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Verfahren zur Gewinnung eines hoehwertigen Faserstoffes.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung eines Faserstoffes, insbesondere aus Zell- stoff, der sich durch bestimmte hochwertige Eigenschaften, vor allem durch hohe mittlere und gleich- mässige Faserlänge, auszeichnet und grosse Saugfähigkeit besitzt. Die bisher zur Trennung oder Sichtung von Fasergut verwendeten Sortiervorriehtungen bedienen sich in der Regel mechanischer Sichter, durch welche nur eine sehr unvollkommene Ausscheidung, u. zw. im wesentlichen eine Beseitigung bestimmter
Verunreinigungen möglich ist, nicht dagegen eine Trennung bestimmter Fasern von den übrigen Fasern.
Bei der Herstellung von Zellstoff insbesondere hat man deshalb auch bereits versucht, durch eine chemische Behandlung des Zellstoffbreies mit wiederholter Verdünnung und Konzentration des Faser- gutes einen an Alphazellulose reichen Faserstoff auszuscheiden. Dieses Verfahren erfordert aber umständliche Einrichtungen und Hilfsmittel, wiederholte Kochung und eine sehr lange Behandlung- dauer, so dass es schon aus wirtschaftlichen Gründen in den meisten Fällen nicht anwendbar ist ; es ist ausserdem naturgemäss auf die Behandlung von Zellstoff beschränkt.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Gewinnung eines hochwertigen Faserstoffes der obengenannten Art, welches im wesentlichen darin besteht, dass ein Faserstoffbrei, also beispielsweise ein Zellstoffbrei beliebiger Zusammensetzung, zum Schäumen gebracht und die hiebei mit den Schaumbläsehen hochgerissenen Fasern mit dem Schaum abgezogen, aus diesem ausgeschieden und einer besonderen weiteren Verarbeitung zugeführt werden. Die Ausscheidung von Verunreinigungen aus einem Faserstoffbrei durch Schäumen ist bei Holzschliff bereits bekannt ; das Verfahren dient aber hiebei ausschliesslich dem Zwecke einer Reinigung der Masse von Bestandteilen, die für die weitere Verarbeitung unerwünscht oder schädlich sind.
Es ist ferner bereits vorgeschlagen worden, einen Faserstoffbrei zum Schäumen zu bringen und dann die darin enthaltenen, stark aufgelockerten Fasern in ihrer Gesamtheit auszuscheiden, um so einen sehr lockeren, voluminösen Ausgangsstoff zu gewinnen, der dann getrocknet und weiterverarbeitet wird ; dadurch wird aber nur ein Erzeugnis von sehr geringer Festigkeit erhalten.
Demgegenüber hat der Erfinder erkannt und durch Versuche festgestellt, dass mittels des Sehäumverfahrens, insbesondere bei Zellstoff, Fasern ganz bestimmter wertvoller Eigenschaften, u. zw. unter andern Fasern hoher Saugfähigkeit bei Blattbildung, Fasern gleichmässiger Länge, Fasern grosser Geschmeidigkeit und Weichheit und solche mit der Tendenz, das Volumen bei Blattbildung zu vergrössern, nahezu restlos aus dem übrigen Fasergut ausgeschieden und für getrennte Weiterbehandlung gewonnen werden können.
Das Verfahren lässt sich ohne weiteres in den üblichen Aufbereitungsvorgang des Fasergutes einschalten, erfordert kaum besondere Hilfsmittel und Einrichtungen und keinen nennenswerten Zeitaufwand, so dass auf diese Weise in ausserordentlich wirtschaftlicher und dabei technisch vollkommener Weise mit einem bisher unerreichten Reinheitsgrade die gewünschten Fasern gewonnen-werden können.
Das Verfahren gemäss der Erfindung ist von besonderer Bedeutung für die Ausscheidung der wertvollsten Fasern von Zellstoff und soll nachstehend in diesem Zusammenhang näher beschrieben werden.
Das in üblieher Weise gewonnene gemischte Fasergut wird an einer beliebigen Stelle des Aufbereitungsvorganges der Zellulose bis zu einem geeigneten Verdünnungsgrad aufgesehlämmt, der beliebig gewählt werden kann je nach den Mitteln, mit welchen das Schäumen bewirkt oder gefördert
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wird. Die Stelle, an welcher diese Sonderbehandlung vorgenommen wird, kann-wie erwähnt- innerhalb weiter Grenzen beliebig gewählt, also den vorhandenen Einrichtungen usw. angepasst werden.
