Verfahren und Vorrichtung zur Herstellung eines
Halbschalenteils
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Halbschalenteils mit einem Ziehstempel und einem Ziehgesenk. Ebenso sind eine Vorrichtung zur Herstellung eines
Halbschalenteils mit einem Ziehstempel und einem Ziehgesenk sowie ein mit dem genannten Verfahren herstellbares
Haibschalenteil Gegenstand der Erfindung .
Im Automobilbau werden als Strukturelemente üblicherweise geschlossene oder offene Hohlprofile verwendet . Diese werden zunehmend aus Halbschalenteilen zusammengesetzt , deren
Querschnitte und Materialdicken speziell an den eweiligen Anwendungsfall angepasst sind.
Zur Herstellung der Halbschalenteile werden typischerweise Platinen tiefgezogen . Während des Tiefziehens werden
zwangsläufig Spannungen in die Halbschalenteile eingebracht , die zu einem Rückfedern nach dem Fertigformen führen . Das Rückfedern der Halbschalenteile erschwert j edoch
beispielsweise die genaue Positionierung der Halbschalenteile in einem Gesenk zum Verschweißen der Halbschalenteile zu einem geschlossenen Hohlprofil . In der DE 10 2007 059 251 AI ist daher vorgeschlagen worden, in einer ersten Vorrichtung aus der Platine zunächst ein Blechrohteil vorzuformen, das im Bodenabschnitt einen
Materialüberschuss gegenüber dem herzustellenden
Haibschalenteil aufweist . Anschließend wird dieses
Blechrohteil in einer weiteren Vorrichtung zu einem Halbschalenteil fertiggeformt, wobei der im Bodenabschnitt vorhandene Materialüberschuss in die anderen Abschnitte des Blechrohteils verdrängt wird. Dadurch kann das Ausmaß der Rückfederung verringert werden. Es sind allerdings zwei
Vorrichtungen und zwei Arbeitsschritte notwendig, um das gewünschte Halbschalenteil zu erhalten .
Aus der DE 198 53 130 AI ist darüber hinaus ein Verfahren bekannt , mit dem Teilabschnitte eines Halbschalenteils , in denen sowohl konvexe als auch konkave Strukturen vorliegen, mit verbesserter Qualität tiefgezogen werden können . Dazu ist in dem Ziehgesenk ein federbelasteter Schieber vorgesehen . Bei der Abwärtsbewegung des Ziehstempels wird die Platine in dem fraglichen Teilabschnitt zuerst zwischen Ziehstempel und der korrespondierenden Fläche des Schiebers ausgeformt , bevor die Platine als Ganzes tiefgezogen wird . Ein
Materialüberschuss soll hiermit in bestimmten Bereichen verhindert werden . Das bekannte Verfahren erlaubt es nur, die Formtreue von Teilabschnitten des Halbschalenteils zu
verbessern .
Ausgehend von dem voran stehend genannten Stand der Technik lag der vorliegenden Erfindung daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren und eine Vorrichtung zur prozesssicheren und kostengünstigen Herstellung hochmaßhaltiger Halbschalenteile anzugeben . Ebenso sollte ein Halbschalenteil zur Verfügung gestellt werden, aus dem sich mit geringerem Aufwand
geschlossene oder offene Hohlprofile fertigen lassen .
In Bezug auf das Verfahren ist diese Aufgabe nach einer ersten Lehre der Erfindung dadurch gelöst worden, dass zur
Herstellung eines Halbschalenteils ein Ziehstempel und ein Ziehgesenk verwendet werden und dass in einem einzigen
Arbeitsschritt der Ziehstempel in das Ziehgesenk eingefahren wird, eine Platine zu einem Blechrohteil mit mindestens einem Bodenabschnitt, mindestens einem Zargenabschnitt und optional einem Flanschabschnitt vorgeformt wird, wobei während des Vorformens mit dem Ziehstempel ein Materialüberschuss
entweder in den Bodenabschnitt und den Zargenabschnitt oder den optionalen Flanschabschnitt des Blechrohteils eingebracht wird, und das Blechrohteil zu einem Halbschalenteil
fertiggeformt und kalibriert wird.
Das Vorformen und/oder das Fertigformen kann als
Kaltumformschritt oder als Warmumformschritt durchgeführt werden. Beim Warmumformen werden Platinen aus Stahl
üblicherweise auf Temperaturen oberhalb Acl, bevorzugt
oberhalb Ac3 erwärmt und umgeformt. Dabei ist eine
Gefügeumwandlung in Austenit während des Warmumformens gewünscht, um die besseren Umformeigenschaften dieses Gefüges auszunutzen und eine anschließende Härtung beispielsweise durch Umwandlung des Austenits in Martensit oder andere
Gefüge zuzulassen .
