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Vorrichtung zur Herstellung einer entspannten Tuchware In dem Patent
5r8 777 ist eine Vorrichtung zur Herstellung einer entspannten Tuchware und anderer
Gewebe beschrieben, bei welcher die zu behandelnde und vordekatierte v4Tare über
die öffnung eines Dämpfkastens zum Durchdämpfen und darauf über eine Heizvorrichtung
zum Eingehen (Krumpfen) geleitet wird. Der Krumpfvorgang vollzieht sich durch diese
Anordnung spannungslos, und es wird eine entspannte, d. h. krumpfechte Ware erzielt,
welche bei der feuchtwarmen Behandlung durch das Bügeleisen nicht mehr eingeht.
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Die Entspannung der Ware ist für die Veredelung derselben eine Teilbehandlung.
Eine vollkommen veredelte und nadelfertige- Ware muß von vollem Griff, weichem und
fleischigem Gefühl und knitterfrei sein, dabei frisches Aussehen und gehobene Farben
haben und endlich einen bleibenden Feuchtigkeitsgehalt von mindestens 13 °/a besitzen.
Durch einen höheren Feuchtigkeitsgehalt wird die Festigkeit und Dauerhaftigkeit
der Ware bedeutend erhöht.
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Durch die vielen und trockenen Wärmeeinwirkungen, die Wolltrocknung,
Vorbereitung, das Trocknen in der Spann- und Trockenmaschine, der Carbonisiermaschine,
Presse und Dekatur ist dem Wollhaar der größte Teil seiner natürlichen Feuchtigkeit
entzogen, so daß erfahrungsgemäß der konditionierte Feuchtigkeitsgehalt fertiger
Tuchware etwa 3 bis 9 °/o beträgt und selbst kaum höher ist bei geshrinkter Ware.
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Man suchte auf verschiedene Weise den Feuchtigkeitsgehalt und den
weichen Griff zu heben, z. B. durch das Shrinken, wobei die Ware in einzelnen Lagen
abwechselnd zwischen Lagen eines feuchten Eintafeltuches gelegt längere Zeit darin
verbleibt und dann für eine weitere Zeit auf Hängen in etwa 2,5 m langen Falten
aufgehängt wird. In dem feuchten Eintafeltuch erholt sich die Ware und nimmt etwas,
jedoch noch nicht genügend Feuchtigkeit auf.
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Diese Shrinkbehandlung aber erfordert mehrere Tage Zeit und einen
großen Kostenaufwand, ohne jedoch genügend Feuchtigkeit in das Gewebe hineinzubringen.
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Auch ist bekannt, das Gewebe mit einem feuchten Mitläufer auf gelochte
Walzen aufzu"vickeln und danach Luft durch- den Wickel zu saugen. Auch durch diese
Arbeitsweise ist es nicht möglich, der Ware ausreichende Feuchtigkeit wiederzugeben.
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Ferner legt man selbst einige Tage die Ware in feuchte, kühle Räume,
wobei sich dieselbe erholt und etwas Feuchtigkeit wieder aufnimmt.
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In allen Fällen aber verdunstet wieder ein großer Teil der so dem
Gewebe zugeführten Feuchtigkeit, weil diese nicht tief genug in (las Innere des
Wollhaares eindringen kann,
sondern nur mehr an der Oberfläche des
Wollhaares haftet.` Eine höhere Aufnahme der Feuchtigkeit im Wollhaar oder im Gewebe,
und zwar eines auch bleibenden höheren Feuchtigkeitsgehaltes bis etwa 13 % ist möglich,
wenn die Zuführung der Feuchtigkeit in feuchtwarmem Zustand geschieht, derart, daß
die Feuchtigkeit unter Wärmeeinwirkung in das Gewebe oder in das Wollhaar hineingekocht
oder eingetrieben wird. Es muß unter feuchter Wärmeeinwirkung das Wollhaar (Gewebe)
wieder ein natürliches Aufnahme- und Duellvermögen erhalten.
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Die Vorrichtung nach der Erfindung ermöglicht nun, das Eindringen
der Feuchtigkeit unter Wärmewirkung noch vollkommener zu erzielen als bei der Vorrichtung
nach Patent 518 777. Zu diesem Zwecke sind zusätzliche Sprühkästen sowie
am Auslaß ein schräg aufwärts gerichtetes Förderband und eine Bügelpresse angeordnet.
