DE1066176B

DE1066176B -

Info

Publication number: DE1066176B
Application number: DENDAT1066176D
Authority: DE
Priority date: 1954-05-21
Publication date: 1959-10-01
Also published as: BE538185A; NL97582C; DE1108656B; LU33595A1; CH335019A; FR1137313A; DE1091528B; GB775486A; NL197421A; IT534923A

Description

Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Fixierung von keratinhaltigen oder aus Keratin bestehenden Textilien mittels eines Fixierungsreagenzes. Als Textilien seien z. B. Filets, Filze, Trachtenkleidungen, Anzüge, sonstige Kleidungsstücke, Strick-Sachen genannt. Der Zweck des Verfahrens ist, dem Textilmaterial Plisseefalten, Bügelfalten oder andere Formen derart einzubringen, daß sie unter weiter unten beschriebenen Bedingungen beständig sind.

Es ist an sich bekannt, ein Gewebe unter Anwendung einer Bisulfidverbindung als Fixierungsreagenz formbeständig herzustellen. Dieses Verfahren zeitigt in bezug auf die Güte des Endproduktes keinen ausreichend befriedigenden Erfolg. Insbesondere wird als Nachteil empfunden, daß das mit Bisulfkl behandelte keratinhaltige Gewebe beim Tragen durch Feuchtwerden unangenehm nach dabei frei werdenden Sulfiden riecht. Das Gewebe wird deshalb normalerweise nur unter Anwendung von Wasserdampf lagefest gemacht.

Die Herstellung von Bügelfalten oder einer sonstigen Form in einem Wollgewebe mittels Wasserdampf wird im Rahmen eines bekannten handbetriebenen Plissiervorganges beschrieben,

Das Gewebe wird in eine Plisseeform od. dgl. eingelegt, z. B. zwischen zwei ebene, steife Plissierpapiere, die mit dem Gewebe in Falten gelegt werden, so daß ein Bündel entsteht. Das Bündel wird dann mit Kordeln verschnürt oder mit Gummibändern umwickelt. Darauf werden die Plisseefalten im mit dem eingelegten Papier versehenen Gewebe auf Grund einer Dampfbehandlung gefestigt. Die Dampfbehandlung besteht darin, daß das Bündel in den oberen Teil einer Dampfkammer eingesetzt wird, dessen Dampf vom im unteren Teil des Kessels befindlichen kochenden Wasser herstammt. Es werden mehrere Bündel zu gleicher Zeit behandelt. Die Bedampfung dauert normalerweise 20 Minuten. Am Ende dieser Zeit werden die Bündel herausgenommen und abgekühlt. Die Bündel werden nun aufgeschnürt und das Gewebe mit dem Plissierpapier entfaltet. Die Plisseebildung ist bei diesem Verfahren dadurch möglich, daß, wenn unter Biegespannung stehende Wollfasern der Wirkung von Dampf oder kochendem Wasser ausgesetzt werden, die Biegespannung durch Zerfall der Cystinbindung zwischen benachbarten Molekülketten der Fasern aufgehoben wird, woraufhin sich dann die Bindung durch Abkühlung bzw. Trocknen in der gegebenen Form neu bildet.

Die derart hergestellten Plisseefalten verschwinden aber mehr oder weniger vollständig, wenn das Gewebe mit Wasser befeuchtet wird, insbesondere, wenn das Wasser eine höhere Temperatur besitzt. Weiterhin verliert sich die Plissierung, falls das befeuchtete Verfahren

zur Formfixierung von keratinhaltigen
oder aus Keratin bestehenden Textilien

Anmelder:
Marks and Spencer Limited, London

Vertreter: Dipl.-Ing. Dr. jur. W. Böhme, Patentanwalt, Nürnberg, Frauentorgraben 73

Beansprucht© Priorität:
Großbritannien vom 21. Mai 1954

John Bamber Speakman, Leeds, Yorkshire

(Großbritannien),
ist als Erfinder genannt worden

Stück warm behandelt wird, wie dies bei einer Trockenreinigung üblich ist. Infolgedessen ist es notwendig, Gewebe mit Wollfasern selbst nach einer Trockenreinigung wiederum neu zu plissieren. Die Erfindung löst die Aufgabe, Gewebe derart zu plissieren, daß die Plissierung nur schwer durch Behandlung mit Wasser oder bei der Trockenreinigung entfernbar ist. Gleichzeitig soll das Einlaufen des Gewebes im heißen Wasser oder Dampf in der Hoffmann-Presse vermindert werden.

