Wirbelschicht-Oxidationsverfahren zur Herstellung von Polycarboxylaten auf Polysaccharid-Basis
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Polycarboxylaten durch selektive Oxidation von Polysacchariden mit Stickstoffdioxid in der Wirbelschicht.
Zur Herstellung von Polycarboxylaten durch oxidative Behandlung von Poly¬ sacchariden, beispielsweise Cellulose, Stärke und Dextrinen, besteht um¬ fangreiches Wissen. Verwiesen wird beispielsweise auf Houben-Weyl "Metho¬ den der organischen Chemie", Thieme-Verlag, Stuttgart (1987) Bd. E 20, Makromolekulare Stoffe, hier das Unterkapitel "Polysaccharid-Derivate" bearbeitet von Dr. K. Engelskirchen, a.a.O. Seite 2042 ff, insbesondere Seite 2124 ff (Oxidationsprodukte der Cellulose) und Seite 2166 ff (Oxi- dierte Stärken). Verwiesen sei weiter auf die Veröffentlichung "Cellulose Chemistry and Its Applications" (1983), John Wiley & Sons, Chichester, GB, dort insbesondere T.P.Nevell, "Oxidation of Cellulose" (Kapitel 10) sowie die umfangreiche dort zitierte Literatur, a.a.O Seite 262 bis 265.
Grob zusammenfassend gilt: Eine Vielzahl von Oxidationsmitteln ist für die Oxidation von Polysacchariden, insbesondere von ausschließlich aus Glucose aufgebauten Polyglucosanen gebräuchlich. Genannt seien beispielsweise (Luft)-Sauerstoff, Wasserstoff-Peroxid, Natriumhypochlorit beziehungsweise -bromit, Periodsäure beziehungsweise Periodate, Blei(IV)-Acetat, Stick¬ stoffdioxid und Cer(IV)-Salze. Diese Oxidationsmittel reagieren sehr un¬ terschiedlich mit den Anhydroglucoseeinheiten, vgl. beispielsweise die Formelbilder in Houben-Weyl a.a.O. Seite 2124. So bewirken beispielsweise Perjodate oder Blei(IV)-Acetat eine C-C Spaltung der Anhydroglucose-Ringe; man erhält aus Cellulose die sogenannte 2,3-Dialdehydcellulose und analog aus Stärke Dialdehydstärke. Bekannt ist außerdem, daß bei der Einwirkung von Stickstoffdioxid auf Cellulose die Oxidation der primären Alkoholgruppe zur Carboxylgruppe die weit überwiegende Reaktion ist. Das Oxidations¬ mittel, in der Regel im Gleichgewicht mit Distickstofftetroxid vorliegend, kann dabei gasförmig oder gelöst in einem inerten organischen Lösungsmittel
eingesetzt werden, vgl. auch hier Houben-Weyl a.a.O. Seite 2125 und die dort in diesem Zusammenhang genannte Primärliteratur. Auch von der Stärke ausgehend lassen sich entsprechend weitgehend selektive Oxidationen der primären Alkoholgruppe der Anhydroglucoseeinheiten zur Carboxylgruppe be¬ werkstelligen. So ist aus der US-amerikanischen Patentschrift US 2 472 590 die Oxidation von Stärke mit gasförmigem oder in Wasser beziehungsweise in verschiedenen organischen Lösungsmitteln gelöstem Stickstoffdioxid bei Raumtemperatur und Normaldruck bekannt. Unter diesen Bedingungen erhält man die annähernd vollständige Umwandlung der primären Alkoholgruppen der Polysaccharide in Carboxylgruppen erst nach sehr langen Reaktionszeiten, die unter Umständen bis zu mehreren Tagen betragen können. Außerdem werden bei den bekannten Verfahren hohe Stickstoffdioxidmengen, bezogen auf zu oxidierendes Polysaccharid, benötigt.
