<Desc/Clms Page number 1>
Verfahren zur Gewinnung von Schwefel aus Schwefelwasserstoff oder solchen enthaltenden Gasgemischen.
Die Schwefelgewinnung aus Schwefelwasserstoff bzw. aus Schwefelwasserstoff und schwefliger Säure geschieht zur Zeit allgemein in der Weise, dass die mit der erforderlichen Menge Luft gemischten Gase in den bekannten Claus-Ofen über Rasenerz (Eisenoxydhydrat) geleitet werden, u. zw. in der Richtung von oben nach unten, derart, dass der gebildete Schwefel am unteren Teile der Öfen in flüssiger Form austritt. Die Betriebsergebnisse dieses Verfahrens lassen aber noch sehr zu wünschen übrig. Die Abgase der Claus-Öfen enthalten von dem in dem eintretenden Gas enthaltenen Schwefel, welcher z. B. bei den Gasen des Chance-Prozesses etwa 300 9 in 1 m3 beträgt, noch zirka 14 nämlich noch 43 bis 45 g in 1 m3.
Diese bisher als unvermeidlich geltenden Verluste werden noch empfindlicher durch die zur Unschädlichmachung dieser Gase erforderlichen Einrichtungen.
Es wurde festgestellt, dass Bauxit, eine hydratische Tonerde-Eisenoxydverbindung, im Claus-Ofen eine wesentlich höhere Kontaktwirkung entwickelt als das bisher verwendete Rasenerz (Eisenoxydhydrat). Die Verluste an Schwefel in den Abgasen betrugen z. B. bei einem mit Bauxit gefüllten Betriebsofen, welcher 11 2 Jahre lang in Betrieh war, an- dauernd weniger als die Hälfte der bei mit Rasenerz gefüllten Öfen in den Abgasen ver- bleibenden Menge. Die Verluste betrugen je nach der Beanspruchung des Ofens nur etwa
1 22 g pro 1 m3 Abgas (=6-7% des im Eintrittsgas enthaltenen Schwefels).
Diese Verwendung tonerdehaltiger Kontaktmassen im Claus-Ofen zur Erzielung einer höheren Schwefelausbeute ist durchaus verschieden von der Verwendung von Tonerde gemäss der deutschen Patentschrift Nr. 2875s. Hier hat die Zumischung von Tonerde zur Kontakt- masse lediglich den Zweck, das Zusammenschmelzen des Schwefeleisens der Kontaktmasse zu verhindern. Bei der in der deutschen Patentschrift Nr. 28758 erläuterten Arbeitsweise streichen die Gase von unten nach oben durch den Ofen, derart, dass der Schwefel in
Dampfform durch eine Öffnung zwischen Kontaktmasse und Ofendecke abgetrieben wird.
Bei der hohen Reaktionstemperatur dieser Arbeitsweise mag die Tonerde zwecks Verhütung des Zusammenschmelzens der Kontaktmasse gute Dienste geleistet haben, doch war diese hohp Temperatur gleichzeitig der Grund, dass nicht schon damals die guten Eigenschaften der Tonerde erkannt wurden. Die starke Rückzersetzung zwischen Wasserdampf und
Schwefel zu Schwefelwasserstoff und schwefliger Säure bei dieser hohen Temperatur liess die Fähigkeit der Tonerde, in Verbindung mit Eisenoxyd bei mässiger Temperatur eine wesentlich bessere Umsetzung der Schwefelwasserstoffgase zu bewirken, nicht zur Geltung kommen.
Als später die kältere Arbeitsweise mit der Gasführung durch den Ofen von
EMI1.1
Tonerdozusatz, weil nunmehr ein Zusammenschmelzen der Kontaktmasse nicht mehr zu befürchten war, nicht mehr in Anwendung. Die Ctaus-Öfen-Kontaktmasse bestand ganz allgemein ans Rascnerz Eisenoxydhydrat) ohne jeden Zusatz.
Der Bauxit besitzt gegenüber dem Rasenerz noch den Vorteil einer festeren Struktur, welche eine weitgehende Zerkleinerung gestattet, ohne dass pulveriger Zerfall eintritt. Ein weiterer wichtiger Vorteil im Vergleiche mit dem bisherigen Kontaktmaterial ist die grössere Reaktionskraft. die grössere Empfindlichkeit gegenüber den zu vereinigenden Gasen. Dieser Vorzug macht
<Desc/Clms Page number 2>
sich schon bei der Inbetriebsetzung eines frisch gefüllten Ofens gelten. Die Inbetriebsetzung eines mit Rasenerz (Eisenoxydhydrat) frisch gefüllten Claus-Ofens geschieht in der Weise, dass die Kontaktmasse zunächst durch hindurchgeleitete Feuergase vorgewärmt wird.
Nachdem
EMI2.1
sofortige Entzündung des Gasgemisches Sorge getragen ist, erfolgt die Überleitung des gasförmigen Gemisches von Schwefelwasserstoff und Luft. Da Schwefelwasserstoff mit Luft im Überschuss ein explosives Gasgemisch darstellt, sind solche Inbetriebsetzungen nicht ungefährlich. Tatsächlich sind hiebei in England gewaltige Explosionen vorgekommen. Ein mit Bauxit gefülter Claus-Ofen braucht weder vorgewärmt zu werden, noch braucht der Prozess durch einen Feuerbrand eingeleitet zu werden. In kurzer Zeit wird selbsttätig die zur kontinuierlichen Ofenarbeit erforderliche Temperatur erzeugt. Da kein Feuerbrand angewendet wird und die Schwefelwasserstoffgase sofort bis auf einen geringen Rest von der Kontaktmasse gebunden werden, ist eine Explosionsgefahr so gut wie ausgeschlossen.
Schliesslich ist noch hervorzuheben, dass, sofern Rasenerzkontaktmasse verwendet wird, bei allen Inbetriebsetzungen-sowohl der ersten, als auch bei allen folgenden nach Betriebs- stillständen-die Schwefelverlaste in den Abgasen bis zur Erlangung bzw. Wiedererlangung der normalen Temperatur grösser sind wie gewöhnlich. Wird hingegen Bauxit verwendet, so sind die Verluste in den Abgasen bei den Inbetriebsetzungen der Öfen, auch bei der frston, im Gegenteil erfahrungsgemäss noch geringer als bei normalem Betriebe.