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Verfahren zur Darstellung von festem basischem Magnesiumhypochlorit.
Das basische Magnesiumhypochlorit wurde bisher durch Umsetzung von unterchloriger Säure, oder eines. \lkalisalzes derselben mit Magnesia erzeugt, weil diejenigen Versuche, die die Darstellung der fraglichen Verbindung durch einfaches Einleiten von Chlor in eine Magnesiumoxydsuspension anstrebten, ergebnislos blieben.
E. Merck meint in der Beschreibung des die Herstellung von basischem Magnesiumhypochlorit betreffenden, dem deutschen Patent Nr. 305 419 entsprechenden ungarischen Patentes Nr. 72 479 (vgl. den dritten Absatz der Seite 2), dass Lunge's diesbezügliche Versuche (Chem. Ind. 8., 1885, S. 337-346) daran scheiterten, dass die Alkalität der Magnesia nicht genügt, um die angestrebte Reaktion hervorzu- rufen.
Lnsere Versuche haben ergeben, dass Merck's Voraussetzung irrtümlich ist, Merck scheint nämlich stets zu viel Chlor verwendet zu haben. Leitet man nämlich in eine Magnesiasuspension unter solchen
Verhältnissen Chlor ein, dass auf ein Molekül des gebildeten Magnesiumhypochlorits zwei Moleküle Mag- nesiumoxyd fallen, so ist sozusagen das ganze Reaktionsprodukt in Wasser löslich.
Unter diesen Verhältnissen erhält man also tatsächlich nicht dasjenige feste basische Magnesium- hypochlorit, welches Merck suchte.
Wird dagegen das Chlor unter solchen Verhältnissen in eine Suspension von Magnesiumoxyd eingeleitet, dass auf ein Molekül des gebildeten normalen Magnesiumhypochlorits 3 Moleküle Magnesium- oxyd fallen, so entsteht bereits ein festes basisches Magnesiumhypochlorit, in welches annähernd 14% des eingeleiteten Chlors als"aktives"Chlor eingetreten sind. Die übrige Menge des Chlors befindet sich noch immer in der Lösung, so dass der Niederschlag bloss den geringeren Teil des Chlors enthält.
Es zeigte sich bei weiteren Versuchen, dass die Ausnutzung des Chlors besser wird, wenn man die
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bereits annähernd 75% des eingeleiteten Chlors als "aktives" Chlor in den Niederschlag eintreten.
Zur Erhöhung der Ausbeute sind noch andere, den bisherigen Beobachtungen widersprechende Massnahmen von Wichtigkeit. Die Ausbeute wird nämlich durch die gleichzeitig mit Hypochloritbildung auftretende Chloratbildung beeinträchtigt. Lunge schlägt zur Verhinderung der Chloratbildung (Chem.
Ind. 8., 1885, S. 337-346) vor, das Chlor bei möglichst niedrigen Temperaturen, etwa bei 00 einzuleiten. Im Gegensatz hiezu haben wir festgestellt, dass man unter Einhaltung der oben angegebenen Verhältnisse während des Einleitens des Chlors die Temperatur wesentlich über 0 , sogar über 150 halten kann, ohne dass die Gefahr einer in Betracht kommenden Chloratbildung eintritt. Im Gegenteil, ergibt sich die überraschende Tatsache, dass das Einleiten des Chlors bei einer höheren Temperatur, etwa 20-22'den Eintritt des Chlors in den festen Niederschlag bedeutend fördert, wie dies ein Vergleich der unten angegebenen Beispiele 1 und 2 beweist.
Wie bereits erwähnt, kann man unter Einhaltung der günstigeren Mengen-und Temperaturverhält- nisse beim Einleiten des Chlors nur etwa 75% desselben als "aktives" Chlor im Niederschlag erhalten.
Wir haben aber festgestellt, dass man praktisch die ganze Chlormenge in den Niederschlag überführen kann, wenn man das nach Einleiten des Chlors gebildete Reaktionsgemisch während einer längeren Zeit, etwa während einer Woche stehen lässt. Nach dieser Zeit enthielt die über dem Niederschlag befindiche
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Lösung kaum,. aktives" Chlor, während der Gehalt des Niederschlages an #aktivem" Chlor entsprechend gestiegen ist. Die Menge des während dieser Zeit gebildeten Chlorats ist eine ganz unbedeutende, wenn man das Reaktionsgemiseh während der Ruhezeit im Dunkeln hält.
Sehr auffallend und überraschend ist die Tatsache, dass man den Verlauf dieser letzteren Reaktion, nämlich den Übertritt des"aktiven"Chlors aus der Lösung in den Niederschlag durch Erwärmen ausserordentlich beschleunigen kann, ohne dass man eine nennenswerte Chloratbildung befürchten müsste. Es genügt z. B. das Reaktionsgemisch nach dem Einleiten des Chlors während 6-8 Stunden allmählich auf 80 zu erwärmen, um beinahe das ganze Chlor in den Niederschlag zu überführen."
Es mag bemerkt werden, dass bei allen unseren Versuchen die Menge des entstandenen Chlorats bestimmt worden ist, doch erwies sich dieselbe unter Einhaltung der angegebenen Bedingungen so gering, dass sie praktisch nicht in Betracht kommt.
Mit dem neuen Verfahren werden die Ausgangsstoffe beinahe mit theoretischer Vollkommenheit ausgenutzt, wobei weder eine Eiskühlung, noch die Anwendung von elektrochemischen Einrichtungen erforderlich ist.
Beispiele :
1. In eine Aufschwemmung von 4200 g Magnesiumoxyd in 20l Wasser wurden bei 5-100 Tempe- ratur 2000 g Chlor unter Umrühren während 17 Stunden eingeleitet und das Riihren bis zum Verschwinden des Chlorgeruchs fortgesetzt.
Massanalytisch ergab sich, dass sich etwa 21% des #aktiven" Chlors im Niederschlag und etwa 79% in der Lösung befinden. Festes basisches Magnesiumhypochlorit entstand demnach nur in sehr geringer Menge. Es bildete sieh kaum etwas Chlorat.
2. Dieser Versuch wurde mit denselben Mengen wie unter 1 ausgeführt. jedoch mit dem Unterschiede, dass das Einleiten des Chlors bei 20' stattfand. Der #aktive Chlorgehalt der Reaktionsmasse,
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3. Das nach Versuch 2 gewonnene Reaktionsgemisch, d. h. der Niederschlag samt der Lösung, wurde nach Einleiten des Chlors und Rühren bis zum Verschwinden des Chlorgeruchs, während 8 Stunden
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chlorit und 0. 24 g als Hypochlorit und Chlorat, so dass auf das Chlorat im ganzen 0-01 gjr aktives"Chlor entfiel. Der Niederschlag wies nach Trocknen einen Gehalt von 34-2% an"aktivem"Chlor auf.
Das nach Beendigung der Chloreinleitung bzw. Erhitzung gewonnene feste basische Magnesiumhypochlorit wird abgenutscht, mit heissem Wasser gut ausgewaschen und getrocknet. Die Qualität des Produktes hängt vom Trocknen ab, das mit Vorsicht und unter Ausschluss von Kohlensäure erfolgen muss.
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1. Verfahren zur Darstellung von festem, basischem Magnesiumhypochlorit, dadurch gekennzeichnet, dass Chlor derart in eine Suspension von Magnesiumoxyd eingeleitet wird, dass auf 1 Molekül des gebildeten Magnesiumhypochlorits mehr als 2 Moleküle Magnesiumoxyd entfallen.