-
Verfahren zum Weißätzen von Färbungen mit Küpenfarbstoffen Küpenfarbstoffe
lassen sich im allgemeinen nicht leicht ätzen, ein Teil ist praktisch als nicht
ätzbar zu bezeichnen. Bei vielen Küpenfarbstoffen erfolgt, wenn überhaupt, eine
befriedigende Ätzwirkung nur dann, wenn man das gefärbte Gewebe vor dem Aufdrucken
der Ätze mit einer Lösung des Calciumdisulfonats des Dimethyl-phenyl-benzyl-ammoniums
in Wasser vorklotzt, was eine von der Technik nur ungern ausgeführte zusätzliche
Maßnahme bedeutet. Als überhaupt nicht weiß ätzbar, auch nicht nach der obenerwähnten
Vorklotzung, gelten bisher einige sehr wichtige Gruppen von Anthrachinonküpenfarbstoffen,
wie die Dihydroanthrachinonazine, z. B. INDANTHREN-Blau RS (vgl. F. Weiß, »Die Küpenfarbstoffe(e,Wien,Springer-Verlag,
1953, S.88, Nr.7z), die Dianthrachinonylfarbstoffe, z. B. INDANTHREN-Orange RRT
(vgl. F. Weiß, a. a. 0., S. g¢, Nr. 85), die Kondensationsprodukte des Benzanthrons,
z. B. Dibenzanznron, Isodibenzanthron und davon abgeleitete Farbstoffe (vgl. F.
Weiß, a. a. O., S. ioi und 1o6), ferner die Kondensationsprodukte des Benzanthrons
mit a-Amino-anthrachinonen, z. B. das INDANTHREN-Olivgrün B (vgl. F. Weiß, a. a.
0., S. io8, Nr. i15), sowie weitere Anthrachinonküpenfarbstoffe mit höherkondensierten
Ringsystemen (vgl. F. Weiß, a. a. 0., S. 277). Den zahlreichen, zur Beseitigung
dieser Mängel unternommenen Versuchen blieb ein praktischer Erfolg bisher versagt.
-
Es wurde nun gefunden, daß man Färbungen mit Küpenfarbstoffen, auch
mit solchen, die bisher nur schwer oder überhaupt als nicht ätzbar angesehen wurden,
weiß ätzen kann, wenn man Ätzdruckpasten verwendet, die neben den üblichen Verdickungsmitteln,
Reduktionsmitteln, Ätzhilfsmitteln und sonstigen
Zusätzen in Wasser
kolloidal lösliche Polymerisate von N-Vinylpyrrolidonen oder deren Mischpolymerisate
mit anderen Vinylverbindungen, vorzugsweise solche vom K-Wert etwa 6o, enthalten.
-
Neben Poly-N-vinylpyrrolidonen selbst eigenen sich hierfür Mischpolymerisate
von N-Vinylpyrrolidonen mit z. B. N-Vinylimidazol, N-Vinylcaprojactam, Acrylnitril,
Acrylamid, Methacrylamid, Vinylchlorid, Vinylacetat oder Styrol. Erforderlichenfalls
kann ein derartiges Mischpolymerisatzur Erzielung dergewünschten Wasserlöslichkeit
nachträglich abgewandelt werden, z. B. durch Verseifung oder Sulfonierung.
-
Mit Vorteil wählt man Polymerisate der genannten Art vom K-Wert etwa
6o, doch sind je nach den Erfordernissen auch Polymerisate vom K-Wert 30 oder go
geeignet.
-
Die Polymerisate werden in etwa der 1,5- bis iofachen Menge: Wasser
gelöst und in Form dieser Lösungen den Ätzdruckpasten in Mengen von etwa 2o bis
6o0/, zugesetzt. Die Ätzdruckpasten enthalten außer diesen Polymerisatlösungen noch
Verdickungsmittel, wie gebrannte Stärke, Johannisbrotkernmehl, Alginate oder das
Natriumsalz des Celluloseglykolsäureäthers, wobei das zuletzt genannte Verdickungsmittel
eine besonders günstige Wirkung hat. Außer diesen enthalten die Ätzdruckpasten noch
die üblichen bekannten Bestandteile, wie Alkalien, Reduktionsmittel, quartäre Ammoniumverbindungen,
und gegebenenfalls weitere Zusätze, z. B. solche hydrotroper Natur, wie Harnstoff.