Entweder im Bodenabschnitt und im Zargenabschnitt bei der Herstellung von flanschlosen Halbschalenteilen oder im optionalen Flanschabschnitt des Blechrohteils bei der
Herstellung von flanschbehaftet Halbschalenteilen befindet sich somit mehr Material als im entsprechenden Bereich des Haibschalenteils . Dieser Materialüberschuss kann beim
Fertigformen und Kalibrieren in die anderen Abschnitte verdrängt werden, was beim gesamten Haibschalenteil
Druckspannungen induziert , die im plastischen Bereich liegen,
und damit die Rückfederung nach dem Tiefziehen verringert bzw. unterdrückt werden . Das erfindungsgemäße Verfahren führt somit zu Haibschalenteilen, die sich durch eine hohe
Maßhaltigkeit, d.h. geringe Toleranzen, auszeichnen .
In einer ersten Ausgestaltung des Verfahrens ist die
Verwendung eines Ziehstempels vorgesehen, der mindestens einen in Richtung des Ziehgesenks vorstehend positionierbaren Bodenstempel und eine korrespondierende BodenStempelaufnähme aufweist . Mit dem in vorstehender Position angeordneten
Bodenstempel wird während des Vorformens des Blechrohteils de Materialüberschuss entweder in den Bodenabschnitt und den Zargenabschnitt oder den optionalen Flanschabschnitt des Blechrohteils eingebracht . Mit einem derartigen mindestens zweiteiligen Ziehstempel lässt sich auf prozesssichere Weise während des Vorformens ein Materialüberschuss im Blechrohteil bilden . Die Herstellung eines Ziehstempels mit einem
vorstehend positionierbaren Bodenstempel ist darüber hinaus mit nur einem geringen Aufwand und somit geringen Kosten verbunden .
Eine nächste Ausgestaltung des Verfahrens sieht vor, dass das Blechrohteil durch Einfahren des Bodenstempeis in die
Bodenstempelaufnähme, sobald der Bodenstempel auf dem an dem Ziehgesenk anliegenden Blechrohteil aufgesetzt hat ,
fertiggeformt und kalibriert wird . Das Blechrohteil kann somit von dem Bodenstempel auf besonders einfache Weise an dem Ziehgesenk gehalten werden, so dass beim Fertigformen und Kalibrieren ein Verrutschen des vorgeformten Blechrohteils verhindert werden kann . Mit dem Aufsetzen des Bodenstempeis auf dem an dem Ziehgesenk anliegenden Blechrohteil kann zudem in einem sehr frühen Stadium des Fertigformens und
Kalibrierens der Materialfluss gezielt gesteuert werden, so dass ein rückfederungsfreies Halbschalenteil zur Verfügung gestellt werden kann. Das Verfahren kann ferner dadurch weitergebildet werden, dass das Blechrohteil in einem einzigen Arbeitsschritt besäumt wird . Die Fertigung eines hochmaßhaltigen, besäumten
Haibschalenteils in einem einzigen Arbeitsschritt ermöglicht einerseits geringere Taktzeiten . Andererseits kann eine einzige Vorrichtung verwendet werden . Im Ergebnis lässt sich eine größere Wirtschaftlichkeit des Verfahrens erzielen .
Vorzugsweise wird das Blechrohteil unter Verwendung einer am Ziehstempel angeordneten Schneidkante besäumt . Die
Schneidkante kann dabei am Ziehstempel selbst ausgebildet sein . Alternativ kann allerdings auch eine am Ziehstempel, insbesondere auch beweglich, befestigte Schneidplatte vorgesehen sein, die die Schneidkante aufweist . Durch die Verwendung einer separaten Schneidplatte kann dabei z.B. dem Umstand, dass Schneidkante und die restlichen Bereiche des Ziehstempels einem unterschiedlichen Verschleiß unterworfen sind, Rechnung getragen werden .
Eine weitere Ausgestaltung sieht vor, dass die Schneidkante zeitgleich mit dem Aufsetzen des Bodenstempels auf dem an dem Ziehgesenk anliegenden Blechrohteil mit dem Blechrohteil in Kontakt gebracht wird . Die Schneidkante kommt somit in einem Moment in Kontakt mit dem Blechrohteil, wenn das Vorformen weitgehend abgeschlossen ist . Mit der Schneidkante wird dann ein weiterer Materialfluss in das Ziehgesenk oder wieder aus diesem heraus unterdrückt . Durch das Einbringen des
Materialüberschusses während des Vorformens kann die
Schneidkante zudem mit einem Abschnitt des Blechrohteils in Kontakt gebracht werden, der allenfalls noch geringfügigen Zugbelastungen ausgesetzt ist, so dass das Blechrohelement an einer genau definierten Stelle von dem Verschnitt getrennt werden kann.
