-
Verfahren zur Herstellung von hochwertigen Leimen aus Knochen Bekanntlich
muß die Entleimung von leimhaltigem Knochengut in der Weise vor sich gehen, daß
das Kollagen, der Ausgangsstoff des -Leims, hydratisiert, dann desaggregiert und
schließlich -gelöst wird. Diese Reihenfolge muß hauptsächlich deshalb stets eingehalten
werden, da bekanntlich Kollagen nicht ohne Schädigung seiner Güte in Lösung gebracht
werden kann, wenn es nicht vorher hydratisiert ist. Die Hydratisierung und deren
Folgeerscheinung, die Quellung, hat den Zweck, daß die Mizellen des Kollagens der
Knochen, wenn diese nicht im frischen, sondern im mehr öder minder trockenen, also
dehydratisiertem Zustande zur Verarbeitung kommen, von schützenden Wasserhüllen
umgeben werden, durch die bei der Druckbehandlung im Dämpfer diese Mizellen vor
zu starker Desaggregierung bewahrt werden sollen.
-
Ferner ist bekannt, daß bei der Leimbereitung das Bestreben dahin
gehen muß, das Kollagen zu möglichst großen Mizellen zu zerlegen, weil der Leim
um so wertvoller ist, je größer diese -Mizellen sind. Anderseits sind aber diese
Leimmizellen, wie ebenfalls dem Fachmann bekannt, desto empfindlicher für die Schädigung
durch thermische Einflüsse, die sich hauptsächlich in einer zu starken Desaggregierung
äußern, je größer die Leimmizellen sind. Es ist also hochwertiger Leim wesentlich
empfindlicher gegen diese Einflüsse als geringwertiger. Hieraus ergeben sich gewisse
Schwierigkeiten und Mißstände bei den üblichen Entleimungsverfahren, bei denen die
Hydratation des Kollagens, die, wie oben gezeigt, der Desaggregierung und Lösung
vorangehen muß, größtenteils erst in dem Dämpfer selbst bewirkt wird, so daß die
bei jenen Dämpfverfahren. unerläßliche, sehr nachdrückliche thermische Behandlung
zu einem großen Teil auf die empfindliche leimgebende Substanz einwirkt, ehe noch
die I-lydratation die Mizellen mit schützenden Wasserhüllen versehen hat. Als Folge
stellt sich erfahrungsgemäß eine viel zu weitgehende Desaggregierung des Kollagens
ein, die sich in einer erheblichen Verminderung der Leimgüte auswirkt. Die Durchführung
der Hydratation des Kollagens mußte aber bisher im Dämpfer bewirkt werden, ereil
diese bisher bekannten Vorbereitungsverfahren, wie beispielsweise das Mazerieren
oder die verschiedenen Reinigungsverfahren, das Kollagen des Leimguts im nicht oder
ungenügend hydratisierten Zustand in den Dämpfer liefern, besonders «renn von getrocknetem
Knochengut ausgegangen wird.
-
Hier schafft ein neues Verfahren zur Vorbereitung des leimhaltigen
Knochenguts Abhilfe, das durch das Patent 567 4.76 geschützt
ist. Dieses Verfahren hat, von getrocknetem Knochengut ausgehend,
in erster Linie den Zweck, die Hydratation des Kollagens, die, wie oben gezeigt,
bisher größtenteils im Leimdämpfer selbst durchgeführt werden mußte, in einem besonderen
Arbeitsgang vor der Entleimung zu bewirken, und zwar soll das nach jener Erfindung
dadurch geschehen, daß der leimgebenden Substanz des Knochenguts der durch die Trocknung
verlorene Anteil des Hy dratationswassers wieder einverleibt wird. Dies wird bewirkt
durch Behandlung des getrockneten Knochenguts außerhalb der Dämpferbatterie mit
schwachen alkalischen Lösungen.. Nach Patent 582.691 kann diese Wiedereinverleibung
des Hydratationswassers auch durch Behandlung des getrockneten Knochenguts mit Lösungen
von anorganischen oder organischen Säuren bzw. deren sauren oder neutralen Salzen
bewirkt werden.
-
Bereitet man das Knochengut nach diesem Hydratationsverfahren vor,
so erzielt man eine erhebliche Verbesserung der Güte des ausgebrachten Leims auch
bei den bisher üblichen Entleimungsverfahren.
-
Es ergibt sich aber aus dem oben Gesagten ohne weiteres, daß die wohltätigen
Wirkungen dieses Hvdratationsverfahrens nicht voll ausgenutzt werden können, wenn
man dem vorbereitenden Verfahren eine Behandlung nach den bisher üblichen Entleimungsverfahren
folgen läßt. Durch die vorangehende Hydratationsbehandlung gelangt das Gut bereits
vollständig gequollen in den Dämpfer, und zwar in Gestalt der wertvollen, sehr großen
Kollagenmizellen, so daß einerseits die -übliche Dämpferentleimung eine viel zu
intensive und langdauernde Behandlung darstellt, die, je weniger sie für das weitgehend
vorgequollene Gut notwendig ist, andererseits desto. mehr schädigend auf das empfindliche,
aus großen Mizellen bestehende Kollagen einwirkt.