Beispiel i Ein mit einem Küpenfarbstoff gefärbter Baumwoll-oder Viskosekunstseidestoff
wird mit einer Ätzdruckpaste von folgender Zusammensetzung bedruckt:
585 g einer 2o °/oigen wäßrigen Lösung von Poly-N- |
vinylpyrrolidon (K-Wert 6o) |
i5o g Trimethyl-benzyl-ammonium-chlorid |
75 g Natriumsalz des Celluloseglykolsäureäthers |
75 g RONGALIT C (s. Beilstein, Handbuch d. |
org. Chemie, 4. Auflage, Bd. I, S. 577) |
759 Pottasche |
409 gefällte Titansäure |
iooo g |
Nach dem Aufdruck und Trocknen wird die Ware 5 bis io Minuten bei etwa ioo° gedämpft,
mit Wasser oder erforderlichenfalls mit stark verdünnter Schwefelsäure gewaschen
und geseift.
-
Nach diesem Verfahren werden z. B. folgende Küpenfarbstoffe praktisch
weiß geätzt INDANTHREN-Blau RS (vgl. F. Weiß, a. a. 0., S. 88, Nr. 72) - Olivgrün
B (vgl. F. Weiß, a. a. 0., S. io8, Nr. 115) - Brillantviolett RR (vgl. F. Weiß,
a. a. 0., S. 107, Nr. iio) - Gelb G (vgl. F. Weiß, a. a. 0., S.93, Nr. 82) - Blaugrün
FFB (vgl. F. Weiß, a.a.0., S. iii, Nr. i2o) Ersetzt man in der obigen Atzpaste die
Pottasche durch eine entsprechende Menge Ätzkali und bedruckt mit dieser Paste einen
mit INDANTHREN-Brillantgrün FFB (vgl. F. Weiß, a. a. 0., S. Zog, Nr. ioo) gefärbten
Stoff, so erhält man durch Dämpfen, Waschen mit Wasser und Seifen weiße Muster auf
dem grünen Fond.
-
Verwendet man an Stelle von Trimethylbenzylammoniumchlorid
300 g der aus a-Dimethylamino-' butyrolacton und Benzylchlorid erhältlichen
quartären Ammoniumverbindung oder ihre Sulfonsäure und fügt zur Paste noch bis zu
etwa ioo g 5o °/oige Natronlauge hinzu, so erhält man eine Ätzpaste, die die im
Absatz 2 genannten Farbstoffe ebenfalls praktisch weiß ätzt.
-
Zu einem ähnlichen Ätzeffekt gelangt man bei Verwendung von Trimethyl-n-butylammoniumbromid
odervonMethyl-diäthylphenyl-ammoniummethosulfat an Stelle von Trimethylbenzylammoniumchlorid.
-
Beispiel 2 Verwendet man in der im Beispiel i beschriebenen Ätzdruckpaste
an Stelle von Poly-N-vinylpyrrolidon 585 g einer io °/oigen wäßrigen Lösung eines
Mischpolymerisates aus N-Vinylpyrrolidon und N-Vinylimidazol (i: i), so kann man
damit Färbungen mit INDANTHREN-B1auRS,INDANTHREN-OlivgrünB und INDANTHREN-Gelb G
nach der im Beispiel i beschriebenen Weise praktisch weiß ätzen.
-
An Stelle des Mischpolymerisates aus N-Vinylpyrrolidon und N-Vinylimidazol
läßt sich mit gutem Erfolg auch ein Mischpolymerisat aus N-Vinylpyrrolidon und Methacrylsäureamid
im Verhältnis 7 : 3 verwenden.
