Gerbverfahren Es ist ein Gerbverfahren bekannt, bei wel- ehem als Gerbmittel Fettalkoholsulfate in Verbindung mit mineralischen oder synthe tischen Gerbstoffen angewendet werden. Bei diesem Verfahren gelangt man zu hochwerti gen Ledern, die sich vor allem durch beson ders weichen Griff und sehr gute Reissfestig keit auszeichnen. In manchen Fällen zeigen diese Gerbungen jedoch den Nachteil, dass sie gegenüber längerer oder wiederholter Behand lung mit alkalischen Mitteln, wie zum Beispiel beim Waschen mit Seife, nicht völlig resistent sind, und dass die Fettalkoholsulfate teilweise wieder ausgewaschen werden.
Es wurde nun gefunden, dass man dieses Gerbverfahren dadurch verbessern kann, dass man den Gerbprozess mit Fettalkoholsulfaten, die in diesem Fall vor allem auch allein an gewendet werden sollen, in Verbindung mit einer an sich bekannten Kunstharzgerbung an wendet. Die Kunstharzgerbung besteht im Prinzip darin, dass man wasserlösliche Kunst harzvorkondensate in die Häute bzw. Blössen oder Felle einarbeitet und dann in der Haut durch saure oder alkalische Mittel bzw. durch Wärmebehandlung in unlösliche Form über führt.
Die nach diesem Verfahren erhaltenen Le der oder Pelze zeichnen sich dadurch aus, da') sie die hohe Geschmeidigkeit der Fettalkohol sulfatgerbung besitzen, hellfarbig bzw. rein weiss sind und eine vorzügliche Reissfestig- keit und glatten, festaufliegenden Narben au f- weisen. Vor allem sind aber die erzielten Gerb- effekte irreversibel, das heisst die Leder oder Pelze sind waschbeständig und behalten auch unter extremen Bedingungen ihre Weichheit und Fülle. Ferner wurde gefunden, dass man ähnliche Effekte erzielen kann, wenn man an Stelle von Fettalkoholsulfaten andere wasser lösliche, mindestens einen lipophilen Rest ent haltende Stoffe verwendet.
Demgemäss betrifft die Erfindung ein Ver fahren zum Gerben von Fellen und Häuten unter Verwendung von wasserlöslichen Kunst-, harzvorkondensaten, das dadurch gekennzeich net ist, dass man in die Felle und Häute was serlösliche Kunstharzvorkondensate und was serlösliche, mindestens einen lipophilen Rest enthaltende Stoffe einbringt.
Das Verfahren ist, grundsätzlich auf alle bekannten Arten von tierischen Häuten und Fellen zur Herstellung der verschiedenen Lederarten anwendbar. Mit sehr gutem Effekt kann man das Verfahren an Stelle der übli chen Glacegerbung anwenden. Die damit er zielten Leder haben ein rein weisses Aussehen und zeichnen sich durch bessere Fülle, feinen, geschmeidigen Narben und gute Zügigkeit aus. Wesentlieh ist im Gegensatz zu Glace- ledern die Waschbarkeit und die gute Heiss wasserbeständigkeit (bis 85 C) dieser Leder.
Auch die Herstellung sä.misehartiger Leder, die üblicherweise mit Tran gegerbt sind, kann nach dem erfindungsgemässen Verfahren er folgen.
Man kann das Verfahren demgemäss für die Gerbung von Spalten oder tierischen Fel len und Häuten anwenden, wie zum Beispiel Hirsch- und Rehdecken, Lamm-, Schaf-, Zickel- und Ziegenfellen, Kalbfellen, Schweine häuten, Rindshäuten und andern Grossvieh häuten. Ferner ist das Verfahren von beson derem Wert für die Gerbung von Pelzfellen aller Art, wie Fohlen-, Lamm-, Kanin- und Edelfellen. Es können nach diesem Verfahren Handschuhleder, Bekleidungsleder, Schuh oberleder, Velourleder, Leder für technische Zwecke u. a. hergestellt werden.