Weiterbilden lässt sich das erfindungsgemäße Verfahren auch dadurch, dass während des Fertigformens und Kalibrierens der Materialüberschuss vom Bodenabschnitt des Blechrohteils in den Zargenabschnitt und/oder den optionalen Flanschabschnitt des Blechrohteils gedrückt wird. Es findet somit nicht nur eine Verdrängung innerhalb des Bereiches, in den der
Materialüberschuss während des Vorformens eingebracht wurde, sondern auch in den angrenzenden Zargenabschnitt und/oder den optionalen Flanschabschnitt statt, so dass die Maßhaltigkeit des Haibschalenteils insgesamt weiter verbessert werden kann.
Die Maßhaltigkeit des herzustellenden Haibschalenteils kann in einer weiteren Ausgestaltung des Verfahrens dadurch erhöht werden, dass das Blechrohteil unter Verwendung einer
Stauchfläche zumindest in einem Zargenabschnitt, vorzugsweise auch in einem Bodenabschnitt, gestaucht wird. Durch das
Stauchen können die mit dem Tiefziehen einhergehenden
unerwünschten inhomogenen Spannungs- und Dehnungsverteilungen überlagert und dadurch gezielt ausgerichtet werden, so dass diese kein ungewolltes Rückfedern bewirken. Insbesondere durch das Stauchen über die gesamte Querschnittslänge lassen sich Halbschalenteile herstellen, die in allen Abschnitten eine sehr hohe Maßhaltigkeit aufweisen.
Vorzugsweise wird zu diesem Zweck eine sich an die
Schneidkante anschließende Stauchfläche verwendet , so dass
mit der Stauchfläche zugleich die Schnittfläche des
Blechrohteils geglättet werden kann. Insbesondere dann, wenn ein Zargenabschnitt des Blechrohteils gestaucht werden soll, der sich, z.B. bei der Herstellung flanschbehafteter
Haibschalenteile, nicht direkt an die Schnittfläche
anschließt , können Schneidkante und Stauchfläche j edoch auch getrennt voneinander angeordnet werden.
Eine weitere Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, dass die Platine zumindest zu Beginn des Vorformens mit einem
Niederhalter gehalten wird. Die Bildung von Falten während des Tiefziehens, insbesondere bei dünnen Platinen, kann dadurch weitgehend verhindert werden. Außerdem kann mit dem Niederhalter der Materialfluss in das Ziehgesenk gezielt gesteuert werden.
In einer Weiterbildung des Verfahrens wird ein flanschloses Haibschalenteil hergestellt. Flanschlose Halbschalenteile können mit einem I-Stoß zu einem geschlossenen Hohlprofil verbunden werden, das keine störenden, vorstehenden
Abschnitte aufweist. Darüber hinaus können auf diese Weise Gewichtseinsparungen erzielt werden.
Alternativ kann allerdings auch ein flanschbehaftetes
Halbschalenteil hergestellt werden. Mit dem Flansch steht eine ebene Fläche zur Verfügung, mit der das Haibschalenteil beispielsweise auf ebene Bauteile einfach aufgeschweißt werden kann. Ferner kann mit einem Flansch eine ausreichend große Fläche für eine Verklebung des Halbschalenteils mit weiteren Bauelementen zur Verfügung gestellt werden.
Nach einer zweiten Lehre der Erfindung ist die voran stehend genannte Aufgabe durch eine Vorrichtung gelöst worden, die einen Ziehstempel, ein Ziehgesenk und Mittel zum Einfahren des Ziehstempels in das Ziehgesenk aufweist, wobei zwischen dem Ziehstempel und dem Ziehgesenk eine Platine
positionierbar und mit dem Ziehstempel die Platine zu einem Blechrohteil vorformbar ist, der Ziehstempel Mittel zur
Einbringung eines Materialüberschusses entweder in einen Bodenabschnitt und einen Zargenabschnitt oder einen
optionalen Flanschabschnitt des Blechrohteils aufweist und das Blechrohteil zu einem Haibschalenteil fertiggeformt und kalibriert werden kann. Mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung wird also die Umformung von einer Platine zu einem
hochmaßhaltigen Halbschalenteil in einem einzigen Werkzeug ermöglicht, wodurch eine deutliche Kostenersparnis erzielt wird. Die Mittel zur Einbringung eines Materialüberschusses können im Rahmen einer die Form des Ziehstempels ändernden Einrichtung zu Verfügung gestellt werden . Dafür kommt
beispielsweise eine mit einem Druckmedium vorwölbbare Membran in Frage.