Es wird also die v or dekatierte Gewebebahn zunächst nach einer ersten gründlichen
Durchfeuchtung und Durchdämpfung über eine geneigte heiße Heizplatte geleitet, auf
welcher die Gewebebahn in Länge und Breite spannungslos einkrumpfen kann, wobei
das Gewebe einen Bügel- und Dekatiereftekt erfährt und aufquillt. Danach wird es
durch zerstäubte Flüssigkeit benetzt, die in das heiße aufgelockerte Gewebe leichter
eindringt, und darauf nochmals unter dem Einfluß eines heißen Zylinders und eines
feuchten Filzes von neuem durchdämpft und durchfeuchtet, worauf zuletzt eine Abkühlung
der so behandelten Gewebebahn erfolgt. In allen Fällen ist die dem Gewebe zuzuführende
Feuchtigkeit regelbar -und kann als Netzmittel noch chemische Zusätze, wie Emulsionen
oder Salze, erhalten.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung ist in der Zeichnung in zwei beispielsweisen
Ausführungen dargestellt, und zwar bedeutet Abb. 1 einen Senkrechtscbnitt einer
Bauform, Abb. 2 einen gleichen Schnitt einer zweiten Bauform.
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Die fertig vordekatierte Ware W wird nach der Abb. i von der Ablage
I in Pfeilrichtung 2 über einen sich drehenden dampfbeheizten Zylinder 3 geführt,
der mit einem Stoffbelag 4 umwickelt ist. Für die Beheizung des Zylinders tritt
der Dampf durch die Hohlwelle 5 in das Innere. Unterhalb des Zylinders ist eine
Auftragwalze 6 angeordnet, die in einen Behälter 7 eintaucht und die Flüssigkeit
8, Wasser allein oder mit einem Netzmittel, an die Stoffbewicklung 4 bringt. Um
die Menge der aufzutragenden Flüssigkeit zu regeln, dient eine durch ein Gegengewicht
einstellbare Abstreichwalze 9. Die auf den Stoffbelag ,4 aufgetragene Feuchtigkeit
wird durch die Wärme des beheizten Zylinders in nassen Dampf verwandelt. Da der
Zylinder gleichzeitig zum Weiterleiten der zu behandelnden Ware dient und diese
bei dem großen Durchmesser auf der feuchtwarmen Stoffbewicklung aufliegt, wird die
Ware nicht nur von dem Feuchtdampf durchsetzt, sondern noch weiter gründlich durch
die feuchtwarme Stoffbewicklung durchfeuchtet und aufgelockert.
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Der Zylinder befördert die nun gründlich durchfeuchtete und durchdämpfte
Ware in der Ablauftangente auf eine unter etwa 36° geneigte anschließende Krumpfplatte
1o, die mittels der Rohre 12, 13, 11, 14 durch Dampf geheizt und auf der Unterseite
durch eine Schicht 15 gegen Wärmeverluste isoliert wird und auf der die Ware spannungslos
und drucklos abwärts gleitet und hierbei in Länge und Breite krumpft.
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Am Ende der Krumpfplatte befindet sich eine weitere zweite Befeuchtungseinrichtung
16, mittels welcher nochmals eine regelbare Befeuchtung erfolgen kann. Eine sich
drehende Walzenbürste 17 erhält von einer in der Umdrehungszahl regelbaren Auftragwalze
r8 die Flüssigkeit 19 aus dem Behälter 2o. Durch die sich schnell drehende Walzenbürste
wird die Flüssigkeit entsprechend fein zerstäubt und gegen die darübergleitende
Ware W geschleudert, um diese also in noch heißem Zustand zum zweitenmal zu befeuchten.
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Nach diesem zweiten Befeuchten führt ein über Walzen 21, 22 angetriebenes,
schräg ansteigendes Förderband 23 die Ware zu einer dritten Dämpfeinrichtung 24.,
welche auch gleichzeitig die Ware glättet und die aus einem endlosen, über Walzen
25, 26, 27 geleiteten und angetriebenen Filztuch 28 besteht. Dasselbe wird unterhalb
der Walze 27 ebenfalls wieder indirekt durch eine Auftragwalze 29 aus dem Behälter
30 mit Flüssigkeit oder Wasser 31 befeuchtet. Ein dampfbeheizter Zylinder
32 ist zwischen den Walzen 25 und 26 so angeordnet, daß das Filztuch 28 den Zylinder
etwa zur Hälfte umspannt und daß die zu behandelnde Ware von dem endlosen Filztuch
gegen den erhitzten Zylinder 32 auf diesem Teil der Umspannung angedrückt wird.
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Die Antriebwalze 25 des Filztuches ist so einstellbar, daß das Filztuch
und damit die von ihm getragene Ware mehr oder weniger stark gegen den beheizten
Zylinder 32 angedrückt werden kann.