Die Vorbehandlung der Häute kann in üblicher Weise in der Wasserwerkstatt durch Weichen, Sehwöden, und/oder Äschern, Käl- ken, Beizen oder gegebenenfalls durch Pickeln erfolgen.
Man kann wasserlösliche, mindestens einen lipophilen Rest enthaltende Stoffe aller Art verwenden. Also ausser den bereits erwähnten höhenmolekularen Fettalkoholsulfaten andere Stoffe, die neben wenigstens einem höhermole kularen lipophilen Rest wasserlösliehmachende Gruppen enthalten und sowohl anionaktiv en, kationaktiv en und auch elektroneutralen Cha rakter besitzen können. Als lipophile Reste kommen vor allem Kohlenwasserstoffreste mit wenigstens sechs Kohlenstoffatomen der ali phatischen, cyeloaliphatischen oder fettarona- tisehen Reihe in Betracht.
Diese Reste können durch Heteroatome, wie Sauerstoff, Schwefel oder Stickstoff, unterbrochen sein bzw. durch Atomgruppen, die sieh davon ableiten, wie zum Beispiel Carbonamid- und Sulfonamid gruppen, und können auch Substituenten, wie zum Beispiel Hydroxylgruppen oder Amino- gruppen, enthalten.
Als anionaktive Verbindungen sind bei spielsweise ausser den bereits genannten Fert- alkoholsulfaten (wasserlösliche Salze von Al kylsulfaten mit organischen oder anorgani schen Basen) wasserlösliche Salze von Alkyl- bzw. Alkylarylsulfonsäuren oder von sulfo- nierten Ölen und Fetten zu nennen, weiterhin wasserlösliche Salze von Fettsäuren, Harz säuren, Waehssäuren und dergleichen sowie auel wasserlösliche Kondensationsprodukte aus Eiweissstoffen oder Eiweissspaltprodukten mit Fettsäure- oder Sulfonsäurehalogeniden oder mit höhermolekularen Halogenfettsäure- estern oder -amiden.
Als kationaktive Verbindungen kommen in Betracht quaternäre Amnoniumverbindun- gen sowie entsprechende Phosphonium- oder Sulfoniumverbindungen und dergleichen, wel che wenigstens einen höhenmolekularen lipo- philen Rest enthalten. Als Beispiel hierfür wären zu nennen Trimethyloctadecylammo- niumehlorid, Dodecylpyridiniumbisulfat, Di- methyleyclolexyloetadecy lannoniumehlorid und dergleichen.
Endlich kommen auel elektroneutrale Ver bindungen in Betracht, insbesondere die be kannten Polyalky lenoxydanlagerungsprodukte, insbesondere Äthy lenoxyda nla gerungsprodukt e an höhenmolekulare Carbonsäuren, Amine, Mercaptane oder an höhenmolekulare alipha- tisehe, aliphatiseh-aromatische oder aroma- tisehe Sulfonsäuren oder Sulfonsäureamide. Weiterhin sind verwendbar entsprechende was serlösliche Kondensationsprodukte mit mehr wertigen Alkoholen, wie Äthylenglykol, Gly- eerin, Pentaerythrit, Sorbit und dergleichen.
Als wasserlösliche Kunstharzvorkondensate kommen hauptsächlicl die bekannten Konden sationsharze in Betracht, die durch Einwir kung von Aldehyden, insbesondere Form aldehyd, auf stickstoffhaltige Verbindungen entstehen, die mit Aldehyden wasserlösliele, harzartige Kondensationsprodukte zu bilden vermögen.
Hierfür sind in erster Linie zu nennen wasserlösliche Kunstharzvorkondensate, wel che aus Harnstoff bzw. Thioharnstoff, llethy- lendiharnstoff, Cyanamid, Guanidin, Alkyl- guanidinen, Dicy andiamid, Dieyandiamidin, Melamin und dergleichen durch Kondensation mit. Aldehyden, insbesondere Formaldehyd oder Acetaldehyd, in neutralem, alkalischem oder auch saurem Medium erhalten werden.