Aus der internationalen Patentanmeldung WO 93/16110 sind Verfahren zur Herstellung von Polycarboxylaten durch Oxidation von Polysacchariden mit¬ tels gasförmigem Stickstoffdioxid bekannt, die in Abwesenheit von Suspen- sions- oder Lösungsmitteln durchgeführt werden können. Dies kann sich auch auf ein Wirbelschichtverfahren beziehen, obwohl sich dies dort auf den Einsatz von Intensivmischern bezieht. Die vorliegende Erfindung geht von der Aufgabe aus, ein Wirbelschicht-Oxidationsverfahren für Polysaccharide so zu realisieren, daß technisch zuverlässig Oxidationsprodukte mit gleich¬ bleibender Qualität erhalten werden können, da die entstehenden Polycar- boxylate als potentielle Builder- beziehungsweise Co-Builder-Komponenten für Wasch- und Reinigungsmittel in Frage kommen. Dies gilt auch für die Salze derartiger Polycarboxylate, insbesondere ihre wasserlöslichen Salze, da der Einsatz von oxidierten Polysaccharidverbindungen zur Waschkraftver¬ stärkung von Wasch- und/oder Reinigungsmitteln an sich seit Jahrzehnten bekannt und immer wieder untersucht worden ist. Verwiesen wird in diesem Zusammenhang beispielsweise auf die niederländische Patentschriften NL 69 883 und NL 78087. Der Ersatz von Builder-Systemen auf Phosphatbasis durch mit Lewis-Säuren behandelter 6-Carboxycellulose wird in den US- amerikanischen Patentschriften US 3 740 339 und US 3 790 561 beschrieben. Auch die niederländische Patentanmeldung NL 70/02 500 will oxidierte Po- lysaccharid-Derivate als Builder-System zur Steigerung der Waschkraft in insbesondere Textilwaschmitteln einsetzen.
Die erfindungsgemäße Lehre geht von der überraschenden Erkenntnis aus, daß Polycarboxylate aus Polysacchariden in einem einfachen Verfahren kosten¬ günstig in hohen Ausbeuten zu gewinnen sind, wenn die Oxidationsreaktion in der Wirbelschicht mit einem Wirbelmittel, das gasförmiges Stickstoff¬ dioxid enthält, in bestimmten Druck- und Temperaturbereichen durchgeführt wird. Die Formulierung "gasförmiges Stickstoffdioxid" umfaßt dabei auch das unter den jeweiligen Reaktionsbedingungen vorliegende Gleichgewichts¬ gemisch aus Stickstoffdioxid und seinem Dimeren Distickstofftetroxid. Men¬ genangaben an Stickstoffdioxid jedoch bedeuten die Mengen, die sich bei rechnerisch vollständigem Verschieben des Stickstoffdioxid-Distickstoff- tetroxid-Gleichgewichts auf die Seite des Stickstoffdioxids ergeben.
Gegenstand der Erfindung ist dementsprechend ein Verfahren zur Herstellung von Polycarbonsäuren oder deren Salzen aus Polysacchariden unter Umwand¬ lung zumindest eines Teils, vorzugsweise mindestens 15 %, insbesondere 25 % bis 100 % der primären Alkoholgruppen der Polysaccharide in Carboxyl- gruppen sowie gegebenenfalls wenigstens anteilsweiser Neutralisation der entstehenden Carbonsäuregruppen durch Oxidation in einer Wirbelschicht, deren Wirbelmittel ein Stickstoffdioxid-haltiges Gas ist, welches dadurch gekennzeichnet ist, daß man die Reaktion bei Drucken von 0,5 bar bis 12 bar und einer Temperatur im Bereich vom Siedepunkt des Stickstoffdioxids unter dem jeweiligen Druck bis 160 °C führt und Stickstoffdioxid, bezogen auf zu oxidierende Alkoholgruppen und summiert über die Reaktionszeit, in einer Menge von mindestens 2 Molequivalenten einsetzt.
Unter Wirbelschicht soll dabei - ohne auf diese Art der Erzeugung be¬ schränkt zu sein - die Erscheinung verstanden werden, die zu beobachten ist, wenn auf waagrechten, perforierten Böden lagerndes feinkörniges Schüttgut von unten von Gasen, als Wirbelmittel bezeichnet, durchströmt wird. In diesem Zusammenhang sei auf das Werk von D. Kunii und 0. Leven- spiel, Fluidization Engineering, Verlag Butterworth-Heinemann, 2. Auflage 1991, dort insbesondere die Tabelle auf den Seiten 8 und 9 sowie das Kapi¬ tel 3, verwiesen. Ein brauchbarer Reaktor für das erfindungsgemäße Verfah¬ ren ist auch die im europäischen Patent EP 051 147 Bl offenbarte Vorrich¬ tung (Figur 1), bei der sich ein gasdurchströmtes Wirbelbett in einem Zy¬ linder befindet, in dem eine mit Rührarmen ausgerüstete Welle rotiert.