Eine einfache erste Ausgestaltung der Vorrichtung sieht allerdings einen in Richtung des Ziehgesenks vorstehend positionierbaren Bodenstempel und eine korrespondierende Bodenstempelaufnähme vor, durch welche ein Materialüberschuss beim Vorformen in das Blechrohteil eingebracht werden kann . Die Herstellung eines derartigen Ziehstempels ist mit einem nur geringen Aufwand verbunden, so dass eine derartige
Vorrichtung sehr preisgünstig ist .
Eine nächste Ausgestaltung der Vorrichtung sieht vor, dass Mittel zum Besäumen, insbesondere mindestens eine am
Ziehstempel angeordnete Schneidkante, vorgesehen sind. Diese Ausgestaltung ermöglicht es auch das Besäumen mit Hilfe der gleichen Vorrichtung durchzuführen, so dass sich weitere Kostenvorteile und Zeiteinsparungen ergeben können.
Die Vorrichtung kann weiter dadurch ausgestaltet werden, dass das Ziehgesenk eine der Schneidkante des Ziehstempels zugeordnete Freimachung aufweist. Beim Besäumen des
Blechrohteils kann der Verschnitt in diese Freimachung verdrängt werden, so dass eine besonders glatte Schnittfläche erzielt werden kann .
Sofern die Tiefe der Freimachung gemäß einer weiteren
Ausgestaltung der Vorrichtung mindestens der Platinendicke der umzuformenden Platine entspricht , kann ein Verklemmen des Verschnittes verhindert werden und das erfindungsgemäße Verfahren prozesssicherer gestaltet werden .
Ferner ermöglicht eine Weiterbildung der Vorrichtung, bei der das Ziehgesenk eine Einlaufkontur, beispielsweise eine
Einlaufverrundung aufweist , eine Erleichterung des
Materialflusses in das Ziehgesenk . Eine Einlaufkontur hat ferner den Vorteil , dass sie eine SelbstZentrierung der Schneidkanten beim Aufsetzen derselben bewirkt . Vorzugsweise ist die Einlaufverrundung dabei der Freimachung zugeordnet .
Eine weitere Ausgestaltung der Vorrichtung sieht vor, dass die Schneidkante in vollständig in das Ziehgesenk
eingefahrener Position des Ziehstempels von einer am
Ziehgesenk, insbesondere an der Freimachung, angeordneten GegenSchneidkante in Tiefziehrichtung beabstandet oder auf gleicher Höhe angeordnet ist .
Sofern eine Druckbelastung des Blechrohteils weitgehend vermieden werden soll, kann die Gegenschneidkante der
Freimachung auch auf gleicher Höhe wie die Schneidkante des Ziehstempels angeordnet sein.
In zu der Schneidkante vergleichbarer Weise kann die
Gegenschneidkante am Ziehgesenk selbst oder an einer an dem Ziehgesenk ggf. beweglich befestigten Gegenschneidplatte ausgebildet sein.
Bei einer in Tiefziehrichtung beabstandeten Schneidkante kann beim Fertigformen und Kalibrieren das im Raum zwischen dem Ziehstempel und dem Ziehgesenk befindliche Blechrohteil einer Druckbelastung ausgesetzt werden, so dass das Blechrohteil gestaucht wird. Die nach dem Ziehvorgang vorhandenen und unerwünschten inhomogenen Spannungs- und Dehnungsverteilungen können auf diese Weise überlagert und in neu ausgerichtete Spannungen überführt werden, die ungewollte Rückfederungen des Halbschalenteils unterdrücken, d.h. dessen Maßhaltigkeit verbessert werden. Die über den gesamten Querschnitt erfolgte Stauchung führt zu einem Spannungs zustand, der plastisches Fließen im gesamten Querschnitt des Halbschalenteils
hervorruft .
Eine andere Weiterbildung der Erfindung sieht eine sich an die Schneidkante anschließende Stauchfläche des Ziehstempels vor. Auf diese Weise kann auch das Blechrohteil gezielt an der Schnittfläche gestaucht werden, wodurch eine besonders glatte Schnittfläche erzeugt werden kann.
Während des Tiefziehens kommen die den Zargenabschnitt und/oder den Bodenabschnitt des Blechrohteils bildenden Abschnitte der Platine ggf. mit der Gegenschneidkante in Kontakt. Um dennoch einen einwandfreien Materialfluss zu gewährleisten, kann in einer weiteren Ausgestaltung die Gegenschneidkante abgerundet gestaltet werden.