Man kann die Behandlung beispielsweise unmittelbar hinter dem Separator und vor dem Astfänger vornehmen oder hinter dem Astfänger eine Gefällstufe einschalten, in welcher das Fasergut zum Schäumen gebracht wird. Letzteres geschieht zweckmässig durch Luft-und Wasserzusatz, indem beispielsweise in der Gefällstufe feine Wasserstrahlen unter hohem Druck eingeblasen werden. Man kann das Schäumen aber auch durch chemische Mittel bewirken oder fördern, etwa durch Zusatz von Sulfitablauge oder von Seifenlösungen od. dgl. Auch mechanische Rührwerke, z. B. Schleudermaschinen mit eingebauten Schlagwerkzeugen, können zur Herbeiführung oder Unterstützung des Schäumvorganges verwendet werden.
Nach dem Schäumen wird das gesamte Kochgut zweckmässig zunächst in einen Beruhigungskasten geleitet, in welchem sich der Schaum oben absetzt, so dass er nebst dem in ihm enthaltenen Fasergut leicht abgezogen werden kann, während der übrige Teil des Kochgutes der normalen Weiterbehandlung unterworfen wird. Das in dem abgezogenen Schaum enthaltene Fasergut wird sodann durch Ausspülen von ihm getrennt und auf Entwässerungsmaschinen oder in Absitzbeeken getrocknet. Es hat sich gezeigt, dass durch den Schaum gerade die wertvollsten Bestandteile des Fasergutes, u. zw. die längsten und aufgeschlossensten Fasern mit nach oben gerissen werden, wobei die Schaumbläschen mit der feinen Faser ganzumsponnen erscheinen.
Diese Fasern sindfür die Weiterverarbeitung besonders wichtig, sie können u. a. als Rohstoffe dienen für die Herstellung von Kunstleder oder von Japanseide, von saugfähigen Papieren und Papieren mit grossem Volumen aller Art, für welche bisher Hadernpapier verwendet werden musste, für Modellpapiere, beispielsweise für Flugzeugmodelle usw. Die so gewonnenen Fasern können auch ohne weiteres nachträglich gebleicht werden. Da die aufgeschlossene Faser dem Angriff der Bleichmittel viel weniger Widerstand bietet als das übliche Fasergemisch, und Verunreinigungen-im Gegensatz zum chemischen Sortierverfahren-vollständig fehlen, so ist die Bleichfähigkeit dieser Fasern wesentlich höher als jene der bisher gewonnenen Zellstoffasern.
Die Eingliederung des Verfahrens in den normalen Aufbereitungsbetrieb ist ausserordentlich einfach, erfordert keinen fühlbaren Zeitaufwand und nahezu gar keine Mehrkosten.
Es ist natürlich auch möglich, von dem gesamten Kochgut nur einen Teil abzutrennen und diesen einem getrennten Schäumungs- und Ausscheidungsverfahren zu unterwerfen.
Ebenso ist es möglich, das Kochgut während der Aufbereitung an verschiedenen Stellen nacheinander zum Schäumen zu bringen und dabei jedesmal den Schaum mit den in ihm enthaltenen Fasern auszuscheiden, so dass also auch eine stufenförmige mehrfache Behandlung erfolgen kann. Das Verfahren gemäss der Erfindung kann auch angewandt werden, um aus einem Gemenge von Faserstoffen verschiedener Art und Herkunft Fasern bestimmter Eigenschaften durch Schäumen zu gewinnen.
Das kann sich u. a. als vorteilhaft erweisen, wenn aus einem Gemenge von Abfallstoffen, welches Baumwoll-und Zellstoffasern gemischt enthält, die ersteren wieder getrennt werden sollen. Es ist also nicht erforderlich, dass das zu behandelnde Fasergut aus einheitlichen Stoffen besteht.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Gewinnung eines Faserstoffes, insbesondere aus Zellstoff, der sieh durch grosse mittlere und gleichmässige Faserlänge auszeichnet und hohe Saugfähigkeit besitzt, dadurch gekennzeichnet, dass zwecks Ausscheidung der gewünschten Fasern ein Faserstoffbrei beliebiger Zusammensetzung zum Schäumen gebracht und die hiebei mit den Schaumbläschen hochgerissenen hochwertigen Fasern mit dem Schaum abgezogen, aus diesem ausgeschieden und einer besonderen Weiterverarbeitung zugeführt werden.