Möglich ist auch der Einsatz eines Reaktors mit mehrstufiger Wirbelschicht, wie in Beränek/Rose/Winterstein, Grundlagen der Wirbelschichttechnik, Krauskopf-Verlag, 1975, Seite 72 beschrieben. Mit einer solchen Vorrichtung ist die kontinuierliche Reaktionsführung leicht möglich.
Das Wirbelmittel kann nach Durchströmen des Polysaccharids das Reaktions¬ system verlassen, wird jedoch bevorzugt im Kreis geführt. Falls bei Kreis¬ laufführung des Wirbelmittels nicht bereits von vorneherein ausreichende Mengen an Stickstoffdioxid in das Reaktionssystem eingebracht worden sind, kann es in den Kreislauf nachdosiert werden, was vorzugsweise verbrauchs¬ abhängig geschieht. Summiert über die Reaktionszeit ist Stickstoffdioxid vorzugsweise in einer Menge von 3 Molequivalenten bis 50 Molequivalenten, insbesondere von 4 Molequivalenten bis 20 Molequivalenten, bezogen auf zu oxidierende Alkoholgruppen, im ReaktionsSystem enthalten. In der Regel ist bei deren Einsatz vollständige Umwandlung der primären Alkoholgruppen in Carboxylgruppen innerhalb von 2 bis 3 Stunden zu erreichen. Insbesondere bei der Reaktionsführung nach dem obengenannten Prinzip des gerührten Fest¬ betts ist jedoch auch die Unterschreitung der genannten Molequivalentmengen bis hinunter zu 2 Molequivalenten leicht möglich.
Die Konzentration des Stickstoffdioxids im Wirbelmittel ist unkritisch, in einem Extremfall kann das gesamte Wirbelmittel aus Stickstoffdioxid be¬ stehen. Im anderen Extremfall reicht theoretisch ein einziges Molekül Stickstoffdioxid aus, um die gewünschte Reaktion in beliebigen Maßstäben durchzuführen, wenn dieses nach seiner Umsetzung mit dem Polysaccharid im Kreis geführt und dabei reoxidiert wird. Die Reoxidation kann in einer zweiten Reaktionszone des Kreislaufsystems geschehen, beispielsweise da¬ durch, daß man das Wirbelmittel durch ein partikelförmiges festes, an ein festes Trägermaterial adsorbiertes oder in Flüssigkeiten gelöstes sauer¬ stoffübertragendes Oxidationsmittel leitet. Beispielsweise ist die Reoxi¬ dation mit Hilfe eines V2θ5-Katalysators, der mit Hilfe von Sauerstoff regeneriert werden kann, möglich. Die Reoxidation kann auch "in-situ" durch Zusetzen eines gasförmigen, sauerstoffübertragenden Oxidationsmittels, insbesondere Sauerstoff und/oder Ozon, zum Wirbelmittel vorgenommen wer¬ den.
In den Fällen, in denen das Wirbelmittel nicht ausschließlich aus Stick¬ stoffdioxid besteht, enthält es gasförmiges, sauerstoffübertragendes Oxi- dations ittel zur Regeneration des Stickstoffdioxids und/oder Inertgas. Als inerte, das heißt bei den jeweils gewünschten Verfahrensbedingungen nicht reagierende Gase können Edelgase wie Helium oder Argon und Kohlen¬ dioxid, insbesondere aber Stickstoff, aber auch beliebige Mischungen der¬ artiger Gase eingesetzt werden. Auch die Anwesenheit von die beabsichtigte Oxidationsreaktion nicht wesentlich beeinflussenden Stickoxiden, wie Stick¬ stoffmonoxid und Distickstoffdioxid, ist möglich. Vorzugsweise beträgt die Konzentration an Stickstoffdioxid in derartigen Wirbelmitteln 10 Vol.-% bis 98 Vol.-%, insbesondere 20 Vol.- bis 90 Vol.-%. Diese Konzentrationen beziehen sich insbesondere auf die Ausführung des Verfahrens bei Normal¬ druck. Die Strömungsgeschwindigkeit des Wirbelmittels ist so zu wählen, daß sich eine Wirbelschicht des Polysaccharids ausbildet, sie liegt vor¬ zugsweise in der Größenordnung von 2 bis 10 Liter pro Stunde pro cn-2 des Bodens, über dem sich die Wirbelschicht ausbildet. Wenn in einer Ausge¬ staltung des erfindungsgemäßen Verfahrens unter Kreislaufführung des Wir¬ belmittels die Menge gleichzeitig anwesenden Stickstoffdioxids die oben angegebene, über die Reaktionszeit summierte Mindestmenge unterschreitet, wird vorzugsweise gasförmiges, Sauerstoffübertragendes Oxidationsmittel zur Regeneration des Stickstoffdioxids verwendet. Vorzugsweise werden dazu Mischungen aus Inertgas mit Sauerstoff eingesetzt, wobei der Sauerstoffge- halt in der Gasmischung 1 Vol.-% bis 30 Vol.-%, insbesondere 3 Vol.- bis 10 Vol.-% beträgt. Eine bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens beinhaltet die Zuführung von Sauerstoff durch das Zugeben von Luft. Das gasförmige, Sauerstoffübertragende Oxidationsmittel kann in seiner Gesamtmenge zu Beginn beziehungsweise vor der Reaktion in das im Kreis geführte Gas gegeben werden oder kontinuierlich beziehungsweise in Teilen, je nach Verbrauch durch die Regeneration des Stickstoffdioxids, dosiert werden.
