist und daher der Bedarf an Tieren sehr erheblich ist. Auf Grund dieser Nachteile
ist es offenbar sehr kostspielig, genügend Lymphe ausreichender Konzentration für
die Massenimmunisierung von Schweinen zu erhalten.
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Diese Nachteile ließen sich überwinden als gefunden wurde, daß Schweine,
die mit durch Kaninchenpassagen abgeschwächten Viren geimpft waren, eine überraschend
hohe Konzentration an abgeschwächsten Viren in ihrem Blut und Gewebeteilen, wie
z. B. Milz, Leber, Nieren, Hoden u. dgl., aufbauen. Weiterhin wurde gefunden, '
daß dieses Material bei geeigneter Behandlung als hochwirksame Lymphe mit abgeschwächten
Viren verwendet werden kann, da die Virulent der Viren bei der Injektion in das
Schwein nicht zunahm. Auf diese Weise wird an Stelle eines Kaninchenproduktes von
niedriger Konzentration und Ausbeute eine hochkonzentrierte, im Schwein erzeugte
Lymphe in wesentlich größerer Ausbeute erhalten. Außerdem neigt dieses Produkt infolge
seiner besseren Verträglichkeit offenbar weniger dazu, eine Schockwirkung hervorzurufen.
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Gemäß der Erfindung wird durch Kaninchenpassagen abgeschwächter Schweinepestvirus,
der in einer Suspension des Gewebes, der Milz oder anderer Eingeweideteile oder
in defibriniertem Kaninchenblut enthalten ist, in das Schwein injiziert. Nach der
parenteralen Injektion des durch Kaninchenpassagen abgeschwächten Virus in das Schwein
ist allgemein eine Temperaturerhöhung innerhalb von 3 bis 5 Tagen au beobachten.
Diese Temperaturerhöhung hält 3 bis 5 Tage nac'h ihrem Beginn an und verschwindet
dann wieder. Das Schwein unterbricht nicht die Futteraufnahme.
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Wenn ein Tier mit dieser fieberhaften Reaktion am zweiten oder dritten
Tage nach Beginn des Fiebers getötet wird, enthalten das Blut und bzw. oder die
Gewebeteile oder Eingeweide den abgeschwächten Virus. Aus diesen Teilen kann somit
das gewünschte Produkt geworfen werden, das nach parenteraler Injektion in Schweine
diese stimuliert und aktiv immun gegen Schweinepest macht. Dieses Produkt ist für
Schweine nicht nur verträglicher als Kaninchengewebeteile, sondern enthält auch,
was wesentlicher ist, eine größere Konzentration des abgeschwächten Virus, weshalb
nur verhältnismäßig geringe Mengen erforderlich sind, um den gewünschten Effekt
zu erreichen. Weiterhin wird dadurch, daß die Erzeugung der abgeschwächten Viren
im Schwein bewirkt wird, eine größere Virus ausbeute infolge des GröBenunterschiedes
zwischen Kaninchen und Schwein erzielt.
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Zur Erläuterung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird wie folgt gearbeitet.
Ein virulenter Schweinepestvirus wird bakteriologisch steril gemacht und intravenös
in Kaninchen injiziert. Die Temperaturen werden zweimal täglich gemessen.
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Bei Temperaturerhöhung werden die Kaninchen getötet. Ihre Milzorgane
werden zusammengetan, maceriert und in einem Verdünnungsmittel, wie z. B. physiologischer
Kochsalzlösung, suspendiert.
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Ein Teil dieser Suspension wird dann in eine zweite Gruppe Kaninchen
injiziert. Diese werden getötet, wenn sich ein Temperaturanstieg zeigt, worauf das
obengenannte Aufarbeitungsverfahren wiederholt wird. Im allgemeinen wird die Virulenzabschwächung
etwa nach def dreizehnten Kaninchenpassage erreicht. Der durch Kaninchenpassage
abgeschwächte Schweinepestvirus ist nun für die Fortpflanzung im Schwein fertig.