Die beiden Gerbstoffkomponenten können nacheinander in beliebiger Reihenfolge in die Häute bzw. Blössen oder Felle eingearbeitet und die Harzvorkondensate anschliessend aus- londensiert werden. Die Mengen, die von den beiden Ausgangskomponenten verwendet wer den, richten sich im wesentlichen nach der Art der Felle und Häute, der Vorbehandlung der Blössen bzw. zu gerbenden Felle und nach der Lederart, die hergestellt werden soll. Im all gemeinen liegen die Mengen für die wasserlös lichen, mindestens einen lipophilen Rest ent haltenden Stoffe zwischen 1 bis 10 oo, vor zugsweise 2 bis 5 %, und die Mengen der Harzgerbstoffe zwischen 2 bis 10 %, vorzugs weise 2 bis 6 o, auf Blössengewicht berechnet.
Die wasserlöslichen, mindestens einen lipophi- len Rest enthaltenden Stoffe werden am besten in wässeriger Lösung oder Emulsion, die Harzvorkondensate in wässeriger Lösung oder kolloiddisperser Verteilung angewendet.
Die Auskondensierung, das heisst die Um wandlung des löslichen Harzvorkondensates in die unlösliche Form, kann auf verschieden artige Weise erfolgen, wobei man sieh be kannter Methoden bedienen kann. Man kann dafür alkalische oder saure Mittel verwenden, oder kann die Kondensation durch Elektrolvt- lösungen oder eine Wärmebehandlung herbei führen. Man kann diese Methoden auch kom binieren und in verschiedenen Stufen durch führen. Von praktischem Interesse ist vor allem die Verarbeitung von vorbehandelten Blössen, die im Schnitt ein im sauren Bereich liegendes pl besitzen, da hier die wasserlös lichen Harzvorkondensate schon während des Einwalkens allmählich in die unlösliche Form übergehen.
Man kann das Verfahren auch in Kombi nation mit andern bekannten Gerbverfahren auf Basis mineralischer, vegetabilischer oder synthetischer Gerbstoffe anwenden, wobei die Menge der mitv erwendeten, bisher üblichen Gerbstoffe bis auf die Hälfte und weniger vermindert werden kann und wobei man in allen Fällen Leder bzw. Felle erhält, die siele durch einen hervorragend beständigen Fett- gerbeffekt auszeichnen. In den nachstehenden Ausführungsbeispie len beziehen sich die Prozentangaben auf das Blössengewicht.
Beispiele 1. Schafblössen werden wie üblich ge- äschert, entfettet, entkälkt und gebeizt. Die Blössen werden sodann bei einer Temperatur von 18 bis 20 C während zwei Stunden im Gerbfass mit 4 % eines wasserlöslichen, aus 1 Mol Melanin und 3 Mol Formaldehyd hergestellten Melaminformaldehydvorkondensates und 80 % Wasser behandelt. Die Gerbflotte wird darauf ersetzt durch 5 % eines Alkylnatriumsulfatgemisches (Alkylreste C10-C18) und 20 o Wasser.
Nach einer Laufzeit von etwa l1/2 Stunden ist die Gerbung vollendet, wobei die Leder ein pH von 6,2 zeigen. Sie werden zweckmässig 24 Stunden über den Bock gelegt, aufgehängt und wie üblich zugerichtet. Eine Nachfettung ist meist nicht erforderlich oder kann stark reduziert werden, weil die Leder durch das Alkvlnatriumsulfatgemiseh genügend aufge- fettet sind. Die Leder sind weiss, lassen sich jedoch auf jeden gewünschten Farbton fär ben. Sie haben einen weichen, geschmeidigen Griff, besitzen eine ausgezeichnete Reissfestig keit und können mit Vorteil als Bekleidungs leder verwendet werden.