-
Beispiel 3 Ein mit INI)ANTHREN-Brillantscharlach, RK (vgl. F. Weiß
a. a. 0., S. 86, Nr. 71) oder Hydronblau R (Schultz, Farbstofftabellen, 7. Auflage,
1931, Bd. i, Nr. iiii) gefärbter Baumwoll- oder Viskose- i kunstseidestoff wird
mit einer Ätzdruckpaste von folgender Zusammensetzung bedruckt:
240 g einer 2oo/oigen wäßrigen Lösung von |
Poly-N-vinylpyrrolidon (K-Wert 6o) |
240 g Wasser |
9,50 g Calciumsalz der Dimethyl-phenyl-benzyl- |
ammonium-disulfonsäure |
62 g Natriumsalz des Celluloseglykolsäureäthers |
86 g RONGALIT C |
61 g Pottasche |
619 5o°/oige Natronlauge |
iooo g |
Man erhält durch Behandlung der Drucke gemäß Beispiel i weiße Muster auf dem gefärbten
Fond.
-
Statt des Natriumsalzes des Celluloseglykolsäureäthers lassen sich
mit ähnlich gutem Erfolg auch andere Verdickungsmittel, wie gebrannte Stärke, Johannisbrotkernmehl
oder das Natriumsalz der Alginsäure, verwenden.
Statt RONGALIT C
können auch andere Reduktionsmittel, wie Formamidinsulfinsäure, Traubenzucker oder
Pentosen, den Ätzdruckpasten zugesetzt werden.
-
Beispiel 4 Ein wie i ,, i Beispiel i mit einem Küpenfarbstoff gefärbter
Baumwoll- oder Viskosekunstseidestoff wird mit einer Ätzpaste folgender Zusammensetzung
bedruckt:
45o g einer 2o°/oigen wäßrigen Lösung von |
Poly-N-vinyl-pyrrolidon (K-Wert 6o) |
1509 Wasser |
150 g Trimethylbenzylammoniumchlorid |
55 g Natriumsalz von Celluloseglykolsäureäther |
75 g RONGALIT C |
75 g Kaliumcarbonat |
45 g gefällte Titansäure |
1000 g |
Man arbeitet wie im Beispiel i und erhält praktisch weiße Ätzeffekte mit den dort
genannten Farbstoffen. Beispiel 5 Ein mit INDANTHREN-Orange RRT (s. F. Weiß, a.
a. 0., S. 94, Nr. 85) oder mit einem der im Beispiel i genannten Farbstoffe gefärbter
Baumwoll- oder Viskosekunstseidestoff wird mit einer Ätzpaste folgender Zusammensetzung
bedruckt:
585 g einer 2o°/jgen wäßrigen Lösung von Poly- |
N-vinyl-pyrrolidon (K-Wert 6o) |
150 g Tetraäthylammoniumchlorid |
75 g Natriumsalz des Celluloseglykolsäureäthers |
75 g RONGALIT C |
75 g Kaliumcarbonat |
4o g gefällte Titansäure |
i000 g |
Man erhält reinweiße Atzeffekte. An Stelle des Tetraäthylammoniumchlorids kann man
auch die gleiche Menge Triäthylmethylammoniumchlorid verwenden.
-
Ähnliche Ätzeffekte erzielt man bei Verwendung von Triäthylallylammoniumchlorid
oder von Tetraäthylammoniumfluorid, -bromid, -sulfat, -methosulfat, -äthosulfat,
-trichloracetat oder -hydroxyd statt Tetraäthylammoniumchlorid.
-
Beispiel 6 Ein mit INDANTHREN-Blau RS (F. Weiß, a. a: 0. S. 88, Nr.