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Das Kaninchengewebe wird fein gemahlen, in physiologischer Kochsalzlösung
oder einem anderen Verdünnungsmittel suspendiert und parenteral in schweinepestempfängliche
Schweine injiziert. Die Dosis kann zwischen 0,25 ccm einer einprozentigen Miizsuspension
bits etwa 10 ccm einer zehnprozentigen Milzsuspension im Verdünnungsmittel, berechnet
auf Gewichtsprozente der gesamten. Masse, schwanken. Innerhalb von - 3 bis 5 Tagen
tritt eine Temperaturerhöhung ein, und zwar im allgemeinen von etwa 38,9 bis 40,50,
die 3 biss 5 Tage anhält.
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Am zweiten oder dritten Tage nach Fieberbeginn wird das Tier getötet,
worauf das Blut, die Gewebeteile und Eingeweide, die im allgemeinen den abgeschwächten
Virus enthalten, für die weitere Behandlung abgetrennt werden.
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Es soll darauf hingewiesen werden, daß die gewünschen Produkte auch
ohne Tötung des Tieres erhalten werden können. Beispielsweise kann dem Schwein von-
Zeit zu Zeit Blut abgenommen werden, das dann zur Herstellung des Produktes verwendet
wird. Man kann auch die Milz unter aseptischen Bedingungen herausoperieren und im
übrigen das Schwein am Leben erhalten. Weiterhin kann man auch männliche Schweine
verwenden, wobei der durch Kaninchenpassagen abgeschwächte Virus direkt in die Hoden
injiziert wird. Am zweiten oder dritten Tag nach Fieberbeginn werden die Hoden unter
aseptischen Bedingungen operativ entfernt und weiterbehandelt. Nach diesem Verfahren
werden ebenfalls durch Kaninchenpassagen abgeschwächte, im Schwein fortgeflanzte
Viren erhalten, ohne daß das Tier getötet wird.
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Um das gewünschte Produkt zu erhalten, wird beispielsweise das Blut
zunächst nach bekannten Verfahren defibriniert und dann durch Zusatz von Phenol
oder anderer ähnlich wirkender Substanzen bakteridlogisch steril gemacht. Bei Verwendung
von Gewebetellen aus Schweinen werden die Teile fein gemahlen und gesiebt. Das feine
Material kann entweder getrocknet und später .zurückgebildet oder in einem Verdünnungsmittel
im Gebrauchsfalle suspendiert werden, oder es kann sofort zu einer gepufferten,
isotonischen Lösung gegeben seder mit Glyzin, Laktose oder anderen geeigneten Verdünnungsmittein
gemischt werden. Zusätzlich können gewünschtenfall!s andere aktive Substanzen oder
auch Trägersubstanzen dem Produkt zugefügt werden. Beispie'lsweise kann eine geeignete
Mischung, ausgehend entweder von abgeschwächten Viren in defibriniertem Schweineblut
oder reinem Blutserum oder feingemaihlenen Schweinegewebeteilen, durch Zusatz von
Kristallviolett und Glyzerin hergestellt werden.
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Um ein steriLes:- Produkt, das frei von verunreinigenden Organen
ist, zu erhalten, wird ein antibiotisches, bakteriostatisches oder bakterizides
Mittel in wirksamer Menge zugesetzt, um das Wachstum von Bakterien zu hindern oder
diese zu zerstören. Antiseptika, wie z. B. Phenol, Farbstoffe mit bakteriostatischer
oder bakteriæider Wirkung, Sulphanilimide, wie z. B. Suifamethazin, Sulfamerazin,
Sulfachinox-alin od. dgl., oder auch jedes bekannte antibiotische, bakteriostatische
oder bakterizide Mittel können für diesen Zweck mit Vorteil verwendet werden. Solche
Stoffe werden natürlich in Mengen verwendet, die keine toxische Wirkung haben und
die Immunisierungskraft der abgeschwächten Viren nicht zu zerstören vermögen.
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Durch die Verwendung dieser Stoffe läßt sich, wie gefunden wurde,
die Haltbarkeit der abgeschwächten Varen bei ihrer Lagerung wesent'lich vergrößern,
und sekundäre Infektionen lassen sich bei der Verwendung unterdrücken. Als Farbstoff
hat sich z. B. Kristallviolett als besonders wirksam erwiesen. Es können aber auch
andere Farbstoffe ähnlicher Art, wie z. B. Methylenblau, Acrifiavin undl andere,
verwendet werden. In Gegenwart von etwa o,5°/o Phenol konnte z. B. defibriniertes
Blut bei gewöhnlicher Kühlschranktemperatur mindestens 100 Tage lang brauchbar gehalten
werden.