Mit der erfindungsgemäßen Vorrichtung und dem
erfindungsgemäßen Verfahren können Halbschalenteile
hergestellt werden, die eine Wandstärke W aufweisen und bei denen der Glattschnittanteil der Schnittflächen des
Haibschalenteils mindestens ein Drittel der Wandstärke W beträgt. Solche Halbschalenteile können an ihren
Schnittflächen mit anderen Bauteilen besonders gut im I-Stoß verschweißt werden.
Weite vorteilhafte Eigenschaften der Vorrichtung lassen sich der Beschreibung des erfindungsgemäßen Verfahrens entnehmen. Die vorliegende Erfindung wird nun anhand einer
Ausführungsbeispiele darstellenden Zeichnung näher erläutert und veranschaulicht . In der Zeichnung zeigen
Fig . la - c ein erstes Ausführungsbeispiel einer
erfindungsgemäßen Vorrichtung in verschiedenen
Zuständen im Querschnitt ;
Fig. 2 ein mit der in Fig . 1 gezeigten Vorrichtungen herstellbares Ausführungsbeispiel eines
Haibschalenteil in perspektivischer Ansicht ;
die Schnittkante des in der Fig. 2 gezeigten Halbschalenteils im Querschnitt im Vergleich zur Schnittkante eines Halbschalenteils aus dem Stand der Technik; einen Ausschnitt eines zweiten
Ausführungsbeispiel einer erfindungsgemäßen Vorrichtung in verschiedenen Zuständen im Querschnitt ; ein drittes Ausführungsbeispiel einer
erfindungsgemäßen Vorrichtung in verschiedenen Zuständen im Querschnitt ; Fig. 6 ein mit der in Fig . 5 gezeigten Vorrichtung herstellbares Ausführungsbeispiel eines
Halbschalenteils in perspektivischer Ansicht ;
Fig . 7a - c ein viertes Ausführungsbeispiel einer
erfindungsgemäßen Vorrichtung in verschiedenen
Zustanden im Querschnitt und
Fig . 8 ein mit der in Fig . 7 gezeigten Vorrichtung herstellbares Ausführungsbeispiel eines
Haibschalenteils in perspektivischer Ansicht .
Die in der Fig . 1 gezeigte Vorrichtung weist einen
Ziehstempel 1 auf, der durch nicht dargestellte Mittel zum Einfahren in das Ziehgesenk 2 eingefahren werden kann, wobei er in die in den Fig . la bis 1c eweiis dargestellten
Positionen gebracht werden kann, um aus einer Platine 17
zunächst ein Blechrohteil 5 und anschließend aus dem
Blechrohteil 5 ein Halbschalenteil 3 herzustellen.
Der Ziehstempel 1 weist Mittel zur Einbringung eines
Materialüberschusses in einen Bodenabschnitt 4 des
Blechrohteiis 5 auf. Er hat eine Form, die sich durch einen Bodenstempel 6 verändern lässt, der verschiebbar in einer Bodenstempelaufnahme 7 angeordnet ist. Die dem Ziehgesenk 2 zugewandten Kanten 8 und 9 des Bodenstempels 6 sind
abgerundet, so dass die Gefahr einer Knickbildung im
Bodenabschnitt 4 des Blechrohteils 5 verringert werden kann.
An dem Ziehstempel 1 ist darüber hinaus eine Schneidkante 10 und eine sich unmittelbar an diese anschließende Stauchfläche 11 ausgebildet. Die Stauchfläche 11 ist dabei im Wesentlichen normal zur Tiefziehrichtung, d.h. zur Einfahrrichtung des Ziehstempels 1 in das Ziehgesenk 2, ausgerichtet.
Das Ziehgesenk 2 weist eine Freimachung 12 mit einer
Einlauf errundung 13 auf, die stufenartig in den
Zargenabschnitt 15 des zu fertigen Halbschalenteils 3
abbildenden Ziehgesenkzargenabschnitt 16 übergeht, wobei eine Gegenschneidkante 14 gebildet wird. Die Freimachung 12 ist dabei so breit und tief, dass beim Tiefziehen die Platine 17 nicht durch die Gegenschneidkante 14 behindert wird.
Zunächst wird entsprechend dem in der Fig. la gezeigten
Zustand eine Platine 17 zwischen dem Ziehstempel 1 und dem Ziehgesenk 2 angeordnet. Die Platine 17 mit der Dicke P wird dabei mit einem Niederhalter 18 an dem Ziehgesenk 2 gehalten. Der Bodenstempel 6 befindet sich in einer in Richtung des
Ziehgesenkes 2 vorstehenden Position und hat Kontakt mit der Platine 17.