72) oder INDANTHREN-Olivgrün B (F. Weiß, a. a. 0., S. i08, Nr. 115) oder INDAN-THREN-Dunkelblau
BOA (F. Weiß, a. a. 0., S. ioi, Nr. 95) oder INDANTHREN-Orange RRT (F. Weiß, a:
a. 0., S. 94, Nr. 87) oder INDANTHREN-Gelb G (F. Weiß, a. a. O., S.93, Nr. 82) oder
INDANTHREN-OlivT (F. Weiß, a. a. 0., S. i09, Nr. 117) oder mit einem sonstigen Küpenfarbstoff
gefärbter Stoff aus Baumwolle oder Viskosekunstseide wird, je nach Bedarf, mit einer
derÄtzpasten bedruckt, deren ungefähre Zusammensetzung durch die folgenden fünf
Rezepturen gegeben ist:
i 2 3 4 5 |
(Teile) |
(Teile) |
(Teile) |
(Teile) |
(Teile) |
Tetraäthylammoniumcarbonat ... 130 95 170 115 140 |
Wasser ....................... 56o 670 520 530 367 |
Poly-N-vinylpyrrolidon . . . . . . . . . i90 130 i55
.228 270 |
(K-Wert (K-Wert (K-Wert (K-Wert 45) (K-Wert 30) |
5o bis 6o) 5o bis 6o) 5o bis 6o) |
Kaliumcarbonat ............... 28 17 io 33 40 |
RONGALIT C ................. 67 45 55 79 95 |
Natriumsalz des Celluloseglykol- |
säureäthers .................. 25 8 io 15 15 |
Gefällte Titansäure + Wasser (i : i) - 35 So - 73 |
Wenn gewünscht, kann man für die einzelnen Komponenten der Ätzpasten auch Mengenverhältnisse
wählen, die zwischen den hier angegebenen liegen.
-
Die Drucke werden nach dem Trocknen etwa 3 bis 7 Minuten gedämpft,
mit kaltem Wasser gründlich gespült und geseift. Man erhält reinweiße Ätzeffekte.
-
An Stelle des Tetraäthylammcniumcarbonats lassen sich mit sehr gutem
Erfolg auch andere quartäre Ammoniumcarbonate, z. B. Trimethylbenzyl- oder Triäthylammoniumcarbonat
oder Triäthylmethylammoniumcarbonat, verwenden. Ebenso geben die quartären Ammoniumphosphate
gute Ätzeffekte. Beispiel 7 Ein mit INDANTHREN-Gelb G oder mit INDAN-THREN-Olivgrün
B oder mit einem anderen Küpenfarbstoff gefärbter Baumwoll- oder Viskosekunstseidestoff
wird mit einer Ätzpaste von folgender Zusammensetzung bedruckt: 25o Teile Wasser
55 Teile Tetraäthylammoniumchlorid 74 Teile Poly-N-vinylpyrrolidon vom K-Wert 6o
io Teile des Natriumsalzes des Celluloseglykolsäureäthers 66 Teile Kaliumhydrocarbonat
26 Teile RONGALIT C
Eine genaue Einhaltung dieser Zahlen ist nicht
erforderlich, die gewünschte Wirkung wird auch mit nicht allzu stark abweichenden
Mengenverhältnissen erzielt.
-
Statt Kaliumhydrocarbonat kann man auch eine etwa entsprechende Menge
Natriumhydrocarbonat zur Bereitung der Ätzpaste verwenden.
-
Die Drucke werden bei 3o bis go° getrocknet, danach ungefähr 5 Minuten
gedämpft, mit kaltem Wasser gespült und geseift. Man erhält so weiße Ätzmuster auf
dem gefärbten Fond.
-
Beispiel 8 Ein mit INDANTHREN-Gelb G oder mit INDAN-THREN-Olivgrün
B oder mit einem anderen Küpenfarbstoff gefärbter Baumwoll- oder Viskosekunstseidestoff
wird mit einer Ätzpaste von folgender Zusammensetzung bedruckt: 25o Teile Wasser
55 Teile des bisquartären Ammoniumsalzes aus Triäthylamin und x, 4-Dichlorbutan
(Molverhältnis 2 : i) 74 Teile Poly-N-vinylpyrrolidon vom K-Wert 6o io Teile des
Natriumsalzes des Celluloseglykolsäureäthers 23 Teile Kaliumcarbonat 26 Teile RONGALIT
C Eine genaue Einhaltung dieser Zahlen ist nicht erforderlich, die gewünschte Wirkung
wird auch mit nicht allzu stark abweichenden Mengenverhältnissen erzielt.
-
Die Drucke werden bei 3o bis go° getrocknet, dann ungefähr 5 Minuten
gedämpft, mit kaltem Wasser gespült und geseift.
-
Man erhält so weiße Ätzmuster auf dem gefärbten Fond.