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Noch längere Zeiten ließen sich erzielen, wenn etwa I0°/o oder mehr
des bakteriostatischen Farbstoffes verwendet wurden. Wenn diese zusätzlichen Mittel
nicht verwendet werden, muß die abgeschwächte Viruslympthe kurze Zeit nach ihrer
Herstellung zur Anwendung gelangen, wenn Wirkung erzielt werden soll. Außerdem ist
anzunehmen, daß die zusätzlichen Mittel in der Richtung wirken, daß sie sekundäre
Infektionen verhindern, für die das Schwein nach seiner Immunisierung gegenüber
Schweinepest empfänglich ist. Antibiotische, bakteriostatische oder bakterizide
Mittel und selbst Gamma-Globolin,,entweder allein oder in Mischung, üben zusammen
mit dem abgeschwächten Schweinepestvirus eine gemeinsame Wirkung bei der Immunisierung
gegen Schweinepest und dem Schutz gegen sekundäre Infektionen aus und halten die
Schweine so lange gesund, bis eine dauerhafte Immunität gegenüber der Schweinepest
erreicht ist.
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Ein weiteres aktives Mittel, das zusammen mit den abgeschwächten
Schweinepestviren verwendet werden kann, ist das bekannte, oben bereits erwätinte
Antischweinepestserum. Wie bereits bemerkt wurde, bestand die frühere Praxis der
Immunisierung- ' von Schweinen darin, das Antischweinepestserum zusammen mit virulenten
Schweinepestviren zu injizieren. Wenn dieses Serum verwendet werden soll, und zwar
um entweder eine sofortige vorübergehende, passive Immunität gegenüber der 'Schweinepest
zu erhalten oder um sekundäre Infektionen zu verhindern, so werden, wie gefunden
wurde, ausgezeichnete Ergebnisse ohne Verwendung von virulenten Schweinepestviren
dadurch erzielt, daß die erfindungsgemäß abgeschwächten Virusprodukte zusammen mit
dem Antischweinepestserum verwendet werden.
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Zur weiteren Erläuterung dienen die folgenden Beispiele: Beisp-iele
I. Eine sterile IoO/oige Schweinemilzsuspension, die durch Kaninchenpassagen abgeschwächte,
im Schwein erzeugte Schweinepestviren enthielt, wurde derart hergestellt, daß die
- Milz zusammen mit physiologischer Kochsalzlösung in einer Gewebemühle bis zur
Erzielung einer homogenen Suspension gemahlen wurde. Aus dieser Io°/oigen Milzsuspension
wurden aufeinanderfolgende zehnfache Verdünnungen in steriler physiologischer'Kochsalzlösung
derart hergestellt, daß 1 ccm der Io°/oigen Suspension zu gccm der sterilen plhysiologischen
Kochsalzlösung zugefügt, gemisc'ht und weiterhin verdünnt wurde, bis aufeinanderfolgende
Verdünnungen vorl : 100 bis 1 : I 000 000 vorlagen.
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Krånkheitsempfänglichen Schweinen wurde I ccm der Verdünnungen 1
: 10 000, 1 : 100 000 und 1 : I 000 000 subkutan; in die Achselhöhle injiziert,
wobei jede Verdünnung jeweils vier Schweinen injiziert wurde. Die Temperatur der
Schweine wurde täglich im Verlauf von 2I Tagen rektal gemessen.
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Während dieser Zeit zeigten vier der vier Schweine, denen die Verdünnung
1 : 10 000 injiziert war, drei der vier Schweine, denen die Verdünnung 1 ' 100000
injiziert war, und zwei der vier Schweine, denen die Verdünnung 1 : I 000000 injiziert
war, Temperaturerhöhungen.