Die benötigte Reaktionszeit hängt bei gegebenem Polysaccharid und Stick¬ stoffdioxidgehalt im Wirbelmittel im wesentlichen von dem gewünschten Oxi- dationsgrad und der Temperatur ab. Als Richtwerte können folgende Angaben dienen: Bei einer Temperatur von 50 °C und Normalddruck unter Einsatz von 12 Molequivalenten Stickstoffdioxid pro Stunde, bezogen auf zu oxidieren-
de Hydroxylgruppen, werden nach 30 Minuten 18 % bis 22 %, nach 60 Minuten 60 % bis 70 % und nach 1,5 Stunden 85 % bis 95 % der primären Alkohol¬ gruppen in Carboxylgruppen umgewandelt.
Das Hintereinanderschalten mehrerer Wirbelschichtreaktoren ist möglich, so daß das stickstoffdioxidhaltige Wirbelmittel, gegebenenfalls unter Zufüh¬ rung weiteren Stickstoffdioxids, nach Verlassen des ersten Reaktors einen oder mehrere weitere Reaktoren durchströmt. Bei einer derartigen Ausfüh¬ rungsform ist es bevorzugt, wenn sich Wirbelschichtreaktoren mit Stellen zur Reoxidation des Stickstoffdioxids abwechseln.
Vorzugsweise wird das erfindungsgemäße Verfahren bei einem Druck im Be¬ reich von 0,8 bar bis 9 bar, insbesondere von 1 bar bis 3 bar durchgeführt.
Für das erfindungsgemäße Verfahren ist die Natur des eingesetzten Poly- saccharids weitgehend unkritisch. Voraussetzungen sind lediglich, daß es primäre Alkoholgruppen enthaltende Kohlenhydrateinheiten enthält und in einer Form vorliegt, welche die Ausbildung einer Wirbelschicht zuläßt, insbesondere in Pulverform. In Frage kommen native Polyglucane, insbeson¬ dere Stärke und/oder Cellulose, aber auch andere Polysaccharide, zum Bei¬ spiel Polygalactomannane wie Guaran und Carubin. Die Polysaccharide können auch in chemisch oder physikalisch modifizierter Form verwendet werden, sofern sie noch oxidierbare primäre Alkoholgruppen enthalten. Wegen der mit diesen besonders glatt ablaufenden Reaktion und aus wirtschaftlichen Gründen sind Stärken unterschiedlicher Provenienz, insbesondere Kartoffel¬ stärke, Weizenstärke, Maisstärke und/oder Tapiokastärke, wie sie als üb¬ liche Pulver im Handel sind, bevorzugt. Da Cellulose wegen ihrer Faserig¬ keit oft Probleme bei der Ausbildung einer Wirbelschicht bereitet, wird sie vorzugsweise in Form von Mikropulver eingesetzt.
Die Oxidationsreaktion des erfindungsgemäßen Verfahrens wird insbesondere unter Einsatz der genannten Polyglucane vorzugsweise über einen solchen Zeitraum geführt, daß das Oxidationsprodukt im statistischen Mittel zu wenigstens 15 Mol-% aus oxidierten Anhydroglucoseeinheiten der Formel I
besteht, was einem Carboxylgruppengehalt von mindestens 4 Gew.-% ent¬ spricht.