Es ist nun an sich bekannt, Wolle mit Aminen zu behandeln, um die Wolle beim Waschen schrumpffest zu machen. Die Behandlung besteht darin, daß die Wolle mit einer Aminlösung getränkt, dann getrocknet und daraufhin bei etwa 100° C und darüber nachbehandelt wird. Hierdurch ist wohl die Wolle schrumpffest gemacht. Das Verfahren ist aber nicht dazu ge: eignet, um Gewebe eine bleibende Form zu geben. Einerseits wurde das bekannte Verfahren für Strickwollfäden angewendet, für die eine Formgebung keine Bedeutung, hat, andererseits ist durch Wärmebehandlung allein, ohne dieobengenanntenVerfahrensschritte, wie Informlegung (Plissierung) und Anwendung von Wasserdampf, nicht erreichbar, daß Wolle in eine beständige Form gelangt.

Die Erfindung besteht in einem Verfahren, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß das Gewebe, in die gewünschte Form gelegt, mit dem Dampf eines flüch-

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tigen Amins wie Cyclohexylamin, Trimethylarain, Äthylamin, Äthylendiamin, deren Karbonate od. dgl. behandelt werden und daß dann unter Beibehaltung der Formlegung so lange Wasserdampf zur Einwirkung gebracht wird, bis das flüchtige Amin ganz oder annähernd verdrängt ist. Ein derart behandeltes Gewebe ist nicht nur beim Benutzen von kaltem Wasser, sondern auch A¹On warmen Seifenlösungen und beim Trockenreinigen beständig, wie aus der folgenden Beschreibung hervorgeht.

Es hat sich herausgestellt, daß unter Anwendung des Verfahrens drei brauchbare Wege, die den obengenannten Bedingungen gerecht werden, beschritten werden können.

Nach der ersten Methode wird das Gewebe, welches behandelt werden soll, auf ein ebenes Blatt Plissierpapier gelegt und dann mit einem pulverisierten, verdampfbaren Amin bestäubt.

Nach der zweiten Methode wird auf ein Gewebe eine Lösung von verdampfbaren Aminen aufgesprüht, z. B. Äthylamin. Dann wird das Gewebe ausgewrungen und auf das ebene Plissierpapier gelegt.

Das Gewebe wird dann bei beiden Methoden mit einem zweiten Blatt Plissierpapier bedeckt, plissiert und nun in üblicher Weise mit Wasserdampf bedampft. Während des Bedampfens verflüchtigt sich das Fixierungsreagenz. Der Rückbildungsprozeß der Verkettungen im Keratinmaterial ist derart, daß die Plissierung im Gewebe beim Waschen mit Seifenlösungen wie auch bei der Trockenreinigung erhalten bleibt.

Die dritte Methode besteht darin, daß das in Form gelegte Gewebe mit Wasserdampf, dem ein flüchtiges Amin zugesetzt wurde, vorgedämpft und schließlich mit Dampf fertig behandelt wird. Die Amindampfentwicklungsmenge und die Wasserdampfdurchflußmenge müssen derart sein, daß das flüchtige Amin aus der Bedampfungskammer während derWasserbedampfungsperiode entfernt wird.

Ein Wollstoff wird dabei, wie oben beschrieben, zwischen die Plissee-Formvorrichtungen gelegt und in der Dampfkammer aufgehängt. Eine entsprechende Menge festen Amins, das sich in einem Metalltrog befindet, wird in den oberen Teil des Wasserverdampfers eingebracht. Während Wasserdampf durch Kochen von Wasser im unteren Kesselteil erzeugt wird, zerfällt das Amin und verflüchtigt sich in hoher Konzentration im Kessel. Nach einer Bedampfungsdauer von wenigen Minuten ist das Amin vollständig verflüchtigt und der Amindampf vom Wasserdampffluß durch die Abzugsöffnung entfernt. Die weitere Bedampfung erfolgt dann mit Wasserdampf ohne Reagenz.

Nach einer solchen Behandlung wird das Bündel aus dem Bedampfer herausgenommen, abgekühlt und das Gewebe aus der Formvorrichtung genommen. Die hierbei erhaltene Plissierung ist nur schwer durch Wasserbehandlung oder durch Behandlung mit Trokkenreinigungslösungen entfernbar.

Als Amine können Cyclohexylamin, Trimethylamin, Äthylendiamin und deren Karbonate usw. verwendet werden.

Bei Anwendung der Aufsprühmethode eines flüchtigen Reagenzes kann kein Gewebe behandelt werden, das mit einer Farbe gefärbt ist, welche in Gegenwart der gewählten Reagenzien ausblüht oder sich ändert.

Es -kann auch das Gewebe mit plastisch gemusterter Baumwollbeilage belegt, um die Rolle der Gebläsemaschine gewunden und, wie oben beschrieben, behandelt werden. Das Muster der Baumwollbeilage wird auf das Gewebe übertragen. Dieses übertragene Muster besitzt gegenüber heißem Wasser und Dampf in einer Hoffman-Presse eine ausreichende Beständigkeit.