2. Ziegenblössen werden wie üblich vorbe handelt. Nach dem Beizen werden die Blössen im Gerbfass während zwei Stunden bei 18 bis BOa C in einer Gerbflotte behandelt, die 3-4 1/o eines wasserlöslichen, aus 1 Mol Di- cyandiamid und 4 bis 5 1M1 Formalde hyd hergestellten Dicyandiamidform.- aldehydkondensates und 80-100 % Wasser enthält.
Das Leder hat nach der Gerbung ein pA von 6 bis 6,8. Nunmehr wird die Flotte durch 3-4 o eines wasserlösliehen Äthy l eiioxv it - anlagerungsproduktes an ein Alkylben zolsulfonamidgemisch (Alkylreste C12-C1s) und 20 % Wasser ersetzt und eine Stunde im Walkfass laufen gelassen. Das Leder hat ein PH von etwa 6 und wird wie üblich weiterbearbeitet und zuge richtet. Man erhält ein Leder von ausgezeich netem Griff, guter Fülle und beachtlicher Wärmeisolation, das als Bekleidungsleder oder Handschuhleder verwendet werden kann.
3. Kalbblössen werden nach gutem Äschern und Beizen mit 4% eines wasserlöslichen, aus 1 Hol Harnstoff und 2 Hol Fornaldehy d hergestellten Harnstofformaldehydvorkonden- sates, wie im Beispiel 1 beschrieben, vorbehan delt. Die Flotte wird anschliessend ersetzt durch 6-12 % eines Gemisches von Natriumsalzen von Alkvlbenzolsulfonsäuren (Alkylreste durchschnittlich C12) und 20 % Wasser, worauf bei normaler Temperatur eine Stunde naehgewalkt wird. Nach einer Laufzeit von einer Stunde wird durch Zusatz einer organi schen Säure, wie zum Beispiel Aneisensäure, auf pH 4,5 bis 5 eingestellt. Die Fertigstellung der Leder erfolgt dann in üblicher Weise.
Die erhaltenen Leder zeichnen sieh durch Fülle, Gesehmeidigkeit und angenehmen, war men Griff aus und können als Handschuhleder und Bekleidungsleder verwendet werden. Sie sind in den gebräuchlichen Farben vorzüglich färbbar.
4. Lammblössen werden wie bei der Hand sehuhfabrikation vorbehandelt und nach der Beize und dem Spülen im Gerbfass mit folgen der Gerblösung weiterbehandelt: 2-3 % eines ans 1 Mol Melamin und 4 Mol Formaldehyd hergestellten wasserlösli chen Melaminformaldehydvorkondensa- tes, 1% Formalin (40prozentig), mit Soda auf pH 8 bis 8,2 eingestellt, 80 0 Wasser, Es wird zwei Stunden bei 18 bis 20 C gegerbt. Das Leder hat nach der Gerbung PH 6,9. Anschliessend wird die Gerbflotte durch 2 % eines mit Triätlianolaniin neutralisierten Alkylsulfatgemisches (Alkylreste C12-C19) und 20 % Wasser ersetzt. Nach einer Laufzeit von 30 Minuten hat das Leder ein PH von 5,8 bis 6,4.
Danach wird in das W allfass 3 % Kalialaun und 2% Kochsalz gegeben, wobei der pH-Wert auf etwa 4,0 bis 4,4 sinkt. Nach einer Laufzeit von drei Stun den ist der pH-Wert im Schnitt etwa 3,8. Er wird dann durch Zusatz von Soda auf 4,8 bis 5 eingestellt (PH der Flotte 5,2). Die Leder werden dann ohne nachzufetten zweckmässi- 24 Stunden über den Bock gelegt, langsam aufgetrocknet und wie üblich zugerichtet.
Man erhält Leder, die einen sehr geschmei digen, fülligen Griff und eine sehr hohe Reiss festigkeit besitzen und sieh gut anfärben las sen. Auch beim wiederholten Waschen bleiben die Ledereigenschaften voll erhalten.