Mit den nicht gezeigten Mitteln zum Einfahren, welche mechanisch, pneumatisch oder hydraulisch ausgebildet sein können, werden nun Ziehstempel 1 und Ziehgesenk 2 in die in der Fig. lb dargestellte Position gebracht. Dadurch wird die Platine 17 zu einem Blechrohteil 5 mit einem Zargenabschnitt 15 und einem Bodenabschnitt 4 vorgeformt. Mit einer hier nicht dargestellten Verriegelung wird der Bodenstempel 6 dabei in der vorstehenden Position verriegelt. Es ist allerdings auch denkbar den Bodenstempel 6 beispielsweise durch einen Hydraulik- oder Pneumatikzylinder oder auch eine Feder während des Vorformens in der vorstehenden Position zu halten.
Die Platine 17 wird von dem Niederhalter 18 so an dem
Ziehgesenk 2 gehalten, dass einerseits Material darunter hergezogen v/erden kann, andererseits aber ein Hochwölben der Platine 17 und eine damit einhergehende Faltenbildung vermieden wird.
Durch den vorstehenden Bodenstempel 6 wird ein Durchhang zur Sollgeometrie des Bodens gebildet, d.h. ein
Materialüberschuss in den Bodenabschnitt 4 des Blechrohteils 5 eingebracht. Im Bereich der Einlauf errundung 13 liegt das Blechrohteil 5 an der Freimachung 12 an. Der Bodenstempel 6 setzt in der in Fig. lb gezeigten Position auf dem an dem Ziehgesenk 2 anliegenden Blechrohteil 5 auf. Gleichzeitig kommt die Schneidkante 10 des Ziehstempels 1 in Kontakt mit dem Blechrohteil 5.
In dieser Position wird nun die Verriegelung des Bodenstempels 6 freigegeben, so dass der Bodenstempel 6 bei weiterem Einfahren des Ziehstempels 1 in das Ziehgeserik 2 in die Bodenstempelaufnahme 7 hineingeschoben wird. Im Falle eines mit einem Hydraulik- oder Pneumatikzylinder oder eine Feder in vorstehender Position gehaltenem Bodenstempel genügt es, dass die Mittel zum Einfahren die durch Zylinder oder Federn ausgeübten Kräfte überwinden. Durch die Schneidkante 10 werden bei weiterer Annäherung von Ziehstempel 1 und Ziehgesenk 2 an genau definierter Stelle lokale Spannungen im Blechrohteil 5 erzeugt, so dass sich ein Riss bildet und eine Besäumung des Blechrohteils 5 erfolgt. Der Verschnitt 19, d.h. das nicht genutzte Material der
Platine 17, wird dabei in die Freimachung 12 des
Ziehgesenks 2 verdrängt.
Gleichzeitig wird, wie mit Pfeil angedeutet, der beim
Vorformen erzeugte Materialüberschuss vom Bodenabschnitt 4 und vom Zargenabschnitt 15 in das gesamte Blechrohteil 5 gedrückt. Die durch das Tiefziehen der Platine 17 bedingten Spannungen im Zargenabschnitt 15 werden somit gezielt
ausgerichtet. Die Rückfederung eines mit dieser Vorrichtung hergestellten Halbschalenteiis ist daher allenfalls gering ausgeprägt und die Maßhaltigkeit des Halbschalenteiis erhöht.
In der in der Fig. lc gezeigten Position ist der Ziehstempel 1 vollständig in das Ziehgesenk eingefahren. Er befindet sich im unteren Totpunkt. Der Ziehstempel 1 und das Ziehgesenk 2 bilden dabei im Wesentlichen ein Negativabbild der Innenbzw. Außenkontur des herzustellenden Halbschalenteiis.
Die Schneidkante 10 des Ziehstempels 1 ist dabei in Tiefziehrichtung beabstandet zu der dem Ziehgesenk 2
zugeordneten Gegenschneidkante 14 angeordnet. Dadurch kann im Verlauf des Fertigformens und Kalibrierens der
Zargenabschnitt 15 gestaucht werden. Dies trägt ebenfalls zur hohen Maßhaltigkeit des fertigen, in der Fig. 2
dargestellten, flanschlosen Halbschalenteils 3 bei, das sich insbesondere durch eine verhältnismäßig glatte Schnittfläche 20 auszeichnet.
In Bezug auf die Wandstärke W des erfindungsgemäßen
Halbschalenteils 3 beträgt der Glattschnittanteil der
Schnittfläche 20, wie in der Fig. 3a schematisch dargestellt im Vergleich zu einem Haibschalenteil aus dem Stand der
Technik (Fig. 3b), mehr als ein Drittel. Demzufolge lässt sich das dargestellte Haibschalenteil 3 auf besonders einfache Weise mit weiteren Bauelementen, insbesondere auch mit einem mit einer vergleichbaren Vorrichtung hergestellten Haibschalenteil, im I-Stoß zu einem geschlossenen Hohlprofil verschweißen.
