Gerbverfahren Es wurde gefunden, dass man zu hoch wertigen Ledern gelangt, wenn man Häute und Felle einem zweistufigen Gerbverfahr en unterwirft, bei welchem man die Häute oder Felle zunächst für die Vollgerbung nicht aus reichende Mengen eines wasserlöslichen Kunstharzv orkondensates einbringt, dieses in wasserunlösliche Form überführt und. an schliessend mit beliebigen Gerbstoffen fertig gerbt.
Die Nachgerbung kann mit vegetabili schen oder synthetischen Gerbstoffen oder mit Sulfitablauge erfolgen.
Das Verfahren hat den besondern Vorteil, dass dabei die übliche Gelbdauer<B>UM</B> 2/3 bis auf die Hälfte verkürzt werden kann und dass die in der zweiten Stufe verwendeten, z. B. vegetabilischen bzw. synthetischen Gerbstoffe in wesentlich geringeren Mengen, die etwa die Hälfte der bisherigen Mengen betragen, angewendet werden können. Die Flottenmengen und Temperaturen, bei denen gegerbt wird, können die gleichen wie bei den bisher üblichen Verfahren sein.
Bei diesem Verfahren können als wasser lösliche Kunstharzvorkondensate insbeson dere solche verwendet werden, die durch Einwirkung von Aldehyden, insbesondere Formaldehyd, auf stickstoffhaltige Verbin dungen entstehen, die mit Aldehyden wasser lösliche, harzartige Kondensationsprodukte zu bilden vermögen.
Hierfür sind in erster Linie zu nennen wasserlösliche Kunstharz vorkondensate, welche aus Harnstoff bzw. Thioharnstoff, Methylendiharnstoff, Cyan- amid, Guanidin, Alkylguanidin, Dicyändi- amid, Dicyandiamidin, Melamin und der gleichen durch. Kondensation mit Aldehyden, insbesondere Formaldehyd, Acetaldehyd, Aerolein,
Gemischen aus Formaldehyd und Aerolein in neutralem, alkalischem oder saurem Medium unter Anwendung üblicher Mengenverhältnisse erhalten werden. Diese wasserlöslichen Kunstha:rzvorkondensate können in die Häute bzw. Blössen oder Felle in üblicher Weise eingearbeitet und anschlie ssend auskondensier t werden, wobei man al kalische oder saure Mittel anwenden kann oder eine Behandlung mit Elektrolytlösungen oder eine Wärmebehandlung vornehmen kann.
Sind die Häute oder Felle sauer ein gestellt, kann die Umwandlung der Harzvor- kondensate in unlösliche Form schon kurz nach dem Einwalken erfolgen.
Die Gerbung kann dann in zweiter Stufe mit bekannten vegetabilischen oder synthe tischen Gerbstoffen oder mit Sulfitablauge zu Ende geführt werden. Dafür können alle heute in der Gerberei gebräuchlichen Gerb stoffe eingesetzt werden, wobei die Verwen- duMg von vegetabilischen Gerbstoffen und von Sulfitablauge von besonderem prakti schem Interesse ist.
Zur Verbesserung des Effektes kann man in der Stufe der Harzgerbung gleichzeitig Fettsubstanzen mit einarbeiten, und zwar soweit es sich dabei um basisch reagierende Harzsubstanzen handelt, in basisch reagie renden Stoffen emulgierte Fettsubstanzen und, soweit es sich um sauer reagierende Harzsubstanzen handelt, um anionaktive Fettsubstanzen.
Im ersteren Falle können beispielsweise tierische oder pflanzliche Fett stoffe, synthetisch hergestellte Fettsubstan zen, Mineralöle, Wachse und dergleichen, die mit kationaktiven Substanzen emulgiert sind, verwendet werden, im letzteren Falle als anionaktive Fettsubstanzen die bekannten Alkylsulfate, Alkylsulfonate, Alkylbenzol- sulfonate, sulfonierten Öle und Fette und dergleichen. Durch die Verwendung der Fettsubstanzen wird die Griffigkeit und Reissfestigkeit der Leder noch weiter ver bessert.
Entsprechend den herzustellenden Leder sorten kann die Gerbung in den beiden Stufen des Verfahrens auf verschiedenes pu ein gestellt werden. Bei Vachetten und Blank leder wird in der ersten Stufe bei pH 4,5 und in der Endstufe bei 4-4,2 gegerbt, bei Vache- leder 4,5 und 4,0, bei Sohlleder 4,2 und 3,8. Diese Einstellung ist jedoch nur als Beispiel anzusehen, sie kann in gewissen Grenzen variiert werden. Die Sauereinstellung erfolgt in der v egetabilisehen Gerbung mit organi schen Säuren oder Gemischen derselben.
Bei synthetischen Gerbstoffen, die meist sauer reagieren, wird entsprechend weniger oder auch keine zusätzliche Säure benötigt, um die angegebenen pH Werte zu erreichen. In den nachstehenden Beispielen beziehen sich die Prozentangaben auf Blössengewicht. <I>Beispiele</I> 1. Herstellung von Futter- und Feinleder.