Zur Bestimmung der prozentualen Beständigkeit werden folgende Methoden angewendet:
1. Ein Gewebestreifen von 30 · 5 cm wird der Länge nach in zwölf Plisseefalten gelegt. Das gefaltete Gewebe wird einem Fixierungsprozeß unterworfen und, falls notwendig, in diesem Zustand getrocknet. Dann hängt man es vertikal an einem Ende auf. Die durch

ίο das eigene Gewicht sich ergebende Länge des Streifens (Si) wird dann gemessen. Der Streifen wird nachher einer Feuchtbehandlung unterworfen, um die Dauerhaftigkeit der Plissierung zu erproben. Zwei Arten von Feuchtbehandlungen sind üblich. Zuerst wird das Gewebe 30 Minuten in eine 20° C warme Lösung von 0,28 g Natriumhexametaphophat je Liter Wasser gebracht, d. h. eingeweicht. Man spült dann das Gewebe in Wasser und trocknet es in Luft bei 50° C, wobei es nicht unter Spannung steht. Wenn das Gewebe getrocknet ist, wird es bei 50° C und 65 % relativer Luftfeuchtigkeit während 24 Stunden konditioniert. In diesem Zustand wird das Gewebe vertikal an einem Ende aufgehängt und die Länge (JVl) wiederum gemessen. Die prozentuale Beständigkeit der Plissierung ist dann ausgedrückt in

30 — Wi
30 —Sl

• 100.

2, Das plissierte Gewebe wird 16 Stunden in einer Lösung eingeweicht, die 0,3 % Benetzungsreagenzien, z. B. ein Alkylsulfat, und 0,3 °/o Natriumsesquikarbonat enthält. Die Anfangstemperatur der Lösung ist 40° C. Nachdem das Gewebe eingetaucht worden ist, läßt man die Lösung abkühlen. Am Ende der Behandlungszeit wird das Gewebe wiederum in Wasser gespült und dann in Zimmerluft ohne Spannung getrocknet. Dann folgt eine 24stündige Konditionierung bei 50° C und 65 % relativer Luftfeuchtigkeit.

Die prozentuale Beständigkeit der Plissierung wird wie oben errechnet.

Beispiel

1 Stück gestricktes Fertiggewebe mit etwa 15,7 Maschen/cm, etwa 2,4 Reihen/cm und etwa 185 g/qm Gewicht (25 Gewichtsteile) wird mit einer 3 %>igen Lösung Cyclohexylaminkarbonat getränkt und ausgewrungen, so daß das Gewebe noch 1,25 Gewichtsteile des Reagenzes enthält. Das Gewebe wird nunmehr bei Raumtemperatur getrocknet und in Falten gelegt. Daraufhin wird es mit einer Baumwollauflage auf die Walze einer Gebläsemaschine gewickelt und 5 Minuten lang mit Wasserdampf behandelt. Die prozentuale Beständigkeit der Plissierung zeigt folgende Tabelle:

Reagenz	Prozentuale Methode 1 V2stündiges ' Einweichen	ieständigkeit Methode 2 16stündiges Einweichen
Cyclohexylaminkarbonat Probe 1 Probe 2	74,4 69,5	72,5 66,3

Die im Beispiel erwähnten »25 Gewichtsteile« bedeuten, daß je kg Gewebe 0,25 kg Amin od. dgl. verwendet wird.

Claims

Patentansprüche:

1. Verfahren zur Formfixierung von keratinhaltigen oder aus Keratin bestehenden Textilien, dadurch gekennzeichnet, daß das Textilgut nach Aufbringen eines flüchtigen Amins oder seines Karbonates in gelöster Form oder als Pulver in die gewünschte Form gelegt und dann unter Beibehaltung der Formlegung so lange Wasserdampf zur Einwirkung gebracht wird, bis das Amin verflüchtigt ist.

2. Verfahren zur Formfixierung von keratinhaltigen oder aus Keratin bestehenden Textilien, dadurch gekennzeichnet, daß das Textilgut in die

ίο

gewünschte Form gelegt, dann unter Beibehalten der Formgebung in einer Dampfkammer mit flüchtiges Amin enthaltendem Wasserdampf behandelt und mit aminfreiem Dampf unter Verdrängung des Amindampfes aus der Kammer fertiggedämpft wird.

In Betracht gezogene Druckschriften:
Deutsche Patentschriften Nr. 233 210, 101 915,
840;

USA.-Patentschrift Nr. 2 493 765;
britische Patentschrift Nr. 538 428;
österreichische Patentschrift Nr. 169 314.