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21 Tage nach der Injektion der Schweinemilzverdünnungen wurde die
Resistenz aller Schweine durch Injektion von 2 ccm Blut mit virulentem Schweinepestvirus
auf die Probe gestellt. Ein Schwein, das die Verdünnung 1 : I OOQ 000 erhalten hatte,
verendete danach. Alle anderen Schweine überlebten ohne Anzeichen der Schweinepest.
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Auf Grund dieser Versuche wird angenommen, daß die Immunisierungsmindestdosis
des durch Kaninchenpassagen abgeschwächten und im Schwein erzeugten Schweinpestvirus
in der Größenc dnung
von etwa I ccm einer Verdünnung von 1 : 100000
bis 1 : I 000 000 liegt.
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2. Gleichartigen Schweinen wurde I ccm der nach Beispiel I hergestellterr,
aufeinanderfolgenden Verdünnungen von Schweinemilz 1 : IOOOO, 1 : IOOOOO und 1 :
I 000 000 subkutan in die Achselhöhle injiziert, wobei jede Verdünnung jeweils vier
Schweinen injiziert wurde. Gleichzeitig wurden jedem Schwein subkutan in die Achselhöhle
der anderen Seite 10' ccm des Antischweinepestserums injiziert.
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Die Temperatur der Schweine wurde 21 Tage lang täglich rektal gemessen.
Während dieser Zeit zeigte nur ein Schwein, das die Verdünnung I: IO 000 erhalten
hatte, eine bedeutsame Temperaturerhöhung.
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Um der durch das Serum hervorgerufenen passiven Immunität die Möglichkeit
zu geben, sich zu verteilen, wurde 6 Wochen nach der Injektion die Resistenz dieser
Schweine dadurch auf die Probe gestellt, daß 2 ccm Blut mit virulentem Schweinepestvirus
injiziert wurden. Darauf verendeten drei Schweine, die die Verdünnung 1 : 1 000
000 erhalten hatten. Der Rest überlebte ohne Anzeichen der Schweinepest Auf Grund
dieser Versuche wird angenommen, daß die Immunisierungsmindestdosis der durch Kaninchenpassagen
abgeschwächten und im Schwein erzeugten Schweinepestviren bei gleichzeitiger Injektion
von IO ccm Antischweinepestserum in der Größenordnung von 1 ccm einer Verdünnung
von I: IOO 000 bis T: I 000 000 liegt.
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Es wird darauf hingewiesen, daß, wenn auch das obige Beispiel das
bevorzugte Verfahren der getrennen Injektion des Virus und des Serums beschreibt,
das Antischweinepestserum gewünschtenfalls auch der Suspension des abgeschwächten
Virus zugemischt und die Mischung injiziert werden kann.
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Wenn sowohl Serum als auch abgeschwächte Viren injiziert werden, dann
sollte die Menge jedes Teiles so gewählt werden, daß der Virus nicht vollständig
getötet wird. Es wurde gefunden, daß etwa 5 bis 15 ccm des Antischweinepestserums
zusammen mit etwa I ccm des wie oben beschrieben hergestellten abgeschwächten Virus
das Schwein ausreichend gegen die Schweinepest immunisieren und ihm zusätzlich Schutz
gegen sekundäre Infektionen gewähren.
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Die zur Immunisierung der Schweine verwendete Dosis des durchKaninchenpassagen
abgeschwächten und im Schwein erzeugten Virus kann in weiten Grenzen schwanken.
0,5 ccm Blut mit abgeschwächtem Virus sind mehr als ausreichend, -jährend IO ccm
Blut mit abgeschwächtem Virus anscheinend keine besseren oder schlechteren Ergebnisse
erzielen als die geringere Menge, soweit es sich um die Immunisierung gegenüber
Schweinepest handelt. Bei Schweineeingeweiden wie z. B.
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Milz beträgt die Immunzisierungsmindestdosis etwa I ccn einer Verdünnung
von I: IOOOOO bis I: IOOOOOO. Das Produkt wird entweder durch parenterale Injektion
oder oral verabfolgt. Es ist anscheinend nur erforderlich, eine sehe geringe Menge
des abgeschwächten Virus in das krankheitsempfängliehe Schwein hineinzubringen.
Dieser pflanzt sich fort und stimuliert eine aktive Immunität, die offenbar für
die Lebenszeit der Tiere anhält.