-
Verfahren zum Gerben von Häuten und Fellen Das Patent 976
279 betrifft die Verwendung von wasserlöslichen Kondensationsprodukten aus
i Mol Dicyandiamid und i bis 2 Mol Formaldehyd als Gerbmittel für tierische Häute
und Felle, wobei die Kondensate in der Weise hergestellt wurden, daß man die beiden
Ausgangsstoffe zunächst in Wasser durch Erwärmen in Lösung gebracht und dann nach
Zugabe eines sauren Kondensationsmittels bei höherer Temperatur weiterkondensiert
hat.
-
Es wurde nun gefunden, daß man ähnlich günstige Ergebnisse erhält,
wenn man Kondensationsprodukte aus i Mol Dicyandiamid mit mehr als 2 bis zu 3,5
Mol Formaldehyd verwendet. Die Herstellung dieser Kondensate erfolgt in völliger
Analogie zu den Produkten des Hauptpatents dadurch, daß man hier i Mol Dicyandiamid
mit mehr als 2 bis zu 3,5 Mol Formaldehyd zunächst in Wasser durch Erwärmen in Lösung
bringt und dann nach Zugabe eines sauren Kondensationsmittels, z. B. einer Säure,
bei höherer Temperatur weiterkondensiert. Auch bezüglich der Eigenschaften der so
erhaltenen Gerbstoffe und der mit ihnen gegerbten Leder besteht weitgehend Übereinstimmung
mit dem Hauptpatent. Beispiel i ioo Teile einer in üblicher Weise geäscherten, entkälkten
und gebeizten Blöße werden mit q. bis 5 Teilen des unten beschriebenen Gerbstoffes,
der in 8o Teilen Wasser gelöst wurde, i bis 2 Stunden im Walkfaß behandelt. Dann
fügt man 28 Teile Salz und o,8 bis i Teil Schwefelsäure hinzu, läßt
das
Walkfaß weitere i bis 2 Stunden laufen und die Blöße über Nacht in der Brühe im
Faß stehen. Am nächsten Tag werden die so behandelten Blößen in normaler Weise mit
Chromalaun oder einem anderen Chromgerbstoff oder auch mit einem Aluminiumgerbstoff,
wie z. B. Alaun, nachgegerbt und in üblicher Weise fertiggestellt. Im Vergleich
zur normalen, rein mineralischen Gerbung werden sehr volle Leder erhalten, die sich
überdies durch eine gute Färbbarkeit mit sauren und Substantiven Farbstoffen auszeichnen.
-
Das zum Gerben verwendete Kondensationsprodukt kann beispielsweise
wie folgt hergestellt werden: 84 Teile Dicyandiamid werden in igo Teilen 4o°/oigem
Formaldehyd durch Erwärmen auf etwa 70° C gelöst. Nach ErkaIten auf Raumtemperatur
läßt man etwa 12 Teile Eisessig zulaufen und erhitzt die Lösung noch etwa 6 Stunden
auf 85 bis 9o° C. Sodann wird die Lösung im Vakuum bei 6o bis 65° C eingedampft
und das Kondensationsprodukt als farbloses, leicht pulverisierbares Harz gewonnen.
Die Lösung kann aber auch ohne vorheriges Eindampfen direkt zum Gerben verwendet
werden. Beispiel 2 ioo Teile Rindspalt werden nach dem Entkälken und Beizen gespült
und mit io Teilen des oben beschriebenen Gerbstoffs in ioo Teilen Wasser gewallt.
Man läßt die Blößen zunächst 5 Minuten in 8o Teilen Wasser laufen und setzt dann
den in 2o Teilen Wasser gelösten Gerbstoff in zwei Anteilen mit 2o Minuten Abstand
zu. Nach einer Walkdauer von 2 Stunden werden 3 bis 5 Teile Kalialaun in 2o Teilen
Wasser gelöst und im Verlauf von 3 Stunden in mehreren Portionen dem Gerbbad zugefügt.
Dann wird zweckmäßig ein kationaktiver Licker, in dem noch Neutralfette emulgiert
sein können, zugesetzt und der px-Wert der Flotte durch Zugabe von Natriumbicarbonat
oder Soda auf 5 bis 5,5 erhöht. Nach einer weiteren Walkdauer von 2 bis 3 Stunden
ist die Gerbung beendet. Die Felle kommen über Nacht auf den Bock und können ohne
zu spülen und nachzufetten fertiggestellt werden. Es werden gut gefüllte, weiße,
wasserbeständige Leder erhalten. Beispiel 3 Ein ähnliches Resultat wie nach Beispiel
2 erhält man bei Verwendung eines wie folgt hergestellten Gerbstoffes 84 Teile Dicyandiamid
werden portionsweise bei 7o bis 8o° C in 122 Teile konzentrierte Salzsäure (roh)
und ioo Teile Wasser eingetragen, wobei unter Wärmeentwicklung sich das salzsaure
Salz des Dicyandiamidins bildet. Nach Erkalten und Neutralisieren mit Natronlauge
werden igo Teile Formaldehyd (37 bis 38%) eingetragen, und hierauf wird bei 70°
C gerührt, bis alles in Lösung ist. Nach Zusatz von i2 Teilen Eisessig wird bei
85 bis 9o° C noch 8 Stunden gerührt. Die Lösung wird bei 6o bis 70° C im Vakuum
zur Trockne eingedampft.
-
Zur Gerbung läßt sich aber auch schon die Lösung verwenden, deren
Prozentgehalt durch eine Trockenbestimmung ermittelt wird. Beispiel ioo Teile in
üblicher Weise mit einem Chromgerbesalz gegerbte Kalbfelle werden nach dem Falzen
kurz gespült und mit 5 Teilen des nach Beispiel i hergestellten Gerbstoffes und
i5o Teilen Wasser nachgegerbt.
-
Nach einer Walkdauer von i bis 2 Stunden kommen die Felle, nachdem
sie zuvor kurz gespült sind, auf den Bock und bleiben i bis 2 Tage liegen. Dann
werden sie in bekannter Weise neutralisiert, gefärbt, gefettet und zugerichtet.
Durch die Nachgerbung werden im Vergleich zur reinen Chromgerbung wesentlich vollere,
mit sauren und Substantiven Farbstoffen leichter färbbare Leder erhalten, ohne daß
dabei der Charakter der Chromgerbung beeinträchtigt wird.