Durch ein erfindungsgemäßes Verfahren erhält man Polycarboxylate auf Poly- glucan-Basis, welche die oxidierten Anhydroglucoseeinheiten insbesondere der Formel I vorzugsweise zu wenigstens 25 Mol-%, insbesondere zu wenig¬ stens 35 Mol-% im Molekül enthalten, wobei als weiterer Vorteil keine we¬ sentlichen Mengen anderer Oxidations-Folgeprodukte vorliegen. Die Ober¬ grenze des Gehaltes an Einheiten gemäß Formel I liegt bei 100 Mol-%, ins¬ besondere bei etwa 95 Mol-%. Bevorzugt werden durch das erfindungsgemäße Verfahren Polycarboxylate hergestellt, welche Einheiten gemäß Formel I im Bereich von 70 Mol-% bis 100 Mol-%, entsprechend einem Carboxylgruppenge¬ halt von bis zu ca. 25 Gew.-%, aufweisen.
Im Falle daß das zu oxidierende Polysaccharid zur Agglomeration und zur in der Fließbetttechnik gefürchteten Kanalbildung neigt, kann sein Fließver¬ halten durch den Zusatz geringer Mengen von insbesondere festen Additiven, zu denen beispielsweise Magnesiumoxid, Calciumfluorid, Calciu phosphat oder Kieselgel, insbesondere das unter dem Namen Aerosil(R) vertriebene Siliziumdioxid gehören, signifikant verbessert werden. In dieser Hinsicht hohe Effekte werden bereits beim Einsatz niedriger Additivmengen von vor¬ zugsweise 0,1 Gew.-% bis 5 Gew.-%, insbesondere 0,25 Gew.-% bis 1 Gew.-%, jeweils bezogen auf zu oxidierendes Polysaccharid, erreicht. Das einge¬ setzte Polysaccharid enthält vorzugsweise nicht mehr als 15 Gew.-%, ins¬ besondere nicht mehr als 10 Gew.-% Wasser.
Zur Illustration der Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens unter Kreislaufführung des Wirbelmittels sei auf Figur 1 verwiesen. Diese zeigt einen mit einer Filterplatte (2) versehenen temperierbaren Reaktor (1), in dem sich das zu oxidierende Polysaccharid (3) befindet. Über eine Pumpe (5) wird das stickstoffdioxidhaltige Wirbelmittel aus einem Vorratsbehäl¬ ter (4) durch den Reaktor (1) und im Kreis zurück gepumpt. In den Wirbel¬ mittelkreislauf, beispielsweise dem Reaktor (1) nachgeschaltet, können
Flaschen zum Druckausgleich (6) geschaltet werden, die mittels einer Sperr- flüssigkeit (7) den gewünschten Reaktionsdruck aufrechterhalten. Vorteil¬ hafterweise ist ein beheizter Gasauslaß zur Vermeidung der Wasser-Konden¬ sation im Reaktor vorhanden.
Nach der Oxidationsreaktion kann das Reaktionsgemisch in Wasser aufgenom¬ men und über Wasserwasch- und Filtrationsprozesse gereinigt und in fester Form isoliert werden. Ein erheblicher Teil der bei Reaktionsende im Re¬ aktionssystem vorliegenden Stickoxide kann über Entgasungsprozesse ent¬ fernt werden; so führt im Regelfall bereits eine einfache Vakuumbehandlung der Reaktionsmischung ohne wäßrige Aufarbeitung zu Produkten mit akzepta¬ bel niedrigen Nitrit- und Nitratgehalten.
Im Anschluß an die Oxidationsreaktion und die gewünschtenfalls vorgenom¬ mene Aufarbeitung ist es möglich, wenigstens einen Teil der Carboxylgrup- pen des Oxidationsprodukts durch Behandeln mit einem basischen Reagenz zu neutralisieren, das heißt von der Säure- in die Salzform zu überführen. Als Neutralisationsmittel wird vorzugsweise eine wäßrige Lösung, die Al- kalihydroxid, Ammoniumhydroxid und/oder organische Base enthält, verwen¬ det. Auch direkt im Anschluß an die Oxidationsreaktion ist die Neutralisa¬ tion möglich, beispielsweise durch Begasen des Reaktionsgefäßes mit Ammo¬ niak. Die Salzbildung ist auch unter reduzierenden Bedingungen, beispiels¬ weise unter Verwendung von Natriumborhydrid, möglich. Vorzugsweise wird das Neutralisationsmittel in solchen Mengen eingesetzt, daß sämtliche Car- boxylgruppen des Oxidationsprodukts in die Salzform überführt werden. Da¬ bei ist sowohl die Zugabe des Oxidationsproduktes zum Neutralisations¬ mittel als auch die Zugabe des Neutralisationsmittels zum Oxidationspro- dukt möglich. Die Salzbildung kann auch unter den Bedingungen der Anwen¬ dung beziehungsweise Weiterverarbeitung der Polycarboxylate in deren Säure¬ form erfolgen, beispielsweise bei der Herstellung oder dem Einsatz von Wasch- oder Reinigungsmitteln durch übliche alkalische Bestandteile der¬ artiger Mittel.
Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Polycarboxylate werden vorzugsweise als Builder oder Co-Builder in Wasch- oder Reinigungs¬ mitteln verwendet. In derartigen Mitteln werden sie vorzugsweise als Co-
Builder in Mengen von 0,5 Gew.-% bis 10 Gew.-%, insbesondere 2 Gew.-% bis 7 Gew.-%, bezogen jeweils auf das Gesamtgewicht des Mittels, die anor¬ ganischen Builder als Haupt-Builder enthalten, verwendet. Besonders be¬ vorzugt werden sie in letztgenannten Mitteln verwendet, die Zeolith-NaA, wie er beispielsweise im Zusammenhang mit Textilwaschmitteln in der deutschen Patentschrift DE 24 12837 beschrieben ist, und/oder Schicht¬ silikate, wie sie in der europäischen Patentanmeldung EP 164 514 be¬ schrieben sind, als Haupt-Builder und erfindungsgemäß hergestellte Poly- carbonsäuren oder deren Salze in Mengenverhältnissen von 2:1 bis 5:1 ent¬ halten. Die Zusammensetzung der Wasch-und/oder Reinigungsmittel kann an¬ sonsten im Rahmen bekannter Rezepturen praktisch beliebig gewählt werden.
Beispiele
Beispiel 1:
In der in Figur 1 dargestellten Apparatur wurde Stärke (3) oxidiert. 67,5 Gew.-Teile Kartoffelstärke, Feuchtigkeitsgehalt 4 Gew.-%, wurden mit 0,5 Gew.-% Aerosil(R) gemischt und in den Reaktor (1) gefüllt (Höhe 60 cm, 0 40 mm). Im Vorratsbehälter (4) befanden sich 50 Gew.-Teile N2O4/NO2 (Gleichgewichtsgemisch bei Raumtemperatur). Aus dem Gasraum des Vorratsbe¬ hälters wurde Stickstoffdioxid mit einer Pumpe (5) mit einer zur Fluidi- sierung ausreichenden Geschwindigkeit durch die Stärke in den Vorratsbe¬ hälter zurückgepumpt. Durch Eintauchen des Reaktors (1) in ein Heizbad wurde die Temperatur im Fließbett auf 50 °C eingestellt. Bei dieser Tem¬ peratur wurde das Stickstoffdioxid 5 Stunden lang im Kreislauf geführt. Anschließend wurden die Schlauchverbindungen zwischen Reaktor (1) und Vor¬ ratsbehälter (4) sowie zwischen der Pumpe (5) und dem Vorratsbehälter (4) gelöst. Mittels der Pumpe (5) wurde dann Luft zum Abkühlen des Reaktion¬ gutes und zum Ausblasen von Stickoxiden durch das Oxidationsprodukt ge¬ führt. Das Produkt wurde mit Wasser nitrit- und nitratfrei gewaschen, an¬ schließend entwässert und bei 50 °C im Vakuum getrocknet. Erhalten wurde eine Polycarbonsäure als weißes, frei fließendes Pulver. Zur Bestimmung der Säurezahl wurde die Polycarbonsäure in überschüssiger ethanolischer Kalilauge gelöst und der Laugenüberschuß nach 20 Stunden mit Salzsäure zurücktitriert. Die Angabe der Säurezahl erfolgt in Milligramm KOH pro Gramm Polysaccharid-Oxidat. Das Produkt wies eine Säurezahl von 260 auf, was einem durchschnittlichen Gehalt von etwa 0,8 Carboxylgruppen pro An- hydroglucoseinheit entspricht.