Nach dem Enrtkälken und Beizen werden die Blössen gespült und kommen dann zur Vorgerbung 80-1000/, Wasser 0,8-1,5% eines wasserlöslichen Harzvorkon- densates aus 1 41o1 Melamin und 4 Mol Formaldehyd, 1:10 gelöst bei einer Temperatur von 50-60 C und evtl. Zusatz von 2% einer wässrigen Mineralöl/Spermöl- emulsion mit einer Kationseife als Emulgator.
Laufzeit: 3 Stunden.
Über Nacht bleiben die vorgegerbten Leder im Fass, werden am nächsten Tag noch mals eine Stunde bewegt und anschliessend mit organischer Säure oder mit einem orga nischen Säuregemisch auf pH 4,6 gestellt.
Die Leder werden dann 2 Tage über den Bock gelegt und vor der vegetabilisch/synthe- tischen Nachbehandlung 5 Minuten gespült. Nachgerbung 100/, Reingerbstoff, bestehend aus 20 Teilen Quebracho 40 Teilen Mimosa und 40 Teilen eines synthetischen Gerbstoffes, wie er üblicherweise für die Futter- lederherstellung eingesetzt wird und evtl. Zusatz von 1% Alkylnatriumsulfat (35% Fettalkohol gehalt,
Alkylreste Cl, -0"), berechnet auf Reingerbstoff.
Laufzeit: 1 i/2-2 Stunden.
Die Leder haben ein helles, gleichmässiges Aussehen, besitzen einen vollen Griff und eine hohe Reissfestigkeit. Besonders gut ist die Reissfestigkeit, wenn der Harzgerbung gleichzeitig ein kationisches Fettungsmittel zugegeben wird.
2. Herstellung von Vachettenledern. Vorgerbung 80-120 /o Wasser, übliche Temperatur 1-2% eines wasserlöslichen Harzvorkon- densates aus 1 Mol Methylendi- harnstoff und 4 Mol Formaldehyd, gelöst 1:10 bei 50-60 C und evtl. Zusatz von 3"/, eines tierischen Ölgemisches, das einen kationischen Emulgator ent hält.
Gerbdauer: 1-1 Y2 Tage. Nach der Gerbung werden die Leder mit organischen Säuren auf einen pH von 4,4-4,6 eingestellt.
Anschliessend wird gespült, wobei es zweckmässig ist, die Leder vorher 1-2 Tage zu stapeln.
Nachbehandlung mit 10% Reingerbstoff, bestehend aus: :?0 Teilen Valonea 40 Teilen Mimosa und 40 Teilen eines synthetischen Gerbstoffes, wie er üblicherweise bei der Va- chettengerbung verwendet wird. Gerbdauer : 2-3 Tage.
Nach einer Lagerung von 1-3 Tagen wer den die Leder gespült. Die Weiterbehandlung und Fettung erfolgt wie üblich. Die Fett menge kann um die Hälfte der bisher üblichen Menge vermindert. werden, wenn der Harz gerbung bereits fettende Substanzen zu gesetzt wurden.
3. Herstellung von Unterleder.
Die Blössen werden wie üblich entkälkt und evtl. gebeizt. Die Blössen sollen in den Aussenschichten kalkfrei sein. Die Innen schicht, etwa 50-70% des gesamten Haut querschnittes, braucht nicht entkälkt zu sein. Vorgerbung 1000'/'" Wasser üblicher Temperatur 0,1"/" eines wasserlöslichen Harzvorkon- densates aus 1 Mol Dicyandiamid und 4,5 Mol Formaldehyd, berechnet auf die Flottenmenge bzw.
<B>10/,</B> des gleichen Harzvorkondensates, bezogen auf Blössengewicht p. der Flotte 7-7,5 Gerbdauer: 11/2-2 Tage.
Einstellen der Leder auf einen p. von etwa 4,2 (Aussenschicht) und etwa 5,2 (Innen schicht). 1 Tag stapeln und anschliessend spülen.
Nachgerbung: Die Nachgerbung erfolgt in der Grube durch Einhängen der vorgegerbten Leder in eine 8-12 B6 starke vegetabilisch/synthe- tische Gerbbrühe, der pro cm3 0,5-1 kg Alkyl- natriumsulfat (etwa 33%ig mit Alkylresten C7 C9) zugegeben werden kann. Nach 3-5 Wochen sind die Leder durchgegerbt.
Die Gerbdauer ist von der Stärke der Häute abhängig. End-BZ 9,5 bei einer Anfangs brühenstärke von<B>1<I>1'</I></B> B6. Das. Leder wird 12-1 Tag gestapelt, kurz gespült, getrocknet und evtl. abgeölt.
Das Leder ist auch bei der verhältnis mässig kurzen Gerbdauer gut und gleich mässig durchgegerbt, hat einen speckigen Schnitt und eine helle Lederoberfläche, die frei von Gerbstoffüberlagerungen ist.