In der Fig . 4 ist ein Ausschnitt aus einer alternativen
Ausführungsform einer Vorrichtung zur Herstellung eines flanschlosen Halbschalenteils 3 ' gezeigt . Diese weist ebenfalls einen Ziehstempel 1 ' mit einem Bodenstempel 6 ' und ein Ziehgesenk 2 ' auf. Die Freimachung 12 ' geht allerdings nicht stufenartig, sondern mit einer Schräge 21 ' in den
Ziehgesenkzargenabschnitt 16' über . Die Schräge 21 ' hat gegenüber dem stufenartigen Übergang den Vorteil , dass eine GegenSchneidkante 14 ' mit einem stumpferen Winkel gebildet wird . Somit kann deren Abnutzung verringert
werden. Zudem lässt sie sich einfacher fertigen. Andererseits setzt ein stufenartiger Übergang dem während des Besäumens zu verdrängendem Verschnitt weniger Widerstand entgegen und verringert die Gefahr eines Verklemmens des Verschnittes in der Vorrichtung. Zudem bewirkt die Schräge 21' während des Besäumens eine SelbstZentrierung der Schneidkante 10'.
Ebenso wie in der in der Fig. 1 dargestellten Vorrichtung befindet sich darüber hinaus die Schneidkante 10' in
vollständig in das Ziehgesenk 2 ' eingefahrener Position des Ziehstempels 1' in Tiefziehrichtung tiefer als die
Gegenschneidkante 14' (vgl. Fig. 4e) . Demzufolge wird bei der in der Fig. 4 gezeigten Vorrichtung der gesamte Querschnitt des Haibschalenteils 3' gestaucht und in einen plastischen Zustand überführt .
Sowohl eine Freimachung, die eine Schräge aufweist , als auch eine stufenartigen Freimachung können mit einer Anordnung der Schneidkante bzw. der Gegenschneidkante kombiniert werden, bei der sich Schneidkante und GegenSchneidkante in
vollständig in das Ziehgesenk eingefahrener Position des Ziehstempels auf mindestens gleicher Höhe befinden .
Im Hinblick auf den Ablauf der Umformung von der Platine 17 ' über ein Blechrohteil 5 ' zu einem Halbschalenteil 3 ' wird auf die Erläuterungen zur Fig . 1 verwiesen .
Schließlich zeigt Fig . 5 eine Ausführungsform einer
erfindungsgemäßen Vorrichtung mit der ein flanschbehaftetes Halbschalenteil 3 ' ' hergestellt werden kann . Entsprechend der voran stehend beschriebenen Vorrichtungen ist auch bei der in Fig . 5 gezeigten Vorrichtung ein Ziehstempel 1 ' ' mit einem
Bodenstempel 6'' vorhanden, der zusätzlich einen Flanschformstempel 33 ' ' umfasst .
Das Ziehgesenk 2'' weist einen den Bodenabschnitt 4 ' ' des Blechrohteils 5'' formenden Ziehgesenkbodenabschnitt 22'', einen den Zargenabschnitt 14 ' ' des Blechrohteils 5''
formenden Ziehgesenkzargenabschnitt 16'' und einen den
Flanschabschnitt 23'' des Blechrohteils 5'' formenden
Ziehgesenkflanschabschnitt 24'' auf . Der Übergang 25 ' ' zwischen Ziehgesenkflanschabschnitt 24 ' ' und
Ziehgesenkzargenabschnitt 16'' weist dabei eine
Einlauf errundung bzw . einen Ziehradius auf .
In korrespondierender Weise umfasst der Bodenstempel 6 ' ' einen Bodenabschnitt 26'' und einen
Bodenstempelzargenabschnitt 27 ' ' und der Flanschformstempel 33 ' ' einen Flanschformstempelabschnitt 28 ' ' mit einer
Schneidkante 10''. Dieser Schneidkante 10 ' ' ist auf Seite des Ziehgesenkes 2 ' ' eine überdimensioniert dargestellte Schräge 21 ' ' zugeordnet , die die Selbst Zentrierung der Schneidkante 10 ' ' ermöglicht .