Beispiel 2:
Der Reaktor des Beispiels 1 wurde an der Gaseintrittsseite an ein Vorrats¬ gefäß für flüssiges Distickstoffdioxid und an der Gasaustrittsseite an zwei hintereinander geschaltete, mittels eine Kohlendioxid/Aceton-Kälte- mischung gekühlte Kühlfallen angeschlossen. Der Reaktor wurde mit einer Mischung aus 60 Gew.-Teilen Kartoffelstärke und 0,6 Gew.-Teilen Aerosil(R) beschickt. In das Vorratsgefäß wurden 100 Gew.-Teile flüssiges Distick-
Stofftetroxid gefüllt. Durch den Gasraum des mit Eiswasser gekühlten Vor¬ ratsgefäßes wurde Luft, die sich dabei mit Stickstoffdioxid anreicherte, in den Reaktor mit einer für die Fluidisierung der Stärke ausreichenden Strömungsgeschwindigkeit geleitet. Aus dem den Reaktor verlassenden Gas¬ strom wurde nicht umgesetztes Stickstoffdioxid in den Kühlfallen auskon¬ densiert. Die fluidisierte Stärke wurde durch Außenbeheizung des Reaktors auf 50 °C erwärmt. Bei dieser Temperatur wurde der Gasstrom 5 Stunden lang durch das Fließbett geführt. Anschließend wurde wie unter Beispiel 1 be¬ schrieben aufgearbeitet. Das als weißes Pulver resultierende Produkt hatte eine Säurezahl von 154, entsprechend einem durchschnittlichen Gehalt von etwa 0,46 Carboxylgruppen pro Anhydroglucoseeinheit.
Beispiel 3:
Die Oxidation der Stärke wurde in einer zylindrischen, mit einer für Gase durchlässigen porösen Bodenplatte versehenen Glasapparatur durchgeführt, die zu Zwecken der Wärmezufuhr oder -abfuhr mit einem zweiten Mantel um¬ geben war, durch welchen ein Heiz-/Kühlmedium gepumpt werden konnte. 51,4 Gew.-Teile Weizenstärke mit einen Wassergehalt von 5 Gew.-% wurden mit 1 Gew.-% Aerosil gemischt und in den Reaktor gefüllt. Die Stärke wurde mit einem für eine Fluidisierung ausreichenden Stickstoffstrom durchströmt und auf eine Temperatur von 48 °C erwärmt. Danach wurde das Fließbett mit einem Nθ2/N2θ4-Gasst om bei einer Durchflußmenge von 50 Volumenteilen pro Stunde beaufschlagt und die Stickstoffmenge auf 5 Volumenteile pro Stunde reduziert. Die Reaktionstemperatur wurde auf 50 °C eingeregelt. Nach zwei Stunden wurde die Nθ2/N2θ4-Zufuhr beendet und Stickoxide wurden aus der oxidierten Stärke mittels eines StickstoffStromes ausgetrieben. Das Roh¬ produkt wurde wie im Beispiel 1 angegeben aufgearbeitet. Das Produkt hatte eine Säurezahl von 334, die einem durchschnittlichen Gehalt von ca. 1,04 Carboxylgruppen pro Anhydroglucoseeinheit entspricht.
Beispiele 4 bis 9:
Wie im Beispiel 3 beschrieben, wurde unter den in der nachfolgenden Ta¬ belle beschriebenen Bedingungen Stärke oxidiert und aufgearbeitet. Ange¬ geben ist auch der Gehalt an Carboxylgruppen, charakterisiert durch die Säurezahl, in Abhängigkeit von der Reaktionszeit.
Nr. Stärke Temperatur NO? N? Zeit Säure¬
[g] [°C] [1/h] [1/h] [min] zahl
4 51,4 50 60 40 95 70 190 100 260 130 310 160 329 190 359
5 51,4 50 50 5 40 56 100 130 334 160 190 373 220 388
6 50,9 50 50 5 35 64
65 210
95 284
125 335
180 360
7 50,9 50 40 20 40 19 70 60 100 140 130 219 160 284 190 313
8 101,8 50 40 10 55 26
85 168
115 244
145 297
190 320
9 50,9 50 20 4 24 6
54 78
84 198
114 268
144 318
200 330
Bezuqszeichenliste:
1 Reaktor
2 Filterplatte
3 Polysaccharid
4 Vorratsbehälter
5 Pumpe
6 Druckausgleich
7 Sperrflüssigkeit