-
Um also die Höchstwirkung dieses Hydratationsverfahrens zu erreichen,
inußte angestrebt werden, ein anderes derartiges Entleimungsverfahren für sein vorbereitetes
Leimgut zu verwenden, das die Möglichkeit bot, die Entleimung so rasch und so milde
durchzuführen, daß eine Schädigung des empfindlichen Kollagens durch eine lange
und energische thermische Behandlung ganz oder zum größten Teil vermieden wurde.
-
Diesen Zweck erfüllt das Entleimungsverfahren nach Patent 554 373.
Dieses neuartige Entleimungsverfahren beruht auf der Erwägung, daß die bisher übliche
intensive Dampfbehandlung unter Druck mit darauffolgendem Stehenlassen des Lehnguts
in unbewegtem heißem Wasser während mehrerer Stunden unbedingt geeignet ist, das
empfindliche Kollagen zu schädigen und hierdurch die Güte des Lein ies zu vermindern.
Dieses neue Entleimungsverfahren, das schon bei dem nach früheren Methoden vorbehandelten
Leimgut eine erhebliche Besserung des Ausbringens ermöglicht, ist ganz besonders
geeignet, in Verbindung mit dem neuen Hydratationsverfahren des Erfinders ein Gesamtverfahren
zu ergeben, durch das Leimgüten erzielt werden können, an die früher kein Fachmann
denken konnte.
-
Demgemäß stellt der Erfindungsgegenstand ein Verfahren zur Herstellung
von hochwertigen Leimen aus Knochen dar, bei dem getrocknetem Knochengut vor der
Entleimung der durch die Tröcknung verlorene Anteil an Hydratationswasser gemäß
Patent 567 476 oder Patent 582 691 wieder einverleibt und dann die Entleimung gemäß
Patent 554 373 durchgeführt wird.
-
Das neue Verfahren, das ein neuartiges Vorbereitungsverfahren mit
einem neuen Entleimungsverfahren zu einer fortlaufenden Verfahren-swei,se zwsamm,enfaßt,
ermöglicht, die wohltätigen Eigenschaften und Folgen jedes der beiden Teilverfahren
auf das Höchstmaß zu steigern, was, wie oben gezeigt, nur durch die gegenseitige
Wechselwirkung der beiden Teilverfahren möglich ist. Beispiel r 4 kg entfetteter
4 und getrockneter Knochenschrot wurden gemäß Patent 561476 mit etwa 5 1
einer n/iö Ammonial:lösung versetzt. Diese Flüssigkeit blieb 12 Stunden auf den
entfetteten Knochen stehen und wurde dann abgelassen. Nach Waschen mit Wasser wurde
das so vorbehandelte Knochengut dann gemäß Patent 554 373 in einer Dämpferbatterie
durch abwechselnden Dampfdruck und Heißwasserauslaugung in der Weise entleimt, daß
vor Beginn jeder Dampfdruckperiode alle im Betrieb befindlichen Dämpfer von Flüssigkeit
entleert und dann unter Dampfdruck gesetzt wurden; nach Beendigung jeder Dampfdruckperiode
wurde der inzwischen in einem gesonderten Behälter bereit gehaltene flüssige Inhalt
jedes Dämpfers diesem wieder zugeführt. Während der nun einsetzenden Auslaugeperiode
wurde die Flüssigkeit in stetigem Strome durch die Dämpferbatterie geführt. Der
erzielte Leim überstieg die bisher erreichbaren Knochenleiniqualitäten ganz wesentlich.
Beispiel e :4 kg entfetteter Knochenschrot wurden nach Patent 582 69z mit etwa 5
1 einer nliö Phosphorsäure 15 Stunden lang überdeckt. Hierauf wurde. das Bad ablaufen
gelassen, der Knochenschrot dreimal hintereinander mit
Wasser gewaschen
und das so vorbehandelte Knochengut dann gemäß Patent 554 373 in einer Dämpferbatterie
durch abwechselnden Dampfdruck und Heißwasserauslaugung in der Weise entleimt, daß
vor Beginn jeder Dampfdruckperiode alle im Betrieb befindlichen Dämpfer von Flüssigkeit
entleert und dann unter Dampfdruck gesetzt wurden; nach Beendigung jeder Dampfdruckperiode
wurde der inzwischen in einem gesonderten Behälter bereit gehaltene flüssigeInhalt
jedesDämpfers diesem wieder zugeführt. Während der nun einsetzenden Auslaugeperiode
wurde die Flüssigkeit in stetigem Strome durch die Dämpfer-Batterie geführt. Der
erzielte Leim überstieg die bisher erreichbaren Knochenleimqualitäten ganz wesentlich.