Zur Herstellung des flanschbehafteten Halbschalenteils 3 ' ' wird, wie in der Fig . 5a gezeigt , zuerst die Platine 17 ' ' zwischen dem Ziehstempel 1 ' ' und dem Ziehgesenk 2 ' '
angeordnet . Der Bodenstempel 6 ' ' des Ziehstempels 1 ' ' befindet sich dabei in einer in Richtung des Ziehgesenks 2 ' ' vorstehenden Position . Die Platine 17 ' ' wird von einem
Niederhalter 18 ' ' außerhalb des Ziehgesenkflanschabschnittes 24'' an dem Ziehgesenk 2 ' ' gehalten . Der Gegenhalteabschnitt 30 ' ' des Ziehgesenkes 2 ' ' , gegen den die Platine 17 ' ' mit dem Niederhalter 18 ' ' gehalten wird, ist dabei gegenüber
Ziehgesenk.fianschabschnitt 24'' weiter von dem
Ziengesenkbodenabschnitt 22'' entfernt.
Durch Einfahren des Ziehstempels 1'' in das Ziehgesenk 2'' wird zunächst ein Blechrohteil 5'' vorgeformt, wobei im
Flanschabschnitt 23'' des Blechrohteils 5'' ein
Materialüberschuss erzeugt wird (vgl. Fig. 5b). Der
Flanschabschnitt 23 ' ' des Blechrohteils 5 ' ' erfährt durch die versetzten Ebenen von Ziehgesenkflanschabschnitt 24 ' ' und Gegenhaiteabschnitt 30 ' ' beim Ziehen der Platine sowohl eine konvexe als auch eine konkave Biegung . .
Zeitgleich mit dem Aufsetzen des Bodenstempeis 6 ' ' auf dem an dem Ziehgesenkbodenabschnitt 22 ' ' anliegenden Blechrohteil 5 ' ' bekommt die Schneidkante 10 ' 1 Kontakt mit dem
Blechrohteil 5 ' ' .
Nach dem Aufsetzen des Bodenstempels 6'' auf dem Blechrohteil 5 ' ' bewegt sich nur noch der Flanschformstempel 33 ' in
Richtung Ziehgesenk 2 ' ' und das Blechrohteil 5 ' ' wird zu einem flanschbehafteten Halbschalenteil 3 ' ' mit der
Schneidkante 10 ' ' besäumt , fertiggeformt und kalibriert . .
In der in Fig . 5c gezeigten vollständig in das Ziehgesenk 2 ' ' eingefahrenen Position des Ziehstempels 1 ' ' ist zu erkennen, dass der Flanschtormstempelabschnitt 28 ' ' als Offsetkontur des Ziehgesenkflanschabschnittes 24 ' ' ausgebildet ist . Der Offset hat den Wert der Dicke P ' ' der Platine 17 ' ' , so dass durch das überschüssige Material des Flanschabschnitts 23 ' ' dieser gestaucht wird . Der Offset zwischen
Ziehstempelbodenabschnitt 26'' und Ziehgesenkbodenabschnitt 22 ' ' entspricht der Dicke P ' ' der Platine 17 ' ' . Zwischen
Ziehgesenkzargenabschnitt 16' ' und Ziehstempelzargenabschnitt 27 ' ' ist der Offset um einen in den Fig. 5 a - c nicht dargestellten Ziehspalt erhöht, um während des Fertigformens und Kalibrierens einen Materialfluss zwischen den
unterschiedlichen Abschnitten des Blechrohteils 5'' zu ermöglichen .
Mit der Vorrichtung lässt sich somit beispielsweise ein hochmaßhaltiges, besäumtes Haibschalenteil 3 ' ' herstellen, das in der Fig. 6 in perspektivischer Ansicht dargestellt ist .
Eine weitere Variante einer Ausführungs form einer
erfindungsgemäßen Vorrichtung zeigt Fig . 7 , mit der eine weitere Form eines flanschlosen Halbschalenteils 3 ' ' ' , wie es in Fig. 8 in perspektivischer Ansicht dargestellt ist, hergestellt werden kann.
Der einzige Unterschied zu der in Fig. 5a - c gezeigten
Vorrichtung besteht darin, dass der Flanschformstempel 33 ' ' ' seitlich eine Ausnehmung mit einer Schneidkante 10 ' ' ' aufweist , so dass nach dem Besäumen des Blechrohteils 5 ' ' ' und durch das weitere Zufahren der Vorrichtung der
Endabschnitt des Blechrohteils 5 ' ' ' in die Ausnehmung überführt wird . Das flanschlose Halbschalenteil 3 ' ' ' ist fertig geformt und kalibriert .
Die Hochmaßhaltigkeit der flanschlosen oder flanschbehafteten Halbschalenteile 3 , 3 ' , 31 ' , 3 ' 1 ' wird dadurch gefördert , dass durch die Stauchung der gesamte Querschnitt in einem plastischen Zustand überführt wird und Spannungen dadurch gezielt ausgerichtet werden können .