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Österreichische
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ACHILLE VAN STEENKISTE m BRÜSSEL.
Verfahren zum Rotten von pftanz ! ! chen Sesptnstfasern.
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Verfahren, das Rotten mittelst heissen Wassers und trockenen gespannten Wasserdampfes vorzunehmen (siehe deutsche Patentschrift Nr. 42213) ausser den niedrigeren Temperaturen wesentlich dadurch, dass in keiner Phase des Vorganges der trockene Dampf mit den Fasern in unmittelbare Berührung gebracht wird, wodurch die Faser ausgetrocknet wird und ihre Geschmeidigkeit einbüsst. Nach dem vorliegenden Verfahren wird der benutzte Dampf in Wasser eingeleitet und die Fasern in ununterbrochenem Umlauf erhalten, so
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verteilt sich infolgedessen regelmässig in der Faser und wird derselben nicht entzogen, sondern noch vorteilhafter wie beim Flussrotten in derselben erhalten, so dass ein schöner, geschmeidiger Flachs nach sehr kurzer Rottezeit gewonnen wird.
Das neue Verfahren zeigt
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der Qualität des Flachses als auch hinsichtlich der schnelleren und bequemeren Ausführung.
Das Verfahren, weicht's im wesentlichen darin besteht, dass der zu rottende Flachs der aufeinander folgenden Behandlung von Wasser und durch Wasser geleiteten Wasserdampf bei verschiedenen Temperaturen und verschiedenem Druck unterworfen wird. soll im folgenden naher beschrieben werden.
Zur Ausführung des Verfahrens wird ein Apparat benutzt, welcher im wesentlichen aus einem dicht abschliessbaren Kessel mit im lin--rn angeordneten, aus Metallblech oder dgl. gebildeten, um eine Achse drehbaren Fachwerken besteht. In letztere wird der zu röstende Flachs in bündeln seiner Länge nach eingelegt.
Wie erwähnt, soll der Rottbehälter abwechselnd in Umdrehung versetzt werden und stillstehen können. Dies hat den Zweck, den Flachs in regelmässigen Zeitintervallen herumzudrehen, um die Fasern desselben während angemessener Zeiträume gleichmässig zu befeuchten, worin allein die Garantie für die Erreichung des angestrebten Zieles liegt.
Wie bekannt, kann das Löslichmachen und das Entfernen der Pektinstoffe in der richtigen Weise bei Anwendung ungünstiger Temperaturen nicht erzielt werden. Sämtliche bisher vorgeschlagenen Verfahren der raschen künstlichen Rottung, nach welchen heisses Wasser oder Dampf verwendet wird, ergaben kein gutes Resultat, weil die Temperatur dos Wassers oder Dampfes entweder zu niedrig oder zu hoch war, so dass stets ein Teil des Pektins in unlöslicher Form in der Faser verblieb und aus dieser nicht entfernt werden konnte.
Gemäss dem vorliegenden Verfahren wird das Löslichmachen und die Entfernung des Pektins in zwei voneinander streng zu scheidenden Vorgängen bewirkt und in folgender
Weise ausgeführt :
Der Kessel wird mit dem zu röstenden Flachs seiner Länge nach beschickt und hermetisch verschlossen. Durch ein unterhalb eines perforierten Zwischenbodens angeordnetes
Rohr wird in den Autoklaven so viel Wasser von gewöhnlicher Temperatur eingeführt, bis der Flachs fast vollkommen von dem Wasser bedeckt ist. Ist dies geschehen, so wird durch ein anderes Rohr Wasserdampf von 1000 C bei einem Druck von einer Atmosphäre eingelassen und dadurch das Wasser auf 95 bis 1000 C erhitzt.
Durch die Einwirkung
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des heissen Wassers, dessen Temperatur auf der angegebenen Höhe etwa eine Stunde lang erhalten wird, wird das Pektin bezw. die Pektose auf den ersten Grad ihrer Umbildung gebracht, d. li, in die lösliche PektosinsSm-e Übergeführt, welche infolge ihrer gallertartigen Beschaffenheit auf den Fasern haften, bleibt, während alle löslichen Stoffe und Bestandteile von dem Wasser aufgenommen und durch einen an geeigneter Stelle angeordneten Reinigungshahn abgelassen werden.
Nach dieser Behandlung bleiben im Kessel nur noch die ausschliesslich mit Pektosinsäure beladenen Flacb8fasern zurück, wobei in der gallertartigen Pektosinsäure der ganze Gehalt der bis dahin unlöslichen Pektinsäure vorhanden ist. Um nun zu bewirken, dass vor der Lösung der Pektinsäure alle übrigen Pektinstoffe ausgelaugt und mit dem Laugenwasser abgezogen werden und dass am Ende der Operation die Pektinsäure allein gleichmässig auf den Flachsfasern zerfliesst, wird ein gleiches Wasserbad, wie oben beschrieben, benutzt und nun in dasselbe ein Dampfstrom von etwa 3 Atm. Spannung eingeleitet.
Dadurch erhitzt sich in der ersten halben Stunde das Wasser derart, dass sich in demselben alle Pektinst3iÏe, die nicht Pektosinsäure sind, auflösen, so dass auf den Fasern nur noch ungelöste Pektinsäure zurückbleibt. Die vollkommene und gleichmässige Lösung der letzteren wird nun dadurch herbeigeführt, dass man noch während einer weiteren halben Stunde Dampf von gleicher Spannung einführt, wodurch die Temperatur allmählich gesteigert und die Pektinsäure gleichmässig gelöst wird. Da jedoch die Lösung der Pektinsäure immerhin zäher ist wie die der übrigen Pektinstoffe, zerfliesst die Säure gleichmässig auf den Fasern, ohne sich mit dem Heisswasser zu vermischen und abzufliessen.
Um den Flachs für das nachherige Brechen und Schwingen weich, geschmeidig und leicht bearbeitbar zu machen, kann man diesem Bade eine entsprechende Menge eines geeigneten Stoffes, z. B. etwa 100/0 Glyzerin oder Natriumsulforizinat oder dgL zusetzen, welche Stoffe den Flachs geschmeidig machen und wodurch das dem Brechen und Schwingen vorhergehende Einfetten erspart wird. Nachdem der Flachs einer derartigen Behandlung unterworfen worden ist, wird das Wasser und der Dampf abgelassen, wodurch der Flachs noch gewaschen wird. Das Verfahren beansprucht eine Zeitdauer von ungefähr zwei Stunden und ergibt eine Faser von tadelloser Farbe und Beschaffenheit.
Sollen vermittelst dieses Verfahrens andere und weniger empfindliche Fasern als Flachs, z. B. Hanf u. dgl. behandelt werden, so kann die Behandlung mit dem zweiten Bade unter hohem Dampfdruck nach Bedarf, je nach Gehalt und Art der in den Fasern xorbandenen Pektinstoffe, ein oder mehrere Male wiederholt werden.