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Von Walze 26 gleitet die Ware W über eine schräge, mit Öffnungen versehene
Verkühlplatte 33 nach der Mulde 34.. Ein Gebläse 35 drückt Kühlluft durch die Leitung
36 zur Verkühlungsp.latte. Die in Pfeilrichtung 36' austretende
Luft
wird durch und über die Ware geblasen, wodurch die Wärme abgeleitet und die Ware
genügend gekühlt wird.
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Von der Mulde 34 wird die Ware über die Walze 37 zum Abtafler 38 geleitet
und von der Ablage II als fertige Ware entnommen.
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ach der Vorrichtung gemäß Abb. z geschieht die erste Befeuchtung und
Durchdämpfung auch derart, daß die von einer Anschubwalze 39 über einen Befeuchtungskasten
..1o bewegte und vordekatierte Ware W durch die umlaufende Bürstenwalze 41 und die
an sie die Flüssigkeit auftragende, in der Umclrehungszahl regelbare Auftragwalze
42 mit zerstäubter Flüssigkeit benetzt wird, worauf beim weiteren Abwärtsgleiten
über einen Dämpfkasten 43 durch den zugeführten Dampf ein gründliches Durchdämpfen
und Durchfeuchten der Gewebebahn stattfindet. Hierauf gleitet die Ware wieder über
die Krumpfplatte io, um in Länge und Breite zu krumpfen.
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Die Wirkungsweise der erfindungsgemäßen Vorrichtung ist folgende.
Die fertig vordekatierte Ware W wird entweder durch die Zylinderanordnung
T f oder durch die Bürsten-und Dämpfeinrichtung 40, 43 gründlich durchfeuchtet
und durchdämpft und gelangt abwärts gleitend ohne Richtungsänderung in beiden Fällen
tangential über die anschließende Krumpfplatte io.
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Durch die vor dem Krumpfen erhaltene Feuchtigkeit und Durchdämpfung
wird die Ware auf der heißen Krumpfplatte weiter stark durchdämpft und gewissermaßen
gekocht; es entsteht dabei eine Dekatur, die das Wollhaar und das Gewebe weich macht
und weiter für die Aufnahme von Feuchtigkeit auflockert. Am Ende der Krumpfplatte
erhält die noch heiße und bereits gekrumpfte Ware eine zweite Befeuchtung durch
zerstäubte Flüssigkeit der Einrichtung 16. Diese wird begierig von dem heißen Gewebe
aufgesaugt, und kann nun auf dem schräg ansteigenden Fördertisch z3 :einziehen.
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Gelangt von da die so wieder befeuchtete Ware zwischen das sie tragende
feuchte Filztuch a8 und den Heizzylinder 32, so erfolgt von neuem eine dritte Durchdämpfung
und gleichzeitig ein Glätten der Ware an Stelle einer Presse, worauf, nachdem die
Ware über Walze 26 dem Kühlkasten 33 zugeführt ist, ein Nachkrumpfen erfolgt, so
daß die nun in der Mulde 34 ankommende und verkühlte Ware vollkommen krumpfecht
ist, derart, daß sie unter der feuchtwarmen Behandlung des Bügeleisens nicht mehr
eingeht und derart,
sie in feuchtwarmem Zustand durch die |
drei verschiedenartigen Befeuchtungen und Wärmeeinwirkungen sich auch bis zur Grenze
des Aufnahmevermögens mit Flüssigkeit gesättigt hat. Die Ware hat in kürzester Zeit
in einem Arbeitsgange eine Krumpf- und Sbrinkbehandlung als Schlußappretur erfahren
und wird von der Ablage II als verkaufsfertige Ware entnommen.
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Mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird eine vollständige Veredelung
der Ware ohne nochmalige Dekatier- und Pressebehandlung erzielt, wodurch eine Verkürzung
der Appretur und Ausrüstung erreicht ist, eine Verkürzung der Appretur insbesondere
dadurch, daß die wiederholte Dämpfbehandlung, mittels derer erst nach und nach ein
aber noch unzureichendes Krumpfen erfolgen kann, sich erübrigt.
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Durch die sich dreifach verschieden wiederholenden Feuchtigkeits-
und Wärmeeinwirkungen wird die regelbare Feuchtigkeitsaufnahme so gesteigert, daß
dieselbe auf etwa 13 °,°o gebracht wird. Dadurch werden die Farben gehobener, die
Ware erhält ein frisches Aussehen und ist knitterfrei, sie bat einen vollen fleischigen
weichen Griff erhalten und ist widerstandsfähiger und haltbarer geworden.
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Statt der vorbeschriebenen dreifachen und unter Wärme erfolgenden
Feuchtigkeitseinwirkung können auch noch mehr solcher Einwirkungen in fortlaufendem
Arbeitsgang erfolgen.